SAISON (Dezember 2016)

P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 06/16 | WINTER 2016/17

Die größten

HERAUSFORDERUNGEN für Tirols Familienbetriebe.

"Wellwasser ist Regionalität Nachhaltigkeit und Umweltschutz."

"Wellwasser punktet umweltfreundlich durch extrem kurze Transportwege.“ "Wellwasser erspart aufwändiges Handling mit Mehrwegkisten, schweren Glasflaschen oder Plastikflaschen."

Beratung & Informationen WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH Stadlweg 23, A-6020 Innsbruck, Tel.: +43 664 100 77 46, office@wellwasser.com, www.wellwasser.com Foto: © www.guentheregger.at

3 STICHWORT SAISON

HERAUSFORDERUNGEN FÜR FAMILIENBETRIEBE ZAHLEN, BITTE! In Tirol gibt es rund 17.500 Familienunternehmen, knapp 90 Prozent davon im Tourismus.

Ein Großteil der touristischen Betriebe wird mit rund 10 Mitarbeitern geführt.

67 Prozent der Familienunternehmen schaffen es in die zweite, 37 Prozent in die dritte und ion.

12 Prozent in die vierte Generat Quelle: Zentrum für Familienun

ternehmen, WK Tirol, UIBK

ZITIERT „Früher war wirklich manches einfacher als heute.“ Josef Schmid, tourismusberatung.at

„Familiäre Atmosphäre und Authentizität sind genau die Aspekte, die sich nicht künstlich erzeugen lassen – und zugleich das, was viele Gäste suchen.“ Florian Singer, GF Relais & Châteaux Singer Sporthotel & SPA

WIE SEHEN ES DIE GÄSTE? Gastfreundschaft, Authentizität und ein familiäres Ambiente werden in Image- und Bekanntheitsstudien als wichtige Motive für einen Urlaub in Tirol angegeben.

ÜBER DEN ZAHLEN, BITTE! TELLERRAND Ca. 20.000 Besucher werden zu den Festwochen der GEBLICKT

Alten Musik in Innsbruck erwartet, bis zu 50.000 waren beim Pop-Rock-Festival Kufstein Unlimited. Beim 8.

Karwendelmarsch von Scharnitz zum Achensee gehen Die meisten Großunternehmen in Familien2.500 Teilnehmer an den Start, beimzu 8. fiRad-Marathon hand sind in NORDAMERIKA nden, dicht Tannheimer Tal 1.500. Beim Großen Almabtrieb in gefolgt von Europa. Die 500 größten von Hopfgarten und Kelchsau rechnet man mit 5.000 ihnen beschäftigen zusammen 21 Millionen Besuchern (Kühe nicht mitgezählt).

Mitarbeiter und machen einen Umsatz von Vergangenes verzeichnete Tirol im 6.523Jahr Milliarden jährlich.

Tagungstourismus ein Plus von 11 Prozent.

Quelle: Global Family Business Index der Universität St. Gallen

„Das Web und die Online-Affinität der Gäste sind nicht ein ‚Problem’, sondern schlichtweg eine Tatsache.“ Michael Mrazek, Geschäftsführer NCM

„Potenzielle Kunden, die sich nicht mit Werbung beschießen lassen wollen, müssen woanders abgeholt werden.“ Robert Trasser, Trasser Markenberatung

„Qualität wird vom Gast sehr konsequent gefordert.“ Jakob Edinger, Edinger Tourismusberatung

4 EDITORIAL

© TIROL WERBUNG / JOSEF MALLAUN

SAISON

Gerade die digitale Vernetzung hat auch die touristischen Kommunikationsmöglichkeiten und die Chancen, neue Gäste und Zielgruppen anzusprechen, potenziert.

Klar muss aber auch in den Weiten der neuen digitalen Kommunikationswelt sein: Kreativität hat Grenzen, wenn Wahrheit unter die Räder kommt.

Angesichts des rasanten Wandels wird die Lebensmaxime des österreichischen Künstlers André Heller, sich permanent lernend zu verändern, auch zur Entwicklungsmaxime der Tourismusbranche.

EDITORIAL

Digitale Kommunikation braucht Benimmregeln

D

er 10. Europäische Mediengipfel Lech, der heuer erstmals mit einer Abendveranstaltung in St. Christoph am Arlberg in Tirol gastierte, setzte hochkarätige Impulse, die auch für die Entwicklung unserer Tourismuswirtschaft essenziell sind. Wie sehr die Digitalisierung tradierte Geschäftsmodelle zerstört, brachte etwa Alejandro Plater, Konzernchef der Telekom Austria, mit vielen Beispielen auf den Punkt. Schon heute gibt es Anwaltssoftware, die innerhalb von Sekunden rechtliche Ratschläge gibt – weitaus verlässlicher als ein Anwalt.

Selbstfahrende Autos würden künftig praktisch keine Unfälle mehr verursachen, und damit würde ein großer Teil der Autoversicherungen wegfallen. Digitalisierung treibe auch die Vernetzung dramatisch an, die völlig neue Formen von Mobilität, Freizeit- und Reiseverhalten, aber auch Urlaubsangeboten entstehen lasse. Und diese Entwicklungen seien politisch kaum zu regulieren, stellte Plater fest: „Ich weiß, in Brüssel denken viele, dass das geht. Aber es ist unmöglich. Die Digitalisierung passiert einfach viel zu schnell.“ Auswüchse der digitalen Kommunikation in Facebook & Co. wurden ebenfalls in prominenter Runde diskutiert.

Hasskommentare und Verleumdungen würden bereits an vielen Stellen die Netzkommunikation dominieren, betonte die Soziologin Katja Rost. Und die meisten davon würden mittlerweile nicht einmal anonym, sondern mit Klarnamen abgesetzt. Der bekannte ORF-Anchorman Armin Wolf plädierte in diesem Zusammenhang eindeutig dafür, Facebook als mächtigstes Medium der Welt ernster zu nehmen und ebenfalls gesetzlich zu regulieren: „Facebook muss unter das Mediengesetz fallen – genau wie jedes andere Medium auch.“

Potenzierte Chancen. Gerade die digitale Vernetzung hat auch die touristischen Kommunikationsmöglichkeiten und die Chancen neue Gäste und Zielgruppen anzusprechen potenziert. Einerseits wurden damit die Transparenz und Informationsmöglichkeiten über Urlaubsangebote für die Konsumenten mit Bewertungs-

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG

plattformen & Co. befeuert, andererseits aber auch die Touristiker zu neuen kreativen Marketingexperimenten angeregt. Aber nicht immer konnten derartige SocialMedia-Kampagnen von Tourismusdestinationen in jüngster Vergangenheit restlos begeistern.

Neue Möglichkeiten schaffen neue Verlockungen.

Gut gemeinter Versuch und aber auch reflektierter Irrtum dürfen in diesem Zusammenhang natürlich sein – niemand muss sich unnötig als Moralapostel inszenieren. Klar muss aber auch in den Weiten der neuen digitalen Kommunikationswelt sein: Kreativität hat Grenzen, wenn Wahrheit unter die Räder kommt.

Anstand und gute Sitten sind Pflicht, will eine Marke Vertrauen und Glaubwürdigkeit nicht langfristig aufs Spiel setzen. Mit Phantasie, Unterhaltung und Spekulationen können zweifellos Social-Media-Reichweiten maximiert werden, der Schaden beginnt aber dort, wo angesichts von Zuspitzungen die Wahrheit auf der Strecke bleibt und der Gesichtsverlust z. B. gegenüber klassischen Medien unvermeidbar wird. In diesem Sinn unterliegt auch die neue Welt bekannten Benimmregeln – und auch der neue digitale „Knigge“ muss auf unseren guten, alten Werten aufsetzen.

Gelungenes Tourismusmarketing.

Angesichts des rasanten Wandels wird die Lebensmaxime des österreichischen Künstlers André Heller, sich permanent lernend zu verändern, auch zur Entwicklungsmaxime der Tourismusbranche. Dass sie das kann, wird vielfach bewiesen – aus Neutralitätsgründen möge hier ein bereits ein Jahr altes Beispiel aus der Schweiz zitiert sein: Graubünden Tourismus brachte dabei den hektischsten Platz und den ruhigsten Ort der Schweiz zusammen.

Man entführte gestresste Städter über eine elektronische Live-Plakatstelle am Zürcher Hauptbahnhof ins malerische Vrin. Ein zweifellos gelungenes Tourismusmarketing, das neue Technologie mit alpenländischer Lebenstradition intelligent und humorvoll in Einklang gebracht und positive internationale Aufmerksamkeit erlangt hat. ×

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7 INHALT

© SHUTTERSTOCK (3), SOMWEBER, PRO MEDIA KOMMUNIKATION GMBH/APA-FOTOSERVICE/HETFLEISCH

SAISON

8

MITARBEITER IM FOKUS

14 DAS KORSETT IST ENG

WIE DER VATER SO DER SOHN?

WAS WÄRE, WENN ...?

20 10

EIN LIKE FÜR ALLES

38

HERAUSFORDERUNGEN FÜR FAMILIENBETRIEBE 8

Das Korsett ist eng Angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sind Tatkraft und Optimismus gefragt.

26

Was bin ich?

Wie man mit Positionierung der Preisabwärtsspirale entkommt.

30

Crowdfunding für den Tourismus Die Schwarmfinanzierung ist auch im Tourismus angekommen.

10

Wie der Vater so der Sohn?

Ein Generationenwechsel ist für jedes Unternehmen eine Herausforderung.

14

Mitarbeiter im Fokus Wie lassen sich Fachkräfte finden und an das Unternehmen binden?

18

Buchung im digitalen Zeitalter Gerade im Bereich Buchung müssen Hotels heute anpassungsfähig sein.

34

Die Vermessung Tirols Eine interaktive Karte als digitaler Reiseführer für Gäste.

20

Ein Like für alles Social Media sind eine Herausforderung, bieten zugleich aber ungeheure Möglichkeiten in der Kommunikation.

36

„Wir kochen für Österreich“ Das österreichische Jugend-Nationalteam konnte bei der Olympiade der Köche 2016 überzeugen.

24

„Unternehmen kommt nicht von Unterlassen“ Mehr denn je müssen sich erfolgreiche Hoteliers als Allrounder beweisen.

38

Was wäre, wenn ...?

Was ein Journalist, ein Trendforscher und ein Psychiater zur Zukunft des Tourismus zu sagen haben.

MAGAZIN

42

Strategien für die Wettbewerbsfähigkeit Gastkommentar von Ralf Roth und Hubert Siller.

44

Stöbern im Fundus Über die Ausstellung „Eine Vorstellung der Exl-Bühne“ im Innsbrucker Stadtmuseum.

46

Romanfiguren mit Eigenleben Der Tiroler Krimiautor Joe Fischler im Interview.

49

Kommentare

50

Nachgefragt

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 06/2016 (68. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 oder saison@target-group.at

HERAUSGEBER, MEDIENINHABER UND VERLEGER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MIT DER PRODUKTION BEAUFTRAGT: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf REDAKTION: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Marianna Kastlunger, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Doris Pfifferling ILLUSTRATIONEN: Monika Cichoń ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at • ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

SAISON

© SHUTTERSTOCK

8 HERAUSFORDERUNGEN

HERAUSFORDERUNG 1 Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

Das Korsett ist eng Mit der Steuerreform 2015/16 sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Hotellerie noch einmal schwieriger geworden – um sie abzufedern, braucht es unternehmerische Tatkraft und Optimismus.

VON SUSANNE GURSCHLER

D © PRODINGER STEUERBERATUNG

ie Steuerreform 2015/16 hat es in sich: Die Umsatzsteuer im Bereich Beherbergung wurde von zehn auf 13 Prozent erhöht. Der Abschreibungszeitraum verlängert sich auf 40 Jahre; bisher lag er bei 33 Jahren. Obendrein wurde die Körperschaftssteuer für Kapitalgesellschaften um rund 12.500 Euro pro Jahr erhöht.

Keine Frage also: Die Steuerreform triff t die Hotellerie schwer.

Doch wie damit umgehen? Jakob Edinger von der Edinger Tourismusberatung, Thomas Reisenzahn vom Beratungsunternehmen Prodinger und Bernhard Heitzmann, Geschäftsführer

des Wellnesshotels Quellenhof Leutasch, schildern die Situation und zeigen Möglichkeiten, die Effekte abzufedern.

Herber Schlag.

Die Steuerreform 2015/16 sei ein herber Schlag, betont Tourismusberater Jakob Edinger, da gäbe es nichts schönzureden. Sie bringe den Tourismusbetrieben Wettbewerbsnachteile gegenüber Südtirol, Bayern und der Schweiz. Dazu komme, dass Gemeinden bei den Kommunalgebühren (Kanal, Wasser, Müll) immer höhere Gebühren vorschreiben, die Tourismusverbände die Ortstaxen stetig anheben, nicht zu vergessen die Fremdenverkehrsbeiträge.

„Die Preise müssen entsprechend der Steuererhöhung um mindestens 6,8 Prozent angehoben werden, auch steigende Mitarbeiterkosten und Inflationsprognosen müssen berücksichtigt werden.“ THOMAS REISENZAHN, PRODINGER GRUPPE

Völlig klar ist für Edinger, dass die neuen, zusätzlichen Belastungen in der Preiskalkulation berücksichtigt werden müssen.

Es gebe in der Hotellerie und im Gastgewerbe kaum Einsparungsmöglichkeiten, da diese sofort auf die Qualität gingen. „Qualität wird vom Gast aber sehr konsequent gefordert“, so Edinger. Es dürfe auch keinen Investitionsrückstau geben. „Einige Hoteliers werden ihre Investitionstätigkeit auf Druck der Banken wohl verlangsamen, einige sicherlich versuchen auszusteigen, was allerdings schwierig ist, weil kaum Pächter zu finden sind. Eine Übergabe an die nächste Generation ist unter diesen Voraussetzungen auch äußerst schwierig“, schätzt der Tourismusberater.

Eine weitere Möglichkeit bestehe darin, eine höhere Kategorie und damit mehr Wertschöpfung anzustreben, das sei allerdings mit höheren Risiken verbunden. „Rund ein Drittel der Tiroler Hotellerie agiert im Spitzenfeld. Die meistert diese Erschwernisse, weil sie hochspezialisiert ist, eine ordentliche Betriebsgröße hat, einen guten Standort, ein tolles Image, eine hohe Zahl an Stammgästen und gutes Personal“, erläutert Edinger. Zudem profitierten die Betriebe derzeit alle von den außerordentlichen niederen Zinssätzen:

9

Notwendige Maßnahmen.

Thomas Reisenzahn schlägt in eine ähnliche Kerbe: Zwischen 60 und 80 Millionen Euro Mehrbelastung bringe die Steuerreform für den Tiroler Tourismus. Die inländischen Gäste müssten wegen der höheren Kaufkraft durch die Lohnsteuersenkung pro Inlandsnächtigung in Tirol um acht Prozent mehr ausgeben und die Nächtigungen drei Jahre lang jeweils um 5,2 Prozent zulegen, „um diese Zusatzbelastungen zu kompensieren“, so der Betriebsökonom und Gesellschafter des Wirtschaftsberatungsunternehmens Prodinger. Er erinnert daran, dass bereits vor der Steuerreform Mehrbelastungen zu tragen waren, wie etwa die Streichung der Energieabgabenrückvergütung, die Registrierkassenpflicht, das Rauchverbot oder die Allergen-Kennzeichnung.

Reisenzahn fordert von der Politik, die neuen wirtschaftlichen Hürden zu minimieren. „Dass die Lohnsteuersenkung den Inlandstourismus ankurbelt, war im Sommer 2016 festzustellen. Damit diese Effekte nicht verpuffen und die Mitarbeiter mehr Netto vom Brutto bekommen, sollte die kalte Progression so rasch wie möglich abgeschaff t werden“, so der Experte.

Zudem sollte die Mehrwertsteuereinhebung auf Beherbergung vereinfacht und der Steuersatz wieder auf unter den EU-Schnitt von zehn Prozent gesenkt werden. Um Konjunktur und Investitionen anzukurbeln, brauche es eine rasche Umsetzung der angedachten Reduktion der Körperschaftssteuer auf 20 Prozent sowie der funktionalen Abschreibung, wie sie die Tourismuswirtschaft jüngst gefordert habe.

Acht Punkte. Aber auch die Tourismusbetriebe selbst könnten einiges tun, um die für sie drückenden Lasten zu minimieren, sagt Reisenzahn. Er hat acht Tipps für Unternehmer zur „Schadensbegrenzung“ parat: Zunächst müssten die Preise entsprechend der Steuererhöhung um mindestens 6,8 Prozent angehoben werden, auch steigende Mitarbeiterkosten und Inflationsprognosen müssten berücksichtigt werden. „Zudem sollten die Investitionen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft werden“, so Reisenzahn.

Die Übergabe an die nachfolgende Generation sei noch schwieriger geworden und müsse daher gut vorbereitet sein. „Die Gefahr, Fehler zu machen, ist groß wie nie“, warnt der Fachmann mit Blick auf die Übergabe nach den Berechnungen zur Grunderwerbssteuer.

Weiteres Gebot der Stunde: die Finanzierungen überprüfen – die Verhandlungsbasis sei für Hoteliers derzeit hervorragend. Obwohl der höchste Kostenfaktor, würde gerade dem Bereich Mitarbeiterkosten nach wie vor zu wenig

© EDINGER TOURISMUSBERATUNG

„Problematisch wird es sicher, wenn sich das ändert.“

„Einige Hoteliers werden ihre Investitionstätigkeit auf Druck der Banken wohl verlangsamen, einige sicherlich versuchen auszusteigen, was allerdings schwierig ist, weil kaum Pächter zu finden sind.“ JAKOB EDINGER, EDINGER TOURISMUSBERATUNG

Aufmerksamkeit geschenkt, sagt Reisenzahn und unterstreicht: „Einsatzplanung, Benchmarks und die Ermittlung der Lohnkosten pro Leistungszeit ist zwingend notwendig.“ Zudem müssten die Leistungen überdacht werden. Immer mehr Gäste schätzten das Einfache, Schnelle. „Weglassen ist mehr als eine Discountphilosophie“, sagt Reisenzahn.

Die Betriebe sollten ihr Profil schärfen und den Direktvertrieb stärken, um sich nicht von den Reiseplattformen Preise

und Konditionen aufzwingen zu lassen.

Lernen könne man aber viel von Airbnb und Co. „Die Devise lautet: Live like a local.

Man mischt sich unter Einheimische und lernt deren Lieblingsplätze kennen. Genau diese Gastfreundschaft ist in den Tiroler Familienbetrieben seit Jahren Realität”, so Reisenzahn. Es müsse allerdings stärker auf die Besonderheiten der Region, des Betriebes eingegangen werden.

Nicht jammern. „Nicht jammern, sondern anpacken“, ist die Devise von Bernhard Heitzmann. 2009 hat der pensionierte Rechtsanwalt den Quellenhof in Leutasch übernommen und in den letzten Jahren zu einem Leitbetrieb in der Region ausgebaut. Die Spitzenhotellerie habe auch in Zukunft nichts zu befürchten. „Dass es immer schwieriger wird, ist ein Blödsinn“, betont der Hotelier: „Die Spitzenhotellerie in Tirol wird von Jahr zu Jahr besser, ist konkurrenzfähig und bringt entsprechend bessere Ergebnisse.

Den guten Betrieben kann daher auch die Erhöhung der Umsatzsteuer – grundsätzlich ein Unsinn – nichts ernstlich anhaben“, ist Heitzmann überzeugt.

Der Tiroler Tourismus habe ein anderes, ein grundsätzliches Problem. „Das ist die mangelnde Attraktivität verschiedener Betriebe insbesondere im Sommer. Es geht häufig um Anlagen, die in Ortszentren liegen, die kein Freibad und keine Liegewiese haben“, erläutert Heitzmann.

Die Spitzenhotellerie in Tirol läge meist außerhalb der Orte, dort, wo es Entwicklungsmöglichkeiten gibt, mit der Chance auf gute Auslastung und gute Preise – auch im Sommer.

