6020 Stadtmagazin (April 2023)

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FÜLLFEDERNARR

Daniel Matt im Porträt

NACH DER FLUCHT

Wie Behörden Integration erschweren

Das zerbrochene Kind

Ein blaues Fahrrad, die Erinnerung an ihre Kindheit und die Entscheidung, dass er ihr nie wieder zu nahe kommen darf – die Geschichte von Sabrina

APRIL 2023 | AUSGABE 281 22. JAHRGANG Retourenadresse: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck | Österreichische Post AG PZ13Z039759P

Das Stadtrad. Bringt Farbe in die Stadt.

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Über den Stillstand

(Es reichtjetzt!)

Mit der letzten Gemeinderatssitzung ist es nun endgültig amtlich: Die Innsbrucker Stadtregierung ist am Ende! „Jeder gegen jeden und alle gegen Willi“ lautet das politische Motto, und das plötzliche „Nein“ zum neuen Bozner Platz ist hierfür nur ein weiteres, wenn auch deutliches Sinnbild. Unsere Stadtregierung ist nicht mehr handlungsfähig. Die großen Leidtragenden? Wir Innsbrucker:innen! Während sich die Regierenden auf nichts einigen wollen, was der jeweils anderen Partei oder gar dem in Ungnade gefallenen Bürgermeister nützen könnte, steht die Stadt seit Monaten, vielleicht schon seit Jahren still. Und so nebenbei verbrennt noch ganz schön viel von unserem sauer verdienten Geld. Es scheint, als wäre die Innsbrucker Politik zum Selbstzweck verkommen. Es geht nur noch um die eigene Profilierung, das eigene Vorankommen und allzu oft auch um das eigene Gehalt. Unser Bürgermeister verdient rund 15.000 Euro brutto proMonat,seinebeidenStellvertreterrund12.000 Euro, die amtsführenden Stadträte fast 11.000 Euro. 14-mal pro Jahr, summieren sich diese fünf Gehälter in einer Wahlperiode (sechs Jahre) auf immerhin fast sieben Millionen Euro Gesamtkosten. Eine Zahl, die nicht unbedingt zu hoch sein muss, für die man sich aber jedenfalls ordentliche Arbeit und vor allem Ergebnisse erwarten darf. Die sieben Millionen zahlen wir Innsbrucker:innen derzeit allerdings fürs Streiten, Verhindern und Aussitzen.

Das liebe Geld dürfte auch das Problem sein, warum niemand Neuwahlen vom Zaun bricht. Zu groß die Angst, dass nach der nächsten Wahl das

eigene Managementgehalt futsch ist. Zu Recht: Denn bei Neuwahlen hätte derzeit kaum eine Partei bahnbrechende Veränderungen zu bieten: Die Grünen sind inzwischen gespalten, Bürgermeister Willi schwer angeschlagen. Die Schwarzen ringen um Einigung und suchen händeringend nach einem gemeinsamen Kandidaten, der die Wahl gewinnen könnte. Und das obwohl Johannes Anzengruber von der ÖVP als auch Christine Oppitz-Plörer von Für Innsbruck glauben, dass der richtige Kandidat schon längst gefunden wurde – nämlich in Form ihrer eigenen Person.

Wenn nicht bald jemand eine zündende Idee hat, passiert bei Neuwahlen also einfach Folgendes: Es gibt wieder eine Stichwahl zwischen Willi und Oppitz, die die Altbürgermeisterin für sich entscheiden könnte. Weitaus wahrscheinlicher: Die Stichwahl findet zwischen Willi und dem FPKandidaten Lassenberger statt. Dann wird Willi ein weiteres Mal Bürgermeister von Innsbruck werden und seinen Pensionsantritt (ab 6. Mai 2024 zu seinem 65. Geburtstag möglich) verschieben müssen. Ändern würde sich in beiden Fällen für unsere Stadt wenig. Was wir jetzt deshalb wirklich brauchen, ist frisches Blut. Wo sind die Menschen, die eine echte Vision von einem besseren Innsbruck haben? Wer hat Lust, Innsbruck wirklich voranzubringen? Wer will Innsbruck endlich vom Stillstand und dieser elenden Parteipolitik befreien? Bitte dringend melden! Wir brauchen dich jetzt!

m.steinlechner@6020stadtmagazin.at

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Editorial

Inhalt

Die besten Events im April auf einen Blick

Seite 66

Das zerbrochene Kind

An einem ihrer Geburtstage bekam Sabrina ein blaues Fahrrad – das war der Tag, an dem sie sich schwor, dass er sie nicht mehr anfassen werde.

Seite 14

Gemüse aus dem Lastenrad

Eine Geschichte mit Füllfedern

Lena Pötzl und ihr neues Projekt

Seite 62

Seite 26

Soziale Arbeit

Viel zu tun, doch gibt es nur wenige Studienplätze. Aufriss einer prekären Lage.

Seite 22

Essen & Trinken

Das Neueste zu Innsbrucks Gastronomie: für 6020-Leser:innen gegessen, getrunken und geprüft

Seite 48

Daniel Matt im Porträt
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MundArt

Seite 56

Was sagt die Wissenschaft?

Wie realistisch ist das „The-Last-of-Us“-Szenario aus Expertinnensicht?

Seite 40

Gasa Valga bleibt

Der Spanier gründet eine eigene Tanzcompany –und freut sich über jede Unterstützung.

Seite 20

Vegan as fuck!

Marco Rizzo bringt in der Paninothek vegane Pizzen auf die Teller.

Seite 58

Flucht ins Ungewisse

Flüchtlingen in Tirol werden viele Steine in den Weg gelegt. Der Wille, zu arbeiten, sich zu integrieren und zu leben, weicht oftmals dem Frust.

Seite 32

IMPRESSUM

Herausgeber: Michael Steinlechner Medieninhaber & Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH

Chefredaktion: Lisa-Maria Schwarzenauer und Haris Kovacevic Redaktion: Philipp Buchacher, Agnés Czingulszki, Klaus Erler, Anna Kirchgatterer, Denise Neher, Flo Seidl, Jacqueline Unterluggauer, Leonie Werus, Johannes F. Park, Denis Pscheidl, Flo Seidl, Verena Zankl (Lektorat) Fotos: Franz Oss, Axel Springer Grafik: Thomas Bucher, Alina Klampfer, Marco Lösch, Lisa Untermarzoner Illustration: Monika Cichoń Anzeigenverkauf: Carmen Larch (verkauf@6020stadtmagazin.at) Anschrift, alle: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512/58 6020 E-Mail: redaktion@6020stadtmagazin.at Geschäftsführung

Verlag: Andreas Eisendle, Michael Steinlechner Druck: Intergraphik GmbH, Innsbruck Hinweis: Für eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

Mit Baba Ganoush feiert Flo eine Gemüseparty.
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IM BILD 6

BLAUES DOPPEL

Seit Kurzem gibt es in Wilten ein neues Wandgemälde zu bewundern. Das v om heimischen Graffitiwriter Crazy Mister Sketch designte Mural ziert seit Ende März ein Gebäude in der Notburga-KlammerGasse an der Ecke Heiliggeiststraße. Insgesamt acht Tage benötigte der Künstler, bis aus der grauen Hausmauer Street-Ar t-Kunst wurde.

© AXEL SPRINGER
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1.

10.

KELLERNAZIS IN REGIERUNGEN

9.

WEITERE TEUERUNGEN

8.

Den Innsbrucker Gemeinderat

7.

Keine Sitzmöglichkeiten am Marktplatz

Radl-Domino

2.

LAUBBLÄSER

3.

Wasserspiele auf Spielplätzen

(bitte erst ab frühestens Mai)

4.

ALLE VIER JAHRESZEITEN INNERHALB VON ZWEI TAGEN

5.

6.

Lauter kreative Alternativen zur Mietpreisbremse

Spiegelei-Chips

APRIL 10
© ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ
DINGE,
DIE DIE WELT IN DIESEM MONAT NICHT BRAUCHT
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ak-tirol.com/creator

Zeig uns, was du kannst und erreiche als das neue Social Media Gesicht der AK Tirol unser Publikum mit deinen Ideen.

des Monats

Neues, Wichtiges und Kurioses aus der Stadt (für das wir sonst keinen Platz haben)

Im Visier der Justiz

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt aktuell in einem Verfahren wegen Untreue und Amtsmissbrauchs gegen Bürgermeister Georg Willi, der als Verdächtiger geführt wird (und für den die Unschuldsvermutung gilt). Konkret geht es um Sonderverträge, die er in Eigenregie mit der inzwischen Ex-Personalamtsleiterin ausgehandelt hat.

GERÜCHTEKÜCHE

Knapp ein Jahr vor der nächsten Gemeinderatswahl tauchen immer wieder neue Namen als potenzielle Kandidat:innen für den Bürgermeister:innensessel auf. Unter den Gerüchten: Staatssekretär Florian Tursky soll für eine Allianz von FI, VP und Seniorenbund in den Ring steigen. Nicht besonders erfreut darüber dürften Vizebürgermeister Johannes Anzengruber und vermutlich auch Christine Oppitz-Plörer sein, die wohl beide selbst ein Auge auf die Position als Spitzenkandidat:in geworfen haben.

Sicheres Zuhause

Im März wurden im Rahmen eines Kooperationsprojektes von Stadt, DOWAS und dem Tiroler Frauenhaus drei neue Notwohnungen für von Gewalt und Armut betroffene Frauen eröffnet. Hier finden Frauen, die aufgrund finanzieller Zwänge und fehlender Existenzgrundlage gezwungen wären, in Gewaltbeziehungen zu bleiben, eine sichere Umgebung für sich und ihre Kinder.

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Was macht eigentlich ...?

Mit dem Podcast-Projekt „Stadtstimmen“ gibt die Stadt Innsbruck Einblicke in die vielfältigen städtischen Angebote, die man als Bewohner:in vielleicht nicht immer am Schirm hat. Dabei sprechen städtische Mitarbeiter:innen über ihre tägliche Arbeit – zum Beispiel im Stadtarchiv und der Stadtbibliothek.

www.innsbruck.gv.at/podcasts

SEILBAHN IN THE CITY

Soll Innsbruck eine Stadtseilbahn bekommen? Das will eine vom Land Tirol unterstützte, im Rahmen eines Forschungsprojektes der TU Graz durchgeführte Umfrage in der Bevölkerung von Innsbruck, Igls, Lans, Sistrans, Patsch, Rinn und Tulfes wissen.

Film ab!

Seit 16. März können Filmfans mit dem Nonstop-Kino-Abo für 22 € (unter 26 Jahre)

bzw. 24 € (über 26) im Monat unbegrenzt Filme in den österreichischen Programmkinos genießen – unter anderem auch im Leokino und im Cinematorgraph. Filme von Universal Pictures (z. B. The Fabelmans, Women Talking, Tár) sind aktuell noch ausgenommen, aber das soll sich in den nächsten Monaten noch ändern.

KinoAbo

Eine Seilbahnverbindung zwischen Leipziger Platz oder dem Hauptbahnhof über die Olympiaworld und Igls/Lans bis zur Talstation Patscherkofelbahn wäre laut einer Machbarkeitsstudie von 2021 möglich, jetzt will man wissen, ob überhaupt Interesse daran besteht.

Bis 31. Mai kann hier an der Umfrage teilgenommen werden:

APP.UMFRAGEONLINE.COM/S/ SEILBAHNSTUDIE

So viel – oder umgerechnet 233 € pro Kopf bzw. 8,7 % der Gesamtausgaben – hat die Stadt 2021 für Kunst und Kultur ausgegeben, wie aus dem vor Kurzem veröffentlichten Kulturausgabenbericht hervorgeht.

36 Millionen Euro
safepla c e
© DOPPELMAYR 11

Das laute Schweigen aus dem Innsbrucker Gemeinderat

Dass die Blauen ihre Politik ausschließlich auf Provokationen aufbauen, hat mittlerweile jeder verstanden. Das heißt nicht, dass man ihnen jedes rassistische Rumgerülpse, wie die Rede vom „Bevölkerungsaustausch“, durchgehen lassen muss. Fast alle Fraktionen im Innsbrucker Gemeinderat finden aber schon.

Es gibt nichts, worüber in der Innsbrucker Stadtpolitik nicht diskutiert wird: Bozner Platz, Autobahn-Einhausung im Westen, Optimierung der Ampelschaltungen, Attraktivierung des Wirtschaftsparks Rossau, die Überarbeitung von Bauvorschriften, Sonderverträge für Willis Mitarbeiter:innen und, und, und. Keine Gelegenheit wird ausgelassen, um sich irgendwie zu positionieren, schlau, schlagfertig und empört zu sein oder zumindest moralisch überlegen zu wirken. Nur wenn die FPÖ eine Pressemitteilung mit klar rassistischen Botschaften raushaut und in Identitären-Manier von „Bevölkerungsaustausch“ spricht, wird es um die Fraktionen im Innsbrucker Gemeinderat überraschend still. Weil Migration schwieriges Thema und so. Lieber Klappe halten, als potenzielle Wähler:innen vergraulen. Lediglich die Grünen verurteilten das Pamphlet.

Dass die mittlerweile verzweifelt wirkende Oppitz-Plörer dazu nichts sagt, wundert einen ebenso wenig, wie dass im ÖVP-Topf niemand etwas moralisch Verwerfliches daran findet, Neonazi-Sprech zu verwenden. Schließlich bieten sie sich ja beide an, für die Kolleg:innen aus dem blau-„bürgerlichen“ Lager den Steigbügelhalter nach der nächsten Wahl zu machen. Dass aber auch SPÖ, Neos und alle anderen Fraktionen das stillschweigend hinnehmen, zeugt von einer tiefgreifenden ethischen Ausgelaugtheit im Innsbrucker Gemeinderat. DER gehört wohl wirklich langsam ausgetauscht. Möge dann der neue weniger Rassist:innen beherbergen – und weniger Feiglinge und Opportunist:innen auch.

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KOMMENTAR
Text: Haris Kovacevic

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Irrtum sowie Satz- & Druckfehler vorbehalten. Abholpreise inkl. MwSt. Solange der Vorrat reicht.

Willkommen dahoam.

Das zerbrochene Kind

Es war ein blaues Fahrrad, das Sabrina an ihrem Geburtstag bekommen hat. Sie weiß nicht mehr, wie alt sie an diesem Tag geworden ist. Doch eines weiß sie noch genau: „Ich habe mir geschworen, er fasst mich nie wieder an, und so war es dann auch.“

Text: Anna Kirchgatterer – Illustration: Monika Cichoń
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Sieben

Prozent

In einer von Statistik Austria durchgeführten, repräsentativen Studie berichten sieben Prozent der rund 6.200 befragten Frauen von sexuellen Gewalterfahrungen in der Kindheit. Der Täter bzw. die Täterin kommt in den meisten Fällen aus dem Bekannten- und Familienkreis: 85 Prozent der Frauen kannten den Täter bzw. die Täterin. Sechs von zehn Betroffenen haben sich im Laufe ihres Lebens jemandem anvertraut, am häufigsten wandten sich die Frauen an Personen aus ihrer Familie und/oder an Freund:innen.

Triggerwarnung: Der nachfolgende Text enthält Schilderungen von sexueller Gewalt, die traumatisierend oder triggernd sein können.

Meine Mama hat immer am Abend noch Step-Aerobic-Kurse gegeben und da haben wir einmal in der Woche bei ihm geschlafen. Wir waren in seiner Obhut, und dieser Ort der Sicherheit, der ist einfach ausgenutzt worden. Das ist über mehrere Jahre passiert.“ Wie lange es gedauert hat, bis sie selbst den Täter gestoppt hat, weiß Sabrina heute nicht mehr. Sie weiß nur: Es war der Tag, an dem sie das blaue Fahrrad bekommen hat.

EIN NEUES LEBEN.

Danach passiert lange nichts. Sabrina verlässt ihren Heimatort und geht nach Innsbruck, beginnt ein Studium und baut sich in der neuen Stadt einen neuen Freundeskreis auf. „In meinem neuen Leben wollte ich ehrlich sein.“ Mit ihrer Geschichte können aber nicht alle umgehen. Sabrina braucht einige Anläufe, bis sie sich einer Person anvertrauen kann –und auch Unterstützung erhält. Zweimal versucht sie vergeblich, ein Gespräch über das Geschehene anzubahnen. Einmal ist es eine enge Freundin in ihrem Heimatort, einmal ihr damals 18-jähriger Partner.

„Ichwarmitihmdamalsschonfastzwei Jahrezusammenundwirwarensehreng. Ichwollte,dasserauchweiß,werichbin undwarumichvielleichtinmanchenSituationensoreagiere,wieichebenreagiere. DaswareinGrund,warumichmichihm anvertrauthabe.“

Er weiß nicht, wie er damit umgehen soll, eine Reaktion bleibt aus. „Er war halt jung und genau wie ich überfordert. Das war für mich ein Dämpfer und dann habe ich mir gedacht: Okay, ich begrab es wieder.“

SCHWEIGEN MACHT KRANK.

Heute ist Sabrina klar, dass die Stille nicht heilsam ist: „Ich habe gelernt, dass Schweigen krank macht. Also nicht nur psychisch eine Belastung ist, sondern auch körperlich stark belastet.“ Vor allem hatte sie lange Angst, ihrer Mama zu erzählen, was passiert ist.

Kurz vor ihrem Bachelorabschluss merkt sie, dass sie etwas ändern muss. Das Studium ist zeitaufwendig und intensiv, Praktika, Seminararbeiten und Bachelorprüfung bringen Sabrina auch körperlich an ihre Grenzen. Sie geht zu einem ganzheitlichen Mediziner. Es ist der erste Arzt, dem sie erzählt, was passiert ist. Für ihn ist klar: Sie muss etwas tun. „Und da hat es in meinem Kopf klick gemacht und ich dachte mir: Ich mach es jetzt, ich erzähle es jetzt meiner Familie, weil ich kann nicht mehr. Ich muss irgendwie weitermachen, ich will den Bachelor und ich will mein Leben und Freude daran haben.“

Als Erstes erzählt sie ihrem Bruder davon. „Der ist aus allen Wolken gefallen.“ Er sucht Vereine in Innsbruck, schickt ihr verschiedene Links zu Websites und rät ihr, sich beraten zu lassen. Der Moment ist für Sabrina einschneidend: „Ich habe mich davor selber nie als Opfer gesehen. Ich

© BETTINA FILIPS (MUSIKIMBILD)
„Ich habe gelernt, dass Schweigen krank macht. Also nicht nur psychisch eine Belastung ist, sondern auch körperlich krank macht.“
Sabrina
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habe gewusst, dass es solche Vereine gibt, und das habe ich auch immer toll gefunden, aber dass ich selber mal hingehe – das ist nie passiert. Und das war eigentlich der Moment, in dem ich mir dachte: Ich schaue mir das mal an.“

DER ENTSCHLUSS.

