Prolog April 2017 | Wiener Staatsoper

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DAS WIENER STAATSBALLETT ANNABELLE GAUSMANN und SONIA SETIEN (Betriebsbüro)

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Mag.a Annabelle Gausmann

Sonia Setien

ach ihrer Tätigkeit im Graphikmuseum Picasso, Mitarbeit bei den Salzburger Festspielen und mehreren Jahren als Assistentin der Betriebsdirektorin beim Hamburg Ballett – John Neumeier führte der Lebensweg von Mag.a Annabelle Gausmann, die ein Studium der Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften absolvierte, nach Wien. 2007 übernahm sie die Leitung des Betriebsbüros und die Disposition des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper, seit 2010 ist sie zudem persönliche Assistentin von Manuel Legris. „Langweilig wird es nie, zwei Häuser (Staats- und Volksoper) zu koordinieren ist oft im wahrsten Sinne des Wortes ein Spagat“, meint sie lachend. „Die Herausforderung liegt darin, die große Linie nicht aus den Augen zu verlieren, neben vielen kleinen Details. Man ist im Herzen des Betriebs. Hier laufen zuerst alle Fäden zusammen und dann gilt es, die Aufgaben zu bearbeiten, zu koordinieren, Informationen weiterzuleiten. Der Großteil der Dinge, die den Ballettdirektor betreffen, landet zunächst bei mir. Manuel ist ein Workaholic! (lacht) Das Betriebsbüro ist eine der wenigen Stellen, bei welchen die Aufgaben von Staats- und Volksoper zusammengefasst sind. Ich arbeite also mit den Betriebsdirektionen, Rechtsabteilungen, technischen Direktionen, Kostümabteilungen, den Werkstätten, den Orchestern, den Musikarchiven beider Häuser. Bei der Erstellung und Koordination des Jahres-Ballett­ spielplanes in Zusammenarbeit mit Manuel Legris bedarf es auch oft an Kreativität hinter den Kulissen, um alle Wünsche umzusetzen. Ein Bein in der Gegenwart, das andere in der Zukunft: Disponiert man gerade 2019, geht daneben die tägliche Arbeit aber natürlich weiter. Man muss z.B. in höchster Eile einen Ersatzdirigenten für den Abend finden, da die Flüge des engagierten Dirigenten wegen eines Schneesturms ausfallen. Die Reisen auszutüfteln – dabei hilft Sonia Setien sehr. Da wir neue Produktionen überwiegend ‚einkaufen‘, gilt es, eine Vielzahl von Verträgen zu verhandeln. Ein mehrteiliger Abend ist dabei administrativ ebenso aufwendig wie z.B. drei abendfüllende Premieren. (Wo erhalten wir die Kostüme/Kostüminformationen? Wo welches Musik-

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material? Abgabetermine für die Werkstätten? etc.) Man mag es kaum glauben, doch zurzeit gilt es beispielsweise um die 73 Verträge parallel zu verhandeln. Eine enge Kommunikation mit anderen internationalen Häusern ist da unabdingbar – sozusagen eine ‚Weltreise‘ per e-mail und Telefon! Dabei helfen mir die früheren Erfahrungen und Verbindungen durch das Hamburg Ballett sowie im Opernbereich an der Wiener Staatsoper, der Oper Köln und bei den Salzburger Festspielen – so versteht man die Bedürfnisse der Choreographen, Leading Teams, Trusts aber auch der Abteilungen eines Opernhauses besser. Da auch die Agenden des Ballettdirektors in meinem Aufgabenfeld liegen, wie z.B. Terminvereinbarungen, bin ich recht nah an den Freuden und Sorgen der Tänzerinnen und Tänzer. Unsere Büros liegen an einem Gang zum Ballettsaal (wir erkennen schon viele an ihrem Schritt, bevor wir sie sehen können) und so herrscht täglich reger Besuchsverkehr. Weitere Aufgaben sind u.a. Vorbereitung von Gastspielen, Opernball, Neujahrskonzert und medialen Aufzeichnungen, Betreuung von Ballettclub und -freunden, nicht zuletzt Abenddienste bei den Vorstellungen. Drei Minuten in eine Probe zu schauen, ist ein Privileg.“ Sonia Setien ist dem Haus am Ring seit 1991 verbunden, bis 2010 wirkte sie als Tänzerin, zuletzt im Rang einer Halbsolistin. 2012 übernahm sie die Gastspielorganisation des Wiener Staatsballetts und ist zudem als Assistentin des Betriebsbüros tätig. „Diese Aufgaben sind eine sehr schöne Weiter­entwicklung meiner früheren Arbeit als Tänzerin“, sagt Setien, „zumal ich in der aktuellen Position auch viele Einblicke in Prozesse am Theater erhalte, die sich, wenn man aktiv auf der Bühne steht, ganz einfach der Wahrnehmung entziehen.“ „Wie für die Tänzerinnen und Tänzer gilt aber auch für uns: ‚Nach der Premiere ist vor der Premiere‘. Bei uns ist mit dem Applaus die Arbeit nie abgeschlossen!“, fügt Gausmann abschließend hinzu.

Oliver Peter Graber


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