ZKO Opus IV 2015/16

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Freitag, 18. März 2016, 19.30 Uhr – Tonhalle, Grosser Saal

Russische Virtuosität Die «Gruppe der Fünf», mit anderem Namen das «Mächtige Häuflein», galt als bestimmende Instanz des Musiklebens des 19. Jahrhunderts in Russland. Als Verfechter eines nationalrussischen Musikstils in der Nachfolge Michail Glinkas bildete diese Gruppe, deren prominenteste Vertreter Mussorgskij und RimskijKorsakow waren, das Gegenlager zu eher westeuropäisch orientierten Komponisten wie ­Tschaikowsky. Mili Alexejewitsch Balakirew, der seine Ausbildung als Pianist im Wesentlichen durch seine Mutter erfuhr und zunächst in der russischen Provinz tätig war, wo er auch Mathematik studierte, wurde erst im Alter von etwa 19 Jahren – für damalige Verhältnisse relativ spät – durch Michail Glinka ins «Islamey galt lange als Musikleben von St. Petersburg eingeführt. Als Pianist orientierte er sich das schwerste Klavier- zunächst an den Werken Frédéric Chopins. Ähnlich virtuos ist auch sein stück überhaupt.» Klavierstück «Islamey». Es galt nach Ansicht des Pianisten und Dirigenten Hans von Bülow lange Zeit als das schwerste Klavierstück überhaupt. Grundlage der Komposition ist ein nordkaukasischer Volkstanz, auf den Balakirew während seiner Auseinandersetzung mit der Musik der Tscherkessen gestossen war. Ein glühender Verehrer des Antipoden Piotr Tschaikowsky und nicht weniger pianistisch begabt war Sergej Rachmaninoff. Seine «Études Tableaux» stehen den Werken Balakirews an virtuosem Anspruch in nichts nach. Die Stücke wurden in zwei Sammlungen zu acht (op. 33) und neun Etüden (op. 39) veröffentlicht. Rachmaninoff schwebte eine Mischung aus Klavieretüde in der Nachfolge Chopins und grosser Tondichtung in der Nachfolge Franz Liszts vor, wie er selbst in einem Brief an seinen Komponistenkollegen ­Ottorino Respighi zu verstehen gibt, der eine Auswahl dieser Stücke für grosses Orchester bearbeitete: «Erlauben Sie mir, Maître, Ihnen die geheimen Erklärungen Ihres Komponisten zu geben? Gewiss werden sie den Charakter dieser Stücke verständlicher machen und Ihnen helfen, die erforderlichen Farben für die Orchestrierung zu finden … Die Etüde Nr. 7 ist eine Jahrmarktszene, einem orientalischen Markt ähnelnd.» Mozarts «Jeunehomme»-Klavierkonzert ist eines seiner meistgespielten und zugleich einer der grössten Irrtümer der Mozart-Forschung. Hinter der ungewöhnlichen Bezeichnung verbirgt sich nicht das Werk eines «jungen Mannes», wie der Sturm und Drang-Charakter des Werks vermuten liesse, sondern – aufgrund einer Folge von falschen Schreibweisen – die Pianistin Louise Victoire Jenamy, für die der junge Mann das Konzert komponiert hatte. cg 25


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