Prolog Mai 2019 | Wiener Staatsoper

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150 JAHRE OPERNHAUS AM RING

Festpremiere: Die Frau ohne Schatten Staatsopernchronik im Überblick Interviews: KS Natalie Dessay, KS Tomasz Konieczny

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KUNST IST TEIL UNSERER KULTUR.

Durch unser Engagement unterstützen und fördern wir sowohl etablierte Kulturinstitutionen als auch junge Talente und neue Initiativen. So stärken wir größtmögliche Vielfalt in Kunst und Kultur in unseren Heimländern – in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa. www.rbinternational.com


Inhalt

Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher, liebes Publikum!

Mai im Blickpunkt

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Nun will ich jubeln, wie keiner gejubelt! Christian Thielemann dirigiert Die Frau ohne Schatten

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Rätselhaft und beglückend Acht Fragen, acht Antworten

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Die Magie des Märchens Die Frau ohne Schatten kommt am 25. Mai zur Premiere

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150 Jahre Opernhaus am Ring Eine kurze Zeitreise entlang der Direktionen

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Der Fahrplan zum Jubiläum

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Staatsopernchronik im Überblick

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Am Stehplatz KS Michael Schade

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Die Spitze tanzt. 150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper

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Opernliebe Andrea Chénier: Anna Netrebko und Yusif Eyvazov

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Singen ist wie Stricken KS Tomasz Konieczny im Gespräch

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Le Corsaire Untiefen der Romantik

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Das Staatsopernorchester Primgeigerin Petra Kovačič

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Von Seelen und Melodien Interview mit KS Natalie Dessay

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Unser Ensemble Morten Frank Larsen im Porträt

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Spielzeit 2019 | 2020

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Daten und Fakten

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Spielplan

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Kartenverkauf

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1869 – 1919 – 1949: Drei für die Operngeschichte bedeutsame Jahre werden nun im Mai symbolhaft künstlerisch verschränkt: Die Eröffnung des Hauses am Ring jährt sich zum 150. Mal, die Uraufführung von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthals Frau ohne Schatten an ebendiesem Haus zum 100. Mal, der Beginn der Ära Richard Strauss/ Franz Schalk (des neben Gustav Mahler namhaftesten Direktionsteams in der Staatsopern-Geschichte) ebenfalls zum 100. Mal und der Todestag von Strauss selbst zum 70. Mal. Passenderweise zeigen wir also am Jubiläumstag des 25. Mai die Frau ohne Schatten in einer Festpremiere und rahmen dieses Ereignis mit einer Geburtstagsmatinee am Vormittag und einem Jubiläumskonzert im Freien vor der Oper am nächsten Tag. Und wir feiern nicht in Wien allein: Die Bundesländer sind ebenso eingebunden wie zahlreiche internationale Städte, zum Beispiel Moskau, Kiew, Rom, Berlin, Los Angeles, Mexico City, Schanghai, Lima, Istanbul, Bangkok, Bratislava, Chişinău, Kopenhagen, Tel Aviv, Manila, Oslo, Pristina, Skopje, Riga, Nikosia, Stockholm, Belgrad … Umkränzt wird diese Festlichkeit durch so manche „Zuwaag“: Beispielsweise durch die im Vorfeld erfolgte, so dringend notwendigen Restaurierungen, die das Vestibül, Schwindfoyer und die Loggia im alten, neuen Glanz erstrahlen lassen, oder durch zwei wunderschöne Prachtbände, die der Architektur und Ausgestaltung der alten Hofoper und der wiedererrichteten Staatsoper gewidmet sind, weiters durch eine zweibändige, den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen folgende Aufarbeitung der Wiener Operngeschichte, durch eine Jubiläums-CD-Box und eine Jubiläums DVD-Box und nicht zuletzt durch eine eigene Ausstellung. Ich bin wahrhaftig kein großer Freund von Sonntagsreden, die mit der Ad-multos-annos-Formel schließen. Ich bin, wie Sie wahrscheinlich wissen, überhaupt kein großer Freund von sogenannten Jubiläen. Aber gelegentlich mache ich bewusst und gerne doch eine Ausnahme. Und wenn schon die bekannte Wendung, dann wenigstens: ad multa saecula, liebe Staatsoper. Ihr Dominique Meyer


MAI im Blickpunkt 150 JAHRE: NEUERSCHEINUNGEN

150 JAHRE: FREILUFT-KONZERT

WALFISCHGASSE

Mai 2019

26. Mai 2019

7. Mai 2019

Den 150. Geburtstag des Hauses am Ring feiert die Wiener Staatsoper mit einem umfassenden Programm: Oper, Konzerte, CDs und DVDs, Bücher, Ausstellungen, Übertragungen. Neben einem Doppelband, der die Wiener Operngeschichte von den Anfängen bis heute nachzeichnet und zwei Prachtbänden mit historischen Entwürfen und Darstellungen des Hauses erscheinen auch ein Buch mit Geschichten über und vom Opernstehplatz sowie eine Chronik des Hauses. Eine DVD-Edition mit legendären Auf­zeichnungen sowie eine umfangreiche CD-Edition runden das Feierprogramm ab.

Am Tag nach dem Geburtstag wird weitergefeiert: Am 26. Mai, ab 20.30 Uhr, findet unter freiem Himmel am Herbert von Karajan-Platz ein großes Konzert statt, bei dem Orchester, Chor, Ensemblemitglieder sowie internationale Solisten ein vielfältiges Opernprogramm spielen. Das Konzert findet – selbstverständlich – bei freiem Eintritt statt. Mit dabei: u.a. Jonas Kauf­ mann, Aleksandra Kurzak, Chen Reiss, Stephanie Hout­ zeel, Benjamin Bernheim, Erwin Schrott, Olga Bezs­ mertna, Jongmin Park, Va­ lentina Naforniţă, Günther Groissböck, Sonya Yoncheva, Camilla Nylund, Tomasz Ko­ nieczny, Nina Stemme, Roberto Alagna, Ferruccio Furlanetto; Dirigent: Marco Armiliato.

Im (Musik-)Theaterbetrieb ist er die Schaltzentrale des Geschehens: der Inspizient. Unmittelbar neben dem Bühnenportal platziert, sorgt er bei Proben und Vorstellungen dafür, dass alle Abläufe, Auftritte, Verwandlungen, Lichtstimmungen etc. stattfinden – und das auch noch im richtigen Moment. Vom ersten bis zum letzten Augenblick eines Abends passiert nichts, was der Inspizient nicht anweist: kein Vorhang geht auf, kein Bühnenbild wird umgebaut, kein Dirigent hebt den Stab, keine Sängerin und kein Sänger tritt auf. Ein Beruf, ohne den es Thea­ ter nicht gäbe, den man in der Öffen­tlichkeit jedoch nie mitbekommt. In der Walfischgasse ist im Mai der langjährige Chefinspizient der Wiener Staatsoper, Richard Weinberger, im Gespräch zu erleben. Ein Muss für alle Opernfreunde!

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BLICKPUNKT

ZWEIMAL VERDI

WIENER STAATSBALLETT

Mai 2019

Mai 2019

Mit Macbeth und Rigoletto stehen im Mai zwei zentrale Verdi-Opern auf dem Programm: Mit Macbeth, seiner ersten Shakespeare-Oper, betrat der Komponist musikalisches Neuland und wagte so manches Stil-Experiment; Rigoletto wiederum zählt zu der trilogia popolare, also jenen drei Werken, die Verdis Unsterblichkeit begründeten. James Conlon und Giam­paolo Bisanti kehren als Dirigenten zurück ans Haus; in Macbeth ist in den führenden Partien die Premierenbesetzung zu erleben (Petean, Serjan, Furlanetto), in Rigoletto singen unter anderem Christopher Maltman, Joseph Calleja und Aida Garifullina.

Am 3., 10., 13., 15., 17., 19., 23. und 27. Mai sticht er wieder in See: Manuel Legris’ Le Cor­ saire, der in unterschiedlichen Besetzungen für abenteuerliche Schaulust sorgt. Im Jubiläumsmonat Mai startet auch die Ausstellung Die Spitze tanzt. 150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper im Theatermuseum, die ab 16. Mai 2019 bis 13. Jänner 2020 zu sehen ist.

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Christian Thielemann, Foto: Lois Lammerhuber

NUN WILL ICH JUBELN, WIE KEINER GEJUBELT! Christian Thielemann dirigiert die Neuproduktion der Frau ohne Schatten 4

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PREMIERE

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reisfrage: Welchen Komponisten hat Christian Thielemann an der Wiener Staatsoper nach Richard Wagner bisher am häufigsten dirigiert? Nein, es war eben nicht Richard Strauss, sondern Wolfgang Amadeus Mozart (in den 1980er-Jahren). Seine Strauss-Aktivitäten im Haus am Ring beschränkten sich auf fünf Ariadne-Dirigate 2014 (absolut unvergesslich für alle, die sich damals von ihm beschenken haben lassen – zum großen Glück vieler, ist nun ein Mitschnitt in der 150-Jahr-Jubiläumsbox auf CD beziehungsweise DVD erhältlich) und ein kleines Stückchen Rosenkavalier beim Festkonzert 2005. Das war’s. Doch das Ranking erfährt jetzt mit der Neuproduktions-Aufführungsserie der Frau ohne Schatten und den Reprisen im Herbst die den diesbezüglichen Erwartungen entsprechende Umschichtung. Der Zeitpunkt für Thielemanns Rückkehr an die Staatsoper im Allgemeinen und als Strauss-Dirigent im Besonderen kann gar nicht passender sein und liegt ebenso nahe, wie die Entscheidung, die Frau ohne Schatten als Festpremiere am 150. Staatsoperngeburtstag anzusetzen: Das Werk wurde bekanntlich diesem Haus und diesem Publikum vom Komponisten vor 100 Jahren als Morgengabe anlässlich seines Direktionsantrittes zur Uraufführung anvertraut – dieses Jubiläum gilt es zu feiern (zumal die Staatsoper in den ersten Dezennien ihres Daseins nicht gerade mit zahlreichen nennenswerten Weltpremieren gesegnet war). Und wer sollte hierbei am Pult stehen, wenn nicht Christian Thielemann, „vor dessen Gegenwart selbst Karl Böhm, der immer als erster Dirigieranwalt des Stückes galt, verblasste“ (Manuel Brug in der Welt nach der Premiere der mittlerweile legendären Frau-ohne-Schatten-Zusammenarbeit von Thielemann und den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen 2011). Wie sehr sich Thielemann und das (Staatsopern-) Orchester – nicht zuletzt bei Strauss – auf ideale Weise ergänzen, ist bereits seit dem ersten gemeinsamen Konzert im Jahr 2000, als die Alpensympho­ nie auf dem Programm stand, evident. „Liebe auf den ersten Blick“ bezeichnete Thielemann dieses Debüt rückblickend und streut darüber hinaus dem unverwechselbaren, weich-goldenen, „im gu-

ten Sinne defensiven“ Klang des Orchesters und der musikalischen Flexibilität der einzelnen Musiker, die stets mit einem Ohr bei den Sängern auf der Bühne wären, Rosen. „Schließlich könne man“, so Thielemann wörtlich, „die großen Strauss-Klopper nicht wie ein Schlachtschiff steuern.“ Der Dirigent hätte im Verein mit dem Orchester darauf zu achten, dass die Sänger nicht schon ganz am Anfang überfordert würden, müsse darauf schauen, zumeist unter der Forte/Fortissimo-Grenze zu bleiben, dürfe, anders ausgedrückt, nicht jedes Forte wörtlich nehmen, „da sonst die Sache schlecht ausginge“. Und über den acht Jahre zurückliegenden erwähnten Frau-ohne-Schatten-Triumph resümierte Thielemann: „Einige Musiker zeigten sich verwundert, dass ich mit ihnen so entspannt arbeiten würde, worauf ich erwiderte, dass es genau umgekehrt wäre: Das ganze Orchester wäre mir gegenüber entspannt. Offensichtlich stimmt also die Chemie zwischen uns. Es herrscht ein wahres Geben und Nehmen, ein gegenseitiges Anbieten und Aufnehmen.“ Was bei einem instrumentalen Parfumeur (so Strauss über seine eigene Orchestrierungskunst) zu jenen schönen Ergebnissen führen kann, die Manuel Brug in der oben genannten Frau-ohne-Schatten-Besprechung hervorhob: Von Elfentänzen und Untergangsorgasmen war hier die Rede, von kristallin kühlen, celestaglitzernden Höhenwelten ebenso wie vom hardcoredumpfen Brutalosound, dem Trippeln über fein abgeschmeckte Genießerparcours oder dem Aufscheinen der Spätlesesüffigkeit des Rosenkavalier. Verständlich, dass alle Musikliebhaber dieser nach Tristan und Isolde (2003) und Hänsel und Gre­ tel (2015) dritten Staatsopernpremiere Christian Thielemanns am 25. Mai mit größter Spannung und Vorfreude, ja, in absoluter Festtagsstimmung entgegenfiebern. Und von Festtagsstimmung ist man schnell beim Festtagsschmaus und da wiederum bei dem berühmten Vergleich, den Thielemann einst in einem Prolog-Gespräch heranzog: Die Musik von Richard Strauss wäre, so der Dirigent, wie ein fantastischer, üppiger Gänsebraten. Nichts was man unbedingt jeden Tag präsentiert bekommen sollte (da die die Wirkung sonst mit der Zeit abstumpfen würde), aber umso mehr zu besonderen Anlässen… Andreas Láng www.wiener-staatsoper.at

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Die Frau ohne Schatten Premiere: 25. Mai 2019 Reprisen: 30. Mai 2019, 2., 6., 10. Juni 2019 Einführungsmatinee: 12. Mai 2019 Diese Produktion wurde ermöglicht mit der Unterstützung von


von links nach rechts: KS Nina Stemme, KS Camilla Nylund, KS Evelyn Herlitzius, KS Stephen Gould

RÄTSELHAFT UND BEGLÜCKEND Acht Fragen, acht Antworten

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ie Frau ohne Schatten gehört, trotz der genialen Partitur, nicht zu den meistaufgeführten Werken von Richard Strauss: Das hat mit der Länge dieser Oper ebenso zu tun, wie mit der Schwierigkeit, die zahllosen Rollen adäquat zu besetzen. Nicht zuletzt die extrem herausfordernden fünf Hauptpartien bereiten diesbezüglich so manchem Operndirektor Kopfzerbrechen. Wie schon Adam Fischer einmal feststellte: Man sollte Werke grundsätzlich nur aufführen, wenn man die ideale Besetzung beisammen hat – im aktuellen Fall der neuen Frau ohne Schatten ist dies unbestreitbar der Fall. Während der intensiven Probenzeit legten

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wir Nina Stemme, Camilla Nylund, Evelyn Herlitzius und Stephen Gould denselben Fragenkatalog vor, und präsentieren nun die jeweiligen Antworten in einer Zusammenschau. Arthur Rubinstein schrieb einmal, dass Chopin zu spielen für ihn wäre, als ob er seine größte Liebes­ erklärung abgäbe. Thielemann meinte, Strauss wäre wie ein guter, fetter Gänsebraten, den man an Feiertagen isst, aber nicht zu oft genießen soll­ te. Was würden Sie mit der Musik von Richard Strauss oder dem Strauss-Gesang assoziieren? > KS Evelyn Herlitzius: Eine (über)-reich gedeckte Tafel; wie auf den Gemälden von Pieter Bruegel.


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> KS Nina Stemme: Ich habe eigentlich keine wirklichen Assoziationen. Für mich ist Musik einfach Musik, verbunden mit dem Privileg, ein großartiges Repertoire singen zu dürfen. Gelegentlich, ein paar Mal pro Dezennium, oder, wenn es hoch kommt, pro Jahr, entstehen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne die so oft erwähnten Sternstunden: das ist dann so etwas Wunderbares wie eine Liebesgeschichte und daran hat natürlich das jeweilige Stück den wesentlichen Anteil. > KS Camilla Nylund: Mir fällt zunächst zum Strauss-Gesang ein: Riesenbögen, für die wir Sängerinnen und Sänger quasi unversiegbaren Atem brauchen. Dann, etwas allgemeiner gefasst: Dieser im wahrsten Sinn des Wortes saubere, manchmal sogar fast kindliche-reine Klang, den es so nur bei Strauss gibt. Letztlich ist eine vollkommen eigene Stimmführung erforderlich, bei der selbst der höchste Ton noch viel Raum über sich haben muss und an tausend Glöckchen und Sonnenschein erinnern sollte. Wenn ich vom Vokalen weggehe und an die Strauss’schen Ausbrüche in der reinen Orchestermusik denke, so sehe ich vor mir hingegen das Bild eines sich öffnenden Himmels. > KS Stephen Gould: Ich stimme mit den oben geäußerten Empfindungen überein. Für mich gibt es aber genau ein Wort, das gleichermaßen die Musik von Richard Strauss als auch den Strauss-Gesang beschreibt: Opulenz. Man spricht immer über die Kongenialität von Strauss und Hofmannsthal. Was zeichnet nun, aus Ihrer Sicht, die Libretti von Hofmannsthal aus? > KS Evelyn Herlitzius: Die Genauigkeit der Charakterisierung, verbunden mit dem Reichtum der Sprache. > KS Nina Stemme: Das Besondere sind seine vielschichtigen, ausgefeilten, zum Teil ganz rätselhaften Charaktere sowie die aus diesen resultierenden zwischenmenschlichen Begegnungen, die durch die Musik von Strauss auf eine nächsthöhere Ebene gehoben bzw. bereichert werden. Zudem ist Hofmannsthals Sprache so außergewöhnlich, so voller Musikalität, so beflügelnd.

> KS Camilla Nylund: Hofmannsthal hatte ein unheimliches Gefühl für die Sprache und man findet in seinen Libretti für praktisch alle Lebenslagen ein passendes, kluges Zitat. Da es sich bei der Frau ohne Schatten um ein Märchen handelt, besitzt der Text in diesem Fall etwas bewusst Artifizielles, in die man sich als Interpret regelrecht hineingraben muss. Insgesamt handelt es sich aber um eine sehr plastische Sprache, die das Gesagte bzw. Gesungene augenblicklich greifbar macht. Zugleich ist Hofmannsthal ungemein sangbar, und es liegt auf der Hand, dass seine Dichtungen Strauss zu seinen Kompositionen inspiriert haben. > KS Stephen Gould: Hofmannsthals SprachKonstruktionskunstwerke sind eine geradezu perfekte Verbeugung vor den Konstruktionskunstwerken der Strauss’schen symphonischen Musik. Ich glaube, hierin liegt das Geheimnis ihrer gegenseitigen Synergien. Nietzsche nannte Tristan und Isolde das opus me­ taphysicum aller Kunst. Wagners Ring wird gerne als sein opus magnum bezeichnet. Wie wür­ den Sie Frau ohne Schatten sehen – was ist das Alleinstellungsmerkmal, das Außergewöhnliche dieser Oper unter allen anderen Strauss-Opern? > KS Evelyn Herlitzius: Die Komplexität, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. > KS Nina Stemme: Es geht auch hier wieder um zwei Paare, um mehrere starke Frauen, aber da es sich um ein komplexes, vielschichtiges Märchen handelt, sind die Charaktere in der Frau ohne Schatten noch rätselhafter als sonst. Man spürt überdies, dass sich Strauss und Hofmannsthal in vielerlei Hinsicht nicht festgelegt haben, nicht festlegen wollten, was einerseits viele Deutungsmöglichkeiten zulässt, andererseits für die Interpreten aber die Gefahr birgt, sich in eine Sackgasse zu manövrieren. Wahrscheinlich ist es also sinnvoller, in und mit diesem Stück Fragen zu stellen als Antworten zu suchen. Ganz nebenbei empfinde ich Frau ohne Schatten als ein großes Präludium zum Intermezzo. > KS Camilla Nylund: Die Frau ohne Schatten ist eine in jeder Hinsicht bombastische Oper – in dieser extremen Ausprägung übertrifft sie wohl alle anderen Strauss-Opern. www.wiener-staatsoper.at

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Die Frau ohne Schatten Premiere: 25. Mai 2019 Reprisen: 30. Mai 2019, 2., 6., 10. Juni 2019 Einführungsmatinee: 12. Mai 2019 Diese Produktion wurde ermöglicht mit der Unterstützung von


> KS Stephen Gould: Ich fürchte, ich habe mich noch zu wenig ins Strauss’sche Opus vertieft, um diese Frage seriös zu beantworten. Welche Stelle oder Passage in Frau ohne Schatten berührt Sie am meisten, auf welche Stelle würden Sie die Aufmerksamkeit des Publikums ganz be­ sonders lenken wollen – und warum? > KS Evelyn Herlitzius: Die Stelle der Kaiserin im 1. Akt, wenn sie sich zurückerinnert an den Verlust des Talismans „in der Trunkenheit der ersten Stunde“. Das ist von geradezu überirdischer Schönheit. > KS Nina Stemme: Sehr bemerkenswert ist zweifellos das „Dritthalb Jahr bin ich dein Weib und du hast keine Frucht gewonnen aus mir“ aus dem ersten Akt: Diese Stelle ist so spärlich orchestriert, dass die Sängerin stimmlich vollkommen nackt im Raum steht. Das verstärkt die fast gruselige Rätselhaftigkeit dieses Satzes, dessen Aussage nur aufs erste eindeutig ist. Ob man hier jemals den Strauss’schen und Hofmannsthal’schen Anforderungen gerecht werden kann? > KS Camilla Nylund: Im 1. Akt die Arie und das Duett mit der Amme und noch mehr im 3. Akt die Arie mit dem Geigensolo „Vater bist du’s“. Dieser Abschnitt ist für mich eine Offenbarung, Strauss hat mit einfachsten Mitteln geniale Stimmungen geschaffen – darin war er konkurrenzlos. Für mich als Interpretin ist es beglückend festzustellen, dass man in dieser Oper ungemein emotional werden kann und unentwegt Fragen stellen darf – schließlich spiegelt die Partie der Kaiserin gewissermaßen die Entwicklung eines kompletten Lebens wider, in dem es um wesentliche Lern- und Erfahrungsprozesse geht. > KS Stephen Gould: Obwohl es viele solcher aufwühlender Momente im FroSch gibt über die man sprechen könnte, bleibt meine bevorzugte Stelle nach wie vor die „Falke, du wilder gefundener“-Arie des Kaisers: und nicht nur deshalb, weil es sich um „meine“ Musik handelt. Diese Arie ist betörend, von ihrer Eigenart her, aber auch weil man auf emotionale Weise ein Verständnis von der Wichtigkeit des menschlichen Miteinanders und der menschlichen Weiterentwicklung erhält. Wenn man noch in Betracht zieht, dass hier, hinsichtlich der Melodik, Instrumentation und Farbgebung eine der bewegendsten Strauss’schen Beispiele vorliegt, dann wird

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klar, wie sehr an der besagten Stelle die Gesamtheit des Stückes zum Ausdruck kommt. Gäbe es eine Frage zu Frau ohne Schatten, die Sie Strauss gerne stellen würden? > KS Evelyn Herlitzius: Nicht an Strauss; aber an Hofmannthal hätte ich einen ganzen Sack voller Fragen… > KS Nina Stemme: Mich würde brennend interessieren, worüber die beiden in Bezug auf die Frau ohne Schatten auf ihrer gemeinsamen Romreise 1913 gesprochen haben – denn aus diesem Zeitfenster existieren nämlich verständlicher Weise keine Werkstattbriefe. Und auch ihre Anweisungen bei den Proben zur Uraufführung an der Wiener Staatsoper hätte ich gerne mitangehört. > KS Camilla Nylund: Strauss war ein absoluter Vollblutmusiker und schon deshalb würde ich gerne mit ihm eine Rolle durcharbeiten, einfach um zu wissen, welche Klangwelt, welches Tempo ihm vorgeschwebt ist. Und dann hätte ich natürlich viele Fragen zu den verschiedenen Frauenrollen, die ich auf der Bühne gesungen habe. > KS Stephen Gould: Meine Frage lautete: Warum muss die Tessitur immer so hoch sein? Frau ohne Schatten wurde für dieses Orchester und für dieses Haus geschrieben: Mit welchem Ge­ fühl betreten Sie mit diesem Werk 100 Jahre nach der Uraufführung ebendiese Bühne? > KS Evelyn Herlitzius: Mit dem Gefühl grenzenloser Freude. > KS Nina Stemme: Abgesehen von der Ehre und Freude tragen wir ein Stück Verantwortung, wenn wir dieses Werk vor dem Publikum in unserer Interpretation präsentieren. Einerseits sind wir diesbezüglich vollkommen frei, andererseits liegt die Musik dieser Oper gerade hier in Wien gewissermaßen in der Luft, sodass man nur nach ihr greifen muss. > KS Camilla Nylund: Mit großer Freude, aber auch großer Demut, schließlich habe ich hier viele bedeutende Vorgängerinnen gehabt. > KS Stephen Gould: Mit Demut und dem steten Verlangen, von der Tradition zu lernen. Wenn Sie Ihren Gesamteindruck der Frau ohne Schatten überdenken, welches Pendant in der Kunstgeschichte, Filmgeschichte oder Literatur


