Bergauf 01-22

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Bergauf | Touren

Im Winterwunderland Unterwegs im Isergebirge Hin und wieder ein Knacken, ein Knistern – ansonsten Stille. Der meterhohe Schnee schluckt alle Geräusche. Langsame, behutsame Schritte setzen und mit der Kraft haushalten, heißt es da – vor allem ohne Schneeschuhe. Der Weg steilt auf, schließlich kommt der felsige Gipfel des Siechhübels (tschechisch: Jizera) in den Blick. Was für ein Winter im Isergebirge! Arnold Zimprich

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urch den Schneesturm, der hier in der letzten Woche geherrscht haben muss, hat sich der Gipfel des Siechhübels in eine bizarre, mit Anraum, Schnee und Eis verzierte Skulptur verwandelt. Es ist windstill, und so mache ich es mir mit einem Tee aus der Thermoskanne bequem und lasse den Blick schweifen, der bis zur Schneekoppe reicht, mit 1.603 Metern der höchste Berg des Riesengebirges, der gesamten Sudeten und Tschechiens.

Im Winterwunderland Es ist Januar, die Tage sind kurz und bald ist es Zeit, wieder zur Darretalsperre, meinem heutigen Ausgangspunkt, zurückzukehren. Aus purer Neugier nehme ich die Direttissima, die Stapferei durch den tiefen Pulverschnee kostet Körner, der wolkenlose Himmel und die fantastische Winterlandschaft entschädigen jedoch für die Qualen. Das Isergebirge liegt genau im Dreiländereck Tschechien – Polen – Sachsen. Das Mittel-

gebirge gipfelt im 1.126 Meter hohen Hinterberg (tsch. Wysoka Kopa). Mehrere „Tausender“ können auf sehr vielfältige Weise erwandert werden. Das Mittelgebirge kulminiert in einer Art Hochplateau, aus dem die höchsten Erhebungen wie der Siechhübel nur wenig herausragen. Einzelne Verästelungen des Isergebirges, zum Beispiel nach Nordosten, tragen weitere „Eintausender“ wie die Tafelfichte (tsch. Smrk), von deren Gipfel sich bei guter Sicht ein fantasti-

scher Blick über die Oberlausitz öffnet. Einer der Ausgangspunkte für die Tafelfichte ist Bad Liebwerda (tsch. Lázně Libverda). Der Badeort versprüht den Charme alter Noblesse, schon Carl Maria von Weber kurte hier. Liegt im Tal noch wenig Schnee, wähne ich mich ab rund 700 Metern Seehöhe in einem Winterwunderland. Tschechisches Militär kommt mir auf Tourenski entgegen, schließlich legt sich das Gelände zurück und ich betrete das Reich der Lang-

ß Nur schwer kann man sich von der Winterfaszination Isergebirge trennen. à Wer im Winter querfeldein unterwegs ist, erhält Einsamkeit pur. Fotos: A. Zimprich 58 | Bergauf 01.2022


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