4c | Deutschland-Ausgabe 5/2016

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€ 5,–

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Design Wie Mozilla seine User an der Gestaltung der neuen Corporate Identity teilhaben lässt. Druck Welches Potenzial der digitale Wellpappendruck hat und wie Maschinenbauer es heben möchten. Digital

Magazin für Druck, Design & digitale Medienproduktion

Wie ein neuer Paid-Content-Anbieter den Zuspruch der Leser für Bezahlinhalte steigern möchte.

Deutschland-Ausgabe

DIE

SCHWIERIGE

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PREIS

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So stärken Druckereien ihre Ertragskraft. Plus: Die besten Tricks für harte Preisverhandlungen.

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LEISTUNGSSTARKER KARTON Die Kartonqualitäten von Metsä Board sind leichtgewichtig, dennoch fest. Sie bieten konsistente Qualität und erstklassige Druckergebnisse. Ob Grafikanwendungen oder Verpackungsanwendungen – reiner Frischfaserkarton ist immer eine sichere und nachhaltige Wahl. metsaboard.com


Liebe Leserin, lieber Leser!

Martin Schwarz

Er ist Thema bei jeder Branchenveranstaltung, er einigt Wettbewerber in synchronem Wehklagen, er ist die wirtschaftliche Achillesferse, die Druckereien verwundbar macht: der Preis. So konsequent und leidenschaftlich Druckbetriebe ihre Kosten optimiert und ihre Auslastung ausgereizt haben, so schwer fiel es vielen von ihnen, auch Preispflege zu betreiben. Mit den Ergebnissen dieser Inbalance müssen sich dann allzu oft Insolvenzverwalter beschäftigen. Dabei gibt es auch in einem Commodity-Segment durchaus Möglichkeiten, sich der Preisentwicklung zu widmen. Genau damit befassen wir uns in der Coverstory dieser Ausgabe, die Sie ab Seite 10 lesen können.

PARAMETERS CHANGE

THE CONSTANTS STAY

Mit Schwarmgeschmack beschäftigen wir uns in unserer Story über ein Experiment, das der Web-Entwickler Mozilla wagt: Er lässt die User über sein künftiges Corporate Design mitdiskutieren. Wie viel Demokratie Design zuträglich ist und was bei einem solchen Prozess auch schiefgehen kann, lesen Sie in dieser Ausgabe ab Seite 16.

Florian Zangerl

Gleich drei Anbieter von Digitaldrucksystemen haben bei der letzten Drupa Maschinen zur Bedruckung von Wellpappe vorgestellt. Warum dieser Bedruckstoff plötzlich so viel Interesse auf sich zieht, erfahren Sie ab Seite 30. Auf Seite 32 schließlich finden Sie eine Story, deren Thema derzeit garantiert viele Zeitungsdruckereien plagt: Maschinen-Retrofit oder Neuinvestition? Wir haben uns die Optionen genauer angesehen. Eine vergnügliche Lektüre wünschen Ihnen

Martin Schwarz, Chefredakteur Florian Zangerl, Herausgeber

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PRINttOUR  Begleiten Sie uns auf eine spannende  Reise nach Warschau und lernen Sie den  dynamischen Druckmarkt Polen kennen!

Inhalt

7. bis 9. November 2016

BUSINESS 8 Wechsel. Ein Münchner Investor steigt bei den deutschen Onlineprinters ein.

DRUCK 26 ENTWICKELT. Was der Inkjetdruck jetzt technisch braucht, um sich noch weiter durchsetzen zu können.

STANDARDS

9 Beitrag. Was die Druckereien der Bertelsmann-Gruppe zum Gesamtergebnis beigesteuert haben – und welche personellen Veränderungen es geben könnte.

30 BEGEHRT. Warum Digitaldruck-Hersteller nun immer mehr Systeme für den Wellpappendruck auf den Markt bringen.

7 Bildgeschichte

10 Coverstory. Wie Druckdienstleister sich gegen den steigenden Preisdruck rüsten können.

32 TUNING. Was Retrofit im Zeitungsdruck leisten kann und wo sich die Erneuerung von Maschinenteilen nicht auszahlt.

15 Events

35 RUNDUM. Wie ein neuer 3D-Scanner noch exaktere Ergebnisse liefern kann und was das für den Versandhandel bedeutet.

36 wunschzettel

D ESIGN 16 MITSPRACHE. Wie die User von Mozilla sich an der Entwicklung eines neuen Corporate Design beteiligen können. 19 HANDSCHRIFT. Warum Schriften wieder per Hand gezeichnet und nicht am Computer entworfen werden.

14 kochstudio

25 KLICKTIPPS

40 Produkte

DIGITAL 38 CONTENT-KONTO. Wie ein oberösterreichischer Technologieanbieter mit einem neuen Wallet-System die Zahlungsbereitschaft für Paid Content erhöhen möchte.

TOOLS 22 TRANSFORMATION. Wie einfach es ist, in Adobe Illustrator Objekte zu verformen und zu vervielfältigen.

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COVERSTORY. Wie sich Druckdienstleister bei Preisverhandlungen mit Kunden besser durchsetzen können.

16

MITREDEN. Wie Mozilla sein neues Design zur Diskussion stellt.

30

MITMACHEN. Warum jetzt mehr Systeme für den digitalen Wellpappendruck auf den Markt kommen.

38

MITNEHMEN. Wie ein neues Wallet-System die Bezahlung für Inhalte im Web erleichtern soll.

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Business

Design

Tools

Druck

Digital

Produkte

Index 3D Elements 35 Adobe 22 Agensketterl 41 Antalis 26 Arvato 9 AV+Astoria 41 Be Printers 9 Bertelsmann 9 Bregeal Unternehmerkapital 8 Canon 41 Druckerei Grasl 41 Druckerei Lokay 36 Druckerei Wirtz 8 Druckzentrum Rhein Main 33

Durst 30 EFI 30 Epson 41 Eversfrank 26 Gmähle-Scheel Print-Medien 10 Heidelberg 11, 36 Henkel 16 HP 30, 40 Joseph Brot 20 JT Suite 42 Kolbe Coloco 40 Konica Minolta 42 Manroland Web Systems 32 Mediengruppe Wurzel 8, 10

Mozilla 16 NP Druck 11 Onlineprinters 8 PME Maurer 32 Prinovis 9 Printplus 11 Selectyco 38 Simon-Kucher & Partners 10 TA Associates 8 Thimm Display 31 Vitronic 35 Zünd 42

Impressum Medieninhaber und Herausgeber: industriemagazin Verlag GmbH Verlags- und Redaktionsanschrift: Lindengasse 56, 1070 Wien, Tel. +43 1 585 9000, Fax +43 1 585 9000-16, www.4cmagazin.de, office@4cmagazin.de Büro Deutschland: Stadttor 1, Düsseldorf Medienhafen, D-40219 Düsseldorf, Tel. +49 211 3003-417 Abo-Shop: www.4cmagazin.de/abo • Content-Shop PLUS: www.4cmagazin.de/+ Social Media: twitter.com/4cmagazin, facebook.com/4cmagazin, youtube.com/4cmagazin Chefredakteur: Martin Schwarz Autoren dieser Ausgabe: Andreas Burkard, Ann Kimminich, Erika Kronfuß, Rainer Scheichelbauer, Anja Schlimbach, Ingo Woelk Geschäftsführung: Hans F. Zangerl Grafik, Layout: Nicole Fleck • Schriften: Premiéra (Thomas Gabriel), Acorde (Stefan Willerstorfer) Cover-Illustration: Stefanie Hilgarth, www.illuqueen.com Online-Redaktion: Jakub Jozefek • Marketing & Vertrieb: Manuela Steinbrucker-Murri Anzeigenverwaltung: Tel. +49 211 3003-417 • Herstellung: industriemagazin Verlag GmbH Kerndruck: Druckerei Ueberreuter • Umschlagdruck: Salzkammergut Media Umschlagpapier: Carta Elega 205 g/m2 von Metsä Board Abonnements: 1-Jahres-Abo: € 29,– • Druckauflage: 5.300 Stück • ZKZ: 86177 • ISSN: 2305-5111 Das nächste Heft erscheint am 30. 11. 2016.

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1974

6,8 Mio.

1984

1984

2004

2014

in Deutschland

Seiten

in Griechenland

Seiten

Druckversionen

70

Sprachen

> 30

Digital

324 + 4

Länder

48

Druckereien

> 30

Druck

224 + 4

Nicht überall gleich dick Der IKEA-Katalog im schwer von einer wirtschaftlichen Krise heimgesuchten Griechenland ist dünner als in anderen Ländern.

1951

0,3 Mio.

Papierlieferanten

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Tools

35 Mio.

72 Mio.

AUFLAGE 2017 WELTWEIT 211 Mio. Stück

145 Mio.

Überall zuhause Eine weltweite Produktion wie jene des schwedischen Spanplatten-Veredlers braucht entsprechende Versionierung und natürlich eine ganze Menge Lieferanten und Produktionspartner.

Design

AUFLAGE 2017 IN DEUTSCHLAND 30 Mio. Stück

217 Mio.

Immer mehr Auflage Das ist nicht bei vielen Druckprodukten der Fall: Seit seinem ersten Erscheinen ist die Auflage des IKEA-Katalogs um rund das Siebzigfache gestiegen. Den Auflagenhöhepunkt erreichte der Katalog im Jahr 2014 mit 217 Millionen Exemplaren. Der IKEA-Katalog 2017 erscheint in einer Auflage von 211 Millionen Stück.

Ein Buch für Billy

Bei IKEA sind zwei Mitarbeiter ausschließlich damit beschäftigt, sich für neue Möbel Namen auszudenken. So kommt es dann zum Regal namens Billy oder dem Kerzenständer namens Ändlös. Die Produkte brauchen die Namen, weil IKEAGründer Ingvar Kamprad sich keine Zahlen merken kann. Dabei sind die Zahlen rund um den IKEA-Katalog ziemlich bemerkenswert. Business Bildgeschichte Produkte


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Leichter Fehler or etwas mehr als vier Monaten hat der Verlag mit der „Frankfurter Allgemeinen Woche“ ein wöchentliches Magazin auf den Markt gebracht. 50.000 verkaufte Exemplare erwartete sich FAZ-Geschäftsführer Thomas Lindner damals. Die verkaufte Auflage bewegt sich nun aber leider weit unter dem Minimalziel des Verlagschefs. Nun neigt der digital Naive bei solchen Fehlstarts zur Pauschalbetrachtung, dass Print nun an sich der Fehler im System der Informationsverbreitung ist. Diese Analyse würden wohl viele Mitarbeiter gescheiterter digitaler Medien nicht teilen. Die digitale Revolution hat dort ein wirtschaftliches Blutbad hinterlassen, wo Inhalt, Verbreitungsweg, Nutzererwartung und wirtschaftliche Basis nicht zusammenpassten – und das gleiche gilt umgekehrt auch für Print. Dogmatisch geführte Channel-Diskussionen sind insofern also: überflüssig.

Glosse von Martin Schwarz

Das FAZ-Magazin leidet vielmehr an mäßiger Ausstattung. Gedruckt auf hauchdünnem Papier, mit einer Anmutung wie der „Economist“, hat es sich insbesondere im Einzelverkauf nur schlecht durchsetzen können. Genau 100 Gramm hat eine Ausgabe der „Woche“. FAZ-Chef Lindner will nun auch in dickeres Papier investieren. Das ist keine Petitesse in einem Markt, der wohl auch aufgrund klammer Kassen das Papier als jenes Sparreservoir zu identifizieren bereit war, bei dem die geringsten Qualitätsverluste in der Gesamtwahrnehmung eines Mediums zu befürchten waren. Diese Sorglosigkeit im Umgang mit optischer und haptischer Qualität scheint sich doch nicht so bezahlt zu machen. Ein leichtes Magazin, das bleischwer in den Regalen liegt, zeigt also: Das haptische Arrangement zahlt auf die Wahrnehmung und die Verkaufbarkeit eines Printtitels ebenso ein wie der Inhalt. ∑∑∑∑

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Onlineprinters in Neustadt an der Aisch: neuer Mehrheitseigentümer.

TA Associates verkauft Die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft TA Associates verkauft ihre Anteile an den bayerischen Onlineprinters an einen Münchner Investor.

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twas mehr als drei Jahre nach der Übernahme der Mehrheit an den bayerischen Onlineprinters, einer der größten Onlinedruckereien im deutschsprachigen Markt, steigt TA Associates aus dem Geschäft aus. Neuer Mehrheitsgesellschafter ist die Münchner Investmentgesellschaft Bregal Unternehmerkapital.

Für Bregal, eine Beteiligungsgesellschaft, die unter der Kontrolle der Gründerfamilie der Modekette C&A steht, ist es das erste Engagement im Drucksektor. Walter Meyer bleibt Gesellschafter der Onlineprinters, wird aber künftig nicht mehr als CEO fungieren. Diese Position wird Michael Fries nun alleine ausfüllen. ∑∑∑∑

Wirtz bei Wurzel Die Mediengruppe Wurzel übernimmt eine weitere Druckerei: Wirtz in Speyer. Eine Kundenschicht war wohl besonders interessant für Wurzel.

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or mehr als zwei Jahren hatte die Wurzel Mediengruppe die RollenoffsetDruckerei Schaupp in Schwäbisch Hall übernommen. Nun expandiert das Unternehmen weiter und kauft die Druckerei Wirtz in Speyer. „Für uns ist die Übernahme eine gute Chance, unser Portfolio zu erweitern, denn

neben dem klassischen Kundenstamm in Rheinland-Pfalz hat Wirtz auch interessante Kunden aus der Pharmabranche. Diese Sparte konnten wir bisher nicht abdecken“, begründet Inhaber Heinz Wurzel die Akquisition. Wirtz bedruckt Beipackzettel für Medikamente auf Dünndruckpapier und hat dafür auch die nötige Zertifizierung. ∑∑∑∑

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Bnw: beigestellt

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Ein Gewinn, ein Verlust Bnw: Bertelsmann

Die Halbjahresbilanz des Medienriesen Bertelsmann zeigt erstmals, wie die neu geschaffene Printing Group zum Konzernergebnis beitragen konnte. Die Zahlen sind gut. Anderes weniger: An der Spitze der Drucksparte könnte es zu einem prominenten Abgang kommen. Von Martin Schwarz

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s gibt natürlich stärkere Aktivposten in leichten Zugewinne im Umsatz innerhalb der Prinovis-Gruppe resultieren aus Vertriebserfolgen in der Halbjahresbilanz des Medienkonzerns Großbritannien vor allem in Folge der Insolvenz Bertelsmann als in den Druckereien: Einen unseres Wettbewerbers Polestar. Der ErgebnisanUmsatz von acht Milliarden Euro erzielte der stieg im ersten Halbjahr ist im Wesentlichen auf Medienriese in den ersten sechs Monaten des eine Vielzahl von Kosten- und EffizienzmaßnahJahres, das EBITDA des gesamten Unternehmens men zurückzuführen.” Auch mit der Auslastung belief sich auf 1,11 Milliarden Euro. Einen vergleichsweise bescheidenen Anteil am Gewinn vor und Performance der Tiefdruck-Standorte in Steuern trug dabei die neu geschaffene Printing Deutschland, also in Ahrensburg, Nürnberg und Group bei: 47 Millionen Euro bei einem Umsatz Dresden, zeigt man sich in Gütersloh zufrieden. von immerhin 774 Millionen Euro. Weniger Spitze In Gütersloh dürfte man dennoch einigermaßen zufrieden sein mit der Performance der Das Konstrukt, das Bertelsmann geschaffen erst im Januar zur Bertelsmann Printing Group hat – eben eine Verschmelzung der Be Printers zusammengeschlossenen Druckereigruppe: Zwar und mit den Prinovis-Tiefdruckereien mit der sank wegen des Verkaufs des Spanien-Geschäfts Arvato-Drucksparte – dürfte dennoch nicht so an die britische Walstead-Gruppe der Umsatz reibungslos verlaufen, wie Bertelsmann sich das um 5,3 Prozent, doch das EBITDA legte um 17,5 gewünscht hatte. Prozent zu. Schon Anfang September mehrten sich die Dass sich insbesondere die Tiefdrucksparte der Anzeichen darüber, dass die Doppelspitze aus Prinovis-Druckereien positiv entwickelte – und in Arvato-Druckereichef Axel Hentrei und Beihr liegt immerhin rund ein Drittel der gesamten Printers-Chef Bertram Stausberg keine langfristige Produktionsleistung der Printing Group – dürfte Lösung sein könnte. Nun soll Co-CEO Stausberg für die Gütersloher besonders erleichternd sein. tatsächlich mit der Bertelsmann-Konzernspitze seinen Abgang verhandeln. Es soll angeblich nur Polestar hilft noch um die Modalitäten eines solchen Abgangs Freilich hat daran auch die Pleite des britischen gehen. Konkurrenten Polestar einen gewissen Anteil, wie Stausberg hat wesentlich daran mitgewirkt, man in Gütersloh gegenüber 4c eingesteht: „Die die Tiefdrucksparte zu sanieren. So musste er 2014

