Experimentelles Haus
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Büro A L L M A N N S AT T L E R WA P P N E R A R C H I T E K T E N , B AY E R N / Haus B AY E R N
„Dem Haus der Gegenwart eine Zukunft geben“, schoss es Martin Hippius durch den Kopf, als er hörte, dass das „Haus der Gegenwart“ in München-Riem zurückgebaut – sprich abgerissen – werden sollte. Hippius vermittelt beruflich Foto- und Filmlocations und hat das Haus im Zuge dessen schätzen gelernt. Also ließ er das Modellhaus abbauen und lagert es nun in einer Halle, bis es seiner eigentlichen Bestimmung als bewohntes Haus zugeführt wird. An einem Tag im Monat möchte er es dann Studierenden und Architekturinteressierten zur Besichtigung öffnen. „Ich würde sagen, 29 Tage im Monat ist es für mich Wohn- oder Wochenendhaus, und am 30. Tag finden die Begehungen statt“, so Hippius. Ursprünglich sollte das „Haus der Gegenwart“ aus der Hand der Architekten Allmann Sattler Wappner nur auf dem Papier oder als Modell existieren. Der Entwurf des Münchner Büros belegte 2001 bei einem Wettbewerb, organisiert vom „Süddeutsche Zeitung Magazin“, den zweiten Platz. Ziel des geladenen Wettbewerbs war es, renommierten Architekten Ideen zu innovativen Wohnformen zu entlocken. Allmann Sattler Wappner Architekten legten ihr Hauptaugenmerk auf das Thema Flexibilität. Markus Allmann zu den Grundlagen des Konzepts: „Die Lebensentwürfe sind viel fragiler, das Leben selbst viel flüchtiger geworden.“ Dieser Idee folgend, entstand ein Einfamilienhaus, das gängige Wohnkonzepte sprichwörtlich auf den Kopf stellt. Ebenerdig liegen drei getrennt begehbare Boxen, die nach Belieben flexibel genutzt werden können. Darüber schwebt der Wohnraum, der die drei Teile verbindet und gleichzeitig einen überdachten Platz zwischen den Boxen schafft. Ob dieses Hausmodell praxistauglich ist? „Ich glaube, da stecken richtig gute Ideen drinnen“, sagt Allmann. Umgesetzt wurde das Haus so nur dieses eine Mal, als Anschauungsobjekt bei der Bundesgartenschau. „Wir hatten das Ding eigentlich schon komplett vergessen, als wir den Anruf bekamen, dass man überlegt, unser Haus zu bauen“, erzählt Markus Allmann. Und dieses einzige Exemplar lagert derzeit in einer Halle seines jetzigen Besitzers und soll, so die Baubehörde es zulässt, bald an einem See in Bayern wieder aufgebaut werden. Ein flexibles Haus eben. maj
Architektur Allmann Sattler Wappner Architekten (Markus Allmann, Amandus Sattler, Ludwig Wappner) Web www.allmannsattlerwappner.de Objekt Haus der Gegenwart Kategorie Neubau Adresse München-Riem (bis 2012) Bauherr Haus der Gegenwart GmbH Planungsbeginn 2001 Fertigstellung 2005 Nutzfläche 252 m² Kosten € 304.000,– Auszeichnung Architekturwettbewerb SZ-Magazin 2001 (2. Platz) Fotos Florian Holzherr / www.architekturfoto.net
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