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Neuer Werbeklimaindex
from medianet 13.05.2022
by medianet
Michael Mrazek
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Obmann Fachverband Werbung und Marktkommunikation
Nicht kommunizieren ist gerade jetzt keine Option
„Die schwierigen Zeiten zwingen Unternehmen förmlich dazu, miteinander nicht nur zu kommunizieren, sondern dies auch gut zu tun“, so Michael Mrazek.
••• Von Dinko Fejzuli
Die aktuell instabile Wirtschaftssituation macht auch vor der Werbebranche nicht halt. Zwar liegt der
Werbeklimaindex nur leicht unter dem pandemiebedingten
Vorkrisenniveau, doch trüben die durch Covid-19 und den
Ukrainekrieg ausgelösten Unsicherheiten dann doch die Werbekonjunktur in Österreich. medianet bat Michael Mrazek,
Obmann des Fachverbands Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), um seine Einschätzung der Lage.
medianet: Herr Mrazek, der Werbeklimaindex liegt nur leicht unter dem Vorkrisenniveau, aber die Unsicherheiten durch Corona und den Ukrainekrieg bremsen die Werbekonjunktur in Österreich. Welches Feedback erhalten Sie von den Unternehmen? Michael Mrazek: Die Rückmeldungen aus der Branche zeigen sich je nach bedientem Kundensegment sehr unterschiedlich. Als wesentlichster Grund für die Behinderung der Geschäftstätigkeit wurde jedoch eine ‚unzureichende Auftragslage‘ von den Unternehmen gemeldet. Hinsichtlich der zukünftigen Geschäfts- und Nachfrageentwicklung sowie der Beschäftigungsentwicklung zeigt sich die Werbe- und Kommunikationsbranche durchaus optimistisch.
medianet: Laut Werbeklimaindex erweist sich die Geschäftslage weiter als schwierig – daneben kämpfen aber die Unternehmen aber auch damit, fachlich geeignetes Personal zu finden. Wie sieht hier Ihre Wahrnehmung als Fachverbandsobmann speziell für die Werbe- und Kommunikationsbranche aus? Mrazek: Gerade in der heutigen Zeit gestaltet es sich außerordentlich schwierig, qualifizierte Mitarbeitende zu rekrutieren.
Dies wird maßgeblich dadurch beeinflusst, dass das Stellenangebot seitens Unter-
nehmen deutlich größer ist als die zugehörige Nachfrage. Es ist daher unumgänglich, die Unternehmen der Branche daraufhin zu sensibilisieren, dass Arbeitgebende die Bemühungen stetig verfolgen, optimale Rahmenbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen, damit dies weiterhin funktioniert.
medianet: Als langjähriger Kenner der Branche – wagen Sie eine Einschätzung für die kommenden Monate? Mrazek: Die größte Herausforderung der Branche wird das Wegfallen von Planbarkeit und Berechenbarkeit sein, wodurch hohe Flexibilität gefordert wird. Um die kommenden Monate möglichst effizient zu gestalten, stellen wir uns auf ein WorstCase-Szenario ein und hoffen trotzdem auf das Beste – die Wahrheit wird sich irgendwo dazwischen einpendeln.
medianet: Etwas, worunter die Kommunikationsbranche immer leidet, ist, dass Krisen viel schneller spürbarer werden als die Erholung, die in anderen Sektoren viel früher ankommt als in der Kommunikationsbranche. Hat sich bei dieser Dynamik etwas verändert oder sind die Muster auch in Zeiten von Corona, Inflation und Ukrainekrieg gleich geblieben? Mrazek: Gerade in der derzeit anhaltenden Krise gewinnt Kommunikation immer mehr an Bedeutung, was den guten und erfolgreichen Unternehmen durchaus bewusst geworden ist. Die unsicheren und schwierigen Zeiten zwingen Unternehmen förmlich dazu, miteinander nicht nur zu kommunizieren, sondern dies auch gut zu tun. Resultierend daraus, entsteht kontinuierlich Bedarf, weshalb gerade in der Kommunikationsbranche immer etwas zu tun ist.
medianet: Trotz der schwierigen Lage entstehen weiter neue Arbeitsplätze in der Werbe- und Kommunikationsbranche. Welche Art von Stellen sind dies? Mrazek: Hier ist zu erwähnen, dass nicht nur neue Stellen entstehen, sondern bestehende oft durch den Mangel an qualifiziertem Personal nicht besetzt werden können. Die permanente Weiterentwicklung der Branche und Technologien lässt aber vor allem technische Berufe in der Informationstechnologie immer populärer werden. Daher wächst der Bedarf an Stellen immer weiter an, welcher sich über die Gebiete Data Science, Softwareentwicklung und Programmierung bis hin zu neuartigen und sehr wichtigen Berufen im Metaverse erstreckt.
© Panthermedia.net/Ronalds Stikans

