P.P.A 6002 Luzern, Post CH AG – Nr. 27, Jahrgang 114
Dienstag, 7. Juli 2020
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Räbefasnacht
Nein, aber so eindeutig ist das Nein nicht re Zeitung im Anschluss daran: «Wir haben das Thema an zwei Sitzungen offen und freundschaftlich diskutiert. Natürlich sehen auch wir das Spannungsfeld zwischen Tradition und Zeitgeist. Wir haben aber beschlossen, einstweilen unser ehrwürdiges Reglement und damit den Räbevater als Oberhaupt beizubehalten. Wir bringen unseren Räbemüetern grosse Wertschätzung entgegen und verstehen Räbevater und Räbemueter als Räbepaar und mit ihren Kindern als Räbefamilie.» Von den Räbevätern werde die Räbemueter jeweils mit der «Goldenen Räbe» ausgezeichnet und aufgenommen. Die Räbemueter fahre an allen Umzügen mit ihrem Ehemann in der Kutsche.
Seit 1947 sitzt stets ein Mann auf dem Räbethron. Argumentiert wird vor allem mit Tradition. Doch die Zahl jener, die eine Änderung befürworten, ist überraschend beachtlich. Claudia Schneider
Der Faschall wie auch die Fröschenzunft Ebel haben längst eingeführt, dass Männer wie Frauen die Regentschaft über die fünfte Jahreszeit übernehmen mögen. Deren Fasnachtstradition hat aufgrund dessen nicht gelitten. In der Räbemetropole, so heisst es im Volksmund, sei die grosse Mehrheit der Räbeväter gegen eine Frau auf dem Thron. Unsere Zeitung wollte es genau wissen und stellte fest, dass die Räbeväter das Thema konkret noch nie innerhalb der Gilde thematisiert hatten. Unsere Zeitung hat sich deshalb bei jedem Räbevater persönlich nach seiner Meinung erkundigt. Das Resultat: 3 äusserten sich zur Frage neutral. 12 waren klar dafür, dass der Thron auch einer Frau offen steht, 12 ebenso entschieden dagegen, 5 waren nicht eindeutig, aber eher dagegen.
Die Argumente der Gegner lassen tief blicken Argumente der Gegner sind: «Es ist nun mal Tradition, dass ein Mann Räbevater ist. So lange es Männer gibt, die das machen, braucht es keine Frau. Frauen sind ausreichend integriert, sie kümmern sich an der Inthronisation nicht bloss um ihre Gäste im Saal, sondern nehmen am Höhepunkt, der Ernennung mit dem Ehrentrunk teil. Wie soll man eine Frau auf dem Thron nennen und wie ihren Partner? Anzeige
«Der Räbechüng ist auch ein Mann.» Dieses Argument gegen eine Frau auf dem Räbethron entspricht offensichtlich nicht den Tatsachen, wenn man schaut, was unter seiner Robe zu finden ist. Archivbilder: Claudia Schneider/Christof Borner-Keller Der Räbechüng ist männlich. Das Reglementum schreibt einen Mann vor. Eine Frau kann keine gute Rede halten. Was soll sie anziehen?»
Vorurteil gegen die «Alten» – oft sind sie jene, die offen sind Es heisst, es seien die «alten» Männer, die gegen eine Frau seien. Die Umfrage unserer Zeitung macht jedoch deutlich, dass diese Vermutung auf einem Vorurteil beruht: Gut die Hälfte der ältesten Räbeväter hätten kein Problem mit einer Frau auf dem Thron.
Inhalt Forum Baar
2 3, 4
Zum Gedenken
4
Impressum
4
Aus dem Rathaus
5
Kultur
7
Wirtschaft
8
Das läuft in der Region
9
Rätsel
10
Einer meinte: «Eine glatte Idee.» Ein anderer sagte: «Ohne die Frauen wären wir eh nicht, wo wir sind.» Unter den Jüngsten befürwortet die Mehrheit eine Öffnung, aber es gibt auch unter ihnen vehemente Gegner. Die meisten Gegner einer «Räbemamme» innerhalb der Gilde sind klar mittleren Alters.
Die Gilde beschloss, sich dem Thema intern zu stellen Die Gilde der Räbeväter ist eine eigenständige Subgruppe der Fasnachtsgesellschaft Baar.
