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Naturkosmetik im Sommer –und wie man sie herstellt
from Neu Nota Bene 09
by Mateo Sudar
Gibt es etwas Schöneres, als im Sommer durch einen bezaubernd angelegten Garten zu streifen?
Die Düfte der blühenden Blumen tief in sich hinein zu saugen, mit den Fingerspitzen über die zarten Blütenblätter zu streichen, die ersten reifen Beeren zu naschen und völlig durchwärmt und glücklich im Liegestuhl an einem kleinen Teich zu liegen und das Wasser plätschern zu hören? Nein? Dachte ich es mir doch. Mir geht es nämlich genauso, wenn ich durch den Garten der Eltern meines Freundes laufe. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken und zu schauen und ich kenne nicht einmal die Hälfte der Namen und Wirkungsweisen der meisten Gewächse dort. Abgesehen davon, dass ich an meinem Wissen diesbezüglich arbeite, habe ich mich kürzlich reichlich in diesem kleinen Paradies bedient und ein paar meiner liebsten Naturkosmetika wieder selbst hergestellt. Natürlich behalte ich dieses Wissen nicht allein für mich, sondern erkläre Ihnen im Folgenden, wie Sie diese ganz einfach zuhause herstellen können. Alles, was Sie dazu brauchen, finden Sie im Haus und vor allem im Garten.
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Rosen und Lavendelduft habe ich schon immer geliebt. Die Rosenstöcke hinter dem kleinen Teich hier stehen gerade in voller Blüte und der Lavendel wuchert an allen Sonnenplätzen. Perfekt, hier ist schon fast alles für mein erstes Projekt.
Ein klärendes Gesichtswasser, um die empfindliche Gesichtshaut optimal auf die folgende Pflege vorzubereiten. Dieses ist ganz leicht selbst herzustellen (und alles was davon nicht in die vorbereitete Flasche passt, schmeckt auch fantastisch als Tee). Sie benötigen dazu einen halben Liter Wasser, zwei Handvoll Rosenblüten, eine Handvoll Lavendelblüten und einen halben Teelöffel Honig. All dies werfen Sie in einen Topf, lassen es einmal kurz aufkochen und dann etwa 10-20 min auf niedrigster Stufe ziehen. Wichtig ist der Deckel auf dem Topf, da Ihnen sonst durch den Dampf die ganzen guten Inhaltsstoffe verloren gehen. Ist der Sud fertig, gießen Sie ihn zum Klären 2-3 Mal durch ein Baumwolltuch oder einen Kaffeefilter und füllen ihn dann in ein kleines Fläschchen. Fertig. Träufeln Sie ein wenig davon auf ein sauberes Wattepad und fahren Sie sich damit über das gereinigte Gesicht. Durch die antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung der Rosen, des Lavendels und Honigs lassen sich so kleinere Hautunreinheiten bekämpfen und der Heilungsprozess der Haut wird unterstützt.

Ich schlendere weiter durch den Garten und entdecke einen großen Lavendelbusch direkt neben der Sitzbank aus Stein am Seerosenufer. Das darf ich mir nicht entgehen lassen, ich pflücke ein Sträußchen Lavendel und begebe mich wieder in die Küche, um das nächste Produkt herzustellen. Ein abendliches Lavendelduschpeeling mit eingebauter Körpercreme Vier Esslöffel Zucker, zwei bis drei Esslöffel Öl (Olive, Mandel oder Kokosöl), ein paar Tropfen Lavendelöl (Apotheke) und frische Lavendelblüten – vermischen Sie alle Zutaten in einer Schale, bis eine grobe Paste entsteht, fügen Sie weiteres Öl oder Zucker hinzu, falls benötigt.

