Wendt & Kühn - elfpunktepost 39 (Herbst/Winter 2024)

Page 1


DAS MAGAZIN

HERBST/WINTER 2024

AUS DEM HAUSE WENDT & KÜHN

AUS DEM INHALT

4 Fröhliche Frackträger Geschenk-Tipp

5 Stattlicher Bergmann Fundstück

T wie Trommeln Grünhainichener Lexikon

6 Mit Goldglanz, Mut und Weitblick

Neuheiten und Wiederauflagen 2024

8 Die fantasievolle Kunst der Illustration Kinderbuch

10 Meisterhafter Muster-Mix Die Heiligen Drei Könige

12 Gut verpackt

Verpackung im Wandel der Zeit

16 Die „Deko-Queens“ von Wendt & Kühn Inspiration

18 Botschafter für Kinderrechte World Childhood Foundation

19 Wenn Berufsmusiker Engelmusikanten sammeln … Lebendige Tradition

20 App erfreut Sammler-Herzen

Digitale Elfpunkte-EngelSammlung

Nachgezählt

Die große Wanduhr

21 Veranstaltungen und Jubiläum Ausblick

22 Auf Wiedersehen 2024 letztmalig gefertigt

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

manches in der nunmehr 109-jährigen Firmengeschichte von Wendt & Kühn hat sich, um mit den Worten meiner Großtante Grete Wendt zu sprechen, „so ergeben“, aber von Zufall würde ich dennoch nicht sprechen. Das gilt auch für das Titelbild dieser elfpunktepost . Diesmal haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, dass „Der Mutige“ Sie einlädt, in diesem Heft zu blättern, Figuren und Fotos zu betrachten, Neues zu erfahren und sich inspirieren zu lassen. Warum gerade „Der Mutige“ und an seiner Seite „Der Träumer“ vor einer Weltkugel?

Zu einem Zeitpunkt, an dem globale Entwicklungen und tiefgreifende Veränderungen in unserer Gesellschaft nachdenklich stimmen, wir uns Sorgen um die Zukunft machen und uns mitunter vielleicht sogar etwas hilflos fühlen, verbindet sich für uns mit dieser Szenerie vor allem eines: Zuversicht. Nimmt doch der Engel beherzt nicht nur das Steuerrad, sondern sein eigenes Schicksal in die Hand. Mit Weitblick und Besonnenheit bleibt er – gerade in herausfordernden Situationen – auf Kurs und ermutigt, entschlossen auf Ziele hinzusteuern und dem „Wellengang des Lebens“ mit Herz und Verstand zu begegnen. Er ist bereit, unsere Erde immer wieder neu zu entdecken und sich das Träumen und damit ein Stück Kindheit zu bewahren.

Über alle Zeiten hinweg strahlen die Figuren aus unseren Grünhainichener Werkstätten kindliche Unbekümmertheit und Harmonie aus. Damit können sie die Welt weder besser machen noch verändern, aber sie können uns helfen, den eigenen Blick zu schärfen für das Schöne, das L(i)ebenswerte. Sie können uns verloren geglaubte Kraft zurückbringen, wenn wir mitunter mutlos, ängstlich oder unentschlossen sind. Mit dem Frohsinn, den sie ausstrahlen, fordern sie uns förmlich auf, freundlich und respektvoll miteinander umzugehen, einander zu achten. Eine solche Toleranz würde gerade jetzt dem Klima in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach sehr guttun.

Welche weltumspannende Kraft von unserem Sortiment ausgeht, wird ganz aktuell an unserem Engagement für die World Childhood Foundation sichtbar, das bereits nach knapp einem halben Jahr nicht nur für uns in der Manufaktur, sondern für Tausende zu einem Herzensprojekt geworden ist. Grenzen und Kontinente überschreitend, verbindet der Engel mit verschiedenfarbigen Flügelpunkten Menschen in ihrem Engagement, sich mit dem Kauf dieser Figur für das Recht von Kindern auf eine behütete, gewaltfreie Kindheit einzusetzen. Davon berichten wir auf Seite 18 in diesem Magazin.

Mögen sich beim Lesen dieser Ausgabe bei Ihnen viele gute Gedanken einstellen, die Ihnen Freude und Zuversicht geben. Gern können Sie mich teilhaben lassen und mir schreiben – per Brief oder an gedanken@wendt-kuehn.de.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit der 39. Ausgabe der elfpunktepost

Ihre

Claudia Baer, geb. Wendt

Fröhliche Frackträger mit Herz und Humor

Große gelbe Brettchenfüße, bauschiges schwarzgraues Gefieder, kecker Blick – das sind die Pinguine von Wendt & Kühn. Bereit, Groß und Klein mit ihrem Watschelgang ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern –an Tagen, an denen man ein bisschen „antarktische Gelassenheit“ gut gebrauchen kann. Oder zum Beginn eines neuen Lebensabschnitts – dem ersten Tag im Kindergarten, dem Start in einen neuen Job. Furchtlos watscheln sie voran.

Pinguine sind für ihre Treue bekannt. Haben sie einen Partner gefunden, bleiben sie mit ihm ein Leben lang zusammen. Und so eignen sie sich auch als Geschenk und Liebesbeweis „der etwas anderen Art“ für den oder die Liebste – mit Herz und Humor. Und natürlich zeigen die Pinguine, die in großen Kolonien zusammenleben und dort zu einer starken Gemeinschaft werden, auf ebenso beeindruckende Weise, wie wichtig Zusammenhalt ist. Als Präsent für Familienmitglieder oder gute Freunde, denen man für Vertrauen und Beistand danken möchte, machen sie deshalb nicht nur wegen ihres eleganten Fracks eine gute Figur.

Olly Sommer, später Wendt, gestaltete die Figurengruppe bereits zwischen 1922 und 1925 und stattete sie mit einem gestalterischen i-Tüpfelchen aus: Die Köpfe des großen und mittleren Pinguins lassen sich drehen und sie mal verstohlen zur einen, mal verschmitzt zur anderen Seite schauen. Ein liebevolles Detail, das verzückt. Für die jüngsten unter den Fans der tapsigen Wasservögel halten wir noch etwas bereit: Ein 24-teiliges Pinguin-Puzzle, welches das Motiv dieser Heftseite zeigt, bietet Spaß für kleine Antarktisforscher.

Übrigens: Die charmanten Botschafter des Südpols haben sogar ihre eigenen Ehrentage – am 20. Januar und am 25. April zum Welt-Pinguin-Tag. Diese beiden Tage sollen daran erinnern, die außergewöhnliche Vogelart und ihren Lebensraum zu schützen.

STATTLICHER

BERGMANN

„Im Jahr 1922 schenkte mir eine Freundin diesen Bergmann mit den Worten: ‚Da hast Du einen Mann. Den richtigen suche Dir aber selber.‘ Am gleichen Tag habe ich mich mit meinem Mann verlobt. Seitdem ist der putzige Geselle aus Ihrer Werkstatt unser Glücksmännchen.“ So lautet der Text auf der Postkarte, die eine unbekannte Verfasserin in den 1920er Jahren an die Manufaktur schickte. Das Fundstück aus dem großen Firmenarchiv lässt schmunzeln: Schon damals schien der Bergmann mit seiner Festtracht und seiner stattlichen Statur zu beeindrucken. Die Fotografie auf der Vorderseite der Postkarte zeigt ihn noch mit sogenanntem „Brettlbart“, den Grete Wendt später zur heutigen Form überarbeitete. Trug er damals ausschließlich echte Wachskerzen, können seine Kerzentüllen heute wahlweise auch mit LED-Lichtern bestückt werden.

