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AUTOFESTIVAL
from Autotouring - Januar 2023
by ACL
„DAS AUTO IST UND BLEIBT DER INBEGRIFF VON FREIHEIT“
Von Patrick Théry
Philippe Emond (Bilia-Emond), Pascal Driant (CAR Avenue), Marc Devillet (Autopolis) und Michel Louro (Losch) diskutieren aktuelle Nachrichten aus der Automobilwelt. Ein Gespräch.
Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück?
Philippe Emond: Was die Bestellungen anbelangt, war es ein sehr gutes Jahr. Wir haben die Ziele, die wir uns gesetzt hatten, erreicht. Einige Modelle können wir allerdings nicht liefern. Das ändert sich immer wieder, die größten Schwierigkeiten haben wir aber bei den Elektroautos. Und auch die 1er-Reihe, die besonders Unternehmen stark nachfragen, bereitet uns Probleme.
Pascal Driant: Wir haben ein weiteres Jahr erlebt, in dem sich der Automobilvertrieb in einem besonderen wirtschaftlichen Umfeld widerstandsfähig zeigte. Die Zulassungszahlen auf dem luxemburgischen Markt waren rückläufig und die europäischen Vorschriften wurden strenger. Wir kämpfen dafür, unsere Kunden zufriedenzustellen und weiterhin positive Ergebnisse zu erzielen.
Marc Devillet: Auch für uns war es ein sehr spezielles Jahr, vor allem aufgrund der Lieferschwierigkeiten im Neuwagensegment. Es mag überraschend klingen, aber wir haben trotzdem gute Zahlen erzielt und unsere gesetzten Ziele sogar übertroffen. Die große Auswahl unseres Mehrmarkenangebots sowie unser neues Private-Lease-Angebot haben uns sehr geholfen.
Michel Louro: Wir waren nach zwei schwierigen Jahren gut auf das Autofestival im letzten Jahr vorbereitet. Es lief zu unserer Zufriedenheit. Doch nach dem positiven Schwung des Autofestivals brach der Krieg in der Ukraine aus. Während die Automobilbranche allmählich aus dem Halbleiterengpass herauskam, sah sie sich mit Lieferengpässen bei wichtigen Bauteilen, insbesondere Kabelbäumen, konfrontiert. Unter dem Strich verlief das vergangene Jahr jedoch recht gut.
Was erwarten Sie vom diesjährigen Autofestival, das in einer Woche eröffnet wird?
Philippe Emond: Wir sind vorsichtig optimistisch angesichts des Portfolios, das wir bereits in der Warteschleife haben. Wir erwarten nicht, dass plötzlich alles mit einem Fingerschnippen wieder gut ist. Es wird sicher ein oder zwei Jahre dauern, bis wir wieder richtig in die Spur kommen.
Ich frage mich vor allem, was uns in diesem Jahr erwartet, da viel von Rezession und einem Börsencrash die Rede ist. Bei BMW bleiben die Ziele dieselben.
Marc Devillet: Wir können es kaum erwarten, dort zu sein. Das Autofestival ist das große Fest des Automobils. Für uns ist und bleibt es die wichtigste Zeit des Jahres, in der unsere Kunden die besten Angebote erhalten. In diesem Jahr freuen wir uns auf viele Neuheiten wie den Abarth 500e, den MG4, den Jeep Avenger, den Hyundai IONIQ 6 und den Volvo EX90.
Meiner Meinung nach werden Elektroautos den Markt weiterhin stark beeinflussen. Nicht nur im privaten Bereich. Wir stellen zunehmend fest, dass auch in den Unternehmen ein ernsthaftes Umdenken beginnt, auch im Hinblick auf die Angestellten, die viele Kilometer zurücklegen.
Michel Louro: Wir bewegen uns nach wie vor in einem Markt, der mit vielen Unsicherheiten konfrontiert ist. Dennoch sehe ich auch positive Signale, insbesondere die Senkung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt. Trotz der schwierigen Situation findet eine Erneuerung des Fahrzeugbestands statt. Nächste Woche hoffen wir, anlässlich des Autofestivals möglichst viele Besucher in unseren Autohäusern begrüßen zu können.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Neuwagenmarkt entwickeln?
Philippe Emond: Alle hier werden weiterhin gut verkaufen. Wir haben ein großes Potenzial bei BMW, weil die Marke einen sehr klaren Ansatz gewählt hat, den ich mit „Power of Choice“ zusammenfassen würde. Alles in allem haben wir unsere Motorisierungen nicht grundlegend geändert und bieten unseren Kunden weiterhin eine große Auswahl an.
Ich denke, dass die technologische Entwicklung und Optimierung noch nicht abgeschlossen ist. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht, und die sollten wir ihm geben.
