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F&E zieht kräftig an
from medianet 13.05.2022
by medianet
PHARMA
Beruhigungsmittel sind stark gefragt
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WIEN. Die mehr als 100 Apotheken des Verbandes „ApoLife“ in ganz Österreich gaben die Trends unter ihren Verkaufszahlen bekannt. Diese zeigen deutlich die Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche der Menschen. So stieg die Nachfrage nach Beruhigungsmitteln und Stimmungsaufhellern um 30% an. „Aus unseren Kundengesprächen wird deutlich, dass viele Menschen mit psychischen Folgen der Pandemie kämpfen und daher entsprechende Produkte von den Ärzten verschrieben bekommen bzw. nachfragen“, sagt ApoLife-Vorsitzende Corinna Prinz-Stremitzer.
Plus bei Tests
Aber auch die Vorsorge kommt nicht zu kurz: Mittel zur Stimulierung des Immunsystems werden heuer voraussichtlich um 42% mehr verkauft als noch 2019. Das größte Plus gibt es bei der Warengruppe „Tests und Messinstrumente“, hier legten die Verkaufszahlen um 154% zu. (kagr)
© PantherMedia/minervastock
Bilanz
Während der Pandemie änderte sich die Nachfrage in den Apotheken teils kräftig.
Umwegrentable F&E
Österreichs Pharmaindustrie investiert jährlich kräftig in Forschung und Entwicklung. Studien fördern auch Spitäler.
© FOPI/APA-Fotoservice/Hörmandinger
FOPI-Präsident Bernhard Ecker präsentierte mit Experten einen Rückblick auf die Forschungstätigkeit in Österreich.
••• Von Katrin Grabner
WIEN. Europaweit werden jährlich 38 Mrd. € in Forschung und Entwicklung neuer Medikamente und Therapien investiert. Allein in Österreich sind es 311 Mio. €. Für Bernhard Ecker, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), sind die Ausgaben ein „Investment für die Zukunft“. „Denn diese – mit mehr als 15 Prozent höchste – Forschungs- und Entwicklungsquote aller Technologiesektoren erzeugt für die Gesellschaft einen hohen Nutzen“, meinte Ecker am Dienstag.
In den vergangenen zehn Jahren wurden in Österreich in Summe 378 innovative Arzneimittel zugelassen, die teils große Erfolge feierten. So konnten 95% aller mit Hepatitis-C-infizierten Menschen dank einer Kombinationstherapie geheilt werden. 2021 wurden 41 innovative Wirkstoffe zugelassen, darunter vier Covid-19-Impfstoffe und drei Covid-19-Therapeutika. Die Pandemie habe den Wert eines guten Gesundheitssystems in den Fokus gerückt: „Bedenkt man, dass die Corona-Lockdowns nach Berechnungen von Agenda Austria rund 17,03 Mrd. Euro gekostet haben, kann man die Investitionen in die Gesundheit der Menschen gar nicht hoch genug einschätzen. Gesundheit ist somit also auch ein Wirtschaftsfaktor“, betont Ecker. Nach 273 in Österreich gestarteten klinischen Studien 2020 erhöhte sich die Zahl im Vorjahr auf 289 Studien; mehr als acht Prozent davon waren Studien mit Bezug zu Covid-19. Der Wert solcher Studien für die heimische Wirtschaft lasse sich aus einer Studie des Instituts für pharmaökonomische Forschung (IPF) ablesen, hieß es bei einer Pressekonferenz. „Eine Untersuchung des Instituts für pharmaökonomische Forschung ergab etwa, dass im Zuge klinischer Forschung medizinische Behandlung im Wert von 100 Mio. Euro dem Gesundheitssystem erspart wurde“, sagt Ecker.
Preisabschlag als Rückschlag
Ebenso generiere jeder Euro, der in klinische Studien investiert wird, 1,95 € für die österreichische Wirtschaft. Ziel sei es daher, möglichst viele Studien nach Österreich zu holen. Den Preisabschlag von 6,5% auf „No Box“-Medikamente durch die ASVG-Novellierung im Februar dieses Jahres sieht Ecker als Rückschlag.

Biontech entwickelt sich dank des Corona-Impfstoffs vom Biotechunternehmen zum internationalen Pharmariesen.