Sie geht zu einem Verein in Innsbruck –Frauen gegen VerGEWALTigung – und lässt sich beraten. Der Verein vermittelt Sabrina eine Therapeutin. Sie hilft ihr, sich auf das Gespräch mit ihrer Mutter vorzubereiten: ihrer Mama zu erzählen, dass sie in ihrer Volksschulzeit sexuell missbraucht wurde –von einem Mann im engsten Familienkreis.

„UnddannwardieserSommerundmeine MamahatBescheidgewusstundichbinin einrichtigesLochgefallen.Ichwolltenicht aufstehenundübernichtsnachdenken,ich wollteeinfachnichtstun.Ichhabesehrviel Schweregefühltundhabemichgefragt: Wasmacheichjetzt?“

Unterstützung in Innsbruck

Frauen gegen VerGEWALTigung ... bietet rechtliche und psychosoziale Beratung. Der Verein informiert über den Ablauf eines strafrechtlichen Verfahrens und unterstützt bei Bedarf während eines Prozesses. Die Mitarbeiter:innen beraten kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym.

Frauen helfen Frauen

... ist eine Beratungseinrichtung, an die sich Frauen mit unterschiedlichsten Fragen und Problemen wenden können. Die Initiative bietet allgemeine Sozialberatung, juristische, psychosoziale und finanzielle Beratung an. Rat und Hilfe gibt es unter der Nummer 0512/58 09 77.

Rat auf Draht

... ist unter der Nummer 147 rund um die Uhr erreichbar. In ganz Österreich gibt es spezialisierte Beratungsstellen, in denen Betroffenen von sexueller Gewalt kostenlose Beratung und Psychotherapie angeboten wird.

Frauenhaus Tirol ... bietet telefonische oder persönliche Beratung für Betroffene von häuslicher Gewalt oder Personen, die vermuten, dass diese im Umfeld passiert. Die Beratungen können in verschiedenen Sprachen stattfinden, sind kostenlos und wenn gewünscht anonym. Ein Termin kann unter der Nummer 0512/93 18 46 vereinbart werden.

StoP

... das Projekt „Stadtteile ohne Partnergewalt“ wurde erst vor Kurzem in Wilten gestartet. Ziel der Initiative ist es, für häusliche Gewalt zu sensibilisieren und zum Einschreiten zu bewegen.

Die Frauenhelpline

... ist immer und österreichweit unter 0800/22 25 55 erreichbar.

„Ich will den Bachelor und ich will mein Leben und Freude daran haben.“
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Sabrina verarbeitet ihre Erlebnisse heute in der Musik.

Beratung und Hilfe

Seit mittlerweile über 40 Jahren hilft die Beratungsstelle „Frauen gegen VerGEWALTigung“ Mädchen und Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Katharina Hölbig erklärt, wer zu ihnen kommen kann und wie Betroffene unterstützt werden.

6020: Wer kann zu euch kommen? Katharina Hölbig: Zu uns in die Fachstelle können Frauen und Mädchen ab 16 Jahren kommen, die von sexualisierter Gewalt – in welcher Form auch immer –betroffen sind. Die Frauen bestimmen selbst, was für sie eine Grenzüberschreitung ist und was nicht. Abseits davon gibt es natürlich die strafrechtlichen Vorgaben: die Definition von sexualisierter Gewalt im Gesetz.

Wenn die Frauen kommen, was passiert dann? Wir bieten psychosoziale Beratung. Das ist keine Therapie, aber es ist vom Setting her ähnlich. Die Frauen, die kommen, können anonym bleiben, sie können einmal oder öfter kommen –je nachdem, was sie brauchen und wollen. Das Angebot ist freiwillig, die Inhalte der Beratung sind vertraulich.

Bei der Beratung geht es darum, zu stabilisieren – was brauchen die betroffenen Frauen, was können wir ihnen für Werkzeuge in die Hand geben,

damit sie ihren Alltag wieder bewältigen können, ohne dass das Geschehene allzu sehr im Vordergrund steht.

Ihr bietet nicht nur Beratung, sondern auch Prozessbegleitung. Die ist ein im österreichischen Opferschutzgesetz verankertes Recht für jedes Opfer von Gewalt. Die Frauen kommen zu uns und werden psychosozial beraten. Wir begleiten sie zum Beispiel bei der Anzeige und bei der Einvernahme vor Gericht.

Und wir übernehmen die organisatorischen Dinge während des Verfahrens und stellen eine Opferschutzanwältin zur Seite, die mit uns schon lange zusammenarbeitet. Sie macht die rechtliche Prozessbegleitung.

Wann macht eine Anzeige Sinn? Das muss jede Frau individuell für sich entscheiden. Einerseits ist eine Anzeige fast das einzige Mittel für betroffene Frauen, um das Unrecht, das ihnen angetan wurde, aufzuzeigen. Sie kann ein Schritt zur Heilung sein, weil die

Frauen sich durch die Anzeige wieder selbst ermächtigen und wehren. Auf der anderen Seite ist so ein Prozess auch sehr belastend und es ist wichtig, sich begleiten zu lassen. Noch immer gibt es eine hohe Dunkelziffer bei sexualisierter Gewalt: Nur einer von zehn Fällen wird angezeigt und nur wenige Anzeigen führen tatsächlich zu einer Verurteilung. Ganz viele Verfahren werden eingestellt. Denn es ist leider ganz schwer, die Unfreiwilligkeit nachzuweisen.

Die Frauen kommen oft sehr viel später – auch Jahre später – nach der Tat zu euch in die Beratung. Wieso ist das so? Oft sitzt noch in den Köpfen, dass sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigungen irgendwo in der dunklen Gasse passieren, aber zwei Drittel der Frauen kennen den Täter. Das heißt, die meisten sexualisierten Gewaltübergriffe passieren im sozialen Nahraum. Und es ist auch statistisch erwiesen, dass Frauen weniger oft anzeigen, wenn der Täter aus der Familie oder aus dem sozialen Nahfeld kommt. Gründe sind zum einen die Angst vor weitergehender Gewalt. Und auf der anderen Seite befürchten Frauen, dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn der Täter zum Beispiel jemand ist, mit dem sie schon Kontakt oder sogar eine Beziehung hatten. Und viele Frauen schämen sich dafür, was ihnen angetan wurde. Sexualisierte Gewalt ist

ein Übergriff auf die intimsten Bereiche unseres Körpers und für Betroffene oft nur schwer fassbar. Es ist immer noch ein großes Tabu. Außerdem wird das Geschehene zunächst oft verdrängt. Betroffene „funktionieren“ lange sehr gut. Und dann gibt es manchmal erst nach Jahren einen Anlassfall, der das Ganze wieder an die Oberfläche bringt. Dann kommen die Frauen in die Beratung. Es ist nie zu spät, sich Unterstützung zu holen.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn eine Freundin sich mir über erlebte sexuelle Gewalt anvertrauen will? Ganz wichtig ist es, die Erzählung ernst und sich Zeit zu nehmen. Man sollte aber keine Details nachfragen, denn das kann zu einer Retraumatisierung führen. Im besten Fall kennt man eine Opferschutzeinrichtung und verweist auf diese. Am wichtigsten ist es aber, immer nur die Schritte zu setzen, für die die Betroffene bereit ist, und sie selbst das Tempo bestimmen zu lassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

© AXEL SPRINGER, JENNY HAIMERL 18

Sabrina entscheidet sich dafür, den Täter anzuzeigen. „Das war so eine Frage der Gerechtigkeit, ich dachte: Ich kann mich nur aus meiner Opferrolle befreien, indem ich mich wehre in diesem Justizsystem.“ Sie bereitet sich vor, ihre Geschichte bis ins kleinste Detail zu erzählen, schreibt alles auf, woran sie sich erinnern kann. Gemeinsam mit einer Person aus dem Verein geht sie zur Polizei und zeigt den Täter an.

Heute verarbeitet Sabrina ihre Erlebnisse in der Musik. Ihre Band hat sie Schritt für Schritt eingeweiht. Die Sängerin geht offensiv mit ihrer Geschichte um, redet auf der Bühne über ihre Erlebnisse. „Ich glaube, es braucht wirklich einen gesellschaftlichen Wandel, dass man einfach wegkommt von diesen Identitäten, von diesen Rollenbildern. Es braucht diesen Raum, dass jede und jeder so sein kann und sein darf, wie er ist.“

BLICK NACH VORN.

Der Täter in Sabrinas Geschichte wird verurteilt. Elf Monate unbedingt, 33 Monate bedingt, letztendlich sitzt er sieben Monate im Gefängnis. Das Gericht macht viele Milderungsgründe geltend. Für Sabrina ist das Urteil ernüchternd: „Ich dachte nur: Toll, dass er es irgendwo bereut, aber ich bin auch nicht gefragt worden, für mich ist nichts gemildert worden.“ Rückblickend verstehe sie jede Person, die keine Anzeige macht. Denn der ganze Prozess war für die damalige Studentin definitiv kräftezehrend.

„Ichbinauchdadurch,wieichdasThema angegangenbin,nocheinmaldurchdie Traumatisierungdurchgegangen.Eshat vorherallessozugemacht,dassesmir wirklichgutgegangenist.Undaufeinmal warichständigkrank,meinNervensystem–dasistauchjetztnochso–reagiert aufalles,wasesfindenkann,weilesso fragilist.“

Trotzdem würde sie den Täter wieder anzeigen. „Weil es die einzige Gerechtigkeit ist, die ich bekommen kann. Und den Rest mache ich über Öffentlichkeitsarbeit und meine Musik.“ Außerdem wurde ihr klar, dass es oft besser ist, als Erstes zu einem Verein, zu geschulten Leuten zu gehen. „Die Vereine wissen genau, was sie tun und was sie sagen. Und die haben die Tools dazu, zu helfen.“ Mit ihrer Geschichte will Sabrina jedenfalls anderen Menschen Mut machen. Ihr Appell an Betroffene: „Vertrau dich jemandem an, du musst das nicht alleine tragen.“

„Diese Scham, zum Therapeuten zu gehen, die unsere Eltern ja noch haben, die ist so riesig. Und uns veräppelt man und sagt, wir wären verweichlicht und laufen alle zum Therapeuten.“
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„Balconystories“ heißt Sabrinas Band.

Enrique Gasa Valgas Engagement am Landestheater läuft im Sommer aus, seine Zeit in Innsbruck soll aber weitergehen: Gemeinsam mit Christian Steinmayr arbeitet er gerade an seiner eigenen Tanzcompany – und braucht dafür die Unterstützung des Publikums.

ls klar war, dass der Weg am Theater zu Ende geht, habe ich sofort zu Enrique gesagt, was immer du machen willst, ich werde dich unterstützen“, erzählt Christian Steinmayr. Ihn und Enrique Gasa Valga, der gerade seine letzte Saison als Leiter der Tanzcompany am Landestheater verbringt, verbindet eine langjährige Freundschaft, eine Leidenschaft für Tanz und Kultur und seit Kurzem auch die La Limonada Event GmbH. Die gemeinsame Firma ist der Grundstein für eine private Tanzcompany unter Gasa Valgas Namen und Führung, die gerade im Aufbau ist und im Feber 2024 mit der ersten Show Premiere feiern soll.

„Ich habe 14 Jahre lang immer gesagt, ich bleibe, solange das Publikum das will. Und ich habe das Gefühl, das Publikum will, dass ich noch bleibe, also mache ich alles, was geht, um das möglich zu machen“, betont Gasa Valga. Darin bestärkt habe die beiden Freunde nicht nur die positive Resonanz auf seine regelmäßig ausverkauften Stücke am Landestheater, sondern auch eine Petition für seinen Verbleib dort mit Tausenden Unterschriften und persönliche Begegnungen auf der

Straße. „Man hat sehr viel guten Willen gespürt in der Stadt“, so Steinmayr.

PLÄNE UND TRÄUME.

Im Tanzfieber a

Erste Aufführungen – das Ballett „Lagrimas Negras“ über eine kubanische Pianist:innenfamilie als Comeback-Show im Congress Anfang nächsten Jahres sowie ein Gastspiel am Deutschen Theater in München – sind bereits geplant. Ein Teil der Tanzcrew ist ebenfalls schon an Bord, die Größe der Company sowie ihre Heimat in Innsbruck sind allerdings noch offen. Das Ziel sei ein Kernteam aus mindestens acht bis idealerweise 16 Tänzer:innen, das dann für die jeweiligen Produktionen mit Gasttänzer:innen ergänzt wird, aber man müsse noch abwarten, wie viel Geld am Ende zur Verfügung steht.

Hier sieht Steinmayr seine Rolle im Projekt: „Ich versuche einfach, die viele positive Energie zu bündeln und nach Möglichkeit auch Finanzierungsmittel aufzustellen“, erklärt er. „Alleine können wir es nicht schaffen, so offen muss man sein. Das ist ein Kulturprojekt, das normalerweise ohne öffentliche Hand aussichtslos ist, aber ich glaube, wir haben hier eine Sondersituation. Der Publikumszuspruch ist so groß, dass wir auch ohne Zusage der öffentlichen Hand sagen können, wir trauen uns das.“

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Text: Lisa Schwarzenauer – Foto: Gerhard Berger

Zur Person

Christian Steinmayr ist Geschäftsführer des Versicherungsunternehmens Steinmayr & Co und langjähriger Sponsor der Tanzcompany des Landestheaters. Er unterstützt Gasa Valga beim Aufbau einer privaten Tanzcompany.

Die beiden setzen ihr Vertrauen in Crowdfunding. Bis Ende Mai können unter www. enrique.at Ticketpakete für „Lagrimas Negras“ erworben oder Spenden geleistet werden, um den Aufbau der Company zu unterstützen. „Das ist die Schwierigkeit bei so einem Projekt: Du musst vorproduzieren, du brauchst Tänzer, und die müssen auch ihre Miete bezahlen können. Da hast du eine Zeit, in der sonst nichts reinkommt, deshalb braucht es die Unterstützung“, erklärt Gasa Valga. Das Ziel seien 100.000 Euro, aber jeder Cent mehr helfe, den Tänzer:innen ein gutes Leben bieten zu können und sie zu entlasten – denn je größer die Company sei, umso weniger Druck laste auf den Einzelnen. „Wenn man nur acht Tänzer hat, müssen alle jeden Tag da sein, niemand kann verletzt sein.“

NÄHRBODEN FÜR TANZBEGEISTERUNG.

Die neue Tanzcompany wollen Steinmayr und Gasa Valga übrigens nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu der des Landestheaters sehen, um dem tanzbegeisterten Innsbruck ein breiteres Angebot zu bieten. „Wir glauben, dass eine private, große Company in der Stadt der Dreh- und Angelpunkt sein kann für viele Tanzinteressierte, die sich was abschauen wollen, die mittrainieren wollen, die vielleicht sagen,

ich will so eine Karriere einschlagen“, sagt Steinmayr. Obwohl die Location des Tanzstudios noch nicht feststeht, sei klar, dass es ein offener Raum für Tanzbegeisterte werden soll, die auch bei Proben dabei sein können. Auch eine Zweitcompany für junge Talente können sich die beiden vorstellen –unter anderem, wie sie betonen: „Wir sind kein Theater, keine öffentliche Einrichtung, und da wird man sehen, wer noch aller andockt. Wir hoffen einfach, dass das eine erfolgreiche, schöne Reise wird und dass wir das zu einem fixen kulturellen Bestandteil der Stadt machen können, auf den alle stolz sind.“

Zur Person

Enrique Gasa Valga ist noch bis Ende der Spielsaison 2022/23 Leiter der Tanzcompany am Landestheater Innsbruck. Im Feber 2024 will er mit seiner eigenen Company auf die Innsbrucker Bühnen zurückkehren.

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Gemeinwohl tut Not!

Wer in Tirol eine Ausbildung in Sozialer Arbeit absolvieren will, hat’s nicht leicht. Trotz eines sehr aufnahmefähigen Arbeitsmarkts sind Studienplätze rar und der Kampf darum groß. 6020 untersucht die aktuelle (Ausbildungs-)Situation.

Im Tiroler Sozialbereich tätig sind viele Menschen, Sozialarbeiter:innen im engeren Sinn sind sie damit aber noch lange nicht. Um auch international als vollwertige:r „Sozialarbeiter:in“ von allen potenziellen Arbeitgebern anerkannt zu werden, braucht es ein entsprechendes Bachelorstudium (Soziale Arbeit) im Ausmaß von mindestens 180 ETCS-Punkten: In Nordtirol bietet das derzeit nur das MCI an, in Südtirol – und damit ebenfalls offen für alle EUStudent:innen – die Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen.

SCHWAMMIG FORMULIERTE ANFORDERUNGSPROFILE.

Für soziale Arbeit wird man in Tirol zwar auch als Absolvent:in verwandter Studiengänge (z. B.

Absolvent:innen des Studiums „Erziehungswissenschaften“) angestellt: In Zeiten eines eklatanten Sozialarbeiter:innenFachkräftemangels ist das gelebte Praxis, schwammig formulierte Anforderungsprofile geben einen deutlichen Hinweis darauf. Optimal ist das aber aufgrund oft fehlender Qualifikationen nicht. Dass derartige Mankos in Kauf genommen werden, liegt auch daran, dass „Sozialarbeit“ in Österreich keine geschützte Berufsbezeichnung ist und die zur akademischen Sozialarbeiter:in führende Ausbildung derzeit noch kein einheitliches Curriculum ausweist.

KLARE ABGRENZUNG NOTWENDIG.