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würde Ihnen (atmosphärisch) dazu passend ein­ fallen? > KS Evelyn Herlitzius: Shakespeares Sommer­ nachtstraum. > KS Nina Stemme: Im Moment weiß ich nichts, was dieser Oper wirklich gänzlich entspricht. > KS Camilla Nylund: Gustav Klimt und Hermann Hesse! > KS Stephen Gould: Ich hätte gerne Frau ohne Schatten in einer Verfilmung Akira Kurosawas erlebt. Seine Fähigkeit, den emotionalen Ausdruck der einzelnen Charaktere zu verdichten und zu fokussieren, noch dazu in einer in höchstem Maße stilisierten Umgebung, oftmals mit zusätzlicher Einbeziehung von Folklore und Märchen, hätte zu einer perfekten kinematographischen Version dieser Oper geführt. Auf welche Weise kann man sich der Gesamtheit dieses Kunstwerkes Frau ohne Schatten auf ideale Weise (neu) annähern? Wie war Ihre erste Annä­ herung? > KS Evelyn Herlitzius: Sich als Erstes dem Ganzen einfach hinzugeben. Danach, wenn der Rausch nachlässt: darüber lesen, sich immer mehr hinein versenken. > KS Nina Stemme: Das ist eine schwierige Frage, schließlich bin ich selbst noch auf der Suche. Man beginnt bei der Musik, wechselt zum Text, kehrt zur Musik zurück … Wahrscheinlich ist der Erstzugang über die Musik am Sinnvollsten. Meine Empfehlung lautet: Hingehen, erleben und entdecken. Das musikalische Pendant ist wohl die Zauberflöte. In beiden Fällen sind zahllose Ebenen zu finden, von denen aber nicht eine bestimmte überbetont werden sollte, da man sonst sofort auf einer anderen Seite etwas Wesentliches verliert. Gott sei Dank darf ich singen und muss nichts erklären oder inszenieren. > KS Camilla Nylund: Ich bekam das Original-Märchen von einem Bekannten, tat mir aber, ehrlich gesagt, mit dem Lesen recht schwer. Als ich die Partie der Kaiserin dann erstmals einstudieren sollte, griff ich ausnahmsweise zu bereits bestehenden Einspielungen, um mich mit den Klängen vertraut zu machen. Im Gegensatz zum Publikum haben wir Sänger aber den Vorteil, uns in der langen Probenzeit intensiv mit dem Stück auseinanderzusetzen. Andererseits gibt es heute für alle Interessierten nahezu unendliche Mög-

lichkeiten via Internet, CD, Spotify, um sich einzuhören- bzw. einzulesen. DVD würde ich nicht so sehr empfehlen, da man sonst visuell von Vornherein stark geprägt wird. > KS Stephen Gould: Meine erste Erfahrung mit Frau ohne Schatten war der Versuch, die Oper als surrealistisches Kindermärchen zu präsentieren respektive als Alptraum. Erkennend wie absurd jede Bestrebung sein muss, dieses Stück wörtlich oder realistisch abzubilden, glaube ich, dass es essenziell ist, eine Erzähl-Metapher zu finden, die das ganze Werk veredelt und uns hilft, die geistig /menschliche Erkenntnis zu sehen, die sich dann zum Mythos erhebt. Das Gespräch führte Andreas Láng

DIE FRAU OHNE SCHATTEN Dirigent: Christian Thielemann Regie: Vincent Huguet | Bühne: Aurélie Maestre Kostüme: Clémence Pernoud | Licht, Video: Bertrand Couderc Dramaturgie: Louis Geisler Chorleitung: Thomas Lang Kaiser: Stephen Gould Kaiserin: Camilla Nylund Amme: Evelyn Herlitzius Barak: Wolfgang Koch Färberin: Nina Stemme Geisterbote: Sebastian Holecek Hüter der Schwelle des Tempels: Andrea Carroll Stimme eines Jünglings: Benjamin Bruns Stimme des Falken: Maria Nazarova Stimme von oben: Monika Bohinec Der Einäugige: Samuel Hasselhorn der Einarmige Ryan Speedo Green Der Bucklige: Thomas Ebenstein 1. Dienerin / 1. Stimme der Ungeborenen/1. Solostimme: Ileana Tonca 2. Dienerin / 2. Stimme der Ungeborenen/2. Solostimme: Mariam Battistelli: 3. Dienerin/4. Stimme der Ungeborenen/4. Solostimme: Szilvia Vörös 3. Stimme der Ungeborenen/3. Solostimme: Virginie Verrez 5. Stimme der Ungeborenen/5. Solostimme: Bongiwe Nakani 6. Solostimme: Zoryana Kushpler

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DIE MAGIE DES MÄRCHENS Die Frau ohne Schatten kommt am 25. Mai zur Premiere

Regisseur Vincent Huguet bei den Proben

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o einzigartig das künstlerische Profil des Hauses am Ring auch ist, so groß die Geschichte auch sein mag: allzu viele Meisterwerke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sind nicht zur Uraufführung gebracht worden. Werther, Das Spielwerk und die Prinzessin, die szenische Erstaufführung von Oedi­ pus rex, die zweite Fassung von Ariadne auf Naxos sind die wichtigsten – und natürlich: Die Frau ohne Schatten. Hier hat das geniale Duo Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ein Werk geschaffen, das der Komponist selbst als „schönste und erhabenste Arbeit“ prophezeite. Schon ab 1910 diskutierten Strauss und Hofmannsthal über einen neuen Opernstoff, spätes­ tens ab 1911 existierte der Titel Frau ohne Schatten. Inmitten des Ersten Weltkriegs entstand das Werk, 1917 war es fertiggestellt. Obgleich sich Hofmannsthal zunächst gegen Wien als Uraufführungsort aussprach, gelangte das Werk dennoch 1919 an der Wiener Staatsoper zur Weltpremiere. Erzählt wird die (komplexe) Geschichte zweier Paare – Kaiser und Kaiserin wie Färber und Färberin –, die durch Selbsterkenntnis, Selbstüberwindung zum glücklichen Ende finden.

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Zum 150. Geburtstag des Hauses kommt nun eine Neuproduktion heraus: Christian Thielemann dirigiert, Vincent Huguet inszeniert, es singen u.a. Nina Stemme, Evelyn Herlitzius, Camilla Nylund, Stephen Gould und Wolfgang Koch. Dass die Oper in einer Zeitenwende entstanden ist, findet Regisseur Vincent Huguet spannend: „Es war der Moment in Europa, als man sich genau an der Absprungkante zwischen Vergangenheit und Zukunft befand. Nicht nur politisch, sondern auch künstlerisch. Die Avantgarde kam auf und ließ manches plötzlich alt aussehen. Daraus ist der Gedanke der „letzten romantischen Oper“ entstanden: Ein letzter Höhepunkt, eine Verschmelzung von so vielen Dingen: Da ist die deutsche Romantik drinnen, die Welt von 1001 Nacht, Antik-Ägyptisches, Goethe und vieles mehr. Umso weiter man gräbt, desto mehr eröffnet sich eine faszinierende Welt!“ Nur ein Konzept als einzige wahre Möglichkeit anzubieten, gewissermaßen das Konzept, das die gesamte Oper auf ein Thema herunter bricht, interpretiert und ausleuchtet, davon nimmt Huguet Abstand. „Ich bin immer fasziniert, wenn andere Regisseure sagen können: ,Ich habe das Konzept schlechthin


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gefunden!‘ Bei Frau ohne Schatten glaube ich nicht, dass das möglich ist. Denn die Oper ist so reich, so vielfältig, so vielschichtig, dass jeder Versuch, sie auf eine Denkschiene zu setzen, einer Reduktion ihrer Ausdruckskraft gleichkommt. Mit nur einer Konzeptidee, nur einem Betrachtungswinkel wird man Frau ohne Schatten nicht gerecht!“ Und so verschreibt er sich auch nicht einer spezifischen Lesart der Oper, sondern hält sich bewusst mit konkreten Ausdeutungen zurück. „Strauss und Hofmannsthal wollten in diesem Werk, das ihr außergewöhnlichstes ihrer gesamten außergewöhnlichen Zusammenarbeit ist, die Qualität eines Märchens schenken. Nun wissen wir: Es gibt nichts Zerbrechlicheres als ein Märchen. Sobald man es erklärt, es fest zu machen versucht und die Symbolik ausdeutet, verliert es seinen Zauber. Natürlich wissen wir alle, dass Märchen nicht nur die erzählte Geschichte sind, sondern es viele darunterliegende Schichten gibt, die zum Teil gar nicht kindgerecht sind. Das ist wichtig zu wissen, um sich damit zu beschäftigen! Doch darf man, wenn man ein Märchen erzählt, das alles nicht zu sehr in den Vordergrund rücken, sondern muss die Magie wirken lassen.“ Und so sieht sich Huguet auch als Erzähler, der die Geschichte zu allererst plausibel machen will. „Frau ohne Schatten ist komplex genug. Wenn es mir gelingt, die Oper so zu erzählen, dass sie verstanden wird – dann ist schon viel gewonnen!“ Die Parallele zum Heute ist für ihn bestechend: „Es hat mich verblüfft, wie wenig Hofmannsthal und Strauss in ihrem Briefwechsel über den Ersten Weltkrieg sprechen. Wenn, dann eher am Rande, aber niemals im Sinne von: ,Gestern war wieder eine furchtbare Schlacht, bei der 2000 Menschen gefallen sind.‘ Warum nicht? Wie kann es sein, dass zwei Menschen, die sehen, dass eine Welt untergeht und rundherum Krieg ist, nicht darüber sprechen? Dann wurde es mir klar: Sie sprachen nicht davon, weil es in Frau ohne Schatten um den Krieg geht, nicht direkt angesprochen, aber in einem höheren Sinne. Sie konnten ja gar nicht anders, als in der Oper den Krieg zu verhandeln – denn als Künstler ist man gefordert, Stellung zu beziehen und einen Kommentar abzugeben … Wie also nahmen sie Stellung? Sie sagten, dass, wenn Menschen sich – nicht nur in ihrem Verhalten, sondern auch in der Art, wie sie mit der Liebe umgehen – nicht ändern, der Zyklus des Lebens, der Genera-

tionenweitergabe unterbrochen wird und es kein Weiter, keine Kontinuität mehr gibt. Es muss ein Umdenken stattfinden, ein Sprung über den eigenen Schatten! Kein Wunder, dass damals manche Frauen sagten, dass sie keine Kinder wollen, um sie nicht für einen Soldatendienst großzuziehen… Und eigentlich ist es beklemmend, dass wir heute erneut an einem solchen Punkt angelangt sind! Vielleicht aktuell nicht militärisch. Aber auf ökologischer Ebene: Wenn wir heute nicht umdenken und unser Verhalten grundlegend ändern, werden die Generationen nach uns keine Erde mehr vorfinden, auf der man leben kann …“ Oliver Láng

DIE FRAU OHNE SCHATTEN an der Wiener Staatsoper Am 10. Oktober 1919 kommt die Frau ohne Schatten an der Wiener Staatsoper zur Uraufführung. Wien wäre nicht Wien, wenn nicht schon das Vorhaben, das Werk hier zur Weltpremiere zu bringen, auch eine Opposition auf den Plan gerufen hätte. Parallel dazu kam Kritik am neuen Direktor Strauss, der noch vor seinem Antritt angefeindet wurde. Nach der Uraufführung – unter Franz Schalk, unter anderem mit Maria Jeritza, Lotte Lehmann, Karl Aagard-Oestvig, Richard Mayr, Lucy Weidt – waren die Lager gespalten: die einen sprachen vom „größten Meisterwerk, das seit dem Tode Wagners über die Bühne gegangen ist“, die anderen vom „Libretto als Schattenseite“. 39mal wurde Die Frau ohne Schatten in dieser Produktion gegeben. 1931 kam eine Neuproduktion unter Clemens Krauss heraus (sie wurde auch bei einem Gastspiel in Venedig gegeben, die italienische Erstaufführung!), bereits zwölf Jahre später, 1943, eine weitere unter Karl Böhm. Zur Wiedereröffnung des Hauses am Ring 1955 war Frau ohne Schatten Teil des Premierenzyklus‘, in einer Doppelpremiere (mit zwei Besetzungen) brachte Karajan im Juni 1964 eine Neuproduktion heraus. Die bislang letzte Neuinszenierung erfolgte 1999 unter Giuseppe Sinopoli (Inszenierung: Robert Carsen). Insgesamt erklang die Oper bislang 147mal im Haus am Ring.

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Die Frau ohne Schatten Premiere: 25. Mai 2019 Reprisen: 30. Mai 2019, 2., 6., 10. Juni 2019 Einführungsmatinee: 12. Mai 2019 Diese Produktion wurde ermöglicht mit der Unterstützung von


150 JAHRE OPERNHAUS AM Eine kurze Zeitreise entlang der Direktionen galt Bruckner und Wagner, in die Musikge­schichte ist er als Entdecker des Autographen von Schuberts Unvollendeter eingegangen. Weniger Glück war ihm als Direktor der Hofoper beschieden: eine unerklärliche Angst vor der Bürokratie hemmte sein Wirken. Die Bilanz seiner Direktionszeit kann sich dennoch sehen lassen: Imposante Produktionen wie Aida, Rienzi oder Oberon standen am Spielplan – wie auch die Uraufführung von Goldmarks Die Königin von Saba, die für Furore sorgte. Letztlich scheiterte die „Künstlernatur“ Herbeck am Geld: der Börsenkrach von 1873 hatte finanzielle Herausforderungen gebracht, die der Direktor nicht zu bewältigen verstand.

FRANZ VON DINGELSTEDT Mit Don Giovanni – auf Deutsch gesungen und Don Juan genannt – begann die künstlerische Geschichte des Opernhauses am Ring. Der erste Direktor des neuen Hauses war gleichzeitig der letzte Direktor des alten Hauses, des unbequemen, aber geschichtsträchtigen Kärntnertortheaters, das nur wenige Schritte vom Neubau entfernt stand. Dingelstedt, in Deutschland geboren, verfasste zur Eröffnung einen Festprolog, den Charlotte Wolter sprach: dass sie eine deutsche, schwarzrot-gelbe Fahne schwenken sollte, war der Zensur naheliegender Weise zu viel. Also wurde der rote Streifen kurzerhand herausgeschnitten, sodass eine schwarz-gelbe, habsburgische Fahne übrigblieb. Dingelstedt blieb nicht lange Operndirektor: bereits 1870 wechselte er als Direktor ans Burgtheater.

JOHANN VON HERBECK Herbeck, in Wien ein überaus beliebter Diri­ gent und erfolgloser Komponist, war ein viel­be­ schäftigter Musiker, er leitete u.a. den Sing­verein der Gesellschaft der Musikfreunde, war 1. Hof­ kapellmeister: Ein „Dirigentengenie“ nannte ihn der Kritikerpapst Eduard Hanslick. Herbecks Liebe

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FRANZ VON JAUNER Der nächste Direktor, Franz Jauner, hatte den Theaterberuf „von der Pike“ auf gelernt. Als Schauspieler und Regisseur war er seit seiner Jugend ebenso zu erleben wie später als höchst erfolgreicher Direktor des Wiener Carl-Theaters. Im Mai 1875 trat er als Hofopern-Direktor an, im Juni konnte er bereits eine Sensation anbieten: Verdi leitete sein Requiem und seine Aida. Noch bedeutsamer war, dass es ihm gelang, Wagner, der dem Haus aufgrund eines Tantiemenstreits grollte, zu befrieden. Wagner kam, inszenierte 1875 Lohengrin und Tannhäuser und dirigierte 1876 Lohengrin. Jauner sicherte sich auch die Rechte an Tristan und Isolde (ein Werk, das er nie spielte) und jene am Ring des Nibelungen:


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RING Dass der Ring in Wien gespielt werden durfte, hatte allerdings nicht nur mit Geld, sondern auch mit Wagners Wünschen an die Hofoper zu tun: Der Komponist wollte Sänger aus Wien für die Bayreuther Festspiele, im Gegenzug forderte Jauner Aufführungsrechte für Wien. Ein weiterer Clou Jauners war die Wiener Erstaufführung der Carmen, die von Wien aus ihren internationalen Triumphzug antrat und der erste Ball – HofopernSoirée genannt – im Haus am Ring.

In Jahns Amtszeit wurde der elektrische Strom im Haus eingeführt (1887), gekrönte Häupter wie der Schah von Persien oder der russische Zar besuchten Aufführungen. Im letzten Halbjahr seiner Direktion engagierte Jahn einen Gastdirigenten für Wagners Lohengrin, der sein Nachfolger werden sollte: Gustav Mahler.

VERBO

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GUSTAV MAHLER WILHELM JAHN Nach einem kurzen Intermezzo wurde Wilhelm Jahn neuer Direktor. Unter seiner langen Leitung – sie dauerte 17 Jahre und ist somit die zweitlängste in der Geschichte des Hauses – herrschten ruhigere Zeiten im Haus am Ring vor. Das Ballett erhielt eine größere Bedeutung und brachte Außergewöhnliches, wie die noch heute gespielte Puppenfee oder das beeindruckende Excelsior hervor, der erste fast komplette Wagner-Zyklus ging über die Bühne. 1880 spielte das Haus am Ring einen Mozart-Zyklus (mit sieben Mozart-Opern), es gab unter Jahn die Hofopern-Erstaufführungen von Otello, Cavalleria rusticana, Pagliacci, Manon, Hänsel und Gretel, Fledermaus und Die verkaufte Braut – sowie schließlich die Uraufführung von Werther. Legendär war auch Jahns Zusammenarbeit mit dem großen Wagner-Dirigenten Hans Richter.

Am 11. Mai 1897 leitete Mahler seine euphorisch bejubelte Antrittsvorstellung im Haus am Ring – Wagners Lohengrin. Nur wenig später wurde er zum neuen Leiter des Hauses ernannt. Man kann diese Ernennung als eine Zäsur in der Geschichte der Wiener Oper sehen, wie es sie wahrscheinlich nie wieder gegeben hat. Mahler forderte von allen Beteiligten ein neues Theater, ein Theater ohne Berufung auf falsche Traditionen, ein Theater ohne jede Schlamperei und eine fast heilige Begeisterung für die Sache: der kompromisslose Ausdrucksgehalt des jeweils aufgeführten Werkes musste im Mittelpunkt stehen! Das Zentrum sollte eine künstlerische Wahrheit sein, der sich alles andere unterzuordnen hätte. Dementsprechend brachte er eine Reihe von Werken – besonders von Wagner – strichlos heraus (was ihn aber nicht hinderte, in andere Opern musikalisch einzugreifen). In vielen kleinen und www.wiener-staatsoper.at

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Bilder von links nach rechts: Eröffnungsplakat, 1869; Erste Hofopern-Soirée, 1877; Das alte Haus; Salome-Klavierauszug; Gustav Mahler


großen Reformen, etwa der Tieferlegung des Orchestergrabens, des Verbots der Claque, des Verbots des Einlassens von Zu-Spät-Kommenden, vor allem aber im Hinblick auf eine musikalische und ästhetische Neuausrichtung, formte er einen Vorzeigebetrieb, der noch zu Lebzeiten zur Legende wurde. Sein Mitstreiter war der geniale Bühnenbildner Alfred Roller. Mahler brachte Novitäten (wie Contes d’Hoffmann, Eugen Onegin, Pique Dame, Madama Butterfly, La Bohème, Corregidor, Lakmé), einen neuen Mozart-Stil und eine neue Art der Inszenierung. Sein Wunsch, die Salome zu spielen, wurde von der kaiserlichen Zensur verboten. Doch er hatte in Wien auch Feinde, deren beständige Intrigen ihn schließlich, 1907, nach zehn Jahren härtester Arbeit, zur Demissionierung brachten.

Theater-Intendant in der deutschen Provinz. Er war ein Theatermacher – und ein Manager, der auf Erfolg und Geld schaute. Er fand an der Hofoper Schlamperei und ein blühendes Freikartenwesen, desolate Verhältnisse und Geldverschwendung – und machte sich, mit wenig Feingefühl, ans Aufräumen. Für die Wiener ein Schock: fühlten sie sich doch von diesem kühlen Manager unverstanden. Seine Bilanz war nicht schlecht: Parsifal, Rosenkavalier, Pelléas et Mélisande, Ariadne auf Naxos, Notre Dame, La fanciulla del West, Jenůfa, Das Spielwerk und die Prinzessin: Erst- bzw. Uraufführungen aus der Zeit des unbequemen Mannes mit dem unwirschen Tonfall. Darüber hinaus engagierte er Maria Jeritza und Lotte Lehmann ans Haus und schaffte es, die Wiener Oper über die schwierigen Jahre des 1.Weltkrieges zu bringen.

FELIX VON WEINGARTNER Weingartner, der auch als Komponist wirkte (unter anderem mit einer dreiteiligen OrestieOpernreihe), war mit dem Hofopernorchester, das sich in seiner Zeit (1908) als Verein der Wiener Philharmoniker konstituierte, auf bestem Fuße und leitete fast zwei Jahrzehnte lang die berühmten Abonnementkonzerte. Als Operndirektor war er weniger erfolgreich, zumal er versuchte, eine Art Anti-Mahler zu werden und viele der Reformen seines Vorgängers rückgängig machte. Dazu kam, dass er ein finanzielles Chaos verursachte. In seiner Direktionszeit wurden u.a. Elektra und Tosca in der Hofoper zum ersten Mal gegeben. Eine bedeutende Reform geht auf ihn zurück: Es war bis dahin üblich, dass der Dirigent in der Oper direkt an der Bühnenrampe bzw. in der Mitte des Grabens stand und mit Blickrichtung Bühne dirigierte. Weingartner änderte die Stellung des Orchesterleiters und rückte ihn an die heutige Position – vor das Orchester. Er kehrte 1935 für etwas mehr als ein Jahr in den Direktionssessel zurück und war 1919-1924 Direktor der Volksoper.

HANS GREGOR 1911 wurde Hans Gregor Direktor des Hauses – man hatte ihn geholt, um resolut für Ordnung zu sorgen und das Haus wirtschaftlich auf Vordermann zu bringen. Gregor, Gründer der Komischen Oper in Berlin, begann als Schauspieler, Regisseur und

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FRANZ SCHALK / RICHARD STRAUSS Noch während seiner Direktionszeit wurde Gregor des Amtes enthoben. Franz Schalk übernahm interimistisch, ab 1919 leitete er gemeinsam mit Richard Strauss das Haus: Produktive, aber auch schwierige Jahre, da die Zeit der Monarchie zu Ende gegangen war und die prekäre Situation der Weltwirtschaft ihre deutlichen Spuren hinterließ. Es kam wie so oft: die Freundschaft wie auch die Zusammenarbeit zerbrach, Schalk blieb übrig und wurde alleiniger Direktor des Hauses. Strauss forderte höchste künstlerische Qualität unter Ausblendung des finanziellen


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Rahmens, er setzte sich – außerhalb – der Wiener Staatsoper für Komponisten wie Alban Berg ein, brachte Korngolds Die tote Stadt, Pfitzners Palestrina, Schrekers Die Gezeichneten und Puccinis Manon Lescaut sowie den Trittico zur Staatsopern-Erstaufführung, spielte Schönbergs Gurrelieder und seine eigene Frau ohne Schatten (Uraufführung 1919). Im Ballettbereich zeigte man unter anderem die Josephs Legende und Schlagobers (Uraufführung 1924). Strauss entwarf die Idee eines Opern-Museums, in dem – wie in einer großen Gemäldegalerie – nur die besten und bewährtesten Werke ausgestellt werden sollten. Die Wiener Staatsoper als experimentelles Uraufführungstheater – damit konnte sich Strauss nicht anfreunden.

des Hauses auf Tournee quer durch Österreich zu schicken, um allen heimischen Steuerzahlern die Oper nahe zu bringen, konnten nicht verwirklicht werden. 1934 verließ Clemens Krauss Wien und ging in das nationalsozialistische Deutschland, nach Berlin – ein Teil seines Ensembles ging mit ihm. Ihm folgten Weingartner und später Erwin Kerber; Bruno Walter war ab 1936 Künstlerischer Berater der Wiener Staatsoper.

