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Phoenix fliegt nicht mehr Ein Münchner Investor hat die Großdruckerei Phoenix Print in Würzburg aus der Insolvenz übernommen und wird einen härteren Sanierungskurs einschlagen als es bisherige Eigentümer getan haben. Neben einer teilweise neuen Geschäftsführung gehört zu dieser Sanierung auch eine Rückkehr zum alten Markennamen. Von Anja Schlimbach
sich seinerzeit in einem Verbund holländischer Unternehmen, deren Muttergesellschaft insolvent wurde und eine Forderung von 24 Millionen Euro nicht mehr an Stürtz zahlen konnte. „So geht auch einem guten Unternehmen die Luft aus, denn Cash ist nach wie vor King. Es handelte sich also um eine sogenannte Folgeinsolvenz des Konzernverbunds“, erzählt Fahlenbach. Zu zaghaft Die bisherigen Versuche, den Würzburger Buchdruckspezialisten zu retten, so glaubt jedenfalls Fahlenbach, scheiterten an einer zu zaghaften Umstrukturierung: „In dieser jetzigen Insolvenz
„Stürtz ist jedem bekannt, Phoenix Print aber nicht.“ Klaus Lutz, Assistent der Stürtz-Geschäftsführung
Die neuen Eigentümer rechnen konservativ mit 65 Prozent des Vorjahresumsatzes. „Das ist eine relativ simple Rechnung. Ein Großteil der Kunden hat Stürtz sogar in der Insolvenzphase die Stange gehalten und weiter geordert. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Kunden das auch nach der Sanierung tun werden. Auf dieser Basis wurde das Personal- und Maschinenkonzept festgelegt und der Kostenapparat angepasst“, erläutert Fahlenbach. „Wenn wir nicht an eine positive Zukunft glauben würden, hätten wir keinen Millionenbetrag investiert.“
Um diese Ziele zu erreichen, nimmt Solvesta zumindest indirekt auch Einfluss auf die Geschäftsführung. „Wir versuchen in allen Fällen, jemanden in die Geschäftsführung zu bringen, der operative Erfahrung hat“, erklärt Fahlenbach. Bei Stürtz sind das Thomas Heininger, zuständig für den Bereich Produktion, sowie Bernhard Schretzmaier, verantwortlich für die Finanzen, den Einkauf und die Verwaltung. „Beide haben Kastner & Callwey Medien aus der Insolvenz geführt und kennen sich sehr gut mit Druckereien aus, die in Schieflage geraten sind“, so Fahlenbach. Auch Ramona Weiß-Weber bleibt Geschäftsführerin und wird sich mit dem Vertrieb auseinandersetzen. Alter Name
Der zweite Versuch Solvesta hatte schon bei der Insolvenz von Stürtz im Jahr 2013 eine Übernahme versucht. „Wir sind damals nicht zum Zuge gekommen, weil der Altgesellschafter das Unternehmen faktisch erworben hatte. Damals wie heute sahen wir ein großes Potenzial“, sagt Solvesta-Vorstandschef Patrik Fahlenbach gegenüber 4c. Stürtz befand
Was einst Stürtz war und früher Phoenix, wird nun wieder zu Stürtz: Die neuen Eigentümer stellen den Markennamen Phoenix in den Hangar des Vergessens.
Neue Geschäftsführung
Bnw: beigestellt
A
lles schien sich so gut ineinander zu fügen, als im April des vergangenen Jahres die Augsburger Druckerei Himmer und die Würzburger Druckerei Stürtz ihre Fusion beschlossen. Gar Pläne für ein neues Digitaldruckzentrum in Würzburg wurden gewälzt. Doch die innerbayerische Harmonie sollte nicht lange währen. Schon wenige Monate danach wurden Vorwürfe über finanzielle Unregelmäßigkeiten laut, der Standort Augsburg wurde kurzzeitig stillgelegt und im Oktober flatterte der Phoenix dann in die Insolvenz. „Es machte uns das fehlende Vertrauen der Kunden in Phoenix Print zu schaffen. Sie wussten um die Schwierigkeiten beider Unternehmen und glaubten nicht daran, dass durch diese Fusion alle Probleme gelöst werden konnten. Die Wahrnehmung am Markt ist vorhanden. Man weiß ja, wie es dem Printmarkt und den Unternehmen geht“, begründet Klaus Lutz, Assistent der Geschäftsleitung der Druckerei, das Scheitern. Jetzt versuchen beide Unternehmen wieder getrennt voneinander, sich am Markt zu halten. Die mittlerweile sanierte Phoenix Print Würzburg wurde von der Münchner Solvesta AG übernommen. Die Investmentgesellschaft hat sich auf den Erwerb mittelständischer Unternehmen aus der Insolvenz spezialisiert. „Viele Druckunternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand. Deshalb ist es in unseren Augen die bessere Lösung, auf einen Investor zurückzugreifen, der mit seinem Netzwerk und seinem finanziellen Know-how unterstützen kann“, erklärt Klaus Lutz.
übernehmen wir die Restrukturierung, denn das ist unser Business. Managementfehler in der Kalkulation, schlechte Finanzierungen oder – bezogen auf den Umsatz – zu viele Mitarbeiter sind Probleme, die wir im Rahmen der Insolvenz lösen können. Bei Stürtz hat unsere Planung schon die ersten Früchte getragen.“
Phoenix dagegen wird im neuen Unternehmen nicht mehr dabei sein. „Der Name Stürtz hat eine sehr große Bedeutung auf dem Markt. Wir können auf 186 Jahre Tradition zurückgreifen und haben Geschäftsverbindungen, die Generationen übergreifen. Stürtz ist jedem bekannt, Phoenix Print aber nicht“, so Klaus Lutz. ∑∑∑∑
2/2016 9