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„Johannes Reuchlin –Ein Spectaculum“

Am 30. Juni 2022 jährte sich der Todestag Johannes Reuchlins zum 500sten Mal. Aus diesem Anlass gestaltete das Freie Theater Bad Liebenzell eine Open Air Veranstaltung im SOPHI Park der Bäderstadt, um das Leben von Johannes Reuchlin, seine Werke und sein Wirken bis in die Gegenwart darzustellen. Viel Applaus und Zustimmung erntete damit auch Barbara Schmidtke, die mit ihrer Inszenierung „Johannes Reuchlin – ein Spectaculum“ eine mehr als gelungene Premiere präsentierte.

„Das war einfach wunderbar“, erklärt Christina Schmidt begeistert. Die Be - sucherin aus Stuttgart war eigens für diese Veranstaltung angereist und hatte zudem Freunde mitgebracht. „Das war heute ein ganz besonderes Erlebnis“, bestätigt Martin Pflanzl-Bessler, der zum Kreis der rund 50 Interessenten zählte, die mehr über das Leben und Wirken von Johannes Reuchlin erfahren wollten. In Zusammenarbeit mit der Freizeit und Tourismus GmbH Bad Liebenzell konnte die kreative Manuskriptschreiberin und aktive Regisseurin Barbara Schmidtke eine Idee vom Stadtseniorenrat in Bad Liebenzell aufnehmen und zum 500. Jahrestag des Reuchlin Jahres die „Botschaf- ten des Humanisten und Anwalts der Menschenrechte“ im Rahmen der Veranstaltungen der Stadt Pforzheim in einem eindrucksvollen Theaterstück beleuchten.

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Mit der Kulisse des 1514 erbauten „Zeller Bades“ in Bad Liebenzell gab es im SOPHI Park den passenden Veranstaltungsort, um das Leben eines Menschen nachzuzeichnen, „der ganz unten vom Volke kommend, sich mutig mit berühmten Juristen, Philosophen, Bischöfen, Fürsten und Theologen seiner Zeit über seine Ansichten auseinandersetzte“, so Schmidtke. In enger Zusammenarbeit mit Iris Petersen, die in der Rolle der Gräfin Barbara Gonzaga besticht und wichtige Recherchen rund um die Gräfin beigetragen hat, ist aus der Feder von Schmidtke ein Text entstanden, der die Gäste des Spectaculums in das Jahr 1492 entführt.

Es ist nicht nur das Jahr, in dem Amerika entdeckt wurde, sondern auch das Jahr, in dem Reuchlin nach Liebenzell fährt, um sich nach schwerer Krankheit im „Zeller Bad“ zu erholen. Dort trifft er die Gräfin. Im Schauspiel beginnt ein Dialog zwischen den beiden Protagonisten und bei einem Spaziergang durch den Park erfahren die Besucher mehr „über die Dinge des Lebens“. Dargestellt wird die Lebensgeschichte eines der bedeutendsten deutschen Sprachgelehrten und Juristen, der sich mit Gelehrten wie Erasmus von Rotterdam und Martin Luther austauschte und sich mit großem Einsatz für eine verfolgte Minderheit, die europäischen Juden des Mittelalters, einsetzte. Mit viel Einfühlungsvermögen zeigt Schauspieler Ben Milef aus Stuttgart den Schaffensbereich des großen Gelehrten und lässt den Menschen sichtbar werden. Barbara Schmidtke übernimmt als kongeniale Sprecherin die Rolle der Vermittlerin zwischen den Welten von einst und heute. Während sie die Handlung durch Zusatzinformationen bereichert und das Künstlerduo Alexandra und Robert Rateike mit Liedern und Gesängen aus dem Mittelalter aufwarten, geben die ausdrucksstark gekleideten Akteure des Freien Theaters Bad Liebenzell in eindrucksvollen Szenerien Einblick in die Zeit der Renaissance. Neben Hexenverbrennung, Tod durch Pest, armen Bauernfamilien und reichen Edeldamen werden die Gegensätze einer Zeit dargestellt, in der Reuchlin „Zeichen für Menschlichkeit setzt.“

Sabine Zoller

Der Philosoph, Humanist und Jurist Johannes Reuchlin wurde am 29. Januar 1455 in Pforzheim geboren und ist am 30. Juni 1522 in Stuttgart gestorben. Er zählt neben vielen anderen großen Gelehrten und Philosophen seiner Zeit zu einem der bedeutendsten, deutschen Sprachgelehrten und wirkte als Impulsgeber der reformatorischen Bewegung.

So war er eng im Briefwechsel mit Erasmus von Rotterdam, Martin Luther und anderen Gelehrten und Fürsten verbunden und befasste sich als Kenner mit hebräischen, griechischen und lateinischen Schriften und deren Übersetzungen, um diese den wissbegierigen Menschen zugänglich zu machen. Er lehrte als Professor an verschiedenen Universit äten, unter anderem in Ingolstadt und Tübingen. In seinem Druckwerk „Der Augenspiegel“ brachte er unter anderem seine Überzeugung zum Ausdruck, dass alle jüdischen Schriften nicht verbrannt gehören, sondern bewahrt werden sollen, womit er sich vor dem Papst und den Christen in der Renaissance unbeliebt machte.