Somit dürfte sich jeder, der mit Menschen arbeitet, „Sozialarbeiter:in“ nennen und

„Da wo Soziale Arbeit draufsteht, muss auch Soziale Arbeit drin sein.“
© OBDS 22
Philipp Bechter Leitender Sozialarbeiter zesa, Zentrum Soziale Arbeit

FÜR AKADEMISCH AUSGEBILDETE SOZIALARBEITER:INNEN

+ Ho&Ruck, gesucht: Perspektiven- und Sozial beratung www.horuck.at

+ arbas/Arbeitsassistenz Tirol GmbH Innsbruck, gesucht: Leitungsperson Vollzeit www.arbas.at

+ Tiroler Kinder und Jugend GmbH, gesucht: Sozialarbeiter:innen für den Fachbereich Soziale Arbeit & Schule www.kinder-jugend.tirol

+ zesa – Zentrum für Soziale Arbeit, gesucht: Sozialarbeiter:innen für die Betriebliche Sozialarbeit www.zesa.at

+ Die Sozialberatung in der Innsbrucker Klinik sowie der Soziale Dienst in der Justizanstalt ist ebenso akademischen Sozialarbeiter:innen vorbehalten.

als solche:r auch beschäftigt werden. Um sich hier klar abzugrenzen, werden in Tirol in gewissen Bereichen – zum Beispiel in der Schulsozialarbeit – nur akademisch ausgebildete Sozialarbeiter:innen angestellt. Das hat einerseits mit den Förderrichtlinien des Landes zu tun, auf der anderen Seite aber auch mit einem klaren Bewusstsein der Arbeitgeber, wie Philipp Bechter, leitender Sozialarbeiter zesa, Zentrum für Soziale Arbeit betont: „In der Sozialen Arbeit wird mit Menschen gearbeitet, das ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Deshalb gilt für mich: Je qualifizierter die Ausbildung, desto besser. Da wo Soziale Arbeit draufsteht, muss auch Soziale Arbeit drin sein.“

Dem kann Julia Pollak, eine der beiden Geschäftsführerinnen des OBDS (Österreichischer

Berufsverband für Soziale Arbeit) vollinhaltlich zustimmen: „Derzeit darf sich in Österreich aufgrund fehlender rechtlicher Regelungen jede Person als ‚Sozialarbeiter:inʻ bezeichnen, auch wenn das weder den internationalen Ausbildungsstandards entspricht noch sichergestellt ist, dass diese Person den Haltungen, Werten und ethischen Ausrichtungen der Sozialen Arbeit entsprechend agiert und über das notwendige Fachwissen verfügt.“

Dabei sei es auf keinen Fall so, dass bei den angehenden Sozialarbeiter:innen ein Mangel an Bereitschaft existieren würde, sich umfassend ausbilden zu lassen. Julia Pollak: „Es gibt bei einem eklatanten Fachkräftemangel gleichzeitig weitaus mehr Bewerber:innen als Studienplätze an Fachhochschulen.“ Daraus folgt für Pollak: „Leider werden diese Studienplätze nicht in notwendigem Ausmaß von der öffentlichen Hand finanziert!“

Und daraus ergeben sich auch die drei Hauptforderungen des Berufsverbands OBDS: die Umsetzung eines bundesweit einheitlichen Berufsge-

Geschäftsführerin des OBDS (Österreichischer Berufsverband für Soziale Arbeit)

„Derzeit darf sich in Österreich aufgrund fehlender rechtlicher Regelungen jede Person als ‚Sozialarbeiter:in‛ bezeichnen.“
AKTUELLE JOBS
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setzes für die Soziale Arbeit, ein Bezeichnungsschutz für Sozialarbeiter:innen sowie der Ausbau der Studienplätze durch öffentliche Mittel.

50 PLÄTZE, ÜBER 300 BEWERBUNGEN. Pollaks Forderungen und Sichtweisen unterstützt Belachew Gebrewold, Leiter Department Soziale Arbeit MCI: „Für das Studium Soziale Arbei haben wir am MCI in Innsbruck pro Jahr 300 Bewerber:innen für nur 50 Studienplätze: Eine Situation, die sich zwar österreichweit ähnelt, dadurch aber nicht besser wird.“ Deshalb erhebt der MCI-Studiengang gerade belastbare Daten dazu, welche soziale Einrichtungen in Tirol grundsätzlich Bedarf an Sozialarbeiter:innen haben und wie viele offene Stellen es gibt, die nicht nachbesetzt werden können. Eine erste Einschätzung geht davon aus, dass erst mit jährlich rund 80 Studienplätzen der Tiroler Bedarf an akademisch ausgebildeten Sozialen Arbeiter:innen langfristig gedeckt wäre.

Darauf angesprochen, dass auch andere Ausbildungsträger in Tirol im Bereich „Soziales“ aktiv sind und es zum Beispiel eine Ausbildung zum/zur Sozialpädagog:in am Institut für Sozialpädagogik Stams samt Möglichkeit eines akademischen Abschlusses

erkärt

das zwar durchaus als positiv zu bewerten sei, aber keinen relevanten Unterschied in der derzeitigen Situation des Sozialarbeiter:innen-Mangels mache: „Ein:e Sozialarbeiter:in arbeitet mit Menschen, die von verschiedenen sozialen, individuellen oder gesellschaftlichen Problemen betroffen sind.“ Ein:e Sozialpädagog:in hingegen würde für Gebrewold entsprechend seiner/ ihrer Ausbildung eher im Bildungs- und Erziehungsbereich beschäftigt, ähnlich wie auch die Absolvent:innen der Erziehungswissenschaften. Gebrewold: „Auch wenn es derzeit in der Praxis anders gehandhabt wird und aus der Bedarfsnot heraus oft nicht

gibt,
Gebrewold, warum
„Arbeiten Menschen im sozialen Bereich ohne entsprechende Qualifikation, sind am Ende die Arbeiter:innen selbst, vor allem aber auch die Klient:innen die Leidtragenden.“
Belachew Gebrewold Leiter Department Soziale Arbeit MCI
„Wir versuchen die analytischen Fähigkeiten der Studierenden zu fördern, damit sie verstehen, wie bzw. warum bestimmte Fragen in unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Traditionen und Kontexten unterschiedlich gelöst werden.“
© MCI, FREIE UNIVERSITÄT BOZEN 24
Urban Nothdurfter Studiengangsleiter Sozialarbeit der Freien Universität Bozen

mehr so genau geschaut werden kann: Wenn man mit Menschen und ihren Bedürfnissen und Problemen arbeitet, muss man eine dementsprechende Qualifikation samt zugrundeliegender Methodik mitbringen. Arbeiten Menschen im sozialen Bereich ohne entsprechende Qualifikation, sind am Ende die Arbeiter:innen selbst, aber vor allem auch die Klient:innen die Leidtragenden.“

PRAXISBEZUG TUT NOT. Nicht nur das MCI, sondern auch Die Freie Universität Bozen bietet den Studiengang Soziale Arbeit an, der in Südtirol als universitäres Studium ebenfalls mit dem Bachelor abgeschlossen wird und damit durchaus eine Alternative für all jene sein kann, die in

Nordtirol am MCI keinen Studienplatz gefunden haben. Urban Nothdurfter, Studiengangsleiter Sozialarbeit der Freien Universität Bozen, zu den Vorteilen eines Studiums in einer deutschsprachigen Grenzregion: „Unser Alleinstellungsmerkmal ist das dreisprachige Studienangebot. Wir versuchen, die analytischen Fähigkeiten der Studierenden zu fördern, damit sie verstehen, wie bzw. warum bestimmte Fragen in unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Traditionen und Kontexten unterschiedlich gelöst werden.“ Dass dabei auch auf einen starken Praxisbezug in Verbindung mit theoriegeleiteter Reflexion und Forschungsorientierung Wert gelegt wird, unterscheidet die Uni Bozen jedenfalls nicht

Studiengang Bachelor in Sozialer Arbeit am MCI Innsbruck: Studienbeginn: Wintersemester 2023

Anmeldefrist: bis 28. 5. 2023

www.mci.edu/de

Studiengang Bachelor Sozialarbeit an der Universität Bozen/ Zweigstelle Brixen: Studienbeginn: Wintersemester 2023

Anmeldefrist: bis 6. 7. 2023 www.unibz.it/de

Bachelorstudium der Sozialpädagogik Innsbruck/Stams Informationen unter: www.kph-es.at vom MCI und macht deutlich, dass hier wie dort vor allem an einem gearbeitet wird: Dass Soziale Arbeit jene optimal auf die Praxis vorbereiteten Sozialarbeiter:innen bekommt, die sie verdient, wenn diese erst einmal einen Studienplatz gefunden haben!

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PLASMASPENDE www.plasmazentrum.at
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Aufwandsentschädigung. PLASMAZENTRUM INNSBRUCK Mitterweg 16 T: 0512 / 274 332
BEI JEDER 5.
*30 € bei jeder Plasmaspende und bis auf Widerruf bei jeder 5. Spende (im persönlichen Spenderjahr)
zusätzliche
Daniel Matt wird immer wieder von der Sammelwut gepackt. Sein Trigger: Die Story hinter dem Objekt

Die Tinten-Demonstration: Je nachdem, wie man sie aufs Papier aufträgt, kann eine Tinte unterschiedliche Farben haben.

„Du kaufst ja nicht nur eine Farbe, du kaufst ein Gefühl. Tinte ist Poesie.“
Daniel Matt
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Zu Spitzenzeiten hatte Daniel Matt bis zu 220 Füllfedern. Mittlerweile ist er aber der Meinung, Tinte ist viel wichtiger als die Tintenfüller. „Schließlich hat man nur zwei Hände zum Schreiben. Tinte kann man aber je nach Stimmung wechseln.“

Rocks“ und Co. abonnierte, „Pen-Talks“ verfolgte, in Tinten-Foren seine Fragen stellte, die neuesten Trends beobachtete. Drei chinesische Designerinnen – Penbbs –gehören mittlerweile zu seinen Lieblingen. Sie bringen, wie das auch in der Mode ist, Füllfeder- und Tinten-Kollektionen auf den Markt. Kürzlich erst eine zu Valentinstag: 70 Tintenschattierungen von Orange über Rot bis Lila. Und eines dieser 70 Tintenfässchen gehört nun ihm. Dass Tintenfläschchen auch mal für ein paar Milliliter – sie sehen aus wie Nagellack – 40 Euro kosten können, ist für Daniel nicht verwunderlich. „Du kaufst ja nicht nur eine Farbe, du kaufst ein Gefühl. Tinte ist Poesie.“ Er ist mittlerweile größerer Sammler von Tinten als von Füllfedern, von denen er zu Spitzenzeiten 220 hatte. Irgendwann fing er an, im Nolli seine Sammlung zu verkaufen. „Ich hab’ ja nur zwei Hände zum Schreiben. So haben auch andere was davon.“ So sehr er auch für Füllfedern entflammt ist, unerschwinglich teure Marken wie Dumont oder Montblanc interessieren ihn überhaupt nicht. „Das sind die Louis-Vuitton-Taschen der Füllfedern“, meint er eher spöttisch als anerkennend. „Und ich will Streetstyle.“ Keine seiner Füllfedern kostet mehr als 80 Euro.

NACH TINTE KOMMT TOMATE. Während wir noch über die Füllfedern reden, bäumt sich schon die nächste Sammlerleidenschaft in ihm auf. Nach einer ArteDoku über Saatgutkonzerne und ihre Macht zieht er nun Tomaten- und Chiliraritäten von den Samen auf heran. „Dass weltweit das Saatgut in der Hand von vier Konzernen ist, kann doch nicht sein!“, war er nach der Doku empört. Aber nicht nur. Er setzte sich gleich an den Computer und recherchierte wochenlang, um herauszufinden, was man dagegen machen kann. Wo bekommt man klimafitte Tomaten ohne Gentechnik her, wo findet man die ausgeflipptesten Chiliraritäten, wie zieht man sie auf und wozu sind sie gut? Daniel geht aufs Ganze. Als Nächstes sieht man ihn auf dem Setzlingsmarkt am 6. Mai in Hall zwischen heranwachsenden Tomaten- und Chilipflanzen, die er dort anbietet – damit auch andere was davon haben.

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Hey Innsbruck, schau dir das mal an!

Was wir von anderen Städten lernen können

Von 4 auf 2 Räder ...

... das gilt in der Innenstadt von Groningen. In der geheimen Fahrradhauptstadt Europas sind Autos außer dem Lieferverkehr im Inneren der Stadt verboten und weiter außerhalb unerwünscht. Das Motto lautet: Freie Fahrt mit dem Fahrrad.

Text: Jacqueline Unterluggauer

Groningen

ist die nördlichste und die wohl jüngste Großstadt der Niederlande. Das liegt wahrscheinlich daran, dass 50.000 der rund 240.000 Einwohner:innen Studierende sind.

Die Hauptstadt der Provinz Groningen ist für ihre Ausbildungsmöglichkeiten an diversen Hochschulen und früher für ihre Zuckerrübenverarbeitung bekannt

Im Sommer 2012 richtete ein Erdbeben der Stärke 3,6 in Groningen große Schäden an. Ursache des Bebens war offenbar die Förderung des unter der Stadt liegenden Erdgases. Aus diesem Grund soll die Erdgasförderung noch dieses Jahr eingestellt werden.

Die Innenstadt von Groningen ist schon seit einigen Jahren autofrei, abgesehen von Anrainer:innen und Lieferdiensten. Auch andere Städte wie Kopenhagen, Barcelona und Amsterdam haben ihre Stadtkerne von den Autos befreit. Die Vorteile sind unbestreitbar: bessere Luftqualität, weniger Lärm, mehr Platz für Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, mehr Sicherheit und mehr Klimaschutz.

Als fahrradfreundlichste Stadt Europas gilt aber Groningen. Die Fahrradfahrer:innen haben Vorfahrt, Autos müssen Rücksicht nehmen. Auch im Verkehrsnetz zeigt sich, dass Autofahrer:innen hier unerwünscht sind: Während Fahrräder quer durch die Stadt rollen dürfen, müssen Autos um die Stadt herumfahren.

AUTOS NICHT ERWÜNSCHT.

Das Straßennetz von Groningen wurde mit bewussten Einschränkungen für den Autoverkehr geplant. Das eigentliche Stadtzentrum um den Großen Markt und Fischmarkt ist gänzlich autofrei, das äußere Zentrum ist

Groningen
SERIE
© SHUTTERSTOCK.COM
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Autofreie Innsbrucker Innenstadt?

Auch in der Tiroler Hauptstadt wurde schon intensiv über dieses Thema diskutiert. Die Grünen haben vor zwei Jahren schon eine Studie zum Thema autofreie Innenstadt vorgestellt. Eine konkrete Umsetzung ist noch nicht in Sicht, aber das Vorhaben steht immer noch im Raum.

Radfahrer:innen schneller im nächsten Viertel ankommen als Autofahrer:innen.

An den Bahnhöfen und in der Stadt gibt es keine beziehungsweise sehr wenig Parkplätze für Autos. Für die Drahtesel jedoch werden unzählige Parkmöglichkeiten in der ganzen Stadt angeboten. Und wenn das Rad einmal kaputt ist, gibt es an vielen Bahnhöfen Reparaturstellen. Wird das Rad morgens abgegeben, ist es pünktlich zum Feierabend repariert.

UMSTELLUNG AUF E-MOBILITÄT.

in vier Sektoren unterteilt. Eine direkte Autoverbindung zwischen den Sektoren gibt es nicht. Stattdessen ist die Stadt umgeben von einem vierspurigen Ringweg, der die Anbindung zu den Außenbezirken und den Fernstraßen ermöglicht. Kreuzungen werden von speziellen Ampeln geregelt, die die Radfahrer:innen je nach Wetterlage bevorzugen. Das heißt: Autos müssen bei Rot stehen bleiben, bis die meisten Räder die Kreuzung überquert haben. Dieser stadtplanerische Kniff führt dazu, dass

Groningen strebt an, eine saubere, angenehme und gesunde Stadt zu werden. Dazu gehört ein emissionsfreies Stadtzentrum bis zum Jahr 2025. Deshalb wird jetzt noch eine weitere Verbesserung für den Klimaschutz eingeführt: Die Stadt will ihre 128 Dienstfahrzeuge bis 2025 durch Elektrofahrzeuge ersetzen. Für die Umstellung werden 74 „smarte“ Ladestationen an städtischen Gebäuden installiert. In den kommenden Jahren sollen noch rund 350 öffentliche Ladestationen aufgebaut werden. Mit dem Vorhaben will die Stadt ein Vorbild für die Bürger:innen sein und sie zur Umstellung auf E-Autos animieren.

Smarte Lösungen für die Stadt der Zukunft gibt es viele. Die Serie „Hey Innsbruck, schau dir das mal an“ widmet sich Best-PracticeBeispielen aus aller Welt und zeigt, was andere Städte für eine nachhaltige Zukunft tun.

DIESE SERIE WIRD DURCH UNTERSTÜTZUNG DES VVT ERMÖGLICHT. Die Stadt möchte bis 2025 alle Dienstfahrzeuge auf E-Mobilität umstellen.
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Eine direkte Autoverbindung zwischen den vier Sektoren der Innenstadt gibt es nicht.

Das lange Warten aufein neues Leben

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Drei Geflüchtete erzählen von ihrer Situation in Innsbruck und welche Steine ihnen in Tirol in den Weg gelegt werden. Ihre Schicksale zeigen, wie ein fremdenfeindliches System echte Integration verhindert.

Als Yana klar wurde, dass die russische Armee ihr Zuhause –die ukrainische Stadt Tschernihiw nahe der belarussischen Grenze – bombardiert, hat sie ihre beiden Töchter im Alter von acht und 15 Jahren, ihre Mutter sowie die vier Hunde und den Kater ins Auto gepackt und ist geflohen. Unter Tränen erzählt sie, dass sie ihren Ehemann seitdem nicht mehr gesehen hat. Nur telefonieren können sie, wenn es das instabile Mobilfunknetz der Ukraine zulässt.

Yana ist eine von knapp 95.000 Ukrainer:innen, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs Zuflucht in Österreich gefunden haben. Ukrainische Bürger:innen, die nach dem 24. Februar

2022 das Land verlassen haben, erhalten in der Europäischen Union ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht und müssen im Gegensatz zu anderen Geflüchteten keinen Asylantrag stellen.

WIE VIEH DURCH TIROL GEKARRT. Nach einer fünfwöchigen Odyssee durch halb Europa ist die Familie im April letzten Jahres schließlich in Tirol gelandet, doch damit war ihr Martyrium noch nicht vorbei. „Seitdem werden wir wie Vieh durch die Gegend gekarrt“, erzählt Yana. Nach zwei Hotels in Seefeld und einer Privatunterkunft bei Ötz kam die Familie ins Verteilerzentrum im Hotel Europa in Innsbruck. „Das ist vor allem für die Kinder extrem hart“, berichtet Yana. In Seefeld habe die kleine Tochter ukrainische Freund:innen gefunden, erzählt sie. Als die Familie dann nach Ötz umziehen musste, wurde sie aus ihrem neuen Umfeld herausgerissen. Danach sei sie völlig verstört gewesen.

Ein weiteres Problem der vielen Umzüge ist – neben dem psychischen Stress –, dass Deutschkurse nur dort besucht werden können, wo man sich dafür registriert hat. Im Fall von Yanas älterer Tochter ist das Ötz.

IN DER FALLE.

Yana selbst würde, solange sie hier ist, gerne arbeiten. Dabei gibt es aber eine große Hürde. Eine Beschäftigungsbewilligung erhalten Ukrainer:innen vom AMS zwar so gut wie immer, allerdings wird ihnen, sobald sie in ein Angestelltenverhältnis

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Text: Denis Pscheidl Die Namen der Geflüchteten wurden von der Redaktion geändert.
en eues Leben
Der trostlose Hausgang eines Asylheims.

eintreten, die Grundversorgung gestrichen. Sollten Vertriebene ohne Aufenthaltstitel wie Asyl oder subsidiären Schutz ihren Job jedoch wieder verlieren, bekommen sie solange kein Geld mehr vom Staat, wie das Einkommen nach Ansicht der Abteilung für Soziales des Landes Tirol hätte reichen müssen.

