Tirolerin (Oktober 2011)

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kunst & kultur

Chryseldis Hofer-Mitterer – Frida Kahlo Tirols? Auch wenn Chryseldis eine eigenständige Künstlerpersönlichkeit ist, fallen doch Parallelen zur mexikanischen Künstlerin auf.

Wenn dieses Mädchen nicht aufgenommen wird, bedeutet es ihren Untergang.“ Danler bittet Weiler um die Aufnahme seiner Schülerin in die Akademie.

Ausstellung Die Ausstellung Chryseldis Hofer-Mitterer in der Galerie Hörmann in Imst ist noch bis 22. Oktober zu sehen.

Föhnfische & Bergschädel Chryseldis Hofer-Mitterers bildhafte Sprache hat in den Köpfen der Tiroler genauso ihren festen Platz gefunden wie die literarische von Felix Mitterer. Die TIROLERIN hat die Ausnahmekünstlerin am Mieminger Plateau besucht.

K

narrende Stiegen führen zum Dachboden-Atelier der Künstlerin Chryseldis. Das gemütliche und geschmackvoll renovierte Haus in Affenhausen gehört eigentlich dem Schauspieler Harald Krassnitzer. Dieser ist seit Jahren mit Familie Mitterer befreundet und hat sein Häuschen der Künstlerin zur Verfügung gestellt. Die Zelte in Irland sind nun endgültig abgebrochen, das Haus samt Annas Traumgarten verkauft. Die Tochter Anna wohnt in Wien. Das Ehepaar Chryseldis und Felix lebt getrennt. Zu den familiären Problemen gesellten sich gesundheitliche. Immer wieder musste sich Chryseldis aufwändigen Operationen an der Wirbelsäule unterziehen – bis zu Verschraubungen am Lendenwirbel. Ein 188 | TIROLERIN Oktober 2011

Vergleich mit Frida Kahlo drängt sich auf. Wir sitzen in der großen Wohnküche. Trotz des gemütlichen Ambientes haben sich Schatten von Traurigkeit und Schmerz in die Räume gelegt. Umso erfreulicher ist es, dass Chryseldis an einer neuen Serie arbeitet. Es sind winzige Miniaturen. „Ich habe mir in Stams die Ikonenausstellung drei Mal angeschaut. Ich war fasziniert von der feinen Malerei, die so sehr ins Detail geht. Aber ich wusste, ich muss diese Miniaturen machen, solange ich noch gut sehen kann.“ Chryseldis arbeitet mit einer 5-Dioptrien-Brille, damit sie jedes Detail perfekt ausarbeiten kann. Die Themen ähneln denen früherer Jahre: spitzfischige Föhnwalzen stechen in gespannte Himmel,

langgezogene Baumkronen werfen helle Schatten, reduzierte Bergformen mit verwundeten Flanken, überrinnende Bergseen. Auch die schweren Regenwolken und Berggewitter samt Schicksalsblitzen der letzten Jahre kommen vor. Bilder als Schneckenhäuser, in die sich die Seele zurückziehen möchte? Die Miniaturen sind in Gouache und oft in mehreren Schichten feindetailliert ausgeführt. Hochkonzentrierte Kostbarkeiten – gewonnen aus dem Destillat eines nicht ganz einfachen Lebens. Chryseldis wurde 1948 in Landeck geboren, wuchs dort im engen Talkessel eingezwängt zwischen Bergen auf. „Ein schüchternes, mageres Mädchen, das immer wieder sehr krank ist“, schrieb Felix Mitterer. Früh be-


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