Der Überlieferung zufolge soll es ein besonders schöner Sommertag im Jahr 1912 gewesen sein, an dem Grete Wendt den Bergmann entwarf: Drei Jahre vor der Firmen-

GRÜNHAINICHENER LEXIKON

T WIE TROMMELN

Wenn in den Räumen der Dreherei die Trommeln „erklingen“, hat das in dieser Abteilung wenig mit Musik zu tun. Trommeln kommen hier für den „Feinschliff“ bei der Bearbeitung von Holzteilen zum Einsatz. Meist mit dem Ziel, Kleinteile zu schleifen und Grate zu entfernen. Nur so können die Teile im Anschluss makellos verleimt und getaucht werden. Dazu werden sie in größeren Mengen in runde oder achteckige Behälter gefüllt, die um ihre eigene Achse rotieren. Die Holzteile im Inneren kommen in Bewegung und reiben sich gegenseitig glatt. Ein effektives, recht simpel anmutendes Verfahren, das bereits seit vielen Jahren in der Manufaktur angewendet wird. Und doch genügt kein bloßer „Knopfdruck“, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. So ist beispielsweise abzuwägen, ob dem Trommelgut Schleifkörper wie Sandpapier zugegeben werden müssen. Auch Füllmenge, Drehgeschwindigkeit und Dauer des Trommelvorgangs sind Faktoren, die zu durchdenken sind. Trommelt die Trommel zu lange und zu intensiv, bleibt von filigranen Werkstücken wenig übrig –sie „verrunden“. Hartnäckige Teile müssen hingegen bis zu einem ganzen Tag rotieren. Auch die Holzart, die Form der Teile und die Größe der Grate haben Einfluss. Und so sind

gründung gestaltete sie in der damaligen Gartenlaube der Gewerbeschule in Grünhainichen mehrere verschieden große Exemplare. Der 30 Zentimeter hohe Bergmann befindet sich aktuell im Sortiment. Ein Schmuckstück mit Anmut und Ausstrahlung, das seitdem nicht nur die Absenderin der Postkarte und ihre Freundin beeindruckt hat.

BEREITS 1934 erfolgte der „Feinschliff“ in Trommeln (Foto links). Heute sind vier Maschinen mit insgesamt zwölf unterschiedlich großen Trommelbehältern im Einsatz.

für das Trommeln bei Wendt & Kühn jahrelange Erfahrung, ein waches Auge und doch ein gewisses „Rhythmusgefühl“ vonnöten.

Trommeln werden in der Manufaktur auch eingesetzt, um Drehteile von Spänen zu trennen. In diesem Fall bestehen die Außenwände der Trommeln aus engmaschigen Gittern, die als Sieb fungieren. Für einen Farbauftrag werden Trommeln bei Wendt & Kühn hingegen nicht genutzt. Das geschieht behutsam in feiner Handarbeit.

AB SOFORT

IM SORTIMENT

Mit Goldglanz, Mut und Weitblick ...

... präsentiert sich die neue Goldedition und ergänzt die Neuheiten und Wiederauflagen des Jahres, die in einer Übersicht auf Seite 7 abgebildet sind. Der Engel mit Stern und Laterne im Mond, den wir für dieses Jahr bereits angekündigt haben, ist nicht darunter. Sein Verkaufsstart musste zugunsten anderer, sehr gefragter Figuren aus dem Stammsortiment verschoben werden. Die Kapazitäten unserer Manufaktur sind nach wie vor vollständig ausgelastet, sodass bei dieser Figur noch etwas Geduld gefragt ist.

Goldedition N o – 17

DER MUTIGE, ENGEL MIT STEUERRAD, VERGOLDET (6 cm)

650/300

MIT MUT UND WEITBLICK

Sicher hält der Engel der neuen Goldedition No – 17 das Steuerrad in den Händen. Mit Weitblick und Besonnenheit bleibt „Der Mutige“ auch in herausfordernden Situationen auf Kurs, einem Fels in der Brandung gleich. Als treuer Begleiter steht er seinen Besitzern bei, wenn sie bei einem Jobwechsel, einem Umzug oder beim Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt „auf große Fahrt gehen“. Der Engel ermutigt, entschlossen auf Ziele hinzusteuern und dem „Wellengang des Lebens“ mit Herz und Verstand zu begegnen. Die neue Goldedition ist ebenso ein wundervolles

Limitierte Goldedition N o – 17

DER MUTIGE, ENGEL MIT STEUERRAD AUF METALLSOCKEL, VERGOLDET, IN SPANSCHACHTEL (6 cm)

650/300/LE

Geschenk für die Freunde des Meeresrauschens. Für kleine und große (Badewannen-)Kapitäne. Und für all jene, die einen Mutmacher an ihrer Seite gut gebrauchen können.

Das Steuerrad, dessen Speichen und Griffe filigran ausgearbeitet sind, ist in 999er Gold gehüllt. Glanzvoll fasziniert es die Fans der Schifffahrt ebenso wie die Liebhaber exklusiver Kostbarkeiten. In der Ausführung mit vergoldetem Sockel ist der Engel streng limitiert – nur 22.222 Mal wird er seinen Besitzern als Mutmacher zur Seite stehen.

Bitte beachten
faktur

WEITERE NEUHEITEN

BEREITS VORGESTELLT

ENGEL MIT STIMMGABEL (6 cm)

650/84

MARGERITENENGEL, SITZEND, MIT ADVENTSKALENDER (4 cm)

634/70/44

* CAVALIER ALS NADELBÜCHSE (7,5 cm)

ENGEL MIT BLAUEM OSTEREI, SITZEND (4 cm)

651/3

ENGEL, KLEIN, MIT LICHTERBOGEN (6 cm)

650/k/LB

* ROKOKODAME ALS FINGERHUTDOSE (7 cm)

WANDUHR, GROSS, MIT 36-STIMMIGEM MUSIKWERK

(38,5 x 38,5 x 12 cm)

5202

limitiert auf 500 Stück

HEINZELMÄNNCHEN MIT SACK (6,5 cm)

5243/20

ENGEL MIT BALALAIKA, SCHWEBEND (5,5 cm)

650/130/77

KRONENENGEL MIT TROMMEL (6 cm)

6235/8

MÄDCHEN MIT FRÜHLINGSENZIAN (13 cm)

5248/30

SCHWEBEENGEL, KLEIN, MIT BAUMKUGEL (2,75 cm)

6307/33

KÖNIG MELCHIOR, KNIEND, MIT UMHANG (6,25 cm)

5250/3k

KALENDER 2025, KOMPLETT (23 x 17,5 x 4,5 cm)

2025

KÖNIG BALTHASAR, STEHEND, MIT UMHANG (9 cm)

5250/4k

BUCH „DIE WUNDERVOLLE ZEITREISE DER ELFPUNKTEENGEL“ (36 Seiten, 22 x 28,5 cm) EB2024

* ausschließlich 2024 gefertigt; bestellbar und erhältlich in den hauseigenen Geschäften von Wendt & Kühn in Grünhainichen und Seiffen

* ENGEL MIT HOLZSPIELZEUG, JAHRFEIERN GRÜNHAINICHEN UND SEIFFEN (5 cm)

650/2024/HSM

KÖNIG CASPAR, STEHEND (8 cm)

5250/5k

ADVENTSKALENDER 2024, MIT FIGUR (33 x 45 cm) AK2024

Figur exklusiv im Kalender erhältlich; ab 7. Oktober im Sortiment

KINDERBUCH

Die fantasievolle Kunst DER ILLUSTRATION

Zeichenkarton, Bleistift, Pinsel und Aquarellfarben – diese Arbeitsmittel brauchte Ralf Brenner, als er die detailverliebten Illustrationen für das neue Wendt & Kühn-Kinderbuch „Wie alles begann … Die wundervolle Zeitreise der Elfpunkte-Engel“ entwarf. An seinem Arbeitsplatz in der Bergstadt Wolkenstein, nicht weit von Grünhainichen entfernt, erzählt er vom kreativen Schaffensprozess.

