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BERGAUF
Was man sich gemeinhin unter Skitouren vorstellt, ist im Wettkampf als Skibergsteigen bekannt. Eine der beliebtesten und ursprünglichsten Skisportarten überhaupt wird bei Olympia 2026 zum ersten Mal dabei sein.
Text: Haris Kovacevic
Beim Skibergsteigen unterscheidet man grundlegend zwischen drei Disziplinen:

VERTICAL
SKIFAHREN RÜCKWÄRTS
Hierbei handelt es sich um ein reines Aufstiegsrennen. Ziel ist es, als Erster eine abgesteckte Strecke zu überwinden, die permanent bergauf führt mit teils flachen Passagen.
Besonderheit:
Die Strecken führen sehr oft über Skipisten– nur bewältigt man sie eben in die andere Richtung. In dieser Disziplin sind bei den Olympisch Spielen jedoch keine Rennen geplant, sondern nur im Individual, im Sprint und im Mixed-Team-Teambewerb.
Ausrüstung:
Tourenskier mit Fellen und Stirnband. Je nach Wetterlage brauchen die Teilnehmer auch eine zusätzliche Jacke, die sie im Rucksack tragen können. Führt die Strecke nicht über eine Skipiste, sondern über alpines Gelände, wird laut Wettkampfordnung meistens auch ein Helm zur Pflicht.

INDIVIDUAL
DIE KÖNIGSDISZIPLIN
Über eine ausgewiesene Strecke geht man mit den Skiern den Berg hinauf (grüne Markierung). Zum Teil müssen dabei die Skier abgenommen und am Rucksack befestigt werden, um über eine vorgegebene Spur zu Fuß (gelbe Markierung) zu gehen. Oben angekommen, nimmt man die Felle von den Skiern und fährt die Abfahrt (rote Markierung) hinunter – meistens über nichtpräpariertes Gelände. Dann geht es weiter, oft über zwei, manchmal auch über drei weitere Berge. Insgesamt überwinden die Athleten dabei mindestens 1.800 Höhenmeter.
Besonderheit:
Vor allem die Trage-Passagen, die zu Fuß begangen werden, führen oft über hochalpines, unwegsames Gelände. Dort müssen die Athleten teilweise mit einem Klettersteigset angeseilt werden.
Ausrüstung:
Neben den Tourenskiern mit Fellen muss jeder Athlet eine Reservebekleidung sowie eine Überbekleidung (3. und 4. Schicht) mitführen. Außerdem haben alle eine Lawinenschutzausrüstung (LVS) bei sich, bestehend aus einem Lawinensuchgerät, einer Sonde und einer Schaufel. Sollte es während des Wettbewerbs zu einem Lawinenabgang kommen, wird das Rennen abgebrochen und die Athleten beteiligen sich an der Bergung.
SPRINT
BLITZSCHNELLE LEISTUNG
Die schnellste unter den Skibergsteigdisziplinen ähnelt am Start dem Langlauf. Jedoch gibt es Passagen auf der Strecke, wo die Athleten die Skier abnehmen und zu Fuß gehen – sogenannte Trage-Passagen. Insgesamt überwinden sie bei einem Rennen lediglich circa 100 Höhenmeter, fahren am Ende eine Art Riesentorlauf hinunter und skaten im flachen oder leicht steigenden Gelände ins Ziel.
Besonderheit:
Bei Wettkämpfen qualifizieren sich alle Athleten über ein Qualifikations-Zeitlauf für die K.-o.Phase, wo sie dann direkt in Sechser-Gruppen gegeneinander antreten und über Viertel- und Halbfinale im letzten Rennen den Sieger küren.
Ausrüstung:
Neben den Skiern mit Fellen haben die Athleten lediglich einen Rucksack dabei, und zwar nur, um die Skier dort bei den gebotenen TragePassagen befestigen zu können.
Teamrennen
Angelehnt an die Sprintdisziplin wird es bei Olympia 2026 auch ein Teamrennen geben, bei dem ein gemischtes Team aus zwei Athleten und zwei Athletinnen den ersten Teil der Strecke gemeinsam absolviert und dann in einer Art Staffellauf viermal die Hauptstrecke überwindet. Beim Weltcup ist das Teamrennen jedoch noch kein Thema.
FAKTEN ÜBERS SKIBERGSTEIGEN
Hochbeliebt Jeder 10. Österreicher ist pro Winter mindestens 3-mal mit Tourenskiern unterwegs. Insgesamt gibt es in Österreich ca. 750.000 Skitourengeher – Tendenz steigend.

Weltweit In 38 LÄNDERN
der Welt gilt Skibergsteigen als Wettkampfsport.
Am Gipfel angekommen 2026
WIRD SKIBERGSTEIGEN OLYMPISCH.
Zum ersten Mal 1890 bestieg Karl Otto im Winter den 1.790 Meter hohen Heimgarten in den Bayerischen Voralpen, was eine der ersten bekannten Skitouren der Geschichte war.
ANGEKOMMEN IM OLYMP
Georg Wörter, Spartenleiter und Sportlicher Leiter für Skibergsteigen beim ÖSV, erklärt, was Skibergsteigen für ihn ist, worauf es dabei ankommt und was die Aufnahme in die Reihe der olympischen Disziplinen für die Sportart bedeutet.
Georg Wörter, Spartenleiter und Sportlicher Leiter für Skibergsteigen beim ÖSV
Beim Skibergsteigen kommt es sowohl auf Konzentration als auch auf Ausdauer an“, weiß Georg Wörter, Spartenleiter Skibergsteigen beim ÖSV, „es ist also für Körper und Geist sehr fordernd.“ Der 57-Jährige ist selbst begeisterter Skibergsteiger und schon seit seiner frühesten Kindheit auf Tourenskiern unterwegs. Heute betreibt er, neben seiner Tätigkeit beim ÖSV, ein Sportfachgeschäft für Langlauf- und Tourenski-Equipment sowie eine Langlaufschule in St. Ulrich am Pillersee. „Übers Skibergsteigen gibt’s viel zu sagen“, meint Wörter. Das Interessanteste an der Sportart sei aber, dass es wohl die „ursprünglichste Form des Skifahrens überhaupt ist“. Als es noch keine Seilbahnen und keine Pisten gab, seien die Leute eben mit den Skiern den Berg hinauf- und dann wieder hinuntergefahren. Dennoch sei Skibergsteigen keineswegs primitiv, sondern ganz am Puls der Zeit: „Unser Sport ist ei-
ner der nachhaltigsten und umweltfreundlichsten überhaupt“, erklärt Wörter, „es braucht lediglich den Menschen, die Natur und die Skier.“ Die Aufnahme in die Reihe der olympischen Disziplinen sei für alle Skibergsteiger „ein Riesenglück“, meint er. „Damit erfahren alle Athleten die Wertschätzung, die ihnen gebührt, die Sportart bekommt ein größeres Publikum und sie kann noch professioneller betrieben und beworben werden.“
„Unser Sport ist einer der nachhaltigsten und ursprünglichsten überhaupt.“
GEORG WÖRTER