Der sogenannte Geheime Rat bestimmt jeweils den Räbevater. Der Rat setzt sich gegenwärtig zusammen aus Obmann Martin Neese, Reto Herger als Präsident der Fasnachtsgesellschaft Baar, Räbeväter Marcel Feuchter und René Tomic sowie dem jeweiligen Räbevater des Vorjahres. Obmann Martin Neese entschied, aufgrund der Umfrage unserer Zeitung, eine solche auch selber innerhalb der Gilde durchzuführen. Dies geschah kurz vor dem Lockdown. Martin Neese meldete an unse-
Vor 20 Jahren erlaubte sich eine Frau in der Kutsche mitzufahren In der Kutsche fährt die Gattin des Räbevaters allerdings erst seit 1999 mit. Und nicht, weil Einsicht dazu geführt hätte. Damals setzte sich Alice Grüter, die Ehefrau von Räbevater Heinz Grüter, entgegen den Gepflogenheiten einfach in die Kutsche. Der Aufschrei der Räbeväter war gross. Aber: Sogar unter den Gegnern von Frauen auf dem Thron des höchsten Baarer Ehrenamts gibt es Stimmen, welche die Aktion im Nachhinein ziemlich cool fanden – und an der Zeit. Obmann Martin Neese hält fest: «Unser Reglement lässt Spielraum für eine weitere Entwicklung, ohne dass wir gleich den ganzen Hofstaat umkrempeln müssen. Diese Entwicklung findet ja schon statt und wird weiter gehen. Massgeblich sind nicht Titel, sondern Wahrnehmung und Wertschätzung. Damit möchten wir das Thema für einige Zeit ruhen lassen und nicht jedes Jahr wieder aufgreifen.»
Stillstehen
Weitergehen
Vorbeigehen
Hoffen, dass die Grenze geöffnet wird
Drei Gruppen und Standort bleiben
Abschied von einer langen Tradition
In Ihrem Brief aus Venezuela berichtet Mirjam Boss aus der Quarantäne. Ein Stillstehen aufgrund der verordneten Ausgangssperre kommt für viele Einheimische nicht in Frage. Sie benötigen überlebenswichtige Güter, deren Preise enorm gestiegen sind, was wiederum zu Unruhen führt. Seite 2
Der Verein Spielgruppe Baar übernimmt ab dem neuen Schuljahr die Spielgruppe in der Sunnematt. Für die beiden bisherigen Leiterinnen Anna Lustenberger und Marianne Müller ist nach dreissigjährigem Einsatz nun die Zeit gekommen, ohne Spielgruppe weiterzugehen. Seite 3
Reglementum Basis der Räbeväter-Tradition ist das 1947 geschaffene Reglementum. Darin ist die Rede von einem Räbevater als irdischer Vertreter seiner Majestät, dem Räbechüng. Dass im Entstehungsjahr 1947 von einem Mann die Rede war, entsprach dem Zeitgeist. An diversen Stellen fordert das Reglementum aber auch dazu auf, ebendieses zu überarbeiten. Beispielsweise «Ad prinum: Dieses documentum mirabile soll alljährlich … der Mitwelt zu Nutz und Frommen zur Känntnis gebrungen, alsdann sorgfältig verloren und dann ufs nüwe zusammengebastelt werden. Secundum: Anbetreffs des feierlichen Festactus verweisen wir auf die schiergar tausendjährige Traditio, die gliichfalls alljährlich abgeändert, ufs accurateste nach den Regeln fasnächtlicher Kunst abgehalten … werden möge.»
Die rechtliche Situation stützt den Entscheid Die Schweiz verfügt zwar über ein Gleichstellungsgesetz, das untersagt, einer Person aufgrund von Geschlecht, Rasse oder Religion eine Position zu verweigern. Laut Gleichstellungsbüro Luzern (Zug verfügt über keines) gilt die erwähnte Gesetzesgrundlage aber nur für öffentlichrechtliche Bereiche, also beispielsweise für den Arbeitsmarkt. Vereine sind indes privatrechtlich organisiert und unterliegen somit nicht dem Gesetz der Gleichbehandlung. csc
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Die Zeiten, in denen die 92-jährige Cesira Bergamasco-Merlin jeden Mittwoch auf ihr Töffli stieg und von Inwil zur Turnhalle des Sternmatt II ins Turnen tuckerte, sind vorbeigegangen. Denn die Seniorinnenriege wird aufgrund sinkender Mitgliederzahlen aufgelöst. Seite 4
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