zusammen.kämpfen "Aufwertung in Fürth"

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Aufwertung und ihre Folgen

Bezahlbarer Wohnraum und eine Stadt für alle? Städte verändern sich ständig – so auch Fürth. Kaum eine Straße ist mehr frei von Abrisshäusern, Baustellen oder Neubauten. Altbauten werden luxussaniert, neue Mitten entstehen – das Stadtbild verändert sich und damit auch die Bewohnerschaft. Die Veränderung ist in vollem Gange, wir nennen sie Aufwertung und kritisieren ihre Folgen.

Wo es in den 1970er Jahren „chic“ war, in ruhigen Vorortsiedlungen (zum Beispiel Dambach) zu wohnen, geht der Trend seit Anfang der 1990er Jahre wieder in die entgegengesetzte Richtung. Innenstädtisches Wohnen wird überall immer attraktiver – so auch in Fürth. Kurze Wege, optimale Nahverkehrsanbindung und kulturelle Angebote vor der Haustür waren und sind so angesagt, wie nie zuvor. Gerade hier bietet der große Bestand an Altbauten, entstanden im späten 19. Jahrhundert den optimalen Nährboden für diese Entwicklung. Attraktivitätssteigernd wirkte sich außerdem das ehemals niedrige Mietniveau, bedingt durch den oftmals schlechten Zustand der Häuser, aus. Auch die Lage Fürths, zwischen der Ausgeh-, Arbeits- und Einkaufsstadt Nürnberg und Erlangen als Universitäts- und Siemensstadt, spielt dabei eine Rolle. Diese Grundbedingungen führen dazu, dass auch Fürth eine Renaissance, ein Wiedererwachen der Innenstadt erlebt. Diese Renaissance, beziehungsweise die Menschen, die diese vorantreiben, stellen dabei allerdings auch Anforderungen an ihre Wohnung und ihr Wohnumfeld – sie erwarten einen bestimmten Standard, ein gewisses Niveau. Diese Forderung öffnet einen wirtschaftlichen Markt, der von Baufirmen und Investor_innen nur allzu gern bedient wird. Gleichzeitig sehen diese, verhaftet in der kapitalistischen Logik, eine Möglichkeit der Profitmaximierung. Auf diesen Zug springt auch die Stadtverwaltung auf, indem sie die rechtliche und bauliche Grundlage für Einkaufsmöglichkeiten oder, generell das Wohnumfeld schafft und sich dadurch steuerliche Mehreinnahmen erhofft. Diese Vorgänge, vorangetrieben durch die Akteure Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung, kennzeichnen den Prozess der Aufwertung, die sich in Fürth folgendermaßen ausdrückt: In der Innen- und Südstadt wird die Altbausub-

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stanz systematisch saniert und in teuren Wohnraum verwandelt. Dazu kommt, gerade in der Südstadt der Neubau von Hochstandart-Wohnraum mit einem Mietpreis von bis zu 25€ pro m2. Außerdem werden zunehmend Großprojekte umgesetzt, die die Attraktivität Fürths steigern sollen. Beispiele hierfür sind der Bau der „Neuen Mitte“ oder die Sanierung des „City Center“, aber auch der Ausbau des Nahverkehrs in Richtung Erlangen oder verschiedene kulturelle Großveranstaltungen. Die Folgen der Aufwertung sind offensichtlich. Durch die Aufwertung der Innen-, Alt- und Südstadt und die damit einhergehende Mietpreissteigerung, können sich verschiedene Gruppen innenstädtisches Wohnen nicht mehr leisten. Besonders hart trifft es Flüchtlinge und Erwerbslose, für die vom Amt bezahlter Wohnraum zum heiligen Gral wird – und das nicht nur in der Innenstadt, sondern im kompletten Fürther Stadtgebiet. Bei der näheren Betrachtung der Veränderungen in Fürth, fällt auf, dass bestimmte Baumfirmen und Investoren maßgeblich an der Umstrukturierung beteiligt sind. Als größten Akteur muss man hier die P&P Gruppe Bayern nennen. Aber auch andere, wie die Schultheiss AG, tragen in erheblichem Maß zum vermehrten Bau von teurem Wohnraum bei. Es wäre allerdings verkürzt diese als „das Böse“ zu stilisieren. Die Investition in den Immobiliensektor spielt seit Beginn des Kapitalismus vor ca. 200 Jahren eine tragende Rolle. Der Handel mit Immobilien warf und wirft, trotz immer wiederkehrender Krisen massiven Profit ab. Die dem Kapitalismus inne liegende Logik, dass Unternehmen zwangsweise ihren Profit maximieren müssen, um bestehen zu können, greift natürlich auch bei P&P und anderen, die in Fürth optimale Voraussetzungen vorfinden. Dass dabei soziale Aspekte, wie das Recht auf bezahlbaren Wohnraum auf der Strecke bleiben, ist dabei im Kapitalismus nur allzu natürlich. Dies wird sich erst ändern, wenn der Wohnungsund Immobilienmarkt und letztlich die Gesellschaft nicht mehr nach der kapitalistischen Logik der Profitmaximierung funktioniert. Bezahlbaren Wohnraum und eine soziale Stadt für alle! Der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte!

antifa-fuerth@riseup.net


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