Gesund in Tirol (Mai 2016)

AUSGABE # 13 /SOMMER 2016

In Partnerschaft mit den

Nachgeholfen Welche Möglichkeiten bietet künstliche Befruchtung und wer darf sie nutzen?

Mitgedacht

Wertvolle Tipps zur Verhinderung von Lebensmittelverschwendung.

Relativiert Wird die Großen überraschen: Nur zehn Prozent der Jungen sind internetsüchtig.

„Mama werde ich dann später“ Warum Frauen ihren Kinderwunsch immer häufiger hinauszögern und welche Konsequenzen damit verbunden sind.

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Inhalt & Editorial

Editorial In den letzten 30 bis 40 Jahren

hat sich das Alter, in dem Frauen zum ersten Mal schwanger werden, von durchschnittlich 21 auf 31 Jahre verschoben. Welche Konsequenzen diese Entwicklung für die Mütter, die Kinder und auch die Medizin hat, wird in dieser Ausgabe von „Gesund in Tirol“ beleuchtet. Auseinandergesetzt haben wir uns auch mit der meist ungefährlichen, aber sehr schmerzhaften und weitgehend unbekannten Krankheit Endometriose. Außerdem gibt es Tipps zur richtigen und vor allem vernünftigen Marathonvorbereitung und wie man der Lebensmittelverschwendung in der Küche vorbeugen kann. Ob ihr Kind internetsüchtig ist oder nicht, wird auch geklärt. Zu Letzterem sei an dieser Stelle bereits verraten – wahrscheinlich gehören Sie zu den 90 Prozent, deren Nachwuchs nicht gefährdet ist.

Wir wünschen eine spannende Lektüre!

Die Redaktion

Inhalt Kurz & bündig Thema Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt Wissenswertes zu den Themen Unfruchtbarkeit und künstliche Befruchtung.

Neue Realitäten Frauen gebären immer später ihr erstes Kind – mit welchen Auswirkungen?

Gesund leben Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck Redaktion: Rebecca Müller (Ltg.), Eva Schwienbacher, Eva-Maria Hotter, Daniel Feichtner, Barbara Wohlsein, Klaus Erler, Kathrin Fenkiw Grafik: Christina Rotter Titelfoto: shutterstock.com Fotos, falls nicht anders gekennzeichnet: Archiv/TARGET GROUP Publishing GmbH Geschäftsführung: Andreas Eisendle, Michael Steinlechner Telefon: +43 (0)512/586020-0 Fax: +43 (0)512/586020-20 E-Mail Redaktion: redaktion@target-group.at E-Mail Verkauf: c.larch@target-group.at Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

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Ratgeber Krampfadern Wie man sie behandelt und wie man ihnen vorbeugen kann.

Interview 10

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Werner Poewe Der Vorstand der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie über die Faszination Gehirn.

Wissen

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Fit für den Marathon Wie man sich richtig auf diesen Kraftakt vorbereitet, erklärt Wolfgang Schobersberger.

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Gebärmutterschleimhaut am falschen Ort Endometriose – eine Krankheit, die noch Rätsel aufgibt.

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Die Verschiebung der Realität Was ist ein Delir?

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Was übrig bleibt Tipps und Tricks gegen Lebensmittelverschwendung in der Küche.

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Unser Gedächtnis Wie das Gedächtnis funktioniert und wie man es trainieren kann.

Herzensangelegenheiten Serie: Die Organe

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Offline: nie 24 Auch wenn es Eltern anders sehen – internetsüchtig sind nur 10 Prozent der Jugendlichen.

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Kurz & bündig

Kurz & bündig BKH Schwaz: Vortrag „Schilddrüse“ Besser informiert mit den ExpertInnen des Bezirkskrankenhauses Schwaz – so lautet das Motto einer neuen Veranstaltungsreihe. Zum ersten Termin am 15. Juni um 19:00 Uhr lädt das BKH Schwaz alle Interessierten herzlich ein.

Humor trotz(t) Tumor Unter dem Motto „Das Glück kommt zu denen, die lachen“ hat die Senioren-Krebshilfe Tirol gemeinsam mit Lachtherapeut Christoph Emmelmann die „Humorschule“ ins Leben gerufen und lädt herzlich zur Teilnahme ein. Das Projekt stellt in der Therapie ein wertvolles Instrument zur Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität von Patienten mit Tumorerkrankung sowie deren Angehörigen dar. Folgende Termine werden 2016 angeboten: 31.

Mai, 20. September und 29.

November, jeweils dienstags um 17 Uhr, Treffpunkt: Klinik Innsbruck, Foyer MZA, Anmeldung unter Tel. 0512/504 83268, alle Infos unter www. senioren-krebshilfe.at

Thema: Schilddrüse – kleines Organ mit großer Wirkung Ort: Lichthalle des BKH Schwaz Vortragender: Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerold Wetscher Anschließend gibt es die Möglichkeit für Fragen und Gespräche. Der Eintritt ist frei.

Teddybärkrankenhaus Vom 10. bis zum 13. Mai fand heuer im Foyer der Kinderklinik das Teddybärkrankenhaus der AMSA (Austrian Medical Students‘ Association) statt.

Knapp 1.300 Kinder brachten in dieser Woche ihre Kuscheltiere mit und ließen sie verarzten. Mit dieser Aktion soll den Kindern die Angst vor dem Krankenhaus genommen werden. Weitere Infos unter www.amsa.at.

Harnwegsinfekte bei Kindern Harnwegsinfekte werden meist als typisches Frauenleiden wahrgenommen, aber auch Kinder sind oft betroffen. Typische Symptome sind das Brennen beim Wasserlassen, ein verstärkter Harndrang und Bettnässen. Wie bei den Erwachsenen sind Mädchen anfälliger für den Infekt, da ihre Harnröhre kürzer ist, bei Buben kann aber die Nicht-Beschneidung ein Risiko sein.

Klagt ein Kind über Symptome, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, da zur Behandlung der bakteriellen Infektion meist Antibiotika notwendig sind und auch eine Blasen- oder eine Nierenbeckenentzündung ähnliche Symptome verursachen.

Kurz & bündig

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Masern: Nur impfen schützt!

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern extrem ansteckend.

Die gute Nachricht: Zwei Teilimpfungen schützen lebenslänglich vor der Krankheit. Die weniger gute Nachricht: Österreich hat eine der niedrigsten Durchimpfungsraten in Europa. Mit der Initiative „Europäische Impfwoche“ soll gezielt Aufklärungsarbeit unter anderem an Schulen geleistet werden.

Alle Infos unter www.tirol-masern.at.

Nach einer Generalsanierung wurde die Station A3/Gerontopsychiatrie am Landeskrankenhaus Hall eröffnet. Umgesetzt wurden Maßnahmen, die mehr Komfort und Sicherheit für Patienten sowie bessere Arbeitsbedingungen für das Personal bringen. Ein barrierefreier Zugang zur Station, die sich im Erdgeschoß befindet, ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit, eine automatische Schiebetür vereinfacht den Zugang auch mit Rollstuhl oder Gehhilfe. Die Station wurde im Beisein von Politik und Ehrengästen feierlich eröffnet.

Auskünfte und online buchen: Gästeinfo Region Bad Radkersburg 8490 Bad Radkersburg, Hauptplatz 14 T: +43 (0)3476 - 2545 info@badradkersburg.at, www.badradkersburg.at

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Wiedereröffnet

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Thema

„Bei einer In-vitroFertilisation haben wir mehr Möglichkeiten, die Befruchtung zu steuern und zu kontrollieren.“ WOLFGANG BIASIO

Thema

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Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt Künstliche Befruchtung spielt eine immer wichtigere Rolle in der Medizin wie in der Gesellschaft. Auch weil Frauen immer später Kinder bekommen. Gründe für eine Unfruchtbarkeit gibt es aber mehrere.

W

ird eine Frau trotz regelmäßigem und ungeschütztem Geschlechtsverkehr – die Medizin rechnet hier mit mindestens zwei Mal pro Woche – innerhalb von zwölf Monaten nicht schwanger, sollte sie ihren Frauenarzt aufsuchen, um eine mögliche Unfruchtbarkeit abzuklären. „Frauen ab 35 Jahre werden hier anders eingestuft, sie sollten bereits ab sechs Monaten nicht länger warten und etwaige Ursachen abklären lassen“, erklärt Wolfgang Biasio, Embryologe an der Universitätsklinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck.

Das Alter spielt nämlich eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Fertilität, aber auch verschiedene Erkrankungen und Funktionsstörungen wie die Endometriose (mehr zur Endometriose ab Seite 36) oder das PCO-Syndrom können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Bei Letzterem leiden die Betroffenen an einem erhöhten Spiegel männlicher Hormone. Zu den häufigsten Symptomen zählen Hautunreinheiten oder Akne, vermehrte Körperbehaarung, Übergewicht und ein unregelmäßiger Zyklus, was die Erfüllung eines Kinderwunsches massiv erschwert. Das PCO-Syndrom ist die

häufigste hormonelle Störung bei jungen Frauen. Der Ultraschall zeigt vergrößerte Eierstöcke mit vielen kleinen Zysten am Rand, daher hat die Erkrankung ihren Namen – Polyzystisches Ovarsyndrom.

Weitere Ursachen für eine sogenannte Eizellreifungsstörung kann zum Beispiel auch eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion sein. Aber auch Über- oder Untergewicht, Medikamente, Stress und exzessiver Sport können für ein hormonelles Ungleichgewicht sorgen. Darüber hinaus können auch Fehlbildungen der Gebärmutter und der Eileiter die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Die Ursachenforschung

Eine eingeschränkte Fertilität kann natürlich auch bei Männern vorliegen. Auch bei ihnen spielt das Alter eine Rolle, wenn auch eine weniger drastische. Außerdem sind es bei Männern weniger spezifische Erkrankungen als vielmehr Lifestyle-Faktoren wie Rauchen, Arbeitsplätze, an denen sie extremen Bedingungen wie Hitze ausgesetzt sind, und zu einem großen Teil auch Stress, die die Qualität der Spermien verringern und damit die Fruchtbarkeit einschränken können. Hormonelle Störungen sind bei Männern hingegen eher selten. Die Qualität der Spermien wird an deren Anzahl, Größe und daran, wie

schnell sie sich bewegen, festgemacht.

Sind im Ejakulat zu wenige Samenzellen vorhanden, kann das, neben den erwähnten Umweltfaktoren und vor allem Stress, mehrere Ursachen haben: Krampfadern am Hoden (Varikocele), ein Hodenhochstand, Tumore oder Infektionen.

In diesen Fällen spricht man von Störungen der Spermienreifung. Aber auch eine Störung beim Transport der Samen kann vorliegen. Bei einigen Männern werden zwar ausreichend viele bewegliche Spermien gebildet, diese können aber auf Grund blockierter Samenleiter beim Samenerguss nicht aus dem Körper austreten. „Ursache können fehlgebildete oder, zum Beispiel infolge einer Entzündung, verklebte Nebenhodengänge sein“, erklärt Wolfgang Biasio.

Wird eine eingeschränkte Fertilität oder potenzielle Unfruchtbarkeit bei Männern vermutet, wird zur genauen Diagnostik stets ein Urologe hinzugezogen. Je nach Befund hat die Reproduktionsmedizin schließlich mehrere Möglichkeiten der Behandlung, wie Wolfgang Biasio erläutert: „In manchen Fällen reicht es schon, wenn die Lebensführung umgestellt wird.

Bei einer Störung des Transports der Samen kann man zum Beispiel Hodengewebe entnehmen und dort Spermien extrahieren, um sie in eine Eizelle einzusetzen.“

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Thema

Im Labor werden Ei und Samen in einer Nährlösung zusammengebracht.

Die Behandlung einer Fertilitätsstörung bei Frauen ist komplexer als bei Männern.

Im Falle des PCO-Syndroms muss unabhängig vom bestehenden Kinderwunsch mit der Behandlung begonnen werden, wie der Biologe ausführt: „Für Betroffene ist sehr wichtig, dass sie eine geeignete Pille nehmen – auch wenn sie gerade nicht sexuell aktiv sind – da so der Hormonhaushalt reguliert und vor allem der Zyklus normalisiert wird.“ Später kann das PCO-Syndrom bei Kinderwunsch noch mit Medikamenten behandelt werden.