NATIONALSOZIALISMUS UND ZWEITER WELTKRIEG

CLEMENS KRAUSS Nach dem Alleingang von Schalk standen zwei mögliche Direktoren zur Wahl: Wilhelm Furtwängler und Clemens Krauss. Man zog ersteren vor, verhandelte den Vertrag, bis er unterschriftsreif war – doch dann ging der Dirigent doch nach Berlin statt nach Wien. Also übernahm Clemens Krauss ab 1929 die Wiener Oper: Ein feinsinniger, gebildeter Künstler, der mit diplomatischem Geschick, aber auch einen Blick auf seine persönliche Karriere das Haus leitete. Dass ihm Richard Strauss den Rücken stärkte, war seiner Berufung hilfreich. Krauss’ Credo lautete Ensemblepolitik, und tatsächlich scharte er prominente Sängerinnen und Sänger eng um sich. In seine Zeit fallen die Staatsopern-Erstaufführung von Verdis Don Carlo und Macbeth, von Bergs Wozzeck sowie die Uraufführung von Lehárs Giuditta. Visionäre Überlegungen, das Ensemble

Nach dem sogenannten „Anschluss“ am 12. März 1938 wurden zahllose Künstler der Wiener Staatsoper verfolgt, vertrieben und ermordet, quer durch das gesamte Haus, durch alle Abteilungen zog sich die unmenschliche Gewalt: von einem Tag auf den anderen durften jüdische Sänger nicht mehr singen, jüdische Mitarbeiter das Haus nicht mehr betreten. Überzeugte Nationalsozialisten, Ideologen und Mitläufer übernahmen Schlüssel­ positionen und wurden befördert. Neben all der menschlichen Grausamkeit und Tragik war auch der qualitative Niedergang des Hauses zu verzeichnen: da wichtige Stützen des Ensembles und herausragende Künstler vertrieben wurden, Werke jüdischer Komponisten nicht mehr gespielt werden durften, fehlte es auch an künstlerischer Substanz. Das dunkelste Kapitel der Staatsopern­ geschichte war angebrochen. Künstler wie Leo­ pold Reichwein, ein drittrangiger Dirigent und Nationalsozialist der ersten Stunde, rückten vor, fanatische Nationalsozialisten übernahmen das www.wiener-staatsoper.at

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Bilder von links nach rechts: Josephs Legende; Alban Berg und Sänger der Premiere; Das zerstörte Haus, 1945


Ruder. Auf dem Spielplan tauchten Werke wie Königsballade, ein Machwerk des NS-Komponisten Rudolf Wille, auf. 1943 wurde Karl Böhm, zumindest ein Mitläufer des Nationalsozialismus, Direktor des Hauses, er sollte es, nach dem Wiederaufbau der Wiener Staatsoper, wieder werden. Am 12. März 1945 wurde die Wiener Staatsoper durch Bombentreffer und einem daraus folgenden Brand zerstört. In den Jahren zwischen 1945 und 1955 – das Haus am Ring war wie bereits erwähnt in den letzten Kriegstagen zerstört worden – spielte man in den Ausweichquartieren Theater an der Wien und Volksoper, Direktoren waren Alfred Jerger, Franz Salmhofer und Hermann Juch.

eines austauschbaren Startheaters ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Mit der Mailänder Scala wurde ein Austausch von Produktionen und Künstlern vereinbart, die Originalsprache bei Opernaufführungen wurde eingeführt, das VerdiRepertoire verstärkt, Budgets stiegen, gleichzeitig brach im Haus aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder auch Unruhe aus – bekannt die Bohème-Premierenabsage aufgrund des internen Streits rund um den Maestro suggeritore. Doch alles in allem stellte die Ära eine wichtige Öffnung der Wiener Staatsoper dar, die den Zeichen der Zeit entsprach. Neben Karajan wirkten als Ko-Direktoren bzw. als Generalsekretär Egon Seefehlner, Walter Erich Schäfer sowie Egon Hilbert.

EGON HILBERT

KARL BÖHM – HERBERT VON KARJAN Die Wiedereröffnung des Hauses 1955 fand unter Karl Böhm statt – nach dem ersten Enthusiasmus war bald Kritik an der künstlerischen Qualität sowie an den langen Abwesenheiten des Direktors zu hören. In einem berühmten Interview Karl Löbls am Flughafen Schwechat, in dem Böhm auf seine Auslandsaufenthalte angesprochen wurde, antwortete dieser: „Ich denke nicht daran, meine internationale Karriere der Wiener Staatsoper zu opfern“. Die daraufhin ausbrechenden Proteste führten dazu, dass Böhm wenige Tage später vom Amt des Direktors zurücktrat. Ihm folgte Herbert von Karajan, unter dessen Leitung die Wiener Staatsoper in ein neues Zeitalter eintrat. Karajan kündigte mehr Auftritte internationaler Gastdirigenten an und setzte auf ein Weltensemble: also internationale Sängerinnen und Sänger, die in einer jeweils idealen Besetzung zusammenkamen. Diese Reform wurde durch die Zeiterscheinung der aufkommenden intensiven Reisetätigkeit der Sänger noch verstärkt. Die Kritik

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Egon Hilbert, der schon als Leiter der Öster­ reichischen Bundestheater erfolgreich gewirkt hatte, hatte als Operndirektor kein einfaches Leben. Er versuchte Karajans Kurs weiterzuführen, gleichzeitig warf man ihm aber vor, diesen aus dem Direktionssessel intrigiert zu haben. Die Presse schoss scharf gegen ihn und es ist kein Wunder, dass er – praktisch zeitgleich mit seiner Abberufung und vor Auslaufen seines Vertrags nach nur vier Jahren – an einem Herz­ infarkt verstarb. In seiner Amtszeit brachte die Wiener Staatsoper keine Uraufführungen und keine spektakulären Produktionen heraus, die Öffentlichkeit wünschte sich bald einen charis­ matischeren Direktor.

HEINRICH REIF-GINTL Nachfolger Hilberts wurde sein Stellvertreter, Heinrich Reif-Gintl, ein langjähriger Mitarbeiter im Bundestheater-Verband. Er läutete eine Zeit der Beruhigung und des Ausgleichs ein, die nach außen wenig spektakulär wirkte, aber doch zu einer inneren und äußeren Konsolidierung führte. Produktionen wie der Fidelio unter Leonard Bernstein und in der Regie von Otto Schenk – die Produktion ist nach wie vor am Spielplan – kam im Theater an der Wien heraus. Die beeindruckende Breite des Repertoires wurde unter anderem anlässlich der 100-Jahres-Feierlichkeiten unter Beweis gestellt: im Mai 1969 waren im Haus am


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Ring 23 verschiedene Opern, zwei Ballette und ein Konzert zu erleben.

RUDOLF GAMSJÄGER Vom nächsten Direktor, Rudolf Gamsjäger, der sehr erfolgreich den Musikverein geleitet hatte und als guter Kenner des Musikbetriebs, wenn auch nicht des Opernbetriebs galt, erhoffte sich die Öffentlichkeit eine Versöhnung mit und Rückholung von Herbert von Karajan ans OpernDirigentenpult, die allerdings nicht stattfand, was Gamsjägers Position nachhaltig schwächte. Dass ihm manche geplante Künstlerkonstellationen und Produktionen nicht gelangen – etwa ein Ring des Nibelungen unter Sir Georg Solti – sorgte für weitere Kritik. Auf der anderen Seite brachte er Dirigenten wie Carlos Kleiber und Riccardo Muti ans Haus. Als energischer und durchsetzungskräftiger „Macher“, der wenig auf den Satz: „Das war immer schon so“ gab, kam es des Weiteren immer wieder zu Spannungen mit der Bundestheaterverwaltung. Als man ihm, trotz aller Kritik und Anfeindungen, zuletzt eine Verlängerung seines Vertrags offerierte, schlug er das Angebot aus.

lautete: Statt einer nicht unbedingt notwendigen Neuinszenierung lieber ein gänzlich neues Stück auf den Spielplan bringen. Dass seine Zeit von Sparpaketen und knappen Budgets gezeichnet war, konnte seinen Elan und seine Freude an der Oper nicht dämpfen.

LORIN MAAZEL Unglücklicher war die kurze Direktionszeit Lorin Maazels: Er versuchte unter anderem ein Block­ system einzu­führen, also einzelne Stücke knapp hintereinander in derselben Besetzung zu spielen. Für damalige Wiener Verhältnisse ein rotes Tuch, von den Medien angefeindet warf er nach andert­ halb Jahren das Handtuch. Dass Maazel mit Planungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, die Moderne vernachlässigte und sich mit dem herr­ schenden Staatsopern-Betrieb nicht anfreunden konnte, sorgte in der Öffentlichkeit für weitere Kritik. 1998 kehrte er als Konzert-Dirigent an die Wiener Oper zurück, knapp vor seinem Tod wurde er Ehrenmitglied des Hauses.

EGON SEEFEHLNER Gleich zweimal war Egon Seefehlner Direktor der Wiener Staatsoper, einmal von 1976 bis 1982, ein zweites Mal nach der kurzen Direktionszeit Lorin Maazels. Seefehlner gelang es, Karajan endlich ans Haus am Ring zurückzuholen und einen Ausgleich zwischen großen Namen und einem guten Ensemble zu finden. Augenfällig ist die enorme Öffnung der Wiener Staatsoper, die in seiner Direktionszeit stattfand: Internationale Tourneen (erstes Japan-Gastspiel!), große TV-Übertragungen, erste Ansätze von Jugendprojekten (mit Menottis Kurzopern), die (Wieder-)Einführung der Einfüh­ rungsmatineen vor Premieren mit Marcel Prawy, die Tourneen durch die Bundesländer – all das trug dazu bei, das Haus am Ring einem breiteren Publikum zu öffnen. Seefehlner weitete das Repertoire stark aus, so erklang zum Beispiel als seine Eröffnungspremiere erstmals im Haus Les Troyens, vor allem aber etablierte er den BelcantoBereich. Manch heute Selbstverständliches wie der Liebestrank war lange nicht mehr an der Wiener Staatsoper gespielt worden. Sein Credo

CLAUS HELMUT DRESE Nicht viel glücklicher die Direktion von Claus Helmut Drese. Gemeinsam mit Claudio Abbado konnte er zwar einen spannenden Spielplan (auch mit Raritäten) entwerfen, doch scheiterte er an den finanziellen Rahmenbedingungen. Schnell überzog er sein Budget, um in der Folge Einsparungen vornehmen zu müssen, die seinem ursprünglichen Spielplankonzept entgegenstanden. Christian Thiele­­mann, Franz Welser-Möst, Seiji Ozawa waren wichtige Dirigenten-Debütanten in seiner Direk­ tions­zeit, manch legendäre Produktion wie Rossinis Il viaggio a Reims, die großformatig vom Fernsehen übertragen wurde, blieben im Gedächtnis. www.wiener-staatsoper.at

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Bild links: Schlussapplaus Lucia di Lammermoor mit Maria Callas und Herbert von Karajan, 1956; Bild rechts: Claudio Abbado


DOMINIQUE MEYER

IOAN HOLENDER

Bild links: Seiji Ozawa bei der Zauberflöte für Kinder Bild rechts: Barockoper an der Staatsoper – Alcina

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde der ehemalige Bariton Eberhard Waechter, zu jenem Zeitpunkt Direktor der Volksoper, zum neuen StaatsopernDirektor bestellt. Nach seinem tragischen Tod im März 1992 übernahm sein Generalsekretär, Ioan Holender, ein ehemaliger Sänger und Inhaber einer berühmten Sängeragentur, das Direktionsamt. In seiner Amtszeit nahmen eine große Anzahl an bedeutenden Karrieren von Sängern im Haus am Ring ihren Anfang, der Aufbau eines herausragenden Ensembles, verbunden mit der systematischen Ausweitung des Repertoires zeichnet diese Direktionszeit – die längste in der Geschichte der Wiener Staatsoper – aus. Zwischen 1991 und 2010 wurden vier Uraufführungen (Gesualdo, Medea, Der Riese vom Steinfeld, Die Wände), 16 Erstaufführungen, zwei KinderopernUraufführungen herausgebracht. Um auch die Theaterbedürfnisse von Kindern ernst zu nehmen, wurde auf der Dachterrasse der Wiener Staatsoper 1999 ein Kinderopernzelt errichtet. Dazu kommen Aus- und Zubauten im Gebäude, Adaptierungen und Modernisierungen im Bereich der Bühnentechnik und der Probensäle. Im Jahr 2002 berief Ioan Holender Seiji Ozawa zum Musikdirektor der Wiener Staatsoper. Die Installation einer zwei­ sprachigen Übersetzungsanlage, die Errichtung der Opernschule für Kinder, die Einführung Zauberflöten für Kinder-Vorstellungen am Tag nach dem Opernball, die Aufarbeitung der Jahre 19381945 der Wiener Staatsoper gehören zu weiteren Schwerpunkten dieser Amtszeit. Das Projekt Oper live am Platz (Übertragungen von Vorstellungen auf den Karajan-Platz), die neue Außenbeleuchtung des Hauses, die jährlich wech­selnde Überhängung des Eisernen Vorhangs durch großformatige Kunstwerke, weiters die Aufhebung des de factoVerbots der Aufnahme von Musikerinnen in das Staatsopernorchester waren zusätzliche Wegmarken.

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Dominique Meyer, der vor seiner Wiener Zeit unter anderem in der Politik gewirkt hatte, leitete eine Reihe unterschiedlicher Theater, so wurde ihm 1989 etwa die Eröffnung der Pariser Opéra Bastille übertragen, lange Jahre stand er an der Spitze des Théâtre des Champs-Elysées. Er trat mit Franz Welser-Möst als GMD (bis 2014) und Manuel Legris als Ballett-Direktor an. Von Anfang an verbesserte er die Proben- und Aufführungsbedingungen, unter anderem durch eine neue, große Probebühne und systematische Überarbeitungen von bestehenden Produktionen. – So brachte er Otto Schenk für mehrere Einstudierungen und eine Neuproduktion zurück ans Haus. Meyers Augenmerk liegt auch auf dem Ballett, das in seiner Direktion an (internatio­ nalem) Renommee gewann. Wirtschaftlicher Erfolg ist für seine Direktion ebenso charakteristisch wie der Ausbau des Ensembles, deren junge Mitglieder er oftmals bei internationalen Wettbewerben, an denen er als Juror teilnimmt, entdeckt. Auch seine Direktion ist geprägt von zahlreichen Erstauf­ füh­ rungen sowie zwei Uraufführungen und mehreren Kinderopern-Uraufführungen; die Barockoper kehrte erfolgreich ans Haus zurück. Da das Kinderopern­ zelt auf behördliche Anweisung abgebaut werden musste, suchte und fand er eine neue Spielstätte für die Kinderoper: die AGRANA STUDIOBÜHNE WALFISCHGASSE. Wesentlich war auch die umfas­ sende Restaurierung des Vestibüls, des SchwindFoyers wie der Schwindloggia. Darüber hinaus ließ er ein Streaming-Projekt entwickeln, das Opern- und Ballettaufführungen aus dem Haus am Ring (bis zu 50 pro Spielzeit) via Internet international live überträgt. Zusätzliche Projekte wie die Installation der nächsten Generation von Untertitel-Schirmen mit acht Sprachen, sonntägliche Ensemble-Matinee­ konzerte im Mahler-Saal oder ein KammermusikZyklus der Wiener Philharmoniker runden seine Bilanz ab.


150 Jahre Wiener Staatsoper

864 Seiten € 99,-

Erhältlich in allen Buchhandlungen und unter www.styriabooks.at www.wiener-staatsoper.at

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DER FAHRPLAN ZUM JUBILÄUM 9. Mai, 10.00 Uhr | Gustav Mahler-Saal RÜCKBLICK, AUSBLICK, AKTIVITÄTEN

Ab 10. Mai | Österreichische Kinos BACKSTAGE WIENER STAATSOPER

Die Veranstaltung gibt einen umfassenden Einblick in die Geschehnisse rund um die Jubiläumsfeierlichkeiten und -aktivitäten. Direktor Dominique Meyer blickt mit Oliver Rathkolb nicht nur in die Geschichte der Oper zurück, sondern gibt auch einen detaillierten Ausblick auf das Geschehen in der Wiener Staatsoper und präsentiert die Tagungsbände des Symposiums sowie weitere Publikationen und Einspielungen der Staatsoper. Zählkarten erhältlich!

Der Kinodokumentarfilm blickt titelgemäß hinter die Kulissen dieses Kulturbetriebs und skizziert die vielfältige, aber zum größten Teil unsichtbare Arbeitswelt, die es den weltbekannten Sängern, Dirigenten und Musikern erst ermöglicht, ihr Publikum zu begeistern. Regie: Stephanus Domanig.

Ab 9. Mai AUSSTELLUNG 150 JAHRE OPERNHAUS AM RING Die umfassende Festausstellung im gesamten Haus zeichnet den 150-jährigen Weg der Institution nach und erzählt nicht nur die Geschichte eines einzigartigen Opernhauses, sondern reflektiert u.a. gesellschaftliche Umstände und das kulturpolitische Umfeld, in dem die Künstlerinnen und Künstler wirkten. Besichtigung der Ausstellung vor den Vorstellungen bzw. in den Pausen.

Ab 16. Mai | Theatermuseum Wien DIE SPITZE TANZT – 150 JAHRE BALLETT AN DER WIENER STAATSOPER Das Theatermuseum zeigt in Zusammenarbeit mit dem Wiener Staatsballett eine Ballett-Ausstellung, in der ausgewählte Zeitzeugnisse zu sehen sind, die auf den Stellenwert des Ensembles und künstlerische Höhepunkte verweisen. Kuratorin: Andrea Amort. 18. Mai bis 26. Mai 2019 | Bundesländer / Welt ÜBERTRAGUNGEN IN DER JUBILÄUMSWOCHE In der Jubiläumswoche von 18. bis 26. Mai laden Konzert- und Ballettübertragungen aus der Wiener Staatsoper in den Landeshauptstädten dazu ein, in die Geburtstagsfeierlichkeiten der Wiener Staatoper miteinzustimmen. Von Wien bis Bregenz werden unterschiedliche Vorstellungen übertragen. Zudem werden Vorführungen von Kinder­ opernproduktionen gezeigt. Übertragungen aus der Wiener Staatsoper gibt es auch ins nahe und ferne Ausland, von Schanghai bis Mexico City.


150 JAHRE OPER

25. Mai 2019, 10.00 Uhr | Großes Haus GEBURTSTAGSMATINEE Im Rahmen einer Geburtstagsmatinee im Großen Haus wird die 150-jährige Geschichte des Hauses gewürdigt. Werke u.a. von Mozart, Verdi und Strauss, interpretiert von Mitgliedern des Staatsopernorchesters, des Bühnenorchesters, von Solisten und Solistinnen, dem Chor und den Kindern der Opernschule der Wiener Staatsoper (Dirigent: Frédéric Chaslin) bilden den musikalischen Rahmen. Moderation: Albert Hosp. Die Veranstaltung wird live auf Ö1 übertragen sowie auf WIENER STAATSOPER live at home gestreamt. 24. Mai 2019 ab 23.30 Uhr | ORF 2 DIE LANGE NACHT DER WIENER STAATSOPER Gezeigt werden legendäre Szenen und Ausschnitte aus bekannten Opern- und Ballettproduktionen der Wiener Staatsoper. 25. Mai 2019, 17.30 Uhr | Großes Haus Premiere: DIE FRAU OHNE SCHATTEN Am Abend des 25. Mai findet, als Höhepunkt der Feierlichkeiten die Premiere von Richard Strauss’ 1919 an der Wiener Staatsoper uraufgeführten Frau ohne Schatten statt. 26. Mai 2019, 20.30 Uhr JUBILÄUMSKONZERT AM PLATZ Beim Jubiläumskonzert am Karajan-Platz vor der Oper werden Künstler des Hauses ein breitgefächertes Programm präsentieren. Mit dabei: u.a. Jonas Kaufmann, Erwin Schrott, Olga Bezsmertna, Valentina Naforniţă, Jongmin Park, Günther Groissböck, Sonya Yoncheva, Camilla Nylund, Tomasz Konieczny, Nina Stemme, Roberto Alagna; Dirigent: Marco Armiliato. Das Festkonzert wird auf Arte und ORF III live übertragen. Eintritt frei! 1. Juni 2019 | 3sat ROTER SAMT UND BÜHNENSTAUB In einem Film, der hinter die Kulissen der Wiener Staatsoper blickt, entführen Florian Gehbauer und Jennifer Rezny in die Wunderwelt des Hauses.