Im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten in Österreich, Deutschland oder der Schweiz könne Tirol nämlich das ganze Jahr als Destination punkten. „Regionen wie der Wörthersee oder Niederbayern haben nur eine Saison. Im Winter ist dort nichts los, die könnten stöhnen. Wir Tiroler nicht“, sagt der ehemalige Wirtschaftsanwalt und unterstreicht noch einmal: „Nicht die behördlichen Vorschriften sind das primäre Problem, sondern Lage und Zustand vieler Hotels. Es braucht daher für Hotelbetriebe, die nicht wirtschaftlich geführt werden können, ein Ausstiegsszenario – die Möglichkeit, aufgelassene Hotels für Wohnzwecke der einheimischen Bevölkerung umzuwidmen.“ ×

SAISON

© XXXX

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HERAUSFORDERUNG 2 Die Übergabe des Betriebs

Wie der Vater so der Sohn?

Ein Generationenwechsel ist für jedes Unternehmen eine Herausforderung.

Zusätzliche Brisanz gewinnt eine Übergabe, wenn sie innerhalb der Familie geschieht.

Denn gerade dann sind es nicht nur wirtschaftliche Faktoren, die zum Tragen kommen.

VON DANIEL FEICHTNER

D

er Tiroler Tourismus ruht seit seinen Anfängen auf den Schultern von Familien. Sie waren die Pioniere, die die ersten Tourismusbetriebe in den Alpen gründeten. Und auch heute noch befindet sich gerade in der Hotellerie ein großer Teil der Unternehmen in Familienhand. Das bringt viele Vorteile mit sich.

Die nächste Generation wächst mit dem Betrieb auf. So lernen die Nachfolger nicht nur alle Aspekte der Branche kennen, sondern leben und erleben auch das, was den Betrieb individuell ausmacht. „Und das merken auch die Gäste“, ist sich Florian Singer, Geschäftsführer des Sporthotels Singer in Berwang, sicher. „Familiäre Atmosphäre und Authentizität sind genau

die Aspekte, die sich nicht künstlich erzeugen lassen – und zugleich das, was viele Gäste suchen.“

Drei Generationen. Singer leitet das Hotel, das 1928 von seinem Großvater gegründet wurde, in dritter Generation.

Für ihn war schon sehr früh klar, dass er den Betrieb von seinem Vater Günter

© SOMWEBER

HERAUSFORDERUNGEN

© MIKE HUBER

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SAISON

„Zwischen mir und meinem Vater lagen 50 Jahre. Deswegen wurde es schon ein wenig früher Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.“ FLORIAN SINGER, GF RELAIS & CHÂTEAUX SINGER SPORTHOTEL & SPA

Das Sporthotel Singer in Berwang wird in der dritten Generation von der Familie Singer geleitet.

Singer war dafür nicht nur im heimatlichen Hotel tätig, sondern auch in anderen Unternehmen, und ging für eine Weile ins Ausland. So brachte er das nötige Rüstzeug und eigenständig gemachte Erfahrungen mit, als er Anfang zwanzig zurück nach Berwang kam. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt waren der recht große Altersunterschied und Umbaupläne. „Zwischen mir und meinem Vater lagen 50 Jahre. Deswegen wurde es schon ein wenig früher Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Zudem haben wir damals beschlossen, Investitionen in den neuen Wellness- und Spa-Schwerpunkt gemeinsam zu tragen – und dass ich schrittweise die Verantwortung übernehmen würde.“

Spannungsfelder.

übernehmen würde. Die Schwierigkeiten, die eine Übergabe mit sich bringen kann, kennt er aus erster Hand – „auch wenn wir das damals sehr gut hinbekommen haben“, erinnert sich Singer. „Dazu hat sicher beigetragen, dass wir den Wechsel ruhig und bedacht angegangen sind.“ Deswegen begann er, schon lange bevor das Thema im Raum stand, Kompetenzen aufzubauen.

Gründe, sich mit der Übergabe konkret auseinanderzusetzen, gibt es viele. Und Investitionen können, wie bei der Familie Singer, einer davon sein. „Ist man als Unternehmer jenseits der 60, wird es zunehmend schwieriger, Fremdfinanzierungen zu erhalten, wie sie gerade im Tourismus wichtig sind“, sagt Philipp Schwarz, Notar in Innsbruck und Präsident der Notariatskammer für Tirol und Vorarlberg. „Mindestens ebenso häufig sind aber auch persönliche Motivationen.“ Teilweise ist es die Aussicht auf die Pension und der Wunsch nach Entlastung, die die ältere Generation dazu

veranlassen, den Betrieb zu übergeben.

Zugleich nimmt aber oft auch der Druck von unten zu: Die Nachfolger wollen das Ruder übernehmen und sich beweisen.

Der Führungswechsel ist schon auf wirtschaftlicher Ebene mit viel Aufwand verbunden. Deswegen empfiehlt Schwarz, sich beraten zu lassen: „Gerade um die juristischen und steuerlichen Aspekte zu regeln, ist es wichtig, sich Experten ins Boot zu holen. Denn alles, was nicht mit der nötigen Sorgfalt geregelt wird, kann später sehr teuer werden.“ Zudem sei es ratsam, sich einen Zeitplan für die Übergabe zu entwerfen und Stichtage festzulegen – idealerweise an Terminen, an denen ausreichend Zeit ist, um sich damit zu befassen. Ein solcher Fahrplan kann beiden Seiten helfen zu wissen, woran sie sind, und den Prozess vorantreiben.

Bei einem Familienbetrieb geht es dabei allerdings nahezu nie „nur“ um die Übertragung einer Aufgabe. Das Unternehmen ist in vielen Fällen das Lebenswerk der älteren Generation. Deswegen müssen bei Weitem nicht nur wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt und geklärt werden. Enorm wichtig ist zudem die Regelung der Pflichtteilansprüche (siehe Infobox). „Gerade ein so vielschichtiger, komplexer Prozess muss sorgfältig und sauber geregelt werden“, meint Schwarz. „Und dafür muss man sich Zeit nehmen – mindestens ein Jahr oder besser zwei.“

SAISON

12 HERAUSFORDERUNGEN

ERBE SCHON IM VORFELD REGELN Dieser Spannungsfelder waren sich auch Florian und Günter Singer bewusst. Sie gingen die Übergabe betont langsam und in Phasen an. Insgesamt lagen vier Jahre zwischen Florians Wiedereinstieg in den heimatlichen Betrieb und dem Moment, als er die ersten Anteile am Hotel übernahm. „Das hat zum einen dabei geholfen, mich wieder einzugewöhnen und Stück für Stück an die neue Verantwortung heranzutasten“, meint er. „Zum anderen war die Zeit aber auch wichtig, um mein Können unter Beweis zu stellen.“ Denn den Schlüssel zu einer gelungenen Übergabe in einem Familienbetrieb sieht er vor allem in gegenseitigem Respekt und Wertschätzung – sowohl vor der jeweils anderen Generation als auch vor deren Leistungen.

Beide Seiten müssten lernen zu akzeptieren, dass es mehr als einen Weg gibt und dass jeder das Recht hat, Fehler zu machen. „Dabei hat es bei uns natürlich auch Reibereien gegeben“, berichtet Florian Singer. „Es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis ich mich beweisen konnte.

Schlüssel dazu war bei uns die Renovierung mehrerer Zimmer. Eine Aufgabe, die ich alleine übernommen und delegiert habe. Das war wohl der Moment, als ich zum ersten Mal zeigen konnte, dass ich die Situation im Griff habe“, sagt Singer. „Und ich bin mir sicher, das hat es meinem Vater auch leichter gemacht, die Lebensaufgabe langsam loszulassen.“

Absicherung. Zugleich darf bei einer Übergabe aber nicht nur die Zukunft des Betriebs und der kommenden Generation im Mittelpunkt stehen. Genauso relevant ist es, dass die Übergeber sich absichern. „Das bedeutet zum einen ihre komplette Entlassung aus allen Haftungen“, sagt Notar Schwarz. „Wer das nicht im Vorfeld mit allen involvierten Banken klärt und sauber abwickelt, riskiert später, zur Verantwortung gezogen zu werden, sollte etwas schiefgehen.“ Zum anderen müssen auch persönliche finanzielle Reserven eingeplant werden. Egal ob es „nur“ um die Aufrechterhaltung des Lebensstils geht, oder ob daraus später zum Beispiel eine qualitativ hochstehende Pflege finanziert werden muss: Die scheidende

„Das kann im Erbfall zu einer substanziellen Bedrohung für ein Unternehmen werden“, warnt Philipp Schwarz. Denn dann muss der Unternehmer diese Pflichtteile ausbezahlen. „Kaum ein Betrieb ist so liquide, dass so hohe Auszahlungsbeträge zur Verfügung stehen. Deswegen gilt es bereits im Vorfeld – also bei der Übergabe –, eine Übereinkunft zu finden.“ Dazu sollten Regelungen mit Pflichtteilsverzichten getroffen und alle verbleibenden pflichtteilsberechtigten Personen vertraglich abgefunden werden.

Generation muss finanzielle Realisierungsreserven zurückbehalten. Selbst zur fairen und gerechten Ausbezahlung aller pflichtteilsberechtigten Personen sollte aber niemals die eigene finanzielle Sicherheit der Übergeber riskiert werden. „Und auch die Lebensumstände müssen geklärt werden“, fügt Schwarz hinzu. „Gerade im Tourismus, wo der Arbeitsplatz oft Hand in Hand mit dem eigenen Wohnraum geht, gilt es, eine Regelung zu finden.“

Eigener Weg. Auch die Familie Singer befasste sich eingehend mit dem Thema, wie es für den Hotelier im Ruhestand weitergehen sollte. Der Plan sah vor, dass Florian in weiteren vier Jahren Stück für Stück

die Leitung übernehmen würde. Günter Singer konzentrierte sich währenddessen zunehmend auf die Repräsentation und die Betreuung der Gäste. So gab er Schritt für Schritt Verantwortung ab und die Aufgaben verschoben sich. „Uns war bewusst, dass gerade in unserer Branche mit dem Wegfallen des Jobs als Lebensaufgabe ein Pensionsloch droht, wie in kaum einer anderen“, erklärt Florian Singer. „Leider ist mein Vater, knapp bevor wir die Übergabe finalisieren konnten, verstorben, sodass diese Pläne nicht mehr aufgegangen sind. Ich habe das aber auch bei vielen Übergaben in unserem Umfeld miterlebt: Der Rückzug ist schwierig. Und ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss.“ Aktiv zu bleiben, sieht er dabei als wichtigsten Schlüssel. Egal ob man sich mit alten Hobbys beschäftigt oder neue für sich entdeckt: Es hilft, Distanz zu schaffen. Denn die Aufgabe, die jemanden ein Leben lang begleitet hat, legt man nicht einfach nieder. „Ich kenne auch Betriebe, in denen die ehemaligen Geschäftsführer noch einen Aufgabenbereich übernommen haben, der ihnen Freude bereitet“, meint Singer. Allerdings müsse man dort klar die Kompetenzen abstecken und den Führungswechsel bereits vollzogen haben. „Schlussendlich ist die Strategie, mit der man den Sprung in den Ruhestand am besten schaff t, sicher von Person zu Person verschieden – aber man muss sich damit genauso auseinandersetzen, wie sich die nachfolgende Generation auf die neuen Aufgaben vorbereiten muss.“ ×

„Gerade ein so vielschichtiger, komplexer Prozess muss sorgfältig und sauber geregelt werden.

Und dafür muss man sich Zeit nehmen – mindestens ein Jahr oder besser zwei.“ PHILIPP SCHWARZ, PRÄSIDENT DER NOTARIATSKAMMER FÜR TIROL UND VORARLBERG

© ÖNK

Schrittweise Übergabe.

In Österreich ist – wenn Nachkommen oder ein Ehegatte vorhanden sind – die Hälfte des Vermögens pflichtteilsverfangen. Das bedeutet, dass selbst wenn ein Kind als Alleinerbe eines Betriebs festgelegt wurde, weitere berechtigte Personen, wie eine Witwe oder weitere Kinder, Anrecht auf die Hälfte ihrer gesetzlichen Erbquoten haben.

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Es geht nicht um das Einkaufen alleine. Es geht um die Werte, die darüber hinaus gehen. Um Service, Vertrauen, Handschlagqualität, Individualität – und um Nähe: geographisch und emotional. Wir kennen eben die Wünsche unserer Kunden und deren Gäste ganz genau. So wird aus einer Geschäftsbeziehung echte Freundschaft. Dazu kommt: Wir sorgen für regionale Wertschöpfung. Und das macht Ihren Einkauf bei uns doppelt wertvoll!

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14

HERAUSFORDERUNG 3 Die Mitarbeitersuche

Zu Beginn der Wintersaison wurden in Tirol 300 Köche gesucht.

Mitarbeiter im Fokus Angestellte sind das Herz jedes Unternehmens, im Tourismus zusätzlich das Bindeglied zum Gast. Jedoch fällt es Betrieben schwer, gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden, und noch schwieriger ist es, sie zu binden. Was tun?

Professionelle Mitarbeiterprogramme sind eine Antwort auf diese Frage.

V O N R E B EC C A M Ü L L E R

E

s wird tatsächlich immer schwieriger, Mitarbeiter und vor allem Fachpersonal zu finden“, bestätigt Siegfried Egger, Obmann des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, Tiroler Landtagsabgeordneter und selbst Hotelier. Zu Beginn der Wintersaison wurden in Tirol 300 Köche gesucht. Die Gründe dafür sind vielfältig, glaubt Egger.

Die Entlohnung sei ein Thema, auf der anderen Seite würde aber auch die Gewerkschaft einer notwendigen Flexibilisierung

im Weg stehen, eine nicht unwesentliche Rolle spiele auch die Demografie. Durch die Digitalisierung hat sich zudem das Tätigkeitprofil verändert, neue Berufe sind zum Beispiel in den Bereichen Marketing oder IT dazugekommen, und weil die Bewerber insgesamt nicht mehr geworden sind, fehlen sie in den klassischen Berufen, wie Koch oder Kellner.

Einen großen Anteil an der Misere trägt aber auch die fehlende oder falsche Kommunikation, sagt Siegfried Egger: „Ja, der Kollektivvertrag für Koch und Kellner

entspricht mit rund 1.400 netto dem Mindestlohn, aber viele Betriebe zahlen über dem Kollektiv. Das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage – und das wird zu wenig kommuniziert.“ Um diese Berufe für die junge Generation wieder attraktiver zu gestalten, arbeitet man in der WKO auch an neuen Konzepten für die Ausbildung, die im Moment, wie Kritiker monieren, noch relativ starr gestaltet sei. Mehr Flexibilität wird auch von der Gewerkschaft gefordert – vor allem was Arbeitszeiten betriff t. „Es wäre für beide

Seiten wichtig, dass die Arbeitgeber ihre Leute dann einsetzen können, wenn sie gebraucht werden, und das entscheidet im Tourismus der Gast“, so Egger.

HERAUSFORDERUNGEN

„Vor uns liegt wichtige Imagearbeit und die müssen wir unbedingt selbst betreiben und nicht anderen überlassen.“

© WIRTSCHAFTSBUND KITZBÜHEL

15

SAISON

SIEGFRIED EGGER, OBMANN DES FACHVERBANDS HOTELLERIE IN DER WKO

Wichtige Imagearbeit. Die Branche scheint sich zu einem großen Teil einig zu sein – beim Thema Mitarbeiter gibt es Handlungsbedarf. „Vor uns liegt wichtige Imagearbeit und die müssen wir unbedingt selbst betreiben und nicht anderen überlassen“, sagt Siegfried Egger. Viel sei aber schon in Bewegung, zum Beispiel in Sachen Entlohnung oder auch bei Mitarbeiterunterkünften. Immer mehr Betriebe setzen auch auf individuelle Mitarbeiterprogramme, über die sie ihren Angestellten zusätzlich Ausbildungen, Freizeitaktivitäten und andere Angebote zugänglich machen. Auf Internetportalen wie gronda. at können sich Betriebe potenziellen Arbeitskräften präsentieren. „Hier bewerben

sich also quasi die Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern. Man sieht also, dass sich etwas tut“, meint Siegfried Egger.

Das Alpenresort Schwarz in Mieming bietet seinen Angestellten ein solches Mitarbeiterprogramm. Als Katharina Pirktl vor rund 18 Jahren in den Betrieb einstieg, widmete sie sich von Anfang an dem Personalbereich und professionalisierte ihn. Begonnen hat diese Entwicklung im Kleinen. Konkret mit dem Vorhaben, eine konsequente Abwicklung von Zu- bzw.

Absagen bei Bewerbungen einzuführen.

„Nach und nach haben wir dann unsere Hausaufgaben gemacht“, erzählt Pirktl.

Einheimische binden. Zurzeit beschäftigt das Hotel 260 Mitarbeiter und 17 Lehrlinge. Die Mitarbeiter können abends den Spa-Bereich des 5-Sterne-Wellnesshotels nutzen, drei Mal pro Woche dürfen sie ein Familienmitglied mitnehmen. Auch die Kinderbetreuungseinrichtung steht ihnen offen – Maßnahmen, die vor allem einheimische Mitarbeiter binden würden, so Katharina Pirktl: „Gerade für

Das gesamte Team der Brennerei Erber

wünscht Ihnen ein schönes

Weihnachtsfest, ein gesundes

Jahr 2017 sowie eine erfolgreiche Wintersaison!

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SAISON

Sinn und Wertschätzung.

Im Rahmen der Schwarz-Akademie stellt die Familie Pirktl jährlich 250.000 Euro für Aus- und Weiterbildungen zur Verfügung.

Abteilungsleiter erhalten halbjährlich ein Budget, das sie für Feiern und Ausflüge mit ihren Mitarbeitern ausgeben dürfen – Erreichtes wird bewusst zelebriert. „Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch die Füh-

„Wir müssen uns mehr vernetzen, austauschen und uns gegenseitig helfen, um den Tourismus für die Menschen wieder attraktiver zu machen.“ KATHARINA PIRKTL, GESCHÄFTSFÜHRERIN ALPENRESORT SCHWARZ

rungskräfte das Programm mittragen“, so Pirktl. Die Projektgruppe „Inside“ wiederum besteht aus zehn Mitarbeitern, die sich einmal im Monat treffen, um neue Ideen für ihre Kollegen und sich zu entwickeln. Katharina Pirktl hat mit dieser Art der Mitarbeiterführung gute Erfahrungen gemacht und über die Jahre gelernt, dass Angestellte gerne arbeiten, wenn sie einen Sinn erkennen in dem, was sie tun, und dafür auch Wertschätzung erfahren. Ihr ist aber auch bewusst, dass nicht jeder Betrieb ein solch umfassendes Programm

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Frauen, die in der Nähe wohnen, ist es ein Vorteil, wenn sie unseren Kinderclub mitnutzen können.“ Zum Mitarbeiterprogramm gehört auch eine betriebliche Gesundheitsförderung. Beim vor zwei Jahren neu gebauten Mitarbeiterhaus war auch der soziale Aspekt ein wichtiger. Im Haus gibt es Wohngemeinschaften. Jeder Mitarbeiter hat sein eigenes Schlaf- und Badezimmer, zu den Einheiten gehört aber auch eine große Gemeinschaftsküche. „Es war uns wichtig, die Gruppendynamik und nicht die Vereinsamung zu fördern“, erklärt Katharina Pirktl den Hintergrund des Konzepts.

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16 HERAUSFORDERUNGEN

Zufriedene Mitarbeiter bedeuten zufriedene Gäste – ein Grund, sich um erstere verstärkt zu bemühen.

bieten kann. „Wir können aufgrund unserer Größe viel bewegen, und so etwas wie ein Patentrezept gibt es bestimmt auch nicht.“ Die Unternehmerin glaubt aber auch, dass mit Zusammenhalt unter den Betrieben im Tourismus dennoch viel ausgerichtet werden kann. „Wir müssen uns mehr vernetzen, austauschen und uns gegenseitig helfen, um den Tourismus für die Menschen wieder attraktiver zu machen.“

Professionelles Miteinander. Im Ötztal schlägt man gerade einen Weg ein, über den auch kleinere Betriebe ihren Angestellten Zugang zu solchen Projekten ermöglichen könnten. Navion ist ein professionell organisiertes Programm. Das System hat der TVB Ötztal quasi zugekauft.

In der Wintersaison 2015/16 wurde in Hochsölden bereits getestet, sechs Betriebe und insgesamt 70 Mitarbeiter nahmen teil. „Hochsölden liegt auf 2.000 Metern, übermäßig viel Infrastruktur für die Freizeitgestaltung ist dort naturgemäß nicht vorhanden – was es für uns zu einem guten Testgebiet gemacht hat“, erzählt Oliver Schwarz, Direktor von Ötztal Tourismus.