Gute Nachricht: Die Drucksparte von Bertelsmann hat im ersten Halbjahr einen Gewinn von 47 Millionen Euro gemacht. Weniger gute Nachricht: Es gibt Anzeichen dafür, dass die Doppelspitze aus Bertram Stausberg (l.) und Axel Hentrei sich auflöst. den Standort Itzehoe schließen, ausgerechnet jene Druckerei, in der er vor 20 Jahren seine Karriere bei Prinovis begonnen hatte. Prinovis hatte außerdem zaghaft versucht, dem von den niedriger werdenden Auflagen bedrohten Tiefdruck mit der Installation einer gebrauchten Rollenoffsetmaschine am Standort Dresden eine Hybrid-Option zu eröffnen. Ob das wirklich der kürzeste technologische Fluchtweg in einem Konzern ist, der bei Mohn Media in Gütersloh ohnehin in 96 Seiten-Rollenmaschinen investiert, ist fraglich. Wenn Tiefdruck-Manager Stausberg tatsächlich den Konzern verlassen würde, könnte dies die Gütersloher nur wenige Monate nach der Gründung in eine Neuordnung der Führung der Printing Group zwingen. Die muss dann auch nicht zwangsläufig doppelt besetzt sein. ∑∑∑∑

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Wider die Preisschmelze Die Kosten haben sie meist unter Kontrolle und die Auslastung haben sie optimiert. Nur bei der Pflege ihrer Preise könnten Druckdienstleister konsequenter sein. Von Martin Schwarz

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Verunsicherung über die richtige utmaßlich hat sich die deutschen Rollenoffset-Markt. Dort ein grundsätzliches Preissetzung kommt oft genug Gruppe Studierender schmelzen die Preise für DruckproMissverständnis: „Wofür dukte jährlich um durchschnittlich Befangenheit, die eigene Leisan der Graphischen in ein Unternehmen steht, tungsspanne auch vor dem Kunden sechs Prozent ab. „Der Preisverfall Wien mit ihrem letzten Mysterysollte über das eigene auszubreiten. wird teilweise durch effizientere Shopping-Projekt nicht maßlos Leistungsvermögen und Technologie kompensiert, aber eben nicht jenes der Maschibeliebt gemacht in der Branche. Im Fraglos schwierig nen definiert sein“, rät er. nur teilweise“, warnt der HamFrühjahr hatten die Studierenden „Man fragt sich, wo denn der Markt- burger Unternehmensberater und bei insgesamt 37 traditionellen Debatten, die man preis liegen könnte, aber den gibt es Branchenkenner Michael Dömer. österreichischen Druckereien das verliert eben nicht. Man fragt sich, welche Sich auf Entwicklungssprünge zu exakt gleiche Produkt angefragt: Eine schnellere, noch verlassen, um die Preise weiter 2.500 Broschüren, A4, 80 Seiten. Die Mitbewerber noch an diesem Projekt dran sein könnten. Man fragt abschmelzen lassen zu können, mag konsequenter automaAngebote, die sie dann präsentierten, wiesen eine ordentliche tisierte Druckmaschine sich, was ein Auftrag für die Auslas- kurzfristig die Auslastung einer tung bedeutet. Es gibt also sehr viele Druckerei erhöhen. Das ist aber Preisspanne auf: das billigste lag mag die Kosten für Parameter, die ein Verkäufer bei der schon der einzige schöne Effekt bei 2.980,- Euro, das teuerste bei die Druckerei drücken Preisfindung berücksichtigen muss, solcher Technologiespekulation. 7.975,- Euro. Zusatzleistungen zum und den Preis für den Kernprodukt Broschüre dagegen bot aber man kann sich nie sicher sein, „Damit entsteht ein kurzfristiger Kunden gleich mit, hebt nur knapp jeder dritte der angefrag- dass man gut liegt“, umschreibt Vorteil am Markt. Den aber gibt der aber trotzdem nicht den ten Druckdienstleister an. Dominik Hempfer, Vertriebschef wahrgenommenen Wert Wettbewerber auch weiter und der Selbst wenn dieser eine Auftrag bei Gmähle-Scheel Print-Medien, eines Druckprodukts für Vorsprung, den man sich erkauft nicht ganz präzise zu jeder der einem Unternehmen der Wurzel den Kunden. So schränkt hat, wird zum Nachteil. Die niedrigeren Kosten, die man vielleicht hat, die Technologie-Diskusangefragten Druckereien gepasst Mediengruppe in Waiblingen, die sion den Spielraum des wurden ja schon längst in niedrihaben wird, so ist eine Schlussfolvielen Schwierigkeiten, sich dem gerung wenig gewagt: Zwischen gere Preise verwandelt, manchmal Vertriebs bei Verhandrichtigen Preis zu nähern. Viele lungen ein: „Oft weiß der dem elendslangen Preiskorridor ziehen sich dann auf eine vermeint- sogar, bevor die neue Maschine lich sichere Position zurück: die Kunde gar nicht, was die und der Zurückhaltung vieler der läuft", so Dömer. rein kostenbasierte Kalkulation von Druckerei leistet. Wie kontaktierten Druckereien, über Thomas Haller, Experte bei sollte er auch. ArbeitsZusatzleistungen auch zusätzlichen Angeboten. der auf Pricing-Strategien spezialisierten Unternehmensberatung intensive Korrekturen Ertrag abzuholen, liegt wohl das Wirkungsspirale Simon-Kucher & Partners, kennt in der Vorstufe werden Gravitationsfeld vieler wirtschaftlicher Probleme, an denen sich die Die Lage ist besorgniserregend, das solche Phänomene. Er verortet in ja oftmals verschenkt Druckbranche abarbeiten muss. Zur offenbart schon der Blick auf den der freiwilligen Margenschenkung und der Kunde erfährt

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Design

nicht einmal, dass Drucken mehr als bloß der Betrieb einer Maschine ist“, bemerkt der deutsche Berater Jürgen Calmbach. Woher der Ertrag kommt Das ist umso erheblicher, als der Druckprozess selbst heute eben nicht mehr zwangsläufig der ertragsstärkste Teil des gesamten Produktionsprozesses ist, sondern die Margen eher an der Peripherie der Leistungspalette einer Druckerei erwirtschaftet werden könnten. „Geld verdienen lässt sich in Druckereien vor allem in der Vorstufe und in der Weiterverarbeitung“, hat Anthony Thirlby, für das Prinect-System bei Heidelberg zuständig, errechnet. „Druckereien konzentrieren sich

Tools

Druck

sehr auf die Druckproduktion. Aber sie verkaufen ihren Kunden ja in der Hauptsache Zeit. Und da haben unsere Analysen ergeben, dass ein Druckjob durchschnittlich mehr als die Hälfte der gesamten Produktionszeit in der Vorstufe verbringt, das Drucken dagegen nur vergleichsweise wenig Zeit benötigt. Das muss in die Kalkulation und die Preisfindung einfließen“, so Thirlby. Entbündelung Oft wird der Preis für den Druck selbst nicht über CommodityNiveau zu heben sein. Aber wenn der Ertrag an den beiden Enden der Prozesskette, beim Datenmanagement, der Lagerhaltung oder der Logistik, vermutet werden

Digital

kann, werden sich die Angebote von Druckereien auch inhaltlich verändern müssen. „Oft haben sich Druckereien auf das reine Druckprodukt reduzieren lassen, die unterschiedlichen Leistungen werden aber nicht mehr dargestellt“, bemängelt Johann Peter Jordan, Marketingleiter von NP Druck im niederösterreichischen St. Pölten. Eine detailliert formulierte und segmentierte Leistungsbeschreibung kann den Mitarbeitern im Vertrieb helfen, die Preise zu stabilisieren. „Wenn ich mein Angebot nicht entbündle, dann bleibt mir als Verkäufer nichts anderes übrig, als einen Rabatt auf den Gesamtpreis zu geben. Ich verschenke also Leistung ohne Gegenleistung des Kunden. Wenn ich dagegen Leistungsbestandteile detailliert anführe, kann ich immer noch versuchen, einen Teil aus dem Angebot zu nehmen, um so den Preis zu senken“, sagt Preisexperte Haller.

Die rein kostenbasierte Kalkulation von Druckjobs wird das Abschmelzen der Preise nicht verlangsamen. Aber es gibt Alternativen.

BNW:Fotolia.de

Entscheidungsfähig Aus anderen Branchen, bei denen das Tun der einzelnen Anbieter als austauschbar empfunden wird, wissen die Pricing-Strategen von Simon-Kucher & Partners auch: die Preise von Nebenprodukten und Services lassen sich etwas leichter heben als jene des Basisprodukts. Doch dazu müssen manche Druckereien zuerst ihr Portfolio an vielleicht nie wirklich verrechneten Zusatzleistungen ordnen und strukturieren. Dominik Hempfer von der Wurzel Mediengruppe versucht, eine solche Ertragskultur im Vertrieb zu etablieren. Das ist heikel: „Wenn wir versuchen, Zusatzleistungen zu verkaufen, dann sehen wir zu, dass wir es in einem persönlichen Gespräch mit dem Kunden machen und der Kunde dann auch entscheidungsfähig und entscheidungswillig ist. Denn wir wollen natürlich nicht die Idee etwa für eine passendere Veredelung entwickeln, den Vorschlag dem

Produkte

Kunden unterbreiten und dann zusehen, wie der am Markt nach einer günstigeren Alternative sucht“, so Hempfer. Nutzen, der kostet So simpel es auch ist, niedrigere Produktionskosten auch an den Kunden weiterzugeben, so groß sind die Bedenken vieler Druckereien, die Kundschaft umgekehrt mit höheren Produktionskosten zu konfrontieren. Schon vor etlichen Jahren hat etwa Alex Sturzenegger, Geschäftsführer des Schweizer Software-Anbieters Printplus ein Modul in seine MIS-Software programmiert, mit dem die Vorstufe besonders langwierige Arbeiten an einem Projekt dem Vertrieb melden kann, damit der den entstandenen Mehrkosten mit der Kundschaft abklärt. Eine Standardfunktion eigentlich. Und trotzdem: „Dieses Tool wird leider wenig genutzt“, sagt Alex Sturzenegger. Tue Gutes, aber sprich besser nicht darüber: Auch das ist ein Symptom für die Verunsicherung mancher Druckdienstleister. „Eine Druckerei“, sagt Alex Sturzenegger folgerichtig, „sollte nicht nur die Mehrkosten gegenüber dem Kunden kommunizieren, sondern auch den Nutzen von möglichen Zusatzleistungen.“ Aufwandserzählung Druckereien müssen sich bei ohnehin schon ertragsschwachen Projekten damit befassen, wie sie mit fehlenden Freigaben, miserablen Daten oder spontanen Änderungswünschen, all dem Sediment also, das den Auftragsfluss verlangsamt, umgehen: „Wenn man an einem bestimmten Preisniveau angelangt ist, muss man sehen, dass man Aufträge in die Rentabilität drehen kann. Man sollte Kunden natürlich nicht verunsichern, indem man solche Mehrleistungen systematisch verrechnet. Aber zumindest sollte der Kunde davon wissen“, sagt Vertriebschef Hempfer. Es kann ja schon etwas bringen, den

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Mehraufwand zu erwähnen, um sich bei Verhandlungen für den nächsten Auftrag in eine komfortablere Position zu bringen. Dominik Hempfer jedenfalls wählt diesen Weg: „Wenn ich etwas schon nicht berechne, dann sage ich das wenigstens.“ Ein Trost noch, obschon ein schwacher: Als Simon-Kucher & Partners kürzlich 2.200 Manager weltweit nach deren Erfahrungen mit der Preisentwicklung befragte, klagten acht von zehn Befragten über steigenden Preisdruck. Und bei deutschen Unternehmen ist die Marge gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um 0,7 Prozentpunkte gesunken. Mit ihren Preissorgen sind Druckereien nicht alleine. ∑∑∑∑

π Ertragreiche Konferenz Lassen Sie sich von internationalen Experten wie Thomas Haller zu neuen Pricing-Strategien inspirieren – bei der „Power Pricing Konferenz” am 16. November im Park Hyatt in Wien. 4c verlost ein kostenloses Ticket für diese Veranstaltung. Dazu müssen Sie nur der Erste sein, der folgende Frage beantwortet: Bei welchem Kundensegment rät Preisexperte Thomas Haller, den Versuch einer Preiserhöhung zu unternehmen? Bei jenen Kunden, die schlechte Preise bezahlen, oder bei jenen, deren Aufträge besser bezahlt sind? Wenn Sie die Antwort wissen, schreiben Sie sie bitte per Mail an martin.schwarz@4-c.at mit dem Betreff „Power Pricing“. Außerdem vergeben wir weitere zwei Tickets zur Konferenz zum Vorzugspreis von 590,- Euro statt 990,- Euro. Bitte senden Sie bei Interesse ebenfalls ein Mail an martin.schwarz@4-c.at Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.pricingkonferenz.at

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π So schützen Sie Ihre Preise Das rät Preisexperte Thomas Haller dem Vertrieb von Druckereien, um in harten Preisverhandlungen noch besser bestehen zu können.

 Bei einigen unserer Kunden sind

die Preise, die wir erzielen, derart niedrig, dass wir kaum eine Marge damit erwirtschaften.Wie könnten wir es schaffen, da mehr Ertrag zu generieren? Gar nicht. Ihre Verkäufer werden sich bei Kunden, die sehr schlechte Preise bezahlen, vermutlich eine Abfuhr holen. Beginnen Sie bei jenen Kunden mit einer vorsichtigen Preiserhöhung, die ohnehin schon sehr gute Preise bezahlen. In aller Regel sind das ja Unternehmen, die wertigere Aufträge bei Ihnen ordern, für die Sie als Dienstleister weniger austauschbar sein mögen oder die eine klarere Vorstellung vom Nutzen des Gedruckten haben.

Ist es sinnvoll, unsere Maschinen und die Kostenvorteile, die sich aus der Nutzung unseres modernen und effizienten Maschinenparks ergeben, gegenüber unseren Kunden zu kommunizieren? In Einzelfällen und vorsichtig bei den richtigen Kunden angewendet, wird vielleicht nichts anderes übrig bleiben. Aber ansonsten gilt: Eine schnellere, effizientere Maschine ist vor allem für Maschinenbauer ein gutes Verkaufsargument, für Druckereien dagegen nicht so sehr. Die niedrigeren Gestehungskosten in die Gespräche einzubauen, wird nicht helfen, die Druckpreise zu stabilisieren. Gleichzeitig schränkt die Konzentration auf einen bloßen

technologischen Vorsprung den eigenen Verhandlungsspielraum ein. Erstens, weil es in dem fragmentierten Markt vermutlich immer einen Wettbewerber geben wird, der irgendwo in der dritten Nachkommastelle einen Prozessschritt noch effizienter abwickeln kann. Wenn dem so ist, fliegen Sie recht schnell aus dem Anbieterfeld. Und zweitens, weil Sie damit Ihre eigene Rolle als Drucker in der Wahrnehmung des Kunden schmälern: als letztlich austauschbaren Maschinen-Bediener, dessen Wert für den Kunden vom Maschinenpark definiert wird und weniger von der gesamten Leistungstiefe.

 Wie könnten wir die Formulie-

rung und Struktur von Angeboten verbessern? Natürlich erwarten einige Kunden eine starre Struktur Ihrer Angebote, die auch die Druckkosten für ihre jeweiligen Projekte leicht vergleichbar mit Ihren Mitbewerbern macht. Das wird oft nicht zu verhindern sein, ist aber bestimmt nicht der Idealfall. Soweit es möglich ist, sollten Sie alles daran setzen, Ihre Leistungen detailliert von der Vorstufe bis zur Weiterverarbeitung zu gliedern. Auch wenn das vielleicht nichts am erzielbaren Gesamtpreis ändert, ist ein solche Leistungsschau doch vorteilhaft: Der Kunde registriert genau, wie komplex die Produktion tatsächlich ist.

Die Verhandlungen drehen sich dann auch nicht ausschließlich um den Preis. Das Themenangebot für Ihre Vertriebsmitarbeiter wird somit bei Kundengesprächen breiter.

Aber was genau soll uns eine

gezielte Leistungsbeschreibung in den Angeboten denn nun bringen? Ganz einfach. Sie geraten bei preisbewussten Kunden nicht sofort in die unangenehme Lage, einen Rabatt auf Basis eines Gesamtangebots geben zu müssen, sondern können vielleicht eher die eine oder andere Einzelleistung aus dem Angebot streichen, um die Kosten des Auftrags für den Kunden zu mindern. Dazu muss die konkrete Leistung aber eben erst auf dem Angebot stehen. Preisminderung bedingt Leistungsminderung.

Wir haben einige Kunden, bei

denen die Marge eines Auftrags während der Produktion völlig versickert, weil die Auftragsabwicklung durch Änderungen oder fehlerhafte Daten gebremst wird. Was sollen wir mit diesen Aufträgen machen? Es gibt Industriezweige, bei denen die Marge eigentlich nur über Change Requests geholt wird. Wenn also der Kunde eine Änderung wünscht, die Mehrkosten verursacht, wird ihm das oft auch verrechnet. In der Druckbranche bilden viele Software-Tools ohnehin solche kostspieligen Korrekturen ab. Wenn etwa die Vorstufe an

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frankfurt 2016 internationale fachmesse für visuelle kommunikation

2 | 3 | 4 november 2016 messe frankfurt

 Für viele unserer Kunden ist das

Drucken eben einfach Commodity. Es ist eine Leistung, deren Wert für sie steigt, je mehr der Preis fällt. Was können wir dagegen tun? Schaffen Sie konsequent Bewusstsein für den Wert von Print. Es gibt genügend Studien darüber, wie förderlich Print für das Geschäft von Unternehmen ist. Sie müssen sich gar nicht auf Fälle aus Ihrem Unternehmen beschränken. Erzählen Sie – inhaltlich angepasst an das aktuelle Vorhaben – von bekannten Unternehmen, die mit Print ihren Absatz oder die Aufmerksamkeit für ihre Marken steigern konnten, berichten Sie von den wirtschaftlich messbaren Vorteilen gedruckter Kommunikation.

