Wien Museum Katalog „100 x Wien – Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz“

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Kara Mustafa Pascha, 1696 (?) Unbekannter Künstler Öl auf Leinwand, 75 ¥ 49 cm Aufschrift: Chara Mustapha türkischer Großvezier welcher / Anno 1683 den 12. July die Kay. Residenz Statt Wien belagert / aber wider den 12. 7br. mit Verlust und großen Spott weckgeschlagen worden. Inv.-Nr. 31.033 Schenkung des Grafen Hans Wilczek, 1883

Es sind nur sehr wenige Porträts von Kara Mustafa (um 1640–1683), dem osmanischen Oberbefehlshaber während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung, erhalten geblieben. Das im Wien Museum gezeigte Gemälde ist vermutlich etwas mehr als zehn Jahre nach der Hinrichtung Kara Mustafas entstanden. Es zeigt den Feldherrn in prächtiger, aber ziviler Kleidung und mit einem federgeschmückten Turban. Vor dem riskanten Vordringen nach Wien hatte sich Kara Mustafa bereits gegen das polnischlitauische Reich, in der Ukraine und gegen die Kosaken als weitgehend glücklos erwiesen. Zeitgenössischen Berichten zufolge entsprachen Erpressung, Bestechung und verschiedene Grausamkeiten seinem Wesen eher als geschickte strategische Überlegungen im Kampf. Familiäre Verbindungen machten es ihm 1661 dennoch möglich, zum Großadmiral der türkischen Flotte aufzusteigen. Ab 1676 war Kara Mustafa Großwesir, er hatte somit eines der höchsten Ämter im osmanischen Reich inne. Nachdem seine Eroberungspläne im Westen durch die Verteidigung Wiens und vor allem durch das rechtzeitige Eintreffen des polnischen Königs Jan III. Sobieski vereitelt worden waren, zog er sich mit seinem geschlagenen

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Heer nach Belgrad zurück, wo ihn der Hinrichtungsbefehl des Sultans Mehmet IV. ereilte. Der ehemalige Heerführer starb am 25. Dezember 1683. Sein angeblicher Schädel war nach der Eroberung Belgrads (1688) von Grabräubern entwendet und dem österreichischen Kardinal Leopold Graf Kollonitsch übergeben worden. Dieser brachte das „Andenken“ in das damalige Wiener Bürgerliche Zeughaus, dessen Bestände später in das Historische Museum der Stadt Wien übergingen. Der bekannte Orientalist Joseph Hammer-Purgstall bezweifelte mit dem Hinweis, dass Kara Mustafa in der türkischen Stadt Edirne beigesetzt worden sei, dessen Echtheit – diese Ansicht wird bis heute von türkischen Historikern geteilt. Bis 1976 war der Schädel in einem versilberten Messingschrein im Historischen Museum der Stadt Wien (heute Wien Museum) ausgestellt, später wurde er im Depot aufbewahrt. 2006 wurde er am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. ML Lit.: Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683 (Ausstellungskatalog Historisches Museums der Stadt Wien), Wien 1983, S. 67. ¸ a, Tagungsband, Ankara 2001, S. 283. Merzifonlu Kara Mustafa Pas


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