Pascal Driant: Wir haben im vergangenen Jahr zwar viel verkauft, konnten aber nicht so viel liefern, wie wir wollten. Davon hat letztlich der Gebrauchtwarenmarkt profitiert. Wenn wir aber keine neuen Fahrzeuge auf die Straßen bringen, wird auch der Gebrauchtwagenmarkt austrocknen.
Marc Devillet: Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind immer noch aktuell, aber wir stellen fest, dass sich der Markt zunehmend elektrifiziert. Auch Unternehmen gehen die Sache ernsthaft an, auch für ihre Mitarbeiter, die viel auf der Straße unterwegs sind. Im privaten Segment zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab, insbesondere im Rahmen unseres Private-Lease-Angebots, das immer mehr Anhänger findet. Dieses Angebot ist für unsere Kunden sehr attraktiv: Sie zahlen einfach eine Rate, ohne sich Gedanken über Wartung, Versicherung oder Reifen sowie den zukünftigen Wiederverkaufswert machen zu müssen.
Michel Louro: Wenn man sich die PkwNeuzulassungen im letzten Jahr ansieht, könnte man auf den ersten Blick meinen, dass der Neuwagenmarkt an Schwung verliert. Allerdings muss man dabei bedenken, dass in diesen Zahlen die bestellten und noch nicht ausgelieferten Neufahrzeuge nicht berücksichtigt sind. Darüber hinaus sind Leasingangebote für Privatkunden heute eine hervorragende Lösung für einen Fahrzeugwechsel.
Die aktuell sehr langen Lieferfristen wirken sich stark auf die Entscheidungsfreude der Käufer aus. Wird sich die Situation verbessern?
Philippe Emond: Als Premiummarke verfolgen wir einen kundenorientierten Ansatz. Natürlich würden wir es gerne besser machen. Aus industrieller Sicht dauert es einfach seine Zeit, Bauteile und Materialien in ausreichender Menge zu beschaffen. Wir sind jedoch auf einem guten Weg zurück zu einer gewissen Normalisierung.

Marc Devillet: Die Lieferfristen liegen nicht in unserer Hand. Ich denke, das muss klar gesagt werden. Wir haben darauf keinen Einfluss und das bereitet uns natürlich große Sorgen. Wir hoffen jedoch, dass sich die Wartezeiten im Laufe des Jahres wieder verkürzen.
Michel Louro: Die Fristen variieren je nach Marke, Modell und Ausstattung. Je nachdem, welche Ausstattung gewünscht wird, kann ein Auto innerhalb von drei bis sechs Monaten ausgeliefert werden. Aktuell liegen wir im Durchschnitt dennoch eher bei zwölf Monaten. Im Jahr 2021 wurden wir überrumpelt. Die Kunden sahen die Verantwortung bei uns. Heute ist die Situation allgemein bekannt und die Kunden wissen, dass sie ihr neues Auto, wenn sie es bis Jahresende haben wollen, auf dem Autofestival bestellen müssen.
Zum ersten Mal wurden in Luxemburg mehr Gebrauchtwagen als Neuwagen zugelassen. Wie wichtig ist dieser Markt für Sie?
Philippe Emond: Der Markt profitiert von der Krise auf dem Neuwagenmarkt. Jahrelang haben die Hersteller zu viele Neufahrzeuge produziert. Am Ende haben wir sogar „falsche Gebrauchtwagen“ angeboten, also Autos, die kaum mehr als 5.000 Kilometer gelaufen waren und dann verscherbelt wurden.
Das ist heute nicht mehr so. Die Nachfrage ist jedoch nach wie vor vorhanden. Für mich bleibt das Auto ein langlebiges Konsumgut und gewinnt wieder an Wert. Ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Das ist auch eine gute Nachricht für den Flottenmarkt, da der Restwert ausgeglichen und die Miete erschwinglich gehalten werden könnten. In den letzten 30 Jahren habe ich die Entwicklung des Gebrauchtwagenhandels miterlebt. Der Bereich hat sich von einem eher lästigen Nebengeschäft für die Händler zu einem echten Wachstumsmarkt entwickelt.
Michel Louro LOSCH
Marc Devillet AUTOPOLIS
Pascal Driant: Der Gebrauchtwagenmarkt war schon immer eine Chance, zumal ein Fahrzeug mehrere Lebenszyklen durchläuft. Zu den Faktoren, die zum Erfolg des Gebrauchtwagenmarktes beitragen, zählen die Zuverlässigkeit der Modelle, die angebotenen Garantien und die Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere das Leasing mit Kaufoption, das besonders beliebt ist. Gebrauchtwagen sind auch eine Übergangslösung für alle unsere Kunden, die sich die Frage stellen, ob sie einen Verbrenner, einen Elektrooder einen Hybridantrieb kaufen sollen.