Zwar haben Personen, die aus der Grundversorgung ausgeschlossen wurden, oftmals die Möglichkeit zu einem Parteiengehör, wo sie offenlegen sollen, wofür das Einkommen ausgegeben wurde und warum nichts mehr vorhanden ist. Das heißt jedoch nicht, dass die Personen gleich wieder Grundversorgung erhalten, wenn es offengelegt wurde. „Eine Frau hat ihr ganzes Einkommen in die Ukraine geschickt und steht, nachdem sie ihren Job verloren hat, ohne Geld da. Darüber wurden wir im Vorfeld nicht informiert“, beklagt Yana.

Diese Situation weckt bei ihr das Gefühl, dass sie hier keiner haben will und alle nur warten, bis sie wieder weg sind. Sie fühlt sich machtlos. Darum wünscht sich Yana nichts sehnlicher, als dass der Krieg endlich vorbei ist und sie wieder zu ihrem Mann in die Ukraine zurückkann.

ZUFÄLLIGE VERTEILUNG.

Ukrainische Vertriebene machen aber nur rund die Hälfte der Menschen aus, die vergangenes Jahr nach Österreich gekommen sind. Auf der anderen Seite stehen knapp 109.000 Asylanträge von Menschen aus Ländern wie Afghanistan, Indien oder Syrien. Während Inder:innen sich kaum Hoffnungen auf Asyl machen dürfen, können Afghan:innen und Syrer:innen nicht abgeschoben werden, da ihnen in ihrer Heimat häufig politische Verfolgung und Krieg droht. Nach ihrer Ankunft in Österreich müssen sie einen Asylantrag stellen und kommen dann in die Grundversorgung der jeweiligen Bundesländer, denen sie nach einem Verteilungsschlüssel zufällig zugewiesen werden.

Bei dieser Verteilung auf die Bundesländer entscheidet sich bereits, wie die nähere Zukunft der Asylwerber:innen aussieht. Während Asylverfahren in Wien und

Niederösterreich meist in der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit von sechs Monaten abgeschlossen werden, liegen Fälle, nach Angaben der Asylkoordination, in Tirol und Vorarlberg sehr lange. Laut Geflüchteten und Beratungseinrichtungen oftmals über zwei Jahre.

LANGES WARTEN.

So auch bei Aadil. Er stammt aus Afghanistan und ist seit eineinhalb Jahren in Innsbruck. Als sich abzeichnete, dass die Taliban wieder an die Macht kommen werden, entschied er sich dazu, seine Heimat zu verlassen. „Mein Vater war ein überzeugter Gegner der Taliban, weshalb er von der Terrororganisation ermordet wurde. Da es gängige Praxis der Taliban ist, auch die Kinder ihrer Kritiker zu verschleppen, musste ich fliehen“, erzählt Aadil.

Seit seiner Ankunft in Innsbruck wartet er nun auf einen Asylbescheid. Im Dezember hatte er eine Anhörung beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA). „Bis heute habe ich allerdings keine Antwort bekommen“, sagt Aadil. Weil ihm das

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Während Geflüchtete auf ihren Asylbescheid warten, leben sie auf engstem Raum zusammen – in Tirol teilweise über zwei Jahre. Während dieser Zeit haben sie nur sehr begrenzten Zugang zum Arbeitsmarkt und Deutschkursen. Zwei Jahre, in denen ihnen die Chance auf Integration verwehrt wird.

Grundversorgung

Vertriebene erhalten nach ihrer Registrierung in Österreich Zugang zur Grundversorgung. Darin inbegriffen sind eine Unterkunft und Verpflegung. In Heimen wie dem Hotel Europa wird die Verpflegung gestellt und Bewohner:innen erhalten zusätzlich rund 50 Euro Taschengeld pro Monat. In Selbstversorgerheimen, wie denen von Aadil und Karim, bekommen Bewohner:innen noch eine Verpflegungspauschale –insgesamt knapp 300 Euro.

Aufenthaltstitel

Geflüchtete Personen, die nach Abschluss ihres Verfahrens Asyl oder subsidiären Schutz erhalten, verfügen über einen Aufenthaltstitel. Dieser berechtigt sie zu Deutschkursen und uneingeschränktem Arbeitsmarktzugang.

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„Eine Frau hat ihr ganzes Einkommen in die Ukraine geschickt und steht, nachdem sie ihren Job verloren hat, ohne Geld da. Darüber wurden wir im Vorfeld nicht informiert.“

Asyl

Wenn Personen in ihrem Heimatstaat aus politischen oder sonstigen Gründen (z. B. Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe) verfolgt werden, können sie in einem anderen Staat um Asyl, das heißt um Aufnahme und internationalen Schutz, ansuchen. Während des laufenden Anerkennungsverfahrens werden diese Personen Asylwerber:innen genannt. Wird einem Asylwerber nach Durchlaufen des Verfahrens Asyl gewährt, wird er Asylberechtigter (Flüchtling im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention – GFK) genannt.

ewige Warten zu viel wurde, entschied er sich dazu, einen Job zu suchen. In Afghanistan arbeitete er als Koch, weshalb er sich bei mehreren Gastronomiebetrieben beworben hat. „Die haben mich alle weggeschickt, nachdem ich erzählt habe, dass ich in einem Asylheim wohne“, sagt Aadil. Ein afghanisches Restaurant in Innsbruck war schließlich bereit, ihn einzustellen, was sich als komplizierter als erwartet herausstellte.

BÜROKRATISCHE HÜRDEN. Wer eine:n Asylwerber:in ohne Aufenthaltstitel anstellen will, muss nämlich eine Beschäftigungsbewilligung beim Arbeitsmarktservice (AMS) beantragen. Vom AMS hieß es allerdings, dass man genug einheimische Arbeitslose habe, woraufhin der Restaurantbesitzer das Amt aufforderte, ihm einen österreichischen Koch mit Erfahrung in afghanischer Küche vorbeizuschicken. Nachdem sich keiner finden ließ und er

einen erneuten Antrag für Aadil gestellt hatte, wurde dieser bewilligt. Mittlerweile ist Aadil Souschef.

Solange das Asylverfahren nicht abgeschlossen ist, verfügt er allerdings nicht über einen Aufenthaltstitel und hat das gleiche Problem wie ukrainische Vertriebene –sollte er seinen Job verlieren, bekommt er unter Umständen weiterhin kein Geld mehr vom Land. Ohne Aufenthaltstitel hat er außerdem nur begrenzten Zugang zu Deutschkursen. Zwar kommen zweimal pro Woche Deutschlehrer:innen ins Asylheim, jedoch sei der Unterricht sehr oberflächlich und viel zu wenig. Richtige Deutschkurse bekommen Geflüchtete erst mit Asyl oder subsidiärem Schutz.

FRUST ÜBER DIE SITUATION.

„Warum dauert es hier so lange, einen Aufenthaltstitel zu bekommen?“, fragt Karim. Der 22-jährige Syrer ist seit drei Monaten in Innsbruck und lebt wie Aadil im Asylheim. „Während wir auf unseren Aufenthaltstitel warten, steht die Zeit für uns still.“ Es ergebe keinen Sinn, dass Asylbewerber:innen zwei Jahre herumsitzen und nichts tun. „Wir wollen nicht nur essen und schlafen, sondern auch arbeiten, die Sprache lernen und uns integrieren“, sagt Karim. Stattdessen leben Asylwerber:innen in Tirol mehrere Jahre teilweise zu sechst in einem kleinen Zimmer ohne Privatsphäre und müssen sich zu siebzigst zwei Badezimmer mit jeweils drei Klos und drei Duschen teilen.

KEINE CHANCE AUF INTEGRATION.

„Hinzu kommt, dass uns mehrere Steine in den Weg gelegt werden, wenn wir, während wir auf unseren Aufenthaltstitel warten, trotzdem arbeiten wollen“, moniert Karim. Das beginne schon bei der Jobsuche. „Wir brauchen umfangreiche Deutschkurse“, so Karim. Ohne Sprachkenntnisse tue man

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„Wir wollen nicht nur essen und schlafen, sondern auch arbeiten, die Sprache lernen und uns integrieren.“

sich schwer, Arbeit zu finden. „Ich habe in Syrien eine gute Schulbildung genossen und spreche neben meiner Muttersprache fließend Türkisch, Englisch und mittlerweile ein wenig Deutsch. Andere haben dieses Glück nicht“, erzählt er. So sei er in der Lage gewesen, im dritten Anlauf einen Job als Lagerarbeiter zu ergattern. Bei seinen ersten beiden Bewerbungen wollte das AMS ihm keine Beschäftigungsbewilligung ausstellen.

Dass Asylwerber:innen, sollten sie ihren Job wieder verlieren, oftmals trotzdem keine finanzielle Unterstützung mehr erhalten, findet er unverständlich. „Wir werden im Endeffekt dafür bestraft, dass wir arbeiten gehen und uns in die Gesellschaft integrieren“, sagt Karim.

EINE NEUE HEIMAT.

Im Gegensatz zu Yana, die nach Kriegsende so schnell wie möglich wieder zurück in die Ukraine will, haben Karim und Aadil die Hoffnung auf Frieden in ihren Heimatländern aufgegeben. „Ich sehe meine Zukunft

Auch wenn eine Küche zur Verfügung stehen sollte, darf diese nicht benutzt werden. Einzig Herdplatten können zum Kochen verwendet werden.

in Innsbruck“, sagt der Afghane. Hier will er seinen Schulabschluss nachholen und eine Lehre machen. Karim möchte, sobald er einen Aufenthaltstitel hat, einen richtigen Deutschkurs und anschließend eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvieren.

„Wir wollen kein Geld vom Staat“, sagt der Syrer. „Wir wollen einfach nur unsere Menschenrechte. Sobald Geflüchtete ihren Aufenthaltstitel und Deutschkurse bekommen, können sie arbeiten gehen, anstatt dem Staat auf der Tasche zu liegen.“ Jeder von ihnen habe Träume und Ziele, die sie

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Subsidiärer Schutz

Subsidiär Schutzberechtigte sind Personen, deren Asylantrag zwar abgewiesen wurde, aber deren Leben oder Gesundheit im Herkunftsland bedroht wird. Sie sind daher weder Asylwerber:innen noch Asylberechtigte, benötigen aber Schutz vor Abschiebung aus beispielsweise folgenden Gründen:

• Folter

• Unmenschliche oder erniedrigende Strafe bzw. Behandlung

• Todesstrafe

• Gravierende Verletzung eines Menschenrechts

• Bedrohung des Lebens, der Sicherheit oder Freiheit infolge willkürlicher Gewalt aufgrund eines bewaffneten Konflikts (z. B. Bürgerkrieg)

• Bedrohung des Lebens, der Sicherheit oder Freiheit infolge systematischer oder allgemeiner Menschenrechtsverletzungen

erreichen wollen. „In Wien oder Niederösterreich funktioniert es doch auch, warum dann nicht in Tirol?“, möchte Karim wissen.

POLITISCHER

DRUCK IST NÖTIG.

Auf die Dauer der Asylverfahren in Tirol angesprochen, meint Georg Dornauer, Landeshauptmannstellvertreter und Zuständiger für Integration, dass ihm kein derartiger Bundesländervergleich vorliege. Das Bundesministerium für Inneres, dem das BFA unterstellt ist, erhebe laut eigener Aussage keine Daten zur Dauer von Asylverfahren in den einzelnen Bundesländern und konnte keinen Grund für die längere Verfahrensdauer in Tirol nennen. Die Asylkoordination bezweifelt jedoch, dass es solche Daten nicht gibt – allein schon aus Gründen der Qualitätssicherung. „Es muss aber möglich sein, durch mehr Personal oder raschere Bearbeitung die Asylverfahren zu beschleunigen“, so Dornauer. Er könne zwar politischen Druck ausüben, was er auch tue, jedoch falle die Dauer von Asylverfahren nicht in seinen sachlichen Zuständigkeitsbereich. Warum Asylverfahren in Tirol so lange dauern, kann also niemand sagen.

AUSLEGUNGSSACHE.

Bezogen auf die Streichung der Grundversorgung arbeitender Asylwerber:innen sagt Dornauer: „Sollten erwerbstätige geflüchtete Personen ihren Job verlieren, wird im Einzelfall entschieden, ob weiterhin Grundversorgung bezogen werden kann oder erst das bisherige Gehalt verwertet werden muss.“ Diese Entscheidung sei von mehreren Faktoren, wie der Familiensituation und der Dauer der Beschäftigung, abhängig. Hierbei gebe es auch Freibetragsgrenzen.

Ein Beispiel aus einer Beratungseinrichtung für Geflüchtete in Innsbruck zeigt jedoch, wie diese Regelung vom Land Tirol ausgelegt wird. Dabei hat ein Asylwerber fünf Monate gearbeitet und zwischen 1.050 und 1.300 Euro netto pro Monat verdient. Nun soll er ein Jahr mit dem Ersparten auskommen, bis er wieder Grundversorgungsleistungen bekommt.

KOMPETENZEN FINDEN.

Die Problematik mit den Deutschkursen habe Dornauer sich angeschaut und sich mit Expert:innen des österreichischen Integrationsfonds beraten. „Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass manche Asylwerber:innen einen Alphabetisierungsbedarf aufweisen. Sie müssen also erst die lateinische Schrift erlernen. Daher kann ihnen ein anspruchsvollerer und ganztägiger Deutschkurs von Beginn an nicht zugemutet werden“, sagt Dornauer. Sinnvoller sei es, im Zuge des Asylverfahrens regelmäßige Checks zu machen, wo die sprachlichen und beruflichen Kompetenzen der Geflüchteten liegen und darauf aufbauend sprachliche Barrieren abzubauen.

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„Wir wollen kein Geld vom Staat. Wir wollen einfach nur unsere Menschenrechte.”
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Werden wir alle zu PilzZombies?

Im Videospiel und der Serie „The Last of Us“ werden Menschen durch eine Infektion mit dem Cordyceps-Pilz zu willenlosen Zombies. Ob ein solches

Szenario unter gewissen Umständen tatsächlich möglich wäre, beantwortet die Mykologin Ursula Peintner.

Auch in „The Last of Us“ bringt der Pilz seinen Wirt irgendwann um und wächst aus ihm heraus, um seine Sporen zu verbreiten.

IDIOTEN FRAGEN, PROFESSOREN ANTWORTEN
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Text: Denis

Zur Person

Ursula Peintner ist Leiterin der Arbeitsgruppe Pilzökologie, Ektomycorrhiza und Biodiversität an der Uni Innsbruck. Vor Kurzem nahm sie an der Fungal Genetics Conference teil und kennt sich bestens mit Pilzen aus.

Was genau ist ein Cordyceps, Frau Peintner? Es gibt ungefähr 400 verschiedene Cordyceps-Arten. Sie zählen zu den Schlauchpilzen, der größten Gruppe der Pilze, und sind darauf spezialisiert, sich von bestimmten Wirten zu ernähren. Einige Arten wie Cordyceps unilateralis übernehmen dabei die Kontrolle über das Verhalten des Wirts – machen ihn also tatsächlich zu einer Art Zombie. So zwingt der Pilz befallene Ameisen dazu, einen Grashalm oder Baum zu erklimmen und sich dort zu verbeißen, ehe der Cordyceps die Ameise tötet und aus ihrem Kopf herauswächst. Das macht er, weil eine höhere Position eine bessere Ausgangslage für die Verbreitung der Sporen durch den Wind bedeutet.

Kann eine Cordyceps-Art auch mehrere Spezies befallen? Normalerweise ist jede Pilzart genau einer Wirts-Tierart zuzuordnen, das heißt, sie ist hoch wirtsspezifisch. Das liegt daran, dass die verschiedenen Lebewesen einzigartige Mechanismen entwickelt haben, um sich gegen Parasiten zu wehren. Insekten produzieren zum Beispiel Sekundärmetaboliten oder Sauerstoffradikale, mit denen sie lästige, eindringende Krankheitserreger abtöten. Diese Verteidigungsmechanismen sind allerdings teilweise so wirtsspezifisch, dass es parasitische Pilzarten nur aufgrund jahrtausendewährender gegenseitiger Anpassungen und Nachbesserungen geschafft haben, diese Verteidigungsmechanismen auszutricksen. Das nennt man Co-Evolution, und das ist auch der Grund für diese exklusive Spezialisierung des Parasiten auf einen Wirt. Trotzdem haben es einige wenige Cordyceps-Arten geschafft, einen sogenannten Host-Switch durchzuführen. So gibt es einige Arten, die auch auf anderen Pilzen wachsen können. Aber Pilze und Insekten teilen sich häufig denselben Lebensraum. Die parasiti-

schen Cordyceps müssen in der Lage sein, Chitin, aus dem der Panzer von Insekten besteht, abzubauen. Auch Pilze enthalten Chitin, daher sind sie in dieser Hinsicht schon anfälliger auf Zombie-Pilzbefall.

Wäre es dann auch möglich, dass Säugetiere und Menschen infiziert werden? Nach dem Meteoriteneinschlag, der die Dinosaurier ausgelöscht hat, war die Welt im Endeffekt ein riesiger Komposthaufen. Und in dieser Umgebung atmet man natürlich ständig irgendwelche Pilzsporen ein. Dagegen haben sich die kleinen Säugetiere gewehrt, indem sie ihre Körpertemperatur erhöht haben. Das kommt auch uns Menschen beim Cordyceps zugute, denn bisher gibt es keine Art, die bei 37 Grad – also Körpertemperatur – wachsen kann.

In „The Last of Us“ wird suggeriert, dass der Pilz durch den Klimawandel so mutiert ist, dass er auch bei höheren Temperaturen überleben kann. Könnte er dadurch auch auf Säugetiere überspringen? Wir haben noch nicht ganz herausgefunden, warum Parasiten den Wirt wechseln, aber ich würde sagen, dass auch unter veränderten Bedingungen des Klimawandels Cordyceps nicht in der Lage sein werden, Menschen oder Säugetiere zu befallen. Der Sprung vom Insekt als Wirt auf einen Menschen ist um vieles größer als der Sprung auf einen Pilz als Wirt. Menschen haben ja neben einer hohen Körpertemperatur noch ein ausgefeiltes Immunsystem.

Sollte es trotzdem zu einem Host-Switch auf Menschen kommen, würde uns der Pilz dann zu willenlosen Zombies werden lassen? Wie der Cordyceps-Pilz dem Wirt „seinen Willen“ aufzwingt, ist noch nicht restlos geklärt. Damit der Pilz nicht nur auf den Menschen überspringen, sondern ihn auch kontrollieren kann, müsste er sich irgendwo einkapseln, damit das Immunsystem ihn nicht bemerkt, und von dort aus Botenstoffe aussenden, die das Gehirn steuern. Da befinden wir uns im Science-Fiction-Bereich, denn der Pilz

müsste erst einmal wissen, welche Botenstoffe es genau sind, die unser Gehirn beeinflussen, weil das natürlich deutlich komplexer ist als das einer Ameise. Zwar haben Ameisen eine gewisse Intelligenz, aber eine ganz andere als Menschen.