Mit Medikamenten kann auch die Funktion des Eierstocks gesteuert werden. Ovarielle Stimulationstherapien können mit Tabletten oder Spritzen erfolgen und dauern jeweils ca. 14 Tage. In diesem Zeitraum muss durch Ultraschall und Hormonbestimmungen im Serum die Reaktion der Eierstöcke überwacht werden. Über Inseminationen können auch „aufbereitete Spermien“ des Partners oder eine fremde Samenspende, zum Zeitpunkt des Eisprungs, mit einem dünnen Katheter direkt in die Gebärmutter übertragen werden. Wird die Patientin auf diesem Weg nicht schwanger, folgt meist der nächste Schritt, der ins Labor führt, wie Biasio erzählt: „Bei einer In-vitro-Fertilisation haben wir mehr Möglichkeiten, die Befruchtung zu steuern und zu kontrollieren.“

Im Labor

Bei der In-vitro-Fertilisation, kurz IVF, wird die Eizelle außerhalb des Körpers befruchtet. Zunächst werden die Eierstöcke mit Hormonspritzen stimuliert, sodass mehrere Eizellen heranreifen. 36 Stunden nach dem Eisprung werden die Eizellen aus den Eierstöcken abgesaugt – die Patientin steht dabei unter einer Sedierung. „Der gesamte Vorgang wird zudem durch Ultraschall überwacht und ist sehr schonend und meist ohne Kompli-

kationen“, beruhigt der Experte. Im Labor werden Ei und Samen in einer Nährlösung zusammengebracht, etwa 80 Prozent der Eizellen werden so befruchtet. Die befruchteten Eizellen entwickeln sich durch Zellteilung zu Embryonen weiter. Der Transfer der Embryonen erfolgt in der Regel am Tag zwei bis drei, wenn man ein bis drei Embryonen, oder am Tag fünf, wenn man vier oder mehr gute Embryonen zur Verfügung hat. „Die Chancen einer Schwangerschaft bei IVF liegen österreichweit bei rund 31 Prozent, etwa 70 Prozent der Frauen sind nach vier Behandlungszyklen schwanger“, erklärt Wolfgang Biasio. Einen wesentlichen Einfluss hat auch hier das Lebensalter der Frau.

Die Klinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck ist Anlaufstelle für alle Themen rund um Kinderwunsch und Reproduktionsmedizin, aber auch bei Zyklusstörungen, Endometriose, dem PCO-Syndrom, Sexualstörungen, Pubertätsproblemen, Wechseljahrbeschwerden und anderen Bereiche der Gynäkologie. Bei allen Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung, die sich seit dem ersten sogenannten „Retortenbaby“ 1978 stetig verbessert haben – es kann nicht jeder Kinderwunsch erfüllt werden. Zudem unterliegt die Reproduktionsmedizin gesetzlichen Rahmenbedingungen und Einschränkungen. In jedem Fall ist dem Embryologen Wolfgang Biasio wichtig zu sagen: „Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, ist entscheidend, dass Paare zur Abklärung der Ursachen zu uns kommen, damit wir ihnen auch helfen können. Warten sie zu lange, kann unter Umständen wertvolle Zeit verlorengehen.“ Alle Infos zu Fertilitätsstörungen und Therapiemöglichkeiten unter: www.kinderwunsch-zentrum.at REBECCA MÜLLER

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Das sagt der Gesetzgeber: Im Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) von 1992 (letzte Novelle 2015) werden die Behandlungsformen der medizinisch unterstützten Fortpflanzung und der Umgang mit den Embryonen geregelt.

Wichtig ist auch das IVFFonds-Gesetz, das im August 1999 verabschiedet wurde und in dem verankert ist, wie die Rückerstattung der Behandlungskosten in Österreich zu erfolgen hat und welche Voraussetzungen für eine anteilige Kostenübernahme gegeben sein müssen.

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Verschiedene Möglichkeiten

Zur Person Dr. Wolfgang Biasio ist Molekulargenetiker und zertifizierter klinischer Embryologe an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.

Thema

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Künstliche Befruchtung – Als Frau ...

Voraussetzungen und gesetzliche Rahmenbedingungen in Österreich:

• Die Kinderlosigkeit ist mit anderen Behandlungsmethoden nicht zu beheben.

• Die Gebärmutter und mindestens ein Eierstock sind funktionstüchtig.

• Der Rötelnschutz wurde nachgewiesen. ... ist Voraussetzung Nummer 1, dass überhaupt Spermien vorhanden sind. Ist dies sichergestellt, hängt der weitere Weg der Behandlung von ihrer Samenqualität ab.

Wer hat Anspruch auf medizinisch unterstützte Fortpflanzung?

Ehepaare sowie Paare, die in einer eingetragenen Partnerschaft oder in einer Lebensgemeinschaft leben.

Darunter fallen auch gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen zwei Frauen. Ausgeschlossen sind alleinstehende Personen.

Als Mann ...

Welche Behandlungen werden mitfinanziert?

Die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch den IVF-Fonds besteht grundsätzlich für maximal vier Versuche einer IVF/ICSI-Behandlung und die hierfür notwendigen Schritte und Medikamente. Sind weitere Zyklen erforderlich, muss das Paar selbst dafür aufkommen. Die Finanzierung steht allen Paaren, bei denen Unfruchtbarkeit vorliegt, zu. Beide müssen krankenversichert sein.

Außerdem darf die Frau bei Beginn der Behandlung nicht älter als 40 und der Mann nicht älter als 50 Jahre sein.

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Thema

Neue Realitäten Frauen erwarten auch in Tirol immer später ihr erstes Kind. Eine gesellschaftliche Normalität mit Folgen für die Mütter, die Kinder und die Medizin.

Thema

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udwig Wildt, Direktor der Universitätsklinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck, ist einer der führenden Kinderwunsch- und Hormonspezialisten im deutschen Sprachraum. Dennoch wünscht er sich eine Gesellschaft, in der seine und die Arbeit seiner Kollegen zu 90 Prozent überflüssig ist. „Das wäre zwar nicht ideal für mich, aber ideal für die Frauen“, so der Mediziner. In den letzten 30 bis 40 Jahren hat sich das Alter, in dem Frauen zum ersten Mal schwanger werden, von durchschnittlich 21 auf 31 Jahre verschoben. Ein Alter, in dem mehrere Fakto-

„Früher sprach man bei einer 28-jährigen Frau von einer späten Erstgebärenden, heute bei Frauen ab 35 Jahren.“ LUDWIG WILDT

ren die Fruchtbarkeit der Frau beeinflussen bzw. beeinträchtigen können. Wie zum Beispiel Infektionen oder Endometriose – eine Erkrankung, bei der sich Herde aus Gebärmutterschleimhaut an anderen Stellen im Körper und vor allem im Bauchraum finden und die gutartig, aber chronisch verläuft (mehr zum Thema Endometriose ab Seite 36). Negativen Einfluss auf die Fertilität der Frau hat auch das Polyzystische Ovarialsyndrom – kurz PCO-Syndrom, das die häufigste Ursache für einen erhöhten Spiegel an männlichen Hormonen bei der Frau

ist und zu Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit führen kann.

Außerdem nimmt mit zunehmendem Alter die Qualität der Eizellen ab. Im Allgemeinen sind die „fruchtbaren Jahre“ der Frau relativ eng begrenzt. Bereits ab 24 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit stetig ab.

Unvereinbarkeiten

Die Gründe, warum Frauen sich heute immer später dafür entscheiden, schwanger zu werden, sind zwar verschieden und immer persönlich, liegen aber in vielen Fällen in der Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Und irgendwie „Schuld“ daran ist auch die Medizin: „Mit der Pille hat die Medizin der Frau erst die Möglichkeit gegeben, ihr Recht auf eine umfangreiche Ausbildung und die Chance auf eine Karriere wahrzunehmen“, meint Wildt. „Früher sprach man bei einer 28-jährigen Frau von einer späten Erstgebärenden, heute bei Frauen ab 35 Jahren“, so Ludwig Wildt.

Gerade ab diesem Alter werden Schwangerschaften als sogenannte Risikoschwangerschaften eingestuft, die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Früh- und auch Fehlgeburten, Schwangerschaftsvergiftungen, Schwangerschaftsdiabetes und Mangelentwicklungen bei den Kindern verbunden ist. „Gerade die Wahrscheinlichkeit für Trisomie 21, also das Down-Syndrom, schnellt regelrecht in die Höhe“, betont Wildt. Laut der Österreichischen Gesellschaft für prä- und perinatale Medizin liegt die Wahrscheinlichkeit bei einer 25-jährigen Mutter noch bei 1:946, bei einer 34-jährigen bei 1:312 und bei einer Frau mit 40 Jahren bei 1:68.

Wechselwirkungen

Die Tatsache, dass Erstgebärende immer älter werden, hat für Frauen die Konsequenz, dass die Möglichkeit einer natür-

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Welchen Einfluss hat das Alter auf die Fertilität der Frau?

• Der allgemeine Gesund heitszustand kann sich verschlechtern, verschie dene Erkrankungen können die Fruchtbarkeit beeinflussen.

• Die Anzahl und die Quali- tät der funktionsfähigen Eizellen nehmen ab.

• Der Menstruationszyklus wird unregelmäßiger.

• Die Beschaffenheit der Gebärmutter kann sich verändern und für die Einnistung des befruchteten Eies „zu dünn“ werden.

Krankheiten, die einen Einfluss haben können: • PCO-Syndrom • Endometriose • Infektion mit Chlamydien • Andere chronische Krank heiten können die Frucht barkeit beeinträchtigen.

lichen und unkomplizierten Schwangerschaft stark eingeschränkt sein kann.

Zudem sind Mutter und Kind teils erheblichen Risiken ausgesetzt. Auswirkungen hat dieser Umstand auch auf die Medizin. Immer mehr Frauen wollen bzw. müssen die verschiedenen Methoden der künstlichen Befruchtung in Anspruch nehmen und seit 2015 erlaubt ein Gesetz auch lesbischen Paaren, sich ihren Kinderwunsch auf diesem Weg zu erfüllen. Die Reproduktionsmedizin ist also stark mit Entwicklungen in der Gesellschaft verbunden und wird teilweise

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Thema

„Auch späte Schwangerschaften können weitgehend problemlos verlaufen. In der Medizin muss man aber immer von Wahrscheinlichkeiten ausgehen und Komplikationen miteinberechnen.“ LUDWIG WILDT

sogar von ihnen bedingt und in gewisser Hinsicht optimiert. „Was viel gebraucht wird, wird stetig weiterentwickelt und verbessert. Das ist auch in der Medizin so“, erklärt Ludwig Wildt.

Künstliche Befruchtung birgt aber auch immer noch Risiken und ist, wie andere Therapien, nicht immer erfolgreich. Ein Problem – Mehrlingsschwangerschaften.

„Mehrlingsschwangerschaften bedeuten immer ein Risiko, vor allem bei Frauen, die relativ spät das erste Kind erwarten“, betont Ludwig Wildt. Durch Reduzierung der in die Gebärmutter transferierten Embryonen auf maximal zwei, kann die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften heute in den meisten Fällen aber recht gering gehalten werden.

Zur Person Univ.-Prof. Dr. Ludwig Wildt ist seit 2003 Direktor der Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Department Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck.

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Ideale

Auch späte Schwangerschaften können weitgehend problemlos verlaufen.

In der Medizin muss man aber immer von Wahrscheinlichkeiten ausgehen und Komplikationen miteinberechnen. „Tatsache ist, dass Erstgebärende ab 35 Jahren mit Risiken rechnen müssen und ihre Fertilität – teilweise massiv – eingeschränkt ist“, fasst Ludwig Wildt zusammen. Wie viele Frauen und auch Männer erkennt der Reproduktionsmediziner in der Tatsache, dass Frauen immer später ihr erstes Kind gebären, eine Aufgabe. Er wünscht sich eine Gesellschaft, die familienfreundlicher ist als jene, in der sich Familien und vor allem Frauen heute zurechtfinden müssen: „Das Ziel sollte sein, dass auch eine Studentin mit Anfang Zwanzig ein Kind bekommen kann, trotzdem ihre Ausbildung schnell wiederaufnehmen und auch Karriere machen kann, wenn sie das will.“

REBECCA MÜLLER lll

Auf Eis gelegt Unter „social freezing“ versteht man das vorsorgliche Einfrieren junger, unbefruchteter Eizellen.

In Österreich darf diese Methode nur aus medizinischen Gründen in Anspruch genommen werden.

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teht einer Patientin zum Beispiel eine Chemo- oder Strahlentherapie bevor, hat sie die Möglichkeit, sich mehrere Eizellen entnehmen und einfrieren zu lassen. Beide Behandlungen greifen die Eierstöcke an und können zu eingeschränkter Fertilität bis hin zur Unfruchtbarkeit führen. Auch das Risiko von Fehlgeburten nach einer Chemo- oder Strahlentherapie ist höher. Gleichzeitig haben sich die Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen enorm verbessert. Das bedeutet, dass die Patientinnen heute sehr viel höhere Heilungschancen und Lebenserwartungen haben. Das Einfrieren von Samen ist bereits seit Jahren erlaubt und kann in Einzelfällen auch vor einer längeren Abwesenheit des Mannes bei einer Sterilitätsbehandlung durchgeführt werden.

Bei Frauen werden verschiedene Möglichkeiten angewandt. Durch die Verabreichung eines Medikamentes, welches die Hirnanhangdrüse und die Eierstöcke ruhigstellt, können diese während einer Chemotherapie geschützt werden. Auch können Eierstockgewebe, Eizellen oder Embryonen eingefroren werden – für eine Dauer von zehn Jahren (gesetzliche Vorgabe). Ludwig Wildt, Direktor der Universitätsklinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Innsbruck, erklärt in diesem Zusammenhang: „Gerade für sehr junge Krebspatienten ist diese Möglichkeit sehr wichtig. Auch psychologisch, weil sie dann trotz der Krankheit an die Zukunft denken dürfen.“

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Gesund leben

Gesund leben

Fit

für den

Marathon Jedes Jahr starten weltweit tausende Teilnehmer bei Marathons. Um 42,195 Kilometer zu laufen, bedarf es jedoch umfassender Vorbereitung und eines Trainings.

