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IAA-„Marketer des Jahres“

IAA: Sechs Marketer des Jahres zur Wahl

Das Advisory Board der IAA hat sechs Personen für das Finale nominiert. Online-Voting ist bis Ende August möglich.

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Im Gespräch

Medienmanager Thomas Prantner, Vorstand des IAA Advisory Boards.

••• Von Petra Stückler

Das Austrian Chapter der IAA (International Advertising Association) vergibt seit 25 Jahren die Auszeichnung „Marketer, Marketerin des Jahres“.

Für dieses Jahr stehen die

Kandidatinnen und Kandidaten fest. Sechs Personen, drei Frauen und drei Männer, wurden vom Advisory Board der IAA ausgewählt. Jetzt startet das Online-Voting. medianet hat mit dem Vorsitzenden des Advisory Boards, Medienmanager Thomas Prantner, über Neuerungen, den genauen Ablauf der Wahl und über die Frauenquote gesprochen.

medianet: Bei der heurigen Wahl zum Marketer bzw. zur Marketerin des Jahres gibt es Änderungen. Welche Neuerungen sind das und warum sind diese jetzt notwendig geworden? Thomas Prantner: Die vor Jahrzehnten vom Manstein-Verlag ins Leben gerufene IAA-Wahl zur Marketerin, zum Marketer des Jahres gehört zu den absoluten Highlights der österreichischen Werbebranche, ist aber in verschiedener Hinsicht etwas in die Jahre gekommen. Deshalb hat das seit Jänner 2022 neu gewählte Advisory Board der IAA dringend notwendige, moderne Reformen vorgenommen, die frischen Wind und mehr Transparenz in das Auswahl- und Nominierungsprocedere bringen.

medianet: Um welche Änderungen handelt es sich im Detail? Prantner: Jedes der 15 Mitglieder des Advisory Boards konnte bis zu drei Kandidatinnen oder Kandidaten für die Longlist no-

minieren; aus dieser wurde dann in geheimer Abstimmung die Shortlist mit insgesamt sechs Final-Kandidatinnen und -Kandidaten gewählt. Damit sind Objektivität, Fairness, Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Auswahl der Personen garantiert.

medianet: Welche Aspekte sind bei der Nominierung besonders im Fokus? Prantner: Wichtiges Kriterium bei der Auswahl ist, dass die nominierten Kandidatinnen und Kandidaten aus einem privatwirtschaftlichen oder öffentlichem Unternehmen sowie Industriebetrieb mit Standort und Wertschöpfung in Österreich oder aus einer Non-Profit-Organisation (NGO) kommen und unabhängig von der Hierarchie gesamtverantwortlich für ihre Produkt- und Unternehmensmarke sind.

medianet: Wie wird die Shortlist ermittelt? Prantner: Neu ist, dass nicht nur die IAA-Mitglieder die Marketerin, den Marketer des Jahres wählen können, sondern auch die Mitglieder des IAA-Young Chapters sowie alle ehemaligen Marketerinnen und Marketer des Jahres. Diese Erweiterung der aktiv Wahlberechtigten ist einerseits ein Zeichen der Öffnung in Richtung Junge, andererseits eines der Wertschätzung und des Respekts gegenüber den großen Werbe-und MarketingPersönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte, die maßgeblich Anteil am Erfolg dieser Branche hatten und haben.

medianet: Zur Wahl stehen dieses Mal auch gleich viele Frauen wie Männer und die Vorgabe sieht das auch so vor – ein Beleg dafür, dass die Quote wirkt, man muss sie nur anwenden? Prantner: Ja, meiner Meinung nach geht es nicht ohne

© Wiener Städtische Versicherung/Ulrich Zinell

Sabine Toifl

Wiener Städtische Versicherung AG

© Ströck Brot/Lukas Lorenz

Andrea Unger-Posch

Ströck Brot GmbH

© Österr. Post/Ian Ehm © VÖM/Sissi Furgler

Helmut Petschar

Kärntnermilch reg. Gen.m.b.H.

© Woom

Marcus Ihlenfeld Gründer und Miteigentümer der Woom GmbH

© Erste Bank/Sven Gilmore fixe Quote. Wir haben eine fixe 50:50-Quote eingeführt, also mindestens 50 Prozent der Finalkandidatinnen und -Kandidaten müssen Frauen sein. Es ist ein richtiges und starkes Signal, dass über Gleichstellung und Gleichberechtigung nicht nur geredet, sondern diese auch konkret umgesetzt wird.

