»Was Furchtbares« sei im Entstehen, schrieb Richard Wagner im April 1859 an Mathilde Wesendonck: »Dieser dritte Akt!!! ------ Ich fürchte, die Aufführung wird verboten...«
Richard Wagner formulierte nicht gerne zurückhaltend, erst recht nicht in den Briefen an Mathilde Wesendonck. Die Schriftstellerin und Ehefrau seines Unterstützers Otto Wesendonck gilt als einer der Gründe, warum Wagner die Arbeit am Siegfried unterbrach, um Tristan und Isolde zu komponieren. Die Aufführung – nach mehreren gescheiterten Versuchen, dem legendärsten in Wien – wurde nicht verboten, die Nachwelt teilte Wagners eigene Faszination für das Werk. Im Rückblick auch mit sich veränderndem Fokus: »Eine der Ursprungsurkunden der musikalischen Moderne«, lautet etwa ein berühmtes Urteil des Musikwissenschaftlers Carl Dahlhaus über Tristan und Isolde. Die musikalische Sprache, die Wagner für das fand, was er ausdrücken wollte, veränderte das Schreiben und das Hören von Musik, das Nachdenken und das Sprechen über sie in unumkehrbarer Weise.