Wir! in München - Oktober 2017

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HAINDLING UND VILSMAIER

PETER PONGRATZ, CHEF DER GRÜNWALDER EINKEHR, UND JOSEPH VILSMAIER

Vilsmaier 1953 als Lehrling zum Filmkamerahersteller ARRI nach München. Geld für ein Studium war nicht da. Von der Pieke auf lernte und verstand der talentierte Joseph schnell die Kameratechnik. Auf eine Karriere als Pianist hatte er zugunsten einer Ausbildung bei der Bavaria Film verzichtet, die ihn bis Anfang der 80er als Festangestellter beschäftigte. „Ich hab danach als freischaffender Kameramann gearbeitet und deutlich mehr verdient. Zu den ersten freischaffenden Projekten zählten z.B. Tatort-Folgen mit Hansjörg Felmy und Götz George als Schimanski. Götz George war kompliziert, aber ich hab mich glänzend mit ihm verstanden“, erinnert sich Vilsmaier. „Dann aber hab ich mir eingebildet, Herbstmilch zu machen.“ Der Sparstrumpf wird dünner. Knapp 2 Millionen DM kostet der Film. Mit 900.000 beteiligte sich das ZDF, Finanzspritzen bekommt Vilsmaier vom Bundesinnenministerium und der Bayerischen Filmförderung. „300.000 Mark musste ich mir von verschiedenen Leuten leihen. Ich war total verschuldet. Aber nachdem der Film angelaufen war, hab ich nach sieben Wochen den ersten Scheck vom Verleih in Höhe von einer Million Mark bekommen“. Der Film war der Grundstein, auf dessen Vilsmaiers weitere Karriere aufgebaut war. Darüber hinaus ein kommerzieller Erfolg. Für „Herbstmilch“ er-

hielt Vilsmaier zwei Bayerische Filmpreise, den Deutschen Filmpreis in Gold und Silber und etliche andere Auszeichnungen. ERFOLG – SAGENHAFT Joseph Vilsmaier steigt in den Olymp der deutschen Filmemacher auf und führt fortan Regie bei Kassenschlagern wie „Rama dama“, Schlafes Bruder, Stalingrad, Comedian Harmonists, „Brandner Kaspar“ und „Nanga Parbat“ mit Reinhold Messner. Selbst Erlebtes und die Geschichte seiner Vorfahren liefern Stoff. 14 Millionen Menschen in Deutschland sehen im Kino Vilsmaiers Filme. Stalingrad ist international ein Erfolg. US-Präsident Bill Clinton sieht Comedian Harmonist im Weißen Haus und ist als passionierter Saxophonist begeistert Vilsmaier verpasst leider die Anmeldefrist der Academy of Motion Picture and Arts (Oscars). Schlafes Bruder hingegen war in den USA für den Golden Globe nominiert. Die Feierlichkeit ist in Erinnerung geblieben. „Das war recht lustig. Sechs ausländische Filme waren nominiert. Die Chinesen haben während des Essens alles und jeden beobachtet und waren angespannt. Wir, Ben Becker etc., haben dagegen gefeiert wie die Wahnsinnigen und gar nicht mehr mitbekommen, wer gewonnen hat. Die Franzosen

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