„Die richtigen Fragen sind oft viel wichtiger“
PRVA-Kommunikatorin des Jahres und Virologin Monika Redlberger-Fritz über die Aufgabe, mit Corona-Skeptikern sachlich diskutieren zu können.
••• Von Dinko Fejzuli

Monika RedlbergerFritz, Virologin der MedUni Wien, ist vom Public Relations Verband
Austria (PRVA) im Rahmen des
Österreichischen Kommunikationstages als Kommunikatorin des Jahres ausgezeichnet worden. medianet bat sie zum Interview.
medianet: Frau RedlbergerFritz, Sie wurden heuer vom PRVA als Kommunikatorin des Jahres ausgezeichnet. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für sie? Monika Redlberger-Fritz: Ich habe mich allein über die Nominierung schon unendlich gefreut
und als ich dann gesehen habe, wer die Mitnominierten waren, konnte ich es gar nicht glauben, dass ich die Auszeichnung erhalte und freue mich nun um so mehr.
medianet: PRVA-Präsidentin Karin Wiesinger würdigte Ihr unermüdliches Engagement,
Monika Redlberger-Fritz
Virologin
einer breiten Öffentlichkeit medizinische Fakten betont sachlich, aber einfach verständlich zu vermitteln und damit Ängste abzubauen. Wie schwierig ist es, dies gerade bei so einem Thema wie Corona zu tun? Redlberger-Fritz: Ich glaube, es ist relativ schwierig für jeden Mediziner, der nicht in Kommunikation geschult ist, dies so zu tun, dass es jeder und jede versteht. Ich beherzige den Rat meiner Schwester, die einmal zu mir meinte: ‚Erkläre es so, als wenn du es mir erzählen würdest‘, und das funktioniert ganz gut. (lacht)
medianet: In der Coronadiskussion dominieren bei Fake News oft einfache, aber falsche Slogans. Kann man so komplexe Sachverhalte auch mit einfachen Botschaften sachlich erklären? Redlberger-Fritz: Absolut, das ist möglich und das muss man auch versuchen, weil eben, wie erwähnt, nicht alle Menschen einen medizinischen Hintergrund haben.
medianet: Aber gerade das Gespräch mit Skeptikern ist oft sehr schwierig. Was würden Sie hier raten? Redlberger-Fritz: Im persönlichen Gespräch versuche ich, solche Menschen nicht noch mehr Informationen zu geben. Viel wichtiger ist es in so einer Situation, die richtigen Fragen zu stellen und das, was man vermitteln möchte, sie selbst herausfinden zu lassen. Das ist oft viel wirkungsvoller. Etwa wenn man danach fragt, woher ihre Informationen stammen. Hier erkennen Menschen dann oft selbst, dass diese Quellen eventuell doch nicht ganz seriös sind. Oft ist es wichtiger, meinem Gegenüber die richtigen Fragen zu stellen, als Antworten zu geben.
medianet: Wie weit hängt die Glaubwürdigkeit der Information von der Glaubwürdigkeit der Person ab, die sie vermittelt? Redlberger-Fritz: Ich bin keine Kommunikationswissenschafterin, aber ich glaube, dass das durchaus eine Rolle spielt. Ein junger Bursch würde vermutlich seinem Sportidol mehr Vertrauen schenken als einem Politiker ker schon noch erreichen kann, denn diese sind durchaus bereit, weiterzulesen. Schwierig wird es mit bereits radikalisierten Menschen, die, abgeschottet in ihrer Bubble, nur mehr ganz bestimmte Informationen durchlassen.
medianet: Frage zum Schluss. Können Sie sich als Medizinerin auch menschlich erklären, dass es auch Mediziner oder Wissenschaftler gibt, die sich als Coronaleugner entpuppen? Redlberger-Fritz: Sie sagen es selbst. Weil sie eben auch Menschen sind. Jeder hat seine Ängste und Befürchtungen und einen anderen persönlichen Hintergrund und dann passiert
© APA/Daniel Liebl

Eine kleine, aber radikale Gruppe dominiert oft die Corona-Debatte.
oder Mediziner. Man muss die richtigen Peers haben, die wiederum einen positiven Einfluss auf die Meinung der Betroffenen haben können …
medianet: … problematisch wird es aber, wenn diese Informationen nicht von Idolen, sondern aus den Sozialen Medien kommen. Redlberger-Fritz: Ich glaube, dass man hier etwa die Skepties, dass plötzlich ein Mediziner zum Viren-Experten mutiert. Also ich als Virologin würde es mir nicht zutrauen, einen Blinddarm zu operieren und auch ein Automechaniker kann nicht plötzlich eine Flugzeugturbine reparieren. Und genau so sind Mediziner eine diverse Gruppe, die in ihrer Sparte ihre Expertise besitzen, aber noch lange keine ausgesprochene Expertise in anderen Bereichen haben können.