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Musikerinnen und Musiker und ihre Instrumente

DAS SOLLTE SCHON ZU SCHAFFEN SEIN

Seit Juni 2022 wird das Zürcher Kammerorchester verstärkt von Manuel Nägeli an der Viola. Der in Winterthur geborene Musiker befindet sich aktuell am Ende seines Masterstudiums bei Nils Mönkemeyer an der Hochschule für Musik und Theater in München. Manuel Nägeli hat in den letzten Jahren regelmässig beim TonhalleOrchester Zürich sowie im Sinfonieorchester Basel gespielt.

INTERVIEW PETRA MEYER

Anfang Juni 2022 hat dein Probejahr im Zürcher Kammerorchester begonnen. Gerade kommst du von deiner ersten Probe mit den neuen Kolleginnen und Kollegen. Wie fühlst du dich nach deinem ersten «Arbeitstag»?

Es ist einfach nur ein wunderschönes Gefühl. Ein langgehegter Traum, der immer so weit weg schien, ist für mich in Erfüllung gegangen. Nun darf ich mit diesem wunderbaren Orchester arbeiten. Gerade freue ich mich ungemein auf all das, was kommt.

Neue Ensemblemitglieder müssen zunächst bei einem Probespiel von ihrer Qualität überzeugen. Dabei sind Erfahrung und gute Nerven notwendig. Aber auch eine sehr gute Ausbildung. Wo bzw. bei wem hast du deinen Feinschliff erhalten?

Im Alter von 6 Jahren habe ich begonnen, Violine zu spielen. Meine Eltern sind keine Musiker, haben mich aber immer sehr unterstützt. Am Konservatorium in Zürich hatte ich das Glück, auf Jens Lehmann, einen grossartigen Lehrer, zu treffen. Er hat mich dazu motiviert, in seinem Streichorchester Bratsche zu spielen. Was mich besonders freut: Simon Wiener (2. Violine) war damals auch sein Schüler. Ich habe Simon immer für sein grosses Talent bewundert und heute spielen wir

gemeinsam im ZKO. Das ist einfach grossartig. Vor fünf Jahren bekam ich dann die Chance, bei Nils Mönkemeyer Viola zu studieren. Er ist sicher der Lehrer, welcher mich am meisten geprägt hat.

Nils Mönkemeyer ist einer der international erfolgreichsten Bratschisten. Die Möglichkeit, bei ihm zu studieren, ist nur einer kleinen Gruppe von Studenten möglich. Was war das Wertvollste, was Nils Mönkemeyer dir auf den Weg geben konnte?

Nils Mönkemeyer war schon vor dem Studium mein absoluter Lieblingsbratschist. Er ist für mich eine grosse Inspiration. Wenn er etwas spielt, dann denke ich, genau so muss es sein. Tatsächlich nimmt er nicht viele Schüler zu sich. Nur die, die er musikalisch besonders oder speziell findet. In der ersten Stunde hat er mich gefragt, was denn mein Ziel sei. Meine Antwort: «Eine Stelle in einem Orchester zu gewinnen.» Darauf er: «Das sollte schon zu schaffen sein.» Darin liegt ein wichtiger Aspekt: Nils Mönkemeyer bildet seine Schüler ganzheitlich aus, sowohl musikalisch als auch technisch. Vor allem aber gibt er ihnen viel Selbstvertrauen – im Spiel und auch als Mensch. Dass mein Idol an mich glaubt, hat mir sehr geholfen.

Du hast im Tonhalle-Orchester Zürich und im Sinfonieorchester Basel als regelmässige Aushilfe gespielt. Hattest du in der Vergangenheit auch schon Erfahrung mit dem Zürcher Kammerorchester gemacht? Auf welchem Weg bist du zu uns gekommen?

Der Grundstein zur Bekanntschaft mit dem ZKO wurde bereits in meiner Jugend gelegt, genauer gesagt, von Freunden meiner Eltern. Von ihnen bekam ich sowohl eine Geige als auch eine Mitgliedschaft bei den ZKO Freunden geschenkt. Damit ermöglichten sie mir im Jahr 2010 die Teilnahme am «Amateur-Solistenkonzert» in der Tonhalle Zürich. Damals konnten sich ZKO Freunde melden, wenn sie bei diesem Konzert mitspielen wollten. Auf dem Programm stand u.a. Haydns Violinkonzert in C-Dur. Ich hatte zwar nur einen Einsatz im zweiten Satz, aber das Erlebnis war dennoch unvergesslich. Auch als Erwachsener bin ich Gönner geblieben und konnte so das Orchester während der Generalproben verfolgen: unter der Leitung von Muhai Tang, Roger Norrington und jetzt Daniel Hope. So habe ich immer wieder erleben können, wie gut das Orchester spielt und wie toll die Stimmung ist.

Welchen Stellenwert hat die Musik für dich im Leben? Hast du einen Lieblingskomponisten/ -komponistin oder einen bevorzugten Musikstil?

Die Musik ist meine grosse Leidenschaft. Ohne meine Viola halte ich es nicht lange aus. Auch in den Ferien ist sie immer dabei. In meiner Freizeit höre ich generell viel Musik. Sie löst in mir die grössten Emotionen aus. Wenn ich allerdings selbst spiele, dann erreicht die Musik noch tiefere Ebenen. Deshalb mag ich besonders gerne gefühlvolle, tiefgehende, romantische Musik z.B. von Brahms, Schubert oder Mendelssohn.

Hast du eine besondere Beziehung zu deinem Instrument? Gibt es eine Wunsch-Viola, die für dich die Erfüllung deiner Träume wäre?

Ich spiele auf meiner Traum-Bratsche, mit der ich sehr glücklich bin. Sie ist speziell für mich in Frankreich angefertigt worden. Zwei Jahre musste ich auf ihre Fertigstellung warten. Dafür war es von Anfang an so etwas wie eine Liebesbeziehung. Es kommt ja nicht nur auf den Spieler allein an und auch nicht nur auf das Instrument. Wichtig ist, dass beide miteinander harmonieren. Meine Bratsche ist vielleicht nicht so laut, mit ihr kann man aber wunderschöne Klangfarben erzeugen – und das ist am Ende wohl das Wichtigste.

Was ist für dich der Höhepunkt der kommenden Saison?

Mein erstes Jahr mit dem ZKO wird auf jeden Fall sehr spannend. Ich freue mich auf jedes einzelne Konzert, das vor uns liegt. Besonders gespannt bin ich auf die Zusammenarbeit mit Dreamers’ Circus im Mai 2023 weil dort die verschiedenen Genres Klassik, Jazz, Rock und Folklore miteinander verbunden werden. Und natürlich freue ich mich sehr auf die Amerika-Tour. Das wird sicher ein besonderes Erlebnis.