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eFuels und HVO-Diesel

IM TEST: EFUELS UND HVO-DIESEL

Von Patrick Théry

In Zusammenarbeit mit dem ADAC haben die Experten des ACL die Verträglichkeit und die Umweltauswirkungen synthetischer Kraftstoffe gemessen. Fünf Motoren, der älteste davon neun Jahre alt, wurden auf den Prüfstand gestellt.

Die Debatte um synthetische Kraftstoffe nimmt immer mehr Fahrt auf. Den einen gelten sie als Rettung für eine klimaneutrale Mobilität, andere stigmatisieren sie als sinnlose Energieverschwendung. Wie so oft liegt auch hier die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Um die Debatte auf eine sachliche Grundlage zu stellen, haben der ADAC und der ACL beschlossen, eigene Untersuchungen durchzuführen, um so professionell und fundiert Antworten auf diese Frage geben zu können.

Eingangs sei erwähnt, dass die Idee, Flüssigkraftstoffe aus Strom, Wasser und CO2 herzustellen, an sich nicht neu ist. Die größte Herausforderung lag dabei bislang in den hohen Investitions- und Betriebskosten. Für die Industrie ist die enorme Preisinflation bei fossilen Brennstoffen Anlass, diese Berechnungen neu durchzuführen, zumal die Investitionskosten für die nachhaltige Stromerzeugung erheblich gesunken sind. Hinzu kommt der politische Druck, die Mobilität möglichst schnell auf CO2-neutrale Füße zu stellen.

Im Rahmen der Tests wurden ein sechs Jahre alter Ford Fiesta, ein fünf Jahre alter VW Golf VII und ein neuerer Golf VIII mit der neuesten Motortechnologie mit eFuel-Benzin getestet. Dabei ging es darum zu überprüfen, ob alte und neue Motoren unterschiedlich auf synthetische Kraftstoffe reagieren. Die HVO-DieselTests wurden mit einem neun Jahre alten BMW 320d und einem neueren VW Touran TDI durchgeführt.

ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN

Die verschiedenen Kraftstoffe wurden auf einem Prüfstand getestet. Abgasemissionen und Verbrauch wurden dabei mithilfe von hundert Messungen exakt bestimmt und miteinander verglichen. Alle Fahrzeuge mussten die bewährten Zyklen des ADAC Ecotests sowie den anspruchsvollen Autobahntest durchlaufen. Auf diese Weise zeigte sich, wie sich die Fahrzeuge im Alltag verhalten.

Die Analysen ergaben, dass synthetische Kraftstoffe problemlos funktionieren, sofern die Modelle für den jeweiligen Kraftstoff zugelassen sind. Alle Messungen bestätigten, dass sich die Schadstoffemissionen durch die alternativen Kraftstoffe nicht relevant veränderten.

Optimierte eFuels können nicht nur die

Synthetische Kraftstoffe (eFuels)

Als eFuels bezeichnet man synthetisch hergestellte Kraftstoffe. Im Prinzip wird dabei zunächst eine Art Rohöl produziert, das dann zu Benzin, Diesel oder Kerosin weiterverarbeitet werden kann. Für die Herstellung des Rohstoffs werden Strom, Wasser und CO2 benötigt. Durch Verarbeitungs- und Veredelungsprozesse kann dieses synthetische Benzin dann in allen gängigen Benzinmotoren unter Einhaltung der Norm EN 228 verwendet werden. Auch in Oldtimern ist der Einsatz problemlos ohne Umrüstung möglich.

CO2-Bilanz bei der bestehenden Fahrzeugflotte verbessern, sondern auch die Schadstoffemissionen reduzieren. All das wohlgemerkt, ohne dass man die Erneuerung der gesamten Flotte abwarten müsste. CO2-neutrale Kraftstoffe scheinen also eine gute Ergänzung zum Markthochlauf der Elektromobilität zu sein, da sie sofort einen Beitrag für den Erhalt der Umwelt leisten können.

Dies gilt umso mehr angesichts der Möglichkeit, mineralische und synthetische Kraftstoffe zu mischen, um so den Anteil fossiler Brennstoffe durch Beimischung von eFuel kontinuierlich zu reduzieren und einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

BOTSCHAFT AN DIE POLITIK

Um kurzfristig wirksame Alternativen zu fördern, ist es wichtiger denn je, Anreize zu schaffen und den Herstellern von eFuels eine Perspektive zu geben. Die europäischen Behörden arbeiten derzeit an der Einführung einer verbindlichen Quote von 2,6 bis 5,7 Prozent für grünen Wasserstoff und eFuels im europäischen Verkehrssektor bis 2030. Eine solche Regelung könnte die Massenproduktion von eFuels für die Industrie deutlich attraktiver machen.

Auch die Hersteller sind aufgefordert, ihre Anstrengungen, insbesondere beim Thema mangelnde Transparenz, zu verstärken. Eine konstruktive Kommunikation und effektive Öffentlichkeitsarbeit würden alternativen Kraftstoffen sicher helfen, ihren Platz in einer kohlenstofffreien Mobilität zu finden.

WLTC-Emissionen der Kraftstoffe - Anteil vom Grenzwert

120%

100%

80%

60% Grenzwert Euro 6d

40%

20%

0% 19 % 14 % 11 % 10 % 19 % 11% 1 % 1 %

HC [g/km] CO [g/km) NO [g/km] PN [Anzahl/km]

E10 Tankstellenkraftstoff E10 eFuel

Paraffinische Kraftstoffe (HVO)

Als Rohstoff für paraffinische Kraftstoffe kommt in der Regel Biomasse zum Einsatz. Abfallstoffe wie gebrauchtes Speiseöl oder Fettreste werden unter Einsatz von Energie in flüssigen Kraftstoff, sogenannten HVO, umgewandelt. HVO entspricht jedoch nicht der Standard-Dieselnorm EN 590, sondern der Norm DIN EN 15940. Um diesen Kraftstoff in Dieselmodellen bedenkenlos verwenden zu können, ist eine ausdrückliche Freigabe des Herstellers erforderlich! HVO ermöglicht eine Senkung der CO2-Emissionen um mehr als 90 Prozent.

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