Namen, Marken und Records der sechs nominierten FinalKandidatinnen und -Kandidaten belegen eindrucksvoll, dass wir eine ganz hervorragende Finalauswahl getroffen haben, aus der nunmehr die Wahlberechtigten ihre Entscheidung für die Punktevergabe treffen können.

medianet: Die Nominierten kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Was haben sie gemeinsam? Prantner: Alle sechs Kandidatinnen und Kandidaten haben erstklassige Marketingperformance für ihre jeweilige Produkt- oder Unternehmensmarke bewiesen und können nachweisbare Erfolge in Kommunikation und Werbetätigkeit vorweisen. Sie punkten durch Persönlichkeit, Erfolg, Image und Innovationsgeist. Jede und jeder der Sechs hätte sich die Wahl zur Marketerin, zum Marketer des Jahres sehr verdient.

Ab sofort bis 31. August haben alle IAA- und IAA Young Professionals-Mitglieder sowie ehemalige Marketerinnen und Marketer des Jahres die Möglichkeit, ihre Stimme online abzugeben. Die Kandidatinnen und Kandidaten sind: Manuela Bruck, Österreichische Post AG, Marcus Ihlenfeld, Woom GmbH, Helmut Petschar, Kärntnermilch reg. Gen.m.b.H, Mario Stadler, Erste Group Bank AG, Sabine Toifl, Wiener Städtische Versicherung AG, Andrea Unger-Posch, Ströck Brot GmbH.

Führen auf Augenhöhe

„Mei Eigenverantwortung is ned deppert“: Megaboard-COO Gerald Schlosser über Leadershipwandel und Selbstorganisation.

WIEN. Gerald Schlosser hat als COO bei Außenwerber Megaboard sein Team umgekrempelt. Die „Initial-Zündung“, so Schlosser, lieferte ein Senior Leadership Development-Programm („Pioneers of the 21st Century“) an der WU Executive Academy. Der Anlass: Nach der Fusion der beiden Gewista-Töchter und Außenwerbungs-Dienstleister ISPA Werbung und Megaboard im Jahr 2018 zur Megaboard GmbH galt es, die beiden Mitarbeitergruppen zusammenzufügen. Für Schlosser, der bei der ISPA stv. Geschäftsführer war und nun bei Megaboard als operativer Geschäftsführer im Einsatz ist, eine wichtige Aufgabe.

Mit seinem damals rund 15-köpfigen ISPA-Team teilte er sich mit den sechs ursprünglichen Megaboard-Angestellten das neue Büro. Inhaltlich sei die Fusionierung wegen der ähnlichen Produkte und Dienstleistungen eine logische Folge gewesen, allerdings trafen auch unterschiedliche Kulturen aufeinander: „Wir bei der ISPA agierten quasi als Satelliten-Unit innerhalb des Konzerns sehr eigenständig, fast wie eine eigene Firma. Bei Megaboard war man dagegen operativ sehr nah an der Gewista und der Konzernkultur dran“, erzählt er.

Neue Kultur des Arbeitens

Nicht nur galt es, unterschiedliche Computersysteme und Arbeitsweisen nach und nach zusammenzuführen, auch das Miteinander und eine gemeinsame Kultur musste erst einmal gefunden werden. Im ersten Schritt half die Kreation der neuen Eigenwerbungslinie mit dem Slogan „Wir machen’s mega“; eine Marketingstrategie allein macht aber noch keine gemeinsame Unternehmenskultur, wie man schnell merkte.

Impulse weitergeben

Ein Budget für externe Coachings und Organisationsentwicklung gab es nicht, Schlosser beschloss also, die Sache der neuen Kultur selbst in die Hand zu nehmen. „Ich dachte mir, es müsse doch möglich sein, die Kolleginnen und Kollegen dazu zu bringen, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren, selbst Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, intrinsisch motiviert zu arbeiten, über den Tellerrand zu schauen und den eigenen beruflichen Weg zu bahnen – so wie ich es selbst auch stets gemacht habe“, sagt er.

