Prolog Februar 2017 | Wiener Staatsoper

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und Aber. Hier geht es um die Sache, um den Kern der Sache. Musik als Lebensmittelpunkt, als Transportmittel der Gefühle, mehr noch: als Universalkraft. „Man kann durch Musik das auslösen, was den Menschen als solchen ausmacht: die Fähigkeit zum Mitgefühl.“ Ernsthaft und bestimmt wirkt sie, wenn sie das sagt, doch nicht altklug. Sondern einfach ehrlich: „Dieses jemanden so unmittelbar, so intim und direkt berühren zu können – das ist der Hauptgrund, warum ich das mache.“ Nachsatz: „Und weil es mir unglaublich viel Spaß macht!“ Alexandra Steiner, neues Ensemblemitglied im Sopranfach, weiß also um das Warum. Und sie kennt ihren Platz in der Welt: Der ist auf der Opern- und Konzertbühne. Steht dahinter ein großer Masterplan, eine karrieretechnische Wegbeschreibung, eine exakt durchgerechnete Mehrjahreskalkulation? „Nein“, winkt sie, nun wieder lachend, ab. „Die Partie soundso in soundso vielen Jahren da oder dort gesungen – so einen Plan habe ich nicht. Natürlich: Zwischenziele, Überlegungen, was vielleicht für die Stimme gut wäre, was mir am Herzen liegt, was mir etwas bedeutet oder wohin ich mich vielleicht entwickle, die gibt es schon. Und träumen von bestimmten Rollen tue ich natürlich auch … Aber ich habe keinen umfassenden und präzisen Karriereplan als solchen.“

UNSER ENSEMBLE Alexandra Steiner im Porträt

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icht alles ist Ernsthaftigkeit. Immer wieder blitzt ihr der Schalk aus den Augen, mitunter rollt sie sie auch, wirft sich zwischendurch ein wenig in Pose oder gibt sich kumpelhaft. Dann aber plötzlich fokussierte Konzentration und ein bestimmter, sicherer Tonfall: „Musik hat die Kraft, ans Herz der Menschen zu rühren.“ Das ist es, das Credo der jungen Sängerin, ganz ohne Wenn

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Ein solcher geht ihr auch nicht ab. Ebenso wenig, wie ein ausgebildetes Talent für Ehrgeiz. Lieber spricht sie von Passion, einer so großen Passion, dass sich alles andere automatisch unterordnet. „Ich glaube, dass man für den Sängerberuf sehr viel Leidenschaft braucht. Und dieser weist den Ehrgeiz ganz von selbst in die Schranken. Denn wenn ich für meine Sache brenne, wirklich brenne, dann bringe ich ganz von selbst die Energie auf, zu arbeiten, viel zu arbeiten, vielleicht auch über das durchschnittliche Maß hinaus. Da braucht’s kein eigenes ehrgeiziges Ich-will-weiterkommenProgramm.“ Der unbedingte Wille also als Kraft, die einen trägt? „Bei mir war es jedenfalls so,“ meint Steiner. „Ich komme aus einem Umfeld, in dem Gesang keine so große Bedeutung gehabt hat. Musik: ja. Aber Gesang – vor allem als Beruf – weniger. Ich habe aber allen Widerständen getrotzt und bin den Weg


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