N EU ER S CH EIN U N G EN PRACHTBÄNDE Zur Eröffnung des Hauses erschien ein edler Prachtband mit detailreichen Abbildungen zur Architektur. Zum Jubiläum gibt es einen Faksimile-Nachdruck. Darüber hinaus erscheint ein Band mit Entwürfen zum Wiederaufbau, die erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden. GESCHICHTE DER OPER IN WIEN Die doppelbändige Publikation, die auf die Ergebnisse des Symposiums im September 2018 aufbaut, bietet eine umfassende Gesamtdarstellung der Entwicklung der Oper in Wien. WIR VOM STEHPLATZ In zahlreichen Geschichten erzählen ehemalige und aktuelle „Stehplatzler“ – von Otto Schenk, Elı̄na Garanča bis Sigi Bergmann und Anton Zeilinger von ihren Stehplatz-Sternstunden. CHRONIK-KATALOG ZUR AUSSTELLUNG Der reich bebilderte Katalog erzählt in Chronik-Form die Geschichte des Hauses, ihrer Künstler sowie wichtiger Ereignisse, die die (Wiener) Operngeschichte prägten. JUBILÄUMS CD-BOX Die Wiener Staatsoper veröffentlicht gemeinsam mit ORFEO eine Sonderedition zentraler Aufnahmen: Ariadne auf Naxos (2014), Un ballo in maschera (2016), Elektra (1965), Eu­ gen Onegin (2013), Fidelio (1962), Le nozze di Figaro (1977), Tristan und Isolde (2013), Il viaggio a Reims (1988), Wozzeck (1955), inklusive zwei Bonus-CDs mit berühmten Künstlern. JUBILÄUMS DVD-BOX In Zusammenarbeit mit Arthaus Musik erscheint eine DVD-Box mit Highlights aus der Wiener Staatsoper: Carmen 1978, Don Giovanni 1999, Turandot 1983, Il trovatore 1978, Lohengrin 1990, Elektra 1989, Alcina 2011, Ariadne auf Naxos 2014

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STAATSOPERNCHRONIK im Überblick 1869

DIREKTOR

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Franz von Dingelstedt

Eröffnung mit: Don Juan (Don Giovanni), Ballettpremiere: Sardanapal

Eröffnung der neuen Hofoper

Franz von Dingelstedt

Erstaufführung: Meistersinger von Nürnberg

Ende des Parallelbetriebs Kärntnertor­ theater/neue Hofoper

Erstaufführung: Rienzi

zahlreiche Burgtheatervorstellungen an der Hofoper

1870

Johann von Herbeck

1871

Johann von Herbeck

1872

Johann von Herbeck

1873

Johann von Herbeck

1874

Johann von Herbeck

Debüt: Emil Scaria

Johann von Herbeck

Uraufführung: Die Königin von Saba

1875

Franz von Jauner

Erstaufführung: Carmen

1876

Franz von Jauner

Verdi dirigiert an der Hofoper sein Requiem und Aida Wagner dirigiert an der Hofoper Lohengrin

1877

Franz von Jauner

Mit der Premiere der Walküre: Beginn des ersten kompletten Rings außerhalb von Bayreuth

1878

Franz von Jauner

Erstaufführung: Das Rheingold, Siegfried

1879

Franz von Jauner

Erstaufführung: Götterdämmerung

Erste Ballveranstaltung an der neuen Hofoper

Luigia Cerale wird Primaballerina

Franz von Jauner

Erster Mozart-Zyklus im Haus am Ring

Karl Mayerhofer, Gustav Walter, Emil Scaria

Debüt: Rosa Papier

Wilhelm Jahn

Nach dem Ringtheaterbrand inspiziert der Kaiser die Sicherheitsvorkehrungen an der Hofoper; Arnold Rosé wird Konzertmeister; Debüt: Hermann Winkelmann, Franz von Reichenberg

1882

Wilhelm Jahn

Erstaufführung: Simon Boccanegra

Richard Strauss besucht als Zuschauer erstmals die Hofoper; Debüt von Hermann Winkelmann, Lilli Lehmann

1883

Wilhelm Jahn

Erstaufführung: Tristan und Isolde

Debüt von Fritz Schrödter

1884

Wilhelm Jahn

Erstaufführungen: La Gioconda; Die Fledermaus

mehrere Wochen umfassendes italienisches Gastspiel an der Hofoper

1885

Wilhelm Jahn

1880

1881

1886

Wilhelm Jahn

Einführung der Normalstimmung an der Hofoper; Beitritt zum Deutschen Bühnenverein

1887

Wilhelm Jahn

Einführung des elektrischen Lichtes; Debüt Marie Renard

1888

Wilhelm Jahn

1889

Erstaufführungen: Otello; Die Puppenfee

mehrtägige Unterbrechung des Spielbetriebs aufgrund des Selbstmordes des Kron­ prinzen Rudolf; Debüt: Irene Abendroth

Wilhelm Jahn

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Debüt: Ernest van Dyck

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150 JAHRE OPER

DIREKTOR

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

1890

Wilhelm Jahn

Erstaufführung: Manon

1891

Wilhelm Jahn

Erstaufführung: Cavalleria rusticana

1892

Wilhelm Jahn

Uraufführung: Werther

1893

Wilhelm Jahn

Erstaufführungen: Pagliacci, Falstaff

1894

Wilhelm Jahn

1895

Wilhelm Jahn

1896

Wilhelm Jahn

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Zar Nikolaus II. besucht die Hofoper; Debüt: Elisa Elizza, Wilhelm Hesch

Wilhelm Jahn

Gustav Mahler debütiert mit Lohengrin

1897

Gustav Mahler

Erstaufführungen: Eugen Onegin, Dalibor

Debüt: Anna Bahr-Mildenburg; Installation einer Telephonleitung in den Ballettsaal

1898

Gustav Mahler

Erstaufführung der Bohème von Leoncavallo

Debüt: Erik Schmedes

1899

Gustav Mahler

Erstaufführung: Der Bärenhäuter

Debüt: Selma Kurz

1900

Gustav Mahler

Erstaufführung: Es war einmal; Premiere: Così fan tutte

erstmalige Verwendung der Drehbühne bei der Così-Premiere; erstmals wird die Fledermaus am Silvestertag gespielt; Debüt: Richard Mayr, Franz Schalk, Leo Slezak, Lucie Weidt, Gesangs-Debüt: Marie Gutheil-Schoder; Wilhelm Kienzl dirigiert seinen Evangelimann

1901

Gustav Mahler

Erstaufführung: Les Contes d’Hoffmann

Pietro Mascagni dirigiert Pagliacci an der Hofoper; Debüt: Bruno Walter

1902

Gustav Mahler

Erstaufführung: Pique Dame

Jules Massenet dirigiert einen Teil seiner Manon an der Hofoper

1903

Gustav Mahler

Erstaufführung: La Bohème; Premiere: Tristan und Isolde

Debüt: Alfred Roller

1904

Gustav Mahler

Erstaufführung: Lakmé; Premieren: Falstaff, Corregidor, Fidelio

Der schwedische König Oscar II. sowie der Prinz von Wales besuchen die Hofoper

1905

Gustav Mahler

Premieren: Don Giovanni, Rheingold

Gustav Mahler kämpft ohne Erfolg gegen das Aufführungsverbot von Strauss’ Salome

1906

Gustav Mahler

Premieren: Die Zauberflöte, Nozze di Figaro

Pfitzner dirigiert Rose vom Liebesgarten; Debüt: Enrico Caruso

1907

Gustav Mahler

Erstaufführungen: Madama Butterfly, Samson et Dalila; Premiere: Walküre, Iphigénie en Aulide

Gustav Mahler demissioniert

1908

Felix von Weingartner

Premiere: Siegfried

Verein der Wiener Philharmoniker wird gegründet; Debüt: Hugo Reichenberger

1909

Felix von Weingartner

Erstaufführung: Elektra

Ballettgastpiel des Mariinskij-Theaters an der Hofoper

1910

Felix von Weingartner

Premiere: Götterdämmerung; Erstaufführung: Tosca

Korngold wird erstmals an der Staatsoper gespielt, Dirigier-Debüt: Richard Strauss’

Felix von Weingartner

1911

Hans Gregor

Debüt: Alfred Piccaver Erstaufführung: Der Rosenkavalier www.wiener-staatsoper.at

N° 229

23


STAATSOPERNCHRONIK im Überblick 1912 – 1945 WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

DIREKTOR

Siegfried Wagnert dirigiert seinen Banadietrich an der Hofoper; Debüt: Maria Jeritza

1912

Hans Gregor

1913

Hans Gregor

Erstaufführung: La Fanciulla del west

1914

Hans Gregor

Erstaufführung: Parsifal; Uraufführung: Notre Dame

1915

Hans Gregor

1916

Hans Gregor

1917

Hans Gregor

1919

Debüt: Lotte Lehmann, Hans Duhan Debüt: Emil Schipper

Uraufführung: Ariadne auf Naxos II

Debüt: Hermann Wiedemann Aus der Hofoper wird das Operntheater bzw. die Staatsoper

Hans Gregor

1918

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Erstaufführungen: Salome, Jenůfa

Franz Schalk Franz Schalk

Erstaufführung: Palestrina

Das Stehparterre wird auch für Frauen geöffnet; Debüt: Felicie Hüni-Mihacsek

Franz Schalk / Richard Strauss

Uraufführung: Die Frau ohne Schatten

Debüt: Elisabeth Schumann

1920

Franz Schalk / Richard Strauss

Erstaufführungen: Il trittico, Die Gezeichneten

Franz Schreker dirigiert seine Gezeichneten an der Staatsoper; Arnold Schönberg dirigiert seine Gurrelieder an der Staats­ oper; Debüt: Carl Alwin, Richard Tauber

1921

Franz Schalk / Richard Strauss

Erstaufführung: Die tote Stadt

Gesangs-Debüt: Alfred Jerger

1922

Franz Schalk / Richard Strauss

Erstaufführung: Josephs Legende

Die Wiener Staatsoper bekommt den großen Redoutensaal der Hofburg als zu­ sätzliche Spielstätte; Debüt: Clemens Krauss

1923

Franz Schalk / Richard Strauss

Erstaufführung: Manon Lescaut

Debüt: Marie Gerhart, Rose Pauly

Franz Schalk / Richard Strauss

Uraufführung: Schlagobers

Richard Strauss demissioniert

1924

Franz Schalk

1925

Franz Schalk

1926 1927 1928

1929

Debüt: Maria Németh

Franz Schalk

Franz Schalk

Franz Schalk

Erstaufführung: Boris Godunow

Vor der Wiener Staatsoper wird die erste Ampel in Wien installiert

Erstaufführung: Turandot

Erste Radioübertragung aus der Wiener Staatsoper (Meistersinger von Nürnberg); Debüt: Jan Kiepura, Kolomán von Pataky, Lothar Wallerstein

Erstaufführungen: Jonny spielt auf, Cardillac

Gründung der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Debüt: Ludwig Hofmann, Josef Kalenberg, Helge Roswaenge, Fjodor Schaljapin

szen. Uraufführung: Oedipus rex; Erstaufführung: Ägyptische Helena

Gastspiel der Pariser Opéra Comique an der Wiener Staatsoper, Gastspiel der Staatsoper in Paris, Debüt: Michele Fleta, Wilhelm Furtwängler

Franz Schalk

Gastspiel der Mailänder Scala (Falstaff und Lucia di Lammermoor) unter Tosca­nini an der Staatsoper; Debüt: Beniamino Gigli, Alexander Kipnis, Giacomo LauriVolpi, Max Lorenz, Jarmila Novotná

Clemens Krauss

Debüt: Viorica Ursuleac

24

N° 229

www.wiener-staatsoper.at


150 JAHRE OPER

1930 1931

DIREKTOR

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Clemens Krauss

Erstaufführung: Wozzeck

Debüt: Franz Völker

Erstaufführung: Die Bakchantinnen

Große Sparmaßnahmen der Staatsoper; Debüt: Josef Krips, Maria Reining, Alexander Svéd

Clemens Krauss

1932

Clemens Krauss

Erstaufführung: Don Carlo

Die Verdi-Renaissance erreicht auch die Wiener Staatsoper; Debüt Willy Domgraf-Fassbaender

1933

Clemens Krauss

Erstaufführung: Arabella

Debüt: Karl Böhm, Anny Konetzni

1934

Clemens Krauss

Uraufführung: Giuditta; LohengrinAufführung mit den Wiener Symphonikern

Margarethe Wallmann wird Ballettmeisterin der Staatsoper; Gastspiel der Wiener Staats­ oper am Teatro La Fenice

1935

Felix von Weingartner

Aufführung von Fidelio unter Toscanini

Debüt: Friedrich Ginrod, Hans Knappertsbusch, Hilde Konetzni, Victor de Sabata

Felix von Weingartner

Debüt: Herbert Alsen, Maria Cebotari, Anton Dermota

Erwin Kerber

Bruno Walter wird künstlerischer Berater der Wiener Staatsoper; Debüt: Kirsten Flagstad

Erwin Kerber

Bühnenbild-Debüt: Caspar Neher; Debüt: Esther Réthy, Mariano Stabile, Herbert von Karajan

1938

Erwin Kerber

Durch den sogenannten „Anschluss“ werden zahlreiche Mitarbeiter der Staatsoper verfolgt, vertrieben oder ermordet; der künstlerische Aderlass bedingt ein qualitatives Absinken der Aufführungen in den nächsten Jahren

1939

Erwin Kerber

Debüt: Hans Hotter; Dirigier-Debüt: Franz Salmhofer

Erwin Kerber

Debüt: Josef Greindl, Oscar Fritz Schuh

Heinrich Karl Strohm

Debüt: Peter Klein, Erich Kunz

Heinrich Karl Strohm

Erika Hanka wird Ballettmeisterin der Wiener Staatsoper

1941

Ernst August Schneider

Debüt: Hilde Güden, Curd Jürgens

1942

Ernst August Schneider

Debüt: Elisabeth Höngen, Elisabeth Schwarzkopf

Ernst August Schneider

Debüt: Endre Koréh, Irmgard Seefried

1936 1937

1940

1943

Karl Böhm

1944

Karl Böhm

Debüt: Ljuba Welitsch

Karl Böhm

Zerstörung der Wiener Staatsoper, vorher schon kein Spielbetrieb wegen der allgemeinen Theatersperre

Alfred Jerger

Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit Le nozze di Figaro im Volksoperngebäude

Spielbetrieb wird im Volksoperngebäude und später zusätzlich im Theater an der Wien aufgenommen; Debüt: Sena Jurinac, Wilma Lipp

Franz Salmhofer

Eröffnung des Theater an der Wien mit Fidelio

1945

www.wiener-staatsoper.at

N° 229

25


STAATSOPERNCHRONIK im Überblick 1946 – 1980

DIREKTOR

1946 1947

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Debüt: Ferenc Fricsay, Hans Swarowsky, Giuseppe Taddei

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Gastspiel der Wiener Staatsoper in Paris, London, Nizza; Debüt: Lisa Della Casa, Otto Edelmann, Otto Klemperer, Hilde Zadek

Erstaufführung: Dantons Tod

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Gastspiel der Wiener Staatsoper an der Mailänder Scala, in Brüssel, Antwerpen; Debüt: Martha Mödl

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Gastspiel der Wiener Staatsoper in Mailand, Florenz, Rom, Paris, Brüssel, Amsterdam Den Haag; Debüt: Hans Beirer, George London, Josef Metternich

1950

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Erstaufführung: Jeanne d’Arc au bûcher

Gastspiel der Wiener Staatsoper in Brüssel; Debüt: Walter Berry, Christel Goltz, Leonie Rysanek

1951

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Erstaufführung: Liebe zu den drei Orangen

Debüt: Oskar Czerwenka, Gottlob Frick, Hans Hopf, Waldemar Kmentt

1952

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Erstaufführung: Liebe der Danae, The Rake‘s Progress

1948 1949

1953

Franz Salmhofer/Hermann Juch

Erstaufführung: Der Prozess

Debüt: Berislav Klobučar, Erika Köth, Eberhard Waechter, Wolfgang Windgassen, Erika Köth

1954

Franz Salmhofer/Hermann Juch bzw. Karl Böhm

Erstaufführungen: Giulio Cesare, Penelope; Premiere: Intermezzo

Debüt: Theo Adam, Birgit Nilsson, Lotte Rysanek

Franz Salmhofer/Hermann Juch bzw. Karl Böhm

Uraufführung: Der Mohr von Venedig Premiere: Fidelio, Don Giovanni, Frau ohne Schatten, Aida, Meistersinger, Rosenkavalier, Wozzeck

Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper; Debüt: Christa Ludwig

Uraufführung: Der Sturm

Lucia di Lammermoor-Gastspiel der Scala unter Karajan; Debüt: André Cluytens, Mimi Coertse, Maria Callas, Giuseppe di Stefano, Rolando Panerai

1955

Karl Böhm Herbert von Karajan

Karajan schließt eine Kooperation zwischen der Staatsoper und der Scala ab

1957

Herbert von Karajan

Premieren: Die Walküre, Siegfried

Debüt: Luigi Alva, Franco Corelli, Dietrich Fischer-Dieskau, Joseph Keilberth, Anna Moffo, Hermann Prey, Giulietta Simionato, Nicolai Ghiaurov

1958

Herbert von Karajan

Erstaufführung: Mathis der Maler; Premieren: Rheingold, Tosca

Debüt: Leontyne Price, Graziella Sciutti

1959

Herbert von Karajan

Erstaufführung: Dialog der Karmeliterinnen Premiere: Tristan und Isolde

Debüt: Carlo Bergonzi, Montserrat Caballé, Jean-Pierre Ponnelle, Anja Silja, Jon Vickers, Fritz Wunderlich

1960

Herbert von Karajan

Erstaufführung: Mord in der Kathedrale; Premiere: Götterdämmerung

Debüt: Renate Holm, Gundula Janowitz

1961

Herbert von Karajan

Premiere: Parsifal

1956

1962 1963

Herbert von Karajan

Herbert von Karajan

Premiere: Pelléas et Mélisande

Karajan demissioniert zum ersten Mal, wird aber zum Bleiben überredet; Debüt: Giuseppe Patanè, Georges Pretre, Günther Schneider-Siemssen

Erstaufführung: L’incoronazione di Poppea; Premiere: La Bohème

Maestro-Suggeritore-Skandal; Debüt: Lucia Popp, Otto Schenk, Cesare Siepi, Horst Stein, Mirella Freni, Luciano Pavarotti, James King


150 JAHRE OPER

DIREKTOR

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Herbert von Karajan

Premiere: Die Frau ohne Schatten

Karajan demissioniert; Debüt: Grace Bumbry, Jess Thomas

Egon Hilbert

Premiere: Schwanensee

89 Vorhänge bei der Schwanensee-Premiere führen zu einem Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde; Debüt: Heinz Zednik

1965

Egon Hilbert

Erstaufführung: Katerina Ismailowa; Premiere: Lohengrin

Dmitri Schostakowitsch besucht die Proben und die Premiere zu seiner Katerina Ismailowa; Debüt: Martti Talvela

1966

Egon Hilbert

Debüt: Piero Cappuccilli; Gwyneth Jones

Egon Hilbert

Gastspiel zur Weltausstellung in Montréal; Debüt: Plácido Domingo, Karl Ridderbusch, Peter Schreier

1964

1967

Premiere: Dantons Tod

Egon Hilbert

1968

Heinrich Reif-Gintl

Überraschender Tod von Egon Hilbert Erstaufführung: Lulu

Debüt: Alfredo Kraus

1969

Heinrich Reif-Gintl

Premiere: Dalibor

Zur 100-Jahr-Feier wird die gewaltige Repertoirebreite demonstriert; Debüt: Ileana Cotrubas, Ruggero Raimondi

1970

Heinrich Reif-Gintl

Premiere: Der Prozess

Debüt: Edita Gruberova

1971

Heinrich Reif-Gintl

Uraufführung: Besuch der alten Dame

Gastspiel in Moskau

Heinrich Reif-Gintl

Premiere: Medea

Rudolf Gamsjäger

Premiere: Salome

Debüt: Wladimir Atlantow, Agnes Baltsa, Franco Bonisolli, Kurt Moll, Margaret Price, Christoph von Dohnányi, Sona Ghazarian, Hans Helm, Bernd Weikl

1973

Rudolf Gamsjäger

Staatsopern-Erstaufführung: Moses und Aron

Brand auf der Bühne während einer Tosca-Aufführung; Debüt: Éva Marton, Riccardo Muti, Katia Ricciarelli, Georg Tichy

1974

Rudolf Gamsjäger

Erstaufführungen: Kátja Kabanová, Luisa Miller

Debüt: José Carreras

1975

Rudolf Gamsjäger

Premiere: Meistersinger von Nürnberg

Debüt: Brigitte Fassbaender, Zubin Mehta, Alfred Šramek

1972

1976

Rudolf Gamsjäger

Gerhard Brunner wird Leiter des Staats­ opernballetts

Egon Seefehlner

Uraufführung: Kabale und Liebe; Erstaufführung: Les Troyens

erste Staatsopernmatinee von Marcel Prawy; Beginn der AK-Tourneen der Wiener Staats­ oper; Debüt: Franz Grundheber, Kurt Rydl, Peter Weber, Gottfried Hornik

1977

Egon Seefehlner

Erstaufführung: I Capuleti e i Montecchi; Premiere: Le nozze di Figaro

Rückkehr Herbert von Karajans an die Staats­oper; Debüt: Renato Bruson, Thomas Moser, Matti Salminen, Anna Tomowa-Sintow, Walter Fink, Peter Dvorský, Giuseppe Giacomini

1978

Egon Seefehlner

Premiere: Carmen

Debüt: Francisco Araiza, Gabriela Beňačková, Simon Estes, Marjana Lipovsek

Egon Seefehlner

Erstaufführung: Il Giuramento; Premiere: Don Carlo

Beginn der Restaurierung der Fassade; technische Erneuerungen im Bühnenbe­ reich; Debüt: Siegfried Jerusalem, Leo Nucci, Neil Shicoff, Mara Zampieri

Egon Seefehlner

Erstaufführung: Attila; Erstaufführung für Kinder: Amahl und die nächtlichen Besucher

1. Gastspiel der Wiener Staatsoper in Japan; Debüt: Adam Fischer, Kiri Te Kanawa, Giuseppe Sinopoli, Helmut Wildhaber

1979 1980


STAATSOPERNCHRONIK im Überblick 1981 – 2007

1981

DIREKTOR

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Egon Seefehlner

Erstaufführungen: Baal, Mass

Debüt: Luis Lima, Samuel Ramey

Debüt: Gösta Winbergh Neue Lichtregelanlage wird eingebaut, Debüt: John Dickie

Egon Seefehlner

1982

Lorin Maazel

Skandal bei Tannhäuser-Premiere: Reiner Goldberg muss gleich nach Beginn durch Spas Wenkoff ersetzt werden

1983

Lorin Maazel

Premiere: Turandot

1984 1985

Lorin Maazel

Überraschender Rücktritt Lorin Maazels; Debüt: Claudio Abbado, Peter Jelosits

Egon Seefehlner

Erstaufführungen: Karl V., Un re in ascolto

Schallplatte mit historischen Aufnahmen aus der Staatsoper kommt heraus; Debüt: Ulf Schirmer, Peter Schneider, Peter Seiffert

Egon Seefehlner

Premiere: Cavalleria rusticana/Pagliacci; Erstaufführung: A Quiet Place, Erwartung, Herzog Blaubarts Burg, Maria Stuarda

Es werden zusätzliche 67 Sitzplätze geschaffen; Debüt: Hildegard Behrens, Ferruccio Furlanetto, Gabriele Schnaut, Herbert Lippert Otello-Filmpremiere in der Wiener Staats­oper; Debüt: Paata Burchuladze, Benedikt Kobel

Egon Seefehlner

1986

Erstaufführung: Die schwarze Maske

Claudio Abbado wird Musikdirektor

Claus Helmut Drese

Erstaufführung: Der Rattenfänger; Die Weiße Rose (Künstlerhaustheater); Premieren: Wozzeck, L’italiana in Algeri

Mit dem Künstlerhaustheater wird vorrübergehend eine zusätzliche Spielstätte gewonnen; Debüt: Thomas Hampson, Waltraud Meier, Herwig Pecoraro, Ramón Vargas, Franz Welser-Möst, Christian Thielemann

1988

Claus Helmut Drese

Erstaufführung: Il viaggio a Reims; Erstaufführung: Jakob Lenz (Künstlerhaustheater)

Debüt: Seiji Ozawa

1989

Claus Helmut Drese

erste Staatsopernproduktion von Chowanschtschina; Premiere: Elektra

Debüt: Fabio Luisi, Giuseppe Sabbatini, Cheryl Studer

Claus Helmut Drese

Erstaufführung: Die Soldaten; Die Staatsoper bringt im Ronacher Kreneks Kehraus um St. Stephan zur Uraufführung

Claus Helmut Drese

Erstaufführung: Der ferne Klang

Aufgrund der Kriegesereignisse am Persischen Golf wird der Opernball abgesagt

Premiere: Boris Godunow

Schaffung einer zusätzlichen kleinen Probebühne; Debüt: Vesselina Kasarowa, René Pape, Monte Pederson, Adrianne Pieczonka, Ildikó Raimondi, Bo Skovhus, Falk Struckmann, Eliane Coelho, Nancy Gustafson, Nelly Boschkova

1987

1990

1991

Claus Helmut Drese

Eberhard Waechter/Ioan Holender Eberhard Waechter/ Ioan Holender

1992 1993

Ioan Holender

Ioan Holender

28

N° 229

Eberhard Waechter stirbt überraschend; Ioan Holender wird alleiniger Direktor Beginn des ersten Nibelungen-Rings der Ära Holender (Premiere: Rheingold, Walküre)

Debüt: Michael Schade, Marcello Viotti, Roberto Alagna, Angela Gheorghiu

Premiere: Siegfried, Götterdämmerung

Debüt: Marco Armiliato, Johan Botha, José Cura, Barbara Frittoli, Soile Isokoski, Wolfgang Bankl, Bryn Terfel, Simone Young, Renée Fleming, Natalie Dessay

www.wiener-staatsoper.at


150 JAHRE OPER

WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Gemeinschaftsproduktion Staatsoper/ Festwochen von Così fan tutte im Theater an der Wien unter Muti

technische Generalsanierung des Hauses; Rückkehr von Carlos Kleiber an die Staatsoper; Debüt: Angelika Kirchschlager, Marco Arturo Marelli, Ildebrando D’Arcangelo, Dmitri Hovorostovsky

Ioan Holender

Uraufführung: Gesualdo; Uraufführung: Wände (Theater an der Wien); Erstaufführungen: Hérodiade, Jérusalem

Eröffnung der neuen Eberhard Waechter Probebühne; Renato Zanella wird Ballett­ direktor der Wiener Staatsoper; Gedenkkonzert: Ein Haus gedenkt; Debüt: Carlos Álvarez, Michael Boder; Hans Peter Kammerer

Ioan Holender

Erstaufführungen: Stiffelio, Peter Grimes; Premiere: Die schweigsame Frau

Debüt: Marco Armiliato, Johan Botha, José Cura, Deborah Polaski, Piotr Beczala, Violeta Urmana

Ioan Holender

Erstaufführung: Oedipe; Opernaufführungen im Redoutensaal der Hofburg; Premiere: Rienzi

Der Gobelinsaal wird in Gustav Mahler-Saal umbenannt; Debüt: Angela Denoke

Ioan Holender

Aufführung von Das Tagebuch der Anne Frank im Parlament; Premieren: Guillaume Tell, Ernani