WE CONNECT „Wenn ich mein Angebot nicht entbündle, dann bleibt mir als Verkäufer nichts anderes übrig, als einen Rabatt auf den Gesamtpreis zu geben.“ Thomas Haller, Preisexperte bei Simon-Kucher & Partners

©SanneBerg/SensorSpot – iStockphoto.com

Daten basteln muss, weil die nicht korrekt geliefert wurden, kann das automatisiert an den Vertrieb gemeldet werden, der sich die Mehrkosten vom Kunden genehmigen lässt. Vermutlich wird der Kunde in dieser Phase, wo die Daten schon in der Druckerei sind, nicht den Anbieter wechseln. Es bleibt dennoch eine Frage der Abwägung: Bei welchem Auftrag Sie sich den Mehraufwand honorieren lassen und bei welchem nicht, muss systematisch geregelt werden. In jedem Fall aber sollten Sie Ihren Kunden zumindest über Ihre Bemühungen informieren, auch wenn Sie die dann nicht verrechnen. Das kann bei künftigen Verhandlungen helfen.

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LFP groß denken Die Herausforderung für brillante Ergebnisse liegt nicht nur in Maschine, Material und Software, sondern auch im harmonischen Zusammenspiel. Die viscom zeigt die Neuheiten und liefert das Wissen dazu.

Damit vermitteln Sie mehr als nur technische Kompetenz, erhöhen die Kundenbindung und werden vielleicht beim nächsten Projekt schon in einer frühen Phase konsultiert. Das kann Ihre Position bei künftigen Preisverhandlungen stärken.

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Print erreicht mehr Nicht mehr die digitalen Neulinge im Mediengeschäft führen in den USA die Reichweiten-Rankings an, sondern etablierte Printmedien mit ihren digitalen Filialen. Woran das liegt? Wohl auch an einem Vertrauensbonus der Konsumenten, den Printmedien nun abholen können.

S

ie haben auch schon davon gehört, oder? Es geht wieder einmal ein neuer Virus um. Er soll insbesondere junge Mediapläne der Jahrgänge 2016 und 2017 befallen. Media-Experten haben ihm bereits einen recht einprägsamen Namen gegeben: Sie nennen ihn schlicht „Print“. Und erschaudern schon beim meistgeflüsterten Aussprechen seines Namens. Dieser Printvirus erweist sich als ungewöhnlich aggressiv. Er bewirkt zum Beispiel, dass Zeitungen durch Addition ihrer Print- und Online-Angebote eine Reichweite erzeugen, an deren Höhe niemand niemals auch nur im Traum geglaubt hätte. In den USA, wo – wie immer – der erste, mediale Infektionsherd vermutet wird, bewirkt der Virus, dass uralte, angeblich aus der Zeit gefallene Zeitungen wie die „New York Times“ und „Washington Post“ plötzlich an den Reichweiten-Königen „Huffington Post“ und „Buzzfeed“ wieder vorbeiziehen. Spötter behaupten, das läge jedoch nur daran, dass die Leser wieder mehr auf die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Nachrichtenquellen achten. Und diese Tugenden kennt man vom Gedruckten. Die digitalen Angebote der „Washington Post“ verzeichnen im Jahresvergleich einen Nutzerzuwachs von 54 Prozent, „Buzzfeed“ und „Huffington Post“ dagegen haben jeweils zwölf Prozent verloren. Am wichtigsten aber ist: Die Verweildauer der Nutzer bei den Digital-Filialen etablierter Print-

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Die „Washington Post“: Lange etablierte Printmedien und ihre digitalen Formate gewinnen heute wieder an Zuspruch. medien ist viel höher als bei den rein digitalen Wettbewerbern. Fruchtbar Bei den Zeitschriften bewirkt der Virus eine nie zuvor dagewesene Fruchtbarkeit. Sie ist an allen Kiosken Deutschlands zu bestaunen. Landauf, landab entstehen neue, zwar sehr junge, noch pflegebedürftige, aber meist wohl überlebensfähige Titel. Sie hören auf Namen wie „Barbara“ oder „Stern Crime“ und machen nicht nur ihren Eltern bei Gruner + Jahr, sondern der ganzen Werbewirtschaft die größte Freude. Wirkung für Media-Pläne Da sich Wettbewerber Springer, der sich eigentlich schon längst ins digitale Nirwana verabschie-

det hatte, ungerne lumpen lässt, testen sie natürlich auch dort, ob dieser PrintVirus tatsächlich eine solch erstaunliche Wirkung besitzt. Und? Ihre neue „Fußball Bild“ gedeiht prächtig. Nicht auszudenken, wenn auch weitere Verlage von diesem Virus befallen werden. Es ist stündlich mit einer Reaktion aus Offenburg oder München zu rechnen. Für die meisten Mediapläne des 16er-Jahrgangs ist es leider schon zu spät, um sich auf die für viele überraschende PrintRenaissance einzustellen. Aber spätestens 2017 werden auch sie sich nicht entziehen können und anstecken lassen. Die Macher dieser Mediapläne kann ich jedoch beruhigen. Im Gegensatz zur OnlineEpidemie der vergangenen Jahre tut dieser neue Print-Virus nicht weh. Im Gegenteil: Marken, Markenwerte und Images erholen sich schneller wieder, sobald sie mit Print in Berührung kommen. ∑∑∑∑ * Thomas Koch, Mediaplaner, Agenturgründer, ExStarcom-CEO, Herausgeber von „Clap“ und MediaPersönlichkeit des Jahres, schreibt hier regelmäßig über die Zukunft von Print. Folgen Sie Thomas Koch auf Twitter: @ufomedia.

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Von Thomas Koch*


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Äußerliches Tuning: Natürlich geht es bei der Viscom auch wieder um das Car Wrapping.

Die Viscom, in diesem Jahr gastiert sie in Frankfurt, veranstaltet zum 30-Jahre-Jubiläum ein Best-of der Werbetechnik.

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ie ist die sichere Bank unter den Branchenmessen und wird wohl wegen ihrer Spezialisierung auch in einem Jahr, in dem die Drupa sowohl Marketingbudgets wie auch Publikumsinteresse absorbiert hat, attraktiv genug sein: die Viscom. In diesem Jahr liefert die Messe zum 30-jährigen Jubiläum ein Best of der Werbetechnik, präsentiert in der neuen „Show & Do“-Arena. In der Arena wird dann auch Technikgeschichte bemüht, etwa durch die Ausstellung einer alten Gravurmaschine. Ganz neuzeitlich dagegen, was A-Blok zeigen wird: wie nämlich mit digitalem Graffiti Ideen visualisiert und Gäste aktiv eingebunden werden können. Im Speaker’s Corner wird es indes um Interior Design, um virtuelle Markenwelten und um die Verbindung digitalen und analogen Designs gehen. Erwartet werden wieder rund 320 Aussteller und mehr als 10.000 Besucher. Viscom, Frankfurt 2. bis 4. November 2016 www.viscom-messe.com

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Käuflich

A

ls regionale Ordermesse versucht die Druck+Form zu locken. Die überschaubare Messefläche – nur Halle 6 wird bespielt werden – soll eine Atmosphäre schaffen, in der in Ruhe und ohne das Entertainment der Mega-Messen über konkrete Investitionen verhandelt werden soll. In der Print Factory Academy werden außerdem Vorträge und Diskussionsrunden geboten. Druck+Form, Sinsheim 12. bis 15. Oktober 2016 www.druckform-messe.de

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Jetzt mal alle mitreden Der Non-Profit-Webentwickler Mozilla lässt sich gerade eine neue Corporate Identity kreieren. Und weil Mozilla strukturiert ist wie eine virtuelle Kommune, sollen auch alle beim neuen Design mitreden dürfen. Ein Experiment rund um die sehr heikle Frage, wie viel Demokratie Design braucht und erträgt. Von Ann Kimminich

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Diese sieben sogenannten Designrouten stehen derzeit bei den Mozilianern zur Diskussion. Das Design mit dem Auge, das ein „O“ bilden soll, erfährt in der Diskussion ganz grundsätzliche Ablehnung.

ieser Entwurf schmeckte dem Chemiekonzern Henkel gar nicht. „Schmeckt lecker nach Hähnchen“, hatte ein humorvoller Hamburger Designer auf das Etikett für das Pril-Geschirrspülmittel gekritzelt, darüber ein Brathuhn gezeichnet und den Entwurf beim öffentlichen Designwettbewerb für ein neues Pril-Logo eingereicht. Henkel hätte das Grillgekritzel natürlich ignorieren können, wäre da nicht ein demokratisches Hindernis gewesen: Henkel hatte die Kundschaft aufgefordert, im Web Beiträge für ein neues Logo einzureichen und dann auch für jenen Logo-Vorschlag zu stimmen, der künftig die Spülmittel-Flaschen zieren sollte. Der Brathuhn-Beitrag erhielt bei dem Wettbewerb vor einigen Jahren die größte Zustimmung der User. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Entwürfe mit einem kleinen Monster als Logo und mit einer glänzenden Bratwurst. Henkel, um seine saubere Marke Pril fürchtend, schaltete dann doch eine Fachjury dazwischen. Möglichst wenig investieren Crowdsourcing kann eben ein Risiko sein. Besonders dann, wenn der Ansatz zumindest

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aus Sicht der Designer nicht redlich genug zu sein scheint. „Der Wunsch solcher Auftraggeber ist es, mit möglichst vielen Leuten beziehungsweise einer sogenannten Community zu einem möglichst breit anerkannten Ergebnis zu kommen und dafür möglichst wenig Geld auszugeben. Das ist unprofessionell“, so Severin Filek von Design Austria, der diese Herangehensweise für nicht geeignet hält, um Lösungen für die Gestaltung von visueller Kommunikation zu finden. Unter Programmierern genießt der Community-Ansatz naturgemäß mehr Ansehen, denn er ermöglicht unter anderem die Existenz von Open-Source-Software. Auch die Plattformen und Dienstleistungen der Non-Profit-Organisation Mozilla, der Webbrowser Firefox etwa, sind nach dem Open-Source-Prinzip entstanden. Schwarmdesign Nun will Mozilla beweisen, dass offene Gestaltung auch bei einem Designprozess funktionieren kann. Im Juni diesen Jahres startete die Organisation daher ein OpenDesign-Projekt, bei dem die Community dazu eingeladen wurde, sich an der Gestaltung der

neuen Mozilla-Marke zu beteiligen. Auf dem dafür eingerichteten Blog können und sollen Interessierte sich über Ideen und Vorschläge zu Identität, Markenstrategie, Logos, Schriften und schließlich dem Styleguide für Mozilla austauschen. Der Großteil der Beteiligung läuft über die Kommentar-Funktion innerhalb des Blogs, doch wer möchte, kann Mozilla auch gezeichnete Entwürfe per Mail zukommen lassen. „Ich halte das für einen mutigen Impuls, der wahrscheinlich auch über dieses Projekt hinaus relevant sein wird, weil er den Open-Source-Gedanken auf den Bereich des Grafikdesigns ausweitet. Mozilla steht für ein offenes Internet. Daher macht es absolut Sinn, die eigene visuelle Identität ebenfalls offen zu gestalten“, schätzt Grafikdesigner Manuel Radde das Projekt ein. Man erkennt gleich die Absicht und ist nicht verstimmt: Bei Mozilla geht es eher um Partizipation und Diskussion und nicht darum, einen Entwurf einer möglichst breiten Öffentlichkeit zur Abstimmung vorzulegen. Die Mozilla-Gemeinschaft bleibt dabei weitgehend unter sich. Es sind großteils Menschen, die sich schon lange mit Mozilla beschäftigen, die

nun auch ihren Anteil am Erscheinungsbild haben sollen. Arbeitsteilung Bei einer bereits bestehenden Community von rund 10.000 Freiwilligen ist es auch naheliegend, dass die Non-Profit-Organisation Wert darauf legt, diese sogenannten Mozillians in die Entwicklung der eigenen Marke miteinzubeziehen. Doch ob sich Design ebenso gut von einer Community bearbeiten lässt wie Programmierung, ist noch unklar. Ein freiwilliger Programmierer jedenfalls beginnt bei Mozilla meist damit, einen kleinen Fehler zu beheben und arbeitet sich dann mit der Zeit dazu hoch, auch kritische Arbeiten an den Plattformen zu bearbeiten. „Diese Art von Schrankensystem muss für mitwirkende Designer erst entwickelt werden. Unsere Design-Community arbeitet momentan eher auf Ad-hoc-Basis. Wir nutzen dafür das Online-Verwaltungssystem Git Hub, das vor allem bei der Entwicklung von Open-Source-Software verwendet wird. Unsere Design-Anliegen werden dort als Themen in einem Repository, einer Art Verzeichnis, gepostet und Designer können sie unabhängig von

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ihrem Erfahrungsgrad und Können bearbeiten, ganz nach dem Motto: Wer zuerst kommt, malt zuerst“, erzählt Tim Murray, Kreativdirektor bei Mozilla. Eine optimale Arbeitsweise scheint dies nicht zu sein, vor allem nicht im Hinblick auf die Entwicklung eines Corporate Designs. Und ganz so anarchistisch geht es zumindest beim Open-Design-Projekt auch nicht zu. Neben dem Aufruf zur Partizipation hat Mozilla nämlich eine Agentur beauftragt. Nicht verstecken

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Eye’, das wirkt wie: Wir beobachten dich! Viel zu 1984-mäßig. Ich finde, das Logo repräsentiert das Gegenteil von dem, was Mozilla ist“. Keine Selbstverwirklichung Tim Murray wiederum postet fleißig und freundlich Rückmeldungen auf die eingehenden Reaktionen und gibt bei manchen Vorschlägen auch zu verstehen, dass sie Einfluss auf die nächste Gestaltungsphase haben werden. Doch kann so eine Zusammenarbeit zwischen Profis und Laien überhaupt funktionieren? „Ich denke dass die Kooperation zwischen professionellen Gestaltern und einer interessierten Öffentlichkeit kein Widerspruch sein muss. Im Gegenteil. Die besten Ideen entstehen oft, wenn Ungleichheiten aufeinandertreffen. Wichtig ist, dass die Ziele stimmen. Reine Selbstverwirklichung von Designern sollte keines sein“, so Radde.

Über 60 international tätige Branding-Agenturen hat Mozilla angeblich geprüft, bevor sich die vereinten Nerds für die Londoner Agentur Johnson Banks entschieden haben, die darauf spezialisiert ist, Markenidentitäten für NonProfit-Organisationen zu entwickeln. Die Agentur war auch bereit, einen großen Teil des Entwicklungsprozesses für eine Beteiligung von außen offen zu halten. In regelmäOhne Schlussstrich ßigen Abständen werden die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte der Agentur auf dem Auch wenn der Gestaltungsprozess offen dargeProjekt-Blog gepostet. Auch werden unterschied- legt wird, will Mozilla keine Abstimmung über liche Lösungsansätze präsentiert, die dann von das Ergebnis durchführen. Auch das ist ein der Community kommentiert werden können. Unterschied zum Brathuhn-Desaster von Pril. Alle Einwände, Meinungen und Vorschläge „Wir fangen das Feedback und den Input einer werden geprüft und fließen in die Arbeit der breiten Masse ein, zu der auch unsere besteAgentur mit ein. „Wir gehen von der Vorstellung hende Design-Community zählt“, sagt Murray. aus, dass in einer vernetzten Welt, wie wir sie Dieser Fokus auf das offene Arbeiten ist heute vorfinden, es als altmodisch betrachtet sicherlich auf Mozillas Kernkompetenz des wird, wenn Design hinter verschlossenen Türen Programmierens zurückzuführen, doch auch erarbeitet wird und am Ende ein Ergebnis aufge- bei Design-Angelegenheiten kann die Organideckt wird“, erklärt Murray. sation auf Erfahrungswerte zurückblicken. So Neben einer Pop-up-Ausstellung, die bei ist das Typedesign Fira Sans für Firefox OS, das einem Mozilla-Event in London stattfand, unter anderem von Erik Spiekermann gestaltet passiert der offene Design-Austausch also in wurde, frei verfügbar und modifizierbar. Weil erster Linie über den Projekt-Blog. Anfangs war der Gestaltungsprozess nie komplett abgedie Beteiligung im Blog noch verhalten, doch schlossen ist, können Open-Design-Projekte seitdem die von der Agentur erarbeiteten Logoauch zu kontinuierlichen Verbesserungen und Entwürfe gepostet wurden, sind immerhin um unerwarteten Ergebnissen führen. „Entscheidie 300 Kommentare zu lesen. dend ist aus meiner Sicht, wie viel Partizipation das Ergebnis zulassen wird“, sagt Radde. Haltet euch fern! Bislang jedenfalls wird der offene Gestaltungsprozess auch unter Designern sehr gut Die Agentur wird mit Sicherheit nicht jede Meiaufgenommen. So schreibt User phph in seinem nung berücksichtigen können, doch ein grobes Kommentar: „Da ich selber Designer bin, bewunStimmungsbild einzufangen, ist mit dieser dere ich eure Offenheit innerhalb des DesignproMethode allemal möglich. So lässt sich aus den zesses. Es ist nie leicht, seine ersten Ideen und Kommentaren beispielsweise herauslesen, dass Ansätze Kunden, geschweige denn der ganzen einer der fünf Logo-Vorschläge, der unter dem interessierten Welt zu präsentieren.“ Sieben Arbeitstitel „The Eye“ läuft, von der Community Designvorschläge sind zum jetzigen Zeitpunkt eher mit dem Aspekt von Überwachung als mit übrig geblieben. Im November wird feststehen, der Idee eines offenen Internet, für das Mozilla welchen Verlauf die Diskussion um das neue stehen will, in Verbindung gebracht wird. So Design der Browser-Fabrik nehmen wird. ∑∑∑∑ schreibt User Skatox: „Haltet euch fern von ‚The

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π Mehr im Web Diskutieren Sie mit beim Designprozess von Mozilla, äußern Sie sich zu einem der sieben Basisdesigns. Hier können Sie in die Diskussion eingreifen: blog.mozilla.org/opendesign

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Lettering in der Hipster-Bäckerei Joseph Brot in Wien: Das Brot von Hand, die Preistafel auch.

