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Fotografien

Nr. 112, 114

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Fotografien

Wenige der Brunecker Brief- und Rechnungsköpfe weisen fotografische Darstellungen als Gestaltungselement auf mit dem Zweck, naturgetreue Vorstellungen der Firmengebäude zu vermitteln. Die Reproduktion von Fotografien im Druck war eine Herausforderung, welche die Druckerei Mahl durch die Technik der Autotypie löste: Die Bilder wurden aufgerastert und daraus Klischees hergestellt, die in eine Druckplatte eingefügt werden konnten. 14

14 Vgl. Glocker, Drucktechnik, 152–167; Ernst Rebel, Druckgrafik. Geschichte und Fachbegriffe (Reclams Universal-Bibliothek 18649), Stuttgart 22009, 160–162.

Ein Foto ziert eine Rechnung des Alois Bernardi (Gasthof „Mondschein“ und Fleischhauerei), die am 28. August 1915 ausgestellt wurde (Nr. 115). Das Bild zeigt den heute nicht mehr bestehenden Gasthof am Kapuzinerplatz mit dem Turm der Rainkirche im Hintergrund. Der Briefbogen ist nicht signiert, auch die Autorenschaft des Fotos bleibt im Dunkeln. Hermann Mahl (1860–1944), der nach dem Tod des Vaters Johann Georg Mahl 1903 die Leitung der Druckerei in Bruneck übernahm, war ein begeisterter Fotograf, der etwa für Wander- und Reiseführer aus seinem Haus selbst fotografierte Motive für die Illustration lieferte.15 Es ist gut möglich, dass das Bild von ihm stammt. Eine Fotografie bildete auch die Grundlage für das überarbeitete Klischee, das zum Druck der bereits erwähnten Rechnungen des Hotels zur Post verwendet wurde (Nr. 72, 73). Die Blätter sind mit 1907 und 1915 datiert und mit „H. Mahl, Bruneck“ bzw. „Mahl, Bruneck“ signiert. Für das mit einem Schriftband und zwei Blüten versehene Foto-Klischee könnte der Zeichner, Maler und Retuscheur Alois Sperandio verantwortlich zeichnen, der 1910 nach Philadelphia auswanderte, vorher aber für die Druckerei in Bruneck tätig und u.a. auch für die Gestaltung von Ansichtskarten zuständig war.16

Mit einem Foto des Hauses warb auch das „Hotel u. Pension Tirol“ der Wally Hohr (1910, Nr. 116). Auch in diesem Fall ist für die Aufnahme kein Urheber angegeben. Das verhältnismäßig klein gedruckte Bild, die Schreibung der Namen von Etablissement und Besitzerin mittels typografischer Nachahmung einer Handschrift sowie das Belassen von viel Weißraum verleihen dem Blatt einen eleganten Charakter. Ein Foto der Betriebsstätte verwendete schließlich auch die Möbelhandlung und Bau- und Möbeltischlerei des Josef Kofler für zwei Briefköpfe, die sich auf 1913 und 1917 ausgestellten Rechnungen finden (Nr. 117, 118); das Blatt von 1917 ist mit „H. Mahl, Bruneck“, signiert. Der Blick stadtauswärts in Richtung Osten ist in der frühen Brunecker Fotografie sehr selten. Er zeigte nämlich keine Sehenswürdigkeiten, welche für die Fremdenverkehrswerbung interessant gewesen wären, sondern ein von Handwerksbetrieben und Wohnhäusern geprägtes Viertel. Insofern kommt dieser Aufnahme neben ihrem Werbezweck ein dokumentarischer Charakter zu.

15 Vgl. Verein für Kultur und Heimatpflege Bruneck (Hg.), Hermann Mahl: Pionier der Farbfotografie im Pustertal / Pioniere della fotografia a colori in Val Pusteria, Bruneck 2017. 16 Martin Harpf, Spannende Einblicke in das Fotoarchiv Mahl, in: Martin Harpf / Archiv Mahl –dipdruck (Hg.), „Aus dem alten Bruneckerleben“. Fotografien aus dem Archiv Mahl, Bruneck 2019, 9–47, hier 35–37.

Nr. 115, 116, 117, 118

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