Gerald Schlosser begann also dort, wo es naheliegend war, nämlich bei sich selbst. Er meldete sich für das Senior Leadership Development Program an, „ein richtiger Impuls zur richtigen Zeit“, wie er sagt. „Mit dem Pioneers-Programm, den vielen neuen Denkansätzen, Methoden und Gesprächen konnte ich viele meiner Fragen beantworten und ich wurde mit Mut und den entsprechenden Werkzeugen ausgestattet, die Dinge auch gleich anzupacken“, sagt er.

Gerald Schlosser begann, seinen Mitarbeitern Fragen zu stellen und wandte bei seinen Mitarbeitern die zwölf Alignments von Management-Professorin Kathrin Köster für sinnorientierte Transformation sowie Methoden zur Co-Creation und Ansätze zur Entwicklung eines agilen Mindsets an. Vieles sei erst durch die Inputs und Anregungen aus diesem Programm ins Rollen gekommen, ist Schlosser froh über die Transformation. (red)

New Leadership

Selbstorganisierte Partizipation

Die freiwillige Teilnahme an Arbeitsgruppen, eigenverantwortliche Projektgestaltung, eigene Budgetverwaltung, individuelle Auswahl externer Coachings kennzeichnen das New Leadership bei Megaboard.

Eigenverantwortung als Credo

Bildung des Mindsets durch humorvolle Bewusstmachung mit dem Slogan „Mei Eigenveranwortung is net deppert“. Das Credo ist „Führung auf Augenhöhe“. Ein positives Outcome und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Ergebnis. „Irgendwie drehten wir uns im Kreis“: Gerald Schlosser erzählt über die Zusammenführung zweier Unternehmenskulturen.

© Miriam Mehlman

Wir bei der ISPA agierten quasi als Satelliten-Unit innerhalb des Konzerns.

Die Kommunikationsbranche unter sich

Wenn Reichweite Meinungen bestimmt

Generiert eine bestimmte Einstellung genügend Reichweite und damit Gewichtung, traut sich niemand mehr, eine andere Meinung zu vertreten.

Gastkommentar

••• Von Cosima Serban

Die Social Media-Welt schafft es immer wieder, zu beweisen, wie stark sie Bewertungen, Meinungen und Weltansichten beeinflussen kann.

Der Fokus liegt für Institutionen, Massenmedien – und schon lange für die Allgemeinheit – primär auf der Transparenz der

Werbeaktivitäten. Diese werden gesetzlich geregelt, nachgeschärft und obliegen teilweise einer strengeren Kontrolle, Überprüfung und Freigabe. Jedoch kann eine reine Werbeanzeige einer Marke keine Weltanschauungen verändern, Werteskalen brechen oder Selbstwertgefühle beeinflussen.

Wo bleiben die Jungen?

Die jüngeren Generationen werden zwar begeistert sein, sich aber nur noch sehr schwer von einem zwar strategisch optimal strukturierten, jedoch offensichtlichen Werbespot oder einer leicht wahrnehmbaren Anzeige zu etwas überreden lassen.

Ältere Generationen haben vielleicht damals bestimmte Komplexe entwickelt, als z.B. nur sehr dünne, perfekt retuschierte Models auf jedem Titelblatt zu sehen waren. Diese Realität ist aber schon längst durchleuchtet und bekannt.

Für einige geht es vielleicht immer noch um oberflächliche Merkmale, die zur Identitätsfindung beitragen können. Vielmehr als der Körperkult, der durch die Selbstinszenierung anderer beeinflusst wird, sind es aber die extremen Weltsichten und die Manipulation von Nachrichten, Meinungen, gar Fakten, und Dark Patterns-Mechaniken, die langfristig den größeren Impact generieren, denn diese verändern Wahrnehmungen, Nutzungsverhalten und Gedankenstrukturen. Somit sollten eher die Persönlichkeit und die Gedankenwelt geschützt werden als die

Schönheitsideale, die ohnehin grundsätzlich nebensächlich sein sollten.

So können organische Inhalte, die per Definition andere Ziele verfolgen und ganz andere Produktionsgedanken enthalten, einen wesentlich wichtigeren Einfluss haben. Wenn man ganz genau hinschaut, merkt man heutzutage, dass themenspezifische Bewertungen auf diversen Plattformen oder Meinungen auf den gängigen Social MediaPlattformen nie wirklich neutral sind, Pro und Contra-Argumente enthalten, aber meistens sehr einseitig oder gar extrem sind. Je kategorischer, desto schneller verbreiten sie sich und werden zum Trend.

