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Vom Rebell zum Heiligen 2009 brillierte er am Rattenberger Schlossberg in der „Speckbacher“-Inszenierung; heuer wird er den heiligen Franziskus verkörpern. Die TIROLERIN sprach mit Heinz Auer über seinen „Rollenwechsel“. 2009 waren Sie in der Titelrolle des Josef Speckbacher in Felix Mitterers Stück zu sehen – ein Wilderer, Bauer und ein Kämpfer an Andreas Hofers Seite. Heuer werden Sie als Franziskus wiederum die Titelrolle spielen. Wo liegen die größten Unterschiede zwischen dem Josef Speckbacher und dem Franziskus? Die größten Unterschiede liegen sicherlich auch in deren unterschiedlichsten Erlebniswelten. Josef, der „Spöck“, in ärmlichste Verhältnisse hineingeboren, kämpft sich durchs Leben und darüber hinaus auch noch hinauf zum wichtigsten Strategen an Hofers Seite im Tiroler Freiheitskampf. Geradlinig, mutig, effizient, stur und unbescheiden – auf tirolerisch ein „wilder Hund durch und durch“. Franziskus hingegen, hineingeboren in eine reiche Tuchhändlerfamilie im aufstrebenden Bürgertum Assisis, lebt das Leben in vollen Zügen und begibt sich aus heiterem „Himmel“ auf einen Weg, der deshalb so unglaublich ist, weil er genau in die entgegengesetzte Richtung
Steckbrief Heinz Auer Jahrgang: 1966. Beruf: Chemielaborant. Familienstand: Verheiratet. Kinder: 3. Zuhause in: Radfeld. Schauspieler in Rattenberg seit: 1979 bzw. ab 1985 regelmäßig. Schauspieler davor bzw. schauspielerische Erfahrung oder Ausbildung: Erfahrung natürlich am Berg bzw. bei Produktionen im Umkreis, Ausbildung keine. Bisher wichtigste Rolle: „Wastl“ in „Kein Platz für Idioten“. Ausgleich in der Freizeit, außer Theaterspielen: Lesen, Sport, Motorradfahren. Traumrolle: Der Lehrer in „Besuch der alten Dame“, den ich verletzungsbedingt nach drei Vorstellungen abgeben musste.
194 | TIROLERIN Mai 2012
geht. Gelebte Armut, Bescheidenheit, unendliche Liebe und Friede mit Mensch und Natur. Welche Rolle war für Sie leichter zu verkörpern – und warum? Eine leicht zu beantwortende Frage: Josef Speckbacher, der stur geradeaus, nicht links oder rechts schauende Tiroler Soldat, ohne großartige Wandlungen und Wendungen. Welche der beiden historischen Personen liegt Ihnen persönlich näher, welcher fühlen Sie sich mehr verbunden? Ich denke, jedem Menschen, dem ein Josef Speckbacher näher liegt als Franz von Assisi, hat ein Problem. Ich habe keines. Was möchten Sie als Franziskus dem Publikum sagen, was mitgeben? Den Mut, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, vielleicht auch zu ändern, zu verlangsamen. Mensch und Natur wieder in Einklang zu bringen. Liebe vor Macht und Gier zu stellen. Wie ist die Zusammenarbeit mit Pepi Pittl, der ja schon beim Speckbacher Regie führte?
Abermals eine sehr, sehr gute. Pepi kennt mich mittlerweile „auswendig“ und führt mich, für mich selten wahrnehmbar, in die richtige Richtung. Danke an dieser Stelle auch unserem sehr disziplinierten Ensemble, ohne welches ich niemals so schnell vorwärts kommen würde! Großes Augenmerk wird bei den Schlossbergspielen auch immer auf die Kostüme gelegt. Eine Kutte ist aber eben eine Kutte, da kann die Kostümschneiderin nicht mehr daraus machen. Wie wichtig ist für Sie als Schauspieler die „Verkleidung“, das Outfit? Natürlich sehr. Die innere wie äußere Haltung einer „Figur“ hängt maßgeblich davon ab. Frau Ria Mair, unsere „Kostümfrau“, zaubert übrigens auch heuer wieder einiges auf die Bühne, das sicher Staunen hervorrufen wird. Der Speckbacher, der Franziskus, der Heinz Auer – was haben die drei gemeinsam? Eine bisweilen sehr arrogante, ungesunde Sturheit. Was unterscheidet sie gravierend? Fast ein Jahrtausend.
Info Schlossbergspiele Rattenberg Franziskus – Der Narr Gottes Premiere Freitag, 29. Juni Ersatzpremiere 30. Juni, Beginn 21.00 Uhr Spieltermine: 1., 2., 3., 4., 7., 8., 9., 10., 17., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 30. und 31. Juli sowie 1., 2., 3. und 4. August. Premiere mit Buffet: € 28,Abendkarte: € 18,-. , hintere Plätze: € 16,Kinder bis 15 Jahre: € 10,Kartenvorbestellung unter Tel. 05337 / 93 570 oder 93 571 www.schlossbergspiele-rattenberg.at