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inmal im Leben an einem Marathon teilnehmen – zu Tausenden gemeinsam starten und die euphorisierte Stimmung genießen.

Grundsätzlich gilt für alle, die mit diesem Gedanken spielen, dass ein Grundlagenausdauertraining das A und O ist. „Aus sportmedizinischer Sicht gibt es keine richtigen Pauschalempfehlungen – egal ob Profi oder Neueinsteiger“, erklärt Wolfgang Schobersberger, Direktor des Instituts für Sport-, Alpin-

medizin und Gesundheitstourismus. „Aber gerade vor einem Marathon ist ein Ganzkörpercheck mit Leistungsdiagnostik besonders zu empfehlen.“ Unter Belastung wird dabei unter anderem die maximale Leistungsfähigkeit des Sportlers ermittelt und anhand der Blutlaktatwerte die optimale Trainings-Herzfrequenz bestimmt. Personen ohne vorherigen Leistungscheck starten oft zu intensiv in ihr Training. „Sie haben während des Laufens eine zu hohe Pulsfrequenz. Idealerweise wird die Ausdauer bei 50 bis

60 Prozent der maximalen Herzfrequenz trainiert.“ Ein Tipp für das Ausdauertraining: Man sollte nur so schnell laufen, dass man sich während des Laufens noch problemlos unterhalten kann.

Muskeln und Gelenke im Fokus

Sich von Internetportalen einen Trainingsplan erstellen zu lassen, davon rät der Sportmediziner eher ab: „Hier wird beispielsweise nach Lauferfahrung sowie Wunschzeit gefragt und anhand dieser Angaben ein Trainingsprogramm er-

Ich schenk mIr

ErlEbnis

kefAlonIA

stellt.“ Für eine kleine Personengruppe mögen die generierten Aussagen stimmen, für einen Großteil jedoch nicht.

Ein individuell erstelltes Training ist laut Schobersberger weitaus hilfreicher.

Auch der orthopädische Aspekt spielt eine wesentliche Rolle: „Jeder meint, das Marathon-Laufen betrifft nur Lunge, Herz und Kreislauf, doch das ist nur ein Teilaspekt. Man weiß, dass es ein Großteil nicht ins Ziel schafft, weil Muskelbzw. Gelenksapparat nach 30 Kilometern massive Beschwerden bereiten.“ Es gibt auch einen gewissen Prozentsatz, der grundsätzlich fit und gesund ist, aber dennoch aus verschiedensten Gründen nicht „marathontauglich“. „Die subjektive Gesundheitseinschätzung entspricht nicht immer der objektiven Gesundheit“, betont Wolfgang Schobersberger. In jedem Fall ist es daher ratsam, neben der orthopädischen auch eine internistische Einschätzung einzuholen.

Leidet man zum Beispiel unter Herzproblemen oder starkem Übergewicht, ist die Belastung für das Herz-Kreislauf-System und den Bewegungsapparat schlichtweg zu groß. „Laufen in einem vernünftigen Ausmaß ist gesund, auch wenn es intensiviert wird, aber ein Marathon hat mit Prävention nichts mehr zu tun.“

50 bis 60 Kilometer pro Woche zu trainieren. Bei einem Ziel von knapp unter drei Stunden ist ein wöchentlicher Trainingsumfang von mindestens 80 bis 100 Kilometern Voraussetzung. „Wird das Trainingsausmaß unterschätzt, kann das zu zusätzlichem Stress führen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Training Zeit kostet. Zusätzlich braucht der Körper mehr Regenerationszeit.“ Später im Trainingsprogramm bietet sich auch Intervalltraining an, um mit wechselnder Laufintensität zwischen schnell und langsam dem Körper unterschiedliche Belastungsreize zu setzen. „Die Gefahr ist, dass im Training zu lange und zu langsam gelaufen wird und dadurch die Schnelligkeit verlorengeht.“ Zum Beispiel lässt ein Sprint auf einen Hügel die Pulsfrequenz kurzzeitig auf etwa 150 und darüber steigen. „Es gibt schließlich auch während des Marathons Situationen, bei denen man zum Beispiel inmitten eines Pulks läuft und sich mit einem kurzen Antritt davon lösen möchte.“

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Das Rennen rückt näher

Je näher der Marathon-Termin rückt, desto häufiger sollte man bewusst lange Einheiten einlegen. Beispielsweise bei

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Training und Regeneration

Auch wenn eine gewisse Grundfitness bereits vorhanden ist, sollte mindestens ein halbes Jahr zuvor mit dem Training begonnen werden. Es braucht genügend Zeit für das Training und es muss in den Alltag integriert werden. „Viele sind beispielsweise in der Vergangenheit zweimal pro Woche gelaufen und nehmen sich als Vorbereitung vor, fünfmal zu trainieren, merken dann jedoch, dass es neben einem Vollzeitjob nicht machbar ist“, berichtet Schobersberger.

In der Frühphase wird derselbe Kilometerumfang auf mehrere Trainingseinheiten aufgeteilt: Beispielsweise für eine Marathonzeit von vier Stunden sind, als grobe Richtgröße, in der Vorbereitung

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Zur Person Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger leitet das Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) in Natters.

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Gesund leben

„Gerade vor einem Marathon ist ein Ganzkörpercheck mit Leistungsdiagnostik besonders zu empfehlen.“ WOLFGANG SCHOBERSBERGER

einem Trainingsplan mit 70 Kilometern pro Woche: Macht es anfangs Sinn, fünf bis sechs Trainingseinheiten zu absolvieren, sollten ein paar Wochen vor dem Rennen aber 20 Kilometer und mehr am Stück versucht werden – quasi ein Teilmarathon. „Um den Stoffwechsel und den Muskelapparat anzupassen, müssen zwei bis drei Stunden durchgelaufen werden.“ Unter den Läufern gibt es einen Spruch: Der Marathon fängt ab Kilometer 35 an, was bis dorthin war, gehört der Vergangenheit an.

Faktor Ausrüstung

„Unbedingt auf passendes Schuhwerk achten, denn es ist beim Marathon leistungslimitierend, weil Muskelverspannungen oder Gelenksbeschwerden die schmerzhafte Folge sein können“, so Schobersberger. Fußform, Gewicht und Trainingsfrequenz spielen bei der Schuhwahl eine Rolle. „Leichte Wettkampfschuhe eignen sich für das normale Training weniger, denn sie sind nicht so stabil und weniger gedämpft.“ Zudem machen auch zwei Trainingsgarnituren durchaus Sinn: „Damit sich der Fuß nicht an den Schuh gewöhnt und der Schuh nicht an den Fuß.“ Wichtig ist, die Schuhe immer vor dem Marathon einzulaufen. Manche Druckstellen machen sich erst nach zwei Stunden bemerkbar. „Die Grenzen im Training dürfen nur kurzfristig sein. Komplette Erschöpfung ist nicht zielführend.

Je schlechter man trainiert ist, desto länger dauert die Regenerationsphase.“ Werden Intensität und Umfang übertrie-

ben kann Übertraining die Folge sein, und die Leistung baut trotz Trainings ab.

Ehrgeiz gegen Verstand

Doch wann sollte sportlicher Ehrgeiz dem Verstand weichen? Der Sportmediziner betont: „Chronische Schmerzen des Bewegungsapparates müssen immer ernstgenommen werden. Und nicht unter dem Motto ‚Da muss ich durch, ich

„Laufen in einem vernünftigen Ausmaß ist gesund, auch wenn es intensiviert wird.

Aber ein Marathon hat mit Prävention nichts mehr zu tun.“ bin Sportler’ verbissen weitermachen.“ Laut verschiedener Studien nehmen mindestens 10 bis 20 Prozent der Teilnehmer vor dem Start schmerzstillende Medikamente, von Aspirin bis Voltaren. „Keinesfalls vor dem Start Schmerzmittel einnehmen, denn es steigert die Leistung nicht und hemmt auch nicht Muskel- oder Gelenksschmerzen – aber die Nebenwirkungen können massiv sein“, warnt Schobersberger eindringlich. Die Medikamente können zu Magenblutungen, Leberproblemen oder Nierenschädigungen führen.

Ausreichend Flüssigkeit

Gerade bei umfassendem Ausdauertraining brauchen Sportler eine ausgewogene Kost mit einem höheren Kohlenhydratanteil. Als Marathonläufer im Hobbybereich sind dem Experten zufolge keine extra Vitamine, Proteine und Elektrolyte notwendig. Wichtig sei aber, die Flüssigkeit, die im Training verbraucht wird, zu ersetzen.

Im Marathon sollten Läufer früh genug zu trinken anfangen, denn bei normaler Temperatur verliert man beim Rennen insgesamt etwa drei Liter Schweiß – die es zu ersetzen gilt. „Nicht erst auf das Durstgefühl warten, denn zu diesem Zeitpunkt ist es schon zu spät.“ Zudem ist es ratsam, kleine Schlücke zu machen. „Durch die Erschütterung ist auch der Magen aktiv und gestresst, zu große Flüssigkeitsmengen wirken sich nachteilig aus.“ Sinnvoll sind auch Kalorien, entweder im Getränk drinnen oder in Form von Power-Riegel bzw.

-Gels. In jedem Fall gilt es, diese vorab zu probieren, da laut Schobersberger oft Geschmacksverstärker darin enthalten sind, die nicht immer gut verträglich sind. Beherzigt man diese verschiedenen Aspekte und möglichen Problemfälle, steht der erfolgreichen Teilnahme am Marathon nichts mehr im Weg. Und getreu dem Motto „Nach dem Marathon ist vor dem Marathon“ rät Schobersberger: „Wann danach wieder mit dem Training gestartet werden kann, gibt der Körper dann selbst vor.“ EVA-MARIA HOTTER lll

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Gesund leben

Die Verschiebung

der Realität Monika Lechleitner – ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Hochzirl-Natters – erklärt, was man unter einem Delir versteht und wie betroffenen älteren Menschen bei dieser psychischen Störung geholfen werden kann.

Gesund leben

„Zur Vorbeugung ist es wichtig, von außen kommende stressfördernde Einflüsse möglichst gering zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Funktionszustand des Hirns auch im Alter auf möglichst hohem Niveau erhalten bleibt.“ MONIKA LECHLEITNER

U

nter einem Delir versteht man eine plötzlich auftretende psychische Störung, die auf einer akuten organischen Beeinträchtigung des Gehirns beruht. Sie führt dazu, dass die betroffene Person auf Umweltreize unangemessen reagiert und unfähig ist, sich zu orientieren. Das Delir kann mannigfaltige Verhaltensstörungen bewirken. Neben sogenannten kognitiven Störungen – wie Gedächtnisproblemen, Wahrnehmungsstörungen mit Halluzinationen, Wahnideen, gestörtem Schlaf-WachRhythmus und Konzentrationsstörungen – kennzeichnen das Auftreten einer psychomotorischen Unruhe und eine zeitliche Fluktuation der Symptome das Delir.

Ein Delir stellt eine geriatrische Notfallsituation dar, die den Patienten akut gefährdet und die Krankheitsprognose wesentlich verschlechtert.

Das Risiko für die Entwicklung eines Delirs wird von prädisponierenden Faktoren, insbesondere hohem Lebensalter, Demenzerkrankung, Seh- und Hörbehinderungen, Begleiterkrankungen, Mangelernährung und Schmerzsymptomen beeinflusst. Als unmittelbare Auslöser für ein Delir gelten Umgebungswechsel (Aufnahme in ein Pflegeheim oder Krankenhaus), körperliche Einschränkungen, akute Infekte, Medikamente, Stoffwechselstörungen, Operationen und weitere Einflüsse. Durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen kann das Risiko zur Entwicklung eines Delirs um bis zu 40 Prozent verringert werden. Um diesem

Umstand Rechnung zu tragen, schulen die tirol kliniken seit zwei Jahren alle Mitarbeiter unter dem Titel „Demenz braucht Kompetenz“ nicht nur zu Symptomen und Problemen Demenzkranker, sondern auch über das Problem des Delirs beim älteren Patienten.

In vielen Fällen unerkannt

Monika Lechleitner ist die ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Hochzirl-Natters und erklärt die verschiedenen klinischen Verlaufsformen eines Delirs beim geriatrischen Patienten: „Im Fall eines hyperaktiven Delirs zeigt der betroffene Patient eine starke Unruhe, es besteht ein Unvermögen, die Aufmerksamkeit auf einen Bereich zu konzentrieren, die Fähigkeit, mit der üblichen Klarheit zu denken, geht verloren.