Auf dem Schreibtisch liegt eine Mappe, die den großen Blätterstapel in ihrem Inneren kaum fassen kann. Ralf Brenner zieht ein kleines Blatt heraus. Während er vergnüglich auf die Skizze schaut, erinnert er sich: „Hier habe ich das kleine grüne Auto gescribbelt, in dem das Vögelchen im Buch umherfährt. Die Vorlage war ein Opel 4 PS, der bis 1926 in Deutschland gebaut und aufgrund seiner Farbe auch ‚Laubfrosch‘ genannt wurde.“ Schnell wird klar, dass die Bilder ihre Faszination nicht allein durch die Kunst der Illustration entfalten, sondern auch durch das Wissen über die Zeit, in der die Grünhainichener Engel® entworfen wurden. Nachdem der Gestalter das Manuskript gelesen und jene Stellen markiert hatte, bei denen im Kopf bereits erste Bilder entstanden, arbeitete er sich tief in die Zeitepoche der Handlung ein: Wie könnten in den Bildern Zeitbezüge auf interessante Weise dargestellt werden? Auf welche historischen Unterlagen aus dem Archiv der Manufaktur könnte dabei Bezug genommen werden? So entstand zunächst eine umfangreiche Stoffsammlung als Grundlage für lockere Bleistiftskizzen, in denen er seine Bildideen festhielt. Waren die grafischen Kompositionen schlüssig, entstanden daraus detailliert ausgearbeitete Zeichnungen – sie bildeten die Vorlage für die far-

RALF BRENNER erhielt 1989 sein Diplom im Studiengang Produktdesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Seit 1991 arbeitet er freiberuflich als Gestalter. Wenngleich das Illustrieren von Büchern eher ein „Sonderfall“ in seiner Arbeit ist, entwarf er bereits 2015 die Bilder für das erste Kinderbuch von Wendt & Kühn.

bigen Illustrationen: „Dann habe ich zu den Aquarellfarben gegriffen – handelsüblich, ohne Zauberpigmente“, schmunzelt er. Mit jedem Detail, jedem Pinselstrich hauchte er den Motiven Leben ein, mischte und vervollständigte, bis sie stimmig waren. Ganz zum Schluss wurden die Illustrationen noch digital am Computer für den Druck aufbereitet. Während er freudig von unzähligen Stunden konzentrierter Arbeit berichtet, wird klar: Es ist kunstvolle Handarbeit mit Fantasie, viel Herz und Gefühl für das Detail.

Gefragt nach Momenten im Arbeitsprozess, die ihn besonders herausgefordert haben, antwortet er: „Ja! Zum Beispiel sollten die Elfpunkte-Engel Charleston tanzen – ein Tanz, der damals groß in Mode kam und sich durch das für ihn typische Rudern mit den Armen und X/O-Kombinationen mit den Beinen auszeichnet. Da ich selbst gern tanze, wollte ich diese Bewegungen auch auf die Engel übertragen, was gar nicht so einfach war.“

Doch es ist geglückt: Auf Buchseite 20 tanzen zwei Engel vergnügt zur Musik.

Lassen Sie sich verzaubern und wippen Sie mit.

In dem Buch „Wie alles begann … Die wundervolle Zeitreise der Elfpunkte-Engel“ nimmt der Schalmeien-Engel seine kleinen und großen (Vor-)Leser mit auf eine Reise durch 100 Jahre Engel-Geschichte. Ein Ausflug mit manch unerwarteter Begegnung. Auf 36 Seiten verzaubert das Buch durch eine einfühlsame, kindlich-lebendige Erzählweise. Über den QR-Code oder unter www.wendt-kuehn.de/kinderbuch können Sie sich einen Auszug aus dem Buch anhören. Außerdem finden Sie hier in einer Fotostrecke weitere interessante Einblicke in die Kunst der Illustration.

Meisterhafter MUSTER-MIX

Würdiger könnte eine Bemalung wohl kaum sein – die Heiligen Drei Könige, die in diesem Jahr das Krippenarrangement von Wendt & Kühn ergänzen, verzücken mit detailreichen Verzierungen, die höchstes handwerkliches Können erfordern. Ein Besuch in der Malerei-Abteilung veranschaulicht, warum Malerinnen auch sehr konzentriert zählen können müssen und warum es manchmal von Vorteil ist, ein wenig zu zittern.

Exakt 46 kleine gelbe Punkte und 18 größere Ovale schmücken die lilafarbene Robe von König Melchior, 54 kleine und 19 große Punkte kommen auf seinem tiefblauen Umhang hinzu. Über 130 Mal tupfen die Malerinnen mit einem feinen Holzstäbchen, dem sogenannten Tupfholz, behutsam die Punkte und Ovale an die vorgegebene Stelle – dem historischen Figurenmuster getreu. Schablonen oder andere Hilfsmittel kommen dabei nicht zum Einsatz. Hier sind ein gutes Gefühl und Augenmaß gefragt, damit die Muster schließlich harmonisch „aufgehen“.

Doch nicht nur die Fülle an Verzierungen lässt staunen, auch der Farbauftrag erfordert viel Geschick. Neben deckenden Farben kommen Farben zum Einsatz, die dünn aufgestrichen werden und den Untergrund durchscheinen lassen. Dieses Wechselspiel von kräftigen und lasierenden Elementen sorgt für einen reizvollen Kontrast. Und einen, der es in sich hat: Die Ornamente und Blumen sollen leicht und fast schon transparent wirken, aber keinesfalls „fleckig“ – ein schmaler Grat, wie sich bei der Ausführung zeigt.

Das markante Streifenmuster der Könige Balthasar und Caspar wirkt auf den ersten Blick fast „simpel“ – doch weit gefehlt. Die lasierend aufgetragenen Streifen müssen in exakt definierter Anzahl auf der Fläche verteilt werden. Bei der Hose von König Caspar ist das besonders knifflig: Ist auch nur eine Linie etwas schief, „kippt“ das gesamte Muster. Keine leichte Aufgabe bei einer Hose, deren bauchige Rundung eine zusätzliche Herausforderung für die Pinselführung bereithält.

Da ist es fast schon „beruhigend“, dass es ein einziges Muster gibt, bei dem Zittern ausdrücklich gewünscht ist: Die ellipsenförmigen Ornamente auf der Rückseite des roten Mantels von König Balthasar werden in sanft gewellten Linien aufgemalt.

MUSTERGETREU

ie Raffinesse in der Bemalung der Könige legte Schöpferin Grete Wendt bereits in ihrem Entwurf der Weihnachtskrippe aus dem Jahr 1910/11 an, als sie das Arrangement im Auftrag der Deutschen Werkstätten Hellerau während ihres Studienpraxissemesters gestaltete. Der Wiederauflage im Jahr 2024 vorangegangen sind eine intensive Recherche und Analysen historischer Skizzen, technischer Zeichnungen und altehrwürdiger Musterfiguren verschiedener Fertigungsjahre, bei denen unterschiedliche Körperhaltungen der Figuren und Varianten hinsichtlich Farbigkeit und Verzierung entdeckt wurden. Bei der Aufnahme in das aktuelle Sortiment sind Figurenvarianten ausgewählt worden, die dem heutigen Zeitgeist entsprechen und der Tradition dennoch verbunden sind – ohne Abstriche bei der aufwendigen Bemalung zu machen: Die kunstvollen Verzierungen mit all ihren filigranen Details wurden erhalten und schmücken nun auch über 110 Jahre später eindrucksvoll die Roben der Könige.

HINTERGRUND

Die Weihnachtskrippe zählt zu den wenigen Figurengruppen, die Grete Wendt bereits vor der Firmengründung von Wendt & Kühn entwarf. Von Karl Schmidt, dem Gründer der Werkstätten Hellerau, hatte sie den Auftrag erhalten, eine Weihnachtskrippe zu gestalten. Bereits kurz nach dem Entwurf der Krippe und der Herstellung der ersten Muster präsentierte die talentierte Gestalterin 1911 ein Exemplar auf der Weihnachtsausstellung des König-Albert-Museums in Chemnitz (heutige Kunstsammlungen Chemnitz). In der nur zweiwöchigen Schau fand die Weihnachtskrippe bei den Besuchern und in der Fachpresse große Beachtung.

Gut verpackt

VERPACKUNG IM WANDEL DER ZEIT

„Original verpackt“ – diese Worte gaben den Anstoß, den Blick auf das Thema „Verpackung“ zu richten und der schützenden Hülle unserer Figuren einen eigenen Beitrag in dieser elfpunktepost zu widmen. Wie wurde früher verpackt? Welchen Herausforderungen stellen sich die Frauen der Packerei-Abteilung heute? Warum „zierte“ den Arbeitsplatz der Packerinnen früher ein Holzwolle-Wirrwarr? Und warum werden bei Wendt & Kühn Pakete zuweilen die Treppe hinuntergeworfen? Sie erfahren es auf den folgenden Seiten.

