Friede und Heil, Ausgabe 3/2012

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Was Eucharistie alles bedeuten kann Unbeachtet von der großen Öffentlichkeit hat Papst Benedikt XVI. am 14. März 2012 im Vatikan eine wichtige Festwoche eingeläutet. Mit eigener Hand schlug er symbolisch eine kleine Glocke an zum Auftakt des Eucharistischen Weltkongresses, der vom 10.-17. Juni in Dublin stattfinden wird. Am St. Patrick´s Day, drei Tage später, läuteten auf der „Grünen Insel“ überall die Glocken als unüberhörbare Einladung zur Mitfeier. Bereits 1932 war die irische Kirche Gastgeber dieses geistlichen Ereignisses. 80 Jahre später heißt das Thema: „Die Eucharistie – Gemeinschaft mit Christus und untereinander“. Das Antoniusfest am 13. Juni fällt in die Mitte dieser eucharistischen Intensivzeit. Ihm wird die Geschichte von einem Esel zugeschrieben, der vor der heiligsten Eucharistie in die Knie ging. Viele von uns werden zwar nur über Bildschirm und Radio, nicht vor Ort an den Festtagen in Irland teilnehmen können. Die Freude an diesem einzigartigen Geschenk der Liebe Gottes zu uns Menschen möge uns jedoch weltweit neu erfüllen. Vorausschicken will ich ein zweifaches, ausführlicheres Plädoyer: zum einen für ein aus dem Gebet heraus geführtes Ringen um das Geheimnis der Eucharistie gegen die Rechthaberei, zum anderen für einen klareren Schutzraum, den das Altarssakrament braucht. Leider ist das heilswirksame Zeichen der Einheit, das Jesus Christus im Angesicht seines bitteren Kreuzes­ todes als Ort der urpersönlichen Sammlung und Eintracht gestiftet hat, zum Zankapfel der christlichen Konfessionen geworden.

Ehrfurcht und Diskretion Die Messfeier ist hintergründig durch Anfragen aus der österreichischen Pfarrer-Initiative auch innerkatholisch in die Kontroverse geraten. Einige fürchten die Auflösung des Kernes, die unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzes­opfers Jesu; andere haben massive Bedenken im Blick auf das Sühnemotiv im

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Geheimnis des Erlösungswerks Christi. Praktisch wird um die Bedeutung der sonntäglichen Eucharistiefeier und/oder der Wortgottesdienste mit/ohne Kommunionausteilung gestritten. Wie steht es um die Zugänge zum Gipfel und Höhepunkt christlichen Lebens? Wie wird zur fruchtbaren Mitfeier der heiligen Messe hingeführt? Ich plädiere für eine „Keuschheit“ in religiösen Vollzügen. Fotos beim persönlichen Kommunionempfang halte ich für deplatziert und eine Verletzung von geistlich intimen Ausdrucksformen. Die eigene Betroffenheit will ich hier nicht verhehlen. Wie würde es Ihnen gehen, wenn am Tag nach der Primiz das Bild Ihres eigenen Vaters in der Presse beim Empfang der Mundkommunion erscheint? Ist es nicht grenzwertig, wenn wir täglich – bei aller Notwendigkeit einer aktuellen Berichterstattung – sehen können, wer am Grab des heiligen Franziskus in Assisi umhergeht oder betet? Zugegeben: nur schemenhaft und nicht frontal! Das Heilige braucht Diskretion und Schutzraum. Das kindliche Vertrauen in die Gegenwart Christi bei der Mitfeier, dem Empfang und der Anbetung der Eucharistie ist kein Widerspruch zur Ehrfurcht: „Wie sollt´ ich DICH empfangen?“ Bei der Schlussmesse in Dublin am 17. Juni darf das „Ave verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart nicht fehlen, es ist tatsächlich so auch als Danksagung vorgesehen. Mit welchen Liedern und Melodien werden wir junge Menschen heute zur Gemeinschaft mit dem eucharistischen Herrn bewegen?

Seid, was ihr empfangt! Ein franziskanisches Verständnis von Vollzügen des Glaubens ist ohne Rückgriff auf die Theologie des Kirchenlehrers Augustinus nicht zu gewinnen. Deshalb soll ein Wort dieses großen Denkers und Beters mit menschlich so sympathisch bewegter Lebensgeschichte einen vertieften Zugang zum wolkenverhangenen Gipfel der Eucharistie bilden. „Seid, was ihr empfangt – Leib Christi!“ Das Ziel muss es sein, von der Gesinnung des Heilandes tiefer


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