Radsport in Sachsen 6/2012

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HISTORISCHES R ADSPORT IN S ACHSEN 06/2012

berger Straße standen 32 Fahrer, von denen allerdings nur 16 das Ziel erreichten. Der große Sieger hieß Hans Preiskeit, der mit über sechs Minuten Vorsprung allein ankam, nachdem sein letzter Wegbegleiter, der starke Werner Richter, nach Defekt ausfiel. Auch der Deutsche Straßenmeister Hans Bronold, Sieger der ersten Bergwertung, gab nach Reifenschaden, wie eine Reihe weiterer Fahrer, auf. Auf einem neuen, dreimal zu durchfahrenen 40 km langen Kurs von Chemnitz über Glösa, Markersdorf, Taura, Burgstädt und Hartmannsdorf zurück nach Chemnitz ging 1942 der Sieg an einen der prominentesten Rennfahrer der Stadt. Bruno Schulze, aufgrund von zahllosen Siegen beim Rundstreckenrennen um den Chemnitzer Schlossteich nur „SchlossteichSchulze“ genannt, bewies auch große Bergqualitäten und verwies die beiden Diamant-Fahrer Herbert Fritzsche und Rudolf Bähler klar auf die Plätze.

Neubeginn nach zwölf Jahren Erst 1950 war es nach sechsjähriger Pause wieder soweit und in einem nur Chemnitzer Fahrern vorbehaltenen Rennen siegte Helmut Lohse vor seinen Gemeinschaftskameraden Fritzsche und Urban. Nachdem ein Jahr später Werner Fritzsche triumphiert hatte, schlug 1952 der aufstrebende Berliner Benno Funda im nunmehr DDRoffenen Rennen keinen Geringeren als Lothar Meister I. 1953 gewann Werner Marschner, der später als Trainer Männer wie Olaf Ludwig, Jens Heppner oder Thomas Barth an die Weltspitze führte, vor seinem letzten Begleiter Heinz Gleinig den Zielsprint. Täve Schur hieß der Sieger 1954, der eine zehnköpfige Spitzengruppe im Spurt meisterte. Der Weimarer Bernhard Trefflich hatte bei 800 Meter viel zu zeitig angetreten, wurde wenige Meter vor dem Zielstrich gestellt und bis auf Rang neun durchgereicht.

Gewannen 1950 und 1951: Helmut Lohse (links) und Werner Fritzsche.

Werner Marschner, später erfolgreicher Trainer, gewann 1953.

Strömender Regen begleitete ein Jahr später die über 600 Rennfahrer, die in den einzelnen Klassen gemeldet hatten. Ein tragischer Vorfall überschattete die regenreiche Fahrt, denn es kam durch Schlaglöcher und Kopfsteinpflaster zu zahlreichen Unfällen.

Bei einem schweren Sturz in der Allgemeinen Klasse verletzte sich der Karl-Marx-Städter Nachwuchsfahrer Eberhard Urbig so schwer, dass er wenig später im Krankenhaus von Borna verstarb. Rolf Töpfer vom SC Rotation Leipzig feierte bei den „Assen“ einen Spurtsieg vor Wolfgang Grabo (Chemie Piesteritz) und Lothar Heymann (Wismut Karl-Marx-Stadt). Aus der dreckverkrusteten 23Mann starken Kopfgruppe konnte der WA zweifelsfrei nur sieben Platzierte ausmachen und setzte den Rest auf Rang acht.

Trotz Weltkrieg zwei weitere Rennen Am 20. Juni 1943, die Nationalsozialisten hatten bereits den „Totalen Krieg“ erklärt, richtete der RC Diamant auf einer 4,7 Kilometer langen Rundstrecke wiederum „seinen“ Preis aus, den nach 20 durchfahrenen Runden Rudolf Bähler vom gastgebenden Club vor Heinz Günther (Presto) und Gerhard Bolte (Wanderer) gewann. Und es ist kaum zu glauben, die Russen marschierten auf Deutschland zu und die Alliierten waren bereits in Frankreich gelandet, als am 13. August 1944 nochmals das Rennen gestartet wurde. Der aufstrebende, aus Leipzig stammende Hans Alexander (Diamant Chemnitz), jagte dem uneinigen Feld davon und erreichte nach 95 Kilometer mit über sieben Minuten Vorsprung das Ziel. Wie 1943 holte sich Heinz Günther den Ehrenplatz vor dem gebürtigen Hamburger Karl Rutte, der für den RC Diamant in die Pedalen trat. Die Zeitschrift „Der deutsche Radfahrer“ meldete bereits drei Tage später in seiner Ausgabe Nr. 8 noch das Ergebnis, um dann am 20. September 1944 in der letzten Nummer mitzuteilen, dass das Erscheinen ab sofort eingestellt werde, um „weitere Kräfte für den Einsatz in der Wehrmacht und Rüs- Gustav Adolf Schur holte drei Diamant-Preise: 1954, 1956 und 1961. Hinter ihm Johannes Schober, der 1957 gewann. tung freizumachen!“

Schur am Schlossteich Wilde Begleitfahrzeuge beeinträchtigten 1956 auf den letzten 30 Kilometer den Rennverlauf und gefährdeten die Rennfahrer. Am von tausenden Zuschauern umlagerten Karl-Marx-Städter Schlossteich schlug Gustav Adolf Schur seine zwei Wegbegleiter einer ursprünglich fünfköpfigen Spitze, Roland Henning und Siegfried Wustrow vom gleichen Club aus Leipzig, nachdem zuvor am letzten Scharfrichter, dem Hartmannsdorfer Berg, Egon Adler und Wolfgang Braune abgehängt wurden. 1957 entschied Johannes Schober den nicht so stark besetzten Preis für sich und im darauffolgenden Jahr setzte sich mit Helmut Stolper wiederum ein Karl-MarxStädter durch. Erstmalig starteten auch die Frauen zu einer Weltmeisterschaftsgeneralprobe, die die überragende Elfriede Vey (SC Motor Karl-Marx-Stadt) vor Renate Krämer und Christa Martin (beide Motor Astra Karl-Marx-Stadt) gewann. Insgesamt über 500 Teilnehmer

Der SRB im Internet: www.s-r-b.de

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