4c | Deutschland-Ausgabe 6/2016

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Design

Doppelspitze offenbart einen Konstruktionsfehler. Den Tiefdruck-Manager Stausberg und den Mohn-Media-Chef Hentrei gemeinsam die Bertelsmann-Druckereien führen zu lassen, war auch ein beruhigendes Signal nach innen, hin zu den teilweise verunsicherten Beschäftigten an den drei deutschen TiefdruckStandorten in Ahrensburg, Nürnberg und Dresden. Erst im Jahr 2014 hatte Stausberg das Tiefdruck-Werk in Itzehoe schließen müssen, knapp 1.000 Menschen verloren ihre Arbeitsplätze. Für Stausberg muss das bitter gewesen sein. Er hatte 1996 in dem Werk seine Karriere begonnen. Die fein austarierte personelle Balance zwischen Tiefdruck und Offset in der Gütersloher Chefetage spiegelte aber von Anfang an nicht die Kräfteverhältnisse am Druckmarkt wider. Die 96-Seiten-Maschinen, die bei Mohn Media produzieren, stehen jetzt schon im Wettbewerb zum Tiefdruck. Als 2013 am Prinovis-Standort in Dresden eine Tiefdruckmaschine abbrannte, wurde an deren Stelle eine gebrauchte Rollenoffsetmaschine installiert. Stausberg nannte das damals den ersten „Hybrid-Standort“, an dem auf der Rolle etwa die Umschläge von Zeitschriften gedruckt werden sollten und gleich daneben im Tiefdruck alles andere.

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Bnw: Mohn Media/Youtube

Business Coverstory

Mohn Media in Gütersloh: ein besonderer Standort.

seinen rund 9.000 Mitarbeitern, 1,7 Milliarden tenzverteilung zwischen der Zentrale in Gütersloh und den einzelnen Standorten Umsatz und den mehr als 20 Standorten in noch nicht endgültig entschieden – Europas Deutschland, Großbritannien und den USA größte Druckereigruppe ist gerade mit sich mehrere andere Baustellen, mit denen sich Axel Hentrei beschäftigen muss. So dürfte zwi- selbst beschäftigt. Richtig einsilbig beantwortet Hentrei etwa die Frage nach neuen schen der Peripherie des Unternehmens, also den einzelnen Standorten, und der Zentrale in Geschäftsfeldern wie dem Digitaldruck. Erst jetzt würde das Thema in Gütersloh Gütersloh noch nicht völlig geklärt sein, wie diskutiert. Und in einem Jahr will Hentrei stark die Marke Bertelsmann Printing Group immerhin entschieden haben, welche Inkjethervortreten soll und was künftig Gütersloh Maschine bei Mohn Media installiert werden regelt und was nicht. Erst vor wenigen WoTiefdruck-Transformation sollte. chen haben sich die Vertriebsorganisationen Aber diese Hybrid-Idee ist bei Bertelsmann von Mohn Media und Prinovis in Berlin zu Rollenverteilung nur die erste Phase in einem wahrscheinlich Workshops getroffen, um den Vertrieb neu zu lange andauernden Prozess, in dem zumindest strukturieren. Klar ist bisher: Die internationa- Als sich vor rund fünf Jahren die Möglichkeit aufgetan hatte, die Onlinedruckerei die eine oder andere Tiefdruckerei zu einer len Key Accounts werden künftig gemeinsam Flyeralarm zu übernehmen und so in ein Rollenoffsetdruckerei umgerüstet wird. „Wir bearbeitet, die nationalen getrennt. Vielleicht jedenfalls damals recht stark wachsendes merken an allen Tiefdruck-Standorten, dass ist das auch so eine Hybrid-Konstruktion, die Geschäft einzusteigen, ist man in Gütersloh die Auflagenhöhen sinken. Da gibt es einfach sich in den nächsten Jahren noch erübrigen vor diesem Schritt zurückgeschreckt. Man mal den Punkt, dass Offset wirtschaftlicher wird. weiß eben, was der Mutterkonzern erwartet. ist und dass wir auch an anderen Standorten Auch der Einkauf, bisher von den einzeleinen technologischen Ausweg finden müssen, nen Druckbetrieben selbstständig abgewickelt, Husarenritte auf vielleicht risikoreichem Terder Offset heißen wird“, formuliert es Axel wird teilweise zentral in Gütersloh angesiedelt rain gehören nicht dazu. Denn Bertelsmann verdient mit dem Druckgeschäft Geld. Im Hentrei gegenüber 4c ziemlich schnörkellos. werden. Vorbild soll dabei der schon instalersten Halbjahr 2016 haben die Druckereien Für die Bertelsmann Printing Group ist diese lierte gemeinsame Einkauf von Vogel Druck mit 47 Millionen Euro EBITDA zum Ergebnis künftige Korrektur und deren richtig gewählund GGP Media sein. „Nicht jede Druckerei tes Tempo wirtschaftlich entscheidend. Schon muss selbst ihr Papier bestellen“, sagt Hentrei. des Mutterkonzerns beigetragen. Präzise verortet Axel Hentrei die Position des Druin einigen Jahren, das macht Axel Hentrei im Man merkt, wie vorsichtig der nunmehr ckereigeschäfts im Medienhaus Bertelsmann: 4c-Interview erstmals klar, wird der Tiefdruck alleinige CEO die Strukturen des Unterneh„Der Konzern braucht eine gesunde Mischung nicht mehr die Hälfte des Produktionsvomens neu zu ordnen versucht, wenn er sagt: lumens in Europas größtem Druckkonzern „Man darf die Unternehmenskultur nicht völlig aus Geschäften, die Erträge bringen, und aus Wachstumsplattformen. Denn diese Wachsbinden. kaputt machen durch totale Zentralisierung“. tumsplattformen kosten erst einmal Geld Tauziehen Nicht zu schnell und das erhalte ich aus den stabilen KerngeEinen CEO verschlissen, die Transformation schäften. Wir sind ein solches stabiles, altes Rund um diesen technologischen Wechsel des Tiefdrucks noch vor sich, die KompeGeschäft.“ ∑∑∑∑ gruppieren sich bei dem Druckereiriesen mit

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4c Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion


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