Behutsam zieht Marlis Rokitta, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Wendt & Kühn, einen Karton unter dem großen Schrank auf dem Dachboden der Manufaktur hervor. Er hatte schon viele Jahre dort gestanden, doch erst jetzt war die Archivarin darüber „gestolpert“. Als sie ihn öffnet, blickt sie auf ein dichtes Gewirr aus langen, gekräuselten Holzfäden. Schicht für Schicht nimmt sie die Holzwolle heraus, es raschelt und rieselt Späne. Zum Vorschein kommt ein fein säuberlich in Papier eingeschlagenes „Bündel“. Vorsichtig wickelt sie es aus und legt den Schatz im Inneren frei. „Ein alter Erzgebirgsengel“, sagt sie und ihre Augen leuchten. Nach kurzem Fachfrauenblick: „Er stammt aus dem Jahr 1971 oder 1972 – original verpackt!“

Schon immer wurde in der Manufaktur großer Wert darauf gelegt, die kostbaren Artikel, die in vielen Arbeitsstunden mit Liebe und Sorgfalt gefertigt worden waren, sicher zu verpacken und sie unbeschadet von Grünhainichen aus in alle Welt zu verschicken. So ist es nur folgerichtig, dass das Verpacken auch heute noch mit Sorgfalt und Akribie geschieht.

„EIN BISSCHEN WIE GESCHENKE EINWICKELN“

In der Packerei herrscht emsiges Treiben. Eine Meisterin und vier Kolleginnen packen hier Figuren und Spieldosen ein. An ihren Arbeitsplätzen haben sie sich die Materialien zurechtgestellt, die sie dafür benötigen. Die Figuren stehen bereits seit einiger Zeit in der Packerei. Nachdem sie in der Malerei vollendet worden waren, ruhten sie für mindestens drei Wochen in deckenhohen Regalen, um vollständig zu trocknen. Bei einigen Figuren wie dem großen Weihnachtsmann mit Spielzeug kann das sogar bis zu acht Wochen dauern. Sind die Figuren trocken und fertig komplettiert – nicht selten werden zum Schluss in der Packerei noch Figurenteile wie Blumen oder Instrumente beigefügt –, klebt die Mitarbeiterin der Packerei die kreisrunde Bodenmarke auf die Unterseite des Figurensockels. Die wettergezeichnete Fichte und die Initialen W.u.K. weisen die Figuren nun als ein Original von Wendt & Kühn aus.

Bevor Engel, Blumenkinder und Weihnachtsmänner von flinken Händen in Seidenpapier eingeschlagen werden, schauen sich Packerin und Figur noch einmal tief in die Augen. Bei der Qualitätskontrolle wird ein letztes Mal geprüft, ob alles den Anforderungen entspricht. Dazu wird die Figur einmal um die eigene Achse gedreht. „Die Punkte auf den Flügeln der Elfpunkte-Engel zählen wir natürlich nicht einzeln nach“,

schmunzelt Claudia Schütz, die seit 23 Jahren in der Packerei arbeitet. „Wenn einer fehlt, würden wir aber ‚spüren‘, dass etwas nicht stimmt.“ Und dann gibt es noch die Momente, in denen die erfahrene Mitarbeiterin doch kurz innehält – wenn eine Figur sie ganz besonders verschmitzt anlächelt und sie sich fragt, wohin die Reise dieser Figur wohl gehen mag.

Hält der Artikel den kritischen Blicken stand, wird er behutsam in Seidenpapier gehüllt. Ein Papier mit weicher, schmiegsamer Struktur, wie es der Name bereits erahnen lässt. „Es ist ein bisschen wie Geschenke einwickeln“, erklärt Claudia Schütz, die auch in ihrer Familie für alles zuständig ist, was verpackt werden soll. Und doch hat dieser Arbeitsschritt so seine Tücken: Der Druck muss stimmen – nicht zu locker, nicht zu straff darf das Papier gelegt werden. Bei filigranen oder abstehenden Figurenteilen ist besondere Vorsicht geboten. Mal ist die Figur in wenigen Sekunden eingehüllt, mal kann es bis zu acht Minuten dauern. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn beispielsweise Spieldosen „zerlegt“ werden. Dann werden Teile wie Baum-Aufsätze abgeschraubt und einzeln verpackt. Höchste Konzentration ist gefragt, wenn Figuren etwa mit Sonderbodenmarken und Beilegern ausgestattet werden. Sind diese Artikel dann auch noch in ihrer Stückzahl limitiert und Bodenmarken und Beileger haben eine aufgedruckte Nummer, wie aktuell beim Engel mit verschiedenfarbigen Flügelpunkten, darf nichts durcheinanderkommen: Figur, Beileger und Karton müssen die gleiche Ziffer tragen.

AUGEN ZU UND DURCH

Doch es gibt auch Figuren, bei denen gänzlich auf das schützende Papier im Karton verzichtet wird. Sie werden mittels Hilfskonstruktionen wie Pappeinlagen in der Schachtel fixiert oder an der Bodenplatte des Kartons angeschraubt. Die Figuren „schweben“ regelrecht in der Verpackung – so sollen vor allem bei großen oder empfindlichen Artikeln wie Spieldosen, Lichterengeln und der großen Wanduhr Transportschäden verhindert werden. Für solche Konstruktionen sind gute Ideen gefragt – oft wird lange probiert, bis für jede Figur die geeignete Verpackungsweise gefunden ist. Am Ende der Tüftelei muss die Verpackung bei besonders schweren Fällen noch den „Treppentest“ bestehen. Dafür ließ schon Hans Wendt Kartons samt zerbrechlichem Inhalt eine steile Treppe im Inneren der Manufaktur herunterpoltern, um die Tauglichkeit der Verpackung zu prüfen. Und auch Enrico Schwalbe, Leiter für Produktion und Technik, ringt sich von Zeit zu Zeit zu diesem Extrem-Test durch. „Das ist schon ein komisches Gefühl und ich halte jedes Mal kurz den Atem an, denn ich weiß, wie aufwendig die Herstellung des Artikels im Karton war“, erzählt er und man kann es gut nachempfinden. „Aber besser wir wissen sofort, woran wir sind.“ Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, werden die Kartons dann auch noch im hohen Bogen zwei Meter weit geworfen. Auch hier heißt es für den Produktionsleiter beim Abwurf „Augen zu und durch“.

SANFT GEBETTET

FEIN GESPONNENE

HOLZWOLLE UND DOSEN AUS DÜNNEM SPAN

„Heute ist das eine saubere Sache“, sagt Kerstin Stimpel, Meisterin der Packerei. „Früher wurden die Hohlräume im Karton mit Holzwolle ausgefüllt. Jede Packerin hatte eine große Kiste davon neben sich und zupfte sich ihr Material zurecht. Am Ende des Arbeitstages waren die Holzfäden überall.“ Noch bis in die 1990er Jahre hinein wurden vor allem Spieldosen zusätzlich in Holzwolle verpackt. Der Holzwerkstoff war nie Abfallprodukt der eigenen Holzverarbeitung, wie man vielleicht meinen könnte. Er wurde zugekauft und besaß Eigenschaften, die speziell für diesen Einsatz wichtig waren. Die Umstellung auf Papier als Stopfmaterial war schließlich doch dem Holzstaub geschuldet, den das Holzwolle-Wirrwarr mit sich brachte.

Durch den Verzicht auf das Aufbringen einer Folie werden die Schmuckkartons zukünftig noch umweltfreundlicher.