Persönlich bevorzuge ich bei diesem Rezept Kokosöl, da es geruchsneutral ist und eine festere Konsistenz als die beiden anderen Öle hat. Alle drei Öle begünstigen aber die Hautgesundheit, sind entzündungshemmend, feuchtigkeitsspendend und bekämpfen kleinere Falten. Zusammen mit dem tiefenreinigenden Effekt der Zuckerkristalle und der heilenden Wirkung des Lavendels, bildet sich so ein Duschpeeling, das die Haut optimal reinigt, pflegt und duften lässt. Nehmen Sie bei Ihrer nächsten Dusche einfach etwas davon in die Hand und reiben Sie sich ab. Nach dem Abspülen und Abtrocknen müssen Sie sich nicht einmal mehr eincremen, da der Schutzfilm des Öls die Haut mit allem versorgt, was sie braucht. Bitte verwenden Sie dieses Duschpeeling nicht öfter als zwei Mal pro Woche, da die Zuckerkristalle sonst kleinere Verletzungen der Haut verursachen können.
Wenn wir gerade den Zucker und das Öl draußen stehen haben, können wir auch gleich unser Lippenpeeling mit Botox Effekt herstellen. Rein pflanzlich, versteht sich, und garantiert schmerz- frei. Sie benötigen zwei Teelöffel Zucker, einen Teelöffel Öl, zwei Prisen gemahlenen Zimt und eine Prise gemahlenen Cayennepfeffer. Vermengen Sie alle Zutaten in einem kleinen Schälchen und reiben Sie etwas von der Mixtur auf Ihre Lippen und massieren Sie diese sanft. Der Zucker entfernt alte Hautreste, das Öl pflegt und der Zimt zusammen mit dem Cayennepfeffer lässt diese leicht anschwellen, was Ihren Lippen ein volleres und gesünderes Aussehen verleiht. So sind Sie perfekt vorbereitet für einen Hauch Lippenstift oder einen leidenschaftlichen Kuss.


Nach so viel Leidenschaft …ähem…Anstrengung brauche ich jetzt erst einmal einen Kaffee. Doch wie immer, bevor sich die Maschine meinen Wünschen beugt, darf ich zuerst die Tropfschale leeren und den Kaffeesatz entsorgen. Doch keine Panik, sogar der Kaffeesatz kann zu Kosmetik umfunktioniert werden. In Verbindung mit Honig ergibt dieser eine fantastische Gesichtsmaske. Das Koffein im Kaffee fördert nämlich die Durchblutung der Haut, entgiftet und erfrischt und bekämpft in Verbindung mit dem Honig Unreinheiten. Wer zu trockener Haut neigt, sollte allerdings etwas Öl zu der Mischung hinzu- geben. Streichen Sie diese nun auf Ihr Gesicht und lassen Sie die Maske etwa 10 bis 15 min einwirken. Dann spülen Sie sie mit lauwarmen Wasser ab.

Mit meinem Kaffee setze ich mich auf die Terrasse, um ihn dort ungestört zu genießen. Mein Blick über den Garten ist grenzenlos, bis auf diese riesige Taglilie, die sich mir ins Sichtfeld drängt. Mein Magen knurrt. Ich zupfe mir eine der großen, flammfarbenen Blüten ab und kaue genüsslich darauf herum. Irgendwo habe ich gelesen, dass diese Blüten nicht nur essbar sind (und köstlich, sie gehören zu den Spargelgewächsen), sondern in China auch schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet werden. Nicht nur helfen ihre Blätter gegen Schlaflosigkeit, ihr Wurzelsud soll auch das Wachstum von Krebszellen hemmen. Perfekt also für mein nächstes Rezept. Ein Erfrischungsspray für heiße Sommertage. Sie benötigen hierzu etwa einen halben Liter Wasser, drei Taglilienblüten, ein Bündel Minzblätter, ein paar Tropfen Zitronenöl (Apotheke) und 2 Esslöffel Mandelöl. Kochen Sie die Taglilienblüten zusammen mit der Minze auf und lassen Sie sie abgedeckt etwa 20 min ziehen. Gießen Sie nun den Sud wieder durch einen Kaffeefilter oder ein Baumwolltuch, bis sich dieser geklärt hat. Füllen Sie ihn zusammen mit ein paar Tropfen Zitronenöl und dem Mandelöl in eine Sprühflasche und schütteln Sie diese (nach dem Zuschrauben) vor jedem Gebrauch kräftig, um alles gut zu vermischen. Besprühen Sie sich nun nach Lust und Laune mit diesem wohlriechenden Tonikum und genießen Sie die Frische der Minze und der Zitrone.

Nach getaner Arbeit, diese beinhaltet in diesem Fall vor allem das Aufräumen der Küche, setze ich mich nun in den Strandkorb am Teich und genieße gemeinsam mit meinem Liebsten das Plätschern des Wassers, den Duft der Flora und das sanfte Erröten eines verblühenden Sommertages.
Rhea Felicitas Steckler
Bitte beachten Sie, dass diese Kosmetika nur unterstützend wirken und kein Ersatz für alltägliche oder medizinisch notwendige Pharmazeutika sind. Ebenfalls ist hier anzumerken, dass jede Haut unterschiedlich auf ätherische Öle reagiert und hierbei bei der Verwendung Vorsicht geboten ist. Probieren Sie die fertigen Kosmetika am besten erst auf einem kleinen Fleckchen aus, wenn Sie empfindliche Haut haben.