Beginn der jährlichen Neugestaltungen des Eisernen Vorhanges; Debüt: Marcelo Álvarez, Krassimira Stoyanova Mit dem A1 Kinderopernzelt auf der Dachterrasse des Hauses gibt es eine eigene Spielstätte für das junge Publikum; Ausgliederung der Bundestheater; Debüt: Ricarda Merbeth, Juan Diego Flórez, Semyon Bychkov, Simon Keenlyside, Anja Harteros, Sophie Koch, Philippe Jordan

DIREKTOR

1994

1995 1996 1997 1998

Ioan Holender

1999

Ioan Holender

Erstaufführung: Traumfresserchen; Premiere: La Juive; Weiße Rose im Parlament

2000

Ioan Holender

Doppelpremiere: Jakobsleiter/Gianni Schicchi; Erstaufführung: Roberto Devereux

2001

Ioan Holender

Erstaufführungen: Billy Budd, Nabucco

Die Untertitelanlage nimmt ihren Dienst auf; Eröffnung der Opernschule; Verdi-Wochen im Jänner/Februar; erste Lichtarchitektur als Bühnenbild bei Roméo et Juliette; Debüt: Kirill Petrenko, Adrian Eröd

2002

Ioan Holender

Uraufführung: Riese vom Steinfeld; Premiere: Jonny spielt auf

Seiji Ozawa wird Musikdirektor, Debüt: Günther Groissböck

2003

Ioan Holender

Premiere: La Favorite; Premiere: Tristan und Isolde

Beginn der Tradition der Kinderzauberflöte am Tag nach dem Opernball; Debüt: Elı̄na Garanča, Anna Netrebko, Christopher Ventris, Nina Stemme, Genia Kühmeier

2004

Ioan Holender

Erstaufführung: Don Carlos in der franz. Urversion; Premiere: Parsifal

Debüt: Stephen Gould, Thomas Quasthoff, Ambrogio Maestri, Valery Gergiev

Ioan Holender

Festkonzert: 50 Jahre Wiesereröffnung; Erstaufführungen: Osud, Le villi; Premiere Lohengrin

Eröffnung des Staatsopernmuseums; Gyula Harangozó wird Direktor des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper; Debüt: Camilla Nylund, Rolando Villazón, Ludovic Tézier, Martina Serafin

Ioan Holender

Premiere: Arabella, Moses und Aron; Kooperationen: Entführung im Burgtheater, Idomeneo im Theater an der Wien

Neue Fassadenanstrahlung der Wiener Staats­oper; Debüt: Jonas Kaufmann, Elisabeth Kulman

Ioan Holender

Beginn des 2. Nibelungenrings der Ära Holender: Premiere Walküre; Premieren: Nibelungenring für Kinder; Pique Dame, Manon

2005 2006 2007

www.wiener-staatsoper.at

N° 229

29


STAATSOPERNCHRONIK im Überblick 2008 – 2019 WICHTIGE AUFFÜHRUNGEN/ WICHTIGE PREMIEREN

BESONDERE VORKOMMNISSE/ DEBÜTS

Ioan Holender

Premiere: Siegfried, Götterdämmerung

Große Erinnerungsausstellung an die Katastrophe und die Folgen von 1938; Debüt: Tomasz Konieczny

Ioan Holender

Erstaufführung: Lady Macbeth von Mzensk; Premiere: Rheingold

Die Oper live am Platz-Tradition wird begründet; Debüt: Ingo Metzmacher, Anita Hartig, Joyce DiDonato

Ioan Holender

Uraufführung: Medea

DIREKTOR

2008 2009

Premiere: Cardillac; Erstaufführung: Alcina

Franz Welser-Möst wird Generalmusikdirektor; Manuel Legris Direktor des Staatsballetts; Barocke Opern kehren an die Staatsoper zurück; Debüt: Marc Minkowski, Benjamin Bruns, Adam Plachetka

Dominique Meyer

Erstaufführungen: Anna Bolena, Aus einem Totenhaus; Premiere: Kátja Kabanová

Beginn des Janáček-Zyklus; Debüt: Alain Altinoglu, Myung-Whun Chung, Jeffrey Tate, Evelino Pidò, Peter Simonischek, Jongmin Park, Peter Mattei, Yonghoon Lee, Christopher Maltman, Valentina Naforniţă

Dominique Meyer

Erstaufführung: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny; Premieren: Alceste, Ariadne auf Naxos

Debüt: Peter Matić, Olga Bezsmertna, Jinxu Xiahou, Marina Rebeka, Margarita Gritskova, Magdalena Kožená, Gerald Finley

Dominique Meyer

Premieren: La cenerentola, La Fanciulla del West

Beginn des Live Streaming-Projektes; Debüt: Christoph Eschenbach, Daniel Hardig, Vittorio Grigolo, Olga Peretyatko

Dominique Meyer

Erstaufführung: Adriana Lecouvreur, Schlaues Füchslein; Premieren: Rusalka, Lohengrin

Franz Welser-Möst tritt als GMD zurück; Debüt: Aida Garifullina; Mikko Franck, Yannick Nézet-Séguin, Elena Zhidkova

2015

Dominique Meyer

Uraufführung: Fatima; Erstaufführungen: The Tempest, Věc Makropulos; Premiere: Hänsel und Gretel

In der Walfischgasse wird mit der AGRANA STUDIOBÜHNE eine zusätzliche Spielstätte eröffnet; Debüt: Thomas Adès

2016

Dominique Meyer

Erstaufführung: Tri Sestri; Premiere Armide, Falstaff

Debüt: Péter Eötvös, Christophe Rousset, Julie Fuchs

Dominique Meyer

Premieren: Pelléas et Mélisande, Der Spieler, Lulu

Neue, sechssprachige Untertitelanlage, die 2019 auf acht Sprachen erweitert wird; Debüt: Andreas Schager, Christiane Karg

2018

Dominique Meyer

Uraufführung: Die Weiden; Erstaufführungen: Ariodante, Cinderella; Premieren: Dantons Tod, Les Troyens

Restaurierung des Schwindfoyers und der Loggia; mit einem Staatsakt wird an die Republiksgründung 1918 erinnert; Debüt: William Christie, Anita Rachvelishvili

2019

Dominique Meyer

Erstaufführung: Orest; Premiere: Die Frau ohne Schatten

150-JAHR-FEIER DES HAUSES

2010

2011 2012 2013 2014

2017

Dominique Meyer

Die Wiener Staatsoper dankt für die Unterstützung der 150 Jahre-Jubiläums-Feierlichkeiten 150 JAHRE OPERNHAUS AM RING MAIN SPONSOR

30

N° 229

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AM STEHPL ATZ er Wiener Staatsopern-Stehplatz, das ist für mich ein Ort der Ehrfurcht, der Bewunderung – und auch ein bisschen der jugendlichen Furcht. Nur ein einziges Mal habe ich von dort eine Vorstellung erlebt, kurz nach meinem Engagement ans Haus am Ring. Dieses ist ja praktisch über Nacht passiert: Am 1. September 1992 sang ich dem damaligen Direktor Ioan Holender vor, noch während des Vorsingens ereilte ihn die Nachricht, dass der Tenor des Barbiere-Grafen für den 2. September abgesagt hatte. Kurzerhand fiel die Frage: „Und was machen Sie morgen Abend?“ Und am nächsten Abend debütierte ich tatsächlich im Haus am Ring als Conte d’Almaviva … Jedenfalls: Ich wurde Ensemblemitglied und wollte natürlich auch Vorstellungen, in denen ich nicht sang, miterleben. Die Institution des Stehplatzes kannte ich aus der New Yorker Met, die ich im Zuge meines Studiums oftmals besucht hatte. Doch der Wiener Opernstehplatz, das war natürlich etwas ganz Besonderes, der hatte einen Ruf, der mich, abgesehen von der Tatsache, dass man wunderbar hören kann, neugierig machte. Ich stellte mich also in die lange Reihe der Wartenden, kam an die Reihe, erwarb eine Karte und wunderte mich ein wenig über alle anderen, die plötzlich losstürmten und offenbar um die Wette rannten. Ich für meinen Teil spazierte gemächlich los, schaute mir noch ein bisschen das Haus an, kam zum Parterre-Stehplatz, der interessanterweise praktisch menschenleer war. Erfreut, dass ich so viel Platz für mich alleine hatte, suchte ich mir eine besonders schöne, zentrale und vordere Position aus, schob allerlei seltsame Taschentücher und Stoffgewinde, die um das Geländer gewickelt waren, beiseite und wartete auf den Beginn der Vorstellung. Dann aber! Plötzlich erschienen von allen Seiten merklich erboste Stehplatzler, die mir ausgesprochen ausdrücklich und präzise erklärten, was es mit den Taschentüchern am Geländer und der Reservierung der Plätze auf

sich hatte – und wie man sich als Neuling zu benehmen habe… Ein bisschen furchtsam verzog ich mich in eine ruhige Ecke des Stehplatzbereichs und wartete erneut auf den Beginn des Abends. Ich dachte, dass ich nun alle Aufregung ausgestanden hätte und mich ganz dem Operngenuss hingeben könne. Doch das, was ich in den nächsten Minuten bis zum eigentlichen Vorstellungsbeginn erleben und hören sollte, hätte ich nie erwartet – und machte mich noch furchtsamer. Denn ich bekam mit, mit welcher Akribie, Leidenschaft, mit welchem Wissen und welch kritischem Geist die arrivierten „Stehplatzler“ über die einzelnen Sängerinnen und Sänger und ihre Darbietungen sprachen. Manche konnten über Jahrzehnte zurück Vergleiche ziehen, andere hatten ihre Idole und Favoriten, wieder andere lehnten diesen oder jenen vehement ab. Es wurde über Spitzentöne und technische Details befunden, es wurde Wissen ausgetauscht, manche Darsteller wurden vergöttert. Die Stehplatzbegeisterten wussten alles und kannten alles. Und sie hatten ihre Meinung über alles. Eine Meinung, die sie absolut nicht für sich behalten wollten… Niemals zuvor und niemals wieder habe ich so eine intensiv fachsimpelnde Gruppe erlebt, die so begeistert, so hingebungsvoll – aber zum Teil auch so unerbittlich war. Mit Ehrfurcht, aber eben auch ein wenig Furcht lauschte ich – und stellte mir unweigerlich die Frage: Wird über alle Sänger so gesprochen? Auch über die Neulinge?

Als einer der führenden Tenöre unserer Zeit gastiert der Deutsch-Kanadier KS MICHAEL SCHADE regelmäßig an den wichtigsten Opernhäusern sowie Konzert- und Liedbühnen der Welt. Eine enge Zusammen­arbeit verbindet ihn mit der Wiener Staatsoper, wo er 1992 als Almaviva in Rossinis Il barbiere di Siviglia debütierte. Neben seiner Operntätigkeit widmet er sich intensiv der Konzertliteratur und dem Liedgesang. 2007 wurde ihm der Titel „Österreichischer Kammersänger“ verliehen. 2014 übernahm er die künstlerische Leitung der Internationalen Barocktage Stift Melk.

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KS Michael Schade

Nach der Vorstellung ging ich grübelnd nach Hause. Und dachte über diese so strenge, so wunderbare, so kompetente, so begeisterte und so einzigartige Welt des Wiener Stehplatzes nach. Gerade darum fällt mein Blick beim Schlussapplaus auch immer auf diese verschworene Gemeinschaft. Und wenn ich dort zufriedene Gesichter und klatschende Hände sehe, bin ich doppelt glücklich. Denn ein ehrlicheres Publikum, eines mit mehr Herzblut – das kann man sich als Künstler gar nicht wünschen! www.wiener-staatsoper.at

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Die Spitze tanzt. 150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper

16.5.2019-13.1.2020 Blick auf die Seitenbühne der Wiener Staatsoper bei einer Probe zu Schwanensee © Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

In Kooperation mit

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Palais Lobkowitz, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien, www.theatermuseum.at


150 JAHRE OPER

Ein Gespräch über die Ausstellung Die Spitze tanzt von Oliver Graber mit der Kuratorin Andrea Amort Du hast im März eine umfangreiche Ausstellung im Theatermuseum eröffnet mit dem Titel „Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne“. Steht die Staatsballett-Ausstellung, die am 15. Mai um 18 Uhr eröffnet wird, in einem Zusammenhang? Andrea Amort: Das Theatermuseum hat mich gebeten, im Anschluss an die Auseinander­ setzung mit dem Modernen Tanz in Wien seit 1900 und dessen starken Protagonistinnen mit Nachwirkungen bis heute, auch die Jubiläums­ ausstellung für das Ballett der Staatsoper zu kuratieren. Nachdem die Moderne den für sie bezeichnenden unhierarchischen Titel Alles tanzt führt und im Parterre des Palais Lob­ kowitz angesiedelt ist, schien es reizvoll und mehrdeutig die auf Grund der Räumlichkeiten im ersten Stock kleiner angelegte Schau der repräsentativen Kunstform Ballett Die Spitze tanzt zu benennen. Es gibt wohl aus der Geschichte zahlreiche Verknüpfungen zwischen der Moderne und der Klassik, die ja letztlich so streng auch nicht zu trennen sind. Die Moderne hat nach und nach die Klassik beeinflusst und tut das bis heute, sie war in Wien an der Staatsoper seit den 1920er Jahren fast durchgehend stark vertreten. Die Basis blieb aber trotzdem der akademische Trainingskanon, der ein Changieren zwischen der traditionellen Klassik seit dem frühen 19. Jahrhundert bis hin zu innovativen Erscheinungsformen eines William Forsythe möglich macht. Auch das Ballett ist stets von einer Gegenwart infiziert. Das Festhalten und Konservieren von Stücken, das ja sehr widersprüchlich erscheint, ist uns wohl auch deshalb so wichtig, weil es unsere Geschichte darstellt, unser Repertoire, das in seiner Geschichtlichkeit immer wieder lebendig gemacht werden will. Wir haben sehr wenige Stücke in Form von Notationen erhalten, auch nicht als Film, erst in den letzten Jahrzehnten wird da mehr Wert darauf gelegt. In Wien ist daher Die Puppenfee, die seit 1888 im Repertoire

ist, immer wieder einstudiert wird, nunmehr nach der rekonstruierten Fassung von 1983, ein wichtiges identitätsstiftendes Erbstück. Es ist auch Teil der Ausstellung. Wie hast Du die Ausstellung aufgebaut? Andrea Amort: Tanz ausstellen ist ja an sich para­ dox. Denn das Werk kann ich nicht ausstellen. Einen Film davon, wenn einer auffindbar ist, ja, der dem Live-Erlebnis meist nicht nahekommt. Ich arbeite also immer mit Artefakten, mit Resten, mit Erinnerungsstücken und bin da schon mitten drin in der Problematik, denn es gibt keine vollständigen Sammlungen, aus denen ich die Lithografien, Fotos, Programmhefte, Kostüme nach Wertigkeit herausziehen kann. Es ist immer aufs Neue ein Suchen nach den Quellen, ein Feststellen, was es alles nicht gibt und ein Konstruieren von neuen Zusammenhängen mit den Fundstücken, die vorwiegend aus Beständen des Theatermuseums und des ORF, Eures Fotound Filmarchivs sowie aus Privatbesitz stammen. Be­ reits die Geschichtsschreibung, die ich mit vielen KollegInnen in dem Band österreich tanzt – Geschichte und Gegenwart, versucht habe, war von diesen Umständen gekennzeichnet. Bei der Ausstellung, die primär vom Bild lebt, ist es notwendig, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. Das heißt: Es ist keine Ausstellung, die alle Perioden der unterschiedlichen BallettleiterInnen von 1869 bis 2019 abhandelt. Ich habe vielmehr acht Stationen gebaut, in denen auf spezifische Merkmale eingegangen wird. Einzelne Kapitel heißen etwa Dem Adel verpflichtet, Fanny Elßler – Role model, Wiener Dramaturgie, Paris & Wien. Innerhalb dieser Stationen finden sich markante Persönlichkeiten bis zu Ballettdirektor Manuel Legris einverwoben. Ich habe aber auch versucht, einige Linien spielplantechnischer Art durch die Zeitspanne von 150 Jahren zu ziehen: etwa die Werke Giselle, Sylvia und Josephs Legende betreffend. www.wiener-staatsoper.at

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OPERNLIEBE

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov singen in Andrea Chénier

Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in Il trovatore

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Andrea Chénier 20., 24., 28., 31. Mai

ein ein anderes Thema wird in der Glitzerwelt Hollywoods so gerne und weitläufig ausgebreitet wie jenes der Traumpaare: Verliebt, verlobt, verheiratet, wohin auch das Auge blickt. Glücklicherweise geht es in der Welt der Oper etwas ruhiger zu. Gewiss, man kennt die Paare, die Heim und Bühne teilen, doch ist es in seriösen Interviews immer nur eine Frage von vielen, wie es denn um die Künstlerehe stünde? Ist es einfacher, mit einem Bühnenkollegen zusammenzuleben – da doch beide das ungewöhnliche Künstlerdasein lebten? Oder gar schwerer, weil keiner da ist der erdet, beide in künstlerischer Anspannung leben? Wie auch immer, es ist letztlich unwesentlich. Geht es letzten Endes doch immer nur darum, wie die künstlerische Aussage eines Abends lautet. Wie es vor und nachher zugeht – das ist operntechnisch gesehen nur dann von Belang, wenn es den Auftritt tangiert. „Nur wenn ich selbst glücklich bin, kann ich auf der Bühne anderen Menschen Glück schenken“,

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meint etwa Anna Netrebko in einem Kurier-Interview auf die Frage angesprochen, wie der Zusammenhang zwischen Privat- und Bühnenleben sei. Aber auch: „Wenn wir singen, dann vor allem sehr konzentriert auf das Lied und den Ausdruck. Nein, unsere Gefühle spielen da keine Rolle“, antwortete wiederum Yusif Eyvazov in einem Morgenpost-Gespräch, als es um ein Liebeslieder-Programm, das er gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna Netrebko sang, ging. Zweifellos macht es aber die Koordination der Zeitpläne einfacher, wenn Ehepaare auch gleich Bühnenpaare sind – und da kommt die Kombination Sopran-Tenor einer möglichst hohen Anzahl an gemeinsamen Opern weit entgegen. Diesen Mai stehen die beiden Genannten wieder gemeinsam auf der Staatsopern-Bühne. Wieder, weil sie 2017 mit einer Trovatore-Aufführung diesbezüglich debütierten und heuer im Rahmen der Opernball-Eröffnung mit einem La Bohème-Duett erneut gemeinsam den Applaus des Wiener Publikums entgegennahmen. Nun sind es allerdings nicht Verdi oder Puccini, sondern ist es Umberto Giordano, der sie zusammenbringt, genauer sein Verismo-Meisterwerk Andrea Chénier. In der inmitten der französischen Revolution angesiedelten Oper, die die (fiktive) Geschichte des historisch verbürgten Dichters André Chénier erzählt, wird ein Dreiecksverhältnis vor dem Hintergrund des revolutionären Blutvergießens aufgespannt. Maddalena di Coigny, aus adeligem Hause, liebt Andrea Chénier; dieser liebt sie auch, doch nicht nur er, auch Carlo Gérard, der Sohn eines Gärtners, wird von einer Liebe zu Maddalena angefeuert. Von der Liebe – und der Revolution. Tragisch endet die Oper: Andrea wird hingerichtet, Maddalena teilt freiwillig sein Los. Bereits 2017 gestalteten Netrebko und Eyvazov gemeinsam an der Mailänder Scala das tragische Paar Maddalena-Andrea. „Neben den Arien und dem Duett gibt es nicht viel für mich“, meinte Netrebko in einem arte-Gespräch in Bezug auf die Länge der Rolle. „Aber es gibt viele Rezitative und ihnen musikalisch und rhythmisch nachzukommen ist ziemlich schwierig.“ Wobei es womöglich doch etwas leichter wird, wenn man nicht nur mit einem Kollegen, sondern einem geliebten Gegenüber auf der Bühne steht… OL


EIN FILM VON

STEPHANUS DOMANIG

AB 10. MAI IM KINO PRISMA FILM- UND FERNSEHPRODUKTION PRÄSENTIERT BACKSTAGE WIENER STAATSOPER REGIE STEPHANUS DOMANIG | BUCH STEPHANUS DOMANIG & MARTINA THEININGER | KAMERA EVA TESTOR & JUDITH BENEDIKT | SCHNITT ULRIKE KOFLER | TON UND SOUNDDESIGN FRANZ MORITZ | PRODUKTIONSLEITUNG PETER JANECEK SCHNITTASSISTENZ LISA GERETSCHLÄGER | FARBKORREKTUR ULI GRIMM | POSTPRODUKTION AV-DESIGN | PRODUKTIONSBÜRO TATJANA NOVAK, ISABELL KRIVANEK | TONSTUDIO TREMENS FILM | TONMISCHUNG BERNHARD MAISCH PRODUKTION MATHIAS FORBERG, VIKTORIA SALCHER HERGESTELLT MIT UNTERSTÜTZUNG VON FILMFONDS WIEN, ÖSTERREICHISCHES FILMINSTITUT, ORF FILM/FERNSEH-ABKOMMEN, FILMSTANDORT AUSTRIA VERLEIH FILMLADEN | WORLD SALES FILMDELIGHTS


SINGEN IST WIE STRICKEN wir es gar nicht wollen. Aber ich möchte mein eigenes Verständnis dafür entwickeln, was Danton bewegt. In erster Linie sind für mich nicht Dramaturgie und Inszenierung vorrangig, sondern das Verständnis dafür, warum ein Mensch so handelt.

KS Tomasz Konieczny singt im Mai den Danton

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as waren Ihre Assoziationen zu Danton, be­­vor Sie sich mit Einems Oper beschäftigt haben? KS Tomasz Konieczny: Ich wusste, dass Büchner Danton als einen Menschen beschreibt, der viel mehr weiß als alle um ihn herum. Er versteht den Mechanismus der Revolution und das Triebwerk, das die Menschen zu dem bewegt, was sie tun. Letztlich ist diese Oper eine Studie über die menschliche Natur und darüber, wozu Revolution führt. Meine Arbeit an der Interpretation der Figur wird aber vor allem bei den Proben passieren. Ich bin ein Künstler, der sich sehr viel Zeit nimmt, um Partien zu lernen und um zu verstehen, was der Komponist wollte. Endlos DVDs anzuschauen, um nachzumachen, was früher gemacht wurde, ist ganz und gar nicht mein Weg. Ich hätte Angst, mein Ziel aus den Augen zu verlieren. Wir sind wie Affen: Wenn wir etwas mögen, das Kollegen gesungen haben, machen wir es nach, obwohl

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Welcher Charakterzug dieser vielschichtigen Figur ist Ihnen am meisten Inspiration? KS Tomasz Konieczny: Ich stelle mir einen Menschen vor, der lange für das Volk gekämpft hat, es aber leid ist. Er sagt ja auch, er sei nicht träge, sondern müde. Er versteht von Beginn an, dass er zum Opfer werden muss, und geht damit gelassen um. Aber letztendlich hat er am Ende noch genug Kraft, um sehr potent zu sprechen und nochmals zu betonen, was seine eigenen Werte sind. Man muss aufpassen, aus Danton keinen Wotan zu machen, keinen Gott vom Amt. Man muss die menschliche Seite verstehen. Ich glaube, dass Danton seine eigenen Schwächen gut kennt. Das zeichnet einen großen Menschen aus. Anfangs muss man wiederum darauf achten, dass er nicht überheblich wirkt. Es geht mir jedenfalls nicht um historische Fakten, sondern um die Geschichte eines Menschen, der zu einem gelassenen Philosophen wird. Was schätzen Sie an den gesanglichen Anforder­ ungen der Rolle? KS Tomasz Konieczny: Ich habe mich sehr gefreut, als ich merkte, dass die Partie des Dantons so hervorragend geschrieben ist. Es gibt darin Stellen, die normalerweise für meine Stimme sehr hoch sind, aber hier singt sich alles sehr gut. Gottfried von Einem hat ganz offensichtlich sehr viel über Stimmen gewusst und darüber, wie er sie für das, was er ausdrücken wollte, nutzen kann. Wenn man vergleicht, wie viele Jahre andere Komponisten lernen mussten Partien so zu schreiben, dass sie nicht zu schwierig zu singen sind...ich denke da nur an Lohengrin oder den Fliegenden Holländer. Wie nähern Sie sich einer Rolle gesanglich an? KS Tomasz Konieczny: Ich bin jemand, der


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das Lernen einer Partie sehr analytisch angeht. Ich möchte verstehen, warum hier dieser oder jener Ton steht, möchte die Intentionen des Komponisten kennen. Ich entdecke mit dem Pianisten, wohin eine Harmonie führt, wo das Ziel einer Phrase ist. In dieser Partie gibt es verschiedene Farben: Die ironisch-sarkastische, ein bisschen überhebliche Szene mit Julie, die wunderbare Arie, als der Junge schläft – fast ein Wiegenlied, das mich ein bisschen an Hindemith erinnert –, und es gibt diese gewaltige Ansprache. Ich habe Einem noch nie gesungen und werde erst auf der Bühne wissen, ob meine Stimme diese Musik wirklich mag, aber was ich jetzt übe, erscheint mir sehr klug, interessant und so komponiert, dass es mir viele Ausdrucksmöglichkeiten gibt. Wie geht man mit den höchst kräftig gesetzten Passagen Dantons um? KS Tomasz Konieczny: Man sollte sie keinesfalls schreien. Man soll sehen, dass er nach wie vor sehr stark ist und dass er etwas Wichtiges zu sagen hat. Es gibt durchaus eine Parallele zu Wotan in dem Stolz, den er hat. Es ist kein Schrei eines Verzweifelten, sondern eine würdige Ansprache, in der er versucht, den Menschen etwas klar zu machen. Aber gegen den Strom kommt er nicht an, ähnlich Peter in den Weiden. Mich erinnert das auch an die aktuelle Situation in Polen oder in Österreich. Man möchte glauben, es müsste reichen, zu schreien, um den Leuten klar zu machen, wie dumm sie den Populisten folgen, aber es nützt nichts. Danton versucht die Vernunft der Menschen anzusprechen, aber die ist nicht mehr vorhanden. Er tut das nicht, um zu überleben, sondern um den Menschen klar zu machen, dass sie falsch liegen. Sie kommen erst zehn Tage vor der Wiederaufnahme aus New York, wo Sie mit großem Erfolg Alberich an der MET singen. Haben Sie dort zum Erarbeiten jemanden, der Einems Musik gut kennt? KS Tomasz Konieczny: Das ist natürlich nicht so einfach hier. Aber ich arbeite mit erfahrenen Pianisten, die sich mit deutscher Musik beschäftigt haben. Jetzt möchte ich es mal in die Kehle kriegen, der Rest kommt dann noch. Natürlich ist das keine Allerweltsrolle.