Sind die Figuren eingewickelt, werden sie in einen Karton gebettet. Je nach Artikel ruhen sie darin allein, zu zweit oder zu dritt oder haben Gesellschaft von bis zu elf weiteren Figuren. Werden Artikel in mehrfacher Ausführung an die Fachhändler von Wendt & Kühn geschickt, kommen oftmals schlichte weiße Kartons zum Einsatz. Artikel, die einzeln verpackt werden, zum Beispiel Spieldosen, Reich bemalte Engel, Knauldamen und Madonnen, erhalten einen hochwertigen Karton im Markengrün von Wendt & Kühn. Der Deckel der Box wird durch seidene Bänder gehalten, die um zwei Verschlussknöpfe mit dem Manufaktur-Signet gewickelt werden. Eine wiederverschließbare Schmuckverpackung: wertvoll wie ihr Inhalt. In den kommenden Monaten werden diese schmuckvollen Kartons einer kleinen „Frischekur“ unterzogen: Ihr glänzendes Oberflächenmaterial wird durch ein Papier in matter Optik ersetzt. Ebenso edel, ebenso wertig – und durch den Verzicht auf das Aufbringen einer Folie noch umweltfreundlicher.

Die Kartons, ob weiß oder grün, werden – bis auf oben genannte Ausnahmen, bei denen auf Papier gänzlich verzichtet wird – mit Seidenpapier ausgefüllt. Dazu raffen es die Packerinnen mit geübten Handgriffen blitzschnell zickzackartig zusammen und legen es behutsam unter, über und um die Figuren. Auch hier gilt: Der Inhalt muss sicher fixiert sein, ohne dass durch das Stopfmaterial zu großer Druck auf ihn wirkt.

Fliegende Holzfäden schienen den Formgestalter und Bildhauer Hans Brockhage (1925 bis 2009) nicht gestört zu haben – in einem Brief an die Manufaktur im Jahr 2008 erinnert er sich an frühere Zeiten: „Die mit großer Freude und Spannung erwarteten Sendungen aus Grünhainichen mit ihrer fein gesponnenen Holzwolle auszupacken, (…) war für mich immer ein einmaliges Ereignis.“

Und noch etwas war in den Anfangsjahren der Manufaktur ein wenig anders: Neben den heute üblichen Pappkartons wurden für das Verpacken der Figuren auch Spandosen genutzt. Bereits die preisgekrönte Figurengruppe der Beerenkinder, mit der sich Grete Wendt 1913 noch vor Firmengründung an einem Wettbewerb für gute Reiseandenken des Vereines Sächsischer Heimatschutz beteiligte, war in einer von Hand bemalten und beschrifteten ovalen Spandose verpackt. Auch den legendären Lichterengel findet man im Katalog von 1924 in eine verzierte Spandose gebettet, für die ein kleiner Aufpreis gezahlt werden musste. Die Dosen, deren Wände aus einem dünn

EIN 528 er -LICHTERENGEL mit bemalter Spandose, Katalog 1924

abgehobelten Holzspan bestehen, waren damals übliches Verpackungsutensil. Heute sind sie eher eine Seltenheit. Doch sie sind nicht ganz aus dem Repertoire von Wendt & Kühn verschwunden: Die Spandose als traditionelle Verpackung wird nach vielen Jahrzehnten seit 2005 wieder für ganz besondere Figuren genutzt: Jubiläumsengel, Sonderfiguren und die wertvollen limitierten Goldeditionen erhalten durch sie eine „Verpackung mit Historie“.

Die Geschichte der Spandose ist lang: Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt Holz als das bevorzugte Verpackungsmaterial. Für große Gegenstände wurden Kisten genutzt, für kleinere die leichten und doch haltbaren Spanschachteln. So auch bei Wendt & Kühn. Während sich Grete Wendt fast ausschließlich der Figurenbildnerei widmete, bewies Mitgründerin Grete Kühn ihr Talent in der kunstvollen Bemalung von Dosen und Truhen. Mit unverwechselbarem Pinselstrich und reicher Fantasie schuf sie aus hölzernen Behältnissen Kunstwerke von hoher Ästhetik und bleibendem Wert.

STARTKLAR FÜR DEN

VERSAND IN ALLE WELT

Wenn Jenny Kunze, Mitarbeiterin der Versandabteilung, die einzelnen Figurenschachteln in die großen stabilen Pappkartons stapelt, dann ist das „ein bisschen wie Tetris spielen“, erzählt sie schmunzelnd. Stück für Stück arbeitet sie sich durch die Bestelllisten der Wendt & Kühn-Händler. Bis 2015 haben die Mitarbeiterinnen der Abteilung das starre Papier, mit denen sie die Hohlräume des Versandkartons ausstopfen, noch selbst „geknüllt“. Inzwischen übernimmt das eine Art „Knitter-Maschine“. Gefragt, ob sie sich darüber Gedanken mache, ob das Paket wohlbehalten bei weit entfernten Empfängern auf der anderen Seite der Erdkugel ankommt, gibt sie zu: „Da packt man schon mal einen Streifen Knitterpapier mehr rein.“ Und so machen sich die Pakete heute auf den langen Weg in die USA, nach Kanada und bis nach Japan.

Auch in den frühen 1920er Jahren wurde schon Ware in die ganze Welt verschickt. Dann meist in stabilen Holzkisten, bis zum Rand ausgepolstert mit Holzwolle. Empfänger warteten auf die geschätzte Fracht in Schweden, Südafrika, Brasilien, Indien und Mexiko. Nicht selten sah man die großen Kisten vor dem Fachwerkhaus stehen – bereit, um auf ein Pferdefuhrwerk geladen und zum eineinhalb Kilometer entfernten Bahnhof in Grünhainichen transportiert zu werden. Keine weite Strecke, aber eine, die es in sich hat: Mit bis zu zehn Prozent Gefälle schlängelt sich die Straße zu den Schienen hinab.

Die hölzernen Transportkisten wurden meist in die Manufaktur zurückgeführt, wie ein Frachtbrief des renommierten Warenhauses H. & C. Tietz in Chemnitz belegt – ausgestellt am 10. Dezember 1915 für die Rücksendung von drei Kisten an Wendt & Kühn. Auch die Figuren-Verpackungen gingen der Manufaktur nach Übersendung wieder zu oder konnten erworben werden. Grete Kühn formulierte am 11. November 1915 in einem persönlichen Schreiben an eine Frau Professor Diestel: „Beifolgend übersende ich Ihnen die gewünschten 4 kleineren Engel und 2 mittlere Engel, außerdem eine kleine Engelpackung, die Herr Leutnant Neugebauer für Frl. Eva bestellt hat. Falls Sie die Holzverpackungen nicht zum Versand der Engel brauchen (10 Pf. [Pfennig] die kleinen Kästen, 12 Pf. [Pfennig] die mittleren und 15 die großen), erbitten wir sie zurück.“ Ein ressourcenschonender Umgang mit Materialien wurde schon damals großgeschrieben – ebenso die Sorgfalt und der Sinn für Ästhetik und Funktionalität beim Verpacken und Versenden der in feiner Handarbeit gefertigten Figuren und Spieldosen. An diesen Ansprüchen hat sich bis heute nicht das Geringste geändert.

WOLLIGE ANGELEGENHEIT: Aus den Kisten mit Holzwolle entnahmen die Mitarbeiterinnen das Stopfmaterial, um die Kartons von Spieldosen auszufüllen (Foto: 1970er Jahre).

UNTER AUFSICHT VON VIERBEINER ROLAND (rechts im Bild) wurden die schweren Holzkisten vor dem Fachwerkhaus der Manufaktur auf den Pferdewagen geladen. Er brachte die Fracht zum nahe gelegenen Bahnhof (Foto: 1930er Jahre, nachträglich koloriert).

Die „Deko-Queens“ VON WENDT & KÜHN

Fantasievoll und ideenreich werden die Figuren von Wendt & Kühn in den beiden hauseigenen Ladengeschäften in Grünhainichen und Seiffen in Szene gesetzt. Tagtäglich können Besucherinnen und Besucher eintauchen in eine Welt voller Magie und Liebreiz. Ein inspirierendes Gespräch mit Anja Hubatsch (Wendt & Kühn-Welt, Grünhainichen) und Birgit Franz (Figurenwelt, Seiffen), die beim Erschaffen der Ladendekorationen mit ebenso viel Leidenschaft dabei sind wie beim Beraten der Kundinnen und Kunden.

Wie entstehen die Ideen für die Dekorationen?

