Prolog Oktober 2014 | Wiener Staatsoper

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ENSEMBLE

HERBERT LIPPERT im Portrait

genten machen“, beschreibt Lippert die Staatsopernlose Zeit, doch sei das unentwegte internationale Reisen und Gastieren extrem anstrengend gewesen. „Immer in der Fremde sein ist nicht meins“, meint er. Die Staatsoper hingegen wäre für ihn Heimat. Abgesehen davon, dass sich Lippert als absoluten Patrioten beschreibt: „Wo anders kann ich es auf Dauer nicht aushalten.“

auch privat ein Eisenstein bin – behauptet zumindest meine Frau immer wieder“, lacht Lippert. Schwierig wird es für ihn, wenn er sich in einer Figur nicht aufgehoben fühlt und keinen Draht zum darzustellenden Charakter findet. In solchen Fällen kann es auch gesanglich herausfordernd werden, da für Lippert Gesang und Darstellung stark zusammenhängen.

Dank seines Malerei-Studiums hat sich der Sänger natürlich auch einen besonderen Blick für Bühnenbilder erarbeitet, Ausstattungen wie jene des Schlauen Füchsleins schätzt er hoch ein: „wie ein Gemälde aus dem Biedermeier!“ Ob er schon daran gedacht hat, selber ein Bühnenbild zu entwerfen? „Das nicht“, bekommt man zur Antwort. Doch ist ein Ausflug ins sogenannte Leading Team einer Musiktheaterproduktion geplant – als Regisseur. Stück und Ort verrät Lippert noch nicht, wohl aber das Jahr: 2017.

Stimmlich beschreibt er sich als Allrounder, der sich bei einem Lohengrin – er sang ihn zuletzt in Graz – ebenso aufgehoben fühlt wie immer noch im lyrischen Fach. Daher gibt es für ihn auch keine genau festgeschriebene Richtung, in die er seine Karriere plant, sondern er folgt seiner Stimme und bleibt offen für zahlreiche Möglichkeiten.

SERIE

Diese Inszenierungs-Intentionen verwundern kaum, liegt dem Sänger doch gerade auch das Darstellerische besonders. Inspiration für seine Rollengestaltungen holt er dabei nicht aus äußeren „Quellen“ wie Kinofilmen, sondern immer aus sich selbst. Wenn die Figur stimmt, dann kommt diese Inspiration schnell und ohne Mühen, wobei in solchen Fällen auch Wesenszüge, die ihm selbst vorborgen waren, an die Oberfläche kommen. Einen Peter Grimes etwa, den er in der letzten Spielzeit an der Staatsoper mit faszinierender Intensität gestaltet hat, schätzt er, aber auch heitere Charaktere wie den Eisenstein. Letzteren besonders, weil: „ich einfach

Das Schönste am Sängerberuf? „Diese Frage stellt sich bei mir nicht, weil ich ohne singen einfach nicht leben kann! Abgesehen davon geben mir die Auftritte eine gewisse Ruhe in der Persönlichkeit. Denn ich muss einfach auf einer Bühne stehen, und wenn ich drei Tage nicht in der Oper war werde ich unruhig. Dann fragt meine Frau: ,Wann hast du die nächste Probe?‘ Auftreten ist für mich eine Art Ventil.“ Notfalls, wenn gerade keine Probe und kein Auftritt auf dem Plan stehen, dann tut’s auch der Garten, in dem sich der Tenor in seiner Freizeit mit Freuden dem „Buddeln, Bäume-Umschneiden, Platten-Verlegen“ widmet. Also weniger dem Unkrautzupfen und kleinteiligen Gärtnern als den kräftetechnisch herausfordernden Aufgaben. „Halt zum Abreagieren“, wie Lippert lachend feststellt. Oliver Láng

www.wiener-staatsoper.at

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