Lettering-Künstlerin Elvira Stein bei der Arbeit: „Für Schaufenster könnte Lettering noch viel stärker eingesetzt werden.“

Klares Schriftbild Statt mit vorgefertigten Fonts zu arbeiten, versuchen sich immer mehr Designer im Hand-Lettering. Sie treffen damit den Zeitgeist ziemlich genau. Von Muhamed Beganovic

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utenberg ist schuld. Hätte er nicht vor mehr als 500 Jahren Schrift in bewegliche Lettern zerlegt, wäre sie nicht einer derartigen Normierung unterworfen, wie es heute der Fall ist. Gutenberg hat dafür gesorgt, dass Schrift in die Einheit Buchstabe zerfällt, er hat sie damit reproduzierbar gemacht. Doch obwohl Kreative täglich neue Schriften erfinden und damit das Arsenal der typografi-

schen Retorten neu auffüllen, hat sich in den letzten Jahren eine Gegenbewegung etabliert. Chic ist, was sich nicht so einfach normieren und reproduzieren lässt. Die Schrift wird zum Bild. Man nennt es Lettering. Im Gegensatz zur gängigen Typografie, deren Ziel immer ein kompletter Schriftsatz ist, beschränkt sich Lettering eben auf ein Wort oder einen Satz. „Lettering ist eine gezeichnete Schrift, die Buchstaben werden

konstruiert und nach und nach überarbeitet und verbessert“, sagt die Kommunikationsdesignerin Chris Campe. Ausdrücklich handgefertigt Die Hamburgerin beschäftigt sich schon seit 2008 mit Lettering. „Damals konnte sich im deutschsprachigen Raum noch niemand etwas unter dem Begriff vorstellen“, so Campe, „aber das hat sich

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in den letzten Jahren sehr verändert.“ Hippe Restaurants, teure Bäckereien, zeitgeistige Buchhandlungen verwenden Lettering in ihrer gedruckten Kommunikation und spiegeln damit eine Konsumlaune: Dienstleister und Produzenten sollen am besten echte Handwerker sein, am besten aus der Region, vielleicht auch noch irgendwie bio. „Handgestaltete Schrift wirkt persönlich, lebendig, ausdrucksvoll und authentisch“, sagt Campe. Und vor allem: „Sie lässt Produkte hochwertig wirken.“ Die Illustratorin erklärt den Reflex der Konsumenten so: „Da Lettering eine offensichtlich maßgeschneiderte Lösung für ein Designproblem ist, drückt es aus, dass man auf Details achtet und sich auskennt, weil man weiß, dass gute, individuelle Gestaltung einen Unterschied macht“, so Campe.

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Bnw: Ellen Coenders

Designerin Chris Campe: „Lettering lässt Produkte hochwertig wirken.“

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schon ikonisch und aus dem Branding des Bobo-Bäckers nicht mehr wegzudenken.

wird eingescannt und nachbearbeitet oder mit Vektoren nachkonstruiert.

Mönchische Tugenden

Ein Kontrapunkt gegen das Digitale

„Man versucht, mithilfe der Schrift das Wesen einer Marke zu zeigen und zu kommunizieren. Dafür eignet sich Handlettering meiner Meinung

Tägliches Brot Elvira Stein kann dem nur beipflichten. „Lettering macht ein besonderes Produkt aus einem gewöhnlichen. Ein Produkt, dem man vertrauen kann. Es zeigt, dass jemand Wert auf einen sorgfältigen, liebevoll und professionell ausgeführten Auftritt bis hin in die Details legt“, so Stein. Die junge Wiener Grafikerin hat unter anderem das Lettering für die HipsterBäckerei Joseph Brot in Wien gestaltet. Das war auch ihr erster Lettering-Job. Wer für ein Kilogramm Brot von Joseph auch sechs Euro zu bezahlen gewillt ist, statt zwei oder drei Euro wie in einer herkömmlichen Bäckerei, der mag sich auch optisch Außergewöhnlichem ausgesetzt sehen. Bei Joseph war der Auftrag, „die große Tafel hinter der Brottheke zu beschriften und ich habe davor einen Testlauf auf Papier gemacht“, so Stein. Das geschwungene „J“, das sie dabei entworfen hat, ist heute beinahe

Digital

Tobias Saul war Graffiti-Künstler, bevor er durch das Grafikstudium seine Leidenschaft für Lettering entdeckte. In seinen Arbeiten sind nach wie vor Graffiti-Einflüsse zu sehen. Für Saul ist Lettering ein Tool, „um ein Gefühl von Authentizität, Tradition,und Handwerk zu vermitteln.“ Und das funktioniere auch gut in der Print-Branche, die gefordert ist, den unendlichen Möglichkeiten der digitalen Welt etwas Charakteristisches entgegenzusetzen. „Bei Buchumschlägen und MagazinIllustrationen beobachte ich bereits seit einiger Zeit diese handgemachte Ästhetik. Sie lässt Designs persönlicher wirken, stellt einen warmen, freundlichen Gegensatz zu digitalen Schriften und Entwürfen dar“, sagt Elvira Stein. „Ich glaube, da ist bei uns eine gewisse Sehnsucht zur Einmaligkeit des Handgemachten zu spüren“, ergänzt sie. Chris Campe hat schon Buchcover für deutsche Verlage wie Ullstein oder Hanser und sogar das Cover für das renommierte „ART Magazin“ gestaltet. Sie weiß daher, worauf es ankommt im Print-Bereich. „Wie bei allen Gestaltungsprozessen beginnt jedes Projekt mit der Frage, was kommuniziert werden soll. Wenn ich das klar formuliert habe, entscheide ich, welche Art von Schrift ich brauche, um das auszudrücken“, sagt sie. Im Falle des ART-Covers war der Inhalt, den es zu kommunizieren galt, recht klar. „Es ging darum, mit Schrift darzustellen, was die Dada-Bewegung war. Und weil Dada unter anderem die etablierte Kunst überwinden wollte, schien es mir passend, das Logo der Zeitschrift durchzustreichen“, so Campe. Im Nachhinein betrachtet findet sie es „ziemlich lässig“, dass die Redaktion des Magazins sie das hat machen lassen. Bnw: beigestellt

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Arbeit von Tobias Saul: vom Graffiti zum Lettering. nach recht gut, weil es eben keine Grenzen gibt und man nicht an fertige Schriftarten gebunden ist“, erklärt Tobias Saul, Lettering-Artist und Grafikdesigner aus Düsseldorf. Man braucht allerdings eine beinahe mönchische Ruhe und Geduld, um ein Lettering-Werk zu schaffen. „Für jedes Motiv mache ich zu Beginn einige grobe Skizzen, um Ideen zu sammeln und auszuprobieren, wie es sich am besten umsetzen lässt. Aufbauend darauf mache ich einige detailliertere Entwürfe“, gibt Tobias Saul Einblick in seinen Arbeitsprozess. Saul hat für Modemarken wie „Stoff aus Frankfurt“, den Schokoladehersteller „Alpia“ und Zeitschriften wie das „Baltimore magazine“ Lettering hergestellt. Sauls Arbeitsschritte erinnern stark an die Vorstudien und Skizzen, die auch Maler anstellen; man denke an die Skizzen von Leonardo da Vinci oder Edgar Degas. „Sobald ein Entwurf vom Kunden abgesegnet wurde, fertige ich eine noch genauere, perfektere Zeichnung an. Oft zeichne ich ein Motiv drei oder vier Mal durch, bis es zum nächsten Schritt geht“, erklärt Saul. Darauf folgt die Reinzeichnung. Das gezeichnete Motiv

Schaufenster-Deko Bücher, Zeitungen, Produkte und Bekleidung – dort kommt Lettering immer öfter zum Einsatz. Aber das Potenzial dieser Designform ist noch nicht ausgeschöpft. „Für Schaufenster könnte Lettering noch viel stärker eingesetzt werden. Klar ist die Lebensdauer begrenzt, aber da Handletterings in diesem Bereich noch eher die Ausnahme darstellen, fallen sie auch noch viel stärker im Stadtbild auf“, so Elvira Stein. ∑∑∑∑

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Trickkiste der Transformation Mit einer sehr unauffälligen Funktion werden in Adobe Illustrator schnell und einfach Objekte vervielfältigt, transformiert und verformt. Diese Effekte beeindrucken. Sie können als Sujet, Muster, Verzierung oder als Hintergrund dienen und bleiben editierbar. Von Andreas Burkard

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iele Anwender in Illustrator wundern sich, dass es im De-facto-Standardprogramm der Vektorgrafik keinen klar aufgeführten Befehl zur mehrfachen Duplizierung und Verschiebung von Objekten gibt. Ein Objekt in Illustrator mehrfach duplizieren, gleichzeitig verschieben, skalieren und drehen, das macht man mit dem Effekt „Transformieren“. Dieser unscheinbare und doch sehr leistungsfähige Befehl ist im Menü „Effekt“ unter „IllustratorEffekte, Verzerrungs- und Transformationsfilter“ aufgeführt. Vorteil Aussehen

Eine dominante Gemeinsamkeit haben in Illustrator alle Befehle im Menü „Effekt“. Sie ergeben ein Aussehen. Das Bedienfeld „Aussehen“ führt den ausgewählten Effekt auf. In dem Bedienfeld genügt ein Klick auf den verwendeten Effekt und man kann die Einstellungen ändern. In der Pfadansicht führt dies oft zu Verwirrung (Menü „Ansicht“ > „Pfadansicht“). Dort ist erkennbar, dass das Grundobjekt unverändert ist. Der Effekt hat bloß das Aussehen des Objektes verändert. Der große Vorteil besteht darin, dass die Einstellungen jederzeit verändert werden können. Ein Klick auf den Aussehenseintrag öffnet erneut das Einstellungsfenster des Effektes. Alle Effekte sind außerdem unten links im Bedienfeld „Aussehen“ als Symbol für den schnellen Zugriff aufgeführt. Ist man mit den grundsätzlichen Zusammenhängen erst mal vertraut, dass eben ein Effekt im Bedienfeld „Aussehen“ aufgeführt wird und editiert werden kann, so steht dem kreativen Spiel nichts mehr im Wege. So entstehen Strahlen Für einen Strahleneffekt erstellt man erst mal ein Rechteck. Danach wählt man den Trans-

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Mit dem Transformationseffekt wird die Form dupliziert und so gedreht, dass die Kopien gleichmäßig verteilt sind.

formationseffekt aus dem Menü „Effekte“ aus. Hier klickt man zuerst auf die Vorschau, wählt den Ursprungspunkt unten Mitte aus und gibt einen Winkel ein, welcher teilbar durch 360 Grad ist. Dadurch werden die Rechtecke gleichmäßig entlang eines Kreises verteilt. Dann gibt man die gewünschte Anzahl der Kopien ein. Auch hier ist bei gleichmäßiger Verteilung entlang eines Kreises zu achten, dass die Kopien multipliziert mit dem Winkel 360 Grad ergeben. Fertig ist dann bereits der Strahleneffekt. Die Grundform kann beliebig skaliert werden.

Turbine im Handumdrehen Beim weiteren Experimentieren mit den Effekten dupliziert man am besten die Zeichenfläche aus dem gleichnamigen Bedienfeld. So bleibt jeder Entwurf erhalten. Zieht man nun mit dem Direktauswahlwerkzeug bei der Grundform den rechten Ankerpunkt über den linken Punkt, so werden alle Strahlen spitzig. Doch die Strahlen sollen sich auch noch biegen, so ähnlich wie bei einer Turbine. Den gewünschten Schwung erhält man über Verkrümmungseffekte. Passend dazu ist unter anderem der „Bogen“ in vertikaler Richtung und einer über die Vorschau zu kontrollierende

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effekten hat man beim gleichzeitigen Duplizieren, Verschieben und Skalieren einer Form oder auch einer gesamten gruppierten Grafik die zeitsparende Lösung zur Hand. Für das Ändern der Einstellungen genügt jeweils ein Klick auf den Eintrag „Transformieren“ im Bedienfeld „Aussehen“. Formmuster erzeugen

Experimentieren, bis das Ergebnis passt: Das Überlagern mehrerer Effekte führt zu weiteren Verfremdungen.

Biegung. Mit diesen Einstellungen wird nun so lange experimentiert, bis das Ergebnis passt.

Für die Mustererstellung kennt Illustrator einen eigenen Befehl. Dabei werden Formen repetierend aneinandergelegt, die als Flächen- oder Pfadmuster verwendet werden können. Mit den Transformationseffekten sind andere Arten von Muster möglich. Mit geschickten Einstellungen in der Skalierung, der Verschiebung, der Drehung und der Anzahl Kopien entsteht plötzlich aus einem einzigen Kreis eine Ansammlung unterschiedlich großer Kreise oder Ellipsen. Soll die Grundform in ihrer Art bewahrt werden, so sollte die Skalierung horizontal und vertikal gleichmäßig erfolgen. Die Werte dazu sollten möglichst tief sein. Eine Verschiebung ist abhängig von der Objektgröße. Diese ist in der Regel höher als die Objektgröße. Auch der Drehwinkel ist abhängig von der Objektgröße und der Vorstellung eines Endresultates. Hier hilft das Einschalten der Vorschau. Am einfachsten klickt man danach in das Feld „Winkel“ und erhöht oder verringert die Werte auf der Tastatur mit den Pfeiltasten nach oben und nach unten. Bei der Anzahl der Kopien sollte man nicht sparsam sein. Hohe Werte erhöhen die Ausdehnung und geben dem Formmuster mehr Volumen.

der Grundform wiederholen. Das Werkzeug „Zerknittern“ verformt die Kanten ungleichmäßig. Die Auswirkungen sind in der Vorschau sofort bei Strudeln und zerknittern allen Kopien ersichtlich. Mit zwei Effekten und Aussehen aufbauen Wem das alles noch zu brav erscheint, dem bietet nur wenigen Klicks mit den erwähnten VerforIllustrator eine ganze Reihe von selten beachteten mungswerkzeugen entstehen so in kurzer Zeit Man kann die Transformationseffekte auch ganz ausgefallene Formen. Werkzeugen. Diese sind dem „Breitenwerkzeug“ noch weiter steigern. Der Schlüssel ist wieder im untergeordnet und heißen Verkrümmen, Strudeln, Bedienfeld „Aussehen“. Bei der ausgewählten Skalierungen einsetzen Zusammenziehen, Aufblasen, Ausbuchten, Grundform wählt man dazu in den Optionen des Eine Grundform kann nicht bloß in einer Kristallisieren und Zerknittern. Etwas haben Bedienfeldes „Aussehen“ > „Neue Fläche“ hinzubestimmten Anzahl und anhand eines Ursprungs- fügen. Damit hat man gewissermaßen basierend diese Verformungswerkzeuge gemeinsam. Sie punktes gedreht werden. Die Grundform lässt sich auf dem bereits angelegten Aussehen eine neue alle lassen sich über einen Doppelklick direkt auf auch in der Vervielfältigung noch skalieren. Dies Spielwiese mit vielen zusätzlichen Möglichkeidas entsprechende Werkzeug in der Größe, der ten. Im abgebildeten Beispiel wurde erst einmal ermöglicht weiteres Potenzial. Intensität, der Drehrichtung und vielen anderen Eigenschaften schon vor der Anwendung eine andere Flächenfarbe verwendet, danach die Die Grundform dazu bildet in unserem Beispiel ein Kreis. Im Befehl „Transformieren“ gibt einstellen. Deckkraft heruntergesetzt und mit Füllmethoden man die Anzahl der Kopie ein. Dazu braucht es Danach steht dem Experimentieren aber experimentiert. Danach wurde die Form weiter noch einen vertikalen Verschiebungswert, welcher verfremdet mit dem Effekt „Zickzack“. Dadurch wirklich nichts mehr im Wege. Klickt man beispielsweise mit dem Werkzeug „Strudel“ auf die höher ist als das Grundobjekt. Dann kann man mit bildet sich eine Sternenform. Diese Sternenformen sind passend über die bereits existierenden Grundform und hält dabei die Maustaste gedrückt, den Skalierungen experimentieren. Erhöht man so erzeugt die Pfadform an der entsprechenden beispielsweise den horizontalen Wert, so erhalten Kreise angeordnet. Es liegen somit im gleichen Objekt zwei Aussehen übereinander. Die zweite Stelle einen Wirbel. Je länger dabei die Maustaste alle Zwischenobjekte angepasste Abstufungen. Fläche fügt sich harmonisch über die daruntergedrückt bleibt, desto kräftiger fällt der Wirbel aus. Es lohnt sich, diese Methode für die Arbeit in liegende Fläche und übernimmt dessen TransforDiesen Vorgang kann man an diversen Stellen Illustrator zu merken. Mit den Transformations-

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große Vorteil der Vektorgrafik insgesamt. Die Einsatzgebiete sind schier endlos. Die Ausgabegrößen sind flexibel anpassbar. Es gibt keine einschränkenden Bildauflösungen. Ob als Hintergrund für verschiedene Verwendungszwecke, unterschiedliche Medien, als Muster, Verzierung, als Export in andere Programme oder auch für Stoffdesigns einer Kollektion, immer wieder trifft man auf die Handschrift des Klassikers Adobe Illustrator. In dessen Trickkiste warten viele Funktionen auf ihre Entdeckung. ∑∑∑∑ Verkrümmen, strudeln, aufblasen und vieles mehr: Ein Verformen der Grundform erzeugt abgedrehte, geometrische Figuren.

Kombinierte Transformationen führen zu spannenden Formen. Die Basis dieser Form bildet ein einzelner Kreis mit einer gleichmäßigen Skalierung.

mationseffekte. Beim Experimentieren mit den übergeordneten Aussehenseffekten wird klar, wie riesig und unerschöpflich das Potential ist.

Effekten aus und wählt dann aus den Optionen des Bedienfeldes „Grafikstil“ > „Neuer Grafikstil“. Nach der Benennung des Grafikstiles kann dieser im gleichen Dokument für andere Formen verwendet werden. Um den Grafikstil auch in anderen Dokumenten zu verwenden, kann man den Bestand als „Grafikstil-Bibliothek“ speichern. Der entsprechende Befehl ist in den Optionen des Bedienfeldes „Grafikstil“ oder als Symbol unten links im Bedienfeld aufgeführt. Wem das gesamte Potenzial eines einzigen gespeicherten Grafikstils nicht reicht, der kann Grafikstile auch addierend verwenden. Dazu aktiviert man die Grundform und klickt erst mal auf den passenden Grafikstil, respektive das gespeicherte Aussehen. Klickt man auf einen anderen Grafikstil, so wird der vorgängige Grafikstil wieder entfernt. Nicht so mit der Alt-Taste. Mit zusätzlich gedrückter Alt-Taste kann Illustrator weitere Grafikstile auf die Grundform addierend auftragen.

Texteffekte Illustrator ist ein sicherer Wert für viele spannende, ausgefallene und auflösungsunabhängige Texteffekte. Texte für Titelschriften oder dergleichen profitieren stark von den Transformationseffekten. Dabei lässt sich das gesamte Spektrum der Effekte kombinieren. Auch hier wird jeweils in den Optionen des Bedienfeldes „Aussehen“ über den Befehl „Neue Fläche hinzufügen“ eine neue Schicht geschaffen. Einzeln gedrehte Transformationseffekte haben den Vorteil, dass jeder Effekt im Bedienfeld „Aussehen“ unabhängig ist und so eine andere Farbe oder eine andere Schattierung aufweisen kann. Der Befehl „Neue Kontur hinzufügen“ ermöglicht bei einer Schrift die Verwendung einer Kontur entlang der Schriftzeichen. Effekte können im Bedienfeld „Aussehen“ ein- und ausgeblendet werden. Ferner lassen sich Effekte in der Anordnung über oder hinter bestehende Effekte anordnen, so wie dies bei den Ebenen bekannt ist. Solche Texteffekte können jederzeit über die Textauswahl einen anderen Text aufnehmen oder durch neue Textformatierungen verändert werden. Das gesamte Aussehen bleibt dabei erhalten. Dies ist ein wichtiges Argument für Texteffekte. Aussehen speichern Ein Grafikstil ist in Illustrator nichts anderes als ein gespeichertes Aussehen. Das heißt, man aktiviert die Grundform mit der verschiedenen

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Kombiniertes Aussehen mit unendlichen Einstellungen und viel visuellem Potenzial.

Flexibel im Einsatz Für einige Verwendungszwecke wie beispielsweise spezielle Beschriftungsverfahren muss ein Aussehen umgewandelt werden. Dazu kennt Illustrator im Menü „Objekt“ den entsprechenden Befehl. Über diesen Befehl kann das gesamte Aussehen in Pfade konvertiert werden. Bei einem umgewandelten Aussehen ist die Pfadansicht dann auch tatsächlich mit der Vorschau ident. Da dadurch die Editierbarkeit verloren geht, wird in der Regel dies auf einer Kopie des Dokumentes vorgenommen. Der große Vorteil in der Erstellung von Transformationseffekten ist zugleich der

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Datentransfer für Fortgeschrittene Wenn Apples AirDrop versagt, hilft eine Freeware-App weiter.

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enn Apple-User Dateien von einem Gerät zu einem anderen schicken wollen, sollten sie einfach mit AirDrop die Daten auf einen anderen Mac, ein iPhone oder iPad ziehen. Wer das Feature öfter verwendet, weiß aber: In der Praxis kann es lange dauern, bis ein Mac einen anderen erkennt, oder AirDrop versagt überhaupt. USB-Sticks und E-Mails bieten noch immer schnellere und verlässlichere Alternativen. Lächerlich, dachte sich eine Gruppe von Programmierern in San Francisco, und die kostenlose App „DeskConnect“ war geboren. Das Prinzip ist einfach: Man legt ein Konto an und installiert die App auf allen Macs und iOS-Geräten, die einem gehö-

ren. Dann lassen sich Dateien oder die Zwischenablage über die Mac-Menüleiste oder den „Teilen“-Button in iOS auf ein anderes Gerät bugsieren. Auf dem Mac erkennt DeskConnect sogar das aktuelle Dokument im gerade aktiven Programm und kann es direkt weiterschicken. Im 4c-Test konnte die App alle Datentransfers schnell und problemlos abwickeln. Der Haken ist aber erstens, dass DeskConnect auf allen Geräten installiert sein muss. Zweitens verbindet die App nur die Apple-Geräte eines einzigen Users. Eine WindowsFassung ist zwar in Vorbereitung, aber der direkte Weg zwischen zwei verschiedenen Usern bleibt weiterhin mühsam. ∑∑∑∑

π DeskConnect 1.2 System: ab OS X 10.10, iOS Preis: kostenlos (AppStore) Web: deskconnect.com

Von Apfel zu Apfel: Die Freeware DeskConnect überträgt zuverlässig und schnell Zwischenablagen und Dateien zwischen den Apple-Geräten eines Users.

Tipps für Klicks Tipp 1: A utomatische Ersetzung einstellen

Tipp 2: InDesign-Abteilung unterdrücken

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S X kann systemweit Anführungszeichen und Striche ersetzen. Was für den einen nützlich sein kann, kann für den anderen aber ziemlich lästig werden. Die automatischen Ersetzungen können allerdings in den Systemeinstellungen unter „Tastatur“ > „Text’ adjustiert werden, oder in jeder App unter „Bearbeiten“ > „Ersetzungen“ > „Einblenden“. ∑∑∑∑

Nicht teilen: Ein bedingter Trennstrich am Beginn des Wortes verhindert das Abteilen.

W Intelligent ersetzt: Was wie ersetzt wird, lässt sich am Mac genau einstellen.

ill man in InDesign die Abteilung eines Wortes verhindern, reicht es, unmittelbar vor dem Wort eine Abteilungsmarke einzufügen. Das geht über das Menü „Schrift“ > „Sonderzeichen einfügen“ > „Trenn- und Gedankenstriche“ > „Bedingter Trennstrich“. Oder mit dem Tastenkürzel Befehl-Shift-Bindestrich. ∑∑∑∑

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Inkjetdruck: An der Qualität mangelt es nicht. Aber an Geschwindigkeit und Papierauswahl müssen die Hersteller noch arbeiten.

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ie Debatte führt Michael Bromberger gerne. Allerdings anders. Sein Thema: die angeblich nicht ausreichende Qualität des Inkjetdrucks für bestimmte Zwecke. Es geht darum, ob die Wahrnehmung von Qualität in diesem Fall vielleicht nicht eher von Standards, von Tradition und weniger vom menschlichen Auge bestimmt wird. „Für einen Großteil der Verbraucher ist die Qualität aus meiner Sicht absolut ausreichend. Es sind lediglich die uns selbst auferlegten Hürden, die uns eingrenzen. Die klassische Offsetindustrie hat über Jahrzehnte hinweg den Anspruch zelebriert, dass eine bestimmte Qualität wichtig ist, um ein Druckprodukt richtig nach außen zu kommunizieren. Das zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass allein in der Farbabstimmung Nuancen von über drei Prozent schon als qualitätsentscheidend definiert sind. Der Verbraucher sieht den Qualitätsunterschied aber gar nicht“, sagt Bromberger, Manager beim Papierhändler Antalis.

Bnw: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

Das Sein und das Sollte Er gilt derzeit als sicherste Wette, wenn jene Technologie bestimmt werden soll, die eines Tages den Offsetdruck herausfordern wird können: Inkjet. Doch einige der gegenwärtigen technologischen Hürden scheinen nur mit beachtlichem Aufwand überwindbar. Von Anja Schlimbach

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Entwicklungsschub Die Hersteller haben in den letzten Jahren viel an Entwicklungsressourcen darin investiert, den vermeintlichen Makel, dieses finale Argument gegen den Inkjetdruck, zu beseitigen. „Wir haben eigentlich alle InkjetMaschinen getestet und gemerkt, dass es in den letzten zwei, drei Jahren eine enorme Entwicklung gegeben hat. Sobald ein Hersteller die nächste Kopfgeneration oder eine neue Tintenmixtur verwendet, gibt es oft einen richtigen Qualitätssprung. Bei einem Hersteller hat es schon gereicht, eine neue Rezeptur der Magenta-Tinte zu verwenden. Das heißt, die Qualität wird immer besser“, sagt Gerhard Märtterer, für das One-to-One-Marketing bei der Druckerei Eversfrank zuständig. Spätestens zur nächsten Drupa in vier Jahren, davon ist Gerhard Märtterer überzeugt,

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werden Laien die Unterschiede zwischen Offset und Highspeed-Inkjet ohnehin kaum noch wahrnehmen – und darauf kommt es ja an. „Köpfe, Tinte, Papiere und auch die Gradation der einzelnen Bildaufbauten müssen genau aufeinander abgestimmt sein. Wenn man an all diesen Stellschrauben mit Feingefühl dreht, kommt heute schon eine Güte zustande, die zumindest hinreichend ist.“ Nicht langsam Keine so intensive Mäkelei dagegen gibt es bei der Geschwindigkeit der Inkjet-Druckmaschinen. „Wir produzieren beispielsweise sogenannte Webreaction-Postkarten. Dabei bekommen wir Listen von Online-Händlern, bei denen Kunden zwar Produkte in den Warenkorb legten, aber nicht zum Kaufabschluss kamen. Wir produzieren dann täglich On-Demand-Postkarten für diese Kunden mit speziellen, auf ihre Interessen abgestimmten Angeboten. Diese Webreaction-Selfmailer drucken wir momentan jeden Tag in fünf- bis sechsstelligen Auflagen. Wer bei solchen Jobs zu langsam ist, hat keine Chance. Die Karten müssen am selben Tag noch zur Postauslieferung, damit sie möglichst schnell beim Kunden sind“, erläutert Gerhard Märtterer. Aber auch nicht schnell genug

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Bnw: beigestellt

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Fachmesse für die

„Die Highspeed-InkjetMaschinen brauchen derzeit noch viel zu viel Strom.“ Gerhard Märtterer, Eversfrank

sind derzeit etwa 75 Laufmeter pro Minute in guter Qualität.“ Schneller rechnen Es kommt noch eine weitere technologische Begrenzung ins Spiel: die Controller, die Daten erst einmal rippen müssen. „Wenn wir echtes One-to-One machen, muss man jede Seite neu aufbauen. Ein Rechner, der etwas schwach ist, bremst auch die schnellste Highspeed-Maschine aus. Manche behelfen sich mit dem Vor-Rippen. Aber dann braucht man Zwischenspeicher. Das ist alles nicht optimal. Ideal ist, wenn man ‚on the fly‘ rippt und gleich auf die Maschine geht. Nur das ist als industrieller Prozess in Zukunft noch denkbar“, ergänzt Gerhard Märtterer. Natürlich sind die Maschinen mittlerweile schon schneller geworden. „Neben der Qualität sind auch gewisse physische Eigenschaften der Papiere limitierende Faktoren. Ich gehe aber davon aus, dass mittelfristig ein Vielfaches an Geschwindigkeit möglich sein wird. Tatsächlich halte ich 300 bis 500 Laufmeter pro Minute mittlerweile für ein erreichbares Ziel“, fügt Michael Bromberger hinzu.

Und trotzdem: Da geht noch was. Und was die Maschinenhersteller behaupten, sind Erkenntnisse aus der Idealwelt der eigenen Fabriken. „Als kleiner Bub habe ich durch die Scheiben von schnittigen Autos geschaut und gestaunt, wenn auf dem Tacho 200 km/h stand. Was ich nicht wusste: Das Auto kann den Berg hinauf wohl kaum mit 200 km/h fahren“, erzählt Gerhard Märtterer. „Im Highspeed-Inkjet ist das ähnlich. In manchem Prospekt stehen bis zu 400 Laufmeter die Minute, aber eben nur in Schwarz und mit geringer Auflösung. Damit lassen sich vielleicht Bücher drucken, aber keine vierfarbigen Werbedrucksachen in hoher Auflösung. Und so geht die Geschwindigkeit unter Praxisbedingungen im Akzidenzdruck meist runter. Dazu kommen noch die Papiergewichte. Wenn ich beispielsweise Postkarten drucken möchte, wird es noch einmal langsamer, weil die Trocknung stärkerer Papiere eben länger dauert. Wenn man das alles zusammennimmt, Die Sache mit dem Rot kennen wir keine Maschine, die im hochauflösenden Vollfarbmodus die 100 Laufmeter Um wirklich gute Qualität in wirklich hohen überschreitet oder gar erreicht. Praxisgerecht Geschwindigkeiten zu erreichen, braucht

druckende Industrie Druck- & Mediavorstufe Drucktechnologien Druckweiterverarbeitung Materialien & Verbrauchsmittel Zubehör & Dienstleistungen

Die Messe mit Persönlichkeit.

12. – 15. OKT. 2016 SINSHEIM www.druckform-messe.de

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„Für einen Großteil der Verbraucher ist die Qualität aus meiner Sicht absolut ausreichend. Es sind lediglich die uns selbst auferlegten Hürden, die das eingrenzen.“ Michael Bromberger, Antalis

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man auch die richtigen Zutaten. EntwickAufnahme der Tinte ermöglicht. Damit lässt lungspotenzial besteht vor allem im Bereich sich theoretisch jedes Papier fahren. Es darf der Farbe. Es ist so, dass selbst die Marktaber nicht vergessen werden, dass Precoating führer in diesem Segment noch nicht in der zwar für den Hersteller ein zusätzliches Lage sind, ein Marlboro-Rot zu drucken. Das Verdienstmodell ist, doch für den Dienstleisbraucht man zwar wegen der Werbebeschrän- ter eine Unbekannte, mit der sich nur sehr kungen für Tabakprodukte wohl immer weschwer kalkulieren lässt. „Am Ende des Tages niger, aber das Beispiel zeigt: Brand Owner kann es passieren, dass ein Druckprodukt sind so nur schlecht als Kundschaft für den so teuer wird, dass es plötzlich nicht mehr Inkjet zu gewinnen. „Die Technologie muss attraktiv ist“, erklärt Michael Bromberger. sich weiterentwickeln. Das Potenzial steckt So ist das Precoating zwar interessant, um in der Akzeptanz im Markt. Man sieht das die Qualität anzuheben, aber wenig zielführend für industrielle Prozesse. Erstens kostet im Großformatdruck. Der bedient heute es zu viel Zeit und Geld, zweitens unnötig eine extrem breite Farbpalette, auch im viel Energie. „Wir verwenden nur NaturBereich der Sonderfarben, der Leuchtfarben, strom. Dafür zahlen wir pro Kilowattstunde metallischen Farben oder Weiß“, so Michael etwas mehr als für den Standardmix. Da Bromberger. können wir uns einen hohen Stromverbrauch Das Papier wiederum muss in der Lage sein, Tinte bei hohen Geschwindigkeiten auf- nicht leisten“, erläutert Gerhard Märtterer. zunehmen, es muss umgehend trocknen und Zudem ist die Umweltfreundlichkeit für der Punkt muss auf der Oberfläche sichtbar Eversfrank auch ein wichtiges Verkaufsargument. Es gibt unter den Kunden etliche bleiben. „Momentan ist eines der Hauptprobleme, bei dieser Geschwindigkeit die ideale Versender, die Naturprodukte verkaufen, Farbwiedergabe realisieren zu können“, so oder Outdoor-Spezialisten, die sich ebenso Michael Bromberger. Sein Urteil ist vernichdie Natur auf die Fahnen geschrieben tend: „Ich würde sagen, dass 70 Prozent der haben. „Mit dem Umweltsiegel Nordic Swan Substrate ein Ergebnis erreichen, das nach beispielsweise verkaufen wir sehr gut in den derzeitigen Qualitätsansprüchen nicht Skandinavien. Das wollen wir nicht riskieren und bieten entsprechende Papiere und ausreichend ist.“ Die restlichen 30 Prozent einen möglichst niedrigen CO2-Footprint der Substrate auf dem Markt, die können an. Aus diesem Grund erwarten wir von den ganz schön teuer werden: bis zu 3.000 Euro Herstellern auch weitere Optimierungen, um pro Tonne. Energie einzusparen. Die Highspeed-InkjetKeine Spezialpapiere Maschinen brauchen derzeit noch viel zu viel Mit solch teuren Spezialpapieren versetzt Strom.“ man dem Verfahren jedoch schnell wieder Keine Antworten einen K.-o.-Schlag. „Wir haben hochindustrielle Prozesse und wir müssen auf das Geld Highspeed-Inkjet in die eigene Produktion schauen. Wir können keine hohen Onezu integrieren, ist mehr als die Hinzufügung to-One-Auflagen verkaufen, wenn unsere einer weiteren Technologie, mehr als die Produkte zu teuer sind, denn dann steigen Beherrschung eines neuen Systems und unsere Kunden gleich wieder aus“, schildert mehr als die Abwägung der Qualität mit dem Gerhard Märtterer. „Deshalb glauben wir, Fadenzähler. Highspeed-Inkjet ist der Bruch dass spezielle Papiere für den Digitaldruck mit gewohnten Abläufen. Aber offenbar gibt nur in die Sackgasse führen. Da kommt uns es auf all die Fragen rund um den Einsatz zugute, dass die Tröpfchengröße bei den der Systeme noch zu wenig Antworten und neuen Inkjetkopfgenerationen immer kleiner vor allem: zu wenige, die antworten. Michael wird und es somit immer einfacher wird, auf Bromberger stellt also fest: „Der Kauf der Standardpapieren zu drucken. Das ist für uns Maschine ist eigentlich der unwichtigste Akt. der Weg.“ Druckereien haben ein sehr hohen Informationsbedarf, der derzeit nur selten gedeckt Precoating bringt auch nichts wird. Die Fachleute, die es in diesem Bereich gibt, lassen sich fast an einer Hand abzählen.“ Alternativ können die Papiere inline in Das dürfte zu wenig sein für die weitere der Druckmaschine geprimert werden. Es Verbreitung des Inkjetdrucks. ∑∑∑∑ wird dann ein Substrat aufgebracht, das die

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Foto: Carsten Sander; Agentur: kremer kommunikation

„Die Werbebranche ist geübt darin, Botschaften Aufmerksamkeit zu verschaffen. Kein Thema hat es mehr verdient als dieses: Gewalt gegen Kinder muss ein Ende haben.“ Thomas Koch, Mediaberater

Thomas Koch unterstützt den Deutschen Kinderverein Essen und setzt sich gegen Misshandlung von Kindern in Deutschland ein. Helfen auch Sie.

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Auf einer Wellenlänge

Kurze Reaktionszeiten Von den Herstellern wird schon mal epochales Sprachgut bemüht. „Die Industrie befindet sich auf den ersten Schritten zu einer Revolution, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu einem Umbruch führen wird. Die Hauptkunden, insbesondere die Hersteller von Konsumgütern, konkurrieren in einem digital geprägten, schnelllebigen Umfeld. Insofern steigt ihre Nachfrage nach Schachteln mit hohen Qualitäten, nach kurzen Reaktionszeiten“, sagt Amir Shalev, für das Wellpappe-Geschäft bei HP zuständig. Langes Warten Es hat lange gedauert, bis sich die DigitaldruckHersteller an die Wellpappe gewagt haben. Erstaunlich lange. „Wir haben bereits gesehen, wie wichtig digitale Druckstrategien im Label-Bereich sind. Aber die Wellpappe war ein Gebiet, in dem die Technologie bei Größe, Geschwindigkeit und der Fähigkeit, verschiedene Substrate zu verarbeiten, nicht da war, um ein Produktionsangebot zu schaffen, das Unternehmen aus der Verpackungsbranche Mehrwerte liefert“, erläutert G. Scott Wood, Marketingmanager bei EFI und verantwortlich für die neue Wellpappen-InkjetMaschine. EFI bringt nun die Nozomi C 18000 auf den Markt, ein Single-Pass-Drucksystem mit einer Produktionskapazität von bis zu 8.100 Quadratmetern pro Stunde. Wettbewerber Durst ist mit dem Rho 130 SPC zur Drupa angetreten, einem System, das bis zu 9.350 Quadratmeter pro Stunde bedrucken soll.

Von Anja Schlimbach

S

ie sind auf der Suche nach bedruckbarer Fläche und mit der Wellpappe dürften sie eben jene gefunden haben. Gleich drei Hersteller haben auf der Drupa digitale Drucksysteme für das Wellen-Substrat vorgestellt: EFI, HP und Durst. Sie eröffnen damit den Wettbewerb mit dem Flexodruck, der bisher das WellpappeSegment dominiert hatte. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Digitaldruck auch im WellpappeDruck zum Einsatz kommt“, sagt Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des deutschen Verbandes der Wellpappen-Industrie. Versandhandel bringt Wellpappe

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allem der aufstrebende Versandhandel bringt einen Wachstumsschub für die Branche“, so Oliver Wolfrum.

Gleich drei Digitaldruckhersteller haben bei der Drupa ihr Entree im Wellpappe-Markt verlautbart. Eine kluge Entscheidung: Noch ist der Anteil des Digitaldrucks bei Wellpappe-Produkten gering, aber das wird sich ebenso rasch ändern wie das Verhalten der Verbraucher.

Es ist, jedenfalls nach der reinen Zahlenlehre, keine schlechte Entscheidung der DigitaldruckHersteller. Zwei Drittel aller in Deutschland hergestellten Produkte werden in Wellpappe ausgeliefert und die wird auch immer öfter bedruckt: Waren im Jahr 1988 noch 46 Prozent der Wellpappschachteln ohne Bedruckung, lag der Wert im vergangenen Jahr bei lediglich 29 Prozent. „Und bei diesen 29 Prozent sprechen wir vor allem über reine Transportverpackungen für große, schwere Produkte wie Maschinenteile und Ähnliches, die nicht als Marke gekennzeichnet werden müssen“, sagt Oliver Wolfrum. Jährlich produzieren alleine die Mitglieder von Wolfrums Verband 7,5 Milliarden Quadratmeter Wellpappe, eine Fläche drei Mal so groß wie das Saarland und größer noch als das Bundesland Salzburg. „Vor

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Ein kritisches Anliegen

π Bewegtbild Scannen Sie diesen QR-Code und sehen Sie die neuen Druckmaschinen in Aktion. Die Videos finden Sie auch in unserem Youtube-Channel unter www.youtube.com/4cmagazin

Die neuen Maschinen von EFI, Durst und HP haben vieles gemeinsam. Das liegt mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass Hersteller die Notwendigkeit wahrnehmen, sich um die Flexibilität bei kleinen und variablen Auflagen zu kümmern. „Die Welt wird überschwemmt mit Werbebotschaften. Eine gezielte Ansprache über die Produktverpackung ist ein entscheidendes Element einer effizienten zukünftigen Werbung. Die Verpackung ist ein natürliches Vehikel für die Nachrichtenübermittlung am Ort der Kaufentscheidung. Ob lokale Produkte, Produktversionen, Marketingkampagnen, begrenzte Verfügbarkeit oder effiziente Lagerhaltung – kleine Auflagen sind ein wachsendes und auch kritisches Anliegen“, kommentiert Amir Shalev.

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Druckbetriebe adressiert. „Die HP PageWide C500 ist für den Wellpappendruck konzipiert und zielt hauptsächlich auf Verpackungen mit hohem grafischen Anspruch, kann aber ebenso für den Druck von Displays oder Basiskartonagen genutzt werden“, ergänzt Amir Shalev.

Bnw:VDW

Direkt verarbeiten

„Der aufstrebende Versandhandel bringt einen Wachstumsschub für die Branche.“

Das alles sind Systeme für Displays und Verpackungen. „Man muss hier weiterhin prüfen, welche Technologie, ob Pre- oder Postprint für unser Segment interessant ist. Das hängt auch sehr stark vom Weiterverarbeitungsprozess ab. Systeme allerdings, die sich im Bereich von 75 bis 100 Laufmeter pro Minute oder vergleichbaren Quadratmetern pro Stunde bewegen, sind für uns zukünftig nicht so interessant, weil sie einfach die Gesamtkapazität und teilweise die Druckbreite nicht mitbringen“, kommentiert Steffen Walter, Betriebsleiter bei Thimm Display. „Wir betrachten den Digitaldruck in Summe stärker auch nach der Möglichkeit, größere Gesamtvolumen drucken zu können. Hier sprechen wir im Postprint-Bereich

Oliver Wolfrum, Verband der Wellpappen-Industrie

Durst RHO 130 SPC: bis zu 9.350 Quadratmeter pro Stunde.

LED-UV Drucksystem Nozomi 18000 von EFI: bis zu 8.100 Quadratmeter pro Stunde.

Zwei Bahnen In Fällen, in denen Markeninhaber nach Möglichkeiten suchen, hoch individualisierte und personalisierte Verpackungslösungen zu etablieren, stellen die neuen Maschinen einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil dar. „Individualisierung war bislang im Wellpappenbereich durch die technischen Fähigkeiten etwas limitiert, aber diese Technologie entfernt viele dieser Barrieren“, ist Wood überzeugt. Die Nozomi C18000 druckt auf Karton in einer Größe von bis zu 1,8 x 3 Metern. Eine Funktion für den Druck auf zwei Bahnen ermöglicht es, die gesamte Geschwindigkeit und Breite der Maschine auszunutzen, und erhöht den Durchsatz auf bis zu 9.000 Kartons mit einer Größe von 80 x 60 Zentimetern pro Stunde. HP wiederum gab auf der Drupa einen Ausblick auf die neue PageWide C500, die neben den etablierten Wellpappendruckern auch kleinere

sicherlich zum Beispiel über die HP Page Wide C500 sowie im Preprint-Bereich über die HP PageWide-Rollendruckmaschine T1100S. Wir brauchen Formate, die es uns ermöglichen, die bedruckten Rollen mit der höchstmöglichen Effizienz direkt in einer Wellpappenanlage zu verarbeiten.“ Der Nase nach Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Tintentechnologie. Die Nozomi C18000 nutzt LED-UV, während HP und Durst wasserbasierende Tinten verwenden. Bei Letzteren ist man teilweise eingeschränkter in den Substraten und benötigt in der Regel auch eine Grundierung, um auf unterschiedliche Papiere drucken zu können. Diese wird heute oftmals über Walzen flächig maschinell aufgebracht. „Die Maschinenhersteller arbeiten in der Entwicklung daran, diesen soge-

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nannten Primer gar nicht mehr oder zumindest weniger im Druckprozess aufzubringen“, sagt Walter. Zudem entwickeln die Papierhersteller immer mehr Substrate, die speziell für die wasserbasierenden Tinten geeignet sind. Das Papier spielt bei den wasserbasierenden Tinten eine wesentlich größere Rolle als bei UVInkjet-Systemen, bei denen die Tinte oberflächlich aushärtet und deshalb spezielle Papiere nicht unbedingt notwendig sind. „Bei UV-Tinten liegt ihre hauptsächliche Limitation in der Einhaltung von Lebensmittelstandards, besonders bei einer zukünftigen weiteren Verschärfung der Standards“, so Amir Shalev. Das hat Konsequenzen. „Wir sehen im Verpackungsbereich und insbesondere in der Wellpappe, dass die Akzeptanz für UV-Systeme bei unseren Kunden recht gering ist. Zum einen stört die Geruchsentwicklung und zum anderen besteht das Problem der Migration“, schildert Steffen Walter. „Wir kennen diese Befindlichkeiten auch aus dem konventionellen Druck. Wenn zum Beispiel UVLack angeboten wird, machen sich viele Kunden in dem Moment, in dem sie UV hören, automatisch Gedanken zu einer möglichen Migration, vor allem natürlich Kunden aus dem Food-Bereich. Daher glauben wir nicht, dass industrieller Digitaldruck in größerem Umfang mit einem UV-System zukunftsfähig ist“, urteilt Walter. Die Frage einer möglichen Migration treibt selbst Kunden um, die sich darüber eigentlich keine Sorgen zu machen bräuchten, wie Steffen Walter feststellt: „Für den Kunden gehören UV und Migration unweigerlich zusammen. Es gibt Produkte, für die UV geradezu prädestiniert und auch unkritisch für den Kunden ist. Wir haben aber eben auch im konventionellen Druckbereich schon die Erfahrung gemacht, dass Kunden selbst bei Elektronikartikeln nicht wollten, dass ihre Verpackungen UV-lackiert werden, obwohl das Thema Migration hier eigentlich überhaupt keine Rolle spielt.“ Ob sich nun die UV-Technologie oder wasserbasierende Tintensysteme durchsetzen, wird sich so schnell ohnehin nicht zeigen. Momentan findet die digitale Revolution ja jenseits der Wahrnehmungsschwelle statt. Der Anteil des Digitaldrucks bei Wellpappeverpackungen liegt unter einem Prozent. Umso mehr gibt es zu gewinnen – für die Hersteller sowieso, aber auch für deren Kunden, glaubt Steffen Walter: „Hier liegt riesiges Potenzial, auch herkömmliche Druckverfahren abzulösen. Das ist sowohl für Maschinenhersteller wie auch für Drucker, Wellpappe- und Displayhersteller ein spannendes Entwicklungsfeld.“ ∑∑∑∑

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Schrauben, nicht kaufen

Retrofit kann die Neuinvestition in eine Druckmaschine jahrelang hinauszögern. Aber es hilft kaum, um die eigene Produktionsstruktur den Verwerfungen und Erwartungen des Zeitungsmarktes anzupassen. Von Anja Schlimbach

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in neues Zylinderlager da, ein kleiner Eingriff dort. Mehr ist nicht nötig, damit die Geoman, Baujahr 1986, verlässlich produziert. Die Zeitungsdruckmaschine wird das auch weiterhin tun. „Sie wird die nächsten Jahre weiterlaufen, bis die Nervosität des Marktes verschwunden ist“, erzählt Hans Jörg Maurer, Chef des Augsburger Retrofit-Spezialisten PME Maurer. Was Maurer als Nervosität

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des Marktes bezeichnet, ist ein geläufiges Motiv für Zeitungsverlage, eine Investition in eine neue Maschine zumindest so lange zu vermeiden, bis absehbar ist, welche Darreichungsform für Nachrichten Menschen künftig bevorzugen und wie sich das auf die Auflagen der gedruckten Zeitungen auswirkt. Retrofit, das ist wirtschaftlich sinnvolle Prokrastination in einem Geschäft, in dem nicht ganz klar ist, wie Kapazität und Nachfrage künftig austariert werden können. „In bislang schrumpfenden Märkten wie zum Beispiel in den USA war Retrofit sehr angesagt. Niemand kaufte nach der Wirtschaftskrise mehr eine neue Druckmaschine, die 20 Jahre produziert, weil gar nicht klar war, ob in 20 Jahren noch wie damals gedruckt würde. Wenn tagtäglich Druckereien fusionieren müssen, um zu überleben, wird erst mal das bestehende Produktionsmittel am Leben erhalten. Das ist die logische Konsequenz“, kommentiert

Matthias Heißler, als Teamleiter für Retrofits bei Manroland Web Systems zuständig. Was genügt und was nicht Natürlich ist ein Retrofit isoliert betrachtet deutlich günstiger als eine Neuinvestition. In der Regel liegen sogar einige Millionen dazwischen. Allerdings ist diese Rechnung nicht immer ganz so einfach. Wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis in Relation zur Neuinvestition setzt, spielen oft auch andere Faktoren eine Rolle. „Viele Kunden entscheiden sich dennoch für eine Neuinvestition, weil sie beispielsweise durch eine neue moderne Anlage den Maschinenbestand reduzieren können. Das bedeutet geringere Kosten, weniger Bedienaufwand, weniger Makulatur und dadurch oft eine höhere Produktivität, die sich in ein paar Jahren besser rechnet“, sagt Matthias Heißler. Zum Teil sind Retrofits nur mittelfristige Lösungen, die eine Maschine funktionstüchtig

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kein Mittel, um die Technik an die Verwerfungen im Zeitungsmarkt anzupassen. „Meistens ist es auch so, dass die alten Maschinen für viel größere Volumen ausgelegt sind als heute noch gedruckt werden. Die Zeitungen sind mittlerweile durchweg von 96 auf 48 oder 24 Seiten geschrumpft. Also wird auch die Maschine nur zur Hälfte gebraucht. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Räumlichkeiten lieber für etwas anderes genutzt werden, als einen Maschinenteil zu beherbergen, der stillsteht“, fügt Hans Jörg Maurer hinzu. Retrofits sind auch nicht uneingeschränkt wiederholbar: „Der generelle Verschleiß an immer mehr Bauteilen macht deren Austausch irgendwann immer unwirtschaftlicher gegenüber einer Neuinvestition. Und natürlich bietet eine Neuinvestition die Möglichkeit der Installation einer moderneren Steuerungsund Automatisierungstechnik und somit eine höhere Wirtschaftlichkeit“, so Martin Kümmerling, Sprecher der Geschäftsführung im Druckzentrum Rhein Main in Rüsselsheim. Modeerscheinung

halten. Allerdings kann eine Neuinvestition auch zusätzliche Kosten mit sich bringen. Oft gibt es ein neues Bedienkonzept, neue Elektronik, eine neue Bahnführung. Man braucht Schulungen für Vorstufe, Nachverarbeitung und zum Beispiel Rollenwechsler. Manchmal braucht es sogar ein ganz neues Gebäude, oder zumindest Gebäudeanpassungen. Diese Kosten und Umstände müssen ebenso eingerechnet werden. „Es wäre aber auch zu einfach zu sagen: Genügt die aktuelle Produktivität und Qualität meiner Anlage, so ist ein Retrofit die richtige Investition. Wir betrachten dies immer kundenspezifisch und stellen jedes Mal genaue Berechnungen an, um tatsächlich die beste Lösung und den besten Return on Investment für jeden zu finden“, so Matthias Heißler. Weniger Zeitung, gleiche Maschine Den Verschleiß aufzuhalten, dafür sind Retrofit-Maßnahmen tauglich. Aber sie sind eben

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oder Maschinenstillstands. Das können wir mit unseren Messungen und Analysen sehr gut abschätzen“, erklärt Hans Jörg Maurer. Erschöpfungszustand Regelmäßige Inspektionen erhalten den Maschinenzustand. Wenn man immer wieder Verschleißteile wie etwa die Walzenbeschichtungen oder Reiberlager austauscht, die Einstellungen überprüft, dann ist das wirtschaftlich sinnvoller als eine sehr invasive Generalüberholung, wenn die Maschine nach zehn Jahren Dauerbetrieb erschöpft ist. „Im letzteren Fall müsste für ein Retrofit so viel investiert werden, dass man bereits 30 bis 40 Prozent der Kosten einer Neuinvestition tragen könnte“, warnt Hans Jörg Maurer. Jetzt, wo Verlage für ihre Zeitungen nach neuen Werbeformen suchen, wo die Zeitungsdruckereien für fremde Auftraggeber technisch aufrüsten müssen; wo die Präsentation der Inhalte wichtiger wird, weil Inhalte ohnehin überall auf den Leser einwirken, dürften auch Maschinen-Upgrades eine gebotene Option sein. Axel Springer hat schon vor Jahren begonnen, seine Zeitungsdruckmaschinen mit Inkjet-

Eine Rolle spielt auch, ob ein Retrofit mit der geforderten Druckqualität mithalten kann. „Das Erscheinungsbild der Zeitung wird aufgewertet durch Sondervermarktungsformen, wie zum Beispiel Halfcover, Flying-Pages, Tip-onCards, Post-its oder Superpanorama-Angebote. Noch höher sind die Anforderungen an die Druckqualität bei Fremdprodukten oder Fachzeitungen. Diesem Anspruch kommt man unter anderem durch Verwendung höherer Papiergrammaturen entgegen“, sagt Martin Kümmerling. Gerade dort, wo Verlage von ihren Zeitungsdruckereien erwarten, nicht bloß Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, sondern auch mit Fremdaufträgen zum Profitcenter zu werden, braucht es eben mehr als bloß reaktive Instandhaltung. Ob man mit einem Retrofit in den nächsten Jahren den Qualitätsansprüchen noch genügen kann, hängt vom Zustand sämtlicher Komponenten ab. Das wiederum ist durch die Instandhaltungen bedingt. „Je später eine Druckerei auf Retrofit-Berater Hans Jörg Maurer: die Idee kommt, ein Retrofit zu machen, desto „Die Zeitungen sind mittlerweile durchweg von 96 auf 48 oder 24 Seiten geschrumpft. mehr Geld muss die Geschäftsleitung in die Hand nehmen. Beispielsweise haben wir einen Also wird auch die Maschine nur zur Hälfte gebraucht. Da stellt sich natürlich Kunden sechs Jahre lang begleitet, regelmäßig die Frage, ob die Räumlichkeiten lieber Check-ups mit Thermografie und Ultraschall für etwas anderes genutzt werden, als gemacht, um zu sehen, wo die Maschine einen Maschinenteil zu beherbergen, der schwächelt und Reparaturen anfallen. Das stillsteht.“ vermeidet das Problem des möglichen Ausfalls

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Köpfen auszustatten und so die Möglichkeit zur Personalisierung zu nutzen. Olympisches Projekt Das ist nur der Anfang. Denn die technischen Limitierungen verschieben sich immer schneller. „Man kann heute alles Mögliche mit seiner Druckmaschine anstellen. Man kann auch aus Coldset-Anlagen HeatsetMaschinen machen, um andere Papiere zu fahren und optisch eine höhere Qualität zu erzeugen“, erzählt Hans Jörg Maurer. „Ein kanadischer Kunde hat im letzten November 24 Leimköpfe installiert, mit denen er nun auch Superpanorama produzieren kann. Diese Investition war erheblich teurer als eine bloße Überholung der Anlage, hat sich aber jetzt bereits bezahlt gemacht, weil er ein paar tolle Ideen hatte, wie er den Kopf positionieren kann, um ein paar wirklich außergewöhnliche Produkte zu drucken. Das bedeutet neue Anzeigenkunden und Geschäftsmodelle“, erklärt Matthias Heißler. Ein Ergebnis technischer Aufrüstung konnten die Besucher der Olympischen

Matthias Heißler, Manroland: „Wenn tagtäglich Druckereien fusionieren müssen, um zu überleben, wird erst mal das bestehende Produktionsmittel am Leben erhalten.“

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Spiele in Rio de Janeiro im August 2016 jeden Tag in ihren Händen halten . Mit einer täglichen Sonderausgabe auf Portugiesisch und auf Englisch informierte die Tageszeitung „O Globo“ die Besucher über die Neuigkeiten. Angeboten wurde „O GloboOlimpico“, so der Name der Olympia-Tageszeitung, kostenlos in Zeitungsständern rund um die Wettkampfstätten. Es war eine redaktionelle und technische Großtat, die da vom Verlag vollführt wurde. Und man hat sich rechtzeitig darauf vorbereitet. Schon 2012 hatte der Verlag – mit Blick auf die Fußball WM 2014, die Olympischen Spiele und die Paralympics 2016 – die eigenen Zeitungsdruckmaschinen, Geoman-Aggregate aus dem Jahr 1998, für die Events erweitert. Das damals gestartete Projekt umfasste zwei Achtertürme, zwei H-Druckeinheiten und sechs Farbwerke, die die Drucktürme zur 4/4-Farbigkeit ergänzen. Mit den rekonfigurierten Maschinen wurde nun eben auch die Olympia-Tageszeitung von „O Globo“ produziert. Die Zeitungsständer für „O GloboOlimpico“ waren jeden Abend leer. ∑∑∑∑

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Gib Stoff Bestellt. Probiert. Zurückgeschickt. Online-Modehändler haben mit hohen Retourenquoten zu kämpfen. Damit online bestellte Kleidung besser passt, entwickeln zwei Unternehmen nun hochexakte 3D-Bodyscanner.

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er Schrei vor Glück verstummt zuweilen schnell. Wenn nämlich das eben gelieferte Kleid oder der Anzug, online bequem bestellt, dann in Wirklichkeit nicht ganz so bequem sitzt. Knapp 30 Prozent der Kleidung und Schuhe, die online bestellt werden, gehen wieder zurück ans Versandhaus.

150 Kameras Ein Innsbrucker Unternehmen bringt nun einen mobilen 3D-Scanner auf den Markt, der die hohe Retourenquote vielleicht einmal drücken wird. Das 70.000 Euro teure mobile 3D-Fotostudio, Dagubert genannt, verwendet eine neue Aufnahme-

technik. Ein Netz aus Infrarotstrahlen liefert für 150 Kameras die notwendigen Messpunkte, um in weniger als einer Zehntelsekunde die Konturen eines Körpers zu erfassen. „Schwarz, Weiß und auch glänzende Materialien bieten im Fotogrammetrie-Verfahren wenige Informationen und können daher schlecht abgebildet werden. Mit unserer Infrarot-Projektion ist dies möglich“, erklärt Florian Tursky, CEO von 3D Elements.

3D-Muskeln In Wiesbaden beschäftigt sich indes Wettbewerber Vitronic bereits mit der Generierung exakter 3D-Daten durch eine neue Scan-Technologie. Vitronic wendet mit dem Vitus Bodyscan das sogenannte Laser-Triangulationsverfahren an. Dabei wird eine Lichtlinie auf das zu vermessende Objekt projiziert. Eine Kamera nimmt diese Projektion als Höhenprofil auf und durch Verschieben der Linie entsteht

ein dreidimensionales, hochpräzises Abbild. Die Vermessung des Menschen

Aber auch für Modehäuser ist die Lösung Das Szenario, das Tursky gerne in ein Geschäft umwandeln würde, sieht also so aus: aus Wiesbaden ähnlich Der Online-Kunde stellt sich einmal in ein interessant wie jene der Innsbrusolches 3D-Fotostudio, lässt sich vermessen cker. „Besonders im Fokus liegen dabei 3D-Simulationen, die Modekollektionen mit und kann die Daten verwenden, um künftig Kleidung zu ordern, deren Stoffmenge korrekten Körpermaßdaten, original CAD-Schnitten im Einklang mit dem Körpervolumen steht. und realen Materialparametern visualisieren“, weiß Sales Manager Julian Martini. Mit den Bäuchen der Europäer wachsen Auch der 3D-Druck könnte mit dem auch die Aufgaben für die Bodyscanner: Bei Reihenvermessunneuen Fotostudio an Präzision gewinnen, gen erkundet Vitus die menschlichen Proportionen, um eine denn 3D-Selfies, Avatare und sonstiger aktuelle und repräsentative Maßtabelle für die Bekleidungsindreidimensionaler Spaß können damit dustrie zu entwickeln. ∑∑∑∑ näher am Original hergestellt werden.

Daten hinterlegt

3D-Elements-Chef Florian Tursky: mit einem neuen 3D-Scanner gegen Retouren.

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„Der Drucker muss der Maschine vertrauen” Als Ersatzinvestition für eine SM102-5 steht nun bei der Druckerei Lokay die weltweit erste Speedmaster CX 102 mit den neuesten Drupa-Features. Thomas Fleckenstein, Prokurist und Marketingleiter, berichtet, was das Buzzword vom autonomen Drucken im Alltag tatsächlich bedeutet.

„D

ie alte SM 102 hat uns neun Jahre lang treue Dienste geleistet. Dann wurde es allerdings Zeit für eine Ersatzinvestition. Als nachhaltige Druckerei wollten wir wegen der langen Investitionszyklen natürlich auch eine zeitgemäße Maschine haben. Wir sind ein traditioneller Heidelberg-Betrieb, trotzdem kamen dafür insgesamt drei Hersteller in die engere Wahl. Für eine Neuinvestition in dieser Größenordnung muss man schon nach links und rechts schauen und darf keine Scheuklappen haben. Letztendlich hat dann doch wieder Heidelberg für uns das bessere Paket aus Maschine, Service, Sicherheit und Vertrauen geschnürt. Das Monetäre ist natürlich ein Aspekt, doch unter dem Strich sind alle Angebote auf einem sehr ähnlichen Level. Deshalb spielten verschiedene Softskills, vor allem aber auch das Thema Investitionssicherheit eine entscheidende Rolle. Wir waren Betatester der Maschine. In unserer CX 102 sind Techniken verbaut, die gerade erst auf der Drupa vorgestellt wurden. Deshalb hat es etwas länger gedauert, bis sie installiert und betriebsbereit war. Vor allem die Softwaresteuerung musste nachjustiert werden. Doch dafür haben wir nun die allerneueste Technik und auch den ein oder anderen weiteren Vorteil. Wertschätzung von den Lieferanten

Als nachhaltige Druckerei freuen wir uns zum Beispiel über die Umweltaspekte. Gegenüber der vorigen Maschine werden wir etwa 5.000 Liter Reiniger pro Jahr einsparen. Wir vermeiden also 5.000 Liter Chemie für die Reinigung von Gummituch und Gegendruck. Dazu kommt, dass wir durch Intellistart 2 und Inpress Control 2 wesentlich weniger Makulatur haben und deutlich schneller im Gutbogen sind. Das geht soweit, dass die

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Maschine schon vorher berücksichtigt, was als nächstes Sujet gedruckt wird. Es werden also in der laufenden Auflage schon die Farbwerte in bestimmten Bereichen heruntergesetzt, wenn der Bogen danach an dieser Stelle nicht

so viel Farbe haben soll. Natürlich ist die Maschine in der Herstellung komplett CO2freigestellt. Das zeigt uns, dass Heidelberg den nachhaltigen Aspekt im Auge hat. In den letzten zehn Jahren war uns das Unternehmen

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auf unserem Weg in die Nachhaltigkeit hinein ein treuer Begleiter. Es ist uns wichtig, dass wir von unseren Stakeholdern, insbesondere von unseren Lieferanten, an dieser Stelle eine gewisse Wertschätzung erfahren. Die Tendenz zu wesentlich kleineren Auflagen und kurzen Produktionszyklen bildet die neue Systematik des Prinect Press Center XL 2 und Inpress Control 2 gut ab. Das Stichwort ist hier das autonome Drucken. Es ist wirklich beeindruckend, was mittlerweile möglich ist. Die Maschine misst mit dem Spektralfarbmesssystem Inpress Control 2 automatisch jeden Bogen und speichert die Messwerte ab. Sobald es eine Abweichung zum Sollwert gibt, reguliert sie automatisch nach. Das ist für die Qualitätssicherung ein unglaublicher Vorteil.

Bnw: beigestellt

Die Maschine entscheidet

Geschäftsführer Ralf Lokay mit Prokurist Thomas Fleckenstein vor der neuen Speedmaster CX 102: Die neue Maschine der Druckerei Lokay drückt die Rüstzeit von 15 auf etwa drei Minuten.

Die CX 102 liefert durch diesen insgesamt sehr hohen Automatisierungsgrad einen höheren Durchsatz. So können wir das jetzige Produktionsvolumen sicherer planen und abdecken. Gleichzeitig schaffen wir Freiraum für weitere Aufträge durch unseren neuen Onlineshop umweltdruckerei.de, der in Kürze an den Start gehen wird. Eine Effizienzsteigerung kommt natürlich erst dann komplett zum Tragen, wenn die Mitarbeiter für diese neue Technologie bereit sind und sich darauf einlassen können. Die Maschine nimmt den Druckern in vielen Bereichen Entscheidungen ab, die bislang bei ihnen lagen. So kann sie zum Beispiel die Farbe besser messen. Während der Drucker bislang die Verantwortung dafür getragen hat, muss er nun letztendlich der Maschine vertrauen. Arbeiten mit Apps Bei unseren Mitarbeitern stand am Anfang sicher auch das Gefühl im Raum, durch neue

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Technologie nun überflüssig zu sein. Das ist natürlich nicht der Fall. Es gibt ganz viele neue, andere Aufgaben. Vom Steuerumfang her hat die Maschine viel mehr Tiefe. Auf dem Wallscreen XL mit Intellistart 2 laufen verschiedene Apps mit unglaublich vielen Funktionen zum Beispiel für die Vorbereitung der nächsten Aufträge. Der Drucker entwickelt sich also immer mehr zum Operator. Nun sind Drucker nicht gerade dafür bekannt, dass sie die flexibelsten Menschen auf dem Planeten sind. Damit die Mitarbeiter also diesen Weg mitgehen, besteht ein sehr hoher Schulungsbedarf. Wir haben uns die Maschine vorher schon in Heidelberg angeschaut, damit sich die Drucker frühzeitig auf dieses autonome Drucken und dieses neue Denken einstellen können. Während unsere Maschine noch hergestellt wurde, konnten sie sich somit schon einmal mit der Testmaschine vertraut machen. Die erste Schulung hat bereits bei Heidelberg stattgefunden, bevor die Maschine überhaupt bei uns installiert war. Wir wissen natürlich, was wir produzieren. Trotzdem haben wir in einer Auftragsstrukturanalyse vor der Investition geschaut, an welcher Stelle wir genau stehen und welche Effizienzsteigerung wir gegenüber dem damaligen Ist erzielen könnten. Ausgerechnet haben wir eine Effizienzsteigerung von etwa 30 Prozent. Das ist sicherlich erst einmal ein theoretischer Wert, aber wir sind jetzt auf dem Weg, das zu erreichen. Wir können definitiv sagen, dass die Automatisierung elementar ist. Beim Fortdruck sind wir im Durchschnitt sicherlich 20 Prozent schneller. Die Rüstzeit ist mit allem Drum und Dran von 15 Minuten auf etwa drei Minuten gesunken. Das ist eine ganz andere Welt. Es ist einfach – das muss man so sagen – eine neue Form des Druckens.” ∑∑∑∑

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Die ContentGeldbörse Paid Content: gibt es zuhauf. Paid-Content-Systeme: auch. Es mangelt nur an der Akzeptanz der surfenden Kundschaft. Ein oberösterreichischer Anbieter versucht, diesen Mangel mit einer weiteren technischen Lösung zu beheben. Von Ann Kimminich

E

s klingt so einfach. Einmal registrieren. Guthaben aufladen. Inhalte konsumierend durch das Web surfen, bis das virtuelle Content-Konto aufgebraucht ist. Zurück zu Schritt eins. Ein fundamentales Problem, so glauben jedenfalls die Gründer des jungen oberösterreichischen Start- ups Selectyco, haben sie mit ihrer neuen Wallet-Lösung für Bezahlinhalte gelöst. Ein Wallet, ein elektronisches Portemonnaie also, das auf der Reise durch das Web immer dabei ist, soll den Frust grundsätzlich zahlungswilliger Medienkonsumenten zähmen, sich bei jedem Bezahlangebot mit einer neuen Bezahltechnologie, mit noch einer Registrierung, mit noch mehr Online-Formularen auseinanderzusetzen. Von Solingen bis Salzburg Doch die Lösung dieses fundamentalen Problems führt gleich zu einem anderen, ebenso fundamentalen Problem. Die offensichtlichen Vorteile von