Birgit Franz: Das passiert eher nebenbei, meist außerhalb der Figurenwelt. Zum Beispiel, wenn ich durch Magazine blättere. Die Ideen tausche ich dann mit meinen Kolleginnen aus. Auch eine Floristin und ein Gestalter, die uns bei der Dekoration in der Figurenwelt unterstützen, bringen ihre Ideen ein.

Wie gehen Sie bei der Gestaltung vor?

Anja Hubatsch: Meist habe ich keinen konkreten Plan, ich fange einfach an und lasse mich von meinem Gefühl leiten. Manchmal kommt auch etwas ganz anderes dabei heraus als gedacht. Dann bin ich am Ende selbst überrascht (lacht).

Woher nehmen Sie die Dekomaterialien?

Birgit Franz: Vieles ist in Dekorations-, Möbel- und Bastelgeschäften und im Internet erhältlich. Oder es kommt ganz „zufällig“ zu uns (schmunzelt): Als wir vor einiger Zeit die MärchenDeko arrangierten, stieß eine Kundin hinzu und bot an, dass sie uns noch ihr altes Märchenbuch vorbeibringen könne. Nun steht es mit in der Vitrine und immer, wenn ich vorübergehe, muss ich an sie denken. So steckt in jeder Dekoration stets auch etwas ganz Persönliches und eine eigene kleine Geschichte.

Anja Hubatsch: Das ist bei mir ähnlich. Der alte Nähkasten, in dem ich einmal die Heinzelmännchen dekorierte, stammt von meiner Oma. Die Garnrollen, zwischen denen die Heinzel saßen, waren noch von ihr in die Fächer gelegt worden. Weil ich privat auch gern dekoriere, habe ich ein eigenes Dekolager zu Hause, aus dem ich schöpfe. Auch in den Antikläden hier in Grünhainichen habe ich schon so manchen tollen Fund gemacht – die alten Skier der letzten Winterdeko zum Beispiel, an denen ich unseren Christbaumschmuck platzierte. Auch Naturmaterialien wie Holzscheiben, Blumen und gepresste Blätter nutze ich gern. Die stibitze ich einfach aus dem Manufaktur-Garten.

Was macht Ihnen besonders viel Freude?

Anja Hubatsch: Der Prozess des Gestaltens – wenn sich eine Idee Stück für Stück zu einem Arrangement formt. Und ganz besonders der Moment, wenn ich wieder einmal meinen klei-

nen Fiat 500 bis unters Dach mit Dekomaterialien vollpacke und vor dem Fachwerkhaus der Wendt & Kühn-Welt parke – was übrigens ein recht lustiges Schauspiel ist: Da sich mein Kofferraum aktuell nicht öffnen lässt, krabble ich im Innenraum nach hinten, nicht selten komme ich dabei ungewollt auf die Hupe (schmunzelt). Aber das ist nicht weiter tragisch, denn so wissen meine Kolleginnen gleich: Ich bin im Anmarsch – heute ist Deko-Tag.

Birgit Franz: Zu sehen, wie die Besucher verzückt vor den Vitrinen stehen, ist für mich das Schönste. Oft wird dann emsig fotografiert und philosophiert. Oder die Kundinnen rufen ihre Männer herbei und geben sofort in Auftrag, welche „Konstruktionen“ daheim von ihrem Heimwerker nachzubauen sind.

Haben Sie eine Lieblingsdekoration?

Anja Hubatsch: Die Winterdeko mit der Glasglocke und den Märchenwelten im Holzstapel, weil man das ganz einfach nachdekorieren kann.

Birgit Franz: Die Weihnachtswerkstatt mit dem Setzkasten, dem Hobel und den Spänen. Es wimmelt hier so schön und man kann immer wieder Neues entdecken.

PERSÖNLICHE TIPPS DER „DEKO-QUEENS“:

• Den Figuren Bühnen bauen: z. B. mit Holzscheiben, Teller, Mini-Tablett

• Hingucker und gleichzeitig Schutz: Figuren unter Glasglocken oder umgedrehten Weingläsern arrangieren

• Weniger ist mehr: In Form und Farbe schlichte Dekomaterialien lassen die Figuren besonders gut zur Geltung kommen

• Mittendrin: Die Figuren in der Kulisse von z. B. Puppenstube, Kaufmannsladen, Setzkasten oder kleinen Schubkästen platzieren

• Thematisch passend arrangiert: Engelmusikanten auf einem Notenblatt, Knauldame mit Strickutensilien, Märchenfiguren auf einem Märchenbuch

Mehr Inspirationen unter www.wendt-kuehn.de (Rubrik: Dekorieren) und auf Instagram und Pinterest (wendtundkuehn)

Weltweiter Botschafter für Kinderrechte

Seit fast fünf Monaten fliegt der Engel, der für die Partnerschaft mit der World Childhood Foundation entstand, nun schon um die Welt.

Seine verschiedenfarbigen Flügelpunkte ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und rücken ein Thema ins Blickfeld, für das es sich lohnt, einzustehen: das Recht der Kinder auf eine sichere und liebevolle Kindheit. Auf dieser Seite lesen Sie in kurzen Beiträgen, was Menschen dabei bewegt.

WERTSCHÄTZUNG

Anfang Mai 2024 besuchte Frau Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland, die Manufaktur in Grünhainichen. Nach ihrem Rundgang resümierte sie gerührt: „Ich habe in den Abteilungen eine sehr große Wertschätzung für die Arbeit unserer Stiftung erfahren und gespürt, wie unser gemeinsames Projekt zur Herzenssache einer ganzen Belegschaft geworden ist. Das gibt Kraft und macht Mut für unsere Arbeit.“

DIE NUMMER 1

Eine der meistgestellten Fragen war, ob denn der Engel mit der Nummer 1 erhältlich sei. Mit gutem Gewissen verneinten wir – wohl wissend, dass der Engel bei einer Persönlichkeit sein neues Zuhause gefunden hat, die für ihre engagierte Arbeit im Bereich Kinderschutz weit mehr als nur einen Engel verdient hätte: Bei einer Audienz im Königlichen Schloss in Stockholm konnte die Nummer 1 persönlich an die Gründerin der Stiftung, Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, übergeben werden.

KEINE EINTAGSFLIEGE

Fest steht bereits jetzt, dass Wendt & Kühn auch in Zukunft die wichtige Arbeit der World Childhood Foundation unterstützen wird. So werden etwa 3.000 Engel mit verschiedenfarbigen Flügelpunkten in den ersten Monaten des kommenden Jahres

den Weg zu ihren Käuferinnen und Käufern finden. Dann sind alle 25.000 Stück verkauft und der Betrag von 100.000 Euro kann für die Projektarbeit an die Stiftung übergeben werden. Neben diesen finanziellen Mitteln sind Engagements vereinbart, die mithelfen, Inhalte und Ziele der Stiftung noch bekannter zu machen. So unterstützt eine Wendt & Kühn-Mitarbeiterin die Online-Aktivitäten der World Childhood Foundation Deutschland, und beide Partner werden die farbenfrohe Kooperation für die Gewinnung weiterer Unterstützer nutzen.

„UNBEQUEMES“ THEMA

Die Journalistin Christine Dicker nahm im Mai 2024 an der Pressekonferenz in Grünhainichen teil. In ihrem Newsletter schrieb sie: „Vergangene Woche war ich im Erzgebirge bei Wendt & Kühn. Das Unternehmen hat seinen neuen Engel vorgestellt, von dessen Verkaufserlös ein Betrag an die World Childhood Foundation geht. Was die Geschäftsführerin der deutschen Niederlassung erzählt hat, beschäftigt mich: Die World Childhood Foundation kümmert sich um Kinder, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Nur wenige Unternehmen unterstützen die Stiftung dauerhaft, weil dieses Thema oft mit einem Tabu behaftet ist. Das stimmt nachdenklich. Umso besser, dass Wendt & Kühn sich für einen anderen Weg entschieden hat. Und hoffentlich viele Nachahmer findet.“

VERBINDENDE NUMMER

Ich hatte die Ehre, die Festveranstaltung „100 Jahre Elfpunkte-Engel“ im Oktober des vergangenen Jahres in Leipzig moderieren zu dürfen. Dort wurde die Idee zur Unterstützung der World Childhood Foundation erstmals vorgestellt. Was für ein bewegender Moment. Ich habe noch vor Ort einen Engel mit farbigen Flügelpunkten für meine Eltern bestellt und als Nummer das Datum ihres Hochzeitstages gewählt: Damals haben sie den Grundstein für eine Familie gelegt, in der ich sicher, zufrieden und mit Zugang zu Bildung aufwachsen konnte. Der Engel ist ein Zeichen meiner Dankbarkeit dafür.