Wir werden also nicht alle zu PilzZombies? Das halte ich für höchst unwahrscheinlich. Ganz im Gegenteil –Cordyceps-Pilze sind sogar gesund. In den Fruchtkörpern sind viele Inhaltsstoffe, die unsere Immunantwort stimulieren. Außerdem wird daran geforscht, CordycepsArten als biologisches Pflanzenschutzmittel zu verwenden, da sie nur einen bestimmten Organismus angreifen und Nützlinge in Ruhe lassen. Wir können also weiterhin beruhigt in den Wald gehen und bei föhnigem Frühlingswetter Pilzsporen einatmen.

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Vielen Dank für das Gespräch! Insekten wie diese Ameise zwingt der Cordyceps dazu, sich an einer höher gelegenen Stelle festzubeißen, ehe der Fruchtkörper zu wachsen beginnt.
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IVB News

Karrieren mit Zukunft

Die career & competence, Westösterreichs größte Karriere- und Mastermesse, lädt Ende April wieder zum Vernetzungstreffen ein.

Getreu dem Motto Studium.Karriere.Zukunft, findet am 26. April auch heuer wieder die career & competence Messe im Congress Innsbruck statt. Bei freiem Eintritt können Studierende, AbsolventInnen und Young Professionals mit vielen nationalen und internationalen Betrieben und BildungsanbieterInnen unkompliziert in Kontakt treten.

Neben der Möglichkeit, mit über 75 Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen ins Gespräch zu kommen, laden zahlreiche Angebote dazu ein, sein eigenes Profil zu schärfen und sich als angehende Fachkraft optimal zu präsentieren. Mit kostenlosen Bewerbungsfotoshootings, CV-Checks sowie Coaching und Tipps kann man sich umfassend auf die Arbeitswelt von heute vorbereiten.

Seit einigen Jahren ist zudem die master lounge fixer Bestandteil der Messe. 13 Bildungseinrichtungen geben dort einen Einblick in die verschiedensten Masterstudiengänge.

Interaktiver Workshop-Bereich

Heuer neu ist ein eigener Workshop-Bereich, wo BesucherInnen und AusstellerInnen auf interaktive Art miteinander in Kontakt treten und gemeinsam aktiv werden können. Der perfekte Ort, um authentische Einblicke in Unternehmen und Masterstudiengänge zu erhaschen. Um bei einer der acht angebotenen Kurse einen Platz zu bekommen, ist eine rechtzeitige Anmeldung Pflicht.

Deine Karriere bei den IVB

Auch die IVB sind heuer wieder mit einem eigenen Stand vor Ort. Beim Stand F25 können Interessierte alles zu den vielfältigen Karrieremöglichkeiten der IVB erfahren. Ob Kfz-TechnikerIn, BusfahrerIn oder IT-SystemadministratorIn, derzeitig sind zahlreiche Stellen ausgeschrieben, die eine Vielzahl von Karrierewegen und Kompetenzen abdecken.

Infos zu allen offenen Stellen gibt’s auf ivb-jobs.at.

Entgeltliche Einschaltung
Drei Seiten Mobilität Heuer neu lädt der interaktive Workshop-Bereich dazu ein, miteinander in Kontakt zu treten. Für mehr Infos einfach den QR-Code scannen.

Gut gelaufen

Laufschuhe anziehen und los geht’s!

Ende April findet zum 38. Mal der Innsbrucker Stadtlauf statt.

Gesucht –Gefunden

Mit der Tiroler Freizeit-App Join kann man unkompliziert die passenden FreundInnen für gemeinsame Aktivitäten finden.

Am 30. April geht der Innsbrucker Stadtlauf in seine mittlerweile 38. Runde und wird das Bewegungsfest für die ganze Familie im Frühling. Alle HobbyläuferInnen kommen dabei auf ihre Kosten. Vom Zehn-Kilometer-Hauptlauf über den Genusslauf und den Staffellauf bis zum Viva-con-Agua-Spendenlauf im Zuge der Familien- und SchülerInnenläufe. Für jedes Alter und Kondition ist die passende Strecke vorhanden. Los geht es mit den Läufen um 09:30 Uhr. Start- und Zieleinlauf ist jeweils beim Landestheater.

Bei der An- und Abreise zum Laufevent helfen die IVB: Die eigene Startnummer gilt auch heuer wieder 90 Minuten vor und nach der Veranstaltung als Ticket.

Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter: www.innsbrucklaeuft.com

Machen statt matchen – so lautet das Motto der Freizeit-App Join. Die Idee: Wer für eine gemeinsame Aktivität noch die passenden PartnerInnen sucht, kann diese über die App unkompliziert finden. Egal ob Skifahren in der Axamer Lizum, Grillen am Inn oder Konzertund Theaterbesuche in der Innenstadt. Mit der Tiroler SmartphoneApp findet man die richtige aktivitätsbezogene Begleitung. Gefiltert werden kann bei der Suche nach Kategorien, Entfernung, Datum oder der TeilnehmerInnenzahl.

Aber ganz egal wo man gemeinsam in der Stadt was unternehmen will, die IVB-Linien bringen einen von Kranebitten bis Rum sicher an alle Orte.

Gedownloadet werden kann die Anwendung für iPhone und Android über die jeweiligen App-Stores. Alles Weitere unter: join-worldwide.com

IMPRESSUM Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn GmbH Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH / Brunecker Straße 3 / 6020 Innsbruck, T +43 512 58 60 20 / marketing@ivb.at / www.ivb.at; Gestaltung: Zimmermann Streiter Werbeagentur; Fotos: SoWi-Holding GmbH, Mario Webhofer, JOIN

ivb.at
BautechnikerIn ElektrotechnikerIn SattlerIn MechatronikerIn VerkehrsplanerIn KarosseriebautechnikerIn Technische/r EinkäuferIn ReinigungstechnikerIn IT-TechnikerIn ivb-jobs.at Jetzt offene Stellen finden und bewerben! Entgeltliche Einschaltung Weitere Informationen unter T +43 512 53 07-0

PRAXISPROJEKT IM STUDIUM: NETWORKING FÜR DEN BERUFSEINSTIEG

Studierende an der FH Kufstein Tirol bestreiten jedes Jahr Praxisprojekte, um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten an realen Projekten und Herausforderungen zu erproben.

FH KUFSTEIN TIROL

UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES

International | Praxisnah | Persönlich

Open House Samstag, 22.04.2023, 10 - 13 Uhr

BACHELORSTUDIENGÄNGE

Theorie und Praxis miteinander zu verbinden ist das Ziel einer angewandten, ausgezeichneten Ausbildung und schafft eine Win-win-Situation für Projektauftraggeber und Studierende. Dabei auch nicht zu unterschätzen ist der Networking-Faktor: Zum einen besteht reger Austausch mit Unternehmen aus der Wirtschaft, die Praxisprojekte beauftragen, die von Studierenden bearbeitet werden. Zum anderen sind viele Lehrende in der Wirtschaft beheimatet, die nicht nur ihr Wissen, sondern oft auch ihre Kontakte weitergeben.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Übergang vom Praxisprojekt zur Festanstellung ist Isabella Gandler Sie studiert berufsbegleitend Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement im letzten Semester an der FH Kufstein Tirol und kam erstmals durch ein Praxisprojekt in Kontakt mit ihrem aktuellen Arbeitgeber, der Sparkasse Kufstein. So wurde die Sponsorensuche für das kubi Kinderliteraturfestival für die Studentin zur Schnittstelle mit der Bank und zum Auftakt ihres beruflichen Neuanfangs. Durch den vorhergehenden Kontakt und ihr fachspezifisches Studium war Isabella bereits bestens vorbereitet auf das Bewerbungsgespräch für die vakante Stelle als Marketing- & Eventmanagerin.

PERSÖNLICH ÜBER EIN STUDIUM INFORMIEREN

Am 22. April 2023 lädt die Fachhochschule zum Tag der offenen Tür an den Campus nach Kufstein ein. Nähere Informationen zu den Studienangeboten finden Sie auf der Website der FH Kufstein Tirol: www.fh-kufstein.ac.at

>> Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement (vz)

>> Facility Management & Immobilienwirtschaft (vz, bb)

>> Internationale Wirtschaft & Management (vz, bb)

>> Marketing & Kommunikationsmanagement (vz, bb)

>> Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement (vz, bb)

>> Unternehmensführung (vz)

>> Web Business & Technology (vz)

>> Wirtschaftsingenieurwesen (vz)

MASTERSTUDIENGÄNGE

>> Corporate Transformation Management (bb)

>> Data Science & Intelligent Analytics (bb)

>> Digital Marketing (vz, bb)

>> Energie- & Nachhaltigkeitsmanagement (bb)

>> ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement (bb)

>> Facility- & Immobilienmanagement (bb)

>> International Business Studies (vz)

>> Smart Products & Solutions (bb)

>> Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement (bb)

>> Sports, Culture & Event Management (vz)

>> Web Communication & Information Systems (bb)

vz=Vollzeit; bb=Berufsbegleitend

www.fh-kufstein.ac.at

DIE FH-STUDENTIN ISABELLA GANDLER konnte durch ein Praxisprojekt ihren neuen Job ergattern. © FH
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG FH KUFSTEIN TIROL
KUFSTEIN Fotolia.trolstnev

„Wann, wenn nicht jetzt?!“

Solaranlagen auf den Dächern von Schulen oder Feuerwehren, die ganz Innsbruck mit Strom versorgen. Klingt wie Zukunftsmusik? Ist es auch – doch nicht mehr lange. Zumindest, wenn es nach Marcell Schrittwieser und seinem Team geht. Zusammen wollen sie die Energiewende vorantreiben – mit gemeinwohlorientierten Energiegemeinschaften.

Text: Leonie Werus – Fotos: Franz Oss Auf den Dächern der Stadt: Der Verein Gemeinwohlenergie Innsbruck will hoch hinaus.
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„Klar

Dass in der Kulturbackstube Bäckerei innovative Konzepte an der Tagesordnung stehen, ist nichts Neues. Dass es dabei um Innsbrucks Stromversorgung geht, allerdings schon. Es ist ein kleines, lichtdurchflutetes Büro samt Dachterrasse, in dem der Verein Gemeinwohlenergie Innsbruck beheimatet ist – und Dächer sind es auch, womit sich seine neun Mitglieder aktuell vorrangig beschäftigen. Damit ihr Pilotprojekt an den Start gehen kann, braucht es nämlich erst einmal eine geeignete Dachfläche, auf der die erste Gemeinschafts-Photovoltaikanlage eingerichtet werden kann. Mit einer geplanten Leistung von 15 bis 30 kWp könnte diese Anlage bis zu acht Haushalte mit Ökostrom versorgen, die einen vom Verein festgelegten Strompreis bezahlen.

GUTES GEFÜHL INKLUSIVE.

Momentan ist man im Gespräch mit einem Innsbrucker Hotel, und wenn das klappt, so Vorstandsmitglied Marcell Schrittwieser, sei bereits ein großer Schritt getan: „Sobald wir die Dachfläche haben, können wir so richtig loslegen. Dann geht es um die Gründung der Energiegemeinschaft und die Finanzierung.“ Letztere soll vorrangig mittels Bürger:innenbeteiligung funktionieren. Also: Unterstützer:innen bezahlen einen bestimmten Betrag, den sie zurückbekommen, sobald sich das Projekt rechnet. Dass es das tun wird – davon ist Schrittwieser zutiefst überzeugt: „Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit, so etwas zu starten? Wir wollen als Teil der Umweltbewegung die Welt ein Stück besser machen und freuen uns über alle, die diesen Weg mit uns gehen wollen.“ Warum man das

tun sollte? „Energiegemeinschaften sind nicht nur ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel, sondern minimieren auch die Abhängigkeit von Energieimporten und bieten einen weitgehend von Marktschwankungen unabhängigen Preis. Wer auf diesem Weg seinen Strom bezieht, bekommt das gute Gefühl gleich mitgeliefert“, so Schrittwieser. Er selbst hat den Verein letzten Dezember ins Leben gerufen und engagiert sich seitdem, wie auch die anderen Mitglieder, ehrenamtlich.

POTENZIAL NUTZEN.

Es waren die Sorgen um die Zukunft, die ihn ins Tun kommen ließen: „Auf der Suche nach sinnvollen Projekten bin ich auf das Thema Energiegemeinschaften gestoßen“, erzählt der studierte Umweltsoziologe. Kurze Zeit später waren die ersten Mitstreiter:innen gefunden und die Räumlichkeiten bezogen. Alle zwei Wochen findet seitdem ein Vereinstreffen statt, bei dem man die nächsten Schritte plant. „Was uns besonders am Herzen liegt, ist unser Bildungsauftrag. Klar wollen wir, dass in Zukunft möglichst viele Menschen Solarstrom über Energiegemeinschaften beziehen. Wir möchten aber auch zeigen, wie sich dieser Strom durch kleine Veränderungen der Alltagsroutine bestmöglich nutzen lässt. Dass ich meine Wäsche zur Mittagszeit wasche, wenn die Sonne am höchsten steht, zum Beispiel.“

Apropos Zukunft – da hat das Team der Gemeinwohlenergie eine klare Vorstellung: „Viele zufriedene Mitglieder, genügend Gemeinschaftsanlagen und ein eingespieltes Team, das von unserem Projekt leben kann.“

Solarstrom in Österreich

hat großes Potenzial, wie eine aktuelle Studie zeigt. Demnach könnte mit Solarstromanlagen auf allen größeren Gebäuden das Klimaziel erreicht werden, ab 2030 sämtlichen Strom aus erneuerbarer Energie zu beziehen. Dafür müssten jedoch pro Tag 400 Anlagen installiert werden, was eindeutig nicht realistisch ist. Nimmt man jedoch auch freie Bodenflächen hinzu, dann reichen bereits 0,7 Prozent der 32.000 Quadratkilometer Freifläche, damit dieser Plan umzusetzen wäre.

Teil des Projekts

werden ist auf verschiedenen Wegen möglich:

+ Ehrenamtliche Mitarbeit im Verein für all jene, die für dieses Thema brennen und sich aktiv einbringen möchten.

+ Finanzielle Unterstützung über Direktkredite oder Spenden.

+ Eine geeignete Dachfläche ist bestenfalls mehr als 300 Quadratmeter groß. Wer eine solche zu Hause hat, kann diese zur Verfügung stellen und im Gegenzug günstigen Ökostrom beziehen oder Dachmiete erhalten.

+ Stromkund:in oder Stromproduzent:in werden steht allen Innsbrucker:innen offen, sobald das Pilotprojekt umgesetzt ist.

wollen wir, dass in Zukunft möglichst viele Menschen Solarstrom über Energiegemeinschaften beziehen.“
Marcell Schrittwieser
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ESSEN & TRINKEN

6020 isst sich einmal quer durch die Stadt, verrät, was schmeckt, was nicht und was es Neues zu entdecken gibt.

ROSA IST DAS NEUE GRÜN

Zumindest wenn es nach dem Essenslieferdienst MJAM geht, der ab Mai wieder unter dem Namen FOODORA auftritt. Für uns bedeutet das vor allem, dass dann rosarote statt grüne Rucksäcke das Innsbrucker Stadtbild bevölkern.

© 6020-ARCHIV, SHUTTERSTOCK.COM (3), SEBASTIAN GABRIEL
www.woosabi.at 48

What Else?

KAFFEE FÜR BEQUEME

Der Nestlé-Bestseller

Nespresso hat den Kaffeemarkt portionsweise revolutioniert. Spitzenqualität trifft hier auf einfachste Zubereitung und lässt viele dabei vergessen, dass es wohl kaum eine teurere und umweltfeindlichere Variante gibt, um an einen Kaffee zu kommen. Sollte der eine oder andere Klimaaktivist auf die Idee kommen, sich nicht auf der Straße, sondern vor einem LebensmittelKonzern-Filialisten ankleben zu wollen, kann er dies ab sofort nicht mehr in der Innsbrucker Erlerstraße tun und auch nicht im Einkaufszentrum dez, sondern ausschließlich im Erdgeschoß des Kaufhaus Tyrol.

Dort befindet sich nämlich die neueste von über 800 Nespresso-Filialen weltweit und diese ist besonders schön

geworden. Auf 127 Quadratmetern widmet sie sich eindrucksvoll der Welt des Kaffees. Erfreulich auch, dass die gesamte Belegschaft der beiden bisherigen Standorte für den neuen Standort übernommen wurde. Das mit dem Ankleben meinen wir übrigens nicht ernst, denn in einer Demokratie darf man bekanntlich – zumindest meistens – seine eigenen Entscheidungen treffen.

Let the evening beGIN!

Frische Drinks Genussvolle Spirituosen Erstklassige Weine

Das liebe Geld

Warum sind die besten Köche oft nicht die besten Kaufleute? Keine Ahnung, aber fast hätte es Innsbrucks Gourmettempel ONIRIQ erwischt. Das Vier-Hauben-Lokal von Christoph Bickel in der Innsbrucker Bürgerstraße ist nach nicht einmal zwei Jahren in finanzielle Schieflage geraten, kann jetzt aber zum Glück dank Geldspritze weitermachen. Unsere Bitte: Vielleicht findet neben dem 189-Euro-Menü noch ein niederschwelliges Angebot Platz. Dann könnten wir unsere Ehrerbietung nicht nur zu ganz besonderen Anlässen garantieren.

www.marktbar-am-inn.at
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LANGE SCHLANGEN

Innsbrucks Eisaushängeschild

Tomaselli wagt sich über die Stadtgrenzen hinaus und übernimmt die Traditionseisdiele Kasenbacher am Unteren Stadtplatz in Hall.

bestice in town

Fährt man an einem sonnigen Tag Richtung

Baggersee oder spaziert durch die Innsbrucker Maria-Theresien-Straße, könnte man meinen, hier gibt’s was gratis. Warteschlangen, auf die sogar Apples neuestes iPhone neidisch werden könnte, zeugen davon, dass Innsbrucks beliebteste Eisdiele den Namen Tomaselli trägt. Auch mit inzwischen 1,90 € pro Kugel scheint hier das Preis-Leistungs-Verhältnis zu stimmen, vor allem wenn man bedenkt, was inzwischen ein Kaffee oder ein gespritzter Apfelsaft in Innsbruck kosten können.

DIE EISZEIT NACH DER EISZEIT.