Es bestehen zudem Auffassungs- und Gedächtnisstörungen, Desorientiertheit und eine eingeschränkte Wahrnehmung der Umwelt. Schwierig kann das Erkennen eines hypoaktiven Delirs sein, das durch Bewegungsarmut, Lethargie und Schläfrigkeit gekennzeichnet ist. Der Patient erlebt das Delir häufig als Hilflosigkeit und Unfähigkeit zu kommunizieren, die Änderung der Wahrnehmung der Umgebung und Halluzinationen belasten ihn sehr.“ Leider wird das Delir von der betreuenden Umgebung oft nicht oder erst spät wahrgenommen, obwohl durch einfache Testverfahren und standardisierte Fragebögen das Erkennen erleichtert wird. Je schwerer und je länger ein Delir unbehandelt besteht, umso wahrscheinlicher

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Gesund leben

Mögliche Symptome für ein Delir: • Die Unfähigkeit, sich geistig fokussieren zu können • Der Verlust der Fähigkeit, mit der üblichen Klarheit und Logik zu denken • Gedächtnisstörungen • Eine eingeschränkte Wahrnehmung von Umweltreizen und ein unangebrachtes Reagieren darauf • Situative Desorientierung

Das Risiko für die Entwicklung eines Delirs steigt mit dem Alter.

Mögliche Auslöser für ein Delir: Hohes Lebensalter Depression Alkoholismus Mangelernährung Fremde Umgebung Körperliche Einschränkung Psychoaktive Medikamente

Zur Person

Univ. -Prof. Dr. Monika Lechleitner ist ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Hochzirl-Natters.

© EMANUEL KASER

• • • • • • •

sind bleibende Folgeschäden. Bei rund 50 Prozent der Betroffenen kommt es zu bleibenden kognitiven Einschränkungen, das Sterblichkeitsrisiko ist deutlich erhöht. „Schwierig ist das Erkennen eines Delirs auch für Angehörige, vor allem weil oft das Wissen und das Bewusstsein für diese Risikosituation fehlt“, führt Lechleitner weiter aus. „Umgebungswechsel, mangelnde Zuwendung und psychosozial herausfordernde Situationen, wie die Aufnahme in ein Pflegeheim, belasten den älteren Menschen sehr und erhöhen so das Delirrisiko. Das Vermeiden eines Delirs ist sehr wichtig, da es entscheidend die Lebensqualität des älteren Menschen beeinflusst. Im Fall des Auftretens von Symptomen eines Delirs ist die Anwesenheit vertrauter Personen sehr wichtig, um Orientierungspunkte zu finden.“

Kein unabwendbares Schicksal

Die Wahrscheinlichkeit, ein Delir zu entwickeln, nimmt mit dem Alter zu. Im häuslichen Bereich wird die Häufigkeit bei den über 65-Jährigen auf ein bis zwei Prozent geschätzt, bei den über 85-Jährigen beträgt sie 14 Prozent. Das Risiko steigt auf rund 30 Prozent bei Aufnahme in ein Akutspital an und beträgt bis zu über 80 Prozent bei intensivpflichtigen älteren Patienten.

Wichtig ist es, zu erkennen, dass ein Delir kein unabwendbares Schicksal darstellt, sondern schon im Vorfeld verhindert werden kann und muss. Monika Lechleitner: „Eine funktionierende Strategie dazu ist, von außen kommende stressfördernde Einflüsse möglichst gering zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der Funktionszustand des Hirns auch im Alter auf möglichst hohem Niveau erhalten bleibt. Risikofaktoren, wie Schlafmangel und unnötige Umgebungswechsel, sind zu vermeiden. Die Versorgung mit Hör- und Sehhilfen dient der besseren Orientierung und Kommunikation. Zudem ist es wichtig, eine Mangelernährung zu vermeiden und zu beachten, dass gewisse Medikamente wie Schmerzmittel, einige Antibiotika, Bluthochdruckmittel oder Schlafmittel – wenn sie nicht entsprechend eingesetzt werden – ebenfalls das Delir-Risiko erhöhen könnten.“ Wenn es um die Entwicklung eines Delirs geht, gelten vor allem jene Menschen als besonders bedroht, die alleine und zurückgezogen leben, wenig soziale Kontakte haben, abends oder in Dunkelheit die Umgebung verkennen, die Lebensgewohnheiten plötzlich ändern müssen oder ein körperliches oder seelisches Trauma erlitten haben.

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Gesund leben

Was übrig

bleibt Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiges gesellschaftliches Thema.

Wie man verdorbene Speisen vermeidet und mit Essensresten kreativ und gesund kocht, erklärt Diaetologin Judith Erler.

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Zur Person

Judith Erler BSc ist an der fh gesundheit in Lehre und Forschung tätig und beschäftigt sich intensiv mit nachhaltiger Ernährung.

© TIROLKLINIKEN

aut einer aktuellen Studie wirft jeder EU-Bürger pro Jahr 173 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Zahlreiche Initiativen – wie zuletzt der ORF-Schwerpunkt „Mutter Erde“ – wollen auf diesen Missstand in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Gemeinsam mit der Diaetologin Judith Erler vom Studiengang

Diaetologie der fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH (kurz fh gesundheit) – haben wir praktische Tipps gesucht, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

BEIM EINKAUFEN

Die Entscheidung beginnt bereits vor dem Einkaufen. „Ich sollte mir schon daheim überlegen, was ich brauche, wie oft ich in den nächsten Tagen zu Hause essen werde und wie viel Zeit ich jeweils für das Kochen habe“, erklärt Judith Erler. Zum Einkauf sollte man nach Möglichkeit nicht hungrig gehen (dies führt fast immer zu Fehl- und Impulskäufen) und außerdem realistisch bleiben. Wer mit der Absicht, in der kommenden Woche besonders gesund zu leben, zu viel Salat und Obst kauft, aber keine Verwendung dafür findet, verursacht Abfall – auch wenn der Vorsatz löblich ist.

IM KÜHLSCHRANK

Bevor man den Kühlschrank nach einem Einkauf neu befüllt, sollte dieser mit einem feuchten Lappen (am besten verwendet man Wasser mit einem Spritzer

Spülmittel) gesäubert werden. So verhindert man, dass zum Beispiel Schimmelorganismen die frischen Lebensmittel befallen. Die Temperatur im Kühlschrank sollte zwischen 1 und 5 Grad betragen.

Beim Einräumen sollte man darauf achten, ältere Produkte nach vorne zu räumen, damit sie im Blickfeld bleiben. Eine wichtige hygienische Regel lautet: Immer Rohes von Verzehrfertigem trennen.

„MINDESTENS HALTBAR“?

Ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Ablaufdatum, sondern eine Art „Garantie“ – viele Produkte, zum Beispiel Joghurts, sind noch deutlich länger haltbar.

In diesen Fällen sollte man sich auf seine Sinne verlassen: Wie sieht das Produkt aus, wie riecht es, schmeckt es anders?

Ein „Zu verbrauchen bis“-Datum, zum Beispiel bei Faschiertem, ist hingegen sehr ernst zu nehmen, weil sich bei diesem Fleischprodukt schnell gefährliche Keime bilden können.

NACH DEM KOCHEN

Bleibt beim Kochen etwas übrig, sollte man sich eher freuen als ärgern: „Reste

Natürlich rezeptfrei. © SHUTTERSTOCK.COM (2)

Rezept für die Suppenwürze:

sind nichts Schlechtes, sondern können leicht und sinnvoll in andere Mahlzeiten verwandelt werden“, ist auch Judith Erler überzeugt. Wichtig ist die richtige Aufbewahrung: Zunächst sollte man Übriggebliebenes aus dem heißen Topf oder der Pfanne entfernen, damit es sofort auskühlen kann. Wenn die Speisen abgekühlt sind, werden sie in einem Plastikoder Glasbehälter mit Deckel im Kühlschrank gelagert. Da sich viele Keime bei warmen Temperaturen sehr schnell vermehren, sollte man Reste, anstatt sie nur kurz aufzuwärmen, vor dem zweiten Verzehr noch einmal gut durcherhitzen.

• 1 kg Wurzelgemüse (Petersilienwurzel, Pastinake, Karotten, gelbe Rüben, Sellerie, Lauch …)

• frische Kräuter (Petersilie, Liebstöckel, Selleriegrün …)

• 150 g Salz • etwas Öl zum Bedecken Das Gemüse putzen und mit einem scharfen Messer oder in der Küchenmaschine fein zerkleinern.

Die Kräuter fein hacken und mit Gemüse und Salz vermengen. Luftdicht in saubere Gläser füllen und für eine bessere Haltbarkeit mit einer dünnen Ölschicht bedecken. Kühl und dunkel lagern.

KONSERVIEREN

Hat man größere Mengen eines Lebensmittels – ob gekauft, geerntet oder geschenkt – zuhause, macht es Sinn, diese zu konservieren. Die einfachste Variante ist das Einfrieren (wichtig ist hier ein Etikett mit Einfrierdatum und Inhalt), aber auch Trocknen (zum Beispiel Apfelringe) oder Einkochen (zum Beispiel zu Marmelade) sind gute Möglichkeiten.

Judith Erler hat einen zusätzlichen Tipp für große Gemüsemengen, die im Sommer im Garten anfallen: „Zucchini und Paprika kann man sehr gut in Essig einlegen und dann den ganzen Winter zur Brotjause genießen.“

RESTEVERWERTUNG

„Aus Nudel-, Kartoffel- oder Quinoaresten kann man tolle Salate für die Mittagspause am nächsten Tag machen“, schlägt Judith Erler vor. „Einfach ein bisschen Gemüse dazuschnippeln und mit Eiweißlieferanten zum Beispiel in Form von Käse, einem Ei oder Topfen aufwerten. Hat man viel übriges Wurzelgemüse, empfehle ich eine Suppenwürze auf Vorrat.“ (siehe Infobox) Weitere Verwendungsmöglichkeiten sind Aufläufe und Laibchen, für die auch

Milch- und Eireste verwendet werden können. Ist Brot hart geworden, kann man es ganz leicht zu Knödelbrot, Brösel oder Croutons weiterverarbeiten. Aber: „Wenn es an einer Stelle schimmlig ist, muss man das Ganze wegwerfen.“

BIOABFÄLLE

Hat man Karotten oder Kartoffeln in Bioqualität gekauft, muss man diese nicht schälen – in der Schale befinden sich wertvolle Nährstoffe, außerdem erzeugt man so auch keinen Müll. „Aufpassen sollten kleine Kinder, ältere Personen, Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem“, erklärt Judith Erler. Bioabfall sollte nach Möglichkeit kompostiert werden, um den natürlichen Kreislauf zu schließen. Dass zum Beispiel in Deutschland fast die Hälfte aller Lebensmittelabfälle aus Obst oder Gemüse bestehen, schmerzt die Diaetologin besonders: „Das ist genau das, was die Menschen essen sollten.“ B. WOHLSEIN lll

Im Wildpreiselbeer-Sirup von Darbo steckt die ganze Kraft der Preiselbeere: erlesene Früchte, besonders schonend zubereitet und in hochkonzentrierter Form.

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Gesund leben

Offline:

nie Obwohl viele Eltern den Internetkonsum ihrer Kinder als „problematisch“ einstufen, beruhigen Experten: 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen benutzen das Internet unauffällig. Regeln und Grenzen sind trotzdem wichtig.

D

ie Tochter, die das Smartphone auch beim Fernsehen nicht aus der Hand legt, weil sie in 20 WhatsApp- Gruppen gleichzeitig kommuniziert, der Sohn, der die halbe Nacht Online-Games spielt und am nächsten Tag kaum aus dem Bett kommt. Fast alle Eltern kennen Situationen wie diese, für viele Familien stellt der ständige Internetkonsum des Nachwuchses eine mehr oder weniger große Belastung im Alltagsleben dar.

„Das Internet ist per se nicht gefährlich, das sollte man nicht vergessen.“ MARTIN FUCHS

„Ein wirklich problematisches Internetverhalten legen maximal zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen an den Tag – das ist zunächst die gute Nachricht“, erklärt Dr. Martin Fuchs, stellvertretender Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Trotzdem ist es wichtig, den jungen Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit Online-Angeboten zu vermitteln.“

Generationenkonflikt

Die Kinder und Jugendlichen von heute fallen unter die Kategorie Digital Natives

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– sprich: Sie sind mit Computer, Smartphone und Internet aufgewachsen. Die Eltern sind hingegen sogenannte Digital Immigrants, das heißt, sie haben ihre Kindheit und Teile der Jugend ohne EMail, WhatsApp und iPad verbracht.

Deshalb sind Konflikte rund um den Internetgebrauch sehr häufig ein Generationenkonflikt, wie der Kinder- und Jugendpsychiater erklärt: „Die Eltern verstehen nicht, wieso die Kinder ständig im Internet aktiv sein müssen, auch während sie eigentlich etwas anderes machen. In vielen Fällen empfinden die Eltern dieses

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Gesund leben

„Internet-Abstinenz funktioniert nicht.

