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Grußwort - Arndt G. Kirchhoff

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir leben gegenwärtig in einem politischen und wirtschaftlichen Umfeld, das so ruppig und von Unsicherheit geprägt ist wie selten zuvor. Spätestens seit dem brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine stehen wir an einem dramatischen Punkt eines schon seit längerem laufenden Umbruchprozesses der globalen Ordnung. Eine vielerorts unübersichtliche politische Lage, massiv gestörte globale Lieferketten, exorbitant gestiegene Preise für Energie, Rohstoffe und Zulieferungen, dazu die immer noch nicht überwundene Pandemie – unsere Unternehmen stehen unter enormem Druck. Hinzu kommen die Mega-Trends der „4 D‘s“ – Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel und De-Globalisierung –, deren Bewältigung den Betrieben massive Investitionen abverlangt. Jede Aufgabe für sich wäre schon ein dickes Brett: Alles zusammen erfordert jedoch gewaltige Anstrengungen. Sichere Rahmenbedingungen, Planbarkeit und Verlässlichkeit – Vokabeln, die momentan wie Fremdworte klingen. Dabei sind sie für unsere Unternehmen so wichtig.

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Was also tun? In Zeiten so vieler Unwägbarkeiten kann kluge Bundes- und Landespolitik dazu beitragen, mit guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Unternehmen hierzulande zu unterstützen. Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen sich massiv beschleunigen, eine jederzeit sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleistet und die Abarbeitung sozialpolitischer Wunschlisten und umweltpolitischer Sonderwege vermieden werden. Allen muss klar sein: Ohne eine starke Wirtschaft mit wettbewerbsfähigen Unternehmen wird unser Land die enormen Veränderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität nicht meistern und auch nicht unseren Staat handlungsfähig und wehrhaft halten können. Deshalb muss Regierungshandeln in diesen Zeiten mehr denn je die Gesamtbelastung der Wirtschaft im Blick haben.

Unsere Wirtschaft ist hoch vernetzt – hierzulande wie international. Das ist unsere DNA, unser Geschäftsmodell Deutschland, das wir auch in Zukunft sicherstellen müssen. Dabei gilt es, nicht mehr in zu große Abhängigkeit von Regionen mit schwierigen politischen Verhältnissen zu geraten. Diese Lehre müssen wir alle aus der kritischen Situation beim Import von Öl, Gas und wertvollen Rohstoffen aus Russland ziehen. Unternehmen und Politik müssen zukünftig noch genauer hinschauen, wenn Standort- und Investitionsentscheidungen getroffen werden. Trotzdem darf dies nicht das Ende der Globalisierung bedeuten, denn das wäre für unser Land eine massive Gefährdung von Wohlstand und Arbeitsplätzen. Im Gegenteil: Dem freien Handel mit marktwirtschaftlich orientierten Staaten müssen wir wieder eine viel größere Bedeutung beimessen! Die Politik ist hier gefordert, alte Handelskonflikte zu beseitigen, neue Handelsbarrieren zu vermeiden und regulatorische Handelshemmnisse anzugehen. Gemeinsame Freihandelsstandards wären hier ein ganz wichtiger Schritt, denn es geht auch um gemeinsame Werte und gemeinsames Vertrauen in die Kraft der Marktwirtschaft!

Dazu gehört auch, die globalen Lieferketten nicht weiter unter Druck zu setzen. Manches Gesetz auf Bundes- oder EU-Ebene mag gut gemeint sein, bedeutet aber häufig einen erheblichen bürokratischen Mehraufwand – insbesondere für den industriellen Mittelstand und den Handel. Hier erwarte ich, dass die Politik klug agiert und den Unternehmen nicht neue bürokratische Bremsklötze in den Weg legt.

Alle sind gefordert, den Industrie- und Exportstandort Deutschland und NRW für die Zukunft aufzustellen und den Herausforderungen mit Weitsicht und Optimismus zu begegnen. Für heute – und für alles, was kommt!

Ihr

Arndt G. Kirchhoff

Präsident Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e.V. (unternehmer nrw)

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