Alpenpost 09/2021

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Die Tauplitzalm-Alpenstraße: 60 Jahre Erschließung der „Alm“ Dieses Jahr jährt sich der Spatenstich zur Straße auf die Tauplitzalm zum 60. Mal. Die Tauplitzalm-Alpenstraße (TAA) ist mit einer Person ganz besonders verbunden: Kommerzialrat Siegfried Saf. Er war der Initiator dieses Projektes, wie er auch viele andere Unternehmungen in und um Mitterndorf führte und in die Wege leitete. Eine Annäherung an einen polarisierenden Mann und ein ebensolches Projekt, welches genug Zündstoff hatte, um Gemeinden zu verfeinden. VON FLORIAN SEIBERL

Kommerzialrat Siegfried Saf, 1919 im Sudetenland geboren, war ein Visionär, ein Unternehmer und er war eine sehr zielstrebige und hartnäckige Person. Saf kam kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bad Mitterndorf, baute ab 1948 Gips ab und gründete 1957 ein Spielwarenerzeugungsunternehmen. Neben der Tauplitzalm Alpenstraße sind unter der Ära Saf

imitationen für Haus- und Winterschuhe produziert. Im Dezember 1964 zählten bereits ca. 115 Mit arbeiter zur Belegschaft. Er war somit einer der größten Arbeitgeber der Region. Saf löste mit seinen Unternehmungen einen Investitions- und Bauboom in und um Bad Mitterndorf aus, der die Marktgemeinde innerhalb kürzester Zeit zu einer der interessantesten Tourismusgemeinden der Steiermark machte.

Maschine trifft auf Menschenkraft: Die Holzknechte passieren am Heimweg den Arbeitsplatz der Schubraupe, mit deren Hilfe die Straße errichtet werden konnte.

Siegfried Saf (Mitte) bei einer Arbeitsbesprechung.

unter anderem auch das Heilbad Heilbrunn, die Grimminghalle und die Feriensiedlung Sonnenalm entstanden. Die Nachfolgerin des Spielwarenunternehmens ist übrigens die Herbert Kneitz GmbH in Zauchen. Während an diesem Standort Plüsch material gefertigt wurde, wurden im Dorfzentrum von Bad Mitterndorf in einer kleinen Manufaktur Spielzeuge erzeugt. Außerdem wurden Möbel stoffe,Teppichausleger und Lammfell -

Fotos: Archiv TAA

Mit der Straße löste Saf das Versprechen anderer ein Schon bald drängte es Siegfried Saf in die Politik. Die Idee, eine Straße auf die Tauplitzalm zu errichten, tauchte erstmals konkret im Wahl kampf 1960 auf und wurde in Bad Mitterndorf mit Begeisterung, in Tauplitz jedoch mit größtem Missfallen aufgenommen, fürchtete man doch um die Existenz des 1953 erbauten längsten Einser-Sesselliftes

der Welt, wenn man viel bequemer per Automobil auf die Tauplitzalm fahren konnte. Mit größter Vehemenz verfolgte Siegfried Saf die Idee einer Straße auf die Tauplitzalm und am 31. Juli 1961 erfolgte die Vertragsunterzeichnung mit den Österreichischen Bundesforsten und der Marktgemeinde Bad Mitterndorf. Im gleichen Jahr wurden private Gesellschaften zur Kapitalaufbringung gegründet, damit man dem Versprechen, keine öffentlichen Gelder für die Straße zu verwenden, gerecht werden konnte. Die Zahl der Gesellschafter stieg rasant. Es wurden Grundstücke, Geld oder Arbeitsleistung eingebracht. Noch 1961 waren es 1,3 Millionen Schillinge plus 390.000,- Schillling Grundkapital, welches die GmbH innehatte. 32 Pensionisten bzw.

rasche Bau konnte nur durch die Mannschaft und das Gerät des Gipswerkes Saf bewerkstelligt werden. Mit maximal neun Prozent Steigung schlängelte sich die Straße durch die Landschaft. Saf hatte darauf spekuliert, den Rest der Baukosten über Mauteinnahmen lukrieren zu können. Die damalige Berechnung waren rund zehn Schilling pro Person pro Auffahrt. Ein 6-Tonnen-Lkw mit Spitz- und Seitenpflug, ein 16-Tonnen-Bulldozer und eine Unimog-Schneefräse, die Räumungen bis zu 7,5 Metern Schnee bewerkstelligen konnte, wurden in Dienst gestellt, wie auch eine Buslinie von allen eintreffenden Zügen ab Bad Mitterndorf (zehn Mal am Tag) einen Kurs bis zur Lopernalm führte. Tarif Hin- und Rückfahrt: 19,- Schilling.

Auch 1962 gingen die Bauarbeiten weiter. Am Foto ein Lkw des Ausseer Unternehmers Richard Ruppe.

Schon nach wenigen Monaten war die Straße befahrbar. 18

Kleinbauern hatten sich mit je tausend Schilling beteiligt, 70 Personen waren mit Arbeitsleistungen dabei, um den Bau des auf vier Millionen Schilling geschätzten Vorhabens zu beginnen. Nach 35 Trassenbegehungen ging es los: Zuerst wurden rund zweitausend Festmeter Holz geschlägert, von 1. August bis 15. Oktober 1961 waren die ersten achteinhalb Kilometer bis zur Lopernalm in Form einer sieben Meter breiten Rohtrasse fertig. Der

Durchschlagender Erfolg der Tauplitzalm Alpenstraße

Knapp vor Weihnachten 1961 wurde die Tauplitzalm Alpenstraße offiziell als Mautstraße dem Verkehr zur Verfügung gestellt. Der Erfolg war größer als erwartet: Durchschnittlich fuhren ab Jänner 1962 mehr als 80 Fahrzeuge pro Tag auf die Tauplitzalm. Schon im Februar zeigt der umstrittene Vorstoß ins Hochgebirge seine


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