Prolog Jänner 2012 | Wiener Staatsoper

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AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY Auf der Flucht vor der Polizei stranden – wegen Kuppelei und betrügerischem Bankrott steckbrieflich gesucht – die Witwe Begbick, Fatty, der Prokurist und Dreieinigkeitsmoses in einer Einöde. Weil ihr Auto eine Panne hat, beschließen sie eine Stadt – Mahagonny – zu gründen. Als einen Ort der Glückseligkeit, an den die Enttäuschten aller Kontinente ziehen und ihr zuvor erworbenes Geld lassen sollen. In der neugegründeten Stadt treffen die Ersten ein, die Prostituierte Jenny und sechs andere Mädchen, dann der Holzfäller Jim und seine drei Freunde, Jack, Sparbüchsen-Bill und AlaskaWolf-Joe. Alle suchen in der Stadt nach dem Glück, die einen, um Geld zu verdienen, die anderen, um es auszugeben. Jim und Jenny werden ein Paar. Doch bald treten in Mahagonny Schwierigkeiten auf, die ersten Unzufriedenen verlassen die Stadt, deren Funktionieren durch zahlreiche Verbote gesichert wird. Darüber hinaus nähert sich ein todbringender Hurrikan. Wie durch ein Wunder verschont der Hurrikan Mahagonny. „Du darfst“ lautet nun das neue Motto der Stadt. Alles ist erlaubt, das schlimmste Verbrechen ist, kein Geld zu haben. Die Vergnügungssucht steigert sich ins Zerstörerische, zwei von Jims Freunden sterben im Exzess. Als er schließlich eine Zeche von drei Flaschen Whisky schuldig bleibt, wird er verhaftet, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Mahagonny, die Stadt der Glückseligkeit, zerfällt, der vermeintliche Ort eines irdischen Paradieses stellt sich als sinnentleerte Hölle auf Erden heraus.

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N° 155

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figur die Stadt Mahagonny selbst ist, die den Bedürfnissen des Menschen ihre Gründung und ihren Niedergang verdankt. Dass die geographische Lage dieses fiktiven Ortes, an dem „Sittenbilder des 20. Jahrhunderts“ aneinandergereiht zur Darstellung gelangen, daher von Vornherein irrelevant ist, versteht sich von selbst. Dass es sich um eine klare Kapitalismuskritik, eine Kritik der menschlichen Gier handelt. Inwieweit es sich bei Mahagonny tatsächlich um eine Oper handelt, beantwortet Brecht in seinen Anmerkungen zu diesem Stück folgendermaßen: „Warum ist Mahagonny eine Oper? Die Grundhaltung ist die der Oper, nämlich kulinarisch. Nähert Mahagonny sich dem Gegenstand in genießerischer Haltung? Es nähert sich. Ist Mahagonny ein Erlebnis? Es ist ein Erlebnis. Denn: Mahagonny ist ein Spaß.“ Andreas Láng

Besetzung Dirigent: Ingo Metzmacher Regie: Jérôme Deschamps Bühne: Olivia Fersioni Kostüme: Vanessa Sannino Licht: Marie-Christine Soma Regiemitarbeit und Dramaturgie: Ellen Hammer Leokadja Begbick: Elisabeth Kulman Fatty: Herwig Pecoraro Dreieinigkeitsmoses: Tomasz Konieczny Jenny Hill: Angelika Kirchschlager Jim Mahoney: Christopher Ventris Jack O’Brien: Norbert Ernst Bill: Clemens Unterreiner Joe: Il Hong Tobby Higgins: Wolfram Igor Derntl Mädchen: Ileana Tonca, Simina Ivan, Christina Carvin, Ildikó Raimondi, Stephanie Houtzeel, Monika Bohinec Faktotum: Heinz Zednik Premiere: Dienstag, 24. Jänner 2012 Reprisen: 27., 30. Jänner, 2., 5. Februar 2012


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