Inwiefern reizen Sie Rollen abseits des üblichen Repertoires und wie sehr schätzen Sie andererseits gewohntes Terrain? KS Tomasz Konieczny: Es gibt Partien wie Wotan in Walküre und Rheingold, die kann ich singen, wenn Sie mich in der Nacht wecken, so tief sind sie in meiner Seele und meinem Körper verankert. Selbstverständlich fühlt man sich besser, wenn man etwas schon oft gemacht hat. Aber man muss auch neue Partien studieren, um sich weiter zu entwickeln, gesanglich wie künstlerisch. Neue Umgebungen sind es, in denen wir wie Kinder sein und spielen können. Man muss aber Geduld haben und sich vor allem am Anfang der Karriere nicht drängen lassen. Noch vor zehn Jahren war es für mich ein Riesenstress eine neue Partie zu singen. Nun habe ich meinen Weg gefunden. Für mich ist es wichtig, Partien zuerst nur zu sprechen, dann im Rhythmus zu sprechen, dann ohne Rhythmus zu singen und erst, wenn ich das Stück schon viele Male wiederholt habe, mit dem Pianisten zu erarbeiten. Es ist letztlich wie Stricken oder Sport – eine Sache des Übens. Sie haben ursprünglich Schauspiel studiert – sagten aber einmal, das sei anfangs Hindernis anstatt Hilfe gewesen. Warum? KS Tomasz Konieczny: Ich habe Filmschauspiel studiert, dabei lernten wir ganz kleine Bewegungen und haben uns im Ausdruck begrenzt. Als ich erstmals Oper sang, konnte ich weder die Hände ausstrecken noch mich markant bewegen. Ich musste mich erst auf größere Ausdrucksmittel umstellen. Sie werden im Herbst erstmals Barak an der Wiener Staatoper singen, eine Rolle, mit der Sie in Deutschland schon Erfahrungen gemacht haben. Was schätzen Sie an dieser Partie? KS Tomasz Konieczny: Ich liebe diese Rolle. Sie ist wunderbar geschrieben, es ist eine sehr berührende Geschichte. Ich sehe durchaus auch eine Verbindung zwischen Barak und Danton, so verschieden sie sind – aber beide sind sehr gelassen und nehmen alles, wie es ist. Während Cardillac, den ich auch wieder singen werde, sich verteidigen und nicht sterben will. Das Gespräch führte Theresa Steininger

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Georg Danton (Dantons Tod) 22., 26., 29. Mai 2019


Olga Esina als MĂŠdora in Le Corsaire

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BALLETT

LE CORSAIRE Untiefen der Romantik

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ls Robert Schumann (1810 bis 1856) seine Fanta­sie in C-Dur op. 17 Franz Liszt (1811 bis 1886) zueignete und dieser sich Jahre später mit der Widmung seiner h-Moll Sonate an Robert Schumann dafür revanchierte, entstand eine Verbindung zwischen den beiden Werken bzw. Komponisten, die bis heute zu den populärsten historischen Begebenheiten der musikalischen „Romantik“ zählt. Wenig bekannt ist jedoch ein weiterer verbindender Umstand: Beide Komponisten trugen sich mit Plänen zu einer Oper über Lord Byrons (1788 bis 1824) Versdichtung The Corsair, die jedoch nicht zur Verwirklichung (Liszt) bzw. Vollendung (Schumann) gelangten. Nachdem Liszt sich im Alter von 13 Jahren mit einer „ Jugendoper“ Don Sanche ou le château d’amour im Genre vorgestellt und später intensiv mit Byrons Korsar und weiteren potentiellen LibrettoVor­lagen (darunter auch Byrons Manfred) auseinandergesetzt hatte, gab er die Ideen zu Gunsten eines weiteren Stoffes von Lord Byron auf: Die ab 1845 in Arbeit befindliche Oper Sardanapalo kam trotz siebenjähriger Überlegungen jedoch ebenfalls nicht über den ersten Akt im Klavierauszug/ Particell hinaus, der lange im Goethe- und SchillerArchiv in Weimar ruhte, ehe er in dreijähriger Arbeit durch den englischen Musikwissenschaftler David Trippett rekonstruiert und orchestriert (die Orchestrierung sollte ursprünglich Liszts Assistent Joachim Raff durchführen) am 19. August 2018 in Weimar durch die dortige Staatskapelle zur Uraufführung gelangte. Just 1844 arbeitete auch Robert Schumann an einer geplanten Oper über Byrons Der Korsar, die jedoch mit Ausnahme des selten zu hörenden Eingangschores Über den Wellen zu schweben ebenfalls Fragment bleiben sollte. Insgesamt ist Schumann somit mit Byrons Korsar und Manfred (vertont als dramatisches Gedicht op. 115) also

weiter gelangt als Liszt, vor den romantischen Untiefen des Korsaren sollte jedoch auch er letztlich die Segel streichen. Erfolgreicher waren Hector Berlioz (1803 bis 1869) – der ebenfalls 1844 seine auf Byrons Versdichtung beruhende Konzertouvertüre op. 21 schuf – und Giuseppe Verdi (1813 bis 1901), dessen Il corsaro 1848 in Triest vom Stapel lief, nachdem er 1845 mit den Arbeiten daran begonnen hatte. Adolphe Adam (1803 bis 1856) schloss sich in seinem Todesjahr mit der Ballettfassung an, womit der Korsar zur Mitte des Jahrhunderts schließlich alle Bereiche des damaligen Musikbetriebes erobert hatte. Nicht nur in der Szene des Schiffbruches – eine der bühnentechnischen Höhepunkte in der vom Wiener Staatsballett gezeigten Fassung – erwies sich Lord Byron 1814 auch in Bezug auf seine eigene Biographie geradezu prophetisch: Nur acht Jahre nach Erscheinen der Versdichtung sollte sein Freund, der Schriftsteller Percy Bysshe Shelley (1792 bis 1822), beim Segeln vor der Küste bei La Spezia ertrinken; Lord Byron, Edward John Trela­wny und James Henry Leigh Hunt fanden sich wenige Tage danach am Strand ein, um dessen Leichnam zu verbrennen. Nur ein Jahr nach dieser Tragödie übernahm Lord Byron das Kommando über die freien griechischen Streitkräfte und starb schließlich 1824 in jenem Freiheitskampf, in dem auch die Handlung seines Korsaren spielte. In diesem Jahr schrieb der 13jährige Franz Liszt gerade an seiner Jugendoper: Die Auseinandersetzung mit dem Werk Lord Byrons sollte bei den musikalischen Vertretern der „romantischen Generation“ noch einige Zeit auf sich warten lassen, dafür aber umso stärker, wenn auch nicht immer erfolgreich, geführt werden. Oliver Peter Graber

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Le Corsaire 3., 10., 13., 15., 17., 19., 23., 27 Mai 2019


Das Staats­opernorchester Primgeigerin Petra Kovačič

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ie oft werden junge Musikstudenten im Unterricht doch beschworen, die menschliche Stimme als Vorbild zu nehmen, auf dem Instrument gleichsam zu singen, zunächst auf die übergeordnete musikalische Linie zu achten und sich dann erst der eigentlichen detaillierten Gestaltung zu widmen. Bei Petra Kovačič war es die Mutter, von der sie diesen gleichermaßen wichtigen wie richtigen Hinweis schon sehr früh wieder und wieder ans Herz gelegt bekam – als sie nämlich regelmäßig in deren Chor als Kind und Jugendliche bei diversen Aufführungen mitwirken durfte. Das ging derartig in Fleisch und Blut über, dass sie noch heute mit ihrem Geigenspiel stets eine imaginäre, vokal geführte Stimme umzusetzen trachtet. Und in diesem Sinne versteht sie die Violine nicht als ein besonderes Heiligtum, schon gar nicht als allegorische Abbildung des eigenen künstlerischen Selbst, wie dies manche ihrer Kollegen tun, son-

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dern schlicht und einfach als Werkzeug. Als lieb gewordenes Werkzeug freilich, als kostbares Mittel zu einem höheren Zweck, zu dem man durch viel Arbeit, Zeit, Einsatz aber auch Erfüllung eine äußerst persönliche Beziehung aufgebaut hat und dem sie immer neue Möglichkeiten zu entlocken sucht. Das erklärt zugleich, warum Petra Kovačič, wenn sie mit dem Motorrad von ihrer Wohnung am Stadtrand zur Oper fährt, an besonders rutschigen Tagen lieber auf einem Dienstinstrument des Hauses spielt und ihre Geige sicherheitshalber zu Hause lässt, um sie keinen Gefahren auszusetzen. Die Geige wohlgemerkt – um sich selbst oder um ihre Hände sorgt sie sich weit weniger, denn das ZuTode-Fürchten ist ihre Sache nicht, Stolpern und sich etwas brechen kann man sozusagen auf ebener Erde beim Spazierengehen ebenso, und Sport betreiben oder schwerere Gartenarbeit macht schließlich auch Spaß.


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Die große Konkurrenz stellte dann bei ihrem allerersten Probespiel im Jahr 2015 allerdings kein gröberes Problem dar. Mit den von vielen Seiten vorgebrachten, gutgemeinten Beschwichtigungen ausgestattet, dass sie sich keine Hoffnungen machen sollte, da man ohnehin erst ab dem elften Antreten Chancen auf die zweite Runde hätte, ging sie völlig unverkrampft ins Rennen und gewann auf Anhieb die zur Disposition stehende Stelle in der ersten Geige des Staatsopernorchesters. (Trotz dieser unerwarteten Wendung beendete sie parallel zu ihrem Dienstantritt noch ihr Studium an der Wiener Musikuniversität.) Nun galt es endgültig aus Slowenien nach Wien zu übersiedeln – jedoch nicht ohne die geliebte Bibliothek mit den Grundsteinen der slowenischen Literatur insbesondere die von ihr so geschätzten, vorwiegend impressionistischen Gedichtsammlungen mitzubringen Der Impressionismus und die Spätromantik haben es ihr übrigens wie in der Literatur auch in der Musik angetan: Werke von Ravel und Debussy sowie Strauss und Puccini stehen neben dem obligaten Mozart ganz oben auf ihrer Liste des bevorzugten Repertoires. Selbst wenn so manches, gerade bei Strauss, vom handwerklichen mit gewissen Herausforderungen beziehungsweise mit privaten Auf-

frischungsarbeiten – sprich Üben – verbunden ist. „Was man tut, sollte man nie nur 80%ig betreiben, sondern immer zu mindestens 120%“, so Petra Kovačičs Grundeinstellung. Darum verwundert es nicht weiter, dass sie gelegentlich, um einen Gesamteindruck zu bekommen, so manche Vorstellung sogar aus dem Zuschauerraum anhört – um dann wiederholt zu erkennen, wie wunderbar sie es doch getroffen hat, an diesen herrlichen Werken aktiv mitgestalten zu dürfen. Große Freude bereitet es ihr zusätzlich, wenn der legendäre Georg Bedry, der schon 1955 bei den Staatsoper-Wiedereröffnungsfeierlichkeiten mitgespielt hatte – und nach wie vor nicht nur über eine hervorragende Technik verfügt, sondern alle mit seinem Musikenthusiasmus und seiner Wissbegierde ansteckt – substituierender Weise neben ihr am Pult Platz nimmt und Wesentliches über die großen Pultgiganten berichtet, die heute viele nur mehr von Aufnahmen kennen. Mit zahlreichen aktuellen Größen der Dirigentenzunft hat Petra Kovačič freilich sowohl in den philharmonischen Konzerten als auch in der Staatsoper selbst schon regelmäßig musiziert und so manche Sternstunde erleben dürfen. Und anders als die Sänger auf der Bühne, darf sie sich, im für das Publikum schlechter einsichtigen Graben, bei besonders emotionalen Passagen durchaus die eine oder andere Träne erlauben. Kennen gelernt hat Petra Kovačič die Wiener Staatsoper übrigens bereits als Teenagerin, als sie mit ihrer Gymnasiumsklasse im Zuge einer WienExkursion, eine Vorstellung im Haus am Ring besuchte. Auf dem Programm stand damals Verdis Simon Boccanegra. Nun, der Funke wollte so gar nicht überspringen, oder, weniger euphemistisch ausgedrückt: sie empfand eine derartige Langeweile, dass sie es fast nicht bis zum Schluss aushielt. Das nur für all jene zur Beruhigung, die vielleicht nicht gleich zu jedem Meisterwerk einen Zugang finden: Heute gehört die überreiche Partitur des Simon Boccanegra zu Petra Kovačičs absoluten Favoriten, deren Schönheit und Tiefe sie jedes Mal aufs Neue überwältigen.

In dieser Serie werden die Mitglieder des Wiener Staats­ opernorchesters vorgestellt.

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Nein, Petra Kovačič ist keine weltabgewandte, sich vor jedem Windhauch ängstigende Persönlichkeit. Und ihre lebenspraktische Ader war bei ihr offenbar schon im Kindesalter ausgeprägt und beeinflusste letztlich die Entscheidung, es doch einmal mit der Violine zu versuchen: In ihrem kleinen Heimatort in Slowenien gab es keinen Geigenlehrer und, bis auf eine diesbezüglich inspirierend wirkende Nachbarin, de facto niemanden, der ebendieses Instrument einigermaßen beherrschte. Also war für die damals erst Fünfjährige klar: „Das will ich machen, das können nur wenige, da kann ich reüssieren.“ Erst zehn Jahre später realisierte sie bei der Aufnahme ihrer Studien in Ljubljana ihren Irrtum, die große Anzahl der übrigen angehenden Geiger und Geigerinnen und damit die gewaltige Konkurrenz – doch da war es bereits „zu spät“ und die Liebe zur Violine für immer zementiert.

Andreas Láng

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VON SEELEN UND MELODIEN

KS Natalie Dessay

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S Natalie Dessay gehört international zu den ganz großen Publikumslieblingen und ihre Auftritte an der Wiener Staatsoper zählen zu den Sternstunden des Hauses – ganz gleich, ob sie Premieren oder „normale“ Repertoireaufführungen veredelte. Nun gibt sie im Haus am Ring in der Reihe der So­ listenkonzerte erstmals einen Liederabend. Sehr geehrte Frau Kammersängerin, sehen Sie sich, wenn Sie als Liedinterpretin vor das Publi­ kum treten, als Erzählerin, als Seelenwelten er­ schließende Tiefenpsychologien, als Reiseführerin durch musikalische Welten … KS Natalie Dessay: Ich denke, ich bin eine Erzählerin. Aber anders als in der Oper, handelt es sich in einem Liederabend nicht um große dramatische Gemälde, die man vor den Zuschauern ausbreitet, sondern um kleine Geschichten, die man jedem einzelnen Hörer auf ganz persönliche Weise gewissermaßen ins Ohr raunt und in denen die Bedeutung des Wortes eine zentrale Funktion einnimmt. Mir schwebt ein schönes Bild vor: Ich sitze in einem vertrauten Kreis, rund um mich eine sehr kleine Gruppe von Personen, denen ich kostbare Dichtungen ans Herz lege. Und dieser intime Charakter ist vollkommen unabhängig von der Größe des Saales, da ich mich dem Publikum auf eigentümliche Art nahe fühle.

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Handelt es sich im aktuellen Fall um eine Anein­ anderreihung von in sich geschlossenen kleinen Geschichten oder spannen Sie auch einen, den Abend zusammenklammernden, Gesamtbogen? KS Natalie Dessay: In der Tat habe ich mit dem Pianisten Philippe Cassard dieses Konzert unter ein generelles Thema gestellt, eine Grundatmosphäre als Basis genommen: „Lonely souls and loving hearts“. Wir sind im Vorfeld zahllose Lieder durchgegangen und konnten uns dann schließlich für den ersten Teil auf zwölf wunderschöne Lieder – vier von Schubert und acht von Hugo Wolf – einigen, die das gewählte Motto intensiv widerspiegeln. Warum gerade Schubert und Wolf? KS Natalie Dessay: Ich habe meine Auseinandersetzung mit Schubert vor kurzem mit einer CD-Einspielung vertieft – daran wollte ich das Konzert-Publikum teilhaben lassen. Und die Erkundung des Kosmos der Wolf-Lieder ist mir einfach unendlich wichtig. Und was war konkret ausschlaggebend für diese Auswahl bzw. Zusammenstellung? KS Natalie Dessay: Es handelt sich, wie gesagt, um einen sehr langwierigen aber auch sehr komplexen Vorgang: Mein erster Ansatzpunkt ist


SOLISTENKONZERT

immer die Dichtung. Wenn mir der Text nicht zusagt, so kommt das Lied nicht in die engere Auswahl. Das heißt aber umgekehrt nicht, dass die Kompositions-Qualität lediglich sekundär wäre. Im Gegenteil. Nur nutzt mir, aufgrund der engen Verwobenheit von Wort und Ton die gesamte Schönheit einer Melodie, die Wirkungsmächtigkeit der Musik nichts, wenn ich mit der Dichtung nicht viel anfangen kann. Davon abgesehen ziehe ich durchkomponierte Lieder der Strophenform vor. Ich mag es, wenn der Aufbau einen Beginn, ein Mittelstück und einen Schluss aufweist und wenn es entweder um eine klar strukturierte Geschichte geht oder eine bestimmte Person erzählt, was sie erlebt hat, was ihr zugestoßen ist. Reine Naturschilderungen zum Beispiel sind hingegen nicht meine Sache. Die Aufeinanderfolge der so ausgesuchten Lieder selbst folgt dann allerdings weniger einem inhaltlich-logischen Aufbau als einem musikalischen. Wir orientieren uns zum Beispiel an den Tonarten oder an den emotionalen Farben der einzelnen Lieder, die gut zusammenpassen sollten. Wie sieht es mit dem zweiten Teil aus? Welche Über­ legungen haben zu dieser Programmge­staltung geführt? KS Natalie Dessay: Wir wollten Brücken bauen: Eine zwischen der Oper und dem Lied, eine weitere zwischen der Vokalmusik und der Instrumentalmusik – wir wollen die Melodie als Bindeglied zwischen diesen Gattungen herausarbeiten: Der Ausschnitt aus der Oper Sonnambula verwandelt sich zum Beispiel, mit Klavier begleitet, von einer Arie in ein Lied. Oder: Es hilft, um Chopin gut und umfassend zu begreifen, sich zuvor mit Bellini auseinandergesetzt zu haben. So kam es übrigens auch zu den rein pianistischen Teilen. Sie haben gesagt, dass Sie den Liederabend ge­ meinsam mit dem Pianisten unter ein Motto ge­ stellt haben. Demnach umfasst die Zusammen­ arbeit nicht nur das rein Interpretatorische, sondern auch das Programmatische. KS Natalie Dessay: Auf jeden Fall. Wir sind mittlerweile gut befreundet und aufeinander eingespielt und stehen daher in einem fruchtbaren künstlerischen Dialog, der die Suche nach passenden Stücke, den konkreten Aufbau ebenso umfasst, wie die intensive Probenarbeit und

das Konzertieren selbst. Im Grunde sind die Grenzen zwischen diesen einzelnen Parametern ohne­hin fließend. Was, wenn sich Ihnen bei einem Lied interpretato­ risch mehrere Wege eröffnen, die aber nicht kom­ binierbar sind. Wonach wird dann entschieden? KS Natalie Dessay: Unsere Interpretationen entstehen immer während des Probenprozesses. Und gerade weil es Unterschiedliches zu erfühlen, zu überdenken, zu entscheiden gilt und entsprechend Zeit notwendig ist, liebe ich es VIEL und LANGE zu proben. Manchmal verständigen wir uns zum Beispiel bei einem bestimmten Lied auf ein Grundtempo, um dann nach einer Weile festzustellen, dass es zu schnell oder zu langsam ist. Durch die lange Auseinandersetzung lerne ich die einzelnen Stücke besser kennen, gewinne andere Perspektiven oder Empfindungszugänge und das hilft schlussendlich bei solchen Fragestellungen, die Sie gerade aufgeworfen haben. Sie lassen die Interpretation reifen, ehe Sie aufs Podium treten. KS Natalie Dessay: Genau so! Nichtsdestotrotz kann es vorkommen, dass Sie während eines Konzertes plötzlich eine Inspira­ tion haben, die etwas vollständig Neues zu Tage fördert? KS Natalie Dessay: Natürlich, bedingt durch die Präsenz des Publikums, die besondere Atmosphäre bei einem Auftritt, die Anspannung und durch hundert andere Aspekte mehr, eröffnen sich einem mit einem Mal hochaufregende, unbeschrittene Wege – und dann denke ich mir jedes Mal: „Ach Gott, warum habe ich das nicht schon früher bemerkt und gemacht?“ Und dann notieren Sie sich diese Erkenntnis nach dem Konzert schnell in die Noten, um es nicht zu vergessen? KS Natalie Dessay: Nein, das mache ich nicht. Das Er- und Geprobte ist mir durch die intensive Auseinandersetzung sowieso in Fleisch und Blut übergegangen und die eben beschriebenen, durch das inspirative Moment unerwartet gefundenen Details merke ich mir auf Grund ihrer Besonderheit. Das Gespräch führte Andreas Láng

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Solistenkonzert KS Natalie Dessay Philippe Cassard (Klavier) 7. Mai 2019 Premieren an der Wiener Staatsoper: Olympia (Les Contes d’Hoffmann, 1993) Aminta (Die Schweigsame Frau, 1996) Königin der Nacht (Die Zauberflöte, 2000) Marie (La Fille du régiment, 2007) Violetta (La traviata, 2011) Weitere Rollen an der Wiener Staatsoper: Zerbinetta (Ariadne auf Naxos) Amina (La sonnambula) Fiakermilli (Arabella) Italienische Sängerin (Capriccio) Sophie (Der Rosenkavalier) Blondchen (Die Entführung aus dem Serail)