Lange Zeit kannte man solche Schlangenbildungen auch ein paar Kilometer ostwärts am Unteren Stadtplatz

in Hall. Die Eisdiele Kasenbacher gehörte dort seit 1931 zum Stadtbild wie heute der Kleber zum Klimaaktivisten. Doch in den letzten Jahren hat die Qualität in der Iceworld deutlich abgebaut, harte Kritiker:innen sprachen von Körperverletzung, Wohlgesonnene von einer neuen Rezeptur. Jedenfalls ist es eine gute Lösung für beide Seiten, dass Ende April auch die Haller Bevölkerung mit Tomaselli-Eis versorgt wird.

EIS IST FAMILIENSACHE. Tomaselli-Gründer Thomas Weber freut sich jedenfalls auf den Neuzuwachs, hat dieser doch auch symbolischen Stellenwert. Sein Sohn Benedikt wird ins Familienbusiness einsteigen und sich um die neue Dependance kümmern. Webers Frau Elisabeth kümmert sich im

Famlienbusiness um den administrativen Bereich und gemeinsam bleibt dennoch Luft, an neuen Sorten zu tüfteln und darauf zu achten, immer am Puls der Zeit zu bleiben Damit die Schlangen auch in Zukunft nicht abreißen.

Freude. Am Ende kommt man trotz langer Schlange schneller zu seinem Eis als vermutet.
© TOMASELLI(2), SHUTTERSTOCK.COM
Biologisch abbaubare Becher, hausgemachte Waffeln und beste Zutaten – nur drei der vielen Tomaselli-Erfolgsgeheimnisse Ende Legende. Ende April eröffnet Tomaselli am Kasenbacher-Standort in Hall.
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PREISZUCKERL DER AUSGABE 74,90 € PRO KILO

Veganismus kann viele Gründe haben. Einen neuen liefert unser Traditionsmetzger Hörtnagl jetzt unfreiwillig. So dankbar wir nämlich sind, dass es noch echte Metzger gibt, so überrascht sind wir von der Preisgestaltung des Tiroler Rinderfilets.

74,90 Euro pro Kilo muss man hier bereit sein zu investieren. Auf Nachfrage, ob es sich um ein besonders glückliches Rind oder gar ein Bio-viecherl handelt, wird man aufgeklärt: „Tiroler Almochse halt, das hat immer schon so viel gekostet.“ So weit, so unbefriedigend. Warum das argentinische Pendant bei einem Transportweg von mindestens 12.000 Kilometern nicht einmal die Hälfte kostet (rund 32 Euro pro Kilo), ist wohl eine traurige Geschichte gemischt aus Förderungen, schlechter Entlohnung und viel Ungerechtigkeit. Deshalb bitte nicht falsch verstehen: Wir freuen uns über Tiroler Metzger und Tiroler Rindviecher, aber das ist trotzdem zu viel des Guten.

STRUDEL-CAFE.AT UNSERLIEBLINGSSTRUDEL
IM APRIL Hofgasse 6 Altstadt Innsbruck Täglich von 7–21 Uhr auch an Sonn- & Feiertagen
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gastronomie anders erleben

die kaiserin sucht dich

Das Klein & Fein hat dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

KLEINES HOTEL MAMA

In den Viaduktbögen 76 ist Petra nach einigen Umwegen angekommen und verwöhnt ihre Gäste mit selbst gemachten Backwaren, die schmecken und sich sehen lassen können.

Nachdem es Petra in der Maria-TheresienStraße und dann in der Markthalle probiert hat, scheint sie jetzt endlich angekommen zu sein: Den Viaduktbögen steht die mit reichlich selbst gemachten Backwaren gefüllte Theke besonders gut. In dem hell durchfluteten Raum oder im sonnigen Gastgarten werden Brownies, Schaumrollen, Blechkuchen, Tiramisu, Eclairs und vieles andere serviert.

Frühstück gibt es jeden Tag, einen ausgiebigen Brunch aber nur freitags und samstags nach Reservierung. Mittags kommt ein täglich wechselndes Mittagsgericht auf den Tisch und zwei Suppen sowie Salate, Toasts und Brote – Letzteres natürlich von Petra selbst gemacht

und ein absolutes Highlight des Klein & Fein. Das Lokal macht seinem Namen alle Ehre: Es ist klein, charmant und was man bestellt, ist mit viel Liebe zum Detail gemacht. Bei Petra fühlt man sich gut umsorgt, und über das Preis-Leistungs-Verhältnis lässt sich auch nicht großartig meckern.

© 6020-ARCHIV
jetztin den Bögen mariatheresia.innsbruck
Klein, charmant und selbst gemacht – mit viel Liebe zum Detail

BREAKFAST AT HEUBLUME

Das Café Heublume ist die neue Frühstücksadresse in Wilten. Alles ist hier jung und frisch – mal abgesehen von den Kuchen in der Auslage.

verfeinerte Rezeptur

mindestens 65% Apfel-Direktsaft ohne Zusatz von Zucker, Aromen, Säuerungs- oder Konservierungsmittel

In die Renovierung des Lokals in der Templstraße 32 hat man viel Zeit investiert – und es hat sich gelohnt. Die Crew von The Placel und Ann’s Diner eröffnet mit der Heublume ihr bereits drittes Lokal in Wilten. Hier dreht sich nun aber alles ums Thema Frühstück. Neben verschiedenen Varianten von Rühreiern, Hafermüslis, belegten Briochebrötchen und Flammfladen kann man hier auch ein Pfannkuchen-Raclette zum Selbermachen bestellen, und zwar sowohl süß und fruchtig als auch pikant und herzhaft. Besonders zu empfehlen ist hier das Brot –einfach in jeder Hinsicht ausgezeichnet.

Das Konzept wirkt jung und frisch, die Kuchen allerdings eher nach Supermarktware. Die Heublume sei dennoch jedem Frühstücksfan empfohlen – ein wirklich schöner Neuzugang für Wilten.

Für Individualist:innen gibt es auch eine Ankreuzkarte, mit der man sich sein Frühstück einfach selbst zusammenstellen kann.

weitere Sorten und Infos unter: www.midis.tirol

Sorgfältig hergestellt von Bräuweg 1, 6280 Zell am Ziller

apfelsaft gespritzt naturtrüb
Ein offener, lichtdurchfluteter Raum – die Renovierung kann sich sehen lassen.
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Modern, jung und frisch: Das Frühstück in der Heublume sieht nicht nur gut aus.

ALLES ZUCKER ODER WAS?

Donuts, Bubble Tea und Starbucks – was haben diese Trendkonzepte gemeinsam?

Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Ein internationaler Trend erreicht irgendwann auch Innsbruck, es sprießen Läden an allen Ecken und Enden der Stadt aus dem Boden und die jeweiligen Eröffnungen werden mit langen Warteschlangen belohnt.

Vor ein paar Jahren kehrte so der Donut-Hype nach Innsbruck zurück. Das Royal Donuts in der Anichstraße konnte sich vor lauter Andrang anfangs kaum retten, kurz darauf eröffnete die erste Dunkin’-Filiale in der Maria-Theresien-Straße –hier das gleiche Bild. Das nächste Comeback feierte der Bubble-Tea, gefühlt alle

paar Meter kann man inzwi schen die picksüßen Tees mit ihren bunten Kügelchen erwerben. Die Mutter aller Zuckerkonzepte schloss den Kreis der trendigen Er öffnungen vor knapp einem Jahr – Innsbruck bekam seine erste Starbucks-Filiale in der Innsbrucker Altstadt.

Drei Gemeinsamkeiten eint diese Konzepte: Erstens verkaufen alle Zucker und Kalorien in unterschiedlicher Form, zweitens handelt es sich stets um internationale Trends und meist um internationale Ketten und drittens richten sich die Angebote an junge Menschen, oft an Kinder. Umso erfreulicher ist es, dass Trends auch wieder gehen und die

Schlangen inzwischen deutlich kürzer geworden sind, handelt es sich doch um das schlechteste aus vielen Welten, denn wir brauchen weder zuckersüchtige Jugendliche noch eine völlig austauschbare Innenstadt.

Mehr Platz für Mehr Burger

Lust auf einen unterhaltsamen abend mit hausgemachten und g‘schmackigen speisen?

Dann seid ihr bei uns genau richtig!

Jetzt im neuen GastGarten unsere neuen Getränke und Cocktails geniesen! wir freuen uns auf euch!

Öffnungszeiten:

© SHUTTERSTOCK.COM
addicted Burger und mehr ... Maria-Theresien-Strasse 49, 6020 Innsbruck Tel.: 0660/583 79 21, info@zumwohltirol.at
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Gemüseparty

Frühling ist Gemüsezeit. Und dass weder Fleisch noch andere tierische Produkte vonnöten sind, damit es bunt aussieht und gut schmeckt, zeigt das orientalische Baba Ganoush.

SERIE

Die rote Bombe

Granatapfel: Die göttliche Frucht wird schon seit der Antike kultiviert. Sie schmeckt sauer, süß und etwas herb, lässt sich pur genießen, verfeinert aber auch orientalische Gerichte. Mit seiner Fülle an Kalium, B-Vitaminen, Eisen und Polyphenolen schützt der Granatapfel die Körperzellen vor schädlichen Einflüssen, kann angeblich den Alterungsprozess verlangsamen und wirkt entzündungshemmend.

Baba Ganoush

Zutaten:Zubereitung:

2 Melanzani

2 kleine rote Paprikaschoten

2 kleine grüne Paprikaschoten

100 g reife Paradeiser

2 kleine Knoblauchzehen

3 Frühlingszwiebeln

3–4 Stängel Petersilie

1 Zitrone

3 EL Granatapfelmelasse

1 Schuss Olivenöl

1 Granatapfel Salz

Backrohr voll aufdrehen, Heißluft, 250 °C Melanzani mit einem Spieß mehrmals einstechen und ins Backrohr geben. Für etwa 40 bis 45 Minuten grillen, nach 20 Minuten wenden. Dann abkühlen lassen.

In der Zwischenzeit Gemüse waschen und zurechtschneiden: Paprikaschoten in kleine Stücke, Frühlingszwiebeln in Ringe, Tomaten in kleine Würfel, Knoblauch fein würfelig und Petersilie fein. Granatapfel entkernen: Dafür die Frucht halbieren und in einer Schüssel mit Wasser die Kerne aus der Frucht drücken. Danach das Wasser mit den Kernen durch ein Sieb abschütten und die weiße Haut entfernen, da sie bitter schmeckt.

Sobald die Melanzani ausreichend abgekühlt sind, schälen und den Stiel entfernen. Die geschälten Melanzani in einem Sieb über eine Schüssel hängen und etwa 30 bis 45 Minuten abtropfen lassen, damit die bittere Flüssigkeit entweichen kann. Das abgetropfte Fruchtfleisch fein zerkleinern und in eine große Schüssel geben. Paprika, Tomaten, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Petersilie, Zitronensaft, 2 Esslöffel Melasse, 4 Esslöffel Olivenöl und 1,5 Teelöffel Salz zur Melanzanimasse geben. Alles gut vermischen und den Brei in einer breiten, flachen Schale anrichten. Mit ein paar Tropfen Melasse, Olivenöl, Granatapfelkernen und Petersilienblättern anrichten und mit Fladenbrot servieren. Wer’s mag, kann dem Baba Ganoush noch mit Kreuzkümmel, Tahini und Chili mehr orientalische Note verpassen.

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Kennwort: „MundArt“

Einsendeschluss: 30. April 2023

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MUNDART
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Marco Rizzo ist der Pizzabäcker in der Paninothek am Bozner Platz. Er selbst ist Veganer – isst also weder Fisch noch Fleisch und auch sonst keine tierischen Produkte. Nun bringt er für alle Interessent:innen auch vier vegane Alternativen auf die Pizzakarte.

Marco Rizzo mag Fleisch. Ihm schmeckt auch Parmesan, Ricotta oder die kalabrische Streichwurst ’Nduja, bei der sich niemand wirklich sicher ist, wie sie ausgesprochen gehört. Marco ist einfach ein Genießer. Kein Wunder: Er ist schließlich, wie sein Name schon vermuten lässt, Italiener und zu allem Klischeeüberfluss auch noch Pizzaiolo, oder Pizzabäcker, wie es völlig stillos im Deutschen heißt.

Alle anderen Klischees bedient Marco Rizzo aber nicht. Er ist zum Beispiel Veganer. Wie das mit dem oben Erwähnten zusammenpasst? „Ich habe erkannt, dass ich Produkte vermeiden kann, ohne auf ihren Geschmack verzichten zu müssen“, sagt er. Mozzarella und Ricotta gibt es bei ihm weiterhin regelmäßig auf der Speisekarte. Auch Speck nimmt er gerne zu sich und Parmesan ebenso – nur eben alles vegan.

Text: Haris Kovacevic – Fotos: Axel Springer
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DAS INTERESSE IST DA.

Als er seinem Chef in der Paninothek vorgeschlagen hat, vegane Pizzen auf die Speisekarte zu bringen, war dieser keineswegs skeptisch. Er kannte seinen Pizzaiolo und wollte nur sichergehen, dass die Pizzen den Qualitätsansprüchen des Restaurants entsprechen. Nun findet man neben den gewohnten, eher im höheren Preissegment verorteten Paninothek-Pizzen auch vier vegane in der Karte – jedes Monat andere.

Der Teig bleibt der gleiche – der ist per definitionem vegan. Mozzarella aus Sojajoghurt, Speck aus Seitan mit Gewürzen verfeinert, Parmesan aus Mandeln, und na-

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„Ich habe erkannt, dass ich Produkte vermeiden kann, ohne auf ihren Geschmack verzichten zu müssen.“
Marco Rizzo
V egan
Speck gibt es bei Marco auch – nur eben aus Seitan gemacht.

türlich Zwiebeln, kristallisierter Basilikum und vieles andere findet seinen Weg auch auf die veganen Pizzen, natürlich unterlegt mit Tomatensauce – wobei Marco bei den veganen zur gelben greift, damit sie sich auch optisch von den herkömmlichen unterscheiden. „Etwa jeder dritte Gast bestellt mittlerweile eine der veganen Pizzen. Das freut mich sehr“, sagt er.

ALTERNATIVEN AUFZEIGEN.

Auf seine vegane Lebensweise ist er bei einem Trip nach Thailand gekommen. Es war eine Reise, bei der er Sinn und ein bisschen mehr Substanz im Leben gesucht hat. Den

fand er in der pflanzenbasierten Ernährung. Nach Europa zurückgekehrt, wusste er, dass er den dort gelernten Veganismus weiterleben möchte. „Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf dieser Welt. Dessen sollte man sich bewusst sein. Es ist auch nicht nötig, Tiere und tierische Produkte zu essen. Man findet alle Geschmäcker, die man liebt, auch pflanzlichen Ursprungs“, ist sich Marco sicher, „kein Tier muss ein Leben lang leiden, damit ein Mensch zehn Minuten lang eine Mahlzeit genießen kann.“

Mittlerweile gebe es eine Reihe von konsumierbaren vegetarischen oder veganen Alternativen in jedem Supermarkt: „Ich bin überzeugt, dass wir in zehn bis 15 Jahren eine super vegane Mozzarella werden kaufen können“, sagt der Pizzaiolo. Aktuell greift er für seine Paninothek-Kreationen noch nicht ins Supermarktregal, sondern macht seine Ersatzprodukte selbst: „Ich habe bereits in Thailand einiges gelernt, aber danach vieles andere weiter verfeinert“, sagt er. Sein Ziel sei es, Menschen den Übergang zum Veganismus zu erleichtern oder zumindest Alternativen aufzuzeigen und die Neugier zu wecken. Günstiger werden die Mahlzeiten durch Verzicht auf Fleisch und Milch allerdings nicht: Für die Margherita zahlt man 13, für die Carbonara 16 Euro. „Es braucht natürlich seine Zeit, um die Ersatzprodukte herzustellen“, erklärt Marco dazu, „dafür schmecken die Pizzen aber auch besonders gut. Und kein Tier hat dafür leiden müssen.“

„Es braucht natürlich seine Zeit, um die Ersatzprodukte herzustellen, dafür schmecken die Pizzen aber auch besonders gut.“
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Marco Rizzo

JOURNALISMUS TIROLER AKADEMIE

Die große Chance für junge journalistische Talente!

Print, Online, Radio, TV. Bei uns erhältst du journalistische Grundlagen in Theorie und Praxis.

Fünfwöchiger Grundlehrgang: Intensivseminare von und mit erfahrenen JournalistInnen und MedienexpertInnen (21. August bis 22. September 2023, Mo bis Fr, ganztags).

Praxisteil: Sechs Monate Praxis für sechs TeilnehmerInnen, die sich im Rahmen des Lehrgangs qualifizieren. Du wirst –von Profis betreut – jeweils zwei Monate in einer Print-, Online-, Radio- oder Fernsehredaktion bzw. in einer Presseabteilung Praxiserfahrung sammeln.

Abschluss: Nach erfolgreicher Absolvierung des Grundlehrganges erhältst du das Zertifikat der Tiroler Journalismusakademie.

Zielgruppe: Talentierte, am Beruf der Journalistin/des Journalisten interessierte Menschen.

Bewerbung: Schicke deinen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben, das die Gründe für dein Interesse am Journalismus enthält (beides PDF) und ein Porträtfoto im JPG-Format an service@journalismusakademie.com. Das schriftliche Aufnahmeverfahren findet am 12. Juni 2023 statt, das persönliche Gespräch am 20. Juni 2023.

Teilnahmeentgelt: 500 Euro

Du hast Interesse? Dann bewirb dich bis 2. Juni 2023

Ansprechpartner: Mag. Alex Solderer | Tel: 0512/59660-263 | E-Mail: service@journalismusakademie.com

www.journalismusakademie.com

Bildungspartner

Da habt ihr den Salat r

Wenn man den Blick über das Zentrum hinaus wirft, wird das Angebot an Bauernmärkten ganz schön mager. Und bio und regional – kaum eine Chance. Diese buchstäbliche Marktlücke will eine junge Gemüsegärtnerin füllen.

Text: Agnés Czingulszki – Fotos: Franz Oss

Seit Monaten tüftelt Lena Pötzl an ihrem Projekt: einem Lastenfahrrad mit Anhänger. Krautköpfe, Salat, Kartoffeln, Radieschen und Lauch werden per E-Bike durch die Stadt kutschiert, um sie dann vor Ort zu vermarkten.

Die Idee ist ihr bei Regula Imhof, einer Bioobstbäuerin von Natters, gekommen. Dort bekam die gebürtige Deutsche zwischen Birnen- und Apfelhainen nicht nur ein Praktikum, sondern auch die Erkenntnis, dass man irgendwas tun muss, um die regionalen Bioprodukte näher an die Konsument:innen zu bringen. Denn ihr ist es ziemlich wichtig mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Sie ist überzeugt: Je mehr Menschen auf Biogemüse umsteigen, desto besser für alle. Für die Menschen selbst, aber auch für die Umwelt.