Marc Devillet: Angesichts der immer länger werdenden Lieferzeiten ist der Gebrauchtwarenmarkt für die Kunden zur besten Alternative geworden. Sie profitieren von einer sofortigen Lieferung und einer größeren Auswahl: Gebrauchtwagen sind unverzichtbar geworden. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, kaufen wir sie überall in Europa an, aber natürlich stets unter Einhaltung unserer strengen Auswahlkriterien. Parallel dazu haben wir in unserem Showroom in Bartringen eine Abteilung für exklusive Gebrauchtwagen eingerichtet, in der außergewöhnliche Sportwagen zu finden sind. Das ist eine schöne Ergänzung zu unserem Angebot und ermöglicht uns außerdem, unsere Leidenschaft für Autos mit möglichst vielen Menschen zu teilen.
Michel Louro: Bei Losch haben wir eine eigene Marke für Gebrauchtwagen geschaffen. Es ist ein sehr wachstumsstarker Markt, besonders in den vergangenen zwei Jahren wegen der deutlich längeren Lieferzeiten. Über Used Cars by Losch verkaufen wir nicht nur unseren eigenen Fahrzeugbestand, sondern haben unsere Leistungen mit einem Bewertungs- und Suchservice diversifiziert.
Unsere Mobilität erlebt eine revolutionäre Zeit. Wie werden wir uns in Zukunft fortbewegen?
Philippe Emond: Das Auto schenkt den Menschen nach wie vor die größte Freiheit. Womit es in Zukunft angetrieben wird, ist eine andere Frage. Der Fokus liegt heute stark auf der E-Mobilität, aber die Entwicklungen des letzten Jahres mit Autofestival dem Preisanstieg haben uns die Grenzen dieses Denkens aufgezeigt. Und das ganz zu schweigen von den Folgen, wenn ein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug in einem geschlossenen Ort verbrennen würde.
Für mich ist Wasserstoff die wahre Lösung. Es handelt sich um einen Kraftstoff, der unendlich oft hergestellt werden kann und der bereits heute Reichweiten von rund 800 Kilometern ermöglicht. Diese Technologie, die auch mit Verbrennungsmotoren kompatibel ist, bietet also echte Bewegungsfreiheit.
Pascal Driant: Nicht jeder lebt in einer Stadt und hat die Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Das Auto ist immer noch das beste Mittel, um sich frei fortzubewegen. Was sich verändern kann, ist die Motorisierung, wie wir es auch mit der zunehmenden Verbreitung von Elektro- oder Hybridmodellen sehen. Wir teilen die Ansicht von Stéphane Bailly, dem Präsidenten der CAR Avenue Group, dass definitiv Wasserstoff die Technologie der Zukunft ist.

Was auch zunimmt, sind Fahrgemeinschaften, und sei es aktuell nur aus rein wirtschaftlichen Gründen. Bei CAR Avenue haben wir zum Beispiel zwei Kleintransporter mit neun Sitzplätzen für unsere Mitarbeiter bereitgestellt, um Fahrgemeinschaften zu fördern.
Marc Devillet: In der Mobilität der Zukunft wird mit Sicherheit weiterhin das Auto eine zentrale Rolle spielen. Die persönliche Mobilität wird fortbestehen, daran habe ich keinen Zweifel. Jeder hat seine eigene Umgebung und will daran auch nichts ändern, das ist eine Frage der persönlichen Freiheit.
In den Städten stellen wir fest, dass das Autofahren immer komplizierter wird. Dort werden multimodale Lösungen sicherlich zunehmend an Bedeutung gewinnen. Heute bewegen wir uns in Richtung einer Elektrifizierung des Fahrzeugbestands. Die Entscheidungen, die 2026 in Europa getroffen werden, sind richtungsweisend. Dann könnten Alternativen wie Wasserstoff oder Lösungen wie saubere Kraftstoffe in den Vordergrund rücken.
Michel Louro: Ich denke, dass sich die Mobilität in mehreren Phasen entwickelt. Kurzfristig werden für eine umweltbewusste Fortbewegung zweifellos Elektroautos das Mittel der Wahl sein. Mittel- und langfristig erscheint es mir riskant, sich allein auf elektrische Antriebe zu verlassen. Synthetische Kraftstoffe, HVO-Diesel, Wasserstoff oder Strom? Für mich liegt die Zukunft unserer Mobilität in einem Mix aus all diesen Energieträgern.
Das Autofestival
Die 59. Ausgabe des Autofestivals findet von Montag, den 23. Januar, bis einschließlich Samstag, den 4. Februar, statt. Alle Händler heißen auch am Sonntag, den 29. Januar, Neugierige und Interessierte willkommen. „Durch die Verlängerung auf 13 Tage erhalten die teilnehmenden Autohändler die Möglichkeit, den erwarteten Andrang auf zwei volle Wochen zu verteilen und so den Kunden eine individuelle, persönliche Beratung zu bieten“, versichert die Fedamo.
Pascal Driant CAR AVENUE