HISTORISCHES R ADSPORT IN S ACHSEN 06/2013
von Mitteldeutschland“ auf dem Harzrundfahrt-Kurs zu absolvieren. Der Dortmunder Altenburger führte eine Drei-Mann-Spitze vor dem aufstrebenden Kurt Stöpel und Herbert Sieronski aus Berlin ins Ziel. Bei den „Herrenfahrern“ gewann der inzwischen in die A-Klasse aufgestiegene Obenhaupt klar, als er zusammen mit Paul Neustedt aus Halle gegen die Konkurrenz über 13 Minuten Vorsprung herausfuhr. Gleich drei große Rennen gab es 1930, die „eine überwältigende Kundgebung für den Radsport darstellte“ schrieb der Berichterstatter des „Illus“. Den bereits 5 Uhr früh gestarteten VDRV-Amateuren folgten 30 Minuten später insgesamt 80 BDR-Fahrer, ehe Punkt 6 Uhr die Berufsfahrer das Rennen aufnahmen. Bei, laut Bericht, „infernalischer Hitze, Staub und auf teilweise miserablen Straßen fuhren die Gruppen wiederum in einem unübersehbaren Tross wilder Autos dem Ziel entgegen. Ein Riesenrennen bestritt Rudolf Wolke, der in Alleinfahrt die Spitze der Amateure einholte und als Erster die schwere Steigung am Wendefurther Berg erklomm. Ein Reifenschaden warf ihn zurück und wieder einmal gab er entnervt auf. Eine Zehn-Mann-Spitze strebte schließlich dem Ziel entgegen, die noch durch einen Massensturz auf sechs verkleinert wurde. Mit betroffen der große Favorit Kurt Stöpel. Es siegte der Berliner Hermann Buse vor Alfred Siegel aus Breslau. Auch die beiden anderen Wettbewerbe beherrschten die Berliner, denn sowohl Walter Hoffmann (BDR), als auch Erich Lucas (VDRV) konnten als „Flachländer“ gewinnen. Bemerkenswert der Riesenvorsprung von Erich Lucas (16
Vorschau auf die Harzrundfahrt
aus dem „Deutschen Radfahrer“ von 1936: „Am Pfingstsonntag fahren die Berufsfahrer der Firmen Adler, Diamant, Dürkopp, Opel, Phänomen und Wanderer über Berg und Tal und durch Dorf und Stadt. Die wilde Jagd der Giganten durch den Harz stellt einen weiteren Prüfstein für Fahrer und Material dar. Es wird wiederum bewiesen werden, dass deutsche Werkmannsarbeit jeder Zerreiß- und Verschleißprobe, mag sie noch so gewaltig sein, vollauf gewachsen ist!“
Weitere Sieger des Rennens: Erich Bautz (links) gewann 1937, Walter Dietrich 1949. Minuten) vor dem Zweiten, dem Deutschen Straßenmeister des VDRV, Paul Neustedt (Halle). Zu erwähnen, dass die Strecke durch einige Umleitungen auf über 300 Kilometer angewachsen war und durch den Riesenjubel der nach tausenden Zuschauer am Ziel die Zeitnehmer vergaßen, die Abstände zu stoppen, die dann im Nachhinein geschätzt werden mussten.
burg. Abgesichert durch Polizei und Einheiten der SA gab es keinerlei Probleme, als der Kölner Josef Arents doch etwas überraschend vor Willy Kutschbach und dem Vorjahres-Zweiten Wolke gewann. Ein Jahr darauf sprach die Schlagzeile des „Illus“ von einem „Gigantenkampf in den Bergen des Harzes“, als nach heftigen Regen-
das der Amateure unter zahllosen Defekten und Stürzen der Teilnehmer. Dort gab es einen Chemnitzer Doppelerfolg durch Paul Hupfeld und Erich Meier, die eine 13 Fahrer umfassende Spitze ins Ziel führten. „Ein Kampfrennen wie noch nie“ sorgte 1937 für Schlagzeilen, als der Deutsche Straßenmeister Erich Bautz aus Dortmund nach 80 km langer Alleinfahrt mit fast fünf Minuten Vorsprung in Magdeburg am Gasthaus Lindenhof auf der Leipziger Chaussee ankam. Riesige Zuschauermengen beeindruckten den Berichterstatter, der vom „Musterbeispiel eines deutsch-nationalen Straßenrennens“ sprach. Wie im Vorjahr siegte bei den Amateuren ein Chemnitzer, als Herbert Hackebeil seine zwei letzten Wegbegleiter im Spurt schlug. Allerdings hatte der spurtschnelle Berliner Willi Irrgang Pech, als ihm kurz vor dem Ziel beim Schalten in aussichtsreicher Position die Kette herunter sprang. Hand in Hand überquerten 1938 die beiden Helden des Rennens über 285 Kilometer, Fritz Diederichs und Georg Umbenhauer, die
Die Zeit des Nationalsozialismus Eine tolle Serie ging zunächst zu Ende, denn die nächste Austragung erfolgte erst 1934, als der Nationalsozialismus in Deutschland Einzug gehalten hatte und im Rahmen der „Gleichschaltung“ der „Deutsche Radfahrer-Verband“ gegründet worden war. Von dieser Zeit an wurde über die „Harzrundfahrt“ zunehmend im Stile von Kriegsberichten geschrieben. Die Polizei am Ziel in Magdeburg war dem riesigen Zuschauerinteresse nicht gewachsen, nur eine schmale Gasse konnte von den Ordnungshütern frei gehalten wer- Oskar Thierbach war 1934 erfolgreich. den, als der Dresdner Oscar Thierbach 1934 vor Rudolf Wolke trium- schauern eine fünfköpfige Spitze Ziellinie, die sie mit knapp fünf Miphierte. In der C-Klasse ging der vor wiederum „gewaltiger Kulisse“ nuten Vorsprung erreichten. 1939 Stern eines großartigen Rennfah- um den Sieg spurtete. Es siegte wurden „alle bisherigen Rekorde rers auf, der bereits 1938 die der Magdeburger Otto Weckerling, gebrochen“, als sage und schreibe Deutschland-Rundfahrt gewinnen der allerdings 300 Meter vor dem 60.000 Zuschauer den Zielbereich sollte: Hermann Schild aus Guben Ziel von seinem Dürkopp-Stallge- frequentierten. Der Schweinfurter erreichte nach langer Alleinfahrt fährten Ludwig Geyer kraftvoll ab- Fritz Scheller, Hermann Schild, nunals Sieger das Ziel. geschoben wurde, so dass der Jury mehr in Chemnitz zu Hause, und 1935 kam es zum „Großkampf- nach energischen Protesten der Walter Löber (Schweinfurt) hatten tag des Radsports“, als „die Stra- übrigen drei nichts weiter übrig dem Feld fast zwölf Minuten abgeßenfahrer im Triumphzug durch den blieb, den Lokalmatadoren auf nommen und kamen unter frenetiHarz preschten“. Bei herrlichem Rang vier zu setzen. So wiederholte schem Beifall an. Erneut siegte bei Sonnenschein erreichte eine elf Josef Arents seinen Vorjahressieg den Amateuren ein Chemnitzer, als Fahrer starke Spitze mit siebenein- vor Georg Umbenhauer aus Nürn- Hermann Siegel vor dem Berliner halb Minuten Vorsprung Magde- berg. Das Rennen litt ebenso wie Willi Müller einlief.
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