Plus dank Covid-19
Impfstoffhersteller präsentierten Quartalsergebnisse. Biontech und Moderna verdreifachen ihre Gewinne.
••• Von Katrin Grabner
WIEN. Das deutsche Biotechunternehmen Biontech hat seinen Gewinn im ersten Quartal dank starker Geschäfte mit seinem Covid-19-Impfstoff mehr als verdreifacht. Der Nettogewinn sprang von 1,1 Mrd. € vor Jahresfrist auf knapp 3,7 Mrd. €. Der Umsatz schoss von gut 2 auf 6,4 Mrd. € hoch. Für 2022 rechnet Biontech unverändert mit einem Umsatz mit seinem Covid-19-Impfstoff von 13 bis 17 Mrd. €. Der US-Partner Pfizer, mit dem Biontech zusammenarbeitet, hatte vor Kurzem seine Umsatzprognose von 32 Mrd. USD für das Vakzin bestätigt.
220 Prozent Plus für Moderna
Die US-Biotechfirma Moderna macht dank ihres CoronaImpfstoffs ebenfalls ein starkes Geschäft: Im ersten Quartal 2022 stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um rund 220% auf 6,1 Mrd. USD. Unterm Strich verdiente Moderna 3,7 Mrd. – mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr. Der Quartalsbericht übertraf die Erwartungen der Experten deutlich.
Bei der französisch-österreichischen Pharmafirma Valneva soll sich ebenfalls der Erfolg des Vorjahres fortsetzen. Dank Corona-Impfstoff konnte Valneva seinen Umsatz im Vorjahr von 110,3 auf 348,1 Mio. € mehr als verdreifachen. Heuer erwartet man ein Umsatzwachstum auf 430 bis 590 Mio. €. Die Gesamtumsätze betrugen im ersten Quartal 21,8 Mio. €. Wie vor einem Jahr schloss man das Quartal mit einem Verlust ab, er betrug diesmal 26,0 Mio. €.
Entwicklung eines Boosters
Der austro-französische Konzern strebt außerdem eine Zulassung seiner Corona-Schutzimpfung VLA2001 als Booster nach anderen Vakzinen oder einer Infektion an. Dafür wurde eine klinische Studie in den Niederlanden gestartet. Für eine mögliche Zulassung als Grundimmunisierung gegen Covid-19 in der EU befindet sich der Totimpfstoff von Valneva weiterhin im Prüfungsverfahren bei der Arzneimittelagentur EMA.
Biontech und Pfizer haben für 2022 Lieferverträge über rund 2,4 Mrd. Impfdosen unterzeichnet. 2021 wurden rund 2,6 Mrd. Dosen ausgeliefert. Moderna entwickelt einen Booster, der sich sowohl gegen das ursprüngliche Coronavirus als auch die Omikron-Variante richtet.
Eine Million Euro für Covid-19-Forschung
Wiener Fonds investiert in Erforschung der Auswirkungen der Pandemie.
WIEN. Der medizinisch-wissenschaftliche Fonds des Wiener Bürgermeister bietet nach 2020 auch heuer wieder finanzielle Unterstützung für die Forschung zu den Folgen der Corona-Pandemie. Im Fokus stehen dieses Jahr Forschungsprojekten im Zusammenhang von Long Covid-Erkrankungen, neuen Anti-Corona-Medikamenten und psychische und neurologische Auswirkungen der Covid-19 Erkrankungen gefördert. Insgesamt 1 Mio. € an Fördermittel stehen zur Unterstützung der Projekte bereit.