Mit den Erfahrungen aus Hochsölden wurde das System auf das ganze Tal und seine 2.500 Mitarbeiter im Tourismus umgelegt und es wird heuer allen Betrieben angeboten: mit einer Förderung des Ötztal Tourismus um 100 statt um 150 Euro pro Mitarbeiter und Monat. „Das positive Feedback stimmt uns optimistisch, fünf der sechs Betriebe aus der Testphase sind auch heuer wieder dabei“, so Schwarz. Der sechste Betrieb wurde in der Zwischenzeit verkauft.

Notwendige Innovation.

Ähnlich wie bei anderen Mitarbeiterprogrammen wird bei Navion Wert auf die Work-LifeBalance der Angestellten gelegt. In der

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Städteflüge oder ganze Urlaubsreisen.

Der Grund, warum man sich im Ötztal entschieden hat, Navion umzusetzen, ist weniger neu. „Vieles im Tourismus läuft sehr gut, die Zahlen stimmen, aber von den Betrieben hören wir, dass sie keine Mitarbeiter finden – da bekommen wir na-

türlich heiße Ohren“, sagt Oliver Schwarz.

In Navion sieht er eine große Chance, von der er hoff t, dass sie auch wahrgenommen wird. Anfang November fand im Ötzal eine Infoveranstaltung statt, inzwischen haben verschiedene Betriebe 200 Mitarbeiter für das Programm angemeldet. × © ÖTZTAL TOURISMUS

Praxis bedeutet das für die Teilnehmer, dass sie aus Angeboten von Aus- und Weiterbildung über Fitness und Gesundheit bis hin zu Spaß und Unterhaltung wählen können. „Yoga- oder Sprachkurse stehen also ebenso auf dem Programm wie gemeinsame Ausflüge ins Kino“, erklärt Schwarz.

Mit der Idee eines externen, professionell betreuten Mitarbeiterprogramms, das Betrieben je nach Bedarf in Anspruch nehmen können, ohne ein eigenes haben zu müssen, sieht man sich im Ötzal in einer Vorreiterrolle. „Dieses Projekt ist österreichweit einzigartig“, so Oliver Schwarz. Individuelle Anpassungen sollen trotzdem möglich sein. Um die Mitarbeiter zu motivieren, die Angebote auch wahrzunehmen, ist auch ein Gewinnspiel Teil von Navion – wer viele Partizipationspunkte sammelt, hat die Chance auf Sachpreise,

„Vieles im Tourismus läuft sehr gut, die Zahlen stimmen, aber von den Betrieben hören wir, dass sie keine Mitarbeiter finden – da bekommen wir natürlich heiße Ohren.“ OLIVER SCHWARZ, DIREKTOR ÖTZTAL TOURISMUS

Familienbetriebe funktionieren anders Nahezu 90 Prozent aller Tiroler Tourismusunternehmen sind Familienbetriebe, die sich in vielen Bereichen durch ganz eigene Funktionsweisen auszeichnen.

Ihre Besonderheiten erforscht Sozial- und Wirtschaftswissenschafter Mike Peters als Inhaber des Lehrstuhls „KMU & Tourismus“ an der Universität Innsbruck.

S

AISON: Herr Prof. Peters, welche speziellen Merkmale zeichnen Familienbetriebe im Tiroler Tourismus aus? MIKE PETERS: Ein wesentliches Charakteristikum ist, dass sie nicht nur einen engen Kontakt zum Gast pflegen,

überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, nachhaltig zu wirtschaften. Ab einem gewissen Grad des Erfolgs wird die weitere Steigerung des Profits oftmals mit der Förderung und dem Erhalt des unmittelbaren ökologischen und sozial-ökonomischen Umfelds abgewogen.

„Tiroler Familienunternehmen pflegen nicht nur einen engen Kontakt zum Gast, sondern agieren sozial und ökologisch nachhaltig in der Region.“ sondern tendenziell auch zur Umwelt und zum regionalen Lieferanten-Netzwerk.

In den unternehmerischen Handlungen wird immer auch schon die nächste Generation mitgedacht. Daraus resultiert die

Welche Ziele verfolgt Ihr Institut mit der Erforschung dieser Familienunternehmen? Wir wollen wissen, wie sich deren unternehmerisches Verhalten von dem anderer Betriebsformen unterscheidet. Wie gehen sie mit Ressourcen um? Unterscheiden sie sich in der innerbetrieblichen Dynamik? Wie werden Schlüsselpositionen

im Unternehmen besetzt? Wie werden Unternehmen übergeben? Wie kann man Familienunternehmen vermarkten?

Welche Wirkung erzielen ihre Homepages bei der anvisierten Kundengruppe? Das sind nur einige der forschungsleitenden Fragen. Um Daten zu sammeln, gehen wir direkt in die touristischen Regionen Tirols.

Dort präsentieren wir dann auch unsere Forschungsergebnisse und veranstalten Workshops.

Wie können Familienbetriebe von Ihren Forschungsergebnissen profitieren? Indem sie sich über die VeranstaltungsAngebote unseres Instituts auf unserer Facebook-Seite www.facebook.com/KMU undTourismus informieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

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SAISON

18 HERAUSFORDERUNGEN HERAUSFORDERUNG 4 Die Buchung

Buchung im digitalen Zeitalter Die Welt wird immer digitaler – auch im Tourismus. Das bringt viele Chancen mit sich, verlangt aber auch Anpassungsfähigkeit und kann gerade Familienbetriebe vor Probleme stellen.

VON DANIEL FEICHTNER

LAST MINUTE

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JETZT BUCHEN

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heute einer völlig anderen Situation gegenüber als damals, als wir online alleine auf weiter Flur gestanden sind.“

Spontanurlauber als Ausnahme.

Die komplette Digitalisierung der Tourismusbranche ist aber noch nicht vollzogen. Und das werde sich auch nicht so schnell ändern, ist Michael Mrazek überzeugt. Meldungen, laut denen 40 Prozent aller Urlaube bereits online gebucht werden, stimmten einfach nicht, meint der Geschäftsführer der Salzburger Internet- und Kommunikationsagentur NCM: „Aktuell buchen rund 25 Prozent aller Gäste online. Und diese Zahl stammt aus dem Städtetourismus. Im Ferienseg-

© NCM

as den Vorstoß des Tourismus in das digitale Zeitalter angeht, hat Tirol eigentlich einen Frühstart hingelegt. Bereits 1995 nahm das Online-Urlaubsportal Tiscover als eines der ersten seiner Art den Dienst auf. Seither hat sich aber so manches verändert. Während das Internet vor 20 Jahren noch ein relativ abgegrenztes Medium war, durchdringt es mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens. „Das hat den Markt umgekrempelt und natürlich auch internationale Player auf den Plan gerufen“, meint Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. „Deswegen sehen wir uns

„Das Web und die Online-Affinität der Gäste sind nicht ein ‚Problem’, sondern schlichtweg eine Tatsache.“ MICHAEL MRAZEK, GESCHÄFTSFÜHRER NCM

ment sind es vermutlich sogar noch ein bisschen weniger.“ Den Grund dafür sieht er in den Gästegruppen, die das Segment am aktivsten nutzen. Als Feriendestination ist Tirol besonders bei Familien und bei Gästen aus Deutschland beliebt. „Familien sind darauf angewiesen, vorauszuplanen. Und ein großer Teil der deutschen Gäste ist für größere Unternehmen tätig, bei denen Urlaube in der Regel auch im Vorfeld angemeldet werden müssen.

Spontanreisen sind für dieses Segment also kaum relevant.“ Damit falle nicht nur die Hauptmotivation online zu buchen, sondern auch kurzfristig zu buchen weg, was sich in den Statistiken widerspiegle.

Wird dennoch erst knapp vor dem Urlaub gebucht, sieht Mrazek den Auslöser nicht zuletzt bei den Touristikern selbst.

Das Problem sei teilweise hausgemacht: Würde die Branche Last-Minute-Incentives den Rücken kehren, würden Gäste auch nicht mehr in der Hoffnung, in letzter Minute einen besseren Deal zu bekommen, später buchen. „Ein Produkt nur über den Preis zu verkaufen, ist kein Marketing“, sagt Mrazek und empfiehlt, nicht zu überlegen, wann man als Betrieb die Gäste braucht.

Vielmehr komme es darauf an, wann die Gäste das brauchen, was man zu bieten hat. Ist das Muster einmal erkannt, kann man im Marketing besonders aktiv werden, wenn genau diese Gästegruppe bevorzugt

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Kompetenz und Kooperation © FOHRMANN

Mit einer schönen Website ist es nicht getan, sagt Web-Experte Christian Fohrmann.

bucht, und muss nicht im letzten Moment in Panik verfallen und versuchen, um jeden Preis die Auslastung zu steigern.

Bestens informiert. Dennoch ist das Internet aus dem Tourismus nicht mehr wegzudenken. Denn auch wenn „nur“ ein Viertel der Gäste die finale Buchung online abwickelt, recherchieren 70 bis 80 Prozent ihren Urlaub online. Insofern hat sich das Verhalten der Endkunden drastisch geändert. Gäste vergleichen zunehmend und buchen immer besser informiert. „Der Anspruch ist heute ein anderer“, erklärt ÖHV-Mann Gratzer den Hintergrund. „Man will nicht mehr einfach nur Urlaub machen. Gäste suchen Erlebnisse. Sie wollen ihren persönlichen Interessen nachgehen und ihre Zeit so intensiv wie möglich nutzen.“ Deswegen ist eine klare Positionierung und Differenzierung wichtiger denn je. Denn auch wenn das Internet als Buchungsweg zumindest

S

ichtbarkeit ist bereits jetzt das A und O“, sagt Christian Fohrmann, Internetunternehmer aus Pertisau, der unter anderem die Online-Präsenz der Region Achensee entwickelt hat. „Was viele übersehen, ist aber, dass das noch lange nicht mit einer gut aussehenden Homepage erreicht ist.“ Denn die Optik der eigenen Webpräsenz ist primär kosmetisch. In den Schichten, die sich darunter befinden – Maschinenlesbarkeit, Suchmaschinenoptimierung und ähnliches –, verbirgt sich der wahre Schlüssel zum Erfolg.

Die schönste Hotelwebseite bringt nichts, wenn potenzielle Gäste sie nicht schnell und einfach finden. „Das verlangt Technologie und Know-how, die alleine nicht zu stemmen sind“, ist sich der Experte sicher. „Deswegen ist es dringend nötig, nicht nur entsprechende Kompetenzen in Tirol aufzubauen, sondern sie

auch im Land zu halten und sie gemeinsam zu nutzen.“

noch nicht oberste Priorität hat: Um von potenziellen Kunden entdeckt zu werden und diese ansprechen zu können, ist es unerlässlich.

Angeboten Interesse haben, und sie dann auf die eigene Webpräsenz weiterzuleiten.

Nicht ob, sondern wie.

„Das Web und die Online-Affinität der Gäste sind aber nicht ein ‚Problem’, sondern schlichtweg eine Tatsache“, meint Mrazek. Wie in jeder anderen Branche gelte auch im Tourismus: Unternehmen müssen mit der Zeit gehen. Tun sie das nicht, wird es ihnen schwerfallen, zu überleben. „Das bedeutet nicht, dass jeder Touristiker ein Web-Experte sein muss. Aber es muss verstanden werden, worum es geht.“ Wichtig ist die generelle Strategie, ein Rundum-SorglosPaket für das perfekte Web-Marketing gibt es nicht – ebenso wie es nicht zielführend ist, alles überall anzubieten. Eine gute Internetstrategie soll vielmehr dabei helfen, auf so vielen Wegen wie möglich von den Gästen gefunden zu werden, die an den

Individuelle Kriterien.

Nur so und in Verbindung mit übergreifender Zusammenarbeit werde der Tiroler Tourismus auch in Zukunft bestehen können. „Noch suchen Gäste aktiv nach dem, was sie wollen“, beschreibt Fohrmann. „Das wird sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren ändern.“ Dann werde die Auswahl potenzieller Destinationen anhand individueller Kriterien von persönlichen Assistenzprogrammen getroffen werden. Und spätestens dann wird nur noch der Anbieter zum Zug kommen, der technologisch gut genug positioniert ist, um auch gefunden zu werden. „Und das ist eine Herausforderung, die ein einzelnes Familienunternehmen kaum bewältigen kann. Das ist nur gemeinsam lösbar.“ ×

Expertenunterstützung. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wäre Tirol eigentlich hervorragend aufgestellt, meint Markus Gratzer. Die kleinteilige Unternehmensstruktur des Tiroler Tourismus sei flexibel und anpassungsfähig genug, um auf die neuen Anforderungen der Gäste zu reagieren. „Zugleich fehlen aber gerade in Familienunternehmen oft das Budget und die Ressourcen, um sich das nötige Knowhow in den Betrieb zu holen“, erklärt der Generalsekretär. Dem will die ÖHV mit Online-Schulungen und Praktikerseminaren entgegenwirken, die vor allem KMUs helfen sollen, technologisch Schritt zu halten. „Zudem bieten wir ein kompetentes Partnernetzwerk an. Dort finden sich qualifizierte Unternehmen, die in der Lage sind, die Aufgaben zu erfüllen, die alleine nicht bewältigt werden können.“ ×

SAISON

20 HERAUSFORDERUNGEN

Ein Like für alles Facebook, Instagram, Twitter und Co. – das Thema Social Media stellt Tourismusunternehmen vor große Herausforderungen, bietet aber ungeheure Möglichkeiten in der Kommunikation.

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HERAUSFORDERUNG 5 Die Kommunikation

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© IGOR Y EROS / SHUTTERSTOCK.COM

VON MARIANNA K A S TLUNGER

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or vielen Jahren erhielt das Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt in Going „Post“ von Facebook in Irland. Der Konzern wollte wissen, wer hinter der FB-Seite mit 20.000 Fans steckt – ein zur damaligen Zeit riesiger Pool. Der Unterländer Betrieb war dem Konzern mit seinen Abonnentenzahlen aufgefallen. „Ich war von Anfang an überzeugt davon, dass soziale Medien wie Facebook die Zukunft sind“, so Maria Hauser-Lederer, Marketing-Direktorin des Bio- und Wellnesshotels Stanglwirt. Heute hat die FB-Seite des Hotels rund 65.000 Fans – alle selbst erarbeitet, wie Hauser-Lederer betont.

Social Media, vor einigen Jahren noch skeptisch beäugt, ist längst zentrales Element der Unternehmenskommunikation. Die Tiroler Tourismusbetriebe sind gefordert, die für sie richtigen Kanäle zu finden und zu bedienen sowie prägnante und treffende Inhalte für ihre Zielgruppen zu liefern. Denn nirgendwo rächt sich Halbherzigkeit so rasch und so breitenwirksam wie im Netz. Die Chancen, die sich den Tourismusbetrieben im Gegenzug bieten, sind riesig – unabhängig von der Größe des Unternehmens.

Der Stanglwirt ist, im Gegensatz zu vielen anderen Hotels in Tirol, zu 100 Prozent Direktvermarkter. „Wir scheinen zwar bei Buchungsplattformen wie booking. com teilweise auf, buchen kann man aber nur über unsere Homepage, via Mail oder Telefon“, so HauserLederer. Die Provisionen, die das Unternehmen sich dadurch spart, fließen unter anderem in spezielle Angebote für Stammgäste und in ausgewogene OnlineAktivitäten. Letztere binden – inklusive Suchmaschinenoptimierung (SEO) – mittlerweile den Großteil des Marketingbudgets. „Facebook ist eine wunderbare Möglichkeit, mit Stammgästen locker in Kontakt zu bleiben und Interessierte anzusprechen. Es kostet nur Zeit“, erklärt Maria Hauser-Lederer.

Storytelling.

Tatsächlich bieten die Social-MediaKanäle den Betrieben kostengünstige Möglichkeiten, „weil mit geringem finanziellem Aufwand hohe Reichweiten erzielt werden können“, wie Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, unterstreicht. Allerdings: Es brauche Know-how und entsprechendes

© TIROL WERBUNG

… mit GENUSSlöffeln und

SchauBauernhof ... für ein Bewusstsein „Kritik, auf die professionell reagiert wird, kann einen besseren Eindruck hinterlassen als eine Top-Bewertung.“

über den Kreislauf hochwertiger LEBENSmittel

JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG

rer GENUSSlöffeln unse alt elf tvi ur gh Heumilch & Jo Engagement. Zudem ist Gespür dafür nötig, welche Geschichten interessant sind. Storytelling lautet das Zauberwort der Stunde, gerade auf Facebook oder im Blog. „Man muss die Momente erkennen, die erzählenswert sind. Die Geschichten müssen ehrlich sein, authentisch und Herzblut haben“, sagt Hauser-Lederer.

Sie setzt auf einen Mix aus Aktionen für Stammgäste, Gewinnspielen und interessanten Geschichten rund um das Hotel. Wichtig sei nicht nur eine gute Balance bei den verschiedenen Inhalten, die online gestellt werden, sondern auch bei der Zahl der Veröffentlichungen. „Auf keinen Fall sollte man die Follower mit zu vielen Posts bombardieren. Reizüberflutung kann zu negativen Reaktionen führen“, rät die Marketingfachfrau.

Zentral ist zudem, Social Media nicht mit Werbung zu verwechseln. „In den sozialen Medien wird Reichweite erarbeitet, nicht gekauft. Da braucht es gerade zu Beginn Geduld. Darüber hinaus darf man den Wettbewerb nicht unterschätzen“, sagt Josef Margreiter.

Relevante Inhalte helfen den Touristikern dabei, sich zu positionieren und von der Masse abzuheben. „In Familienbetrieben gibt es oftmals Mitarbeiter, welche die sozialen Medien mit großer Leidenschaft betreuen.

Die gewichtigere Herausforderung ist das schon erwähnte richtige Geschichtenerzählen, also dem User etwas Interessantes und Wahrhaftiges zu bieten. Erfolgreiche Unternehmer und Mitarbeiter ‚sehen’ derartige Geschichten“, so Margreiter.

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Feedback. „Auch, wenn sich die Kommunikation in den sozialen Medien sehr ungezwungen präsentiert, so sind sämtliche Konversationen verschriftlicht und im Netz gespeichert. Fehltritte werden also langfristig dokumentiert“, erinnert der Geschäftsführer der Tirol Werbung. Ein eigenes Strategiepapier für den

Weitere Infos & ONLINESHOP: w w w. e r l e b n i s s e n n e r e i - z i l l e r t a l . a t

SAISON

© BIOHOTEL STANGLWIRT

Umgang mit negativen Kommentaren braucht es seiner Ansicht nach trotzdem nicht: Beschwerden sollten im Netz nicht anders behandelt werden als im persönlichen Umgang; Wichtig sei eine rasche und lösungsorientierte Reaktion, ob Facebook oder OnlineBuchungsportal. „Der Unterschied ist allerdings, dass negatives Feedback im Netz ein viel größeres Publikum erreicht und lange bestehen bleibt. Umgekehrt kann Kritik, auf die professionell reagiert wird, dadurch einen besseren Eindruck hinterlassen als eine Top-Bewertung“, unterstreicht Margreiter.

Enormes Wachstumspotenzial zeigt die Internetplattform Instagram; in Fachkreisen heißt es, sie sei dabei, Facebook den Rang abzulaufen. Für nicht so versierte Social-Media-Nutzer eine gute Nachricht, denn Instagram funktioniert auf vielen Ebenen einfacher und weniger aufwendig als Facebook oder ein Blog.

Hier steht das gute Bild im Vordergrund, über dieses wird die Message transportiert. Hashtags sorgen für die entsprechende Verbreitung in der Community, Text ist nachrangig. Rund 13.700 Follower hat das Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt bereits auf Instagram – alle selbst erarbeitet. Das sei wichtig, so Hauser-Lederer, denn nur Leute, die dem Account tatsächlich folgen, interessieren sich wirklich für das Produkt. Welche

© ROOBCIO / SHUTTERSTOCK.COM

22 HERAUSFORDERUNGEN

Enormes Wachstumspotenzial zeigt die Internetplattform Instagram. In gewissen Bereichen ist sie dabei, Facebook den Rang abzulaufen.

