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KULTUR

WENN KUNST FRAGEN AUFWIRFT

Von Patricia Sciotti

„Wusstest du, dass es in Athen mehr Porsches gibt als irgendwo sonst in Europa?“ Dieser Satz aus einem Gespräch zwischen dem Künstler Jeremy Hutchison und seinem Vater war der Ausgangspunkt für die Ausstellung „The Never Never“.

Jeremy Hutchison liebt es, verschiedene Kunstformen zu mischen. In Performance, Skulptur, Text und Video erforscht er Produktions- und Konsumsysteme und schreckt dabei nicht davor zurück, Normen zu pervertieren, um so den Finger in die Wunden von Krisen und Absurditäten zu legen. Gemeinsam mit der belgischen Kuratorin Evelyn Simon hat er diese Ausstellung erarbeitet, in der er die Betrachter mit Humor und Spott herausfordert. In Zusammenarbeit mit der Athener Performance-Gruppe Nova Melancholia entwickelt, besteht der neue Werkkomplex aus einem Kurzfilm, Fotoserien, Malerei und Collage, Performances und Skulpturen.

DIE ERFORSCHUNG ZEITGENÖSSISCHER MYTHEN

Die von der Prada-Stiftung finanzierte Ausstellung „The Never Never“ untersucht Stereotype, Luxusmarken, globalen Kapitalismus und die Art und Weise, wie Mythen in der Kultur und in den Medien in Umlauf geraten. Als Titel für ihr Projekt haben die Macher einen Begriff gewählt, der umgangssprachlich so viel bedeutet wie „Ratenkauf": Gemeint sind die scheinbar endlosen Zahlungen zur Begleichung eines Darlehens.

Die Performance ist eine Parodie auf Werbe- und Marketingstrategien einflussreicher Unternehmen. Sie interpretiert die Bedingungen, unter denen ein kommerzieller Film gedreht wird, ironisch neu und lässt Luxusmarken, alte Mythen, Fake News und Marketinglügen verschmelzen. Ein Porsche 911 wird in acht Teile zerlegt und von den Athener Performern getragen. Wie hybride Wesen aus der antiken Mythologie tauchen diese bizarren Wesen aus dem Meer auf und durchqueren eine Reihe

© Dani Pujalte

epischer Landschaften, bevor sie in einem Fotostudio ankommen.

MEHR SCHEIN ALS SEIN IN LUXEMBURG

„The Never Never“ wurde im September 2022 im Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg gezeigt und begeistert seit Dezember auf der zweiten Etappe seiner internationalen Reise auch das luxemburgische Publikum. Durch kontinuierliche Wiederholung greift der Werkkomplex die Rituale des Unternehmensmarketings und des kapitalistischen Schauspiels auf: ein reisendes Spektakel in der Logik einer Werbekampagne. In Luxemburg beschäftigt sich die Ausstellung mit dem Begriff des Maßstabs. Die monumentalen Werbetafeln an der Fassade des Casinos wecken bei den Besuchern falsche Erwartungen; anders als im Internet zu sehen, wird alles in reduziertem Maßstab präsentiert. Ein Kapitel, das die Diskrepanz zwischen Online- und Offline-Realität in den Blick nimmt. Inflation und Deflation, Wahrheit und Spekulation werden näher untersucht und die Betrachter dazu anregt, ins Nachdenken zu kommen und die Dinge zu hinterfragen.

Zu sehen bis zum 29. Januar im Casino Luxembourg, rue Notre Dame – Luxemburg

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