Wir können den jungen Menschen nur lernen, die Angebote kompetent zu nutzen.“ MARTIN FUCHS

Multitasking zwar als störend, problematisch ist es aber nicht. Das Internet ist per se nicht gefährlich, das sollte man nicht vergessen.“ Martin Fuchs gibt auch zu bedenken, dass es im Laufe der Geschichte immer wieder Medien gegeben hat, die von der Elterngeneration als Bedrohung gesehen wurden: „Im 18. Jahrhundert waren es Bücher, später dann der Fernseher und noch später die Playstation. Irgendwann werden wir wohl auch in Bezug auf das Internet einen entspannteren Zugang haben.“

Wann wird es bedenklich?

Ein problematisches Internetverhalten bei Jugendlichen steht erst dann im Raum, wenn folgende Warnzeichen zutreffen: 1. Sie verlieren das Interesse an realen sozialen Kontakten und Unternehmungen, die ihnen früher Spaß gemacht haben. 2. Man beobachtet einen Leistungsknick in der Schule oder in der Lehre. 3. Die Jugendlichen schotten sich sozial immer mehr ab.

Generell ist es schwierig, alle Abhängigkeiten, die sich im Internet abspielen, über einen Kamm zu scheren. Ein junger

Gamer, der tagelang durchzockt oder sich den Wecker stellt, um um vier Uhr früh mit Spielkollegen in den USA ein wichtiges Match zu spielen, hat ein anderes Problem als eine junge Frau, die kaufsüchtig ist und ständig im Internet shoppt. Wieder andere leiden unter einer sozialen Angststörung und kommen nicht mehr von sozialen Medien los, die ihnen ermöglichen, anonym mit der Außenwelt zu kommunizieren.

Abstinenz ist nicht möglich

Betroffene Jugendliche vom Internet fernzuhalten, ist weder sinnvoll noch möglich – auch wenn es die Eltern versuchen. Schließlich verfügen fast 100 Prozent aller Haushalte über Internetzugang und auch im öffentlichen Raum ist kostenloses WLAN – zum Beispiel in Kaufhäusern oder in Bäckereien – mittlerweile Standard. Martin Fuchs: „Wenn man von einer bestimmten Substanz abhängig ist, wird eine Abstinenz angestrebt. So etwas kann man bei einer Internetabhängigkeit nicht durchsetzen, weil das Internet allgegenwärtig und in der Berufswelt auch vielfach unausweichlich ist. Man kann den jungen Menschen nur beibringen, die Online-Angebote kompetent und kontrolliert zu nutzen.“

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Gesund leben

Dies könne aber nur „bei laufendem Konsum“ und über klare Regeln passieren. So kann es zum Beispiel eine sinnvolle Maßnahme sein, das WLAN in der Wohnung ab 22 Uhr zu deaktivieren oder Smartphones über Nacht in der Küche aufzuladen. Bei gemeinsamen Familienaktivitäten wie einem Abendessen oder einem Kinobesuch sollten alle das Handy ausschalten. Fuchs: „Wichtig ist hier natürlich, dass die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Der Papa, der beim Abendessen permanent am iPad herumwischt, tut sich schwer, medienfreie Zeiten von seinen Kindern einzufordern.“

Smartphone ist privat

Medienerziehung ist zu einer wichtigen Aufgabe der Eltern geworden. „Natürlich kann ich einem Zehnjährigen nicht unbegrenzten Zugang zum iPad geben. Das

kann das Kind nicht selbst kontrollieren.

Es ist allerdings zu hart, einem Teenager das ganze Wochenende das Handy wegzunehmen.“ Das Smartphone selbst sollte immer eine Tabuzone für Eltern sein. „Das ist der privateste Gegenstand, den die Jugendlichen haben. Das wäre wie Tagebuchlesen – ein absolutes No-Go“, findet Fuchs. „Ich kann als Elternteil technische Hürden einrichten, wenn ich nicht will, dass meine Kinder bestimmte Seiten aufrufen, aber das Endgerät sollte ich nicht anfassen.“ Eine Studie an der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat übrigens gezeigt, dass Innsbrucker Jugendliche ähnlich gut bzw. schlecht mit dem Internet umgehen wie Jugendliche, die in internationalen Studien befragt wurden. Martin Fuchs: „Wir sind keine Insel der Seligen, aber auch nicht schlechter positioniert als der E. SCHWIENBACHER lll Rest der Welt.“

Verschenken Sie Hör-Gesundheit!

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Zur Person Dr. Martin Fuchs ist stellvertretender Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und beschäftigt sich wissenschaftlich unter anderem mit Auswirkungen von digitalen Medien auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.

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Ratgeber

Ratgeber

Stark

verbreitet

und sehr unbeliebt Krampfadern treten vor allem im europäischen Raum sehr häufig auf: Rund die Hälfte der Bevölkerung ist betroffen. In den meisten Fällen stellen sie allerdings ein rein ästhetisches Problem dar. Gustav Fraedrich, Direktor der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie Innsbruck, gibt Auskunft über Ausprägungen und Behandlungsarten.

„Krampfadern werden nur in seltenen Fällen zu einem gesundheitlichen Problem.“ GUSTAV FRAEDRICH

V

on kleinen Besenreißern bis hin zu dicken, störenden Venen können Krampfadern je nach Stärke sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Entgegen dem weit verbreiteten Glauben haben sie allerdings nichts mit Krämpfen zu tun, ihr Name ist aus der früheren Bezeichnung „Krummadern“ entstanden und bezieht sich auf ihr typisches Erscheinungsbild.

Wo treten Krampfadern auf?

Sie entstehen üblicherweise an den Beinen und sind besonders an den Waden sichtbar.

Grundsätzlich sind in den Beinen zwei Venensysteme angelegt: ein tiefes und ein oberflächliches. Ausschließlich das tiefe ist notwendig, um das Blut zurück zum Herzen zu transportieren. Sind sie gesund, können diese Venen bei Bedarf entnommen und für Bypass-Operationen verwendet werden. Krampfadern oder Varizen sind Erweiterungen der Venen und können ausschließlich im oberflächlichen Venensystem auftreten.

Wie entstehen Krampfadern?

Wenn das Blut vom Herzen durch den Körper gepumpt wird, strömt es durch die Venen wieder zurück zum Herzen. In diesen Venen befinden sich in gewissen Abständen Klappen, die sich öffnen, wenn das Blut in

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Ratgeber

Bei einer Bindegewebsschwäche erweitert sich die Vene und die Klappen, die den Blutfluss steuern, werden undicht.

Zur Person Univ.-Prof. Dr. Gustav Fraedrich ist seit 1997 Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gefäßchirurgie.

© GROBERT SCHOBER, TILAK

Richtung Herz gepumpt wird, und sich dann schließen, um den Rückfluss in die falsche Richtung zu verhindern. Bei Krampfadern tritt eine Bindegewebsschwäche der Venenwand auf, so dass sich die Vene erweitert. In diesem Fall können sich die Klappen nicht mehr schließen und sie werden undicht. Dadurch staut sich das Blut in der Vene, und auch die nächste Klappe wird undicht. So entsteht ein Dominoeffekt und die Erweiterung nimmt von oben nach unten zu. Bei dieser Entstehungsweise spricht man von primären Krampfadern.

Ist das tiefe Venensystem beschädigt (zum Beispiel nach einer Thrombose), nimmt das Blut einen Umweg und fließt über das oberflächliche System. In diesem Fall übernehmen die oberflächli-

chen Venen die wichtige Funktion des Transports, können sich durch Überlastung zur Krampfader erweitern und sind nur eine Folgeerscheinung eines tieferliegenden Problems. In diesem Fall spricht man von sekundären Krampfadern. „In 95 Prozent der Fälle handelt es sich allerdings um die harmloseren, primären Krampfadern“, erklärt Gustav Fraedrich, Direktor der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie Innsbruck.

Welche Personen haben ein erhöhtes Risiko, Krampfadern zu bekommen?

Voraussetzung für die Entstehung von Krampfadern ist immer eine gewisse genetische Veranlagung. Stehende oder sitzende Berufe und wenig Bewegung stellen allerdings genauso wie Übergewicht und Schwangerschaften eine Belastung des Venensystems dar und fördern deshalb die Entstehung von Krampfadern.

Welche Symptome treten auf?

Bei vielen Betroffenen sind Krampfadern ein rein ästhetisches Problem ohne gesundheitliche Beschwerden, unter Umständen können sie aber auch Symptome wie ein gewisses Schweregefühl oder eine Schwellneigung in den Beinen hervorrufen bzw. verstärken. Bei solchen Beschwerden können Krampfadern behandelt werden, sie müssen es aber nicht. In der Medizin nennt man Symptome wie diese deshalb relative, also nicht zwingend notwendige Indikationen. In seltenen Fällen kann es allerdings zu einer Entzündung der erweiterten Vene, zu starkem Juckreiz bis hin zu einem offenen Bein kommen, also einem star-

ken Beingeschwür an der Innenseite des Unterschenkels. Dabei spricht man von einer absoluten Indikation, welche behandelt werden muss. Ob Krampfadern gefährlich sind oder nicht, können Betroffene durch eine klinische Untersuchung mithilfe von Ultraschall feststellen lassen.

Wie kann das Fortschreiten verzögert werden?

Ist kein unmittelbares gesundheitliches Risiko gegeben, gibt es einige Möglichkeiten, das Fortschreiten der Krampfadern ohne chirurgischen Eingriff zu verzögern und gegebenenfalls die Symptome zu vermindern. Zum Beispiel das Tragen von Kompressionsstrümpfen sowie kalt-heiße Duschen, viel Bewegung und das Hochlagern der Beine wirken sich positiv auf die Gesundheit der Venen aus. Maßnahmen wie diese können allerdings bestehende Krampfadern nicht verringern, sie verzögern lediglich die Venenerweiterung. Medikamente, die gegen Krampfadern wirken, gibt es laut Gustav Fraedrich keine, auch wenn es einige Arzneihersteller behaupten.

Wie können Krampfadern behandelt werden?

Möchte man die bestehenden Krampfadern entfernen (aus ästhetischen oder gesundheitlichen Gründen), kommt man nicht um einen Eingriff herum. Handelt es sich nur um kleine Besenreißer, ist die Behandlung mit keinem großen Aufwand verbunden. Sie können durch das Einspritzen von Alkohol oder Schaum verödet oder durch Hautlaser entfernt werden.

Handelt es sich um eine stark erweiterte Vene, dann wird sie üblicherweise komplett entfernt oder mittels Sonden verödet. Für die Entfernung wird je ein Schnitt an der Leiste und einer am sogenannten Insuffizienzpunkt gemacht, also an dem Punkt, an dem die Vene noch nicht erweitert ist und wieder die erste funktionsfähige Klappe zu finden ist. An der Leiste wird die Mündung der oberflächlichen in

„Es gibt viele Krampfadernträger, aber nur wenige Krampfaderkranke.“ die tiefen Venen durchtrennt. Diesen Vorgang nennt man Crossektomie. Vom Insuffizienzpunkt aus wird das sogenannte Stripping durchgeführt, wobei man die Stammvene herauszieht.

Gibt es andere Möglichkeiten?

Alternativ kann für die Verödung der Stammvene am Insuffizienzpunkt eine Sonde eingeschoben werden, welche beim Herausziehen durch Laser oder Radiofrequenz Hitze abgibt und die erweiterte Vene somit verschließt, da sich das Bindegewebe zusammenzieht. Bei dieser Variante ist im Prinzip nur ein Schnitt nötig, allerdings erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Neubildung von Krampfadern, wenn keine zusätzliche Crossektomie an der Leiste durchgeführt wird.

Bei beiden Verfahren werden erweiterte Seitenäste der Vene zusätzlich durch Einstiche mit Häkchen herausgezogen. Die Vernarbung der Vene kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden, bei der Entfernung ist eine Vollnarkose nötig.

Grundsätzlich sollten sich Patienten nach beiden Arten der chirurgischen Behandlung zwei bis drei Tage schonen und ca. drei Wochen KompressionsKATHRIN FENKIW lll strümpfe tragen.

Wer das Risiko für Krampfadern verringern will, sollte auf ausreichend Bewegung achten.

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Interview

Interview

Das

Gehirn verstehen

© EMANUEL KASER

Für Werner Poewe begann die Faszination für das menschliche Gehirn bereits im Gymnasium. Inzwischen ist der Wahltiroler seit mehr als zwanzig Jahren Direktor der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck und hat auch international einen Namen.

„Auch jemand, der die universitäre Laufbahn einschlägt, hat hierzulande eine grundsolide und breite ärztliche Ausbildung.“

Interview

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WERNER POEWE

H

err Prof. Dr. Poewe, warum haben Sie sich für eine Karriere als Mediziner entschieden?

Meine Begeisterung für die Medizin hat ihren Anfang mit Sigmund Freud gefunden. Als ich, damals mit 16, in Deutschland ins Gymnasium ging, war Freud Pflichtlektüre. Und seine Traumdeutung und die Theorie, dass menschliches Verhalten Gründe hat und nicht zufällig geschieht, haben mich fasziniert.

Von da an wollte ich Medizin studieren, um mehr über das Gehirn und wie es funktioniert zu erfahren.