Offen sein für Neues. Einen Prozess von „Versuch und Irrtum“ nennt es Josef Margreiter und hebt im Zusammenhang mit den verschiedenen Plattformen hervor: „Wichtig ist, neugierig und offen für Neues zu sein, aber sich nicht in der Fülle der Möglichkeiten zu verlieren. Um große Plattformen wie Facebook kommt man nicht herum, aber man muss nicht sofort auf jeden Trend aufspringen.“ Man solle sich an den Userzahlen und den Buchungen orientieren. Sie zeigen klar, was ankommt und was nicht. Zudem sei kein Tiroler Unternehmen in der Frage der richtigen Kommunikationsstrategien allein gelassen, betont er: Die Vermieterakademie bietet Seminare an und in den Tourismusverbänden gibt es eigene Vermietercoaches, die den Betrieben zur Seite stehen.

Nicht zuletzt ist auch der Austausch mit dem Gast ein probates Mittel, um die für das MARIA HAUSER-LEDERER, MARKETINGDIREKTORIN Unternehmen „richtigen“ KomBIO- UND WELLNESSHOTEL STANGLWIRT munikationsschienen zu erfassen. Allerdings: „Das EINE Ko m m u n i k a t i o n s m e d i u m wird es auch in Zukunft nicht geben, sondern immer einen Mix aus mehreren“, betont Margreiter und verweist auf Kanäle die richtigen seien, das müsse jeder Betrieb die nach wie vor wichtigen klassischen Kommunikatifür sich herausfinden, betont Hauser-Lederer. Die onswege. Deren Bedeutung habe in den letzten Jahren eigene Zielgruppe zu kennen und zu sehen, ob diese zwar abgenommen, sie erfüllten aber nach wie vor zenangesprochen wird, ist aber zentral im Umgang mit trale Aufgaben – „wenn auch mit einem reduzierten Social Media. Sonst verpulvert man viel Energie für Anteil gegenüber früher”, wie Margreiter einschränkt. wenig Effekt. „Man kann nicht sagen, hier, hier und hier Beim Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt, das in sollte das Unternehmen vertreten sein. Es geht darum, Sachen Facebook, Instagram und Co. zu den Pionieseine potenziellen Kunden anzusprechen. Man spart ren gehört, geht ein Drittel des Marketingbudgets in sich viel, wenn man das analysiert, etwa mit Googleklassische Medien, darunter ein eigenes Gästemagazin.

Analytics“, so Hauser-Lederer. Ist die Entscheidung für „Es bedeutet viel Arbeit, aber die Resonanz der Gäste bestimmte Kanäle gefallen, dann heißt es, konsequent ist dermaßen gut, dass wir darauf keinesfalls verzichten dranzubleiben und zu schauen, wie sich die Fan- und wollen“, sagt Maria Hauser-Lederer. × Followerzahlen entwickeln.

„Man muss die Momente erkennen, die erzählenswert sind. Die Geschichten müssen ehrlich sein, authentisch und Herzblut haben.“

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Alte und neue Schule: Während mancherorts die handgeschnitzte, improvisierte Qualität vergangener Zeiten herbeigesehnt wird, punkten moderne Tiroler Touristiker nach wie vor mit hochwertigem Service. Wer darüber hinaus auch die Veränderungen der Branche im Auge behält, wird seinen Marktzugang behalten können.

HERAUSFORDERUNG 6 Der Betrieb eines Hotels

„Unternehmen kommt nicht von Unterlassen“ Der Tourismusmarkt ist im stetigen Wandel: Betriebswirtschaftliche und rechtliche Aspekte werden komplexer, der Umgang mit den Gästen und die Kommunikation werden anspruchsvoller, nicht zuletzt durch die Digitalisierung.

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rüher war wirklich manches einfacher als heute“, stellt Josef Schmid fest. Der Tourismusberater weiß, dass jene, die sich nach alten Zeiten sehnen, wohl am meisten die handgeschnitzte, improvisierte Qualität der alten Schule vermissen, wie sie charakteristisch war für die Branche. Selbst als Geschäftsführer und Hoteldirektor in der Ferien- und Gesundheitshotellerie tätig, begleitet und berät er seit 27 Jahren unter anderem Familienbetriebe bei Restrukturierungen, Neuausrichtungen und Übergaben. „Der touristische Kuchen wird größer, die Anzahl der Nächtigungen steigt“, stellt Schmid fest. Die politische Lage in beliebten Sommerdestinationen wie der Türkei oder Ägypten habe diesen Trend besonders im vergangenen Sommer begünstigt. Allerdings kriegen seiner Beobachtung nach eher Großbetriebe den Großteil des Kuchens ab: Sie verfügen über eigene Marketing- und Werbeabteilungen, die genau registrieren, wie sich der Markt verändert,

© SCHMID/TOURISMUSBERATUNG.AT

VON MARIANNA K A S TLUNGER

„Mit einem guten Produkt, zeitgemäßem Marketing und Controlling kann eigentlich nichts schiefgehen.”

JOSEF SCHMID, TOURISMUSBERATUNG.AT

und dementsprechend ihre Strategie anpassen. „Kleinere Familienbetriebe können bestehende Kunden gut halten, tun sich aber schwerer, Neukunden zu akquirieren“, analysiert Schmid. Das

führe zu einer schleichenden Abnahme der Rentabilität, die sich erst in den Folgejahren bemerkbar machen werde – ein gefährlicher Prozess, weil die Handlungsbereitschaft niedrig bleibt. „Das Wort Unternehmen kommt aber nicht von Unterlassen“, sagt der Experte.

Deshalb sei eine genaue Analyse notwendig, um die Gründe für die kleinen Verluste zu orten – bei Bedarf mithilfe eines externen Beraters. Sobald die Schwachstellen entdeckt sind, können Berater und Betrieb dann gemeinsam Lösungen erarbeiten. Marktveränderungen an sich seien nichts Schlechtes, aber als Unternehmer müsse man ihnen die notwendige Zeit widmen. „Die größte Schwierigkeit ist dabei die Akzeptanz neuer Sichtweisen, die nicht als persönliche Kritik aufgefasst werden sollten.“

Controlling wirkt. Viele kleine Hotelbetriebe sind oftmals mit dem Controlling überfordert. Doch gerade dort sind meist die größten Verbesserungschancen zu fi nden. Schmid unterscheidet zwischen wirtschaftlichem Control-

©SHUTTERSTOCK.COM

ling, das Kennzahlen zur Entwicklung des Unternehmens umfasst, wie etwa den Vergleich zwischen Umsatz und Nächtigungen oder die Auslastung pro Wochentag, und dem MarketingControlling. Eine Verbesserung im Marketing-Bereich kann bis zu einer Vervierfachung des Betriebsergebnisses beitragen. „Gutes Marketing-Controlling eröff net den Zugang zu neuen Märkten“, sagt der Berater und empfi ehlt, genau zu überprüfen, was mit den Werbebudgets passiert. Wo früher die Devise galt, die Hälfte des Werbegeldes sei wirkungslos, man wisse nur nicht welche, gilt heute: „Man kann Werbegelder mittlerweile sehr gut kontrollieren, vor allem im Web. Hier ist genau ersichtlich, welche Werbeaktionen Anfragen generieren“, so Schmid. Eine gezielte Datenaufbereitung mache dabei jene Bereiche sichtbar, die optimiert gehören.

Die Werbemaschinerie ist komplexer denn je, viele Betriebe sind auch im Umgang mit diversen Buchungsplattformen überfordert. Die Sichtbarkeit bleibt trotzdem wichtig, damit die Gäste eine

potenzielle Urlaubsdestination auch fi nden. „Deshalb müssen Marketingaktionen geplant, genau budgetiert und durch Controlling gemessen werden.

Was nicht messbar ist, darf ruhig weggelassen werden“, sagt Schmid.

Authentizität.

Die Kommunikation nach außen ist nie genug. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, empfi ehlt Schmid eine Schärfung des eigenen Profi ls, um die sogenannte Unique Selling Proposition, kurz USP, zu defi nieren. Dabei sollten sich Hoteliers auf die individuelle Kernleistung besinnen und sich fragen, wer sie sind: Was können sie besonders gut oder gar besser als andere? Was hat die Immobilie zu bieten?

Wie ist das regionale Umfeld? „Diese drei Punkte bestimmen eine Identität, die für die Markenbildung eines Hotels unabdingbar ist“, sagt der Fachmann. Und betont dabei, wie wichtig Authentizität in diesem Kontext sei: „Ein Wander- oder Golfhotel, dessen Gastgeber gar nicht wander- oder golf-affi n ist, ist nicht glaubwürdig.“

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SAISON

HERAUSFORDERUNGEN

Sobald das Profi l steht, können Strategien entwickelt werden, um die Inhalte zu vermitteln, und zwar nicht nur als Marketingmaßnahme, sondern auch in der internen Kommunikation. „Mitarbeiterbesprechungen sollten zum wöchentlichen Programm gehören“, rät Schmid. Das Personal sollte über die hausinterne Produktpalette informiert werden, mit der USP vertraut sein und den dazugehörigen Servicegedanken an den Kunden bringen. Eine Kartei mit Anmerkungen zu Gewohnheiten oder Extrawünschen der Gäste ist dafür sehr hilfreich. Im Dienstleistungsbereich müsse man vor allem emotional gut aufgestellt sein und die handelnden Personen sollten dementsprechend gute Energie ausstrahlen: So fühlt sich der Gast verstanden, gut aufgehoben und kommt vielleicht wieder.

Überregulierung.

In Sachen Gesetzgebung ist die aktuelle Situation für familiär geführte Hotelbetriebe nicht einfach. Speziell in letzter Zeit vermisst Schmid eine lautstarke und durchsetzungsfähige Interessenvertretung auf Bundesebene. Wenn sich die Branche nicht rüstet, müsse man sich auf weitere Belastungen einstellen: Dabei kritisiere die große Masse schon jetzt die Überregulierung, weiß der Berater. „Fakt ist, dass der Tourismus in direkter Linie mit Zimmervermietung und in indirekter Linie für Lieferanten, Handwerker oder den Handel ein sehr großes Gesamtwirtschaftsvolumen ausmacht“, gibt der Fachmann zu bedenken. Eine Deregulierung würde die Branche unterstützen.

Aber nichtsdestotrotz: Wer die Veränderungen im Tourismus wahrnimmt und handelt, wird seinen Marktzugang erhalten können, ist Josef Schmid überzeugt. „Mit einem guten Produkt, mit zeitgemäßem Marketing und Controlling kann eigentlich nichts schiefgehen.“ ×

© GALTENBERG, SHUTTERSTOCK.COM

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Positionierung heißt auch Verzicht: Ein Bikerhotel kann nicht gleichzeitig ein Kinderhotel sein. Hoteliers sollen sich auf die eigenen Stärken besinnen, um mit einem klar definierten Profil auch neue Kunden zu erreichen

HERAUSFORDERUNG 7 Die Positionierung

Was bin ich?

Wenn das einzige Unterscheidungsmerkmal der Preis ist, hat man als Hotelier ein Problem. Denn heute ist ein alternatives Angebot nur einen Klick entfernt.

Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet die richtige Positionierung.

VON MARIANNA K A S TLUNGER

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otels in Tirol, Österreich oder irgendwo sonst in Europa – alle fischen sie im selben Teich mit einem sehr ähnlichen Angebot. „Ein sehr vergleichbares Produkt, das sich nur durch ein Bewertungskriterium von anderen unterscheidet: den Preis“, sagt Robert Trasser, Markenberater. Seine Warnung lautet: „Wenn dabei immer der billigste Anbieter siegt, entsteht eine gefährliche Wettbewerbsspirale nach unten. Das ist nicht zielführend.“ Um diesem schädlichen Prozess entgegenzuwirken, rät der Experte zu einer genauen Positionierung, die auch kommuniziert werden muss.

Um sich von Mitbewerbern abzuheben, muss beantwortet werden, wofür das Haus steht, und was es liefern kann.

Ausschlaggebend dafür sind die gebo-

tenen Dienstleistungen, wie etwa ein Ski- oder Wanderhotel, die Infrastruktur und Ausstattung, oder die Persönlichkeit der Betreiber, die eine immaterielle und emotionale Bindung zu den Gästen aufbauen. „Das sind unverwechselbare Charaktere, die ihre besondere Identität auch kommunizieren. Denn niemand ist wie sie, sie sind einzigartig“, sagt Trasser.

Ein besonderes Beispiel einer „stand alone“-Persönlichkeit sei etwa die berühmte singende Wirtin Rosi Schipflinger in der Sonnbergstube in Kitzbühel. „Man kann ihren Stil mögen oder nicht, aber sie steht selber da und ist, wie sie ist. Dienstleistung und Einrichtung sind top, das Gesamtpaket wird mit Hilfe von prominenten Multiplikatoren kommuniziert“, analysiert der Berater. Ihre Arbeit profitiere zwar von der hohen Promidichte der Gamsstadt,

solche Charaktere könnten laut Trasser jedoch fast überall hin. Aber: Auch nicht prominente Wirte punkten mit einer herzlichen Dienstleistung. Positionierung passiere nämlich oft ohne bewusst und strategisch durchdacht worden zu sein, fast instinktiv. Gesucht werden deshalb Ideen, die nicht schnell kopierbar sind, weil sie stark mit der persönlichen Identität der Akteure oder ihrem Vermächtnis verbunden sind, und authentisch rübergebracht werden.

Gib mir einen Grund. Welche Möglichkeiten der Positionierung gibt es auf einem Markt, wo sich touristische Angebote nicht nur von Mitbewerbern aus derselben Branche hervorheben müssen, sondern auch gegen die Freizeit- und Unterhaltungsindustrie antreten? Und das vor dem

© BERNHARD AICHNER

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„Um in der bestehenden Kommunikationsdichte aufzufallen, muss eine ganz banale Frage geklärt werden: Gibt es einen Grund, ausgerechnet da hinzufahren?“ ROBERT TRASSER, TRASSER MARKENBERATUNG

Hintergrund der latenten Reizüberflutung, die speziell junge Leute zur Werbungsverweigerung führen kann? „Potenzielle Kunden, die sich nicht mit Werbung beschießen lassen wollen, müssen woanders abgeholt werden“ stellt Trasser fest. Er merkt an, dass „alte“ Werbetricks langsam ausgedient haben. Moderne Werbung soll unterhalten und in modernen Netzwerken

teilbar sein. Parallel dazu wird der Destinationsmarkt immer größer, Ziele werden inflationärer und Produkte vergleichbarer.

In den neu verfügbaren Kanälen würden die Werbeträger die Hoheit der Inhalte verlieren, die nun die Empfänger über Bewertungsplattformen bestimmen.

Aber: „Bewertungsplattformen zeugen nur von der alten Lust, der Welt von seinen

SAISON

HERAUSFORDERUNGEN

Reisen zu erzählen – das ist nicht so neu“, sagt der Berater. Unentschlossene Urlauber würden nach wie vor Freunde oder Familienmitglieder um Reisetipps bitten, oder eben das Netz. „Früher hieß sie zwar Mundpropaganda, aber die Empfehlungsbeziehung ist dieselbe geblieben“, weiß Trasser. Darum schlägt er vor: „Um in der bestehenden Kommunikationsdichte aufzufallen, muss eine ganz banale Frage geklärt werden: Gibt es einen Grund, ausgerechnet da hinzufahren?“ Eine Frage, die sich mithilfe von Kooperationspartnern überzeugender beantworten lässt.

Perfekte Beispiele dafür liefern Angebotsgruppen wie die Best Wellness Austria, Urlaub auf dem Bauernhof oder die Kinderhotels. Diese bieten ihren Teilnehmern eine gemeinsame Werbeplattform und Marke, wodurch die einzelnen Betriebe mehr zielgruppenorientierte Sichtbarkeit erlangen und vom Erfahrungsaustausch mit Kollegen profitieren.

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amit kein fettverschmutztes Wasser in das Abwassernetz gelangt oder Umweltschäden verursacht, ist es unbedingt notwendig, den Fettabscheider in regelmäßigen Abständen durch ein Fachunternehmen entleeren, reinigen, warten und fachgerecht entsorgen zu lassen. Dadurch können die Kosten für den Fettabscheider minimiert und zusätzlich unangenehmen Geruchsbelästigungen und Kanalverstopfungen entgegengewirkt werden. Nach erfolgter Reinigung bzw. Wartung bestätigen wir Ihnen gerne den ordnungsgemäßen Zustand Ihres Fettabscheiders zur Vorlage beim Kanalnetzbetreiber / der Behörde. Gerne führen wir auch auf Anfrage die gesetzlich vorgeschriebene Generalinspektion alle 5 Jahre sowie die einmal jährliche chemische Analyse gemäß ÖWAV-Regelblatt 39 durch.

Selbstverständlich steht Ihnen unser Team mit Rat und Tat zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihren Anruf.

Qualität auf die Sie bauen können: 24 Stunden am Tag – 365 Tage im Jahr!

E N TG E LT L I C H E E I N S C H A LT U N G

DAWI Kanalservice GmbH • Innsbruck • Schwaz • St. Johann

Tel.: 0800 24 00 00 Email: info@dawi.at | www.dawi.at

SAISON

© HOTEL ALPENROSE

28 HERAUSFORDERUNGEN

„Die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Ich kann nicht ein Wellnessund ein Kinderhotel gleichzeitig sein.”

ERNST MAYER, LEADING FAMILY HOTEL & RESORT ALPENROSE, LERMOOS

In der Gruppe liegt die Kraft.

Mindestens ein Kinderbetreuer für 20 Kinder, ein Kinderspielbereich, der vom Verkehr abgetrennt ist, eine eigene Kinderspeisekarte, ein Babysitterdienst, der jederzeit organisierbar ist, und mindestens 40 Stunden Kinderbetreuung pro Woche – so lauten die Mindeststandards, die ein echtes Kinderhotel erfüllen muss.

Teilnehmende Betriebe werden je nach Angebot in drei verschiedene Kategorien eingeteilt, die mit einer Smiley-Skala von drei bis fünf dargestellt werden. In der Top-Kategorie ist das Angebot etwa um die Kinderbetreuung beim Essen, ein eigenes Kinotheater und um eine IndoorSoftplayanlage erweitert, das Ganze auf gehobenem Vier-Sterne-Hotelstandard. „So wissen unsere Gäste, was sie kriegen“, sagt Ernst Mayer, Kinderhotel-Trendsetter im Leading Family Hotel & Resort Alpenrose in Lermoos. Sein 4-Stern-superiorHotel ist ein Flaggschiff der Marke. Sind die Gäste vom Konzept überzeugt, verbringen sie ihren Urlaub auch in anderen Häusern der Angebotsgruppe.

Kinderhotels gibt es in Österreich, Deutschland, Italien, Kroatien und Portugal. Tourismusberater Trasser bestätigt den Erfolg der Kinderhotels, der durch ein akribisches Qualitätsmanagement und Mystery Tester immer wieder auf die Probe gestellt wird: „So gibt es laufend Verbesserungsvorschläge. Das ist vielleicht manchmal unangenehm, aber der Kunde sieht die Qualität und findet’s toll.“ Um ein Kinderhotel zu werden, sind zuallererst eine Reihe von infrastrukturellen und personellen Maßnahmen umzusetzen,

um die Angebotsvorgaben der Marke zu erfüllen. Der Kooperationsbeitrag schlägt mit fünf Prozent des Gesamtumsatzes eines Hotels zu Buche. „Die Beträge werden direkt wieder in Werbung investiert, die einen noch höheren Werbewert als Kampagnen aus eigener Tasche erzielt“, sagt Mayer. Kinderhotelbetreiber müssen sich nicht um die Arbeit mit Reisebüros oder Buchungsplattformen kümmern und sparen Provisionskosten. Effizient sind auch die Kooperationen der Kinderhotels mit Partnern aus der Industrie wie dem Babynahrungshersteller Hipp oder McDonald’s: „Unsere Kataloge liegen in den Restaurantfilialen auf, also direkt bei unserer Zielgruppe. Dafür ist die Kette in unserem Katalog mit Inseraten präsent, die wiederum von den hohen Auflagen der Kataloge profitiert“, beschreibt der Hotelier ein Kooperationsbeispiel. Deshalb würden sich die Beträge auch lohnen.

Identität bedeutet Verzicht. Ernst Mayer ist ein überzeugter Verfechter einer klaren Positionierung. Ein Hotelier könne nicht in allem gut sein: „Die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Ich kann nicht ein Wellness- und ein Kinderhotel gleichzeitig sein.“ Robert Trasser stimmt dem Kinderhotel-Pionier zu: „Positionierung heißt immer auch Verzicht.“ Familienbetriebe sollten vermitteln können, worin sie gut sind. „Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass man woanders nicht gut ist“, gibt der Berater zu bedenken. Aus diesem Grund würden sich Betriebe oft gegen eine Positionierung entscheiden. Ein wahrer Spezialist könne

man aber nur in einem Gebiet sein: Ein Biker-Hotel kann nicht gleichzeitig ein Kinderhotel sein, ein Seniorenhotel hat nichts mit einem Familienhotel mit Animation für Teenager gemein, das führe irgendwann zu Kollisionen. „Weil aber manche Betreiber Angst haben, ihre Kunden zu verlieren, hadern sie mit der Positionierung. Langfristig würde sie aber neue Kunden dazugewinnen“, sagt der Tourismusexperte.

Innerhalb einer Kooperationsgruppe sei laut Trasser die Bewahrung der eigenen Identität eine Frage der Abwägung von Vor-und Nachteilen. Die Gruppe definiert Standards. Ist ein Betrieb besser als vorgegeben ausgestattet, gilt es achtsam zu sein: „Eine Kooperation bedeutet auch Kompromiss, ein Reiben und Abschleifen, wo Ecken und Kanten verlorengehen, um die Kooperation nicht zu riskieren.“ Dabei müsse aber berücksichtigt werden, dass ein Hotelbetrieb sein einzigartiges Profil braucht, um nicht an Individualität zu verlieren. Diese könne auf einer Plattform wie jener der Kinderhotels auf jeden Fall beibehalten werden: „Es gibt natürlich einen Wettbewerb unter den Teilnehmern, aber die Kinderhotels sind kein Franchise“, sagt Ernst Mayer. Im Rahmen der Qualitätskriterien könne sich jeder Betrieb frei entfalten und spezifisch bleiben.

Die Devise lautet also: dem Gast genug Argumente fürs Herkommen liefern. Dabei sind sich Experten einig, dass der Tiroler Tourismus seit jeher mit Höchstleistungen in einer wunderbaren Natur punktet. Solange dies der Fall ist und die Welt davon erfährt, wird das auch so bleiben. ×

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Starker Partner für Tirols Tourismusbetriebe

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ie Entwicklung der heimischen Tourismuswirtschaft lässt hierzulande kaum jemanden unberührt. 85 % der Tiroler Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind direkt oder indirekt vom Erfolg der heimischen Tourismuswirtschaft bzw.

Hotellerie und Gastronomie abhängig.

Kein Wunder also, dass der Tourismus in Tirol eine ganz besondere Rolle einnimmt. Damit dieser auch in Zukunft der bedeutendste Motor für Wertschöpfung, Wachstum, Arbeitsplätze und Innovation in unserem Land bleibt, nehmen die Tiroler Raiffeisenbanken ihre Verantwortung als stärkster Partner des Tiroler Tourismus sehr ernst.

Aus der Region – für die Region Jeder zweite Tiroler Tourismusunternehmer vertraut auf Raiffeisen. Ausschlagge-

bend dafür ist vor allem die persönliche Nähe zu den Kunden, denn die Raiffeisenberater sind aus demselben Holz geschnitzt wie ihre Kunden, weil sie in derselben Region tief verwurzelt sind. Die Tiroler Raiffeisenbanken überzeugen mehr als 6.000 Tourismuskunden außerdem

mit verantwortungsvollen Angeboten, raschen Entscheidungen vor Ort, ihrem Engagement für die Region und ihrem Know-how von innovativen Finanzierungsmodellen über die Unternehmensnachfolge bis zur optimalen Nutzung der Fördergelder der öffentlichen Hand.

Rund 2,5 Milliarden Euro stellen die Tiroler Raiffeisenbanken aktuell dem Tiroler Tourismus unmittelbar als Kredite zur Verfügung.

Die Tiroler Raiffeisenbanken betreuen mehr als 6.000 Tourismuskunden, das sind rund 35 Prozent aller Firmenkunden.

Jede zweite geförderte Investition eines Tiroler Tourismusbetriebs wird über eine Tiroler Raiffeisenbank abgewickelt.

Wenn’s um den Tourismus geht, ist nur eine Bank meine Bank.

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Seit über 125 Jahren

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Familie Stock, Stock Resort, Finkenberg Heinz Kröll, Sennerei Zillertal, Mayrhofen

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„Produkte aus der Region – man kennt sie und kann darauf vertrauen. So ist’s auch mit guten Partnerschaften.“

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SAISON

©SHUTTERSTOCK.COM

30 HERAUSFORDERUNGEN

Crowdfunding kann die Lücke zwischen Eigenkapital und Kapitalerfordernissen gegenüber den Banken schließen. Mit dem Alternativfi nanzierungsgesetz wurden auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Schwarmfi nanzierung geschaffen.

HERAUSFORDERUNG 8 Die Finanzierung von Hotelprojekten

Crowdfunding für den Tourismus Wenn Darlehen und das Eigenkapital nicht mehr ausreichen, kann die Crowd helfen, ein Projekt auf die Welt zu bringen. Auch im Tourismus ist die Schwarmfinanzierung angekommen. Seit Herbst gibt es eine CrowdfundingPlattform, die sich auf die Branche spezialisiert.

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H © DANIEL ZANGERL

einrich Staudinger war der Wegbereiter. Weil der Gründer der SchuhFirma GEA im Waldviertel von seiner Hausbank keine Finanzierung bekam, lieh er sich Geld von Freunden und Kunden. Von der österreichischen Finanzaufsichtsbehörde wurde er deswegen geklagt, weil Kredite bis dahin nur eine Angelegenheit von Banken sein durften. In der Bevölkerung und in der Politik hat dieser Kampf um die Legalisierung des eigenen Finanzierungsmodells ein neues Bewusstsein geschaffen. Das vor allem bei Start-up-Unternehmen als Geburtshelfer beliebte Crowdfunding liegt im Trend.

Crowd eröffnet neue Chancen.

Zu wenig Eigenkapital für die Finanzierung oder innovative Ideen, die mit viel Risiko behaftet sind, rufen nach neuen Finanzierungsideen. Schwarmfinanzierung ist die Antwort. „Crowdfunding, Crowdinvesting – die Begriffe sind inzwischen verwässert und immer neue kommen dazu, sodass auch der Kunde schwer unterscheiden kann, womit er es zu tun hat“, sieht Unternehmer Harald Ultsch eine der großen Herausforderungen, die ihn auf seiner Suche nach Investoren begleitete.

Der Innsbrucker Hotelier wandte sich Anfang des Jahres mit seiner HotelKette „Harry’s Home“ an die Crowd und gilt damit als Vorreiter in Tirol. Im Som-

„Crowdfunding und Crowdinvesting muss man vermehrt im Gesamtfinanzierungsrahmen sehen, dadurch dass für viele Projekte die Eigenmittel zu gering und die Eigenmittelerfordernisse gestiegen sind.“ HARALD ULTSCH, GESCHÄFTSFÜHRER „HARRY’S HOME“

mer 2015 war Harald Ultsch von einer Crowdfunding-Plattform angesprochen worden. Nachdem dann im Herbst vergangenen Jahres mit dem Alternativfinanzierungsgesetz auch die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden waren, entschloss sich Harald Ultsch, mit der Crowdinvesting-Kampagne zu starten.

Eine intensive Vorbereitungszeit ging dem voraus, aktuelle Zahlen waren für den Auftritt am Markt ebenso wichtig wie eine klare Botschaft zum Produkt. Den größten Aufwand sieht Harald Ultsch im Nachhinein in der ansprechenden Aufbereitung der Daten. „Obwohl wir als Holding mit allen Betriebsgesellschaften gut organisiert sind. Wenn man aktuelle Zahlen will, muss man schnelle Abschlüsse schaffen, und das war unter Zeitdruck zu Jahresbeginn eine der großen Aufgaben.“ Für seine Gruppe „Harry’s Home“ konnten 400.000 Euro gezeichnet werden.

Neues Portal.

Das neu gegründete Crowdfunding-Portal we4tourism.at will Unternehmern wie Harald Ultsch künftig viele Schritte in der Vorbereitung auf die „Publikumsfinanzierung“ abnehmen.

Wolfgang Kleemann von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank beschreibt den Ablauf so: „Ein Projekt kommt auf uns zu. Wir prüfen es auf wirtschaftli-

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che Machbarkeit und mögliche Finanzierungen und Förderungen, dann holen wir die nötigen Bewilligungen ein und richten uns an die Crowd.“ Ins Leben gerufen wurde die Crowdfunding-Plattform von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank, dem Wirtschaftsministerium sowie der Österreichischen Wirtschaftskammer und den Fachverbänden. Seit Mitte November können sich auf der Plattform tourismusrelevante Projekte vorstellen. „Wir stellen dafür eine Finanzierung mit entsprechenden Förderungen bereit. Von Haftungen über zinsfreie Kredite bis zu Zuschüssen ist in unserem Portfolio alles möglich“, ergänzt Wolfgang Kleemann. Ein gewisses Restrisiko bleibt dennoch. Für Harald Ultsch ist das Crowdinvesting, eine Form der Unternehmens-Anleihe für Investoren, auch eine Chance sich mit kleinen Beiträgen, mindestens 5.000 Euro, und abschätzbarem Risiko zu beteiligen.

Chancen zur Neuausrichtung. „Ich sehe darin eine Chance, sich selbst zu organisieren und Entscheidungen zu treffen, die man sonst nicht treffen würde“, resümiert Harald Ultsch. Das betreffe auch die Frage, ob man mit seinem Produkt überhaupt am Markt verstanden wird und ob man als Unternehmer Vertrauen und Seriosität vermitteln kann. Nicht unbedingt förderlich für den Start sei die Insolvenz von „Liebe & Lose“ gewesen. Das verpackungsfreie Supermarktkonzept mit einem Standtort in der Innsbrucker

Akku aufladen auf gut österreichisch.

Markthalle wurde durch Crowdfunding ins Leben gebracht. Als erfolgreicher Unternehmer und Spross einer traditionsreichen Hotelierfamilie eilte Harald Ultsch jedoch viel Vertrauen voraus, mit der er dann auch die Skeptiker überzeugen konnte. „Die Crowdfunding-Aktion hat uns vor allem Medienpräsenz beschert und im Marketing sehr geholfen, so sind auch bedeutende Investoren aus anderen Ländern auf uns aufmerksam geworden, die uns auch weiterhin unterstützen wollen.“ Gab es auch negative Erfahrungen?

Im angekündigten Zinssatz von neun Prozent sei man wohl zu marktschreierisch gewesen, räumt Harald Ultsch ein.

Die 400.000 Euro, die über Crowdinvesting gesammelt wurden, werden in den Aufbau neuer Franchisebetriebe fließen. Zu den derzeit bestehenden fünf Hotels kommt 2018 ein weiteres in Zürich hinzu. 2023 erwartet Harald Ultsch, der weitere Crowdfundings anstrebt, 15 Betriebe in Eigenmanagement und ebenso viele Franchisepartner: „Crowdinvesting kann dabei helfen, die Lücke zwischen dem vorhandenen Eigenkapital und den Kapitalerfordernissen den Banken gegenüber zu schließen, und im nächsten Schritt setzt man eine Bankenfinanzierung nach.“ Auch wenn Crowdfunding-Plattformen auf diesem Weg Investitionsdrehscheiben und Qualitätsprüfer sind, tragen die Investoren ein Restrisiko, das jedoch im Vergleich zu anderen Veranlagungsmodellen klein ist. Der Aufruf an

die Crowd müsse gut durchdacht sein, ist Harald Ultsch überzeugt, zu viele Totalausfälle würden die alternativen Finanzierungsmodelle nämlich wieder in der Versenkung verschwinden lassen. ×

SCHWARMFINANZIERUNG Crowdfunding. Eine Vielzahl von Personen wird über Internet als Kapitalgeber aufgerufen, eine Aktion, eine Idee mit geringen Geldbeiträgen zu finanzieren. Crowdfunding-Plattformen treten als Organisatoren des Fundings auf. Die Unterstützer werden mit Sachleistungen oder Gutscheinen ausgeglichen, im Gegensatz zum Crowdinvesting darf kein Geld zurückfließen.

Crowdinvesting. Über eine Plattform wird Kapital für Dritte für kommerzielle Zwecke gesucht und mit den Investoren ein Ausgleich in Form von Geldrückfluss (Zinsen) vereinbart. Je nach Modell kann auch eine Gewinnbeteiligung ausgeschüttet werden.

Die gängige Laufzeit ist fünf Jahre. Die Verzinsung wird jährlich ausgeschüttet.

Eine neue Form der Unternehmensveranlagung, die für Freunde, Kunden und neue Investoren interessant sein kann.

Beide Formen der Finanzierung sind mit einem gewissen Risiko verbunden und setzen eine emotionale Verbindung zum Produkt oder der Idee voraus.

MAGAZIN

Neuauflage von Berg.Welten

© TIROL WERBUNG/FRANZ OSS

Bereits von 2002 bis 2011 wurden mit dem Preis für Reisejournalismus Arbeiten rund um das Thema Berg ausgezeichnet. Ende November wurde diese Tradition nun von der Tirol Werbung fortgesetzt.

Die Berg.Welten-Preisträger Tatjana Kerschbaumer (2. v. l.) und Titus Arnu (3. v. l.) mit Tirol Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter und Innsbruck TourismusGeschäftsführerin Karin Seiler-Lall

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ür die nunmehrige Wiederauflage des Reisejournalismuspreises hat die Tirol Werbung mit dem Magazin Bergwelten einen neuen Partner an Bord geholt und die Kategorien erweitert.

Erstmals konnten Beiträge auch in den Bereichen „Multimedia“ sowie „Jungjournalismus“ eingereicht werden. Bei der Preisverleihung in Innsbruck am 25.

November wurde in der Rubrik „Wort“ zum zweiten Mal nach 2006 ein Beitrag von Andreas Lesti ausgezeichnet. Im Bereich „Multimedia“ ging der Preis an Titus Arnu, Tatjana Kerschbaumer wurde als beste „Jungjournalistin“ geehrt. In der Kategorie „Bild“ wurde der Preis unter den fünf Shortlist-Nominierten aufgeteilt.

Die Jury bestand aus Schriftstellerin Stefanie Holzer, Alpinist und Bergführer Peter Habeler, Markus Kietreiber (Creative Director Bergwelten), Markus Honsig (Chefredakteur Bergwelten), Journalist Michael Pause (Bayerischer Rundfunk) sowie Autor und Journalist David Pfeifer (Süddeutsche Zeitung). ×

PROFILE NEUER GESCHÄFTSFÜHRER IM PILLERSEETAL Armin Kuen folgt Florian Phleps, der als Prokurist zur Tirol Werbung gewechselt ist, mit Jänner 2017 als Geschäftsführer des TVB Pillerseetal nach.

TVB TIROL WEST: OBMANN BESTÄTIGT, VORSTAND NEU Konrad Geiger wurde als Obmann wiedergewählt. Im Vorstand kam es zu einer Rochade: Der bisherige 1. ObmannStellvertreter Thomas Radlbeck ist nun 2. Obmann-Stellvertreter. Neu im Vorstand ist der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Grüner als 1. ObmannStellvertreter (bisher Albert Mair).

TVB ZELL-GERLOS, ZILLERTAL ARENA: NEUER OBMANN Neuer Obmann des TVB Zell-Gerlos, Zillertal Arena, ist Ferdinand Lechner. Der bisherige Obmann Michael Staudacher hat nun die Funktion des 1. ObmannStellvertreters inne. 2. ObmannStellvertreter ist Jakob Platzer.

TVB INNSBRUCK UND SEINE FERIENDÖRFER Mario Gerber folgt Franz-Josef Pirktl als 2. Obmann-Stellvertreter nach. Obmann bleibt Karl Gostner. Auch bei den restlichen Funktionen gab es im Rahmen der Vollversammlung keine Veränderungen.

Winterfestspiele Erl Vom 26. Dezember 2016 bis 8. Jänner 2017 finden die Tiroler Festspiele Erl statt. Zum Auftakt wird eine Neuproduktion von Rossinis „L’italiana in Algeri“ präsentiert.

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uf dem Programm der Winterfestspiele, die heuer bis 8.

Jänner laufen, stehen zwei Opernproduktionen, drei Konzerte, vier Kammermusikabende und drei Specials.

Die Festspiele bieten zudem vielversprechenden Nachwuchstalenten eine Bühne. Die Neuproduktion von Giaocchino Rossinis „L’italiana in Algeri“, die zum Auftakt am 26. Dezember gezeigt wird, wird vom 33-jährigen Wolfgang

Berthold inszeniert. Sein Debüt bei den Winterfestspielen Erl gibt der erst 21jährige Patrick Hahn – sowohl als Dirigent als auch am Klavier mit amüsantsatirischen Kreisler-Liedern. Für die Specials sind bereits die Musicbanda Franui mit ihrem neuen Programm und das Blasmusikerensemble Federspiel gebucht. Tickets gibt’s direkt im Festspielhaus oder auch online unter www.tiroler-festspiele-erl.com. ×

2016 laufen die Tiroler Winterfestspiele Erl vom 26. Dezember bis 8. Jänner und damit länger als üblich.

© FESTSPIELE ERL/XIOMARA BENDER, FESTSPIELE ERL/PETER KITZBICHLER

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KULTURTIPPS

VON ES THER PIRCHNER © GABRIELA OBERKOFLER

© SIMON JAPPEL

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OBERKOFLER ZEIGT PREKÄRES Die Künstlerin Gabriela Oberkofler, Trägerin des Paul-Flora-Preises, beschäftigt sich in ihren Bildern mit Traditionen und Volkskultur. Unter dem Titel „Prekäre Leben“ zeigt sie im Tiroler Volkskunstmuseum u. a. die Serie „Votivbilder“ (Bild). ab 16. 12. 2016, Tir. Volkskunstmuseum, Innsbruck

Die Preisträger des Sterne Awards 2016, mit dem zum bereits sechsten Mal die „Hotelkonzepte der Zukunft“ ausgezeichnet wurden

Sterne Award 2016

© APA FOTOSERVICE / HETFLEISCH

der Verleihung: „Rund 60 Konzepte wurden heuer eingereicht, und alle können sich sehen lassen. Das zeigt, dass das Qualitätsniveau in der österreichischen Hotellerie sehr hoch ist, und darauf können wir stolz sein!“ In der Kategorie „1 bis 3 Sterne“ konnte die Pension Dorfplatzl im Pitztal, 2 Sterne Superior, den Erfolg vom letzten Jahr wiederholen und wurde erneut ausgezeichnet. ×

Wettergipfel Der Stubaier Gletscher war vom 17. bis 19. November Schauplatz des 10. Internationalen Wettergipfels.

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uch zum zehnjährigen Jubiläum konnten wieder zahlreiche Wetterfrösche in Tirol zum Wettergipfel begrüßt werden. 35 Wetterfrösche von 24 TV-Stationen aus acht Nationen waren der Einladung des TVB Stubai und der Tirol Werbung gefolgt. Die Moderatoren berichteten dabei teils live aus dem Stubai und erreichten damit ein Millionenpublikum. Heuer waren auch erstmals Fernsehteams aus Schweden und Großbritannien bei dem jährlichen Branchentreffen dabei sowie Teams aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Russland, Polen und den Niederlanden. Die Wetterfrösche berichteten unter ande-

Gletscherexpertin Andrea Fischer und Wetterfröschin Sara Thornton (freie Redakteurin BBC) wagten sich beim Wettergipfel in eine Gletscherspalte.

rem direkt aus einer Gletscherspalte, von der Bergstation der neuen 3S Eisgratbahn oder auch aus einer Eisgrotte und schickten diese Bilder um die Welt.

Der Wettergipfel wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen und hat sich mittlerweile zu einem fixen Termin mit immer mehr Teilnehmern entwickelt.

Im kommenden Jahr wird ObergurglHochgurgl vom 23. bis 25. November Gastgeber des 11. Wettergipfel sein. ×

JUNGE MUSIKER SPIELEN ALTE MEISTER Nach zwei Jahren Pause ist die Konzertreihe Zukunft.Musik, die junge Musiker, die kurz vor ihrem Abschluss stehen eine Bühne bietet, wieder zurück. Dieses Mal mit dem Trio Colori – Annette Fritz, Valerie Fritz und Dmitrij Romanov – und Musik von u. a. Beethoven und Schubert.

13. 01. 2017, 20.15 h, Kurhaus Hall © TIROLER LANDESTHEATER, RUPERT LARL

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er Preis wird vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) gemeinsam mit der Österreichischen Gastronomie Zeitung (ÖGZ) verliehen. Das diesjährige Wettbewerbsthema lautete „Den Hotelgast begeistern – Authentisch durch Atmosphäre und Ausstattung“.

Siegfried Egger, Obmann des WKÖ-Fachverbandes Hotellerie, meinte im Rahmen

© TRIO COLORI

Bereits zum sechsten Mal wurde der Sterne Award an herausragende Hotelkonzepte der Zukunft verliehen.

FIGARO HEIRATET SUSANNA Eine leichte, trotzdem opulente Inszenierung von Dominique Mentha, ein perfekt abgestimmtes Orchester unter Johannes Klumpp und brillante Stimmen machen die Aufführung von Mozarts „Le nozze di Figaro“ zu einem Erlebnis. bis 30. 03. 2017, Tiroler Landestheater, Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGEN Dinner for One mit Florian Adamski 30. 12. 2016, 20 h, VZ Komma, Wörgl, www.komma.at Halbe Wohnung, Komödie von Bernhard Wolf bis 06. 01. 2017, 20 h, Innsbrucker Kellertheater, www.kellertheater.at Das Apfelmännchen, Figurentheater nach Janosch 22. 01. 2017, 15 h, Kulturlabor Stromboli, Hall, www.stromboli.at Innsbrucker Abendmusik: Cantar d’amore 27. 01. 2017, 20 h, Vierundeinzig, www.innsbrucker-abendmusik.at

Die Vermessung Tirols In der Tirol Werbung wird gerade das Projekt „Geodaten-Infrastruktur“ umgesetzt.

Am Ende soll eine ausführliche interaktive Karte Tirols stehen, die Gäste wie einen digitalen Reiseführer verwenden können.

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ine touristische, digitale und interaktive Landkarte Tirols, die Gäste wie einen OnlineReiseführer zur individuellen Gestaltung ihres Urlaubs in Tirol verwenden – so lautet die Zielsetzung des Projekts „Geodaten-Infrastruktur“. Projektpartner ist unter anderem das Land Tirol, genauer: die Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie. Die Karten der Organisationseinheit TIRIS bilden die Basis für die touristische Landkarte Tirols, für das Projekt musste das Material aber angepasst und erweitert werden.

Christian Klingler, der das Projekt leitet und in der Tirol Werbung in der Abteilung Strategien und Partner tätig ist, nennt ein Beispiel: „Die Abteilung TIRIS verwaltet die Fläche Tirols, das heißt, auf ihren Karten gibt es außerhalb der Landesgrenzen ganz einfach nichts mehr. Für die Landesverwaltung und ihre Arbeit ergibt das natürlich Sinn. Für die Nutzung der Karten

in einem touristischen Kontext dürfen die Karten aber quasi keine Grenzen haben.“ Der Gast muss schließlich auch sehen, wie er anreisen kann. In einem ersten Schritt wurden also Umgebungskarten ergänzt.

Digitaler Reiseführer.

Zur Anwendung kommt die interaktive Tirol-Karte auf der Website tirol.at, die wie ein digitaler Reiseführer funktioniert. Neben dem redaktionellen Portal mit Themen und Artikeln, das neben Information hauptsächlich Inspiration liefern soll, kann auch die interaktive Karte wie ein Reiseführer genutzt werden. Außerdem sind beide Elemente miteinander verbunden. Das heißt, wenn ein Gast einen Artikel aus der Kategorie Essen und Trinken über Tiroler Wirtshäuser liest, erhält er am Ende des Texts einen Hinweis auf die interaktive Karte. Klickt er sie von dieser Seite ausgehend an, öffnet sich die interaktive Karte und zeigt dem Gast eine topografische

Karte Tirols, auf der – mit einem Symbol gekennzeichnet – alle Tiroler Wirtshäuser verzeichnet sind. Wählt er ein Gasthaus auf der Karte aus, werden ihm gleichzeitig wichtige Informationen geliefert, wie Adresse, Öffnungszeiten und die Telefonnummer.

Startet der Gast hingegen mit seiner digitalen Urlaubsplanung direkt mit der interaktiven Karte, kann er in einer Symbolleiste Themen auswählen – wie verschiedene Winter- und Sommersportarten, Kulinarik, Sightseeing oder Kultur. Markiert werden können mehrere Themen, zudem können diese über Unterkategorien noch spezifischer abgefragt werden.

Der Gast sieht durch seine Auswahl also zum Beispiel nicht nur, ob und wie viele Langlaufloipen es in seiner gewählten Urlaubsregion gibt, zusätzlich sieht er auf einen Klick auch, welche Schwierigkeitsgrade die Loipen haben oder ob es in der Region auch geprüfte Langlaufun-

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terkünfte gibt. „Das System funktioniert auch für unterschiedliche Urlaubstypen.

Für jene, die nur wissen, dass sie nach Tirol wollen, aber sich noch nicht auf eine Region fixiert haben, und für jene, die schon wissen, wohin sie wollen und was sie wollen“, so Christian Klingler. In Zukunft wird auch die mobile Nutzung eine immer größere Rolle spielen. „Spätestens wenn die Roaming-Gebühren fallen, werden Gäste das Smartphone auch im Urlaub wie zuhause nutzen und über interaktive Karten den Aufenthalt spontan vor Ort gestalten“, sagt Klingler. Für die mobile Nutzung ist die interaktive Karte auf tirol.at schon jetzt kompatibel.

Chance für Tourismusverbände.

Nach der Basisarbeit, die zum größten Teil bereits geleistet wurde, muss die Karte nun „gefüttert“ werden. Je mehr Informationen sie enthält, desto individueller können Gäste sie nutzen. Um die Karte erweitern zu können, setzen die Projektverantwortlichen deshalb auch

„Spätestens wenn die Roaming-Gebühren fallen, werden Gäste das Smartphone auch im Urlaub wie zuhause nutzen und über interaktive Karten den Aufenthalt spontan vor Ort gestalten.“ CHRISTIAN KLINGLER, PROJEKTLEITER TIROL WERBUNG

auf die Tourismusverbände. Sie sind es, die wichtige Daten aus erster Hand liefern können. Sie sind es aber auch, die profitieren, wie Christian Klingler erklärt: „Die

interaktive Karte ist für Touristiker eine Möglichkeit, die Vielfältigkeit ihrer Region online zu präsentieren und ihr Angebot über zeitgemäße Kommunikationskanäle verfügbar zu machen.“ Ein erklärtes Ziel des Projekts ist ein stimmiger Auftritt im Netz. Damit das User Interface einheitlich bleibt, stellt die Tirol Werbung den Tourismusverbänden Software und Layout zur Verfügung. Der TVB Mayrhofen setzt die Systematik und Optik der interaktiven Karte auf seiner Website bereits ein. Gäste können auf maps.mayrhofen.at zum Beispiel eine mehrtägige Hüttenwanderung planen – Kontaktdaten und Verfügbarkeit der Hütten werden per Mausklick auch angezeigt. „Unser Wunsch ist, dass viele Tourismustreibende dieses Instrument nutzen – was zum Teil auch schon passiert“, erzählt Christian Klingler. Die große Idee muss natürlich sein, dass alle Tiroler Tourismusverbände ihren Marker setzen – bis es keine weißen Flecken mehr auf der interaktiven Karte gibt. ×

Der Maschinenring bedankt sich bei seinen zahlreichen Kunden für die Zusammenarbeit und das Vertrauen und wünscht frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

MR-Service Tirol reg.Gen.m.b.H.

www.maschinenring.tirol

© VKÖ (2)

Hauptspeise: Für die Hauptspeise des 3-Gang-Menüs wurde das Team mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Jubelten über Platz 4: Die Jungköche Manuel Hammerl, Celino Waldner, Michael Ploner, Siegfried Krammer, Thomas Penz und Vanessa Fuchs mit ihren Trainern Team-Chef Philipp Stohner, Alexander Forbes jun. und Team-Manager und VKÖ-Präsident Alois Gasser.

„Wir kochen für Österreich“ Das österreichische Jugend-Nationalteam mit starker Tiroler Beteiligung jubelte bei der Olympiade der Köche 2016 über Platz vier in der Gesamtwertung und zwei Goldmedaillen – die ersten seit 20 Jahren. Alles andere als Grund zur Freude liefert derweil die Zahl der Koch-Lehrlinge.

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m Rahmen der Gastro-Fachmesse inoga in Erfurt fand vom 22. bis zum 25. Oktober 2016 die Olympiade der Köche statt. 30 Nationalmannschaften und 19 Jugend-Nationalteams nahmen an dem kulinarischen Wettstreit teil, darunter auch Österreich. Mit Celino Waldner, Thomas Penz, Vanessa Fuchs und Michael Ploner waren gleich vier Jungköche aus Tirol dabei, die sich gemeinsam mit ihrem steirischen Kollegen Siegfried Krammer und Manuel Hammerl, der aus Oberösterreich kommt, der internationalen Konkurrenz stellten.

Zwei Jahre hatte sich die junge Truppe mit ihren Trainern, Team-Chef Philipp Stohner und Alexander Forbes jun., sowie Team-Manager Alois Gasser, der auch Präsident des Verbandes der Köche Österreichs (VKÖ) ist, vorbereitet, um „für Österreich zu kochen“, wie Gasser erzählt.

Anfangs bestand das Jugend-Nationalteam noch aus 20 Jungköchen und acht Trainern. Bereits im November 2014 nahm man an der Koch-Weltmeisterschaft in Luxemburg teil und belegte Rang 6. Eine Erfahrung, aus der alle Beteiligten gelernt haben. „Wir haben die Mannschaft danach auf sechs Mitglieder und zwei Betreuer reduziert, diese Konzentration war wichtig“, so Gasser. Je näher die Olympiade der Köche rückte, desto intensiver wurde trainiert.

Vor allem in den letzten vier Wochen vor der Veranstaltung, aber auch in den Monaten zuvor, in denen zumindest zwei bis vier Mal im Monat gemeinsam gekocht wurde.

Am Ende jubelte das Team in Erfurt nun über Platz 4 in der Gesamtwertung, hinter Schweden, Schweiz und Norwegen, Platz 3 und eine Goldmedaille in der Kategorie „Warme Küche“ und ebenfalls eine Goldmedaille in der Kategorie „Essbares Buffet“.

Strenges Regelwerk. Die Olympiade der Köche findet, wie ihr sportliches Pendant, nur alle vier Jahre statt und wird vom Verband der Köche Deutschlands ausgerichtet. Sie ist der größte, prestigeträchtigste und älteste – die erste Olympiade wurde 1900 veranstaltet – Berufswettbewerb für Köche und Patissiers weltweit. 2016 zog der kulinarische Wettstreit 28.000 Besucher an. Bei den Nationalmannschaften konnte sich heuer Singapur knapp vor Finnland durchsetzen, Bronze ging an die Schweiz.

Für alle Teams gelten dabei dieselben strengen Regeln. Für die Kategorie „Essbares Buffet“ zum Beispiel, in der das österreichische Jugend-Nationalteam eine Goldmedaille erringen konnte, haben die jungen Köche insgesamt fünf Stunden Zeit.

Gekocht wird in einer Arbeitsküche, präsentiert wird in einer anderen. In den fünf

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Stunden muss also nicht nur gekocht, sondern auch vorbereitet, von einer Küche zur anderen transportiert und das Buffet aufgebaut werden. Während des Wettbewerbs sind fünf Köche und ein Helfer im Einsatz.

Der Team-Chef darf während der Vorbereitung Lebensmittel in die Arbeitsküche tragen, sie aber nicht einräumen. Es ist ihm erlaubt, die einzelnen Gänge abzurufen und maximal die Teller abzuwischen – helfen oder anrichten darf er nicht.

Flagge zeigen.

Für Alois Gasser war die Teilnahme an der Olympiade der Köche vor allem in Hinblick auf die Jugendarbeit wichtig. Er ist davon überzeugt, dass das gute Abschneiden der Mannschaft einen positiven Einfluss auf den potenziellen Nachwuchs hat, und um selbigen muss man sich heute besonders bemühen: „In den letzten sechs Jahren hatten wir in Österreich ganze 48 Prozent weniger Kochlehrlinge“, schlägt Gasser Alarm. Für ihn steht fest, dass es eine Reform der Berufsausbildung zum Koch braucht. Dabei an kleinen Rädchen zu drehen, mache keinen

„In den letzten sechs Jahren hatten wir in Österreich ganze 48 Prozent weniger Kochlehrlinge.“ ALOIS GASSER, PRÄSIDENT DES VERBANDES DER KÖCHE ÖSTERREICHS

Sinn mehr, ist er überzeugt. Was es brauche, sei der „große Wurf“. Aus seiner Erfahrung durch die jahrelange Arbeit als Koch und auch als Präsident des VKÖ hat Gasser für die geforderte Reform auch konkrete Vorschläge. So sollten die Lehrlinge seinen Vorstellungen nach nicht, wie üblich, am 1. August zu Beginn der Hochsaison in den Betrieben starten, sondern die ersten zwei

Monate in der Berufsschule verbringen.

Dort könne Basiswissen vermittelt werden, bevor sich Lehrlinge unter Zeitdruck in den Küchen beweisen müssen, wo man sich nur bedingt Zeit nehmen kann für die jungen Menschen. Die dreijährige Ausbildung würde Gasser in zwei verschiedenen Betrieben durchführen und Praktika bei Bäckern, Metzgern, Bauern oder Gärtnern verpflichtend einführen. Für Alois Gasser steht aber auch fest, dass dringend bei der Entlohnung angesetzt werden muss: „Ein Koch verdient im dritten Lehrjahr 850 Euro netto, ein Maurer zum Beispiel 1.850.“ Währenddessen sucht man hierzulande händeringend nach Koch-Lehrlingen und anderem Fachpersonal, ein breiter Schulterschluss aller Beteiligter von den Betrieben bis zu den politisch Verantwortlichen ist für Alois Gasser die einzige Antwort.

Mit einer Kampagne, um das Image des „schönsten Berufs der Welt“ zu verbessern, will der VKÖ ein erstes Zeichen setzen. Die Vorbereitung für die Olympiade der Köche 2020 haben für das österreichische Team derweil schon begonnen. ×

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Was wäre, wenn ...?

Große Höhe verhilft zu Weitblick – manchmal auch im übertragenen Sinne. Unter dieser Prämisse sinnierten bei „What if?“ drei Spezialisten über die Zukunft des Tourismus.

VON DANIEL FEICHTNER

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in Journalist, ein Trendforscher und ein Psychiater treffen sich am Berg: Mit dieser ungewöhnlichen Kombination wartete am 21. November 2016 die Diskussionsrunde „What if?“ im Crosspoint in Hochgurgl auf. Im Zentrum der Veranstaltung auf 2.175 Höhenmetern, zu der Ötztal Tourismus, die RLB Tirol und Audi eingeladen hatten, stand die Zukunft des Tiroler Tourismus – moderiert von ORF-Journalist Hanno Settele und analysiert und diskutiert von Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, sowie Michael Lehofer, Leiter der Abteilung für Neuropsychiatrie des LKH Graz Süd-West.

Denkansätze. Klare Antworten oder gar Prognosen zu liefern, war von vornherein nicht die Zielsetzung

des Dreiergespanns. Stattdessen näherten sie sich der Thematik nach den Regeln des „What if ...?“-Ansatzes: Gestellt wurden drei – durchaus provokant formulierte, aber auf Fakten beruhende – Fragen im „Was wäre, wenn …?“-Format. Anhand dieser skizzierten die Experten aus dem Blickwinkel ihrer eigenen Fachgebiete gemeinsam mit dem Publikum einen Ausblick auf das, was den Tourismus in den kommenden Jahrzehnten erwarten wird. So rückte das konsequente Weiterdenken und Durchkonstruieren logischer Folgen in den Mittelpunkt, um daraus ein Szenario zu entwerfen.

Magische Marke. Als Einstieg diente die Auseinandersetzung mit dem demografischen Wandel, der bereits jetzt realer ist denn je: „Schon jedes zweite Kind, das heute geboren wird, wird voraussichtlich die magische Marke von 100 Jahren oder mehr erreichen“, leitete Hanno Settele die Diskussion ein. „Das hat gravierende Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft“ – und damit nicht zuletzt auf den Tourismus. Zum einen geht es schlichtweg um die Leistbarkeit: Mit dem steigenden Lebensalter nehmen die volkswirtschaftlichen Herausforderungen zu. „Bislang ist fest in unseren Köpfen verankert, dass die erste Lebens-

„Aktuell stammt die Hälfte aller Menschen, die sich einmal im Jahr eine Flugreise leisten können, aus westlichen Nationen. Bereits 2035 werden nur noch 25 Prozent der potenziellen Gäste aus dem Westen kommen.“ HANNO SETTELE, ORF-JOURNALIST

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hälfte die ‚produktive Lebenszeit’ ist“, so Harry Gatterer. „Schon in dem Bereich werden wir umdenken müssen.“ Allerdings glaubt der Zukunftsforscher, dass dieser Prozess der Anpassung an die neuen Gegebenheiten sowohl auf gesellschaftlicher als auch systemischer Ebene geschehen wird – „wenn wir es zulassen, wird die Veränderung selbst Innovation erzeugen“. Ebenso einen nötigen Perspektivenwechsel sieht Gatterer rund um Bereiche wie Genuss, Zeit, Gesundheit und Aktivität – Themen, die gerade im Tourismus zum Tragen kommen. Entsprechend werde es zukünftig nötig sein, Freizeit- und Urlaubsangebote zu entwickeln, die dem gerecht werden. „Nur weil wir älter werden, bedeutet das nicht, dass wir länger alt sind“, diagnostiziert Michael Lehofer. „Die Statistik zeigt, dass 50 Prozent aller medizinischen Kosten im letzten Lebensjahr entstehen.“ Längere Lebensdauer bedeutet für ihn vor allem, dass wir auch länger jung sein werden. Der Mediziner sieht eine Generation

„Früher hatten wir den Fremdenverkehr. Der war ursprünglich auch nicht negativ konnotiert. Inzwischen ist die Bezeichnung größtenteils passé.

Und auch ‚Tourist’ hat mittlerweile einen komischen Beigeschmack.“ HARRY GATTERER, TRENDFORSCHER, GF ZUKUNFTSINSTITUT

der „jungen Alten“ in unserer Zukunft, die nicht nur länger gesund und aktiv, sondern auch produktiv sein werden. „Das Phänomen Alter findet vor allem im Kopf statt. Menschen verhalten sich alt, wenn sie meinen, alt zu sein. Auch da wird sich einiges tun.“

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beschäftigte sich die zweite „What if ...?“-These. „AktuKulturverständnis brauchen. Und es wird nötig sein, ell stammt die Hälfte aller Menschen, die sich einmal den Drang, sofort maximalen Profit zu machen, hinten im Jahr eine Flugreise leisten können, aus westlichen anzustellen, um ein langfristig wirksames TourismusNationen“, erklärte Settele. Die zunehmende Industriaprodukt zu schaffen.“ lisierung und das wirtschaftliche Wachstum besonders in asiatischen Ländern wird dieses Gleichgewicht aber Tourismus 4.0? Die finale These drehte sich rund bald verändern. Denn: „Bereits 2035 werden nur noch um den Begriff des Tourismus selbst. „Wird es Zeit für 25 Prozent der potenziellen Gäste aus dem Westen Tourismus 4.0?“, fragte Hanno Settele in die Runde. kommen.“ Das Resultat ist „Oder wäre es besser, ihn nicht nur eine Verschieeinfach abzuschaffen?“ bung der Quellmärkte.

Denn als Tourist fühlen Waren uns unsere bishemöchte sich eigentlich rigen Gästegruppen kulniemand mehr – und ins turell relativ nah, betrifft „Touristenlokal“ gehen die Verbesserung der schon zweimal nicht, wirtschaftlichen Situatisind sich Gatterer und on vor allem Nationen, Lehofer einig. Die Definimit denen wir bislang tion des Touristen – und eher wenig Berührung damit auch des Tourishatten. Damit werden mus – ist schon länger viele der zukünftigen dabei, sich zu veränTouristen aus Teilen der dern. „Früher hatten wir Welt stammen, die uns den Fremdenverkehr“, ebenso verhältnismäßig sagt Gatterer. „Der war fremd sind, wie unsere ursprünglich auch nicht Kultur den neuen Gästen. negativ konnotiert. In Die größte Herausforzwischen ist die Bezeichderung sieht Michael Lenung größtenteils passé. hofer dabei in der BegegUnd auch ‚Tourist’ hat MICHAEL LEHOFER, LEITER DER nung des Individualismus, mittlerweile einen komiNEUROPSYCHIATRIE AM LKH GRAZ SÜD-WEST wie er in westlich geprägschen Beigeschmack.“ In ten Ländern vorherrscht, dem Terminus enthalten mit dem Kollektivismus, sieht Gatterer viele Ideder in vielen anderen en und Konzepte, die es Kulturen üblich ist. „Menschen, die das Gemeinsame über Bord zu werfen gelte. Denn im Tourismus gehe gewohnt sind, werden auch so ihren Urlaub verbringen es vielerorts nicht mehr um Erlebnis, sondern nur wollen: mit Familien, in Gruppen und an Orten, wo den mehr um Bewegung – Touristik wird zunehmend zur Bedürfnissen aller und Ritualen wie dem gemeinschaftLogistik. lichen Essen Rechnung getragen wird.“ Hier hakte auch Lehofer ein: „Menschen sind gerne Tourismus sei immer eine Integrationsleistung. GäsSubjekt und nicht Objekt. Wer will schon ein Produkt ten muss ausreichend Vertrautes geboten werden, um der Tourismusindustrie sein?“ Stattdessen suchen sie sich wohlzufühlen. Zugleich ist aber Authentizität der individuelle Erlebnisse, auch abseits ausgetretener wichtigste und nachhaltigste Wert einer TourismusrePfade und auf Augenhöhe: „Wir lieben es, persönlich gion. „Wie viel Raum man dafür lässt, die Heimat mitangesprochen zu werden.“ Und darin liegt laut Gatterer zubringen, wird die Intuition entscheiden müssen“, sagt auch die Zukunft des (Nicht-)Tourismus: Im Ausbruch Lehofer. „Es allen recht zu machen, wird nicht möglich aus dem Tourismus-Raum und der Schaffung eines sein. Es wäre die nachhaltige Entscheidung, auf ein paar Lebens-Raums, den sich Gäste und Gastgeber teilen.

Gäste zu verzichten und das zu bewahren, was den Angebote wie Airbnb, die das Sharing-Places-Prinzip meisten Besuchern wichtig ist.“ anbieten, machen das bereits vor. „Früher war die wich Dass die meisten touristischen Destinationen auf tigste Information auf der Plattform der Preis“, erzählt diesen Zusammenprall von Kulturen noch nicht vorder Zukunftsforscher. „Heute geht es vielmehr darum, bereitet sind, ist sich Harry Gatterer sicher. Das sei eine was im Umfeld geschieht, wem man begegnet, was Entwicklung, mit der man sich als Ort beschäftigen es zu erleben gibt.“ Und auch im Tourismus gehe es muss: „Schlussendlich gilt es, die richtige Balance zu nicht nur darum, was der Gast erlebt, „sondern darum, finden: Gerade ein Tourismusland wie Tirol muss auwas alle erleben. Und so wird aus dem Tourismus thentisch bleiben, ohne dabei die Berührung zu den vielleicht irgendwann ‚Lebensqualität’ – für Gäste und Gästen zu verlieren – und dafür wird es einiges an für Gastgeber.“ ×

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GASTKOMMENTAR

SAISON

Strategien für die Wettbewerbsfähigkeit Dieser Fachbeitrag gibt einen ersten Einblick in die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Winterreisen in die Alpen“ anlässlich des Kongresses theAlps 2016 in Innsbruck.

VON R ALF ROTH UND HUBERT SILLER

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ie internationale Datenrecherche belegt, dass jährlich ca. 386 Millionen entgeltliche Übernachtungen von Touristen in den Alpenländern Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Schweiz erfolgen. Somit lässt sich jede siebte Übernachtung in der EU dem Alpenraum zuordnen. In den Alpen macht der Wintertourismus aktuell 43,3 Prozent der kommerziellen Übernachtungen aus. Dabei ist nur jedes zweite Bett in den Alpen ein kommerzielles und jedes sechste ein Hotelbett. Insgesamt können 7,5 Millionen Betten in den Alpen dem kommerziellen Sektor zugeordnet werden. Ähnlich beeindruckende Ergebnisse bringen die Zahlen der Skifahrertage. Mit einer Gesamtanzahl von 48,2 Millionen sind aktuell noch 9,2 Prozent der Bevölkerung in Europa aktive Skifahrer. 158 Millionen Skifahrertage werden jährlich in den Alpen erfasst.

Das entspricht 45 Prozent aller Skifahrertage weltweit. Schon Österreich verzeichnet mit 51 Millionen Skifahrertagen ein knappes Drittel, Frankreich kommt mit 48 Millionen Skifahrertagen auf 30 Prozent, Italien verbucht weitere 29 Millionen, die Schweiz 25 Millionen Skifahrertage und Deutschland und Slowenien tragen ebenfalls einen guten Teil mit vier Millionen bzw. einer Million Skifahrertagen bei.

Diese Kenndaten unterstreichen die existenzielle Bedeutung des Wirtschaftsfaktors „Wintertourismus“ für die Alpenregionen. Destinationen sind in hohem Maße vom Tourismus abhängig, und generieren nicht selten mehr als zwei Drittel der touristischen Wertschöpfung aus dem Wintertourismus. Dies sichert in den Zielregionen und in der Zulieferbranche Arbeitsplätze und Einkommen aus dem Tourismus.

Für eine erfolgreiche Zukunft stellen sich drei zentrale Herausforderungen beziehungsweise Handlungsfelder.

Handlungsfeld 1: „The snow experience economy“. Schneeerlebnisse sind einzigartig und nicht gleichwertig zu ersetzen. Schnee bildet hierbei die Grundlage für Wintererlebnisse und weist gleichzeitig einen eigenen Erlebnisfaktor auf. Wintersport, Bewegung und aktive Erholung sowie das Erleben einer schönen Winterlandschaft und der Natur stellen nach

aktuellen Marktforschungsstudien die Hauptreisemotive und Erlebnisdimensionen dar.

Um dieses Handlungsfeld weiterzuentwickeln, ist es unabdingbar, in eine erfolgreiche und nachhaltige Heranführung neuer Generationen von „WintersportFans“ zu investieren. Insbesondere Kindern und Jugendlichen muss ein Zugang zum Wintersport durch Familie, Schulen und Skischulen ermöglicht werden.

Handlungsfeld 2: „Sustainability & Climate Change“. Die letzten drei Winter sind aktueller Maßstab und Strategietreiber für das kommende Jahrzehnt.

Der Sektor ist anfällig für die Folgen des Klimawandels und der Erderwärmung, in den Ziel- und Quellgebieten.

Unter den Fachwissenschaftlern besteht Konsens darüber, dass sich das Klima in den letzten Jahrzehnten auch im Alpenraum wesentlich verändert hat.

Anerkannten Szenarien zufolge ist anzunehmen, dass die Lufttemperatur im Alpenraum bis 2100 im Mittel um weitere ca. zwei Grad Celsius im Winter ansteigt.

Aber es gibt keinen Forschungskonsens über Grad, Geschwindigkeit und regionale Auswirkungen des Klimawandels im Winter in den Alpen. Insbesondere für die nahe Zukunft sind Temperatur, Niederschläge und standortbezogene Wintersportbedingungen nicht vorhersagbar. Das tatsächliche Wetter bzw. die Großwetterlagen übertönen den langfristigen Trend. Dabei können technische Schneeanlagen die Witterungsvariabilität bisher meist überkompensieren. Eine konsequent nachhaltige Angebots- und Produktentwicklung sowie eine zunehmende Risikostreuung über variable und ergänzende Angebote sind in vulnerablen Gebieten angesagt.

Der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen Energie, Wasser und Fläche ist eine Investition, die sich wirtschaftlich tragen und einen Wettbewerbsvorteil im internationalen Tourismus darstellen kann. Eine Zunahme der Gesamtzahl an Skigebieten, Seilbahnen und Pistenkilometer im Alpenraum ist in naher Zukunft auszuschließen. Der vermeintlich relativ hohe CO2 -Ausstoß des Wintersport-Tourismus gibt oft Anlass zu intensiven Diskussionen. Ergebnisse des Screenings zeigen jedoch auch, dass in allen Freizeit- und Tourismusformen über 80 Prozent des Klima-Fußabdrucks durch Anreise und

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Unterbringung erfolgt. Ein Großteil der Touristen kommt im Winter aus den Alpenländern selbst. In Frankreich sind 70 Prozent, in Italien knapp zwei Drittel und in der Schweiz immerhin 55 Prozent Inländer. Ein Austausch von Winterreisen in die Alpen durch andere Urlaubsformen wie Fernreise, Sun & Beach oder Kreuzfahrten führt unweigerlich zu einer deutlichen Verschlechterung des touristischen Klima-Fußabdrucks.

Dass der motorisierte Individualverkehr zu Winterdestinationen eine große Herausforderung darstellt, bleibt jedoch unumstritten. Innovative Mobilitätslösungen zwischen Smart Cities und Wintersportorten müssen dafür erarbeitet und umgesetzt werden.

Ein weiterer Befund des Forschungsprojekts streicht die soziale Nachhaltigkeit von Winterreisen hervor.

Schlittenfahren, Skilanglauf, Winterwandern, aber auch das traditionelle regelmäßige Skifahren fördern die körperliche Aktivität und tragen so zur Vorbeugung bewegungsassoziierter Krankheiten bei. Sie sind gut für die kindliche Entwicklung, stärken die Immunabwehr, die mentale Gesundheit und das psychische Wohlbefinden und haben eine sozial integrative Funktion in jedem Alter.

Handlungsfeld 3: „Product Rejuvenation“.

Das Projektteam sieht in dem Klassiker „Skiurlaub in den Bergen“ eine Marke der Alpenländer, die dem Wintergast schon seit Jahrzehnten die Möglichkeit für eindrucksvolle Wintersporterlebnisse bietet. Besonders die Entwicklung und Verbesserung der Technologien trägt hierbei zu einem intensiveren Erleben bei und so wird auch in Zukunft Skifahren das Kernprodukt von Winterreisen in den Alpen bleiben. Um aber den sich wandelnden Ansprüchen der Gesellschaft und der breiten Variation der Zielgruppen gerecht zu werden, sind eine Ausgestaltung des Produktklassikers sowie eine erweiterte Produktpalette von zunehmender Notwendigkeit. Eine Eigeninitiative der Unternehmen ist unabdingbar, wenn es um Produktinnovationen geht.

Doch vor allem auch in den Destinationen sind gute Netzwerkstrukturen, die Schaffung von Synergien auf allen Ebenen und klare Zuständigkeiten entscheidend für den künftigen Erfolg im Wettbewerb.

Die zukünftigen Stärken sind drei raumspezifische Strategien: „Mobility Space“, „Attraction space“ und „Experience space“. Die Infrastruktur der Wintersportgebiete und Zugänglichkeit durch Seilbahnen definieren die Qualität des Mobilitätsraums, während die Dienstleistungen und Produkte über die Attraktivität der Destination bestimmen. Vor allem aber im Bereich des Erlebnisraums, wo das Wecken von Emotionen und Atmosphäre durch Erlebnisse am Berg ein großes Wirkungspotenzial mit sich bringt, kann eine Destination ihren Erfolg steigern.

Folgende Kernbotschaften lassen sich bereits ableiten: 1. Für eine wirtschaftlich und sozial nachhaltige Entwicklung des Alpentourismus sind Reisen im Winter von existenzieller Bedeutung.

2. Skifahren bleibt auch in Zukunft das Kernprodukt von Winterreisen in die Alpen. Ergänzende Bewegungsund Erholungsangebote und eine nachhaltige Entwicklung sind unabdingbar.

3. Die Alpen haben aufgrund ihrer sommer- und wintertouristischen Gesamtperformance eine überdurchschnittlich gute Wettbewerbsfähigkeit.

4. Wintersport bietet für alle Generationen einzigartige Schneeerlebnisse. Für Kinder und Jugendliche ist entscheidend, ob und wie ihnen der Zugang durch Familie, Schulen und Skischulen ermöglicht wird.

5. Nicht der Klimawandel an sich, sondern Wetterlagen, Schneeangebot und Erreichbarkeit bestimmen auch zukünftig die Nachfrage nach Winterreisen in die Alpen.

6. Winterreisen in die Alpen fehlt eine sektorenübergreifende Kommunikationsstrategie, insbesondere im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Bedeutung, die soziale Tragfähigkeit und eine Versachlichung der ökologischen Dimensionen.

7. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Europas und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verlangen eine länderübergreifende Entwicklungsstrategie für die Zukunft von Winterreisen in die Alpen. ×

DAS FORSCHUNGSPROJEKT Die Studie „Winterreisen in die Alpen“ wurde im Auftrag vom Verein AlpNet und koordiniert von Future Mountain International e.V. erstmals als interdisziplinäres und alpenweites Projekt durchgeführt. Sie beleuchtet mithilfe eines länderübergreifenden Literatur-Screenings und einer Delphi-Studie mit 33 Experten und Praktikern die Kernfrage, ob und wie der Wintertourismus in den Alpen in Zukunft international wettbewerbsfähig bleiben kann.

Das Forschungsteam setzt sich aus den Einrichtungen MCI Tourismus in Innsbruck (Prof.

Hubert Siller), dem Institut für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln (Prof. Dr. Ralf Roth) und EURAC Research in Bozen (Prof. Dr. Harald Pechlaner) zusammen.

Fachliche Unterstützung lieferten zudem Prof.

Dr. Thomas Bieger vom Institut für systemisches Management und Public Government an der Universität St. Gallen sowie Willy Fux (LHM Conseil) und Professor Philippe Bourdeau vom Institut für Alpine Geografie an der Universität Grenoble-Alpes in Frankreich.

Der Abschlussbericht „Winterreisen in die Alpen“ wird im ersten Quartal 2017 veröffentlicht.

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© STADTARCHIV (2), ESTHER PIRCHNER

Das Exl-Stück schlechthin war Karl Schönherrs „Erde“, das auch verfilmt wurde.

Ilse Exl und Ernst Auer in Via Mala

Die Bühnenstars erwarten Besucher im Foyer der Ausstellung.

Stöbern im Fundus Noch bis 31. März 2017 läuft im Stadtmuseum in Innsbruck die Ausstellung „Eine Vorstellung der Exl-Bühne“ mit vielfältigem Begleitprogramm. 60 Jahre nach der Auflösung der Truppe gibt sie Aufschluss über das umfangreiche Wirken dieses einst berühmtesten Theaterensembles in Tirol.

VON ES THER PIRCHNER

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ragt man ältere Innsbrucker nach der Exl-Bühne, dann verbinden fast alle eine lebhafte Erinnerung an die Darsteller und Darstellerinnen, an die Stücke und die Bühnen, die das Ensemble in seiner mehr als 50-jährigen Geschichte bespielt hat. Renate Ursprunger vom Stadtarchiv/ Stadtmuseum in Innsbruck gehört zwar nicht zu jener Generation, die die Exls noch live erlebt hat, Berührungspunkte mit der Bühne hat sie aber genauso: von der Exlvilla im Saggen, an der sie von klein auf immer wieder vorbeigekommen ist, bis hin zu den zwei Kartons mit Fotos, Literatur und anderen Materialien, die aus den Beständen der Bühne ins Stadtarchiv gelangten.

Traditionsreiches Ensemble. Von 1902 bis 1956 bestand das Ensemble – in gewisser Weise eine Abspaltung der Pradler Ritterspiele, deren begrenztes Repertoire Ferdinand Exl irgendwann zu eng geworden war. Genauso lange wurden Theaterzettel, Fotos, Beleuchtungspläne,

Annoncen, Kritiken und andere Erinnerungsstücke und Dokumentationsmaterialien in der Familie Exl bzw. von anderen Mitgliedern des Theaters gesammelt. „Richtig geordnet waren vor allem die Presseberichte“, erzählt Renate Ursprunger, viele andere Unterlagen auch aus anderen Archiven seien unsortiert vorgelegen: „Bühnenfotos waren zum Beispiel nur selten beschriftet, was es auch schwierig machte, die abgebildeten Leute zuzuordnen. Um welche Stücke es sich handelte, konnten wir meistens herausfinden, das Jahr der Aufführung oft schon nicht mehr.“ So war bei der Vorbereitung der Ausstellung eine akribische Recherche notwendig, darüber hinaus haben die Kuratoren und Gestalter – neben Renate Ursprunger sind das Niko Hofinger und Benedikt Haid – auch eine thematische Gliederung vorgenommen, sodass die Bühne, ihre Arbeit, ihre Tourneen und Spielstätten, aber auch ihre Rolle in der wechselvollen Geschichte jener Zeiten aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden konnten.

Begegnung mit den Darstellern. Das Stöbern im reichen Fundus der Exl-Bühne hat sich gelohnt, allein schon die Anzahl der Exponate ist überraschend. Formal ist es ein Gang durch die Geschichte des Ensembles geworden, der mit den Elementen des Theaters spielt: Die Tür öff net sich zu einem Entree mit Litfaßsäulen der Hauptdarsteller – darunter Ferdinand und Anna Exl sowie deren Tochter Ilse Exl, Eduard Köck und Ludwig Auer –, und fast ist es so, als würde man ihnen hier im Foyer persönlich begegnen. An den Wänden zeugen Programmzettel und Szenenfotos von den rund 300 gespielten Stücken, die den Exls zum Teil auf den Leib geschrieben wurden. Hier wird auch deutlich, dass neben der beim Publikum beliebten Komödie ein wichtiger Schwerpunkt auf dem zeitgenössischen ernsten Volksstück lag. Nicht nur Karl Schönherr oder Franz Kranewitter wurden von der ExlBühne gespielt, es finden sich etwa auch drei Dramen des damals jungen Heinrich Klier im Programm.

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Gastspiele in ganz Europa. Überall, wo Deutsch verstanden wurde, hatte auch die Exl-Bühne ihre Auftritte: Ein besonders eindrucksvolles Element der Ausstellung ist die Tourneewand, auf der man die Reisen der Theatertruppe durch ganz Europa verfolgen kann. Zahlreiche Rezensionen finden sich daneben, gemalte Porträts der Bühnenstars, Auszeichnungen und Fotografien mit berühmten Persönlichkeiten. In diesem Bereich wird besonders deutlich, wie sehr die Theaterleute auch von den Veränderungen der Zeit und den politischen Umwälzungen betroffen waren – von der Zensur, die in der Kaiserzeit sozial- oder kirchenkritische Passagen aus den Volksstücken eliminierte, über die Spielpläne, die an Ereignisse wie den Ausbruch des Ersten Weltkriegs angepasst wurden, bis hin zur Einbindung der Exl-Bühne in das Kulturprogramm und die Truppenbetreuung im Nationalsozialismus. Letztere fand nicht nur für Soldaten statt, sondern auch mitten im Vernichtungslager Auschwitz für das Wachpersonal.

Theater im Auf und Ab der Geschichte. Aus der Zeit des Nationalsozialismus datieren auch einige Filme wie

MAGAZIN

Ausstellung mit Mehrwert

Theater im Museum. Exponate zu

Zur Exl-Bühne gab es erstaunlich viel Material – und viele Anknüpfungspunkte für ein Begleitprogramm, wie Kuratorin Renate Ursprunger erzählt.

© RENATE URSPRUNGER

Bühnenbau, -bild und -technik finden rund um eine kleine Bühne Platz, die im Laufe der Ausstellung auch bespielt wird. Im November gab es die erste Theateraufführung von drei Einaktern Franz Kranewitters im Stadtmuseum. Statt des vorbereiteten Tisches und der Stühle wählten die Schauspieler aber als Requisiten für drei der „Todsünden“ von Franz Kranewitter lieber die Podeste aus Karton, die sonst als Ausstellungsmobiliar dienen.

Diese wiederum beziehen sich auf ein wertvolles Modell und gemalte Ansichten der 1919/20 entworfenen Würfelbühne von Hans Fritz, die als Leihgabe aus dem Österreichischen Theatermuseum in Wien ins Stadtmuseum gekommen sind: Das modulare System, aus dem jedes beliebige Bühnenbild gebaut werden konnte, fand bei den Volksstücken der Exl-Bühne tatsächlich Verwendung, wie entsprechende Fotos an den Wänden zeigen. Zu sehen sind zudem die wichtigsten Requisiten für „Erde“ von Karl Schönherr – karierte Bettwäsche, Sarg, Axt, Dezimalwaage etc. –, eines der Paradestücke der Exls, das sie auch zu ihrem Abschied aufs Programm setzten.

SAISON

dass sie von den Innsbruckern sehr verklärt wurden, obwohl keiner mehr etwas Genaues weiß. Diesen Mythos finde ich sehr spannend.

Das Projekttheater Hall spielt im Stadtmuseum „Der Giggl“.

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AISON: Frau Ursprunger, die Exl-Bühne kennt man in Innsbruck, obwohl es sie seit 60 Jahren nicht mehr gibt. Haben Sie trotzdem Überraschendes herausfinden können? RENATE URSPRUNGER: Mir und vermutlich ganz vielen anderen war nicht bewusst, wie international sie unterwegs waren. Interessant ist,

der „Meineidbauer“ und „Erde“, denen ein eigener Ausstellungsraum gewidmet ist und die im Rahmenprogramm im Leokino gezeigt werden. Zum Teil kam, was vor 1945 gedreht wurde, erst nach 1945 in die Kinos, abgesehen davon hatte es die Exl-Bühne aber zunehmend schwerer, an die Erfolge der vorangegangenen Jahrzehnte anzuknüpfen. 1956, nach dem Tod der letzten Theaterleiterin Ilse Exl, gab sie ihre letzten Vorstellungen, „Erde“ im Tiroler Landestheater und bei einem Gastspiel in Südtirol.

An die große Zeit der Exl-Bühne erinnern sich in Tirol noch viele, die in der Ausstellung nicht nur nostalgische Anknüpfungspunkte finden werden. Andere, die nicht mit den Exls groß geworden sind, können im Stadtmuseum in eine ganze Welt des (Volks-)Theaters und der Geschichte eintauchen. ×

Als Besucher der Ausstellung ist man von der Fülle des gezeigten Materials überrascht. Es hat auch uns gewundert, wie viel sie selbst gesammelt haben. Auch von der Volksbühne Blaas gibt es Fotos, aber die Sammlung ist längst nicht so umfangreich wie die der Exl-Bühne.

Was ist im Begleitprogramm noch geplant? Es gibt zwei weitere Theateraufführungen von Kranewitters „Der Giggl“, „Der Med“ und „Totentanz“ aus den „Sieben Todsünden“. Wir bieten Kuratorenführungen durch die Ausstellung und zu Schauplätzen der Exl-Bühne an und im Leokino werden die Filme „Der Meineidbauer“ und „Erde“ gezeigt.

Vielen Dank für das Gespräch.

EINE VORSTELLUNG DER EXL-BÜHNE Ausstellung im Stadtarchiv/ Stadtmuseum bis 31. 03. 2017 Badgasse 2, Innsbruck www.innsbruck.gv.at/stadtmuseum geöffnet Mo–Fr, 9–17 h Begleitprogramm 15. 01. und 16. 02.2017, 20 h: Theaterabende 15. 01. und 12. 03. 2017, 11 h: Kuratorenführung mit Renate Ursprunger und Niko Hofinger 23. 02. 2017, 18.30 h, Leokino: Film „Der Meineidbauer“ 30. 03. 2017, 18.30 h, Leokino: Film „Erde“

×

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© FRANZ OSS

SAISON

gedacht. Dabei musst du, wenn du dich selbstständig machst, dich loslösen von dem, was du bisher warst und gemacht hast, und tun, was du gerne tun würdest.

Als Unternehmens- und Finanzberater habe ich, eigentlich um Werbung für mein Unternehmen zu machen, einen Blog gestartet und den Leuten Tipps gegeben.

Irgendwann wurde dann aus dem Blog ein Internet-Business. Ich habe auch andere Blogs gestartet, Produktvergleichsseiten und Online-Marketing betrieben und so viel im Internet ausprobiert und gemacht, dass ich dann darüber ein Sachbuch geschrieben habe. Das war auch sinnvoll – und für mich ein deutlicher Hinweis: Schreib doch!

Romanfiguren mit Eigenleben Eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Ermittlerin, viel Tiroler Lokalkolorit und gut konstruierte Geschichten haben den Tiroler Schriftsteller Joe Fischler und seine drei „Veilchen“-Krimis weit über Tirol hinaus bekannt gemacht.

Im Gespräch erzählt er von beruflichen (Um-)Wegen, der Bedeutung von Details und seiner eigenwilligen Protagonistin.

DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .

S

AISON: Herr Fischler, von Karl Kraus stammt der Satz: „Künstler ist nur einer, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann.“ Triff t das auch auf Sie als Krimiautor zu? JOE FISCHLER: Die Lösung zum Rätsel machen, das ist schon etwas, bei dem ich zuerst ans Krimischreiben denke. Ich weiß schon vorher, was passiert, und dann denke ich zurück. Das ist eine typische Arbeit für einen Krimiautor und auch sehr zu empfehlen.

Wussten Sie auch schon vorher, dass Sie einmal Schriftsteller werden würden? Sie waren ja zuerst Jurist, haben bei einer Bank gearbeitet und sich dann als Unternehmensberater selbstständig gemacht.

Ich bin immer wieder darauf gestoßen worden, dass das Schreiben etwas ist, was mir liegt. Aber es hat lange gedauert, bis ich das kapiert habe. Als ich von der Bank weggegangen bin, bin ich zuerst in bankenspezifischen Berufen geblieben.

Ich habe zu wenig weit, zu wenig frei

Was hat dann den Anstoß gegeben, sich auch als Autor von Belletristik zu versuchen? Im Internet gab es damals die Revolution der Self-Publishing-Methoden. Man musste plötzlich einfach nur schreiben und keinen Verlag mehr finden. Also habe ich ein Self-Publishing-Projekt ausprobiert, den Norwegen-Thriller „Fjord“ unter dem Pseudonym Halvar Beck – zuerst eher aus Neugier, aber dann habe ich gesehen: Es ist gar nicht so weit weg von mir, mir Geschichten auszudenken und sie in ein Buch zu bringen. Das Buch war ein richtiger Bestseller.

Und wie sind Sie dann literarisch von Norwegen nach Tirol gekommen?

Markus Hatzer vom Haymon Verlag hat mir vorgeschlagen, eine Krimiserie zu beginnen, die in Tirol spielt. Dazu ist mir sehr schnell die Figur der Valerie Mauser eingefallen, die am Landeskriminalamt in Tirol arbeitet und dort für die schweren Verbrechen zuständig ist. Sie kommt von woanders – von Wien – und sieht Tirol aus einem anderen Blickwinkel. Sehr reizvoll war auch, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben.

Sie schildern die Schauplätze in Innsbruck und Umgebung sehr genau. Andere Autoren lassen ihre Bücher an nicht näher bestimmten Orten spielen. Ist es wichtig, ins Detail zu gehen? Ich würde nie verstecken, was wir haben. Im Gegenteil: Wir müssen es herzeigen, nicht nur

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Ihre Krimis sind spannend, aber nicht blutrünstig. Ja, eher cosy Krimis: Es liegt nicht an jeder Straßenecke eine Leiche. Ich erzeuge lieber auf anderer Ebene Spannung, ich möchte das Zwischenmenschliche mehr betonen. Dieses Figurenspiel ist auch etwas, was viele Leser bei den ersten zwei Krimis sehr goutiert haben.

„Ich würde nie verstecken, was wir haben. Im Gegenteil: Wir müssen es herzeigen, nicht nur touristisch, sondern auch in jeder anderen Form.“ es oberflächlich betrachtet nur Lokalitäten oder Straßennamen sind, transportiert es auch: Der weiß, wovon er schreibt.

Die Hauptrolle in Ihren bisher drei TirolKrimis spielt Valerie Mauser, genannt Veilchen. Haben Sie von vornherein gewusst, dass diese Figur sich über mehrere Bücher hinweg entwickelt, und sich ein paar Details aufgespart, die erst später erzählt werden sollten? Aufgespart habe ich mir gar nichts. Ich habe schon in den ersten Krimi, „Veilchens Winter“, so viele Details hineingeschrieben – viel mehr hätte ich nicht transportieren können.

Vielleicht hat das aber auch den Erfolg ausgemacht. Für mich war immer klar, es muss eine Frau sein, sie soll ungewöhnlich sein – nicht nur optisch mit ihrem blonden Afro – und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben. Dann braucht sie einen Partner, der gemeinsam mit ihr durch die Fälle geht, und die zwei sollen sich ergänzen. Diese Fixpunkte sind wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht worden und gewachsen. In der Mitte des ersten Krimis habe ich mir dann gedacht, jetzt bekommen sie ihr Eigenleben, jetzt fangen sie an, Dinge zu tun, die ich mir nicht konkret aus den Fingern saugen muss.

Die Figuren bekommen dann sehr viel Eigendynamik und einen eigenen Willen.

Manchmal kannst du dann gar nicht anders, als Dinge so und so zu schreiben.

Eine angenehme Seite an Krimis ist, dass es ganz oft ums Essen geht. Wird auch bei Veilchen Mauser viel gekocht und gegessen? Zu wenig. Es war mir anfangs auch nicht so bewusst, dass es ein absolutes Erfolgsmerkmal von Regionalkrimis ist, dass sie auch sehr viel von der regionalen Küche transportieren. Aber im dritten Band, „Veilchens Blut“, steht ein Kaiserschmarren drin, der auch meine Leibspeise ist.

Den habe ich auf Anregung des Verlags in der Wagner’schen Buchhandlung vor laufenden Kameras gekocht.

Der Film vom Kaiserschmarren-Kochen steht auf Ihrer Website. Dort kann man auch Valerie-Mauser-T-Shirts und -Tassen kaufen. Ist Veilchen ein Merchandising-Erfolg? Rein verkaufstechnisch bringt es nicht sehr viel, weil sich einfach viel mehr im stationären Buchhandel abspielt. Gott sei Dank habe ich einen Verlag, auf den ich mich dabei verlassen kann.

Bei der Website geht es mehr darum zu zeigen, was ich erreicht habe. Das ist für mich auch eine Art Bilderalbum – etwas fürs Image, für die Außenwirkung, aber nicht für den Buchverkauf.

Apropos Außenwirkung: Wie sieht Ihr Autorenleben aus? Momentan habe ich eine Wohlfühlbalance: Ich habe Zeit, mein neues Buch zu schreiben, ich habe Zeit nachzudenken, vielleicht die Seele bau-

meln zu lassen, und dann habe ich auch wieder Auftritte. Schriftsteller zu sein, ist oft ein sehr einsamer Job. Ich bin vom Typ her auch gerne einmal für mich allein.

Aber ohne die direkten Kontakte wie bei einer Lesung und ohne Feedback wäre das Leben halb so schön.

Wird es auch einen vierten Band mit Valerie Mauser geben? Ich bin gerade dabei, ihn zu konzipieren. Und ich freue mich jetzt schon aufs Schreiben, das geht mir so locker von der Hand. So wie mein Vorleben mich immer mehr in Richtung Schreiben gebracht hat, bringt mich jetzt innerhalb des Schreibens vieles wieder zurück zum Veilchen und bestätigt den eingeschlagenen Weg. Das heißt, Sie bleiben beim Veilchen und beim Schreiben? Ja, auf jeden Fall.

Vielen Dank für das Gespräch.

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touristisch, sondern auch in jeder anderen Form. Es muss nicht in allen Einzelheiten stimmen, aber es muss so sein, dass es von jemandem, der hier wohnt, auch wirklich nachgeprüft werden kann – und es wird auch nachgeprüft. Ich glaube, dass die Authentizität von Krimis auch in den aufschlussreichen Details liegt. Selbst wenn

ZUR PERSON Der gebürtige Innsbrucker (*1975) arbeitete nach dem abgeschlossenen Jus-Studium bei einer Bank und als selbstständiger Unternehmensberater.

Joe Fischler betrieb mehrere Blogs, veröffentlichte das Sachbuch „Erfolgsrezept Internet“, eine Bauanleitung für Kaninchenställe sowie per Self Publishing unter dem Pseudonym Halvar Beck den Norwegen-Krimi „Fjord“. Seit 2015 erschienen beim Haymon Verlag die Krimis „Veilchens Winter“, „Veilchens Feuer“ und „Veilchens Blut“.

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49 KOMMENTARE SAISON

Die denunzierte Mitte

VO N A LO I S S C H Ö P F

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nd immer wieder werden diese goldenen kälber und herrgötter verehrt und das neue beherrschtwerden von ihren anführern droht allen voran gletscherherren seilbahnbosse zuhälter charakterschweine (zumeist katholisch) ich höre das zerbrechen der alten kulturen.“ „Der Massentourismus, wie er heute in einigen Hintertälern in Tirol wütet, ist eine gewaltige Plage für Land und Leute. Sein ökologischer Fußabdruck, und noch mehr sein soziokultureller, ist verheerend. Trotzdem gelten die Drahtzieher immer noch als sakrosankte Heroen.“

Leider wurde aus der notwendigen Kontrollfunktion von Kritik inzwischen das Gewerbe des Kritikers.

Beide Zitate stammen von angesehenen Tiroler Publizisten: Das erste von Hans Haid, der sich mit solchen und vielen ähnlichen Worten beim Publikum für die Zuerkennung des Otto-GrünmandlPreises bedankte. Das zweite von Markus Wilhelm, dem Blogger aus dem Ötztal, dessen Seiten vorzugsweise von jenen Tirolern besucht werden, die ihrem spießigen Tun im Alltag zwecks moralischer Entlastung einen Schuss Widerständigkeit verpassen möchten. Wesentlich gemäßigter, aber in eine ähnliche Richtung zielt im Übrigen auch der in seiner Betulichkeit faszinierende Veranstaltungskalender des von der Diözese Innsbruck betriebenen

„Hauses der Begegnung“. Neben zahlreichen Frömmigkeitsevents lässt die Vortragsliste nämlich keinen Zweifel darüber aufkommen, dass wir uns falsch ernähren, zu stressig leben, zu wenig nett zu den Flüchtlingen sind, die Genderisierung der Welt noch nicht abgeschlossen ist, die Entwicklungsländer ausgebeutet werden und der Kapitalismus hoffentlich bald am Ende angelangt ist. Im Gegensatz zu solchen Sichten steht übrigens die gerade jüngst erschienene Untersuchung der Statistik Austria, wonach die Österreicher, die in einem der reichsten und sichersten Länder der Welt leben, auf einer Skala von null bis zehn ihr Lebensglück bei 7,9 verorten. EU-Durchschnitt ist 7,1! Wir sind also eines der glücklichsten Völker Europas!

Diese Erkenntnis dürfte allerdings kaum mediale Auswirkungen auf die intellektuellen Paralleluniversen in unserem Land haben. Sie wird eher Unglauben und Empörung auslösen. Denn leider wurde aus der notwendigen Kontrollfunktion von Kritik inzwischen das Gewerbe des Kritikers, der – von links oder rechts kommend, auf jeden Fall aber auf der richtigen Seite der Geschichte befindlich – keine Scheu hat, den Konsens, auf dem der Erfolg unserer Gesellschaft aufbaut, zum Zwecke des Geldverdienens oder zumindest der moralischen Selbsterhöhung zu denunzieren. Anders ist der hanebüchene Unsinn der beiden Zitate vom Beginn des Artikels nicht zu erklären. × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Weihnachts-Metamorphosen

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VON ERNS T MOLDEN

ien, oh meine Lebensstadt, trunken vor Punsch ausgestattet und sich selbst genug. Es ist erhebst du dein Haupt, geschmückt von nicht ganz überhaupt alles nicht ganz so einfach. Ungeschmackssicherer Weihnachtsdekoration! Es ist längst stand zu lesen, dass der Wasserkopf immer ratsam, den Lebensort dann zu studieren, wenn er grad in Wien zwar noch immer den größten Sog auf die Zureisenden des Feierlaune ist. Es bietet sich an, als Vergleich zum Vorjahr oder Landes ausübt. Andrerseits steigt der Trend bei Hauptstädtern, gleich zur grauen Vorzeit. den Wohnsitz in die mittlere Umgebung, in Meine Stadt ist jetzt anders. Sie ist Je größer Wien wird, umso kleinere urbane Räume, etwa Sankt Pölten sowieso total anders als sie war, als ich oder Krems, zu verlegen. Und auch dass weniger verspürt der sie mir erstmals erobern musste, so vor die Dörfer im Wiener Umland alle veröden, Wiener das Bedürfnis nach ist nur zum Teil wahr. Unlängst bereiste ich 30 Jahren. Verglichen zu damals ist sie vollständiger Stadtkenntnis. zweimal hintereinander den Wienerwald. geradezu eine ausgewechselte Stadt.

Aber sie ist sogar anders als noch vor Hier darf, dank strenger Landschaftsfünf bis zehn Jahren. Abertausendschaften sind hergezogen, aus schutzgesetze, wenig neu gebaut werden. Und auch hierher sind den Bundesländern und von weiter her. Riesenhafte Gebiete sind viele Wiener gezogen. Einmal war ich für eine Probe im spätherbstdazugewachsen. Viertel gibt es, deren Namen der altgediente lich dämmernden Dorf Gablitz. Dann recherchierte ich etwas in Wiener noch nicht gewohnt ist. Die Seestadt Aspern, das Sonder österreichischen Schicksalsortschaft Mayerling, wo einst der nenparkviertel beim Hauptbahnhof. Bei uns in Erdberg ist man Kronprinz sich selbst und die Baronesse Vetsera meuchelte. mittlerweile auf eine Art downtown. Hier, wo man nach Ende des Mir fiel auf, wie hübsch diese Dörfer waren, nicht herausgeletzten Krieges noch tiefe Vorstadt war, mit Gemüsegarteln und putzt, aber doch von ihren Leuten gemocht und erhalten. Mir fiel Hendln in den Höfen der einstöckigen Erdberger Häuser, mit den das Fehlen von Baumärkten und fußballfeldgroßen Parkplätzen Fuhrwerkspferden in den Ställen dahinter. Jetzt sind wir Innenstadt, an den Rändern auf. Die Trafiken hatten offen. Und, ganz selten: so groß ist das umliegende Wien geworden.

Menschen standen auf der Straße und sprachen miteinander.

Paradoxerweise führt das zu einer neuen Verdörflichung. Je Vielleicht, dachte ich, tut so ein Wechsel der Seelen beiden gut: größer Wien wird, umso weniger verspürt der Wiener das BeStadt und Land. × dürfnis nach vollständiger Stadtkenntnis. Vielleicht, weil es schier Ernst Molden, 48, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Alunmöglich wird, jede Ecke einer so ausgedehnten Stadt zu kennen. ben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Soeben erschien sein neues Album SCHDROM (monkeymusic).

Vielleicht aber auch, weil die Viertel autarker werden. Vollständiger

50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Anton Pletzer DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Dorf Tirol, Bad Aussee, Maria Wörth LETZTER URLAUB (WO UND WANN): Sardinien im Oktober 2016 DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Gastlichkeit und Wahrheit DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Immer weniger Identität mit dem Land und der Kultur, immer weniger heimisches Personal DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Sicherheit, Naturverbundenheit, Luftqualität DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Immer weniger Identität mit der Kultur und dem Land DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Mehr Bewegung hin zur Natur TIROL ALS URLAUBSZIEL ZEICHNET AUS: Natur, Berge, Freundlichkeit der Menschen und die besten Beherbergungsbetriebe ALS ICH MIT 19 JAHREN EIN UNTERNEHMEN GEGRÜNDET HABE, WAR MEIN GRÖSSTER VORTEIL: Unbekümmertheit – ich hatte keine Vorurteile DIE STÄRKEN EINES FAMILIENUNTERNEHMENS SIND: Zusammenhalt, Tradition, ein solides Fundament DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN FÜR EIN FAMILIENUNTERNEHMEN SIND: Verständnis untereinander und Zusammenhalt TRADITION IST IM TOURISMUS WICHTIG, WEIL: diese von den Gästen erwartet wird.

INNOVATION IST IM TOURISMUS WICHTIG, WEIL: dies von den Gästen verlangt und für die Erhaltung der Tourismusbetriebe notwendig ist.

DIE ÜBERGABE MEINER FIRMA AN MEINE SÖHNE FIEL MIR SCHWER, WEIL: Die Übergabe fiel mir nicht schwer.

DIE ÜBERGABE MEINER FIRMA AN MEINE SÖHNE FIEL MIR LEICHT, WEIL: meine Söhne für die Aufgabe geeignet waren und eine frühzeitige Übergabe in jungen Jahren mehr Erfolg hat.

Unternehmer Anton Pletzer ist seit 45 Jahren in leitender Funktion im Tourismus tätig, davon 32 als Obmann und zehn Jahre als Obmann-Stellvertreter des TVB Hopfgarten bzw. Hohe Salve, 2010 war er Seilbahner des Jahres.

Wir denken voraus.

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