UNSER ENSEMBLE Morten Frank Larsen im Porträt

SERIE

E

s gibt die aufgeregten, immer euphorischen Liebenden. Es gibt die abgeklärten Liebenden. Die jungen, aufwärtsstrebenden. Die professionell-kühlen, und noch viele andere. Aber auch den Typus des souveränen, in sich ruhenden und zweifelsfrei überzeugten Opern-Liebenden: das ist etwa Morten Frank Larsen. Wenn er über seinen Beruf, die seine Berufung ist, spricht, spürt man eine innere Nähe und Hingabe, eine große Theatererfahrung und Praxis, aber immer auch Sicherheit und Unaufgeregtheit. Sänger zu sein, das liebt er und ein anderer Beruf stand nie zur Diskussion. Diese Liebe ist mit einer Stabilität und Überzeugtheit unterfüttert, einer ruhigen Freude an seinem Tun. Das schlägt sich zunächst einmal darin nieder, dass er vor Vorstellungen „zwar sicherlich eine Spannung fühlt“, aber nicht an übermäßiger Nervosität leidet, wie manch anderer Kollege. „Man braucht in unserem Beruf gute Vorbereitung und gute Nerven“, erzählt er. Die gute Vorbereitung erhält er für sein Staatsopern-Repertoire von den hauseigenen herausragenden Repetitoren, sein gutes Nervenkostüm muss wohl angeboren sein, meint er. Und hat mit der Erziehung zu tun: „Wenn einem als Kleinkind ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wird und man lernt, an sich und das, was man tut,

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zu glauben, dann wirkt sich das später sicherlich aus.“ Das massive Aufgeregt-Sein – das war nie ein Problem für Larsen. Wobei er zugibt, durchaus auch Spannung zu spüren: „Als ich meinen ersten Eisenstein an der Volksoper sang – als Däne in dieser Wienerischen Operette – da war es schon ein heftiges Kribbeln. Aber ich wusste: Wenn man das schafft, dann schafft man den Beruf.“ Geboren und aufgewachsen in der „dänischen Provinz“, wie er es nennt, entstammt Larsen einer musikinteressierten Familie. „Mein Vater war Musiker und Musiklehrer, es wurde bei uns daheim viel gesungen, es lag einfach in der Luft.“ Ein Opernhaus hatte er in dieser Zeit noch nicht kennengelernt – „das gab es in unserer Gegend nicht. Doch hat das auch seine Vorteile, ich konnte als Opernsänger als unbeschriebenes Blatt anfangen – das ist doch auch schön!“ Nach Schulchor und Rockband, in denen er – mit Naturstimme – seine ersten Bühnen-Gehversuche unternahm, trat er als Papageno in einer Schulaufführung der Zauberflöte auf. „Von da an wusste ich: Das ist es, das muss es sein! Singen und spielen auf einer Bühne!“ Wenig später lernte er an der Musikhochschule, besuchte Meisterklassen bei Josef Greindl, Josef Metternich, Gino Bechi, Tom Krause und debütierte Ende 20 als Tar-


ENSEMBLE

quinius in Brittens Rape of Lucretia. „Die nächsten drei Jahre lang war ich freischaffend, ich sang zum Beispiel am Salzburger Landestheater, aber auch am Goethe-Theater in Bad Lauchstädt sowie am Markgräflichen Theater in Bayreuth – einen Don Giovanni mit Jonas Kaufmann als Don Ottavio.“ Es ging nach Braunschweig ins Festengagement, wo er ein breites Repertoire lernte, vom Barbiere-Figaro bis zu Posa und Onegin. Aber auch Danilo und Eisenstein. „Und letztere Rolle war meine Eintrittskarte an die Volksoper! Es gab damals nämlich akuten Eisenstein-Mangel in Wien und ich durfte ihn übernehmen. Daraufhin engagierte man mich fix ans Haus und es folgten schöne, große Dinge wie etwa Zar und Zimmermann oder Luigi Dallapiccolas Prigioniero, für den ich die Eberhard Waechter-Medaille erhielt. Spätestens dann wurde Ioan Holender auf mich aufmerksam und er brachte mich an die Staatsoper. Und seit 2003 übernehme ich hier Partien, wie ich auch als Cover bereit stehe.“ Partien: das geht von Eisenstein bis Faninal, vom Capricico-Grafen bis Gunther, vom Albert über den Jochanaan bis zum Mandryka. Dass Dominique Meyer ihm Rollen wie Ned Keene oder Mr. Astley gegeben hat, freut ihn besonders. Was Larsen dabei gefällt, sind nicht nur die Rollen und Auftritte an sich, sondern die Gelegenheit, an zwei unterschiedlichen Häusern tätig sein zu können und ein entsprechend breites und vielfältiges Repertoire anbieten zu dürfen. „Hier an der Staatsoper Richard Strauss und an der Volksoper Johann Strauß, und das sogar innerhalb eines Jahres – das ist doch fantastisch!“ So sang er 2018 an der Staatsoper in Capriccio, an der Volksoper in der Fledermaus. Natürlich, das weiß Larsen, ist auch eine gewisse Vorsicht geboten, ein Tag Mandryka und am anderen ein Eisenstein, das sollte besser nicht passieren, denn „es bleibt ja dann doch eine menschliche Stimme, die kein mechanischer Aufzug ist, der heute da, morgen dort anhält.“ Erinnerungswürdig ist sein Einspringen als Mandryka an der Deutschen Oper Berlin: „Ich hatte die Rolle als Cover für die Wiener Staatsoper gelernt, aber noch nie in einer Vorstellung gesungen. Plötzlich kam ein Notruf aus Berlin, ob ich übernehmen könnte? Ich schlug die Noten auf, prüfte kurz, ob die Rolle noch sitzt – und flog nach Berlin. Dort angekommen fragte mich der Arabella-Dirigent

Ulf Schirmer: „Wann und wo haben Sie die Rolle bisher gesungen?“ Auf meine Antwort „noch nie“ wurde er ein bisschen blass, dann gingen wir die Partitur gemeinsam durch und nach dem 1. Akt meinte er: „Gut, ich bin jetzt ganz ruhig!“ Ich sang den Mandryka – und dieses Einspringen führte zu meinem Engagement an die Zürcher Oper, das wiederum mein Debüt an der New Yorker Met – an der Seite von Renée Fleming – nach sich zog“, erzählt Larsen. Der Mandryka wurde für ihn übrigens eine vielgesungene Rolle, Wien, Budapest, Graz, Frankfurt, Tallinn… Dass er in Wien eine (künstlerische) Heimat gefunden hat, freut ihn besonders. „Ich gastiere selbstverständlich auch immer wieder, was an sich schön ist. Doch wenn ich nach einem Monat nach Hause komme, die Koffer auspacke, dann atme ich erleichtert auf. Es ist ja ein Privileg, an diesen beiden Häusern singen zu dürfen und hier im Ensemble zu sein. Abgesehen davon: Ich habe viele schöne Gastspiele gehabt, aber ich bin dreifacher Familienvater. Und meine Kinder sollten mich schon auch zu Gesicht bekommen …“ Bei allem Glück und aller Repertoirebreite – eine Rolle fehlt. „Es fehlt ja bei fast allen Sängern eine Rolle“, lacht er. „ Josef Greindl zum Beispiel wollte immer Leporello singen, aber Wilhelm Furtwängler und Ferenc Fricsay und die anderen sahen ihn immer als Commendatore.“ Was ist also die unerfüllte Wunschrolle? Der Hamlet von Ambroise Thomas natürlich, nicht nur aufgrund der dänischen Hintergrundgeschichte, sondern auch, weil „das Französische für mich einfach so gut in der Stimme liegt. Aber vielleicht kommt er ja noch!“ Was demnächst kommt, ist neben Repertoire-Vorstellungen ein Liederabend in der Gesellschaft für Musiktheater am 21. Mai, mit Werken von Strauss, Sibelius, Wolf, Mahler und Ture Rangström, begleitet vom Staatsopern-Pianisten Mats Knutsson. Ein Volksopern-Gastspiel mit der Fledermaus in Savonlinna. Die Mitwirkung an Albin Fries’ Oper Nora beim Bartók-Festival in Ungarn. Die Titelrolle in der Volksopern-Premiere Das Gespenst von Cantervil­ le. Und der Verschinin in Tri Sestri von Péter Eötvös an der Wiener Staatsoper, eine Opernproduktion, die Larsen besonders schätzt. Genau genommen ein Zeitplan, der ohnedies keinen Platz für allfällige Nervosität lässt … Oliver Láng www.wiener-staatsoper.at

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150 JAHRE OPER

v.l.n.r.: Direktor des Wiener Staats­balletts Manuel Legris, Direktor Dominique Meyer und der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Platzer

SPIELZEIT 2019 | 2020 55 verschiedene Opernwerke, 10 Ballettprogramme, Konzerte OPERNPREMIEREN A MIDSUMMER NIGHT’S DREAM Benjamin Britten Premiere: 2. Oktober 2019 Dirigentin: Simone Young | Regie: Irina Brook Mit: Lawrence Zazzo, Erin Morley, Théo Touvet, Peter Kellner, Szilvia Vörös, Josh Lovell, Rafael Fingerlos, Rachel Frenkel, Olga Bezsmertna, Peter Rose, Benjamin Hulett ORLANDO | Olga Neuwirth (Uraufführung) Uraufführung: 8. Dezember 2019 Dirigent: Matthias Pintscher | Regie: Karoline Gruber Mit: Kate Lindsey, Fiona Shaw, Eric Jurenas, Constance Hauman, Leigh Melrose, Vivian Bond, Agneta Eichenholz

Orlando: Kompositionsauftrag der Wiener Staatsoper gefördert durch

Fidelio Urfassung (Leonore) wird mit Unterstützung von

Un ballo in maschera wird ermöglicht mit der Unterstützung von

PERSINETTE | Albin Fries (Kinderoper, Uraufführung) Uraufführung: 21. Dezember 2019 Dirigent: Guillermo Garcia Calvo Regie: Matthias von Stegmann Mit: Olga Bezsmertna, Jinxu Xiahou, Monika Bo­hinec, Regine Hangler, Samuel Hasselhorn, Sorin Coliban FIDELIO URFASSUNG (LEONORE) Ludwig van Beethoven Premiere: 1. Februar 2020 Dirigent: Tomaš Netopil | Regie: Amelie Niermeyer Mit: Jennifer Davis, Benjamin Bruns, Tobias Kehrer, Thomas Johannes Mayer, Jörg Schneider, Chen Reiss

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COSÌ FAN TUTTE | Wolfgang Amadeus Mozart Premiere: 22. Mai 2020 Dirigent: Riccardo Muti | Regie: Chiara Muti Mit: Genia Kühmeier, Marianne Crebassa, Alessio Arduini, Julie Fuchs, Marco Filippo Romano UN BALLO IN MASCHERA | Giuseppe Verdi Premiere: 15. Juni 2020 Dirigent: Michele Mariotti Regie und Licht: Josef Ernst Köpplinger Mit: Francesco Meli, Ludovic Tézier, Krassimira Stoyanova, Monika Bohinec, Maria Nazarova

BALLETTPREMIEREN JEWELS Choreographie: George Balanchine Premiere: 2. November 2019 LUKÁCS | LIDBERG | DUATO Premiere: 4. März 2020 NUREJEW GALA 2020 Künstlerische Leitung: Manuel Legris Donnerstag, 25. Juni 2020 Weiters: Kammermusikkonzerte der Wiener Philharmoniker, Solistenkonzerte im Großen Haus, Ensemblematineen im Mahler-Saal, Einführungsmatineen zu den Premieren, Projekte der Ballettakademie und der Opernschule, Begleitprogramme in der AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHASSE, Oper live am Platz, rund 50 gestreamte Opern bzw. Ballettabende


DATEN UND FAKTEN

DATEN UND FAKTEN ROLLENDEBÜTS OPER Giampaolo Bisanti (Dirigent), Chris­ topher Maltman (Rigoletto), Igor Oni­s hchenko (Marullo), Leonardo Na­varro (Borsa) in Verdis Rigoletto am 1. Mai 2019 James Conlon (Dirigent), Jinxu Xia­ hou (Macduff), Lukhanyo Moyake (Malcolm) in Verdis Macbeth am 5. Mai 2019

BALLETT geborenen), Virginie Verrez (3. Stimme der Ungeborenen), Szilvia Vörös (4. Stimme der Ungeborenen), Bongi­ we Nakani (5. Stimme der Ungeborenen), Mariam Battistelli (2. Solostimme), Virginie Verrez (3. Solostimme), Szilvia Vörös (4. Solostimme), Bongi­ we Nakani (5. Solostimme) in Strauss’ Die Frau ohne Schatten am 25. Mai 2019

ROLLENDEBÜTS BALLETT Evelino Pidò (Dirigent), Rafael Fin­ gerlos (Figaro) in Rossinis Il barbiere di Siviglia am 18. Mai 2019

Géraud Wielick (Lanquedem) in Le Cor­saire am 3. Mai 2019.

Yusif Eyvazov (Andrea Chénier), KS Anna Netrebko (Maddelena di Coigny) in Giordanos Andrea Chénier am 20. Mai 2019

Kimin Kim (Conrad), Gastsolist des Balletts des Mariinski-Theaters, und Eno Peci (Seyd Pascha) in Le Corsaire am 10. Mai 2019.

Michael Boder (Dirigent), KS Tomasz Konieczny (Danton), Benjamin Bruns (Camille Desmoulins), Michael Laurenz (Hérault de Séchelles), Peter Kellner (Saint Just), Szilvia Vörös (Julie) in Einems Dantons Tod am 22. Mai 2019

Jakob Feyferlik (Conrad), Dumitru Taran (Lanquedem) und Sveva Gargiulo (Zulméa) in Le Corsaire am 17. Mai 2019.

Christian Thielemann (Dirigent), KS Stephen Gould (Kaiser), Camilla Nylund (Kaiserin), Evelyn Herlitzius (Amme), Sebastian Holecek (Geisterbote), Andrea Carroll (Hüter der Schwelle), Benjamin Bruns (Stimme eines Jünglings), Maria Nazarova (Stimme des Falken), Monika Bohinec (Stimme von oben), KS Nina Stem­ me (Färberin), Samuel Hasselhorn (Der Ein­äugige), Ryan Speedo Green (Der Einarmige), Thomas Ebenstein (Der Bucklige), Mariam Battistelli (2. Dienerin), Szilvia Vörös (3. Dienerin), Mariam Battistelli (2. Stimme der Un-

Ioanna Avraam (Gulnare) und Leonardo Basílio (Lanquedem) in Le Corsaire am 23. Mai 2019. Davide Dato (Conrad), Nikisha Fogo (Médora) und Tristan Ridel (Lanquedem) in Le Corsaire am 27. Mai 2019.

Prof. Evelyn Téri, ehemalige Pädagogin der Ballettakademie der Wiener Staatsoper, wurde am 25. März 2019 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Evelyn Téri zeichnete u.a. auch für die Choreografie der Opernballeröffnung 2015 verantwortlich. Solotänzer Eno Peci zeichnete für Choreographie und Inszenierung von Schwanensee (Erster und dritte Akt; Zweiter und vierter Akt nach Lew Iwanow) für das Ballett Chemnitz verantwortlich, das am 30. März 2019 zur Premiere gelangte. Am 19. Mai 2019 erfolgt die Weitergabe des Fanny-Elßler-Ringes an Rebecca Horner, Solotänzerin des Wiener Staatsballetts, durch die Preisträgerin von 2008, Dagmar Kronberger, ehemalige Halb­ so­listin des Wiener Staatsballetts. Manuel Legris’ Fassung von Sylvia für das Wiener Staatsballett, das am 10. No­ vember 2018 Premiere hatte, ist für den Prix Benois de la Danse 2019 nominiert worden. Nikisha Fogo und Denys Cherevychko werden bei der Gala am 22. Mai 2019 im Moskauer Bolschoi Theater einen Ausschnitt daraus zeigen.

DONATOREN biolitec AG | BUWOG Group| Christian Zeller Privatstiftung | Diehl Stiftung & Co. KG | Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG | Gerstner Catering GmbH | André und Rosalie Hoffmann | Helm AG | MB Beteiligungs GmbH | OMV Aktiengesellschaft | Porsche Holding GmbH | Raiffeisen Bank International AG | Raiffeisen-Holding NÖ-Wien | Schoeller Bank | Siemens AG Österreich | STRABAG SE | TUPACK Verpackungen Gesellschaft m.b.H. | voestalpine AG | Wirtschaftskammer Wien

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DATEN UND FAKTEN GEBURTSTAGE

STAATSOPERNORCHESTER

Der Bariton Giorgio Zancanaro feiert am 9. Mai seinen 80. Geburtstag. An der Wiener Staatsoper sang er ein breites Repertoire von Enrico über Marcello, Sharpless, zahlreiche Verdi-Hauptpartien bis hin zu Alfio und Carlo Gérard. Der russische Regisseur und Theaterdi­ rektor Lev Dodin vollendet am 14. Mai sein 75. Lebensjahr. An der Wiener Staats­­oper inszenierte er 2014 Chowansch­ tschina. Renato Girolami feiert am 15. Mai seinen 60. Geburtstag. An der Wiener Staatsoper, deren Ensemblemitglied er in den 1990er-Jahren war, sang er unter anderem Leporello, Nozze-Figaro und zuletzt Dulca­ mara, Belcore, Bartolo, Don Magnifico. KS Ferruccio Furla­ netto, einer der ganz Großen seines Faches, feiert am 16. Mai sei­ nen 70. Geburtstag. An der Wiener Staats­ oper, deren Ehren­mitglied er ist, singt er in zahlreichen ­ Repertoire-Vorstellungen und Premi­ eren (Il viaggio a Reims – 1988; Héro­d iade – 1995; I vespri siciliani – 1998; Boris Godunow – 2007; Chowanschtschina – 2014; Macbeth – 2015) seit seinem Debüt im Jahr 1985 (als Nozze-Figaro) die wesentlichen Rollen seines überaus breiten Repertoires, das italienische, französische und russische Partien umfasst. Darüber hinaus wirkte er in mehreren Festkonzerten mit sang außerdem in einem Solistenkonzert Schuberts Winterreise.

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Juan José Lopera vollendet am 16. Mai sein 55. Lebensjahr. An der Wiener Staatsoper sang der Tenor Conte d’Almaviva und Lindoro. Gabriel Bacquier wird am 17. Mai 95 Jahre alt. An der Wiener Staatsoper sang er in den 1960er- und 1970er-Jahren Conte d’Almaviva, Don Giovanni, Escamillo, Jago, Scarpia, Golaud. KS Deborah Polaski vollendet am 26. Mai ihr 70. Lebensjahr. An der Wiener Staatsoper sang die weltweit Gefeierte wesentliche Partien ihres Repertoires: Wagner-Rollen (alle Brünnhilden, Sieglinde, Ortrud, Kundry, Isolde), Strauss-Rollen (Färberin, Elektra, Ariadne), weiters Wozzeck-Marie und Kabanicha und in Festkonzerten. Alfred Muff feiert am 31. Mai seinen 70. Geburtstag. An der Wiener Staatsoper konnte man den Schweizer Bassbariton als Jochanaan, Ochs, Walküren-Wotan, Don Fernando, Heinrich der Vogler und in Un re in ascolto erleben. Vladimir Tsukanov, ehemaliger Pädagoge der Ballettschule der Wiener Staatsoper und Trainingsleiter des Wiener Staatsopernballetts, feiert am 25. Mai 2019 seinen 90. Geburtstag.

TODESFÄLLE Annemaria Springnagel-Ziegler, ehe­maliges Mitglied des Wiener Staatsopernballetts sowie Gouvernante der Ballettschule der Bundestheater/ Wiener Staatsoper (1985-2012), ist am 6. April 2019, im 93. Lebensjahr verstorben.

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Der polnische Bratschist Barnaba Jan Poprawski hat am 19. März 2019 das Probespiel für eine Stelle in der Bratschengruppe im Staatsopernorchester / Wiener Philharmoniker gewonnen und wird die vakante Stelle ab 1. September 2019 antreten. Er wurde 1984 in Krakau geboren und studierte an der Musikhochschule Stuttgart sowie an der Musikuniversität Wien. Er ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe, spielte bisher in unterschiedlichen Klangkörpern und wirkte bereits in der Vergangenheit als Substitut bzw. mit Zeit­vertrag im Staatsopernorchester/ Wiener Philharmo­niker.

DOKUMENTATION Besuchern der Wiener Staats­ oper ist er als Gestalter heraus­ra­gender Bücher, die seit Jahren als OpernballHerrenspende erscheinen, bekannt: der Fotograf und Verleger Lois Lammer­ huber, dreimal in Folge zum besten Fotografen der Welt gewählt. Anlässlich des 60. Geburtstags von Christian Thielemann hat er ein Fotobuch über den Dirigenten geschaffen, das seines­ gleichen sucht. In Bild und Wort sind Zeitzeugnisse entstanden, die voller Wahrhaftigkeit und intimer Intensität sind. Sie vermitteln sowohl die Akribie als auch die Spontaneität und Leiden­ schaft bei der Probenarbeit. Ein foto­ grafisches Meisterwerk – und eine span­ nende Dokumention über den Meisterdirigenten Thielemann.


DATEN UND FAKTEN

RADIO UND TV 5. Mai, 14.00 | radioklassik Mélange mit Dominique Meyer Duft der Liebe und Macht der Wonne 11. Mai, 14.00 | radioklassik Per Opera ad Astra Strauss: Die Frau ohne Schatten

26. Mai, 20.30 | ORF III Jubiläumskonzert vor der Oper Live-Übertragung

19. Mai, 20.15 | ORF III Festkonzert 50 Jahre Wiedereröffnung Wiener Staatsoper, 2005

28.Mai, 10.05 | Ö1 Anklang Hochdramatische Klangfluten: Deborah Polaski

23. Mai, 14.05 | Ö1 Wiener Staatsoper in Feierlaune Jubiläen und Festlichkeiten zwischen 1919 und 2019; mit: Chris Tina Tengel

14. Mai, 10.05 | Ö1 Vor 50 Jahren Live-Aufnahmen von 1969 aus der Wiener Staatsoper Gestaltung: Michael Blees

24. Mai, 23.30 | ORF 2 Lange Nacht der Wiener Staatsoper

15. Mai, 19.30 | Ö1 150 Jahre Wiener Opernhaus am Ring Staatsoperndirektor Dominique Meyer im Gespräch mit Michael Blees (aufgenommen im RadioCafe des ORF RadioKulturhauses)

25. Mai, 17.30 | Ö1 Die Frau ohne Schatten (Strauss) Live-Übertragung der Premiere aus der Wiener Staatsoper Thielemann; mit: u.a. Gould, Nylund, Herlitzius, Stemme, W. Koch, Holecek 26. Mai, 15.05 | Ö1 Das Wiener Staatsopernmagazin Ausschnitte aus aktuellen Aufführungen Gestaltung: Michael Blees

19. Mai, 14.00 | radioklassik Opernsalon mit Joseph Calleja

Darüber hinaus steht die Wiener Staatsoper an folgenden Abenden im Zentrum von radioklassik: 2. Mai: Eugen Onegin (1988); 7. Mai: Das Rheingold (2011), 9. Mai: Le nozze di Figaro (1977); 11. Mai: Die Walküre (2011); 14. Mai: Il trovatore (1978); 16. Mai: Fidelio (1957); 18. Mai: Siegfried (2011); 21. Mai: Andrea Chénier (1960); 23. Mai: Der Freischütz (1972); 25. Mai: Götterdämmerung (2011); 28. Mai: Così fan tutte (1968); 30. Mai: Don Carlo (1970)

STAATSOPERNFÜHRUNGEN IM MAI 2019 1.5. 2.5.

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9.00 Uhr Führungen nur nach telefonischer Voranmeldung www.wiener-staatsoper.at | tours@wiener-staatsoper.at Tel. (+43/1) 51444/2613, 2614 | Fax: (+43/1) 51444/2624. Änderungen vorbehalten.

