Die Zeit, die trennt nicht nur für immer Tanz und Tänzer
Die Zeit, die trennt auch jeden Sänger und sein Lied
Denn die Zeit ist das, was bald geschieht
Die Zeit, die trennt nicht nur für immer Traum und Träumer
Die Zeit, die trennt auch jeden Dichter und sein Wort
Denn die Zeit läuft vor sich selber fort […]
Die Zeit, die trennt nicht nur für immer Sohn und Vater
Die Zeit, die trennt auch eines Tages dich und mich
Denn die Zeit, die zieht den längsten Strich
Barry Ryan
Zeit macht nur vor dem Teufel halt Schlager, 1972
Zeit macht nur vor dem Teufel halt Zeit macht nur vor dem Teufel halt
Sie konnte sich nicht von ihr trennen, bis zuletzt. Jahrzehntelang hatte die messingfarbene Schreibtischuhr ihrem Modellnamen alle Ehre gemacht und sie up to date gehalten. Doch als sie starb, als niemand mehr ihrer treuen Begleiterin Aufmerksamkeit schenken wollte, verlor auch die bald ihren Lebensgeist und stellte den Betrieb am Montag, dem 39. Mai, um drei Minuten vor eins ein. Da war sie offensichtlich schon gehörig aus dem Takt geraten und nicht mehr ganz von dieser Welt.
Die durch den Nachlass der Großmutter auf die Künstlerin überkommene Uhr der Firma Junghans aus den 60er-Jahren ist ein sonderbares Designerstück. Formal eigensinnig und unverwechselbar gestaltet, wurde sie ungewöhnlich solide gebaut, auf Langlebigkeit ausgelegt und war der guten alten exportfähigen Qualität verpflichtet.
Allein deshalb ein bemerkenswertes hybrides Wesen mit Quarzwerk und analogem Display.1
Kein Anfang, kein Ende
Das Anzeigenfeld der Tischuhr ist zweigeteilt: Rechts ein konventionelles Zifferblatt mit Stunden-, Minutenzeiger, links werden in ausgestanzten Sichtfeldern Wochentag, Datum und Monatsbezeichnung angezeigt, weiß auf schwarzem Grund, gedruckt auf Palettenrollen. Was die Uhr jedoch unterschlägt, ist eine Jahresangabe. Das erscheint bei längerer Betrachtung gerade dieses ausgeklügelten Designs ausgesprochen merkwürdig, fast so, als sei dies mit Vorsatz und nicht aus technischen oder ästhetischen Erwägungen geschehen.
1 Hersteller Junghans, späte 60er-, frühe 70er-Jahre; Gehäuse aus eloxiertem Aluminium, messingfarben; Sockel aus Holz, schwarz lackiert, Quarzuhrwerk, batteriebetrieben; Maße 20,4 x 11,3 x 9,5 cm, 960 g, hergestellt in Deutschland.
Gewöhnlich verstehen wir unter einem Datum die Bestimmung eines spezifischen Tages. Vom Lateinischen dare abgeleitet, behauptet das Wort Datum also, für etwas Gegebenes zu stehen. Hier aber könnten wir auf die Idee verfallen, das eigentliche Anliegen hinter dieser Uhr sei gar nicht die exakte Definition eines konkreten Punktes in einer wie auch immer gearteten Zeitrechnung. Vielleicht, so möchte man weiter mutmaßen, ging es dem Uhrmacher vielmehr um die Darstellung und Hervorhebung eines Jahreszyklus, um die Veranschaulichung einer ewigen Wiederholung, um die Perpetuierung einer Vorstellung von immer gleichen Zeitläufen, um die Betonung einer Wiederkehr des Vorhergegangenen und nicht um die möglichst exakte Einteilung eines Zeitpfeiles nach den Regeln des gregorianischen Kalenders.
von Andreas Bee
Porträt der Künstlerin mit AK-Air 2.0 Kalaschnikow, 2020
Portrait of the artist with AK-Air 2.0 Kalaschnikow, 2020
Foto / Photo: Cordia Schlegelmilch
Joy Toys, 2020 (ongoing)
Collage auf Papier / Collage on paper
29,7 x 42 cm / 11.7 x 16.5 inches
Foto / Photo: Cordia Schlegelmilch
Courtesy Galerie Gilla Lörcher | Contemporary Art
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Ansicht der Gelben Kabine vor dem Bundesamt für Strahlenschutz Salzgitter, 2018
View of the Yellow Cabin in front of the Federal Office for Radiation Protection Salzgitter, 2018
Glasfaserverstärkter Kunststoff, Stahl, Lack, Polytan / fibreglass, steel, lacquer, polytan 330 cm x 268 cm Durchmesser / 129.9 x 105.5 inches diameter
Foto / Photo: Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding
Gelbe Kabine, 2018 Fotos / Photos: Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding