4 minute read

Markenzeichen

Next Article
Erscheinungsbild

Erscheinungsbild

Markenzeichen

Regelrechte Firmenlogos (Signets), wie wir sie heute kennen, d.h. grafische Zeichen als Kombination von Schrift mit bildhaften Elementen, sind in den Briefund Rechnungsköpfen aus den Brunecker Beständen selten. Vielmehr sind in den allermeisten Fällen einfach der Name des Inhabers oder der Inhaberin einer Firma und deren Tätigkeitsbereich ausgeschrieben. Einige Ausnahmen gibt es aber doch, wenn wir etwa auch allegorische Darstellungen als Vorläufer moderner Logos betrachten.

Advertisement

Eine Rechnung der „Schafwollwaren-Fabrik J. Mössmer & Co. Nachf. Ges.m.b.H.“ etwa, die mit dem 6. April 1923 datiert ist, zeigt in der linken oberen Ecke als kleines Emblem eine am Spinnrad sitzende Frau mit dem Beidruck „Registrierte Schutzmarke“ (Nr. 98). Eine Kombination von Schrift und Symbolbild findet sich auf einer Rechnung der Spedition des Ignaz Moser (datiert 1915, Nr. 99). Hier ist der Name des Firmeninhabers auf den Anhänger eines gezeichneten Pferdefuhrwerkes montiert. Diese bildliche Darstellung dürfte ein eingekauftes Klischee gewesen sein, das durch die Druckerei „personalisiert“ wurde.

Nr. 98, 99

Der Buchhändler Karl Voigt ließ zumindest eine seiner Drucksorten mit einem Markenzeichen versehen. Eine mit dem 8. August 1924 datierte Rechnung zeigt in der linken oberen Ecke eine hochovale Kartusche, in die eine über einer Reihe von Büchern stehende und die Flügel spreizende Eule dargestellt ist (Nr. 100); das Bildchen, wohl ein Holzstich oder –schnitt, ist mit „Glass“ signiert. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Stück nicht in Bruneck gestaltet wurde; der gesamte Blattspiegel entspricht nicht der Mahl’schen Formensprache. Ein weiteres „Logo“ weist eine Rechnung des Sattlers und Tapezierers Josef Gatterer auf, die 1917 ausgestellt wurde. Im Briefkopf ist mittig die Darstellung eines aufgezäumten Pferdes sowie ein separat gezeigter Sattel zu sehen (Nr. 101). Dieses Emblem kann zugleich als Markenzeichen und Produktwerbung interpretiert werden.

Nr. 100, 101

Die Apotheke von Zieglauer führte ein Signet im Briefkopf, das ihren Namen „zur heiligen Dreifaltigkeit“ visualisiert und in einer kreisrunden Kartusche Gott-Vater und Gott-Sohn zeigt, während der Heilige Geist in der Gestalt der Taube über beiden Figuren schwebt und den oberen Rand der Kartusche durchbricht. Dieses Markenzeichen, dessen Urheber leider unbekannt bleiben muss, ist in den

Brunecker Beständen erstmals auf einer 1897 ausgestellten Rechnung nachweisbar (Nr. 102). Die Apotheke selbst gründet auf einer langen Tradition: Johann von Zieglauer, Edler von Blumenthal, führte das Gewerbe bis 1806 aus, danach übernahm es sein gleichnamiger Sohn. 1838 folgte dessen Sohn Johann nach, der auch Bürgermeister von Bruneck war und 1883 verstarb.11

Auch Walter von Zieglauer, Betreiber der „Droguerie zum ‚Roten Kreuz‘“, verwendete ein – wenn auch simples – Logo: ein einfaches Griechisches Kreuz, das mittig in den Briefkopf gestellt ist (Rechnung datiert 1911, Nr. 96). Als Markenzeichen kann nicht zuletzt auch das Zieglauer’sche Familienwappen interpretiert werden, das auf einer anderen Drucksache derselben Drogerie (datiert 1913) gemeinsam mit der Firmenbezeichnung und Ortsangabe „Bruneck, Tirol“ in den Kopfteil des – in diesem Fall – Notizblattes gedruckt wurde (Nr. 103).

Nr. 102, 103

Die Firma Mahl verwendete – etwa auf einer 1914 ausgestellten Rechnung – das Buchdruckerwappen als Signet. Der Rechnungskopf ist in diesem Fall vierfarbig (schwarz, rot, braun und gelb) und mit einer gotisierenden Schrift gedruckt (Nr.

11 Obermair, Gewerbetopographie, 233–234.

54). Mittig – zwischen der ausgerollten Produkt- und Servicepalette – findet sich in einer schildförmigen Kartusche die Darstellung eines nach heraldisch links blickenden Greifen, der zwei Druckerballen aufeinander drückt. Unterhalb des Schildes sind in einem kleinen Quadrat die miteinander verschränkten Buchstaben O und S zu sehen, vermutlich handelt es sich dabei um ein Monogramm des ausführenden Künstlers. Falls dieses Blatt bei Mahl gedruckt wurde, wurde das Wappen wohl zugekauft. Das Buchdruckerwappen findet sich auch auf früheren Rechnungen der Brunecker Druckerei, namentlich auf jenen, die mit 1884, 1892, 1896, 1898 und 1903 datiert sind (Nr. 46–48, 55). Der Vollständigkeit halber sei noch auf einen Stempel von Johann Amonn hingewiesen, der auf einer Rechnung von 1915 zu sehen ist und ein „Logo“ zeigt: Die künstlerisch ausgeformte Ligatur der beiden Anfangsbuchstaben seines Namens J und A, die in eine rechteckige und oben und unten mit Zierleisten gerahmte Kartusche eingestellt ist (Nr. 104). Ein gelungener Stempel ist auch jener des Schlossermeisters Johann Innerhofer, dessen Abdruck auf einer 1913 ausgestellten Rechnung zu sehen ist. Er zeigt einen Adler im Flug, der einen Schlüssel in den Krallen hält (Nr. 105). Dieses Motiv kann eventuell als Markenzeichen – in diesem Fall eines Handwerkers – interpretiert werden, das sich allerdings in den gedruckten Brief- und Rechnungsköpfen des Gewerbetreibenden nicht wiederholt.

Nr. 104, 105

This article is from: