4c | Deutschland-Ausgabe 2/2017

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und Online einen zusätzlichen Impuls für eine noch bessere und integrierte Regionalberichterstattung gegeben haben“. Eine dicke, undurchlässige Paywall betreiben die „Salzburger Nachrichten“ übrigens nicht, nur einige wenige Artikel sind bei dem Blatt online kostenpflichtig. Das, so würde Iris Chyi behaupten, ist vielleicht auch besser so, denn mit der Zahlungsbereitschaft für regionale Themen sieht es bei den von ihr begutachteten Zeitungen nicht rasend gut aus: „Die Paywalls haben nicht gut funktioniert. Vielleicht waren die Zeitungen auch zu spät dran damit. Außerdem gibt es online einfach ein Überangebot an Nachrichten und Entertainment. Der einzige Effekt, den eine Paywall haben kann, ist, die Exklusivität von Print-Inhalten online zu bewahren“. Mittlerweile tourt Iris Chyi mit ihrer Studie durch die USA, kürzlich hat die „New York Times“ sie eingeladen, ihre Erkenntnisse zu diskutieren. „Die Realität zu akzeptieren“, sagt Chyi, „ist der erste Schritt, unsere Industrie zu retten“. Deshalb „sollten sich die Verlage ganz ehrlich ihre Performance in den letzten 20 Jahren ansehen und dann jenes Produkt prioritär behandeln, das ihre Leser bevorzugen. Und das ist unserer Studie nach eben die gedruckte Zeitung“. Unerhört. ∑∑∑∑

Versprechungen Mario Lauer, Marketingchef der „Süddeutschen Zeitung“ und einer der elf Experten, denen die Studie von Chyi vorgelegt wurde, meint im nun erschienenen Report von WAN-Ifra und 4c: „Das Printprodukt ist das wichtigste Element im Produktportfolio einer Tageszeitung und das wird

Paywall-Enttäuschungen Thomas Hofbauer, Digitalchef der „Salzburger Nachrichten“, verortet Fehler, wie sie in den USA begangen wurden, jedenfalls in Österreich nicht. „Die These, dass regionale Zeitungen mit ihrem Engagement im digitalen Bereich ihr Printprodukt vernachlässigten, sehe ich in Österreich und vor allem für uns nicht bestätigt. Viel eher sehen wir, dass wir durch die Zusammenlegung von Print

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in absehbarer Zukunft auch so bleiben“. Hermann Petz, Chef der Moser Holding und damit Herausgeber der "Tiroler Tageszeitung" sieht die Vernachlässigung des Printprodukts ebenfalls kritisch: „Leider haben vor einigen Jahren die Marketingleute die Kontrolle im digitalen Bereich übernommen und Versprechungen gemacht, die noch immer nicht eingelöst wurden. Für eine gewisse Zeit hat das die Stärken von Print übertönt“, sagt Petz im Report.

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oder Leserschaft. Wenn diese Regionalblätter online gehen, müssen sie, um erfolgreich zu sein, plötzlich mit internationalen Giganten wie Facebook konkurrieren. Das ist wie ein lokales Steakhouse, das sich mit McDonalds anlegen will“, so Chyi. Dazu kämen fehlende digitale Kompetenz in den meisten Zeitungshäusern und dementsprechend schwache Webauftritte. „Unsere Studie hat ergeben, dass im Verbreitungsgebiet der meisten Zeitungen wesentlich mehr Leser sich für die Printausgaben entscheiden als für die OnlineAuftritte“, sagt Chyi.

-Ifra

Zeitungsstand in den USA: Die Ausdünnung der Printausgaben hat zwar zu einem Leserschwund geführt, online konnten die Zeitungen den aber auch nicht auffangen.

π Mitmachen & gewinnen 4c verlost unter seinen Lesern drei Exemplare des Reports „Print-Online Performance Gap“ von WAN-Ifra und 4c. Sie müssen nur eine Frage richtig beantworten: In welches Land lädt 4c seine Leser zur Printtour 2017 ein? Bitte senden Sie Ihre Antwort an: martin.schwarz@4-c.at. Die ersten drei, die uns die richtige Antwort senden, erhalten den Report.

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