Prolog Jänner 2015 | Wiener Staatsoper

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WIE EINE NEUPRODUKTION 2. Teil | Die Betriebsdirektorin

Betriebsdirektorin Sabine Hödl-Weinberger

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N° 185

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I

st die erste Entscheidung bezüglich einer Neuproduktion einmal getroffen, sind also Stücktitel und eventuell die Besetzung der Hauptpartien, der Regisseur und der Dirigent fixiert, geht es darum, einen geeigneten Termin für die Premiere und die nachfolgenden Reprisen zu finden. Und hier beginnt der Aufgabenbereich der Betriebsdirektorin Sabine HödlWeinberger. Denn an ihr liegt es nun, den sogenannten weißen Spielplan, also den noch komplett leeren Vorstellungsplan einer ganzen Saison mit Stücken zu „befüllen“ – mit Neuproduktionen ebenso wie mit Repertoirewerken. Da jede einzelne Detailentscheidung einen Rattenschwanz an Folgeentscheidungen nach sich zieht und am Ende alles zusammenpassen und ineinandergreifen muss, ähnelt die nun folgende Prozedur fast einem komplexen Geduldspiel. Einem Geduldspiel freilich, das ohne intensive langjährige Erfahrung, ohne Kenntnis der unterschiedlichen Gewohnheiten und Bedürfnisse der Künstler, ohne Wissen um die Möglichkeit aller nicht einplanbarer Eventualitäten und vor allem ohne Liebe zur Gattung Oper gar nicht durchführbar wäre. Wie sehen nun die einzelnen Arbeitsschritte konkret aus? Zunächst sind mehrere Parameter zu prüfen: Gibt es von Haus aus auf Grund der Disponibilität einzelner Künstler nur bestimmte Zeitfenster in denen die vorgesehene Neuproduktion angesetzt werden kann? Handelt es sich bei dem Werk um eine großbesetzte Oper oder um eine mit wenigen Sängern und kleinem Orchester? Ist die Oper lang oder kurz? Sind einzelne Partien besonders herausfordernd, sodass auf die Erholungsphase der Interpreten Rücksicht genommen werden muss? Wie viele Rollen sind aus dem Ensemble besetzbar, ist überhaupt, und wenn ja, in welcher Stärke ein Chor erforderlich? Ist das Stück noch nie oder schon länger nicht am Haus gezeigt worden? Sollte man hinsichtlich der fünf- bis sechswöchigen Probenzeit vor einer Premiere auf bestimmte Besonderheiten achten? Das wären einige der zentralen Fragen – doch was für Antworten ergeben sich aus ihnen und vor allem, welche Lösungen verlangen sie? „Es ist hilfreich, die Planung in eine Zeit mit vielen Feiertagen legen zu können“, erklärt Sabine Hödl-Weinberger. „Denn was bedeutet eine lange Oper? Dass die Vorstellung früh


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