Ihre Ausbildung als Gemüsegärtnerin ermöglichte ihr den Blick zwischen die Salatblätter. Und was sie dort sah, fand sie

gar nicht cool. Sie lernte, wie viel chemische und schädliche Pflanzenschutzmittel noch immer im Umlauf sind und Umwelt und Gesundheit schaden. „Konventionellen Gemüsebau, wie das vielerorts um Innsbruck passiert, kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ Dabei ginge es ja auch anders, das hatte sie in

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Gemüseliebe trifft Lastenrad: Lena will regionales Biogemüse in den Osten der Stadt bringen.

einem Praktikum bei einem Inklusionsbetrieb mit Gemüsegarten am eigenen Leib erfahren. Von der Aussaat bis zum fertigen Produkt hat sie das Biogemüse herangezogen und verarbeitet. Und danach entschlossen, dass es nicht reicht, einfach anzubauen – das Angebaute muss auch unter die Leute gebracht werden. So wurde die 20-Jährige zur Gemüseguerillera.

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Lena und Lotta Hardfacts

Wer: Lena Pötzl und Lotta, das Marktstand-Lastenrad

Wo: AufBauWerk, Rennweg 17b (direkt am Innradweg)

Was: Verkauf von regionalem, saisonalem und biologisch angebautem Gemüse (Loni Appler, Arzl)

Wann: Dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr, von Ende April/Anfang Mai bis Wintereinbruch (zirka Oktober)

Fun-Fact: Der einzigartige Anhänger kann bis zu 200 kg Last transportieren. Er ist so konzipiert, dass 12 Gemüsekisten optimal hineinpassen und er mit ein paar Griffen zu einem Marktstand umfunktioniert werden kann.

LASTENRAD MIT TRANSFORMERSFEATURE.

Nachdem sie ihre Recherchen gemacht hatte, kam sie zum Schluss, dass besonders der Osten Innsbrucks auf einer BauernmarktDurststrecke liegt. Da sie weder einen Marktstand anmieten wollte noch ein Auto als Transportmittel nutzen, setzte sie die Idee eines Lastenrads mit einem Anhänger im Transformersstyle um. Den Anhänger kann man mit wenigen Griffen zu einem ordentlichen Marktstand umbauen. So wird aus einem Transportmittel, in dem 200 Kilogramm Gemüse per E-Bike bewegt werden können, ein ausklappbarer Stand, in dem bis zu zwölf Eurobehälter á 40 x 60 Zentimeter Platz haben.

Lena, die sich aber nicht nur in die neue Geschäftsidee, sondern auch in Innsbruck vernarrt hat, zog dann alsbald endgültig nach Tirol und glaubte, „nur noch schnell“ den richtigen Standort finden zu müssen.

SAURER APFEL.

„Bei der Stadt bin ich aber auf taube Ohren gestoßen“, erzählt sie, wie es ihr am Anfang mit der Standortsuche ging. Ein unerwartet saurer Apfel. Aufgeben war aber keine Option. Sie fragte bei verschiedenen Sozialträgern an, um ihren Biobauernstand auf ihren Privatflächen verwirklichen zu können. Das AufBauWerk direkt am Innradweg willigte ein. „Ich werde dort ab

AM SAMSTAG, 29. April 2023

ab 12:00 Uhr OPEN HOUSE Teste den neuen Indoor Bikepark kostenlos

ab 16:30 Uhr BIKE SHOW mit lokalen Heros und intenationalen Top Athleten wie Matt Jones und Vali Höll

MEHR INFOS

area47.at | #area47

RIDING
IS ON. OPENING INDOOR BIKEPARK
SEASON
„Konventionellen Gemüsebau, wie das vielerorts um Innsbruck passiert, kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“
Lena Pötzl
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Ende April, Anfang Mai Biogemüse vom Anhänger aus verkaufen.“ Sie holt dafür das Gemüse – das in Arzl von Biobäuerin Loni Appler angebaut wird – vom Haus im Leben am Fürstenweg. Dort ist sie übrigens auch angestellt, bis die Gemüsesaison anhält, dann will sie die Monate mit Gastrojobs überbrücken, bis sie mit „Lotta“, wie sie ihr Rad nennt, wieder ins Gemüse-Business starten kann.

AN DEN WOCHENTAGEN MIT "D“. Wichtig ist ihr dabei, dass die Öffnungszeiten human sind, also nicht in der Früh und nicht am Wochenende. „Ich kenn das von mir selbst. Am Samstagvormittag werde ich nicht Gemüse kaufen

Darum ist Bio nachhaltiger für die Umwelt

Biologischer Anbau bedeutet für die Böden vor allem eines: Mikroorganismen werden am Leben erhalten. Während die Nutzung von Pestiziden nur die einzelnen Pflanzen schützt, „hungert“ sie gleichzeitig die Böden aus. Längerfristig ist das für den Boden schädlich. Mikroorganismen – Bakterien, Pilze etc. – sind mikroskopisch kleine Lebewesen, die die Böden durch ihr reges Leben standhaft halten. Böden sind u. a. somit auch besser vor Erosion geschützt, können Trocken- und Nassperioden besser überstehen und mehr Wasser aufnehmen

gehen.“ Sie verkauft künftig dienstags und donnerstags das Gemüse von 13 bis 17 Uhr. „Ich hoffe, ich kann demnächst schon die ersten Radieschen, Salate und Frühlingszwiebeln anbieten. Aber auch Pak Choi oder Mangold.“ An den etwas höheren Preisen wie im Supermarkt lässt sich da nicht viel ändern: „Das ist schon so, dass es teurer ist als beim Hofer. Aber die Preise gehen auch dort immer weiter hoch. Bei uns bleiben die Preise ziemlich konstant. Mir ist wichtig, dass es nicht zu teuer wird. Denn ich will nichts anbieten, was ich mir selbst nicht leisten könnte.“

Sie hofft, dass ihre Idee aufgeht, denn sie hat schon viel Herzblut und Geld in das Projekt gesteckt. Das Rad selbst hat 7.000 Euro gekostet, dass sie peu à peu ihren Eltern zurückzahlen wird. Per Postwurf und Flyer – und jetzt auch über das 6020 Stadtmagazin – will sie vor allem die direkte Nachbarschaft informieren, aber sie hofft auch, dass sich die Nachricht ihres Biogemüsestandes per Mundpropaganda verbreitet. Denn Onlinewerbung und Co. gibt es nicht. „Vielleicht mach ich mal eine Instagram-Seite“ – es hört sich aber eher so an, als ob das im Kampf für mehr Biogemüse nicht so wichtig wäre.

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„Mir ist wichtig, dass es nicht zu teuer wird. Denn ich will nichts anbieten, was ich mir selbst nicht leisten könnte.“
Lena Pötzl
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Das Angebot ändert sich stets mit der regionalen Ernte.
TIROLERIN-SHOPPING-DAY-GUTSCHEINE:  WWW.TIROLERIN.AT  © Shutterstock

PROGRAMM

APRIL 2023

FILM

16. APRIL 20 UHR

ABENTEUERLUST

BANFF MOUNTAIN FILM FESTIVAL IM METROPOL KINO

In sechs Kurzfilmen zeigt das Banff Mountain Film Festival, was Abenteuer in den Bergen immer wieder aufs Neue reizvoll macht – vom Adrenalinrausch am Mountainbike bis hin zum transzendentalen Naturerlebnis auf der Suche nach Kreativität.

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MOBILITÄT

16. APRIL

10 UHR

DRAHTESEL GESUCHT

RADLBÖRSE AM CYTA-GELÄNDE

Du suchst ein neues Fahrrad oder willst dein altes loswerden? Die Radlbörse in Völs bietet Gelegenheit für beides. Im Angebot sind gebrauchte, fahrtüchtige Räder für Kinder und Erwachsene, Sonderfahrräder, Elektroräder und Anhänger.

© BEN STURGULEWSKI(2), ROBB THOMPSON, PRIVAT
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LITERATUR

25. APRIL

19 UHR

DURCHGEMIXT

„[BÜHNE FREI]: SLAM MEINEN TEXT“ IM LITERATURHAUS AM INN

Eigene Texte vorlesen kann jeder –warum nicht mal alles auf den Kopf stellen? Das ist das Konzept hinter Slam meinen Text: Drei Künstler:innen tauschen Texte und performen, kommentieren und loben sie, den Gewinnertext bestimmt aber wie gewohnt das Publikum.

RaDeschnig

SÄULENHEILIG

Tirolpremiere!

DO 20. 04. 23 20.00 UHR

Kulturlabor Stromboli Hall

TICKETS: STROMBOLI.AT

FILM

17. APRIL

20.30 UHR

ZWISCHEN ZWANG UND FREIHEIT

PREMIERE „PRECIOUS_LIEBENSWERT“ IM LEOKINO

Carola Mairs Dokumentation über Abhängigkeiten in Prostitution zeichnet ein intimes Porträt dreier Frauen, die aufgrund von Drogen, Armut und Frauenhandel in der Prostitution landen, und zeigt dabei auf, in welche Abgründe sie dadurch geraten – und wie sie sich befreien.

PROGRAMM
© CHRIS ZVITKOVITS PHOTOGRAPHY, TAUSCHFÜHLUNG ZOTTE, IA, GALERIE BERND KUGLER
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LITERATUR 19. APRIL

19 UHR

HEIMAT UND FREMDE

KARIN PESCHKA IM LITERATURHAUS AM INN

Die österreichische Autorin liest aus ihrem Roman „Dschomba“, in dem sie vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen erzählt, und ein wenig auch davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.

EINE FAMILIE

SCHAUSPIEL VON TRACY LETTS

AB 22. APRIL 2023

IM GROSSEN HAUS

AUSSTELLUNG

BIS 28. APRIL

IM BLICK

HANS-PETER THOMAS: „SIEBEN TIERE“

IN DER GALERIE BERND KUGLER

In der ersten Soloausstellung nach seiner Rückkehr aus den USA zeigt Künstler Hans-Peter Thomas bunte, eindringliche Landschaftsgemälde, die durch die Betrachtenden fixierende Tierfiguren einen besonderen Fokus bekommen. Die Gemälde sind Teil einer nur kleinen Gruppe an Werken, die im September 2020 nicht von den Bränden in Kalifornien zerstört wurden.

40%

ERMÄSSIGUNG füralleunter 27Jahren

www.landestheater.at

6020 verlost

3 X 2 TICKETS

für den Innsbruck-Stopp der von Alp-Con präsentierten

Brit Rock Film Tour am 20. April um 18.30 Uhr im Metropol Kino. Gezeigt werden die besten Filme aus der britischen Kletterszene.

Kennwort: „Klettern“

Einsendeschluss:

17. April 2023

Rechtsweg ausgeschlossen keine Barablöse

Brunecker Straße 3

6020 Innsbruck gewinnspiel@6020stadtmagazin.at

KONZERT 22. APRIL

20 UHR

BESUCH AUS ISLAND

SVAVAR KNÚTUR IN DER BÄCKEREI

Der isländische Singer/Songwriter und Entertainer Svavar Knútur liefert bei seinen Auftritten eine emotionale Achterbahnfahrt von zu Tränen gerührt bis vor Lachen weinend, die das Publikum vom ersten Moment an im Bann hält.

AUSSTELLUNG

BIS 18. JUNI

NIRGENDS ZU HAUSE

„GURBETTE KALMAK: BLEIBEN IN DER FREMDE“ IM TAXISPALAIS

Die neue Ausstellung im Taxispalais zeigt künstlerische Arbeiten in Reaktion auf die soziale und politische Situation der Arbeitsmigrant:innen im Gastarbeitersystem Westeuropas. Semra Ertan, Cana Bilir-Meier, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter und Hanefi Yeter entwickeln über Lyrik, Video, Film, Fotografie und Malerei eine eigene Sprache, um den Schmerz abgesprochener Zugehörigkeiten in der Fremde zu erzählen.

© SVAVAR KNÚTUR, TAXISPALAIS KUNSTHALLE TIROL, BLACK DIA MOND/CHRISTIAN ADAMS, MARIA KIRCHNER, ALP CON/ROCK FILM T OURS, BRANDSTÄTTER VERLAG
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FILM

12. & 13. APRIL

19 UHR

ADRENALIN

REEL ROCK 17 FILMABENDE IM TREIBHAUS

Die neue Kletterhalle BlocBox in den Bögen veranstaltet im Treibhaus zwei Abende mit drei außergewöhnlichen Kletterfilmen über sportliche Expeditionen in Pakistan, Frankreich und Palästina.

SCHATZ SUCHE

LITERATUR 11. APRIL

19 UHR

TIERISCH

ANGELA STÖGER IN DER STADTBIBLIOTHEK

In ihrem als Wissenschaftsbuch des Jahres 2022 ausgezeichneten Buch „Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten“ liefert die Kognitionsbiologin Angela Stöger Einblicke in die faszinierende Welt der tierischen Kommunikation.

BIS 8.

GIFT „TOXIC“ IM FERDINANDEUM

Die neue Ausstellung aus der Modernen Sammlung beschäftigt sich mit toxischem Verhalten in Beziehungen im Zusammenhang mit Männlichkeit in der Kunst. Gezeigt werden Werke von Richard Hoeck, Peter Friedl und John Miller, im Zentrum stehen zwei Videoinstallationen.

31.3.23

–28.2.24 WEIHERBURG

AUSSTELLUNG
OKTOBER
ALPENZOO
TIROLER KRISTALLE
TIROLER-LANDESMUSEEN.AT
Foto: Maria Kirchner
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KONZERT 29. APRIL

20 UHR

NEUES DUO

GAVLYN & DILLON COOPER IN DER BÄCKEREI

Dillon Cooper und Gavlyn stehen beide für ehrlichen Hip-Hop in feinster „Golden-Era“ Manier und sind in Europa – und auch in Innsbruck – keine Unbekannten. Jetzt sind sie zum ersten Mal zusammen auf Tour und präsentieren dabei ihr noch ganz frisches gemeinsames Projekt.

Wir sind das Bier, Widerstand ist zwecklos!

KONZERT

20. APRIL

20 UHR

FRÜHLINGSGEFÜHLE

DIVES IN DER P.M.K

Sonniger Gitarrenpop mit starken Lyrics: Die Wiener Indie-Lieblinge Dives rund um Dora de Goederen, Viktoria Kirner und Tamara Leichtfried haben spätestens mit ihrem 2022 erschienenen Album „Wanna Take You There“ gezeigt, dass sie gekommen sind, um zu bleiben.

www.literaturhaus-am-inn.at

PROGRAMM
Alle willkommen bei freiem Eintritt im Literaturhaus am Inn
© BLANK, MARIE HAEFNER, MILK ME RECORDS, MARYLISE VIGNE AU
facebook.com/JollyInnsbruck
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KONZERT

26. APRIL

20 UHR

BERLIN NOIR

PUBLIC DISPLAY OF AFFECTION

IN DER P.M.K

Punk, Drama und eine Prise Jazz: Die aus Madeleine Rose, Lewis Lloyd, Anton Remy und Jesper Munk bestehende Band liefert, inspiriert von Berliner PerformanceKunst- und Musikkollektiven der 1980er-Jahre, weirden, verruchten Sound, der untrennbar mit dem Berliner Underground verknüpft ist.

HERZLICH WILLKOMMEN BEI TIROLS GRÖSSTEN EVENTS ALLE EVENTS AUF WWW.OLYMPIAWORLD.AT

28. APRIL

20.30 UHR

POETISCHE ZWISCHENRÄUME

CLARA LUZIA IM TREIBHAUS

Auf ihrem bereits achten Album „Howl At The Moon, Gaze at the Stars!“ singt Clara Luzia, die seit fast 20 Jahren fixer Teil der heimischen IndieLandschaft ist, über Existenzängste und Liebe, Hoffnung und Einsamkeit – und gegen Apathie und Aufgeben.

7.4.–1.5.2023 CIRCUS DUMBO

PARKPLATZ WEST OLYMPIAWORLD

Remo´s Maskottchen Circus – der etwas andere Circus, der Unterhaltung für die ganze Familie bietet, vom Kleinkind bis zu Oma und Opa. Lassen Sie sich von den sympathischen und charmanten TROLLEN überraschen, denn wer die 2,4 m großen TROLLE einmal kennengelernt hat, der liebt sie einfach.

19.5.2023

FELIX LOBRECHT

OLYMPIAHALLE

ALL YOU CAN EAT ist das neue Programm von Felix Lobrecht. Und es ist sehr gut. Als Stand-Up-Comedian steht Felix Lobrecht bereits seit 2015 auf der Bühne. Erste Bühnenerfahrung sammelte er bereits zuvor bei verschiedenen Poetry Slams. Es wurde schnell deutlich, dass er ein echtes Naturtalent ist.

11.6.2023

LUKE MOCKRIDGE

OLYMPIAHALLE

TRIPPY TOUR – auf die Zuschauer wartet ein Abend voller Nostalgie verankert im Hier & Jetzt, ein Comeback trotz Cancel-Culture. So nahbar, dass sich jeder wiederfindet, so künstlerisch, dass sich Aktivisten dran festkleben werden. Luke ist klar: Wir dürfen, sollten und müssen lachen. Über alles, jeden, laut, zu jederzeit und jetzt erst Recht!

ALLE EVENTS

KONZERT

Achillessehnenzerrung

Wadenmuskelzerrung

Fußgewölbeprobleme

Blasen Schienbeinkantensyndrom

Morton-Syndrom

Sehnenreizung

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AUSSTELLUNG

13. APRIL

ZERBRECHLICH

ERÖFFNUNG UND BUCHPRÄSENTATION SAFE CRASH IN DER BURG HASEGG

Das Buch- und Ausstellungsprojekt von Fotograf Tillman Schneider, Grafikdesigner Gilbert Schneider und Künstlerin Gitti Schneider thematisiert Spalten, Risse, Brüche und Widersprüche in einer Überlagerung der jeweiligen gestalterischen Ausdrucksmittel.

Maria-Theresien-Straße 15

 ab 14.30 Uhr: Bühne frei für Tiroler Autorinnen in den Genres Romantasy, Young Adult, Liebesroman und Fantasy: Lexis Able, Sara Erb, Naomi Huber, Olivia Mae, Catherine Snow und Anne Winter – kostenlose Lesungen

 ab 19.30 Uhr: Lesung mit der international bekannten Autorin Stella Tack –

€ 9,- / € 7,- mit Tyrolia-Vorteilscard (VVK in der Tyrolia-Filiale)

Begrenzte Teilnehmeranzahl! Wir bitten um Anmeldung unter brigitte.thaler@tyrolia.at

SPORT

29. APRIL

12 UHR

BIKE-PARTY

OPEN HOUSE INDOORBIKEPARK IN DER AREA 47

Die Area 47 erweitert ihr Angebot um den ersten Indoor-Bikepark Österreichs und bietet damit ganzjährig und wetterunabhängig die Möglichkeit, sich am Bike auszutoben. Am 29. April können Interessierte den Bikepark von 12 bis 16 Uhr kostenlos testen, danach stehen Shows von internationalen Profiathleten und eine Aftershowparty mit den Wax Wreckas am Programm.