Aufstockung möglich
Sollten wie 2020 eine sehr hohe Anzahl an Forschungsarbeiten eingereicht werden, so könnten die Fördermittel wie schon im Vorjahr erhöht werden, stellt der Vorsitzende des Fonds, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in Aussicht. 2020 wurden in Wien insgesamt 47 Arbeiten eingereicht, die schließlich mit 2 Mio. € gefördert wurden. „Das hohe Interesse und die Qualität der Forschungsprojekte gehören zu den Gründen, warum Wien in der Bekämpfung der Covid-19 Pandemie sehr erfolgreich vorgehen konnte“, sagte Hacker. (kagr)
© APA/Hans Punz
„Verfehlt und undankbar“
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart opponiert gegen die Ideen von Gesundheitsminister Johannes Rauch. Jetzt rüstet man für Verhandlungen.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. 3,4 Mio. Menschen haben eine private Krankenversicherung. Dort sind zuletzt die Prämien um vier Prozent gestiegen, die Leistungen um 3,9 % gesunken. Die sozialen Krankenversicherungen erwarten kumuliert bis 2026 hingegen Verluste von 1,6 Mrd. €. Zusätzliche Mittel sind nicht in Sicht. Parallel wird derzeit über einen Rechnungshofbericht diskutiert, in dem die steigende Zahl an Wahlärzten kritisiert wird. Diese sind eigentlich für alle Beteiligten eine komfortable Lösung: Die Kassen zahlen den Patienten 80% des Kassentarifs und sparen 20%, die Wahlärzte sind so für die Patienten erschwinglich. Das Problem dabei: Das System lockt junge Ärzte weg vom Kassenvertrag. Der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch will das ändern, die ÖGK und manche Bundesländer wollen Wahlärzte auch zu öffentlichen Leistungen verdonnern – ein Konflikt mit der Ärztekammer ist vorprogammiert.
„Konflikt mit Ärztekammer“
Man müsse darüber reden, ob man Medizin-Absolventen nicht dazu verpflichten könne, für eine bestimmte Zeit als Kassenarzt zu arbeiten – etwa ein, zwei Tage in der Woche, sagte der Minister in der Tiroler Tageszeitung. „Das
© APA/Roland Schlager

Ärzte
Johannes Steinhart (Wiener Ärztekammer) fordert mehr Angebote und eine Erhöhung der Honorare.

© ÖÄK/Stefan Seelig wird ein Konflikt mit der Ärztekammer – und den bin ich bereit zu führen.“ In der ORF-“Zeit im Bild 2“ relativierte er dann am vergangenen Wochenende: „Das ist vielleicht ruppiger angekommen, als es gedacht war. Notwendig ist die Debatte deshalb, weil wir ein Problem haben im niedergelassenen Bereich genug Ärzte zu bekommen.“
Gegenseitige Kritik
Rauch stößt sauer auf, dass „der größte Teil der ausgebildeten Ärzteschaft sofort in eine Wahlarztpraxis geht und niemand mehr bereit ist, einen Kassenvertrag im niedergelassenen Bereich anzunehmen“. Dass es in Tirol noch kein Primärversorgungszentrum gibt, liegt für Rauch ebenfalls an der Ärztekammer. Er verstehe nicht, warum sich diese „unter fadenscheinigen Argumenten“ gegen neue Modelle wehrt.
Die Österreichische Ärztekammer lehnt diese Überlegungen entschieden ab und spricht von „Zwangsarbeit“. Noch-Präsident Thomas Szekeres verwies auf die „übermenschlichen“ Leistungen der Ärzte während der Pandemie und hätte sich Anerkennung erwartet. Dadurch sei der drohende Ärztemangel sicherlich nicht abzuwenden, stattdessen müsse man die Tätigkeit des Kassenarztes attraktiveren. „Entsetzt“ zeigte sich auch ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart, der nun auch in Wien zum Nachfolger von Szekeres als Landespräsident gewählt worden ist: „Ich habe eigentlich gedacht, dass wir in einem freien Land leben und nicht in einem Land, in dem man offen totalitären Ideen von Zwangsarbeit nachhängt. Der Arztberuf ist ein freier Beruf und das muss auch so bleiben“, sagte Steinhart, der sich für den von Rauch heraufbeschworenen Konflikt „jederzeit bereit“ zeigte. Der neue Wiener Ärztekammerpräsident legte in der Kritik nach: Er sprach von einer „Ungeheuerlichkeit“ und einem „Holzweg“ – und in der Sonntags-Presse von einer „Kriegserklärung des Ministers“, auf die man „entsprechend antworten“ werde.
„Ärztestellen fehlen“
„Den Wahlärztinnen und Wahlärzten die Schuld am NichtFunktionieren des Kassensystems zuzuschieben, halte ich für verfehlt und undankbar“, sagt Steinhart im medianetInterview. „Wir haben schon vor über einem Jahrzehnt gesagt, wir brauchen mehr als 1.000 Ordinationen mehr in Österreich. Wenn bestimmte Wünsche der Auslagerung aus dem stationären Bereich im niedergelassenen Bereich wahrgenommen werden sollen, dann brauchen wir mehr Ordinationen. Von diesen 1.000 bis 1.400 Ordinationen mehr kommen allein 300 auf Wien. Wenn die ÖGK das anbietet, dann schreiben wir sofort aus“, sagt Steinhart und fordert mehr Mittel.