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Selectyco für den User offenbaren sich nur, wenn die Oberösterreicher möglichst rasch möglichst breit genutzte Medienangebote mit ihrem Zahlungssystem ausstatten können. Derzeit müsste ein Selectyco-User mit aufgeladener Wallet schon ein ziemlich weites Feld an Interessen haben, um sein Guthaben auszugeben: Das „Solinger Tageblatt“ nutzt das System, der „Remscheider Generalanzeiger“, der Wiener „Börsen-Kurier“, die „Salzburger Nachrichten“, die „Computerwelt“, die Wiener Stadtzeitung „Falter“, ein E-Paper der „Kronen Zeitung“, der Blog eines ehemaligen Chefredakteurs einer österreichischen Tageszeitung und ein medizinisches Fachportal. Es wird nur wenige Menschen geben, deren Surfverhalten sich entlang all dieser Medientitel bewegen wird. „Wallet-Systeme fangen erst an zu funktionieren, wenn Menschen sich daran gewöhnt haben, diese Wallet aufzuladen“, sagt Gregor Waller,

Geschäftsführer von Digital Age Consulting in Hamburg. Nur Provisionen Immerhin ist die Implementierung des Selectyco-Systems für Medienhäuser risikolos und technisch simpel. Selectyco verdient an den Verkäufen der Medien mit, Fixkosten gibt es nicht. „Das Provisionsmodell ist aus Sicht der Verlage attraktiv. Außerdem bleiben die User auf der eigenen Website und werden nicht auf Drittplattformen umgeleitet, wie es zum Beispiel bei Blendle der Fall wäre“, sagt Michael Boll, Geschäftsführer beim Solinger Tageblatt und beim Remscheider Generalanzeiger. Einen Online-Kiosk wie Blendle zu betreiben, war auch nie das Ziel von Selectyco. „Der User soll ausschließlich auf den Seiten unserer Partner sein“, sagt Selectyco-Gründer Alfonso Thurn und Taxis. Filetierung Andreas Moring, Leiter des Studiengang Medien- und Kommuni-

kationsmanagement an der BiTS Hamburg, glaubt zwar, dass die Zerstückelung von Medienangeboten eher dem User-Verhalten im Netz entspricht, als digitale Abos und Pakete zu verkaufen, allerdings fehlt ihm bei den derzeit erhältlichen Lösungen ein wichtiger Aspekt: „Eine Zahlbereitschaft für Inhalte ist ja da, allerdings nur, wenn der Leser sich seine Inhalte individuell zusammenstellen und auf seine Interessen zuschneiden kann, wie es etwa die Musikplattform Spotify mit ihren Playlist- und Filterfunktionen ermöglicht. Für Zeitungsartikel bietet das momentan bloß keiner an, weil das auch der klassischen Zeitungsphilosophie zuwiderläuft, ein vorgefertigtes Gesamtprodukt anbieten zu wollen“, so Moring. EPaper, wie sie derzeit viele Verlage anbieten, dessen ist Moring sich sicher, werden immer schwieriger zu verkaufen sein. Für ContentKonsumenten, so Moring, „ist es wichtig, zumindest theoretisch eine unendliche, immer veränderbare und individualisierbare Auswahl zu

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haben. Wenn Plattform-Betreiber das schaffen, kann es gut für sie laufen. Dass Medienanbieter damit nennenswertes Geld verdienen, ist aber relativ unwahrscheinlich.“

„Solinger Tageblatt“ und „Salzburger Nachrichten“: Selectyco konnte bisher einige Regionalzeitungen von der neuen Paid-ContentLösung überzeugen. Damit das Wallet-System aber wirklich verfängt, braucht es eine viel größere Medienauswahl.

Bnw: beigestellt

Dann doch die Blogger Erwartungen und Erfahrungen haben sich bei den meisten Medienhäusern bei Paid Content nicht in Gleichklang bringen lassen. Das schreckt viele ab. Das mussten auch die Technologieanbieter feststellen: „Viele Systeme sind bereit seit fünf oder sechs Jahren auf dem Markt, doch keines von ihnen konnte sich bisher durchsetzen. Die Technik ist ausgereift und ihr Prinzip entspricht auch den Konsumentenbedürfnissen. Aber es ist extrem schwierig, Medienanbieter von so einem System zu überzeugen“, sagt Moring.

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Um eine rasche Durchdringung zu schaffen und dabei nicht ausschließlich auf Verlage mit ihren zuweilen langen Entscheidungswegen angewiesen zu sein, möchte Selectyco-Gründer Thurn und Taxis Blogger gewinnen, die per Paid Content ihre Inhalte ein bisschen kommerzialisieren möchten. Deshalb gibt es seit Kurzem ein WordPress-Plugin. Und lockende Worte von Thurn und Taxis dazu: „Da wir Lizenznehmer sind , können wir für einen Blogger alle steuerlichen Themen übernehmen. Der administrative Aufwand, der mit der Kommerzialisierung verbunden ist, verhindert oft die Einführung von Paid Content.“ Die anhaltende Unsicherheit, ob Kommerzialisierung überhaupt zu Monetarisierung führt, dürfte aber mindestens genauso ausschlaggebend sein. ∑∑∑∑

Change – Veränderungen für unsere Branche

Jubiläums-Jahrestagung 4/2016 39 13.–15. Oktober 2016 in Nürnberg www.70JahreVDMB.de/anmeldung


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Neu am Markt Tech in Use I

Farbenfroher Schmalbahndruck

HP Indigo WS 6800 bei Kolbe-Coloco: Sonderanfertigungen und Spezialfarben für die Kundschaft.

Die neue HP Indigo WS 6800 Digital Press erhöht die Produktivität und Vielseitigkeit von KolbeColoco.

K

olbe-Coloco in der Nähe von Bielefeld ist Anbieter von Rollenetiketten, Foldern, Regalwerbemitteln, Mailings und Lentikularprodukten. Um Kundenwünsche und die steigende Nachfrage an hochwertigen Digitaldruckprodukten mit Sonderfarben bestmöglich zu erfüllen, investierte der Druckdienstleister in die HP Indigo WS 6800 Digital Press. „Durch die Installation der neuen HP Indigo in unser bereits bestehendes Portfolio ist unsere Produktivität enorm gestiegen. Zudem ermöglicht die Verwendung von Spezialfarben eine schnelle Abwicklung von Kundenwünschen und Sonderan-

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fertigungen“, sagt Michael Leon, Geschäftsführer bei Kolbe-Coloco. Optimierte Farbabstimmung Durch ein Inline-Spektrofotometer mit Closed-Loop-Steuerung wird das Erfüllen von Farbabstimmungsund Farbkonsistenzanforderungen optimiert und so Qualitätssicherheit garantiert. Farbprofile und abrufbare Farbeinstellungen sind dabei wesentliche Voraussetzungen für eine schnellere Umsetzung von Wiederholaufträgen. Mit der HP Indigo WS 6800 kann der Druckdienstleister zudem zukünftig mit einer Reihe neuer HP-Elektro-Inks wie HP Indigo Electro-Ink Fade Resistant Yellow und HP Indigo Electro-Ink Fade Resistant Magenta drucken. Diese ermöglichen es, die Anwendungen mit einem hohen Grad an Lichtechtheit zu produzieren. www.kolbe-coloco.de

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Tech in Use II

Miteinander teilen Drei Druckereien, die sich eine Produktion teilen: Das ist Kern der Idee, die aus Agensketterl, AV+Astoria und Grasl einen hochautomatisierten Druckereiverbund machen sollen. In der Weiterverarbeitung sollen Heidelberg-Aggregate die Idee unterstützen.

„M

it diesem Schritt haben wir eine Unternehmensgröße erreicht, die uns wettbewerbsfähig macht und mit der wir gemeinsam unsere Aktivitäten in Österreich ausbauen können“, erklärt Walter Grasl, Geschäftsführer von Grasl Fair Print. „Dafür suchten wir auch nach einer Lösung für eine gemeinsame Weiterverarbeitung. Dabei wurden einige Bereiche durch Investitionen in innovative Maschinenkonzepte gänzlich neu aufgestellt, um eine wirtschaftliche und effiziente Produktion zu ermöglichen.“, sagt Walter Grasl, Geschäftsführer von Grasl Fair Print.

Den Zuschlag für die Falztechnologie erhielt Heidelberg. Zwei Maschinen schaffen die Arbeit von acht Aus ehemals 16 Falzmaschinen sind nun acht geworden, darunter zwei neue Hochleistungsfalzanlagen Stahlfolder TX 96 mit dem PFXAnleger und zwei Stahlfolder TH 66. Im September folgt noch ein neues Polar-PACE-Cutting-System, um auch im Prozessschritt Schneiden gut aufgestellt zu sein. „Auf den beiden Stahlfolder TX 96 verarbeiten wir alle 16-seitigen Signaturen. Was bisher acht Maschinen bewältigt haben, schaffen jetzt

Weiterverarbeitung bei Grasl: Aus ehemals 16 Falzmaschinen sind nun acht geworden.

diese beiden Maschinen. Sie können mühelos mit dem hohen Ausstoß unserer Druckmaschinen mithalten, wir haben einen schnelleren Auftragsdurchlauf und es entfallen auch Arbeiten am Wochenende. Drei Bediener, die durch die hohe Automatisierung bestens unterstützt werden, sind für beide Maschinen eingesetzt.“ , so Grasl. Die Maschinen verarbeiten 15.000 bis 20.000 Bogen pro Stunde. Die beiden Stahlfolder TX 96 sind über den Prinect-Postpress-Manager in den Workflow der vollstufigen Druckerei integriert. Damit werden arbeitsgenaue Daten über Mengen und Zeiten in Echtzeit erhalten.

Falzarbeiten für Mehrfachnutzen, Vielfach-Leporello oder Spezialanwendungen werden auf den beiden neuen Stahlfolder TH 66 produziert. Wie auch bei den Druckmaschinen gibt es für den Maschinenpark in der Weiterverarbeitung einen präventiven Wartungsplan von Heidelberg, um Stillstandszeiten zu vermeiden. Bei rund 200 Millionen Falzbogen pro Jahr und dem Anspruch der Druckerei, viele Produkte noch am gleichen Tag auszuliefern, ist so ein Plan wohl eine absolute Notwendigkeit. www.grasl.eu

Druckgeschwindigkeit von bis zu 13/7,3 ppm. Der ET-3600 wird von Epson Connect unterstützt, sodass mit ihm auch Remote-Druck und E-Mail-Printing möglich sind. Die pigmentierte Schwarztinte sorgt für einen scharfen Textdruck. www.epson.de

Zwei Farbsets dazu Der Epson EcoTank ET-3600 lässt sich über Wi-Fi, Wi-Fi-Direct und Ethernet ansteuern und hat eine besonders hohe Druck-Reichweite. Die Epson-Eco-Tank-Serie bietet Anwendern ein Drucksystem mit besonders geringen Folgekosten. So wird der Epson Eco Tank ET-3600 mit zwei vollständigen Farbsets ausgeliefert, die eine Reichweite von bis zu 11.000 Seiten in Farbe und Schwarzweiß bieten. Dank der Epson-Dura-Brite-Tinte in Verbindung mit der Micro-PiezoDrucktechnologie produziert der ET-3600 lang haltbare Drucke in hoher Farbqualität mit einer

Lieferung am gleichen Tag

Zentrale Steuerung

Epson Eco Tank: Zwei Farbsets für 11.000 Seiten werden mit dem Drucker ausgeliefert.

Die Image-Runner-Advance-C5500-Serie reduziert den Wartungsaufwand und die Ausfallzeiten auf ein Minimum. Fünf A3-Farb-Multifunktionssysteme umfasst Canons neue ImageRunner-Advance-C5500-Druckerserie. Die Universal-Login-ManagerSoftware verbindet eine serverlose

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Anwenderauthentifizierung mit individuellen Anpassungsmöglichkeiten und einer transparenten Darstellung des Gesamtdruckvolumens. Die Systeme können auf einfache Weise in die optional erhältliche Uniflow-Software integriert werden. Mit der umfassenden und skalierbaren Canon-Software-Plattform lassen sich alle Scan- und Druckvorgänge über eine einheitliche Benutzerschnittstelle kontrollieren und managen. Imagerunner von Canon: Die Systeme scannen und konvertieren Dokumente in durchsuchautomatischer Duplexbare PDF-, Microsoft-Word- und Dokumenteneinzug für Microsoft-PowerPoint-Dateien. bis zu 150 Vorlagen. Die Scanfunktion erfasst schnell und sicher papierbasierte Daten. Seiten pro Minute schneller als Ein automatischer Duplex-Dokumenteneinzug nimmt bis zu 150 seine Vorgängermodelle und druckt Vorlagen auf. mit einer Höchstgeschwindigkeit Die Papierkapazität von 6.350 Seiten von 95 Seiten pro Minute. Er bietet sorgt für lange Laufzeiten ohne einen großen Funktionsumfang für Unterbrechung. Die Canon System- die optimale Druckerfahrung, einschließlich mehrerer automatischer Management-Tools ermöglichen Endverarbeitungsoptionen. Eine eine zentrale Steuerung über die hohe Skalierbarkeit des Bizhub Pro gesamte Flotte hinweg. Mit den 958 wird durch Technologien wie Werkzeugen lassen sich alle Systeme aktualisieren, nicht genutzte Konica Minoltas eigene OpenAPlSysteme aus der Ferne ausschalSchnittstelle sowie IWS- und NFCten, Zählerstände erfassen und Adressbücher und Druckertreiber entsprechend verwalten. www.canon.de

Professioneller Schwarzweißdruck Der Bizhub Pro 958 ist Konica Minoltas Antwort auf die Nachfrage nach leistungsfähigen Digitaldrucksystemen für Hausdruckereien. Der Bizhub Pro 958 ist um bis zu 20

PRÄGEFOLIENDRUCK BLINDPRÄGUNG LETTERPRESS DER PREMIUM-SHOP FÜR IHRE DRUCKSACHEN WWW.DRUCK-ELITE-PREMIUM.DE

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Bizhub Pro 958 von Konica Minolta: bis zu 95 Seiten pro Minute.

Authentifizierung erreicht. Die Anwender können zwischen verschiedenen professionellen Endverarbeitungsoptionen wählen: 100-Blatt-Heftung, Broschürenerstellung, Z-Falz oder auch Zuschießung. Die optionale Z-Falzeinheit ist jetzt in den Finisher integriert, wodurch sich der Platzbedarf verringert. Der

Druck

neue Farbduplexscanner hat eine Kapazität von 300 Blatt und scannt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 240 ipm. Mit einer Kapazität von bis zu 150 Blatt ermöglicht der Stapelblatteinzug sogar internen Bannerdruck. Die maximale Papierkapazität des Bizhub Pro 958 beträgt 6.650 Blatt. www.konicaminolta.de

Software-Suite für alle Accurio Pro Flux bietet Werkzeuge zum Organisieren, Automatisieren und Optimieren von Druckworkflows. In die Software-Suite Accurio Pro Flux sind alle grundlegenden Funktionen zur Druckautomatisierung für kleine bis mittelgroße Druckbetriebe und Hausdruckereien integriert. Die Einstiegssuite, Accurio Pro Flux Essential stellt einen zentralen Steuerungspunkt für den Druckraum bereit und umfasst Make-Ready- und Drucksteuerungsfunktionen. Upgrades auf Accurio Pro Flux Premium und Accurio Pro Flux Ultimate bieten zusätzliche Funktionalität, um den Workflow weiter zu verbessern. Benutzer der Premium-Version profitieren von der Workflow-Automatisierung und Auslastungsanalyse, Berichtsoptionen und der internen Auftragsübergabe. Durch Nutzung eines Druckworkflows auf Basis von Job-Tickets bietet Accurio Pro Flux Premium

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Kunden ein Werkzeug, mit dem das Bestellen von Druckprodukten deutlich vereinfacht wird. Die umfangreichste Version mit dem größten Leistungsumfang ist Accurio Pro Flux Ultimate. Die zusätzliche Funktionalität dieser HighEnd-Lösung besteht aus einem Web-to-Print-Onlineshop für den B2B-Bereich, mit dem Druckdienstleister, Hausdruckereien, Behörden und Organisationen des Bildungssektors eine sichere Onlineübergabe von Druckaufträgen auf Basis von Job-Tickets anbieten können. www.jt-suite.com

Ohne Ring Neue Fräser von Zünd machen leistungsfähiges Fräsen, Polieren und Gravieren so wirtschaftlich, zuverlässig und komfortabel wie nie zuvor. Für den Einsatz im automatischen Fräserwechsler ARC für den Sign&Display-Markt bietet Zünd neue Multipurpose-Fräser ohne Anschlagring. Damit lassen sich die Multipurpose-Fräser nun auch in Kombination mit einer manuellen Spannzange verwenden. Die polierte Schnittkante in Haaresbreite sowie entsprechende Spanflächen ermöglichen es, unterschiedlichste Materialien wie Acryl, Aluminium, Forex oder MDF mit demselben Fräser zu bearbeiten. Das Ergebnis sind gratfreie, hochwertige Oberflächen. Durch den erzielten Glanz erübrigt sich in vielen Fällen eine nachträgliche Politur. Damit wird ein kostspieliger Arbeitsschritt eingespart, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Die MultipurposeFräser eignen sich für harte und weiche Materialien gleichermaßen. Die optimierte Schneidengeometrie erhöht die Lebensdauer des ACM-Fräsers. Durch die erhöhte Vorschubgeschwindigkeit wird zudem die Produktivität merklich gesteigert. www.zund.com ∑∑∑∑

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