JULIA BAUER, Zürich, Schweiz

DANK AUS SCHWEDEN

Ohne die Unterstützung von vielen Partnern weltweit wäre die Arbeit unserer Stiftung mit ihren Tochterorganisationen in Brasilien, in den USA, in Deutschland und in Schweden nicht möglich. Die Kooperation mit Wendt & Kühn fügt sich wunderbar ein. Die schönen Engel werden vielen, vielen Kindern helfen. In ihrem Namen sagen wir DANKE. Die Großzügigkeit und das Mitgefühl von Wendt & Kühn und den vielen Fans wird von allen bei Childhood sehr geschätzt.

PAULA GUILLET DE MONTHOUX

Generalsekretärin der World Childhood Foundation, Stockholm, Schweden

Wenn Berufsmusiker Engelmusikanten sammeln ...

Stolz steht Armin Lohbeck vor seinem imposanten Engelorchester. Behutsam rückt er einige Figuren zurecht. „Sie bewegen sich ja doch irgendwie des Nachts“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Dass für ihn die korrekte Platzierung seiner Engel wichtig ist, ahnen wir bereits beim Blick in das Regalfach, in dem sich wohlsortiert eine große Musikerschar niedergelassen hat. Kein Wunder, im Hause eines Berufsmusikers.

Musik spielte im Leben des 56-Jährigen schon immer eine wichtige Rolle. Seit er denken kann, ging es im Hause Lohbeck musikalisch zu – und das lag nicht nur daran, dass seine Eltern eine Musikschule führten, sondern auch an der Sammelleidenschaft des Vaters, der sich für die Engelmusikanten von Wendt & Kühn begeisterte. Schon als kleiner Junge stand Armin Lohbeck mit großen Augen vor dem Orchester. Und wer weiß, vielleicht war es der kleine Cello-Engel, der ihm zugeflüstert hatte, es ihm gleichzutun. Er studierte Musik – Hauptfach: Cello.

In seiner Studienzeit begann Armin Lohbeck seine eigene Orchestersammlung. Und so war schon ein kleiner Klangkörper zusammengekommen, als er 1992 nach dem Studium mit wenig Hab und Gut nach Japan reiste, um dort zu leben –die Engel im Gepäck. Eher „zufällig“ kam er zu einem Probespiel des Japan Philharmonic Symphony Orchestra, das gerade einen Cellisten suchte. Sechs Jahre lebte er in Japan und spielte im renommierten Orchester. „Immer wenn ich zu Besuch nach Deutschland kam, habe ich mir zwei, drei Engel gekauft, um mein Orchester zu erweitern“, erzählt er fröhlich. Und als er 2016 ein zweites Mal für sieben Jahre nach Japan aufbrach –diesmal, um im Tokyo Philharmonic Orchestra zu spielen –, waren die Kisten mit den musikalischen Himmelsboten schon gut gefüllt.

Armin Lohbecks Leidenschaft: die Engelmusikanten exakt in der originalen Aufstellung von Aufführungen sinfonischer Werke zu platzieren – wie beispielsweise die der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. „Auch wenn mein Chor mit acht Sänger-Engeln noch recht unterbesetzt ist“, sagt er etwas wehmütig, doch fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Dann singen sie eben doppelt mit Himmelszungen.“ Ebenso entspannt geht er mit der Tatsache um, dass nicht alle benötigten Instrumente im Wendt & Kühn-Orchester vorhanden sind. „Die Engel mit Blockflöten habe ich einfach zu meinen Oboisten gemacht.“

Gefragt nach seinem Lieblingsengel, lässt der Berufsmusiker virtuos den Bogen über die Saiten seines großen Streichinstruments gleiten: „Der Engel mit Cello natürlich.“ Er ergänzt: „Und der alte

ARMIN LOHBECK mit seinem Cello – ein Engel mit Cello gehört in 4-facher Ausführung auch zu seinem Engelorchester, das aus über 110 himmlischen Musikern besteht.

Fagott-Spieler aus dem Orchester meines Vaters.“ Er geht zum Regal und zeigt auf einen Engel, dem man sein Alter an den leicht verblassten Farben ansieht. Neben ihm stehen drei weitere Engel mit Fagott – ein jeder aus einer anderen Zeit. „Wenn ich die vier so ansehe, ist das wie eine Reise durch die Jahre. Bis zurück zu meinem Vater, mit dessen Sammelleidenschaft alles begann.“

HIMMLISCHE ERWEITERUNG:

Pünktlich zum 100. Geburtstag der Margeritenengel wird diese Produktgruppe 2025 die Wendt & KühnApp ergänzen.

DIGITALE ELFPUNKTE-ENGEL-SAMMLUNG

APP ERFREUT

SAMMLER-HERZEN

Als im April dieses Jahres die Wendt & Kühn-App veröffentlicht wurde, ging ein Traum vieler Sammler in Erfüllung. Auch für die Herausgeber war dies ein spannender Moment, denn mit der App wurde digitales Neuland betreten. Große Erleichterung bei den Programmierern und in der Manufaktur, dass der Start erfolgreich verlief. Anfängliche „technische Wackler“ konnten schnell behoben und erste Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden – weitere folgen. Zahlreiche Rückmeldungen zeugen von guten App-Erfahrungen. So schrieb ein Sammler: „Sie ist zauberhaft gestaltet. Die Möglichkeit, seine Sammlung zu digitalisieren, finde ich fantastisch. Somit hat man seine Engel digital immer mit dabei. Elf Sterne bei der Bewertung sind leider nicht möglich.“ Er ist einer von bisher insgesamt etwa 5.000 Nutzern – eine beachtliche Anzahl. Und es werden von Woche zu Woche mehr. Uns erreichen weiterhin Nach-

NACHGEZÄHLT

richten mit Lob, Anregungen und Fragen. Die am häufigsten gestellte – ob und wann weitere Figurengruppen verfügbar sein werden – kann hier gern beantwortet werden: Anlässlich ihres 100. Geburtstages im kommenden Jahr findet gerade die tiefgründige Recherche zu den Margeritenengeln statt, die Grundlage für die ausführlichen Figuren-Steckbriefe in der App ist. Beinahe 200 Figuren warten darauf, systematisch erfasst zu werden. Es werden Muster und Skizzen gesichtet, Preislisten und Unterlagen ausgewertet. Ab 2025 werden in der PremiumVersion – wie schon jetzt bei den ElfpunkteEngeln – Details zu Entwurfsjahr, Gestalterinnen, Fertigungszeitraum und zu Varianten aller uns bekannten Margeritenengel veröffentlicht. Wir wünschen den Fans dieser Himmelsboten schon jetzt viel Freude mit der App. Und natürlich folgen nach und nach auch die anderen Figurengruppen. Über Neuigkeiten informieren wir Sie auf den gewohnten Kanälen.

Arbeitsschritte sind in unserer Manufaktur erforderlich, um die große Wanduhr herzustellen: 106 in der Dreherei, 124 in der Leimerei, 48 in der Taucherei, 109 in der Malerei und 19 beim Komplettieren und Verpacken. Hinzu kommen die Fertigungsschritte, die für Bau und Montage des mechanischen Uhrwerks im Hause Hermle und des 36-stimmigen Spielwerks der Schweizer Firma Reuge ausgeführt werden und hier noch nicht einmal inbegriffen sind. Die „1000“ würde in Summe bestimmt erreicht.