© GILBERT GITTI UND TILLMAN SCHNEIDER, ZELLER, GÜNTHER EGGER, AREA 47/TRAILEMENTS
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20 UHR

IM KREISLAUF

CHRISTOPH MÜLLER IM AUT

Unter dem Titel „Catch of the Day – Bauen mit dem, was besteht“ spricht der Architekt Christoph Müller, der Mitbegründer der in der Schweiz beheimateten Zirkular GmbH ist, über Kreislaufwirtschaft in der Baubranche und die Auswirkungen von „Bauen für Netto 0“ auf die Planung und Projektentwicklung.

THEATER BIS 25. MAI

EINE FRAGE DER LIEBE

„ICH FÜHL’S NICHT“ IN DEN KAMMERSPIELEN

Liv Strömquist analysiert in ihrem feministischen Comic Liebe in Zeiten des Kapitalismus und blickt dafür auf das Verhalten in Paarbeziehungen im Laufe der Geschichte zurück – von den alten Griechen bis Leonardo DiCaprio. Das Landestheater bringt den Comic erstmals in Österreich auf die Bühne.

ARCHITEKTUR 13. APRIL

AUF DER SUCHE NACH DEM

D

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Was Martin Köhler im Keller seines Hauses in der Nähe von Innsbruck macht, sieht man nicht alle Tage: Er baut mit viel Leidenschaft und Lärm Handpans. 6020 hat ihn besucht.

Ihr müsst das erleben, wie der Ton dann plötzlich da ist“, ruft Martin Köhler begeistert und schlägt mit einem Schlegel auf das Vibrafon neben ihm. Es dient als Kontrolle und hilft ihm dabei, die Handpan zu stimmen. Als Nächstes schlägt Martin auf die Oberseite der Handpan, die sich eingespannt in einer Vorrichtung befindet. „Der Oberton ist noch einen Ton zu hoch, aber der Ton ist schon fast da“, ereifert er sich, sein Gesichtsausdruck zeigt eine Mischung aus Aufgeregtheit und Triumphgefühl. Martin ist auf der Suche nach dem D, wie er auf Rückfrage erklärt.

„Bitte nicht schreiben, ich suche den G-Punkt“, lacht der sympathische Deutsche. Das Stimmen einer Handpan ist Geduldsarbeit und kann Tage dauern. „Ich vergesse beim Stimmen Zeit und Raum, drei Stunden sind da schnell mal um“, erklärt er. Der 55-Jährige ist Profimusiker und seit 1999 Schlagzeuger beim Tiroler Symphonieorchester Innsbruck. Er dürfte der einzige Handpan-Bauer in ganz Tirol sein. Die Fähigkeiten dazu hat sich

Martin vor rund vier Jahren vor allem mit YouTube-Videos selbst beigebracht.

URSPRUNG KARIBIK.

Die Handpan ist ein Percussion-Instrument aus Metall, das durch einen sanften, kurzen Anschlag mit den Händen oder Fingern zum Klingen gebracht wird. Sie besteht aus zwei miteinander verbundenen Metallhalbschalen und erinnert viele an eine Schildkröte oder an ein Ufo. Erfunden wurde die Handpan um das Jahr 2000. Inzwischen ist die Metalltrommel mit dem meditativen Klang sehr beliebt: Es gibt eine regelrechte Community und sogar eigene Festivals.

Die Handpans stammen von den Steeldrums ab. Diese werden, anders als Handpans, nicht mit der Hand, sondern mit Sticks gespielt. Der Ursprung liegt in den 1930er-Jahren auf den Inseln Trinidad und Tobago. Den Einheimischen wurde von den Kolonialherren verboten, auf ihren Trommelinstrumenten zu spielen, und so haben sie begonnen, auf leeren Ölfässern zu klopfen. Martin hat schon seit langer Zeit eine Leidenschaft für Steeldrums und hat diese vor einigen Jahren an die Musikschule Innsbruck gebracht. Auch das

Text
Denise Neher, Fotos Franz Oss
„Ich vergesse beim Stimmen Zeit und Raum, drei Stunden sind da schnell mal um.“
Martin Köhle, Handpan-Bauer Mehr Infos auf amatis-handpans.com Martin Köhler mit seiner Handpan live gibt’s am 27. 4. bei einem jazzigen Konzertabend mit Stephan Moosmann an der Bassklarinette im Kuhlturstall in Axams.
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So kompliziert die Herstellung einer Handpan ist, so einfach ist es, auf ihr zu spielen.

Steeldrum-Bauen hat Martin gelernt, und zwar vor einigen Jahren in New York von einem Musiker aus Trinidad und Tobago.

EINE HANDPAN ENTSTEHT.

Eine Handpan hat in der Regel einen Durchmesser von 45 bis 65 Zentimetern und ist etwa 15 bis 30 Zentimeter hoch. Das Gewicht beträgt rund vier Kilogramm. Die Oberseite ist die Spielfläche der Handpan: Sie hat einen tiefen Mittelton mit einer kugelförmigen Mitte. Um diesen zentralen Mittelton befinden sich fünf bis zehn Töne, die kreisförmig angeordnet sind. Die Unterseite der Handpan hat ein Schallloch, das mittig oder seitlich eingearbeitet ist.Handpans werden aus verschiedenen Stahlsorten hergestellt, die sich in ihren Eigenschaften unterscheiden. Martin verwendet nitriertes Stahlblech. Im ersten Schritt werden die Tonfelder mit einer Magnetschablone auf die vorgeformte Halbschale übertragen. Dann greift Martin zu schwerem Gerät: Mit einer Kanonenkugel und einer Hydraulikpresse drückt er die Vertiefungen der Tonfelder rein. „Jeder baucht eine Handpan ein wenig anders, das ist meine Art“, erklärt Martin. Die

DRÜCKEREI. Mit einer Kanonenkugel drückt Martin die sogenannten

Halbschale wird in eine Form geschraubt und unter Spannung gesetzt. Als Nächstes verwendet Martin einen Presslufthammer und einen Campingbrenner. Damit wird die Oberseite ausgiebig bearbeitet. Durch die Hitze löst sich die Spannung, und die mit dem Hammer eingearbeitete Form wird eins mit der Materialoberfläche.

Der Prozess aus Hämmern bzw. Stimmen und Brennen wird mehrfach wiederholt. Das Ziel ist es, die Tonfelder locker zu machen, die sonstige Oberfläche des Instruments soll aber fest sein. Der aufwendigste Schritt ist dann das anschließende Feinstimmen mit einem kleinen Hammer. Wenn die obere Halbschale der Handpan gestimmt ist, geht es mit der unteren Halbschale weiter: Es wird das Schallloch eingearbeitet. Ein Gummiring im Loch dient als Griffschutz und hilft dabei, ungewünschte Frequenzen zu vermeiden. Zum Schluss werden beide Halbschalen entfettet und miteinander verklebt. Nach einer Trockenzeit von mindestens einer Woche wird der überschüssige Kleber per Schleifmaschine und Handschliff entfernt und die Kante schön glatt gestaltet. Gut eine Woche dauert es, bis Martin eine Handpan fertiggestellt hat. Das Bauen ist nicht nur aufwendig und komplex, sondern auch recht laut. „Meine Nachbarn sagen, sie hören nichts. In einer Wohnung ginge das alles aber definitiv nicht“, lacht Martin.

EIN INSTRUMENT FÜR ALLE.

An die 50 Handpans hat Martin in den letzten vier Jahren akribisch und mit viel Liebe zum Detail gefertigt. Rund zehn Handpans befinden sich bei unserem Besuch fein säuberlich aufgestellt in einem Regal. Eine

„Es gibt beim HandpanSpielen kein richtig und kein falsch.“
Martin Köhle
Dimple rein. Das Ausgangsmaterial ist eine Metallplatte.
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davon nimmt Martin erklärend in die Hand. „Das war meine allererste Handpan. Die würde ich nicht hergeben, aber nicht aus nostalgischen Gründen, die hat einen Riss“, lacht Martin.

Aufgrund der Anfertigung in Handarbeit fällt der Klang von Modell zu Modell je nach Material und Herstellungsverfahren unterschiedlich aus. Gestimmt werden kann eine Handpan in 432 Hertz oder in 440 Hertz. Die Mehrheit der Instrumente ist in 440 Hertz gestimmt, für einige Menschen hat jedoch Musik in 432 Hertz besondere

Eigenschaften, wie zum Beispiel: Entspannung, Abbau von Stress und Spannungen und die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Handpans erfreuen sich daher auch bei spirituellen Menschen großer Beliebtheit. Sie verwenden gern viel Zeit darauf, die für sie passende Handpan zu finden. Diesem Umstand begegnet Martin mit Gleichmut. Ihm gefällt vor allem, dass eine Handpan ein Instrument für jedermann ist. „Es gibt beim Handpan-Spielen kein richtig und kein falsch. Man braucht keine Noten und keine musikalischen Vorkenntnisse. Sogar meine 85-jährige Mama hat schon einen Handpan-Kurs bei mir besucht“, verrät Martin.

Beim Spielen befindet sich die Handpan entweder auf dem Schoß oder auf einem Handpan-Ständer. Im Prinzip muss man nur zwei Dinge beherrschen: Anschlagtechnik und Rhythmus. Am Tiroler Landestheater hat Martin seine Handpans noch nie zum Einsatz gebracht. „Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden“, lacht er.

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Das Stimmen ist beim Bauen am schwierigsten und dauert seine Zeit.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
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ARABISCHER HERBST

Der Politthriller „Die Kairo Verschwörung“ des schwedischen Regisseurs Tarik Saleh bietet wenig klassische Spannungsmomente, dafür tiefe und verstörende Einblicke in ein von Religion und Politik unterdrücktes gesellschaftliches System in Ägypten. 2022 wurde der Film in Cannes für das „Beste Drehbuch“ ausgezeichnet.

Nach dem Tod des obersten Imam der ägyptischen AzharUniversität und damit der höchsten Autorität im sunnitischen Islam will der ägyptische Staatssicherheitsdienst Einfluss auf die Wahl des Nachfolgers ausüben. In der ureigenen Leseart des innenpolitischen Geheimdienstes ist das eine Frage der nationalen Sicherheit und des Überlebens eines tradierten, allerdings wenig demokratischen Politsystems. Das Problem dabei: Die Azhar-Universität will unabhängig bleiben, dem regierungsgenehmen Kandidaten werden deshalb nur wenig Chancen auf einen Wahlsieg eingeräumt.

BRUTALES RÄNKESPIEL.

Was nun folgt, ist ein brutales politisches Ränkespiel. Ohne auf Individuen oder Opfer zu achten, werden Spitzel zwangsverpflichtet, unschuldige Menschen wie Schachfiguren einem vermeintlich wichtigen Sieg geopfert und unter dem Deckmantel der Systemtreue fundamentale Menschenrechte mit Füßen getreten. Adam, ein junger Azhar-Student, gerät unschuldig unter die Räder eines seelenlos arbeitenden Geheimdienstes, die Aufgabe der eigenen Ideale ist das erste Opfer, das ihm abverlangt wird, und schon bald scheint auch seine körperliche Unversehrtheit nicht mehr zur Debatte zu stehen ...

NEUE EINBLICKE.

Tarik Saleh zeigt mit seinem neuesten Film „Die Kairo Verschwörung“ ein männerbeherrschtes arabisch-islamisches Gesellschaftssystem, das an der eigenen politischen und religiösen Erstarrung laboriert und dennoch kaum in der Lage ist, von der herrschenden Doktrin abzuweichen. Frauen kommen in Salehs Film kaum vor, und wenn doch, nur als Nebenfiguren, die am gesellschaftlichen Rand agieren. Um diese sehr persönliche Sicht der Lebensrealität im Land seiner ägyptischen Vorfahren zu zeigen, greift der schwedischägyptische Regisseur tief in die Trickkiste des Politthrillers: Spannungsaufbau und die teilweise monumentale Bildgestaltung sind klassisch, die Handlungsräume und gesellschaftlichen Zusammenhänge im Herzen Kairos sind allerdings neu und für westliche Zuseher:innen spannend und ungewohnt.

FASZINATION UND IRRITATION. Saleh selbst will seinen Film trotz deutlicher Kritik am politischen System Ägyptens nicht auch als Kritik am Islam verstanden wissen. Saleh: „Es geht nicht darum, irgendeine dunkle Seite der Religion aufzudecken, sondern vielmehr darum, die Macht des Wissens zu begreifen. Entweder als befreiende oder als einsperrende Kraft … Ich (…) wollte einen Film ohne Wertung und Scheuklappen inszenieren.

Ich war schon immer von der AzharUniversität und ihrer Geschichte fasziniert und möchte das Publikum einfach auf eine Reise mitnehmen.“ Auf diese von ihm gewünschte wertfreie Reise werden ihm wohl Teile seines Publikums nicht folgen können. Dazu sind Salehs Bilder zu stark und intensiv und die daraus hervorgehende Irritation zu groß.

„DIE KAIRO VERSCHWÖRUNG“ (OT „BOY FROM HEAVEN“)

Regie: Tarik Saleh

Mit: Tawfeek Barhom, Fares Fares, Yunus Albayrak, Mohammad Bakri Schweden/Frankreich/ Finnland/Dänemark

2022/129 Minuten/OmU (Arabisch)

KINO
©
Text: Klaus Erler
FILMLADEN FILMVERLEIH
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DER WÜRFEL

April

DAS LÖSUNGSWORT

2023 RÄTSEL
ABCDEFGHIJK 82

DIE FRAGEN

1 Schlägt sich korrodierend nieder: schrottreifes Luftfahrzeug?

1 Da wird der Pulle schwindelig: Kusslotterie für Pubertierende

2 Bei der Tanzveranstaltung (?) ist keine Eile angesagt: Hand-liches zum Runterkommen

3 So wirkt der Song charterfolgsmäßig suspekt

4 Nichts für Macher: So sind Antiaktivisten

5 Trockenfrucht für echte Vorteilspicker

6 Da gibt’s Lebendware: Animalische Aktionen

7 Die Treffen bringen den PC nach Up wieder aktualisiert auf Kurs

8 Die verrückte Ozeanin hat nur Rechtes im Kahlkopf

9 Der Kampf hat Null Erfolgschancen, der Gipfel keinen Weitblick

10 Der geplante Unfall ist zu Probezwecken nur was für Dummies

11 Das Break ist für Filzkugeldrescher von entscheidender Bedeutung

12 Ungeschickter Tänzer: „Pass auf, sei vorsichtig, und wehe, / du steigst mir diesmal auf die …!“

13 Nichts für Überempfindliche: „Erbinfos tragen, das ist jene / Eigenschaft, ja, … …!“ (1–2 W., tw. Mz.)

6020 und Tirol Shop verlosen

3 WEEKENDER „WETTERSTEIN“

TASCHEN

den stilvollen, praktischen Reisebegleiter

Kennwort: „Rätsel“, Lösungswort angeben! Einsendeschluss: 30.4.2023

Rechtsweg ausgeschlossen, keine Barablöse Brunecker Straße 3 6020 Innsbruck gewinnspiel@6020stadtmagazin.at oder auf www.6020online.at

LÖSUNG DER LETZTEN AUSGABE

„HEILFASTEN“
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FINANZBILDUNG durch die Oesterreichische Nationalbank

Dauer: 1 bis 2 Unterrichtseinheiten

Zielgruppe: 8. bis 13. Schulstufe sowie Berufsschulen

Themen: Bargeld & Zahlungsverkehr, Preisstabilität, Umgang mit Geld

Im kostenlosen Finanzbildungsprogramm Euro-Aktiv werden gemeinsam mit den Schüler:innen aktuelle Themen rund ums Geld erarbeitet. Bei allen Fragestellungen können die Jugendlichen ihr Wissen und ihre ­Erfahrungen­einbringen.­Die­Workshops­finden­in­derOeNB WEST in Innsbruck in Kombination mit einer Führung durch die Ausstellung „Euro Cash“ statt. Sie können aber auch als Veranstaltung an der Schule gebucht werden.

Anmeldung unter regionwest@oenb.at. Weitere Informationen unter www.eurologisch.at

Entgeltliche Information
OESTERREICHISCHE NATIONALBANK EUROSYSTEM

BOZNER PLATZ PLATZ ANNO 2223

6020EXKLUSIV! © shutterstock.com, Axel Springer
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Was Sie schon immer zu fragen gewagt haben, aber nie wissen wollten.

ESSAY

DER SCHNÄPPCHENTRINKER

Ich schleife meinen Autorenleib täglich an einem nicht gerade vorteilhaft beleumundeten Lokal vorbei. Das Publikum erscheint mir, soweit ich es auszumachen in der Lage bin, gleichermaßen zwielichtig.

Es ist jetzt vielleicht keine Kaschemme, wie wir Sherlock-Holmes-Verehrer unseren normalbegabten Medizinerfreunden in den Notizblock zu diktieren pflegen.

Wilde Bums’n trifft es besser.

Man muss sagen: In derartige Spelunken gehe ich grundsätzlich nicht. Nein. Und falls doch, würde ich es niemals zugeben.

Was man aber auch sagen muss: Es fehlt nicht mehr viel und ich werde da jetzt wirklich Stammgast Warum?

Weil ich ein Freund alles Programmatischen bin. Ich will geleitet sein und geführt von Grundsätzen. Weil Optionen sind schön, machen aber Falten. Die klare Ansage gibt Sicherheit und beruhigt.

Vor dem Eingang des nämlichen Etablissements prangt ein Schild mit täglich wechselnden Angeboten.

Vorgestern stand da: Heute Weißbier 3,90 Euro.

Gestern stand da: Heute Ramazzotti 2,00 Euro.

Heute war ich noch nicht dort, aber ich kann Ihnen schon sagen, was da steht. Vermutlich: Heute Weißer Spritzer 2,50 Euro.

Der Schnäppchentrinker erkennt eine Okkasion, wenn sie vor ihm steht.

Ich habe mir nie Gedanken über die nähere Verfasstheit des Schnäppchentrinkers gemacht. Aber ich nehme an, er ist flexibel.

Der Schnäppchentrinker erkennt eine Okkasion, wenn sie vor ihm steht. Und sagt sich: Dann also sieben Hefeweizen heute.

Was er nicht sagt, ist: Haben Sie nicht stattdessen einen anständigen Chablis im Keller, Bursche?

Ich denke, der Schnäppchentrinker wackelt immer recht entspannt nach Hause. Aber wenn er sich morgens ins Stammlokal aufmacht, ist er ein bisschen aufgeregt.

Immer noch.

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Optionen sind schön, machen aber Falten. von Johannes F. Park
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