„angeheiratete“ Enkel Nikolaus, Zar des Russischen Reiches. Verwandtschaft kann manchmal ein schlimmer Fluch sein.

Leid, Elend, Vernichtung und Traumatisierung waren die Folgen des Weltkrieges, der über Europa hereinbrach. In den Jahren 1914 bis 1918 fand dieser Krieg als unerbittliche Materialschlacht der verfeindeten Nationen statt, die erbarmungslose Zerstörung mit sich brachte. In dieser Zeit regierte König George V. das britische Empire. Nach seinem Tod im Jahre 1936 folgte Edward VIII. und nach dessen Abdankung im gleichen Jahr (weil ihm die Liebe zu einer amerikanischen Schauspielerin wichtiger war als die Krone) kam George VI. auf den britischen Thron. Im Jahre 1939 brach in Europa durch den deutschen Überfall auf Polen der zweite furchtbare Krieg aus. König George und seiner Gemahlin Elisabeth fiel die schwere Aufgabe zu, das britische Volk, nach dem Kriegseintritt Großbritanniens, durch entbehrungsreiche, gefährliche Zeiten zu führen.

marken zurückgreifen, um die Stoffe für das Hochzeitskleid zu finanzieren. Im Jahre 1948 kam Sohn Charles zur Welt, das zweite Kind, Anne, im Jahre 1950. Niemand konnte zu dieser Zeit erahnen, wie schnell und einschneidend sich das Leben für Elisabeths Familie von heute auf morgen ändern würde. Auf einer Reise durch Kenia, am 6. Februar 1952, überbrachte man Elisabeth und Philip die Nachricht vom Tod des Königs. Augenblicklich war Elisabeth nun Königin, und das im Alter von 26 Jahren. Die Krönung der neuen Königin fand am erste und einzige Mal Fußballweltmeister – gegen Deutschland im Finale in Wembley. Unvergessen, wie die niedergeschlagene deutsche Mannschaft ihre Medaillen durch die Queen tröstend überreicht bekam. Elisabeth war insge-

2. Juni 1953 in der Westminster Abbey statt und war das erste weltweite Großereignis des jungen Mediums Fernsehen.

Die Fünfziger Jahre waren geprägt von ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Plänen, Frankreich als Mitglied für den Commonwealth zu gewinnen. Das musste scheitern, denn dann wäre Elisabeth auch das Staatsoberhaupt Frankreichs geworden. Für stolze Franzosen ein Ding der Unmöglichkeit. Gro-

Das zweite

Elisabethanische Zeitalter Zwei Töchter hatte das Königspaar George und Elisabeth. Die erste Tochter kam am 21. April 1926 zur Welt und hieß Elisabeth Alexandra Mary und die jüngere wurde vier Jahre später geboren und hieß Margaret. Es war seit 1939 klar, dass die ältere Tochter Elisabeth, damals 13 Jahre alt, einmal Regentin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und ihren anderen Königreichen und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens (so der offizielle Titel) werden würde. Am 20. November 1947 heiratete Elisabeth ihren Cousin 3. Grades, Prinz Philip von Griechenland und Dänemark. Da die Not des Krieges noch lange nicht überwunden war, musste die junge Prinzessin sogar auf Rationierungs- samt fünf Mal zu offiziellen Staatsbesuchen in der Bundesrepublik. Dabei und auch bei vielen anderen Gelegenheiten, sorgte Prinz Philip mit seinem speziellen Humor so manches mal für Aufsehen und Aufhorchen, vor allem, als er im Jahre 1997 Bundeskanzler Helmut Kohl mit den Worten „Guten Tag, Herr Reichskanzler“ begrüßte. ße Staatsbesuche standen an – in die Vereinigten Staaten, nach Kanada und Ghana. In den Sechziger Jahren stand die Unabhängigkeit einiger ehemaligen Kolonien auf dem Fahrplan – und beschleunigte sich. Im Jahre 1965 besuchte die Queen zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland. Der Besuch war in Großbritannien im Vorfeld sehr umstritten. Die Aufregung legte sich jedoch, als man sah, wie begeistert die deutsche Bevölkerung Queen Elisabeth und Prinz Philip empfingen. 1966 wurde England das

Die besondere Beziehung des britischen Königshauses zu den Deutschen wurzelt selbstverständlich in der Familiengeschichte der Windsors und in den jahrhundertelangen Beziehungen zwischen den Nationen. Von Prinz Albert aus Sachsen-Coburg im 19. Jahrhundert bis hin zu Prinz Philips Wurzeln in Schleswig-Holstein, Glücksburg und Hessen ziehen sich die intensiven Verbindungen durch die Geschichte.

Queen Elisabeth II. starb nun am 8. September 2022 nach einem langen, erfüllten Leben auf Balmoral Castle. Es gab Stimmen, die bezeichneten sie posthum als „Elisabeth die Große“. Da mag etwas dran sein. Großbritannien hat sich über Nacht verändert und King Charles III. muss nun in die sehr großen Fußstapfen dieser kleinen großartigen Frau treten.

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