Diskussionsrunde
Was ist Familie? Der Begriff der Familie ist fest im Alltag verankert. Aber was ist das eigentlich, meine Familie? Libelle-Herausgeber Frank Walber hat Susann Sültemeyer vom VAMV, Saida Tachrifet aus dem Stadtteilladen Flingern und Curt Schulz vom efa zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Wie würdet ihr heute den Begriff Familie definieren? Curt Schulz: Das sind meine vier Kinder, meine Frau, die Enkelkinder, meine Schwiegereltern und Geschwister. Ich denke, Familie ist überall dort, wo mindestens zwei Generationen in Beziehung zueinander stehen und Verantwortung füreinander übernehmen. Familie bedeutet Nähe, Intimität, Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit. Susann Sültemeyer: Heute Morgen habe ich meinem Sohn von dem geplanten Libelle-Gespräch erzählt. Darüber entspann sich eine Diskussion, was Familie eigentlich ist – und genau das ist für mich Familie. Es geht um Ge-
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Libelle | Dezember 2012
meinschaft. Familie ist für mich etwas Hochemotionales: Meine Familienmitglieder haben mich an die absoluten Grenzen sowohl nach oben als auch nach unten geführt. Curt Schulz: Familie ist auch ein Schutzraum, bietet Geborgenheit. Wir grenzen uns als Familie ein Stück nach außen ab. Ist Familie hauptsächlich eine Frage der genetischen Abstammung? Saida Tachrifet: Ja, Familie, das sind für mich die Menschen, von denen wir abstammen und an die wir ein Leben lang gebunden sind. Susann Sültemeyer: Ich habe für mich persönlich das Gefühl, Familie ist nicht mehr nur das, wo wir hineingeboren werden, sondern auch das, was wir draus machen. Ich spreche zum Beispiel immer von
„Beutekindern“. Es gibt Kinder, die gehören eigentlich zu einer anderen Familie, sitzen aber jeden Mittag bei dir am Tisch – das ist auch irgendwie Familie. Oder meine beste Freundin, die für mich wie eine Schwester ist ... Curt Schulz: Familie muss man immer machen, auch wenn man hineingeboren wurde. Familie ist ein Beziehungssystem. Diese Beziehungen muss man leben, damit sie sich entwickeln. Das Wesentliche ist die Dauerhaftigkeit. Saida Tachrifet: Ich glaube, die Dauerhaftigkeit hat man tatsächlich nur mit den inneren Familienmitgliedern. Curt Schulz: Ich meine jetzt nicht eine Dauerhaftigkeit in dem Sinn, dass man