Wien Museum Katalog „O.R. Schatz & Carry Hauser“

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POLITISCHE  IKONOGRAFIE

Abb. 7 Otto Rudolf Schatz, Särge (Aufbahrung der Gefallenen), 1928 (2.118)

von Ernst Kreneks Oper Jonny spielt auf verbunden. Daneben müssen Bilder von Hans Böhler genannt werden: Negerjunge (1925) und Selma (1936). EMIGRATION UND SCHAFFEN NACH 1938

Paar mit schwarzer Hautfarbe, der Mann schützt seinen Körper mit einem Hemdkleid, die Frau ist lediglich mit einem Lendentuch bekleidet. Links im Bild wartet ein weiterer Schwarzer auf seine Vor­führung. Alle sind barfüßig dargestellt. Das Paar im Zentrum wird von einem klein gewachsenen Weißen der Menge präsentiert. Dieser kleine Wiener Ganove, wie Daim ihn bezeichnet,21 legt kumpelhaft seinen linken Arm um den Schwarzen. Der Ort der Handlung ist ein Prater-Varieté, die Menschen mit schwarzer Hautfarbe werden wie Kuriositäten der Menge vorgeführt. Der Blick der Hauptfigur richtet sich direkt auf die Betrachtenden. Rassismus verbindet sich hier mit Sexismus, Schatz lässt die Frau mit nacktem Ober­ körper auftreten, die Brustwarze wird durch die Handhaltung ihres Partners betont. So thematisiert der Künstler in diesem Bild ungleiche Machtverhältnisse, sowohl zwischen Kulturen wie zwischen den Geschlechtern. Der Aspekt der Fremdheit erhält bei Schatz einen wesentlichen Stellenwert, der gerne, besonders in Verbindung mit der Frau, mit Wildheit gleichgesetzt wird.22 Praterszenen finden wir bei Schatz immer wieder, so kann etwa der Gaukler (1930) diesem Themenkreis zugeordnet werden. In Österreich kommt der Auseinandersetzung mit Personen schwarzer Hautfarbe, insbesondere auch in Zusammenhang mit Jazz, eine besondere Rolle zu. So sind Carry Hausers Jazzband (1927; Abb. S. 105), Herbert Plobergers Musiker (1926) und Bettina Bauer-­Ehrlichs Jonny spielt auf (1928) eng mit der Uraufführung 24

Abb. 8 Illustration aus Upton Sinclair, Co-op, 1936

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges arbeitet Schatz nochmals an einem großen Buchprojekt. Er illustriert für die Büchergilde Gutenberg Upton Sinclairs Co-op (1937, Abb. 8). Seine Reise in die USA kann als eine „vorgezogene Emigration“ bezeichnet werden, wie es Ralph Gleis in seinem Katalogbeitrag formuliert.23 Wie so viele Künstlerinnen und Künstler aus Österreich hat auch Schatz seine Heimat ver­lassen müssen, 1938 emigrierte er mit seiner jüdischen Frau nach Brünn. Das Buch Co-op erscheint 1938 in Prag. Es schildert die Entstehung einer Selbsthilfe­organi­sation


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