Sie stammen aus Deutschland. Wie ist es gekommen, dass Sie Ihre Karriere in Innsbruck aufgebaut haben? Ich habe mich nach dem vorklinischen Teil meines Medizinstudiums in Marburg an der Lahn entschlossen, aus privaten Gründen nach Innsbruck zu ziehen, und dann hier den klinischen Teil mit der Promotion abgeschlossen. Danach bot sich sofort eine Gelegenheit zur Neurologie-Ausbildung an der hiesigen Klinik, die ich natürlich sehr gerne wahrgenommen habe.

Ist Ihr Werdegang der, den Sie sich während des Studiums vorgestellt hatten?

An die Karriere habe ich nie wirklich gedacht. Medizin hat mich einfach interessiert. Ich habe mich immer auf Nahziele konzentriert. Ich hatte zum Beispiel am Beginn meiner Laufbahn nie den expliziten Wunsch, Professor oder Klinikchef zu werden, das hat sich eher zwangsläufig aus meinen akademischen Interessen ergeben. Als Student hätte ich mir nie vorgestellt, wie spannend die akademische Medizin mit ihrem breiten Spektrum von Patientenbetreuung über Lehre und Ausbildung bis zur medizinischen Forschung wirklich ist. Ich gehe sehr gerne mit Patienten um, schätze aber auch die studentische Lehre – vor meinem Medizinstudium wollte ich einmal Lehrer werden – und schätze die sich aus dem Beruf ergebenden zahlreichen, internationalen Kontakte.

Wie teilen sich diese Aufgaben – Patienten, Lehre und Forschung – auf den Alltag auf? Drittelt sich die Zeit auf die Bereiche in etwa? Nicht mehr. Ich bin schon über zwanzig Jahre Direktor der Neurologie.

Da wächst das Administrative. Außerdem wird der internationale Aspekt größer. Die Innsbrucker Neurologie ist sehr aktiv und wird über die Grenzen hinaus wahrgenommen. Das betrifft auch viele unserer Oberärzte, die man international kennt und zu Vorträgen und Kooperationen einlädt. Ich selbst bin im Schnitt einen, manchmal zwei Tage pro Woche in dieser Weise unterwegs. Dabei dürfen die restlichen Aufgaben nicht zu kurz kommen. An einem normalen

Zwölf-Stunden-Arbeitstag verbringe ich rund vier bis fünf Stunden mit Patienten.

Die übrige Zeit verteilt sich auf studentische Lehre, Organisation klinischer Forschungsprojekte, Arbeit an Manuskripten oder Vorträgen, Mitarbeiter- und Teambesprechungen und vielfältige administrative Agenden. Ohne hervorragende und hochmotivierte Mitarbeiter lässt sich das nicht bewältigen – aber solche haben wir an der Neurologie zum Glück in großer Zahl.

Sie waren selbst auch in den USA und in Großbritannien tätig. Gibt es dort große Unterschiede zur Medizin, wie sie hier betrieben wird? Der größte Unterschied in

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Interview

„In Situationen begrenzter TherapieMöglichkeit für Patienten und Angehörige da zu sein, zuzuhören und aus Erfahrung zu sprechen, kann sehr helfen.“

der akademischen Medizin dort ist die Entkoppelung der Forschung. Im Extremfall gibt es, wie in den USA, Einrichtungen, an denen Patienten ausschließlich im Rahmen von Forschungsprojekten betreut werden. Im deutschsprachigen Raum ist das anders. Hier vermischen sich Primärversorgung und Forschung.

Ich sehe das als Vorteil für Patienten und Ärzte. Auch jemand, der die universitäre Laufbahn einschlägt, hat hierzulande eine grundsolide und breite ärztliche Ausbildung. Jemand, der bei uns die Ausbildung in Neurologie absolviert hat, beherrscht sein Fachgebiet und kann mit einem Schlaganfallpatienten genauso kompetent umgehen wie mit Menschen mit Multipler Sklerose, Migräne, Epilepsie oder Parkinson – um nur einige Beispiele zu nennen.

Natürlich gibt es auch Probleme, wenn wissenschaftliche Produktivität und Ausbildung am Patienten unter einen Hut gebracht werden müssen. Aber letztlich profitieren die Patienten enorm von der akademischen Medizin. Auch wenn es für sie zunächst zweitrangig erscheint, ob ihr Arzt ein hervorragender Wissenschaftler ist und es in erster Linie auf die ärztliche Fachkompetenz ankommt, findet die beste medizinische Versorgung meist dort statt, wo aktiv an neuen Diagnoseverfahren oder Therapien geforscht wird.

Sie beschäftigen sich persönlich vor allem mit Parkinson. Wie ist es dazu gekommen? Wie fast alle Universitätsmediziner habe auch ich ein ‚Steckenpferd’ – also ein Teilgebiet, in das ich mich besonders

vertieft habe. In meinem Fall sind das die Parkinson-Krankheit und Bewegungsstörungen – also Erkrankungen, die zum Beispiel mit Zittern oder unwillkürlichen Bewegungen einhergehen. Dieses Interesse hat fast zufällig an meinem ersten Arbeitstag als Ausbildungsassistent begonnen. Damals wurde ich dem Oberarzt in der Parkinson-Ambulanz zugewiesen, um auszuhelfen. Ich war zunächst etwas ratlos, fand es allerdings bald sehr faszinierend, wie Veränderungen in einem

„Der nächste Durchbruch bei Parkinson und wohl auch bei Alzheimer, glaube ich, wird die Frühdiagnose sein.“ WERNER POEWE

Gehirnnetzwerk Störungen der Motorik verursachen. Dazu kam die Möglichkeit einer wirkungsvollen Therapie: Als ich begonnen habe, wusste man bereits, dass die Bewegungsstörung bei Parkinson auf einen Mangel des Botenstoffs Dopamin zurückzuführen ist. Und es war eindrucksvoll zu sehen, dass ein relativ einfaches Dopamin-Ersatzmedikament gigantische Verbesserungen erzeugen

kann. Parkinson ist bis heute eine der wenigen Erkrankungen, bei denen das möglich ist.

Das heißt, Sie waren bei vielen Meilensteinen in der Forschung hautnah dabei? Neurologen in meinem Alter haben eine fantastische Zeit hinter sich, da in nur einer Generation zunächst unvorstellbare Entwicklungen der Diagnostik und Therapiemöglichkeit stattgefunden haben. Das beginnt bei den bildgebenden Verfahren.

Die technischen Möglichkeiten haben sich vom „Kaffeesatzlesen“ so weit entwickelt, dass mittlerweile selbst kleinste anatomische Details klar erkennbar sind.

Bei Parkinson ist es zum Beispiel möglich geworden, den Dopaminmangel sichtbar zu machen. Parallel dazu hat sich das Verständnis dessen, was bei neurologischen Erkrankungen auf zellulärer Ebene passiert, sprunghaft entwickelt.

Da hat die molekulare Genetik ganz wichtige Beiträge geleistet. Bei Parkinson kennen wir zum Beispiel inzwischen über 20 Gene, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen. Von großer Bedeutung ist auch unser Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Netzwerk-Struktur der Gehirnfunktionen. Wiederum bei Parkinson oder bestimmten anderen Bewegungsstörungen hat dies neue chirurgische Therapie-Möglichkeiten durch implantierte Sonden und sogenannte ‚Hirnschrittmacher’ eröffnet.

Und wo sehen Sie den nächsten, großen Schritt? Der nächste Durchbruch bei Parkinson und wohl auch bei Alzheimer, glaube ich, wird die Frühdiagnose sein. Also

die Entwicklung von Tests, die zeigen, dass eine Erkrankung bereits im Gange ist, noch bevor jemand merkbare Symptome hat. Darauf basierend gilt es dann, Vorsorgemaßnahmen einzuleiten und vor allem, neue Therapien zu entwickeln, um nicht nur Krankheitssymptome zu behandeln, sondern den Ausbruch von Krankheit zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Und das, glaube ich, wird bei Alzheimer oder Parkinson letztlich gelingen.

Fällt es Ihnen schwer, sich mit einem doch schlussendlich unausweichlichen Krankheitsbild konfrontiert zu sehen? Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind heute sehr gut behandelbar, auch wenn wir die Krankheit nicht heilen können. Nach Diagnosestellung und Behandlungsbeginn dürfen Patienten oft auf 15 oder 20 Jahre guter Symptomkontrolle und Lebenserwartung hoffen. Diese TherapieErfolge führen auch dazu, dass Patienten mit Parkinson immer älter werden. Wenn aber jemand nach 15 oder 20 Jahren mit Parkinson das 80. Lebensjahr erreicht

hat, kann es mit der Behandlung schwieriger werden. Es kann zum Beispiel zum Nachlassen der geistigen Leistung bis hin zur Parkinson-Demenz kommen, oder das Gleichgewicht kann leiden bis hin zu Sturzneigung. Da entstehen therapeutisch schwierige Szenarien.

Dennoch glaube ich, dass man in der Medizin nie „man kann gar nichts mehr tun“ sagen sollte. Es gibt immer die Möglichkeit, ein bisschen zu helfen – wenn es auch weniger ist, als man möchte. In Situationen begrenzter Therapie-Möglichkeit für Patienten und Angehörige da zu sein, zuzuhören und aus Erfahrung zu sprechen, kann sehr helfen. Als junger Arzt habe ich mich unter Druck gefühlt, unbedingt ein wirksames Medikament oder anderes Verfahren anbieten zu müssen, und wenn es das nicht gab, war das frustrierend. Inzwischen habe ich gelernt, dass man auch dann helfen kann, wenn keine dramatischen Verbesserungen mehr möglich sind.

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Interview

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Zur Person Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe hat in Marburg an der Lahn und in Innsbruck Medizin studiert.

Seit 1995 ist er Vorstand der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie. 2006 wurde er mit dem Dingebauer-Preis für Parkinson-Forschung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie ausgezeichnet.

Vielen Dank für das Gespräch.

INTERVIEW: D. FEICHTNER lll

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Wissen

Wissen Endometriose:

schmerzhaft und belastend Starke Regelschmerzen und Unfruchtbarkeit sind typische Symptome für Endometriose. Die Erkrankung ist zwar gutartig, ruft aber bei Patientinnen oft einen großen Leidensdruck hervor. Was man über die Krankheit wissen sollte, erklärt der EndometrioseSpezialist Rolf Pümpel in sechs Punkten.

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Die Gebärmutterschleimhaut, lateinisch Endometrium, kleidet das Innere der Gebärmutter aus und baut sich im Laufe des Monatszyklus auf und wieder ab. Wenn es zu einer Befruchtung kommt, nistet sich hier die Eizelle ein. Ist das nicht der Fall, wird die Gebärmutterschleimhaut mit der Monatsblutung abgestoßen. Bei der Endometriose bilden sich Herde der Gebärmutterschleimhaut am falschen Ort, nicht in der Gebärmutterhöhle, sondern außerhalb. „Normalerweise treten die Herde im Bauch- und Beckenraum auf. In extremen Fällen können auch Nachbarorgane befallen werden – das ist jedoch äußerst selten“, erklärt Rolf Pümpel, interimistischer Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Hall.

Genauso wie die Gebärmutterschleimhaut unterliegen diese Herde den hormonellen Veränderungen des Zyklus, weshalb es auch zu Blutungen kommen kann. „Das Blut kann in das Gewebe eintreten und durch eine Fremdkörperreaktion einen entzündlichen Prozess auslösen, der wehtut“, erläutert Pümpel.

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die Ausdehnung des Schleimhautgewebes ist also fortschreitend. „Es

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Wissen

„Aufgrund der starken Schmerzen, ihrer Hartnäckigkeit und des unerfüllten Kinderwunsches stellt Endometriose oft eine extreme Belastung für die Patientin dar.“ ROLF PÜMPEL

handelt sich jedoch um eine gutartige Erkrankung, die in der Regel nicht gefährlich ist“, beruhigt der Experte. Genaue Zahlen zur Häufigkeit der Erkrankung liegen nicht vor, da sie oft unentdeckt bleibt. Man geht aber davon aus, dass zwischen vier und zehn Prozent aller Frauen zwischen der Pubertät und den Wechseljahren daran erkranken.

2. Die Ursachen An der Ursache von Endometriose wird noch geforscht. Die gängigste Entstehungstheorie ist die sogenannte retrograde Menstruation. Dieser Erklärung zufolge werden die Gebärmutterschleimhautzellen nicht wie normalerweise mit der Monatsblutung abgestoßen, sondern gelangen rückwärts über verschiedene Wege, beispielsweise über die Eileiter, in den Bauchraum. „Da allerdings

auch einzelne Fälle von Endometriose bei Männern oder in der Lunge bekannt sind, kommen auch andere Theorien infrage“, weiß Pümpel.

Schmerzen, ihrer Hartnäckigkeit und des unerfüllten Kinderwunsches stellt Endometriose oft eine extreme Belastung für die Patientin dar“, sagt Pümpel.

3. Die Beschwerden Hauptsächlich leiden die Betroffenen unter sehr starken Regelschmerzen, der sogenannten Dysmenorrhoe. Die Beschwerden beginnen typischerweise ein bis zwei Tage vor der Monatsblutung.

