REPORT MONAT 35
Die Schmiede auf der Burg Hochosterwitz In der historischen Schmiede auf der Burg Hochosterwitz werden unter alter Schmiede- und Plattnertechnik nicht nur alte Waffen und Rüstungsteile restauriert, sondern auch neue Waffen und Harnische hergestellt. Die 600 Jahre alte Schmiede der Familie Schmidberger hat erstmals vor 450 Jahren die Burg Hochosterwitz mit Waffen beliefert und stellt dort heute noch alte Waffen her. Einen Einblick in die Arbeit gibt es auch im Zuge des Adventmarkts auf der Burg Hochosterwitz. Dieser findet am 7./ 8. Dezember und 14./15. Dezember 2013 bei freiem Eintritt im Burghof statt.
Die Gardisten tragen die Harnische nur bei besonderen Anlässen.
D
er Stahl glüht hellrot, schon leicht gelb. Er hat 1.200 Grad. Jetzt muss es schnell gehen. Johann Schmidberger schwingt den Hammer und setzt präzise Schläge. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Der Stahl ist jetzt dunkelrot. Schmidberger weiß, jetzt sind es nur noch rund 900 Grad an der Stahloberfläche. Zu wenig um weiter Schläge zu setzen. Der gebogene Stahl kommt wieder zurück auf die glühend heißen Kohlen – bis die Temperatur für die nächsten Schläge passt. 140 Stunden oder anders gesagt, vier Wochen lang, formen Johann Schmidberger und seine Söhne Johann Junior und Georg mit ihren Hämmern das drei Millimeter dicke Eisen, bis es wie ein recht unansehnlicher Körperpanzer aussieht. Dann fängt die Kleinarbeit an. Der Harnisch (so heißt die den Körper bedeckende Rüstung eines Ritters) wird händisch gefeilt. Zuerst mit grobem, dann mit immer feinerem Schleifpapier. Bis man keine Schleifspuren mehr sieht. Jetzt kommen noch Hirschleder-Riemen an die Verbindungsteile an Oberarme und Schultern, damit man sich in der Rüstung gut bewegen kann und nach fünf Monaten sind fünf neue Harnische aus Österreich bereit für ihre Reise in den Vatikan. AUFTRAG ÜBER JAHRE. Wenn sich die Schweizer Garde nach 500 Jahren zum ersten Mal wieder neu einkleidet, kommt es auf ein paar Monate an Wartezeit wirklich nicht an. Die Gardisten und Offiziere bekommen wahre Raritäten, die teils auch auf der Burg Hochosterwitz in Kärnten gefertigt werden. Denn das ist die „Sommerresidenz“ von Schmied Josef Schmidberger. Von April bis Oktober betreibt der Schmied aus Molln in Oberösterreich die Schauschmiede in der Burg, arbeitet auch an den Aufträgen für Rom und lässt sich dabei immer wieder von den Besuchern der Burg über die Schulter schauen. Dass sich der Österreicher den Großauftrag der Schweizer Garde an Land gezogen hat, ist kein Zufall. Die ersten Aufzeichnungen über die Schmiedekunst seiner Familie gab es schon 1284, erzählt Johann Schmidberger. Johann Senior hat das Handwerk von seinem Großvater August gelernt, dieser von Urgroßvater Johann, der von Ururgroßvater Georg. Kenntnisse, die von einer Generation an
die nächste weitergereicht wurden – samt Hammer, Amboss und Schmiedemarke. Heute ist seine Familie eine der wenigen, die Blech, Stahl und Eisen nach alter Tradition mit dem Handhammer in Form schlagen. Wie vor rund rund 500 Jahren.
„Die Schmidbergers werden noch im Vatikan sein, wenn wir alle nicht mehr da sind“, sagt der Harnisch-Schmied Johann Schmidberger. In den Vatikan gekommen ist Schmidberger über die Steiermark, wie er dem MONAT erzählt. Genauer über eine Empfehlung des Grazer Joanneums. GEHEIMER KUNDE. Dieses bat die Schmidbergers, einen besonders reich verzierten Harnisch zu produzieren. Der Auftraggeber wurde streng geheim gehalten. Ind 700 Arbeitsstunden fertigten die Schmiede einen Prunkharnisch, verziert mit Gold und Silber und erfuhren erst nach der Auslieferung, dass das Stück für den Kommandanten der Schweizergarde im Vatikan bestimmt war. Die päpstliche Schutztruppe war so zufrieden mit der Arbeit, dass sie die Schmidbergers bat, binnen acht Jahren 80 Harnische herzustellen. Neu eingekleidet wird die Garde, weil die bisherigen Harnische für die vergleichsweise kleinwüchsigen Männer der vorigen Jahrhunderte bemessen wurden. Ein groß gewachsener Gardist des 21. Jahrhunderts hat dafür in derselben Montur, die bei festlichen Anlässen angelegt wird, seine liebe Atemnot. 30 Stück sind bislang fertig geworden. Die Schmidbergers fertigen sie in sechs verschiedenen Größen an. „Damit man sie auch wieder weitergeben kann, sind sie nicht so genau an den Körper angepasst“, sagt Johann Schmidberger. Die Größen sind übrigens dem 21. Jahrhundert entsprechend in Small, Medium usw. angegeben. Die prunkvoll verzierten Harnische für die Offiziere (siehe nebenstehendes Bild) werden maßgeschneidert. FINANZIERT MIT SPENDEN. „Wenn man bedenkt, dass die Garde rund alle 500 Jahren ihre Rüstungen ausgetauscht hat, bedeutet das, dass die Schmidbergers noch im Vatikan sein werden, wenn wir alle nicht mehr da sind“, sagt der Schmied. Und es gibt noch eine viel größere Ehre: Erstmals in der Geschichte der Schweizer Garde dürfen die Schmiede ihr „Werk“ signieren und die Initialen auf jedem Harnisch einschlagen. „Das ist schon etwas ganz Besonderes“,