Libelle März 2013

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porträt

Volles Haus Seit September 2007 ist er Intendant der Düsseldorfer Symphoniker und der Tonhalle Düsseldorf: Michael Becker. Wer sich jetzt aber einen strengen, älteren Herrn mit weißem Schal vorstellt, der liegt falsch. Michael Becker ist 47, locker, freundlich und von jungenhaftem Charme. Verheiratet ist er mit der Pianistin Sara Koch. „Kennengelernt haben wir uns vor elf Jahren auf einem Klavierabend meines Bruders. Sara war mit einer Freundin da. Es war ein lauer Sommerabend, kurz vor der WM“, erinnert sich der Intendant schmunzelnd. Und? War sofort klar: Da steht die Liebe meines Lebens vor mir? „Das kann man glaube ich so schnell nicht wissen. Natürlich fand ich sie sofort sehr attraktiv. Aber wichtig für die Liebe des Lebens ist es doch, es miteinander auszuhalten, und auch miteinander streiten zu können. Die Liebe des Lebens wächst“, Die Tonhalle bietet für jede denkbare Altersgruppe erzählt Michael Becker. Es muss das passende Programm an: vom ungeborenen halt passen. Und offensichtlich Baby in der Reihe „Ultraschall“ bis zum Mittagspasst es bei den Eheleuten Becker konzert für ältere Menschen. Gerade bei Kindern sehr gut, die mittlerweile stolze Eltern von vier Kindern sind. „Da ändert sich die Aufnahmefähigkeit schnell, sodass gibt es meine älteste Tochter Yuni wir unsere Konzerte in die Altersstufen 0 – 1, 2 – 3, (9), gefolgt von Tochter Miya (7), 4 – 5, 6 – 8 und 9 – 12 Jahre unterteilt haben. Töchterchen Nami (5) und Sohn Yan (2)“, sagt der 47-Jährige. „AlDamit keiner überfordert wird oder sich langweilt. les japanische Namen, da meine Frau Halbjapanerin ist.“ Dass seine Frau und er viele Kinder haben wollten, war von Anfang an ein gemeinsamer Wunsch. Beide kommen selber aus großen Familien. „Wobei ich zuerst dachte, drei Kinder wären ideal. Bis ich mich eines Tages mit dem Dirigenten und Pianisten Christoph Eschenbach unterhielt. Der meinte, dass bei Dreien immer eins außen vor ist. Und er hat Recht“, erzählt der 47-Jährige. „Unsere beiden Großen sind sehr eng miteinander verbunden, sie gehen sogar Hand in Hand über die Straße. Nami ist oft Einzelgängerin. Sie kann stundenlang zurückgezogen im Zimmer mit Autos oder Puppen spielen.“ Und der Kleine? „Der hat noch Narrenfreiheit. Und kennt als Junge jetzt schon alle Automarken“, lacht der Intendant. Überhaupt sei es sehr interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Kinder von ihren Wesen her sind, erzählt er weiter. „Yuni

verfügt über eine sehr große Empathie, ist sehr emotional. Miya hingegen ist ein dramatischer Mensch, jetzt schon mit einer enormen Bühnenpräsenz. Nami zieht sich wie gesagt gerne zurück, aber sie ist sehr unterhaltsam und gewitzt. Und Yan ärgert gern seine großen Schwestern.“ Dass seine Frau Halbjapanerin ist, spiegelt sich auch in im gemeinsamen Zuhause wider. „Wir sind allen technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, es gibt mehr Endgeräte als Familienmitglieder“, lacht der Intendant. Außerdem wird im Hause Becker auch regelmäßig japanisch gegessen. „In Niederkassel gibt es einen ganz tollen Supermarkt. Da kaufen wir gerne ein. In der Küche haben wir einen Schrank voll mit Nori-Blättern. Aus denen kann man Onigiri machen oder Maki-Sushi. Die Kinder lieben es. Und wir auch.“ Hat man denn als Intendant überhaupt genug Zeit für die Familie? „Ich finde schon. Morgens um halb sieben wecke ich meine Kinder, helfe dabei, sie fertig zu machen, und bringe sie anschließend zur Schule bzw. zum Kindergarten. Bis 16 Uhr 30 sind die Kinder dort betreut. Um 18 Uhr 30 komme ich zum gemeinsamen Abendessen nach Hause. Mal muss ich danach zurück zur Arbeit, mal nicht. Es ist also ein relativ normales, intensives Familienleben“, verrät Michael Becker. An den Wochenenden stehen allerdings auch meist Termine bzw. Konzerte an. Bei Kinderkonzerten kommen die Kinder aber öfter mit. „Yan kommt dann auch mal mit ins Büro oder läuft einfach mit auf die Bühne und begrüßt das Publikum“, erinnert sich der 47-Jährige schmunzelnd. Natürlich ist Musik auch zu Hause wichtig. Die beiden Ältesten spielen Klavier, und abends spielen wir auch schon mal alle was zusammen. Aber bloß nicht nach dem Motto: Familie Becker macht Hausmusik.“

Text: Uta Fußangel Bild: Andreas Endermann

Libelle | März 2013

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