Weitere von der Menstruation unabhängige Symptome sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Harnlassen. In manchen Fällen können auch Vernarbungen und Zysten entstehen, die sehr schmerzhaft sind. Außerdem ist Endometriose häufig Grund für Unfruchtbarkeit. Sie kann zum Beispiel die Funktion des Eileiters einschränken oder den Eisprung stören. „Aufgrund der starken

4. Die Diagnose Die Krankheit bleibt oft lange unentdeckt. Die Gründe dafür sind verschieden: Zum einen gehen Betroffene oft von gewöhnlichen Regelschmerzen aus und ertragen diese mithilfe von Schmerzmitteln, ohne einen Facharzt aufzusuchen.

Weiters verwenden viele Frauen ohnehin hormonelle Verhütungsmittel, die eine Verkleinerung der EndometrioseHerde bewirken. Zudem kann Endometriose auch ohne spezifische Symptome auftreten. „Bei Bauchspiegelungen aus anderer Indikation entdecken wir manchmal bei Patientinnen stecknadelgroße Endometriose-Herde, die jedoch

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Die Symptome der Endometriose werden oft als einfache Regelschmerzen verkannt.

harmlos und nicht zu behandeln sind, solange sie keine Beschwerden auslösen“, erklärt der Spezialist. Da Betroffene oft erst bei unerfülltem Kinderwunsch einen Arzt aufsuchen, können bis zur Diagnosestellung bis zu zehn Jahre vergehen. „Die sicherste Diagnosemethode bei Endometriose-Verdacht ist die Bauchspiegelung“, erklärt Pümpel. Dabei betrachtet der Facharzt mittels eines Laporoskops, einem Instrument mit Videoeinrichtung, die Bauchhöhle und entnimmt verdächtige Gewebeproben für die mikroskopische Untersuchung. Allenfalls können Schleimhaut-Herde auch während dieses minimal-invasiven Eingriffes entfernt werden. Weitere Möglichkeiten, Endometriose-Herde aufzuspüren, sind Tastuntersuchungen, Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie.

5. Die Behandlungsmöglichkeiten Da die Ursache für Endometriose bisher noch nicht gänzlich geklärt ist, kann die Krankheit nur symptomatisch behandelt werden. Je nach Lebenssituation der Betroffenen und Ausmaß der Krankheit gibt es verschiedene Wege. „Eine operative Behandlung kommt dann zur Anwendung, wenn die Schmerzen kaum zu ertragen sind, die Schleimhaut-Herde besonders ausgedehnt sind oder die Endometriose-Patientin nicht schwanger werden kann“, erklärt Pümpel. Meistens ist die OP eine wirksame Methode, die Beschwerden in den Griff zu bekommen bzw. die Fertilität zu steigern. Doch nicht immer ist die Entfernung der Schleimhaut-Herde die Lösung für das Fruchtbarkeitsproblem. Ist das der Fall, kann die moderne Reproduktionsmedizin die Chancen auf eine Schwangerschaft er-

höhen. „Wenn eine Frau mit nachgewiesener Endometriose trotz operativer Entfernung keine Kinder kriegt, kommt zum Beispiel eine künstliche Befruchtung infrage“, erklärt Pümpel.

Bei Patientinnen ohne Kinderwunsch und mit nur leichten Beschwerden können Hormontherapien Abhilfe schaffen.

Am häufigsten ist die Verschreibung von Gestagenen, also Gelbkörperhormonen, in Form von Pillen, Drei-Monats-Spritzen, der Hormonspirale oder anderen hormonellen Verhütungsmitteln. Diese helfen, die Schleimhaut-Herde zu verkleinern. Mit Absetzen der Medikamente können die Beschwerden allerdings wieder auftreten.

Weniger verbreitet ist die Gonadotropin-Releasing-Hormon-Therapie, kurz GnRH-Therapie. Die damit verabreichten Wirkstoffe führen zu einem „künstlichen

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„Bei Bauchspiegelungen aus anderer Indikation entdecken wir manchmal bei Patientinnen stecknadelgroße EndometrioseHerde, die jedoch harmlos und nicht zu behandeln sind, solange sie keine Beschwerden auslösen.“ ROLF PÜMPEL

Wechsel“ und hemmen die Tätigkeit der Eierstöcke. „Bei der GnRH-Gabe ist jedoch Vorsicht geboten, da sie oft zu Nebenwirkungen, wie Wechselbeschwerden, führt und das Osteoporose-Risiko erhöht“, weiß Pümpel.

Alternativen Heilmethoden, etwa einer Ernährungsumstellung oder Akupunktur, steht Pümpel eher skeptisch gegenüber. Diese können vielleicht bei einer normalen Dysmenorrhoe schmerz-

© TIROLKLINIKEN

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Zur Person Dr. Rolf Pümpel ist Oberarzt und interimistischer Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus Hall, welches zertifiziertes Endometriose-Zentrum ist.

lindernd wirken, nicht aber bei Endometriose. „Eine natürliche Heilung bringen letztendlich nur eine Schwangerschaft bzw. die Wechseljahre, mit der die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone nachlässt “, erklärt Pümpel. Frauen mit wiederholt auftretenden starken Regelschmerzen rät der Facharzt, frühzeitig einen Gynäkologen aufzusuchen, um eine entsprechende Behandlung in die REBECCA MÜLLER lll Wege zu leiten.

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Wissen

Wie funktioniert

das Gedächtnis?

Jeder benutzt es täglich und ununterbrochen – das Gedächtnis. Forscher wissen inzwischen ungefähr, wie Menschen lernen und sich erinnern.

Längst sind nicht alle Fragen geklärt, doch einige Einflussfaktoren bekannt.

D

as Gedächtnis ist eine komplexe Leistung des Gehirns, die es ermöglicht, Informationen aufzunehmen, zu speichern und abzurufen. Grundsätzlich lässt es sich in Kurz- und Langzeitgedächtnis unterteilen. „Kurzzeitgedächtnis bezeichnet dabei nicht – wie im Volksmund oft gebräuchlich – eine Zeitspanne von einigen Stunden oder Tagen, sondern im testpsychologischen Sinne nur sieben Sekunden“, sagt Josef Marksteiner, Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie A am Landeskrankenhaus Hall. In dieser kurzen Zeit entscheidet das menschliche Gehirn zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen aus der Umwelt. Das Kurzzeitgedächtnis ist ein bewusst-unbewusster Prozess und die Information geht danach unter bestimmten Voraussetzungen in das Langzeitgedächtnis.

Verschiedene Phasen Die erste Phase ist die generalisierte Aufmerksamkeitsleistung, wie Marksteiner

erklärt: „Befindet man sich beispielsweise im Zimmer, bekommt man unbewusst mit, was sich dort abspielt – das ist die generalisierte Aufmerksamkeitsleistung.“ Blickt man dann bewusst auf einen bestimmten Gegenstand im Raum, ist das die selektive Aufmerksamkeit, erst dann wandert dieser Eindruck im zweiten Schritt in den Kurzzeitspeicher. Dann filtert das Gehirn, ob der wahrgenommene Reiz interessant, relevant, emotional genug ist, um ihn zu speichern. Kurzzeitig können etwa sieben Informationseinheiten gespeichert werden, wie zum Beispiel eine siebenstellige Telefonnummer.

Speicherung und Abruf Damit Gelerntes robust im Langzeitspeicher bleibt, braucht es grundsätzlich Wiederholung. Je öfter man wiederholt, desto besser wird es gespeichert und ist dann jederzeit abrufbar. „Wann das Gelernte aber genau ins Langzeitgedächtnis übergeht, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch“, so Marksteiner. „Jedoch hat man festgestellt, dass unmittelbare Wiederholung kurz nach

dem Lernen sinnvoll ist und dann immer in Abständen zeitversetzt.“ Dabei gibt es aber keine bestimmte Frist, ab der die gelernten Inhalte jedenfalls in das Langzeitgedächtnis übergehen. „Das ist mitunter eine der großen Leistungen unseres Gehirns. Es hat verschiedenste Mechanismen, unter anderem sortiert es nach Wichtigkeit“, erklärt der Mediziner. „Informationen, die besonders relevant erscheinen, merkt man sich besser, oder auch jene, die sofort praktisch angewendet werden.“ Strukturelle Änderungen Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis gibt es beim Speichern im Langzeitgedächtnis eine strukturelle Veränderung neuronaler Verbindungen: „Die Synapsen sind gewissermaßen das Speichermedium im menschlichen Gehirn.“ Forscher haben festgestellt, dass Schlaf dabei eine wichtige Rolle spielt, da sich in dieser Zeit die besagten Strukturen verändern. Aber auch der Ort, an dem gelernt wird, beeinflusst den gesamten Lernprozess.

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Wie wird ein komplexer Sachverhalt gespeichert? – Diese Fragestellung ist laut Marksteiner momentan weltweit ein Forschungsschwerpunkt. Zwar weiß man inzwischen ungefähr, wie sich der Mensch Informationen merkt, aber eine noch weitgehend ungeklärte Frage ist, nach welchen Mechanismen er sie wieder vergisst. Größtenteils unbewusst wird entschieden, ob Informationen (Erfahrungen) weiterhin wichtig sind und somit gespeichert bleiben sollen.

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Der Reiz entscheidet Das Gehirn speichert Informationen, aber nicht ausschließlich durch Wiederholung. „Es ist vom jeweiligen Reiz abhängig.“ So ist das Gedächtnis prinzipiell nicht für Vokabel-Lernen angelegt, jedoch sehr wohl, um die Muttersprache zu erlernen. „Emotionale Erlebnisse werden besonders gut gespeichert, auch negativer Art, wie Fehler. Sie werden schneller und intensiver eingeprägt als weniger Bedeutendes.“ Man unterscheidet zwei Arten von Langzeitgedächtnis: das explizite und implizite. „Explizites Gedächtnis ist hier im Sinne von episodischem Erinnern gemeint, also zum Beispiel ein gegangener Weg“, erklärt Marksteiner und ergänzt: „Aber auch das sogenannte semantische Gedächtnis, wie Welt- und Allgemeinwissen, das man im Laufe des Lebens gelernt hat.“ Im impliziten Gedächtnis

werden hingegen alle motorischen Fertigkeiten gespeichert, Bewegungsabläufe wie Radfahren oder Skifahren.

Ein weiterer wichtiger Part des Gedächtnisses ist das Priming: „Das heißt, es genügt ein kleiner Reiz, um die Gesamtinformation aus dem impliziten Gedächtnis abzurufen. Sieht man etwa einen Apfelstiel, weiß man sofort, dass dieser zu einem Apfel gehört.“ Automatische Prozesse Das Gedächtnis arbeitet hochintegrativ, das heißt, es wird abgerufen, was bereits zu dieser Thematik an früheren Erfahrungen vorhanden ist. Steht beispielsweise eine volle Obstschale auf einem Tisch, zerlegt die Wahrnehmung unbewusst alles in Form, Farbe und Position. „Dann beginnt der hochintegrative Prozess und das Gehirn setzt alle einzelnen Früchte zu einem Gesamtbild Obstkorb

© TIROLKLINIKEN

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Zur Person Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie A am Landeskrankenhaus Hall

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„Emotionale Erlebnisse werden besonders gut gespeichert, auch negativer Art, wie Fehler.“ JOSEF MARKSTEINER

zusammen“, sagt Josef Marksteiner. „Alle Schritte laufen zur Gänze automatisch ab. Bei Störungen werden diese Teilprozesse manchmal offensichtlich, weil dabei die unbewusste Leistung nicht mehr funktioniert.“ Diese Wahrnehmungsstörungen können als Folge von Erkrankungen wie einem Schlaganfall oder Demenz auftreten, denn dabei werden vielfach die dafür verantwortlichen Verbindungen zerstört.

Training für die Zellen Grundsätzlich vermehren sich Nervenzellen im Gehirn nicht. „Sie müssen sozusagen ein Leben lang halten.“ Extremer Stress oder Substanzmissbrauch wie Alkohol und Drogen können sie jedoch stark beeinträchtigen oder sogar zerstören und stellen somit einen Risikofaktor dar. Deshalb appelliert Marksteiner für „mehr Bewusstsein, auf die Nervenzellen aufzupassen“. „Im Alter werden die Verbindungen

und Nervenzellen weniger. Die kristalline Intelligenz nimmt jedoch bis ins hohe Alter nicht ab, deshalb kann auch in diesem Lebensabschnitt Wissen gut erworben werden.“ Das Gehirn sollte von klein auf gefördert und gefordert werden. „Wie körperliche Aktivität ist Gedächtnistraining altersunabhängig sinnvoll. Je anfälliger ein System wird, desto mehr sollte es trainiert werden.“ Auch hier gilt: Was nicht genützt wird, geht verloren. EVA-MARIA HOTTER lll

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Gedächtnistraining im Alltag Übungen, die das Gedächtnis trainieren, sind am effizientesten, wenn man sie in den Tagesablauf integriert. Allgemein raten Mediziner in puncto Gedächtnistraining zu Bewegung, Einbindung in die Gesellschaft und Offenheit gegenüber Neuem. Die folgenden Übungen machen Sinn, insbesondere wenn sie außerhalb der Routine liegen – auch wenn sie auf den ersten Blick trivial erscheinen mögen:

Listen-los

Es kann auch riskiert werden, ohne Einkaufszettel in den Supermarkt zu gehen. Es darf auch tatsächlich eine Liste geschrieben werden, die man dann aber bewusst zu Hause am Tisch liegen lässt.