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SPIELPLAN MAI 2019 01

Mittwoch 19.00-21.45 Oper

RIGOLETTO | Giuseppe Verdi Dirigent: Giampaolo Bisanti | Regie: Pierre Audi Calleja, Maltman, Garifullina, Park, Krasteva, Plummer, Moisiuc, Onishchenko, Navarro, Pelz, Rathkolb, Tonca

Preise G Oper live am Platz

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Donnerstag 19.00-21.45 Oper

FIDELIO | Ludwig van Beethoven Dirigent: Adam Fischer | Regie: Otto Schenk Unterreiner, Mayer, Jovanovich, Schwanewilms, Pape, Reiss, Laurenz

Abo 20 Preise A Oper live am Platz

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Freitag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Poláková, Hashimoto, Avraam; Cherevychko, Dato, Wielick

Preise C Oper live am Platz

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Samstag 11.00-12.30 Matinee

Gustav Mahler-Saal KAMMERMUSIK DER WIENER PHILHARMONIKER 9 Martin Kubik (Violine), Eckart Schwarz-Schulz (Violoncello), Christoph Zimper (Klarinette), Maria Radutu (Klavier) Werke von Brahms, Bartók, Mendelssohn Bartholdy

Preise R

19.00-21.45 Oper

RIGOLETTO | Giuseppe Verdi Dirigent: Giampaolo Bisanti | Regie: Pierre Audi Calleja, Maltman, Garifullina, Park, Krasteva, Plummer, Moisiuc, Onishchenko, Navarro, Pelz, Rathkolb, Tonca

Preise G Oper live am Platz

Sonntag 11.00-12.00 Matinee

Gustav Mahler-Saal ENSEMBLEMATINEE IM MAHLER-SAAL 6 Andrea Carroll, I gor Onishchenko | Stephen Hopkins (Klavier)

Preise L

19.00-22.00 Oper

MACBETH | Giuseppe Verdi Dirigent: James Conlon | Regie: Christian Räth Petean, Furlanetto, Serjan, Xiahou, Moyake, Martirossian, Jopson

Abo 23 | Preise A Oper live am Platz CARD

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Montag

KEINE VORSTELLUNG

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Dienstag 18.30-19.30 Gespräch

AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE HINTER DEN KULISSEN 5: DER INSPIZIENT Chefinspizient Richard Weinberger im Gespräch

Preise X

20.00-22.00 Konzert

SOLISTENKONZERT Natalie Dessay | Philippe Cassard (Klavier)

Zyklus Solistenkonzerte Preise K

Mittwoch 17.30-18.30 Vortrag

AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE OPERNGESCHICHTE XX Mit Staatsopern-Direktor Dominique Meyer

Preise X

19.00-22.00 Oper

MACBETH | Giuseppe Verdi Dirigent: James Conlon | Regie: Christian Räth Petean, Furlanetto, Serjan, Xiahou, Moyake, Martirossian, Jopson

Abo 10 Preise A

Donnerstag 10.00-11.30 Round Table

150 Jahr-Jubiläum | Gustav Mahler-Saal 150 JAHRE OPERNHAUS AM RING Rückblick, Ausblick, Aktivitäten

Zählkarten

19.00-21.45 Oper

RIGOLETTO | Giuseppe Verdi Dirigent: Giampaolo Bisanti | Regie: Pierre Audi Calleja, Maltman, Garifullina, Park, Krasteva, Plummer, Moisiuc, Onishchenko, Navarro, Pelz, Rathkolb, Tonca

Preise G Oper live at home (Die OMV lädt Sie zu diesem Livestream ein.)

10

Freitag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Yakovleva, Konovalova, Avraam; Kim, Dato, Sosnovschi

Preise C Oper live am Platz

11

Samstag 19.00-22.00 Oper

MACBETH | Giuseppe Verdi Dirigent: James Conlon | Regie: Christian Räth Petean, Furlanetto, Serjan, Xiahou, Moyake, Martirossian, Jopson

Preise A Oper live am Platz

12

Sonntag 11.00-12.30 Matinee

EINFÜHRUNGSMATINEE ZU DIE FRAU OHNE SCHATTEN Mit Mitwirkenden der Premiere; Moderation: Andreas Láng, Oliver Láng

Preise M

19.00-21.45 Oper

RIGOLETTO | Giuseppe Verdi Dirigent: Giampaolo Bisanti | Regie: Pierre Audi Calleja, Maltman, Garifullina, Park, Krasteva, Plummer, Moisiuc, Onishchenko, Navarro, Pelz, Rathkolb, Tonca

Preise G Oper live am Platz

13

Montag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Yakovleva, Konovalova, Avraam; Kim, Dato, Sosnovschi

Abo 15 Preise C CARD

14

Dienstag 19.00-22.00 Oper

MACBETH | Giuseppe Verdi Dirigent: James Conlon | Regie: Christian Räth Petean, Furlanetto, Serjan, Xiahou, Moyake, Martirossian, Jopson

Abo 1 Preise A Oper live at home

15

Mittwoch 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Poláková, Mair, Avraam; Cherevychko, Dato, Wielick

Zyklus Ballett-Dramatik Preise C

16

Donnerstag 19.00-21.45 Oper

RIGOLETTO | Giuseppe Verdi Dirigent: Giampaolo Bisanti | Regie: Pierre Audi Calleja, Maltman, Garifullina, Park, Krasteva, Plummer, Moisiuc, Onishchenko, Navarro, Pelz, Rathkolb, Tonca

Verdi-Zyklus Preise G Oper live am Platz

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GENERALSPONSOREN DER WIENER STAATSOPER

WIENER STAATSOPER live at home

OPER LIVE AM PLATZ In Kooperation mit

KINDEROPER AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE HAUPTSPONSOR


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Freitag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Esina, Hashimoto, Gargiulo; Feyferlik, Szabó, Taran

Abo 7 Preise C Oper live am Platz Oper live at home

18

Samstag 19.30-22.15 Oper

IL BARBIERE DI SIVIGLIA | Gioachino Rossini Dirigent: Evelino Pidò | nach einer Regie von Günther Rennert Flórez, Rumetz, Gritskova, Fingerlos, Coliban, Onishchenko, Rathkolb

Zyklus 2 Preise A Oper live am Platz

19

Sonntag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov Esina, Hashimoto, Gargiulo; Feyferlik, Szabó, Taran

Abo 22 Preise C Oper live am Platz

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Montag 19.00-22.00 Oper

ANDREA CHÉNIER | Umberto Giordano Dirigent: Marco Armiliato | nach einer Regie von Otto Schenk Eyvazov, Vratogna, Netrebko, Verrez, Ellen, Bohinec, Yildiz, Walser, Moisiuc, Bankl, Jelosits, Osuna, Pelz, Martirossian

Zyklus 150. Geburtstag Wiener Staatsoper Preise G Oper live am Platz

21

Dienstag 17.30-19.00 Symposium

AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE LIBRETTO – ZUKUNFTSWERKSTATT MUSIKTHEATER Symposium der Forschungsplattform Elfriede Jelinek in Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper

Zählkarten

19.30-22.15 Oper

IL BARBIERE DI SIVIGLIA | Gioachino Rossini Dirigent: Evelino Pidò | nach einer Regie von Günther Rennert Flórez, Rumetz, Gritskova, Fingerlos, Coliban, Onishchenko, Rathkolb

Abo 3 | Preise A Oper live am Platz Oper live at home

22

Mittwoch 19.00-20.30 Oper

DANTONS TOD | Gottfried von Einem Dirigent: Michael Boder | Regie und Licht: Josef Ernst Köpplinger Konieczny, Bruns, Laurenz, Ebenstein, Kellner, Unterreiner, Bankl, Derntl, Pelz, Vörös, Bezsmertna, Raimondi, Rathkolb

Abo 12 Preise S Oper live am Platz CARD Werkeinführung

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Donnerstag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov | Konovalova, Avraam, Firenze; Gabdullin, Kimoto, Basílio

Abo 17 Preise C Oper live am Platz

24

Freitag 19.00-22.00 Oper

ANDREA CHÉNIER | Umberto Giordano Dirigent: Marco Armiliato | nach einer Regie von Otto Schenk Eyvazov, Vratogna, Netrebko, Verrez, Ellen, Bohinec, Yildiz, Walser, Moisiuc, Bankl, Jelosits, Osuna, Pelz, Martirossian

Preise G Oper live am Platz

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Samstag 10.00-11.30 Festmatinee

150 Jahr-Jubiläum GEBURTSTAGSMATINEE mit Solistinnen und Solisten der Wiener Staatsoper; Moderation: Albert Hosp

Preise M Live auf Ö1

17.30-21.45 Oper Premiere

150 Jahr-Jubiläum DIE FRAU OHNE SCHATTEN | Richard Strauss Dirigent: Christian Thielemann | Regie: Vincent Huguet Bühne: Aurélie Maestre | Kostüme: Clémence Pernoud Licht und Video: Bertrand Couderc | Dramaturgie: Louis Geisler Gould, Nylund, Herlitzius, Holecek, Carroll, Bruns, Nazarova, Bohinec, W. Koch, Stemme, Hasselhorn, Green, Ebenstein, Tonca, Battistelli, Vörös, Verrez, Nakani, Kushpler

Preise Z Oper live am Platz Oper live at home Werkeinführung

Sonntag 16.00-17.30 Oper

DANTONS TOD | Gottfried von Einem Dirigent: Michael Boder | Regie und Licht: Josef Ernst Köpplinger Konieczny, Bruns, Laurenz, Ebenstein, Kellner, Unterreiner, Bankl, Derntl, Pelz, Vörös, Bezsmertna, Raimondi, Rathkolb

Abo 24 Preise S Werkeinführung

20.30-22.15 Konzert

150 Jahr-Jubiläum | Herbert von Karajan-Platz, Opernring JUBILÄUMSKONZERT VOR DER OPER u.a. mit Armiliato; Kaufmann, Schrott, Stemme, Alagna, Kurzak, Furlanetto, Park, Bezsmertna, Yoncheva, Bernheim, Nylund, Konieczny, Naforniţă, Reiss, Houtzeel, Groissböck

Eintritt frei Oper live am Platz

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Montag 19.00-21.30 Ballett

LE CORSAIRE | Manuel Legris nach Marius Petipa u.a., Adolphe Adam u.a., arr. Igor Zapravdin Dirigent: Valery Ovsyanikov | Fogo, Mair, Firenze; Dato, Kimoto, Ridel

Abo 14 Preise C

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Dienstag 19.00-22.00 Oper

ANDREA CHÉNIER | Umberto Giordano Dirigent: Marco Armiliato | nach einer Regie von Otto Schenk Eyvazov, Vratogna, Netrebko, Verrez, Ellen, Bohinec, Yildiz, Walser, Moisiuc, Bankl, Jelosits, Osuna, Pelz, Martirossian

Preise G Oper live am Platz

29

Mittwoch 19.00-20.30 Oper

DANTONS TOD | Gottfried von Einem Dirigent: Michael Boder | Regie und Licht: Josef Ernst Köpplinger Konieczny, Bruns, Laurenz, Ebenstein, Kellner, Unterreiner, Bankl, Derntl, Pelz, Vörös, Bezsmertna, Raimondi, Rathkolb

Abo 11 | Preise S Oper live am Platz Oper live at home Werkeinführung

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Donnerstag 17.30-21.45 Oper

DIE FRAU OHNE SCHATTEN | Richard Strauss Dirigent: Christian Thielemann | Regie: Vincent Huguet Gould, Nylund, Herlitzius, Holecek, Carroll, Bruns, Nazarova, Bohinec, W. Koch, Stemme, Hasselhorn, Green, Ebenstein, Tonca, Battistelli, Vörös, Verrez, Nakani, Kushpler

Zyklus 150. Geburtstag Wiener Staatsoper Preise G Oper live am Platz Werkeinführung

31

Freitag 19.00-22.00 Oper

ANDREA CHÉNIER | Umberto Giordano Dirigent: Marco Armiliato | nach einer Regie von Otto Schenk Eyvazov, Vratogna, Netrebko, Verrez, Ellen, Bohinec, Yildiz, Walser, Moisiuc, Bankl, Jelosits, Osuna, Pelz, Martirossian

Preise G Oper live am Platz

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PRODUKTIONSSPONSOREN

150 JAHRE OPERNHAUS AM RING MAIN SPONSOR

DIE FRAU OHNE SCHATTEN

FIDELIO

DANTONS TOD

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SUPPORTED BY


KARTENVERKAUF FÜR 2018/ 2019 KARTENBESTELLUNGEN PER POST, FAX UND INTERNET Kartenbestellungen sind ab dem Erscheinen der jährlichen Saisonvorschau (Anfang April) für alle Vorstellungen der jeweiligen Saison möglich. Bestellungen richten Sie bitte an das Bestellbüro der Wiener Staatsoper, Operngasse 2, 1010 Wien, oder an die Fax-Nummer (+43/1) 51444/2969 bzw. per e-Mail an kartenvertrieb@wiener-staatsoper.at . Nach erfolgter Kartenzuteilung erhalten Sie eine Reservierungsbestätigung mit Angabe eines verbindlichen Zahlungstermins. Besitzerinnen/Besitzer einer BundestheaterCard mit Bankeinzug werden frühestens neun Wochen vor dem Vorstellungstermin mit dem Kartenpreis belastet. Ebenso sind ab dem Erscheinen der Saisonvorschau Kartenbestellungen über Internet möglich. Wählen Sie unter „Spielplan“ die gewünschte Vorstellung sowie „Tickets bestellen“ und übermitteln Sie uns online Ihren Reservierungswunsch sowie die gewünschte Zahlungsmodalität. Nach erfolgter Karten­ zuteilung erhalten Sie per e-Mail eine Reservierungsbestätigung mit Angabe eines verbindlichen Zahlungstermins.

RESTKARTENVERKAUF AN DEN KASSEN, TELEFONISCH UND IM INTERNET Darüber hinaus können verbleibende Restkarten in der Regel 2 Monate vor dem Vorstellungstag (z.B. am 1. 9. für 1. 11., am 30. 9. für 30. 11. Achtung: Vorstellungen vom 1. bis 30. 9. vom 1. bis 30. 5., Vorstellungen vom 1. bis 31. 10. jeweils vom 1. bis 30. 6.) an unseren Kassen, im Internet bzw. telefonisch mit Kreditkarte unter (+43/1) 513 1 513 (Mo bis So: 10 bis 19 Uhr; American Express, Diners Club, Visa, MasterCard, Eurocard und JCB Card) sofort erworben werden.

KARTEN FÜR DIE AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE können ab Erscheinen des Programms über Internet bzw. das Bestellbüro der Wiener Staatsoper (siehe Kartenbestellungen per Post, Fax und Internet) bestellt werden. Der Kartenverkauf an den Kassen beginnt für Was ist los bei den Enakos? 1 Monat vor der ersten Vorstellung einer Aufführungsserie, für alle übrigen Veranstaltungen in der AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE in der Regel 2 Monate vor der jeweiligen Veranstaltung. Die AGRANA STUDIOBÜHNE | WALFISCHGASSE finden Sie nur wenige Schritte von der Wiener Staatsoper entfernt in der Walfischgasse 4.

TAGESKASSEN Kassenhalle der Bundestheater, Operngasse 2, 1010 Wien, Information: Tel. (+43/1) 51444/7880; Tageskasse Volksoper Wien, Währinger Straße 78, 1090 Wien, Tel. (+43/1) 51444/3318; Tageskasse Burgtheater, Universitätsring 2, 1010 Wien, Tel. (+43/1) 51444/4440. Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 8 bis 18 Uhr; Sa, So und Feiertag: 9 bis 12 Uhr; an den Advent-Samstagen: 9 bis 17 Uhr.

KASSE IM FOYER / ABENDKASSE der Wiener Staatsoper, Herbert von Karajan-Platz, 1010 Wien, Öffnungs­zeiten: Mo bis Fr: 9 Uhr bis zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn; Sa: 9 bis 12 Uhr sowie an den Advent-Samstagen: 9 bis 17 Uhr. Sonn- und Feiertag geschlossen. Die Abendkasse ist jeweils ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.

KASSE UNTER DEN ARKADEN im Gebäude der Wiener Staatsoper, Herbert von Karajan-Platz, 1010 Wien, Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 9 Uhr bis eine Stunde vor Vorstellungsbeginn; Sa: 9 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertag geschlossen.

KINDERERMÄSSIGUNG Für Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr (Lichtbildausweis erforderlich) steht bei jeder Vorstellung – ausgenommen Premieren, am 31. Dezember sowie die Vorstellungen des Ring-Zyklus – ein Kontingent von maximal 100, mindestens jedoch 25 Kinderkarten zum Einheitspreis von E 15,- (unabhängig von der gewählten Preiskategorie) zur Verfügung. Geben Sie bei Ihrer Bestellung die gewünschte Anzahl von Kinderkarten an oder erwerben Sie Kinderkarten direkt beim Kartenkauf. Bitte beachten Sie, dass die eigentliche Kinderkarte in jedem Fall ausnahmslos nur am Tag der Vorstellung an der Abendkasse bis spätestens 20 Minuten vor Beginn bei tatsächlichem Vorstellungsbesuch des Kindes ausgefolgt werden kann.

ROLLSTUHLPLÄTZE In der Wiener Staatsoper stehen für Gäste mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit 4 Rollstuhlplätze im Parkett mit Begleitsitz zur Verfügung. Ebenso befinden sich bis zu 18 Rollstuhlplätze mit Begleitsitz auf der Galerie. Bestellungen richten

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N° 229

Sie bitte an das Bestellbüro der Wiener Staatsoper, Operngasse 2, 1010 Wien, oder an die Fax-Nummer (+43/1) 51444/2969 bzw. per e-Mail an kartenvertrieb@wiener-­ staatsoper.at . Bestellungen für die laufende Saison sind auch telefonisch unter (+43/1) 51444/2653, Mo bis Fr: 9 bis 16 Uhr, möglich.

BUNDESTHEATERCARD Bonuspunkte pro Eintrittskarte einlösbar bei BonuspunkteAktionen, Bevorzugung bei der Reihung für Standby-Tickets, Karten für Kurzentschlossene exklusiv für CARD-Besitzer/ innen, Vergünstigungen für Inha­ber/innen eines StaatsopernAbonnements mit CARD mit Bankeinzug. Zusatzfunktion „Ballett-Bonus“: Um 25,- erhalten Sie 15% Ermäßigung auf Vollpreiskarten für alle Ballettvorstellungen der Saison 2018/2019 in der Wiener Staatsoper und in der Volksoper Wien mit Ausnahme von Premieren und Sonderveranstaltungen (max. 2 Karten pro Vorstellung). Der „Ballett-Bonus“ für die Saison 2018/2019 ist an allen Bundestheaterkassen erhältlich.

ABOS UND ZYKLEN Abo 1 14. Mai, 19.00-22.00 MACBETH Giuseppe Verdi Abo 3

21. Mai, 19.30-22.15 IL BARBIERE DI SIVIGLIA Gioachino Rossini

Abo 7

17. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin

Abo 10 8. Mai, 19.00-22.00 MACBETH Giuseppe Verdi

STEHPLÄTZE

Abo 11 29. Mai, 19.00-20.30 DANTONS TOD Gottfried von Einem

werden ab 80 Minuten vor Vorstellungsbeginn nur an der Stehplatzkasse verkauft. Der Zugang zur Stehplatzkasse befindet sich in der Operngasse.

Abo 12 22. Mai, 19.00-20.30 DANTONS TOD Gottfried von Einem

KARTEN FÜR KURZENTSCHLOSSENE

Abo 14 27. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin

Sollten für eine Vorstellung Restkarten verfügbar sein, so haben BundestheaterCard-Besitzer/innen exklusiv die Möglichkeit, einen Teil dieser Karten (max. 4 Karten pro CARD und Vorstellung) zum Einheitspreis von E 49,- am Tag vor der Vorstellung an den Tageskassen in der Zeit von Mo bis Fr: 9 bis 14 Uhr, Sa, So und Feiertag: 9 bis 12 Uhr, sowie an der Kasse im Foyer der Wiener Staatsoper und in der Info unter den Arkaden, Mo bis Fr: 9 bis 14 Uhr, Sa: 9 bis 12 Uhr, zu erwerben. Ob und wie viele Karten für Kurzentschlossene verfügbar sind, wird unter Tel. (+43/1) 51444/2950 bekannt gegeben.

STEHPLATZSCHECKS FÜR BALKON UND GALERIE Zum Preis von E 80,– ist in der Kassenhalle, Operngasse 2, 1010 Wien, ein Scheckheft mit insgesamt 50 Stehplatzschecks im Wert von E 150,–, gültig für Balkon- und Galeriestehplätze für die Saison 2018/2019, erhältlich. Die Schecks können an der Abendkasse – von Besitzern/innen einer Balkon- oder Galeriestehplatzberechtigungskarte auch im Vorverkauf – gegen die jeweils gewünschte Stehplatzkarte eingelöst werden. Die Stehplatzschecks sind übertragbar.

GUTSCHEINE Opern-Geschenkgutscheine sind zu jedem beliebigen Wert erhältlich und ab Ausstellungsdatum zwei Jahre gültig. Die Gutscheine können an den Tageskassen oder unter www.wiener-staatsoper.at erworben werden und sind für alle Vorstellungen der Staatsoper einlösbar.

ABONNEMENTS UND ZYKLEN Für Bestellungen verwenden Sie bitte das Bestellformular im Zyklenprospekt. Gerne steht Ihnen für weitere Informationen und Bestellungen auch das Abonnementbüro der Wiener Staatsoper, Operngasse 2, 1010 Wien, Tel. (+43/1) 51444/2678, Fax: (+43/1) 51444/2679, e-Mail: abonnement@wiener-staatsoper.at, von Mo bis Fr: 9 bis 15 Uhr, Mi: bis 18 Uhr, zur Verfügung.

INFORMATIONEN Tel. (+43/1) 51444/2290, 7880 | Internet: www.wiener-staatsoper.at ORF-Teletext: Seite 407 | Änderungen vorbehalten. IMPRESSUM Wiener Staatsoper – Direktion Dominique Meyer Saison 2018/2019, Prolog Mai 2019 Erscheinungsweise monatlich | Redaktionsschluss 18.4.2019 Redaktion: Andreas Láng, Oliver Láng, Oliver Peter Graber, Iris Frey Tel. +43 (1) 51444-2291 | e-Mail: dramaturgie@wiener-staatsoper.at Grafik: Irene Neubert Bildnachweise: Wiener Staatsoper (Montage Cover, S. 20) Michael Pöhn (S. 2, 3, 10, 34, 46), Lois Lammerhuber (S. 4) anna.s-foto.de (Nylund, S. 6), Kay Herschelmann (Gould, S. 6) Andreas Jakwerth (S. 31), Theatermuseum (S. 32) Igor Omulecki (S. 36) Ashley Taylor (S. 38), Simon Fowler Sony Classic (S. 42) alle anderen unbezeichnet bzw. Archiv der Wiener Staatsoper Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Wiener Staatsoper GmbH, Opernring 2 Herstellung: Agensketterl Druckerei

www.wiener-staatsoper.at

Abo 15 13. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin Abo 17 23. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin Abo 20 2. Mai, 19.00-21.45 FIDELIO Ludwig van Beethoven Abo 22 19. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin Abo 23 5. Mai, 19.00-22.00 MACBETH Giuseppe Verdi Abo 24 26. Mai, 16.00-17.30 DANTONS TOD Gottfried von Einem Zyklus 150. Geburtstag 20. Mai, 19.00-22.00 ANDREA CHÉNIER Umberto Giordano

30. Mai, 17.30-21.45 DIE FRAU OHNE SCHATTEN Richard Strauss

Zyklus 2 18. Mai, 19.30-22.15 IL BARBIERE DI SIVIGLIA Gioachino Rossini Verdi-Zyklus 16. Mai, 19.00-21.45 RIGOLETTO Giuseppe Verdi Zyklus Ballett-Dramatik 15. Mai, 19.00-21.30 LE CORSAIRE Legris nach Petipa u.a. – Adam u.a., arr. Zapravdin Zyklus Solistenkonzerte 7. Mai, 20.00-22.00 Natalie Dessay, Philippe Cassard (Klavier)


n e b a h r Wi . r u t Kul Die Kronen Zeitung ist offizieller Partner der Wiener Staatsoper im 150. Jubiläumsjahr.


Seit 200 Jahren gestaltet Wienerberger die Zukunft des Bauens und Wohnens. Wir arbeiten täglich daran, das Leben der Menschen zu verbessern. Als Taktgeber der Branche nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst: Mit Innovationskraft entwickeln wir nachhaltige Produkte und Lösungen für Generationen.

Österreichische Post AG / Sponsoring./ Post 13Z039653 S

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