Libelle März 2013

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Übergang von der Kita in die Schule

Klasse Start Wenn die Kitazeit zu Ende geht, endet auch ein Lebensabschnitt. Es ist der erste bewusste Abschnitt für die Kinder. Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, dass der Übergang gelingt?

Text: Susan Loop Eigentlich ist alles wie immer und doch steckt das letzte Jahr in der Kita voller Veränderungen. Vorschulkinder präsentieren stolz ihre Wackelzähne. Sie nehmen an Vorschulkinderaktionen teil und eifern mit Spannung der Einschulung entgegen. „Wenn ich bald zur Schule gehe, gehöre ich jetzt zu den Großen!“, so fühlen sie sich. „Auch im Innern der Kinder, in der Art des Denkens, der Art, Dinge zu sehen und seelisch zu verarbeiten, in den Beziehungen zu den anderen Menschen öffnen sich vollkommen neue Perspektiven“, beschreibt die Kinder- und Jugendpsychologin Oggi Enderlein. „Offenbar ist die Einschulung mit sechs Jahren aus der Perspektive der (meisten) Kinder richtig.“

den Kindern die Möglichkeit zu geben, Ortskenntnisse zu erwerben: wie den leeren Pausenhof zu erkunden und das Schulgebäude anzuschauen. Er verweist auch auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Kita und Grundschule.

Schon mal reinschnuppern Der Besuch der Kitagruppe in der Schule oder Schnupperunterricht für Vorschulkinder sind vielerorts gute Beispiele. Oder wie wäre es mit einem Brief an die Schule, in dem die Kinder ihre Erwartungen und Gefühle formulieren? Der Schulanfang ist nicht die Stunde null, sondern ein Übergang. „In ihren ersten Lebensjahren erwerben die Kinder die Einstellung, auf die es ankommt: bei der Sache zu bleiben, nicht aufzugeben, wenn Schwierigkeiten auftreten, sich selbst etwas zuzutrauen“, führt Strätz aus. „Sie lernen durch Entdecken.“ Das passiert im Spiel. So lernen sie sich selbst kennen, mit anderen umzugehen und erwerben Wissen – eine beachtliche Leistung. Erlebt das Kind das Vertrauen der Eltern in seine Fähigkeiten, stärkt das wiederum sein Selbstvertrauen – eine ebenso gute Voraussetzung für erfolgreiches Lernen wie die Neugier.

Selbstständigkeit fördern

Trotzdem: Nicht nur der Weg zur Schule, die Umgebung und die vielen Gesichter sind neu. Den ganzen Vormittag still zu sitzen, neue Regeln zu erlernen und dabei eigene Wünsche zurückzustellen, ist schwer. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Lesen, Schreiben und Rechnen. Aber erst wer Vertrauen zum Lehrer aufbaut und seinen Platz in der Klassengemeinschaft findet, ist bereit für den Unterricht. „Fast einem Drittel der Kinder gelingt der Übergang nicht, weil sie unsicher sind und Ängste haben oder es ihnen an sozialen Kompetenzen mangelt. Sie verlieren wichtige Zeit und Motivation“, beschreibt Professor Dr. Rainer Strätz, Diplom-Psychologe und stellvertretender Leiter des Sozialpädagogischen Instituts NRW. Er hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte zum Übergang von der Kita in die Grundschule begleitet. Strätz rät, die Ängste ernst zu nehmen und

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Libelle | März 2013

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Ängste ernst nehmen

In der Schule müssen die Kinder in der Lage sein, einen Teil ihres Alltags selbst zu organisieren. Fähigkeiten wie das An- und Ausziehen, Ordnung zu halten oder sich Aufgaben zu merken werden vorausgesetzt und sollten bis zum Schulbeginn trainiert werden. Mit kleinen Aufträgen, zum Beispiel beim Bäcker einzukaufen oder einen Brief zur Post zu bringen, unterstützen Eltern die Selbstständigkeit des Kindes ebenso wie durch eingeforderte Hilfe im Haushalt. Und wie gehen die Schulneulinge mit dem Abschiedsschmerz um? Erstklässler Mark verrät sein Rezept: „Ich freue mich auf die Ferien. Da kann ich meine alte Kita besuchen und mit meinen Freunden spielen!“


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