Seitenverkehrt Ist man Rechtshänder, kann versucht werden, gewohnte Tätigkeiten mit links auszuführen, egal ob Schreiben oder Flasche-Öffnen. So werden die linke und rechte Gehirnhälfte aktiviert.

Neue Wege Wird immer der gleiche Weg gegangen, kann auch einfach ein anderer genommen werden. So werden neue Eindrücke gewonnen und das Gehirn muss sich diese neu merken.

ABC Auch Buchstabieren trainiert das Gedächtnis. Wem vorwärts zu einfach erscheint, kann die Worte auch rückwärts versuchen.

Es lassen sich auch immer längere und komplexere Bezeichnungen wählen, was das Gehirn zusätzlich fordert.

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Die Welt klingt bunt in Innsbruck Hansaton eröffnet erstes Hörkompetenz-Zentrum im Herzen der Alpen von besonderer Wirksamkeit! Ihr Fachdrogist weiß Bescheid.

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nnsbruck, 31. März 2016: Hansaton wird heuer 55! Im Jahr 1956 wurde das weltweit erste Hansaton Hörkompetenz-Zentrum in Innsbruck bezogen. Seitdem ist das österreichische Unternehmen stetig gewachsen. In mittlerweile über 85 Fachgeschäften wird Tag für Tag daran gearbeitet, die Lebensqualität von Menschen, die an einer Hörminderung leiden, zu verbessern. Pünktlich zum 55. Jubiläum wurde jetzt in der Anichstraße 24 in der Innsbrucker Innenstadt ein neues HörkompetenzZentrum eröffnet. Das neue Fachgeschäft

ist sowohl ein Zentrum für alles rund um die Hörakustik, als auch ein Ort des Zuhörens und Wohlbefindens. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Betreuung von Kindern mit Hörminderung.

Hansaton möchte die Gesellschaft für das Thema Hören sensibilisieren und auf die Wichtigkeit einer regelmäßigen Prüfung des Gehörs aufmerksam machen. „Unser Ziel ist es, Menschen in ganz Österreich ein angenehmes und lebenswertes Leben zu ermöglichen. In Innsbruck befand sich unser erstes Fachgeschäft, und es ist schön zu sehen, wie wir zu unseren Wurzeln zurückkehren!“, erklärt Oliver Lux, Geschäftsführer von Hansaton, die Eröffnung des HörkompetenzZentrums. „Wir nehmen uns die Zeit jeden Kunden individuell zu betreuen, um ihm die bestmögliche Beratung zu ermöglichen.“, erklärt der Fachgeschäftsleiter KarlHeinz Willuhn abschließend.

Weitere Infos unter:

Tel. 0800 880 888 (kostenlos), per Email info@hansaton.at, auf www.hansaton.at oder direkt in einem Hansaton Hörkompetenz-Zentrum, über 85 x in Österreich lll Hansaton Akustische Geräte GmbH Josef-Lindner-Straße 4/4, 5073 Wals Himmelreich Gründungsjahr: 1961 Geschäftführung: Mag. Oliver Lux Mitarbeiter: über 250 Geschäftsfelder: • Einzelhandel mit Hörgeräten • Fernbedienungen & Funksysteme für Hörgeräte • Kinder-Hörakustik (Pädakustik) • Reparatur und Service • Gehörschutz • Cochlea-Implantat-Beratung • Medizin- und Messtechnikprodukte

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Das Herz

Herzens-

angelegenheiten Unser Herz beginnt lange vor unserer Geburt zu schlagen und tut das bis zu unserem Lebensende.

Dabei erfüllt es lebensnotwendige Aufgaben, und das meistens, ohne dass wir etwas davon merken.

SERIE:

D ie e O rg a n

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as Herz ist ein Hohlmuskel, der wie eine Saugpumpe funktioniert“, erklärt Hannes Alber, Oberarzt an der Universitätsklinik für Innere Medizin III Innsbruck und Primar des RehaZentrums Münster. „Es setzt sich aus vier Herzhöhlen – den beiden Herzkammern und den jeweiligen Vorhöfen – und vier Herzklappen zusammen. Die Höhlen dienen dazu, Blut aus einer Richtung anzusaugen und es dann in die andere weiterzupumpen. Die Klappen fungieren als Einwegventile, die verhindern, dass der Blutfluss in die falsche Richtung erfolgt.“

Wie ein Uhrwerk Der eigentliche Arbeitsablauf des Herzens lässt sich in zwei Teile gliedern, die zeitgleich stattfinden. Die rechte Kammer und ihr Vorhof pumpen sauerstoffarmes Blut aus dem Körper weiter in die Lunge. Dort erfolgt im „kleinen“ Lungenkreislauf die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff. Das dadurch „aufgefrischte“ Blut wird dann von der linken Kammer und ihrem Vorhof im großen Kreislauf zur Versorgung in alle Organe inklusive sich selbst gepumpt. Orchestriert werden diese komplexen Abläufe durch eigene elektrische Fasern im Herz, die von zwei Nervensystemen ge-

steuert werden: dem Sympathikus, der es beschleunigt, und dem Parasympathikus, der den Pulsschlag senkt.

Hochleistungspumpe Untersuchungen am Herzen finden in den meisten Fällen entweder mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Computertomografie oder mittels eines Herzkatheters statt. Bei diesem Eingriff, der alleine 2015 über 5.000 Mal an der Klinik Innsbruck durchgeführt worden ist, wird ein dünner Draht über ein Blutgefäß in der Leiste oder im Arm bis ins Herz geschoben. So können dort Messwerte ermittelt und die Herzkranzgefäße,

über die das Organ sich selbst mit Blut versorgt, sichtbar gemacht werden. „Mit einem Katheter können wir zum Beispiel messen, welches Blutvolumen ein Herz transportiert“, meint Alber. Das ist allerdings ein sehr individueller Wert, der von Alter, Größe, Gewicht und Geschlecht, aber vor allem vom körperlichen Bedarf abhängt. Wie viel das Organ leistet, zeigt sich aber zum Beispiel anhand der reinen Zahl seiner Kontraktionen. Auf den Tag verteilt kann man von einem Durchschnittspuls von etwa 70 Schlägen pro Minute ausgehen. Das wären dann täglich mehr als 100.000 Pumpzyklen. Die-

„Gerade, was Infarkte betrifft, ist die Vorsorge relevant.“ HANNES ALBER

se enorme Leistung und seine Funktion machen das Herz nicht nur zu einem lebensnotwendigen Organ, sondern auch zu einem der am meisten beanspruchten Muskeln im menschlichen Körper.

Todesursache Nummer eins Da das Herz die Versorgung des gesamten Körpers mit Sauerstoff gewährleistet, können Fehlfunktionen sehr ernste Folgen haben. „Die weltweit häufigste Todesursache sind Herzerkrankungen, die durch Verkalkungen – sogenannte Arteriosklerose – der Herzkranzgefäße hervorgerufen werden“, erklärt Alber. „Diese Ablagerungen an den Wänden der Schlagadern sind in gewisser Weise Teil des Alterungsprozesses, treten aber bei Männern häufiger auf als bei Frauen.“ Risikofaktoren wie hohes Cholesterin, Rauchen, Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit verstärken und beschleunigen den Prozess deutlich.

Ist die Arteriosklerose einmal weit genug fortgeschritten, drohen gefährliche Komplikationen.

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Das Herz

„Vermeidet man Risikofaktoren, lässt sich die Infarkt-Gefahr um über 90 Prozent senken.“

High-Tech-Eingriff Je nach Ausmaß der Arteriosklerose stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Auswahl. In vielen Fällen wird ein Stent – ein Röhrchen aus Metallmaschen – eingepflanzt. Der Stent befindet sich dabei an der Spitze eines Drahtes, direkt über einem noch nicht aufgeblasenen Ballon. So wird er über ein Blutgefäß entweder von der Leiste oder vom Arm des Patienten bis an die verengte Stelle geschoben. Der Ballon wird kurz aufgeblasen und dehnt sowohl das Gefäß als auch den Stent, der geöffnet bleibt und die Arterie offenhält.

Dieser Eingriff ist weltweit Routine und wird in Innsbruck fast 2.000 Mal pro Jahr durchgeführt. Gibt es zu viele Verengungen, greifen die Mediziner auch auf einen Bypass zurück.

Bei diesem Eingriff wird mithilfe eines anderen Blutgefäßes aus dem Körper des Patienten eine Umleitung um die verengte Stelle geschaffen.

© REHA ZENTRUM MÜNSTER

Zur Person Prim. Priv.-Doz. Dr. Hannes Alber ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie) in Innsbruck.

Zudem steht er als Primar der Kardiologie dem Reha-Zentrum Münster in Tirol vor.

zung. Ist die Läsion jedoch groß genug, entsteht ein Blutgerinnsel, das sich ablösen und ein Herzkranzgefäß verstopfen kann. Dadurch kommt es zu einer akuten Unterversorgung des Herzmuskels, der abzusterben droht. Deswegen bleibt Betroffenen nur wenig Zeit, Hilfe zu erhalten – als Faustregel gelten maximal sechs Stunden, bis die Blockade beseitigt werden muss. „Gerade was Infarkte betrifft, ist die Vorsorge relevant“, warnt Alber. „Vermeidet man Risikofaktoren, lässt sich die Infarkt-Gefahr um über 90 Prozent senken.“ Aber auch wenn sich kein Gerinnsel bildet, können Ablagerungen die Herzkranzgefäße so weit verengen, dass der Herzmuskel nicht mehr ausreichend versorgt wird. Bemerkbar macht sich das zuerst vor allem bei Anstrengung durch ein Engegefühl in der Brust, das dringend abgeklärt werden sollte. „Oft findet eine solche Untersuchung mithilfe eines Herzkatheters statt“, erklärt der Experte. „Dadurch haben wir die Möglichkeit mit einem verhältnismäßig kleinen Eingriff sowohl eine Diagnose zu stellen als auch eine Behandlung vorzunehmen.“ Leistungseinbußen Eine weitere häufige Erkrankung ist eine Insuffizienz, also eine Schwäche der Herzfunktion. „Diese tritt vor allem in zwei Varianten auf“, erklärt Alber. „Einerseits ist das die Pumpschwäche.

Sie entsteht durch einen zu schwachen Herzmuskel, der nicht mehr in der Lage ist, das benötigte Blutvolumen weiterzutransportieren.“ Als Auslöser dafür kommen viele Ursachen infrage. Ein erfolgter Infarkt oder eine Herzmuskelentzündung sind allerdings die häufigsten. Aber auch exzessiver Alkoholkonsum kann eine Pumpschwäche verursachen. „Andererseits gibt es auch die sogenannte Füll- oder diastolische Schwä-

che“, fährt der Mediziner fort. „In diesem Fall haben wir es mit mangelnder Elastizität der linken Herzkammer zu tun. Dadurch kann sie sich nicht mehr ausreichend füllen.“ Dieses Problem tritt vor allem mit zunehmendem Alter auf und betrifft besonders Frauen. Zusätzliche Risikofaktoren sind erhöhter Blutdruck und Herzrhythmusstörungen. Allerdings ist diese Form der Herzinsuffizienz noch deutlich weniger erforscht.

In beiden Fällen entwickelt sich die Erkrankung meist langsam. Sie macht sich erst durch Atemnot und Enge in der Brust bei Anstrengung, später auch im Ruhezustand bemerkbar. Dazu kommen oft Müdigkeit und eine allgemeine Leistungsschwäche. „Zur Behandlung der Pumpschwäche steht inzwischen eine breite Auswahl an Medikamenten zur Verfügung“, meint Alber. „Bei der weniger erforschten diastolischen Herzinsuffizienz sind wir allerdings noch auf relativ wenige medikamentöse Therapien beschränkt.“ Gesunde Lebensweise als Prävention Um sein Herz fit zu halten, empfiehlt der Experte vor allem, sich Risikofaktoren nur in geringem Maß auszusetzen. Dazu zählt besonders das Rauchen, aber auch zu cholesterin- und zuckerhaltige Ernährung. Ebenso gilt es, erhöhten Blutdruck frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig medikamentös einzustellen. „Dazu bieten sich vor allem regelmäßige Gesundenuntersuchungen an“, empfiehlt Alber. „Zugleich sollte man aber auch auf ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität achten. Das ist vor allem ein Problem der jungen Generation. Wer von klein auf ein gewisses Maß an Bewegung gewöhnt ist, wird das auch im späteren Leben aufrechterhalten und kann so auch langfristig sein Risiko von HerzerkranD. FEICHTNER lll kungen senken.“

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