Minister
Johannes Rauch (Grüne) will die ärztliche Versorgung ausbauen und auch über neue Systeme und Änderungen reden.

Was in Österreich mit der ELGA bereits vorbereitet ist, könnte auch bald im gesamten EU-Raum kommen.
© PantherMedia/ra2studio
Vernetzte Gesundheitsdaten
EU-Kommission will einen „Europäischen Gesundheitsdatenraum“ schaffen. Das soll die Forschung und die Versorgung verbessern.
••• Von Martin Rümmele
WIEN/BRÜSSEL. Patienten sollen künftig ihre Krankengeschichte, Testergebnisse oder Verschreibungen mit Krankenhäusern und Ärzten in der gesamten EU teilen, schlägt EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides vor. Ein Arzt in Frankreich könne dann etwa die Krankengeschichte eines Portugiesen einsehen, der in Paris krank wird, und die richtigen Medikamente verschreiben. Unnötige Untersuchungen würden überflüssig. Patienten mit seltenen Krankheiten könnten ihre Daten zudem mit Ärzten in anderen Ländern teilen.
Zustimmung von Industrie
Das zweite Ziel des Vorschlags ist, dass Forscher, Industrie und öffentliche Institutionen das Potenzial der Daten nutzen können. So könnten etwa Medikamente und medizinische Geräte entwickelt werden oder die Regierung könne während einer Pandemie besser Entscheidungen treffen. Datenschutz- und Sicherheitsstandards sollten stets beachtet werden, sagte Kyriakides. „Dieses Projekt läutet ein neues Zeitalter in der Zusammenarbeit von Gesundheitsdienstleistern, Politik, Behörden, Forschungsinstitutionen und Unternehmen ein“, sagte Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig.
© PantherMedia/Wavebreakmedia ltd
Hilfe für Selbstständige
Ambulante Einrichtung mit ELGA-Facharztbefund.
WIEN. Seit Anfang Mai steht im Gesundheitszentrum für Selbständige der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) als erste Einrichtung Österreichs die ambulante Befundung von Facharztterminen mittels ELGA zur Verfügung. Patienten spart dies Zeit und erhöht die Patientensicherheit, da das Warten auf den Befund in Papierform entfällt, sie diesen nicht mehr selbst sicher verwahren und zu weiteren Terminen, beispielsweise zur Einholung einer Zweitmeinung oder einer geplanten Operation, mitbringen müssen. Zudem vereinfacht die elektronische Befundung die Kommunikation zwischen den diversen berechtigten Gesundheitsdienstanbietern, die nun direkt über das ELGA-Portal auf relevante Gesundheitsdaten zugreifen können. (red)
KOMMUNIKATION
Labor-Kunde für PR-Agentur
WIEN. Die Gruppenpraxis labors.at gehört mit neun Standorten in Wien zu den großen privat geführten Laboren Ostösterreichs und setzt nun in Kommunikationsfragen auf die Wiener Full Service-Kommunikations-Agentur Loebell Nordberg. Das Leistungsportfolio umfasst das gesamte Kommunikationsspektrum von strategischer Beratung und interner Kommunikation, über Expertenpositionierung, Themensetting, Events bis zu Social MediaBeratung für LinkedIn und Instagram.
Lange Erfahrung
„Gesundheit braucht eine klare Sprache und bewusst gewählte Worte, um komplexe Inhalte klar und verständlich übermitteln zu können“, sagt Alexander Klaus, Geschäftsführer von labors.at. „Seit 20 Jahren arbeiten wir für führende Krankenhausbetreiber, medizinische Institute und Gesundheitseinrichtungen in Österreich. Wir wissen, wie Medizinerinnen und Mediziner ticken, verstehen ihre Sprache und kennen ihre Umsicht und Bedenken, gerade wenn es um proaktive Kommunikation und Themenführerschaft geht“, betonen Annabel Loebell und Grazia Nordberg. (red)
© PantherMedia/matej kastelic