So formieren sich Teams entweder für oder gegen ein Thema, ohne dem objektiveren Mittelweg je eine Chance zu geben. Die Frage ist daher meistens: Wer löst diese Trends aus, wieso und für welche Ziele?

Wenn die Masse bestimmt

Durch die intensive Auseinandersetzung mit Social MediaTrends (und damit sind nicht die neuesten Dance Moves gemeint), der Cancel Culture und ihren Nebenwirkungen merkt man, dass, sobald eine Einstellung gegenüber einer Sache genügend Reichweite und dadurch Gewichtung generiert, sich niemand mehr traut, eine andere, im Idealfall neutrale Meinung zu haben, die eine Perspektivenpluralität enthält.

So werden Millionen oft sehr junger Nutzerinnen und Nutzer einer vorgekauten Wahrheit ausgeliefert. Sie werden oft damit konfrontiert werden: „Wenn alle das sagen, muss es ja stimmen, und so kann man auch keine andere Meinung dazu äußern, sonst bekommt man womöglich noch Ärger online.“ Nur recherchieren die wenigsten, wer diese „alle“ sind und ob der aktuellen Trendwelle nicht vielleicht doch durch einen extra Push geholfen wurde.

Thema Bots & Spam Traffic

Wenn man sich realistisch die Zahlen anschaut, sieht man, dass oft ein großer Teil des Traf-

© contrastblack Studio

Die Schule kann mit relevanten Inhalten dabei helfen, vieles besser zu verstehen und gesünder mit der digitalen Welt umzugehen.

Cosima Serban Selbstständige Digitalexpertin

Eine große Anzahl an Bots kann ganze Trendwellen auslösen.

fics – und davon sind leider nicht nur Social Media-Plattformen betroffen – Bot & Spam Traffic ist. Viele Follower, aber wenig Interaktion, viel Reichweite, aber aus unbekannten Quellen, viele Sichtkontakte, aber keine Klicks, viele Seitenbesuche, aber hohe Bounce Rates – klingt bekannt? Vermutlich! Solche Themen beschäftigen uns erst, sobald Kampagnenbudgets investiert wurden, aber nicht, wenn Bots und Personen, die Bots einsetzen, ein bestimmtes Interesse, den eigenen Marktwert oder eine bestimmte Meinung pushen. Dennoch kann eine große Anzahl an Bots ganze Trendwellen auslösen.

Aufklärung ist wichtig

So müssen Aufklärungsthemen über Meinungsbildung und Informationsrecherche in den Mainstream-Medien öfter diskutiert werden und sollten eigentlich Teil der Schulprogramme sein. Die Social Media-Welt, die Art und Weise, in der sich Informationen grundsätzlich im Internet verbreiten, die Schnelligkeit, mit der neue Plattformen, Accounts und Websites generiert werden können – all das

kann nicht mehr gestoppt oder geändert werden. Das, was man aber sehr wohl optimieren kann, ist der Aufklärungs- und Bildungsbeitrag. Die Schule kann mit relevanten Inhalten dabei helfen, vieles besser verstehen zu lernen und gesünder mit der digitalen Welt umzugehen.

Die Conclusio: Eine sicherere Digitalwelt entsteht nicht durch die einfache Verneinung der Social Media-Plattformen und die fehlende Akzeptanz gegenüber ihren Anbietern, sondern durch Aufklärung über potenzielle Gefahren, aber auch Chancen.

Der sichere Umgang mit Social Media und anderen digitalen Medien entsteht nicht nur durch den Hinweis auf die bezahlten Werbemaßnahmen, sondern durch das Aufzeigen von Präzedenzfällen und Lösungsansätzen im inhaltlichen Bereich. So kann man im digitalen Zeitalter selbstbewusster und analytischer Inhalte konsumieren und produzieren sowie kritisches Denken fördern.

Und so können Nutzerinnen und Nutzer etwas gut oder schlecht finden und darüber frei berichten, wissen aber dabei ganz genau, wieso – und

treffen gut recherchierte und informierte Entscheidungen. Je besser die Mehrheit mit der digitalen Welt umgehen kann, desto signifikanter können ihre Transparenz und Qualität gesteigert werden.

Cosima Serban beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitalen Strategien für Content und Werbung. Infos & Kontakt: hello@cosimaserban.com

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