Allein die Vielzahl der Figuren – sieben Elfpunkte-Engel und ein großer Engel obenauf –lässt die Zahl nach oben schnellen: Zwischen 14 und 18 Mal nehmen die Leimerinnen jede Figur in die Hand. In der Malerei sind es pro Elfpunkte-Engel neun Arbeitsschritte zuzüglich des Bemalens des Instruments. Das Gesichter-Malen zählte die Meisterin dabei ganz bescheiden gar nur als einen einzigen Arbeitsschritt, wohl wissend, dass dazu das Malen von Augen, Nase, Mund und Wangen gehört. Und selbst beim Komplettieren und Verpacken wird noch einmal ordentlich Hand angelegt: Engel werden beispielsweise gebohrt, Stifte zum Befestigen der Figuren eingeleimt, die Rückwand verschraubt und die Uhr zum Funktionstest aufgehängt, um sie schließlich in neun weiteren Arbeitsschritten sicher zu verpacken.

Wahre Meisterschaft in jeder einzelnen Stufe des Entstehungsprozesses – ausgeführt mit höchster Sorgfalt und viel Geschick. Für ein in der Auflage limitiertes Schmuckstück feinster Handwerkskunst, welches nur 500 Mal gefertigt wird.

KULTURHAUPTSTADT

Chemnitz

(wieder-)entdecken

Noch nie war unsere Manufaktur in Grünhainichen einer Europäischen Kulturhauptstadt so nah: Gerade einmal 25 Kilometer ist Chemnitz von dem Ort entfernt, in dem Grete Wendt 1915 ihr Unternehmen gründete. Einen Besuch der drittgrößten Stadt Sachsens mit einem Ausflug ins Erzgebirge zu verbinden, ist also im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend. War Chemnitz lange Zeit nicht auf dem Radar von Ausflüglern und Städtereisenden, bekommt die Stadt seit der Zuerkennung des internationalen Titels zunehmende Aufmerksamkeit. Ein Besuch lohnt sich schon jetzt: Auch wenn das Kulturhauptstadtjahr offiziell erst 2025 beginnt, ist das Motto „C the Unseen“ („Entdecke das Ungesehene“) bereits erlebbar. Highlights wie kleine und große Kulturfestivals, Kunstausstellungen, Industriekultur und Musikveranstaltungen laden dazu ein, in Chemnitz Bekanntes aufs Neue zu genießen und jenes kulturelle Erbe zu entdecken, das bisher eher im Verborgenen blieb. Weitere Informationen zu „Chemnitz 2025“ sowie die Programmpunkte finden Sie unter www.chemnitz2025.de.

TERMINE UND VERANSTALTUNGEN

Wendt & Kühn erleben

Wendt & Kühn bietet das ganze Jahr über Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben – zu den Schautagen, mit besonderen Führungen oder beim Gestalten in der Kreativ-Galerie. Einen Programmauszug finden Sie hier – ausführliche Informationen und viele weitere Veranstaltungen auf unserer Website.

• Selbst zum Künstler werden in der Kreativ-Galerie Wendt & Kühn-Figurenwelt in Seiffen, noch bis 20. Oktober 2024 und dann wieder ab 6. Januar 2025

• Advents-Schautage: Handwerkskunst erleben Manufaktur in Grünhainichen, 30. Nov. und 1. Dez. 2024

• Frühjahrs-Schautage im Zeichen des Muttertags Manufaktur in Grünhainichen, 10. und 11. Mai 2025

• Wendt & Kühn-Reise: 11 Punkte – 1 Zauber Seiffen und Grünhainichen, 8. bis 12. Mai 2025

Termine, Details und Anmeldung unter www.wendt-kuehn.de

Sie sind zart, die meisten von ihnen gerade einmal vier Zentimeter groß, und das, was sie in den Händen halten, ist noch viel kleiner: eine Tüte gebrannter Mandeln, ein Telefon, ein Nussknacker, Christbaumschmuck en miniature … Fast zerbrechlich wirken die filigranen Margeritenengel in ihrer kindlichen Naivität, und zugleich verströmen sie – ob stehend, sitzend oder schwebend – einen zauberhaften Charme. Ihre vielseitigen Aktivitäten machen sie zu begehrten Sammelobjekten, besonderen Erinnerungsstücken und geschmackvollen Geschenken. Weltweit erobern sie die Herzen ihrer großen und kleinen Betrachter – und das seit beinahe 100 Jahren.

„Geboren“ wurden die Margeritenengel am 2. Februar 1925. An diesem Tag setzte Olly Sommer, später Wendt, den Zeichenstift an und entwarf das erste kleine Wesen im weißen Kleid mit weißblauen Flügeln und einem Margeritenkranz im blonden Haar. Vielleicht waren es Erinnerungen an den Manufakturgarten im Sommer oder an die sogenannten „Sängerfeste“ in ihrer Heimatstadt Riga, die Olly nachhaltig inspirierten. 1929 sollten drei stehende Engel, die sie mit Kuchen, Blümchen und zwei Kerzen ausstattete, folgen. Jahre später eroberten die Margeritenengel schließlich als Christbaumschmuck die Lüfte: Eine schwebende Figur ergänzte 1937 das Sortiment; 1958 schaukelte erstmals ein kleiner Engel im goldfarbenen Ring am Tannengrün. Seit 2009 werden diese Serien fortgeführt.

Inzwischen ist es die beachtliche Schar von etwa 200 dieser Himmelsboten, deren großes Jubiläum 2025 gefeiert wird – unter anderem mit einer Sonderausstellung in der Wendt & Kühn-Welt in Grünhainichen, die die Vielfalt und Geschichte der Figuren vermittelt, einer würdigen Jubiläumsfigur und der Erweiterung der Wendt & Kühn-App um diese Produktgruppe.

LETZTMALIG GEFERTIGT | 2024

Auf Wiedersehen

Die abgebildeten Figuren werden in diesem Jahr vorerst letztmalig gefertigt. Anschließend kehren sie für mindestens fünf Jahre in das historische Musterarchiv der Manufaktur zurück. Einige dieser Artikel sind zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser elfpunktepost bereits komplett von unseren Wendt & Kühn-Fachhändlern vorbestellt. Nur dort lässt sich die tatsächliche Verfügbarkeit erfragen.

MARGERITENENGEL, SITZEND, MIT PYRAMIDE (4 cm)

634/70/22

MARGERITENENGEL, SITZEND, MIT WINDMÜHLE (4 cm)

634/70/23

FRÜHLINGSKRANZ (Höhe 8 cm, Ø 21 cm)

6205/F

MARGERITENENGEL, SITZEND, MIT STERN UND PINSEL (4 cm)

634/70/24

ZWILLINGSPÄRCHEN IM TAUFKLEID (7,5 cm)

5322/1

SET, MIT 2 STOFFSERVIETTEN UND 2 VERSCHIEDENEN ENGELN AUF PODEST (Serviette 51 x 51 cm, Figur 8 cm)

5277/650/Set1

Editorische Notiz (Schreibweise männlich/weiblich/divers): Wir haben uns aus Gründen der besseren Lesbarkeit dafür entschieden, in einigen Texten das generische Maskulinum zu verwenden. Selbstverständlich sind damit alle Gendergruppen gemeint.

SET, MIT 2 STOFFSERVIETTEN UND 2 VERSCHIEDENEN ENGELN AUF PODEST (Serviette 51 x 51 cm, Figur 8 cm) 5277/650/Set2

SPIELDOSE „TANNENBAUM“, MIT 36-STIMMIGEM MUSIKWERK (24,5 cm)

5336/1A

WEIHNACHTSMANN MIT LICHTERTÜLLEN (10 cm)

5301/3

SET, MIT 2 STOFFSERVIETTEN UND 2 VERSCHIEDENEN ENGELN AUF PODEST (Serviette 51 x 51 cm, Figur 8 cm)

5277/650/Set3

IMPRESSUM

elfpunktepost · 39. Ausgabe · Grünhainichen, September 2024

Herausgeber: Wendt & Kühn KG · Chemnitzer Straße 40 · 09579 Grünhainichen · Telefon (037294) 86 286 · info@wendt-kuehn.de · www.wendt-kuehn.de

Verantw. Redakteure, V.i.S.d.P.: Claudia Baer, Thomas Rost, Wendt & Kühn KG · Redaktion: Lena Sabotta, Sophie Lässig, Thomas Rost, Wendt & Kühn KG · Gestaltung: schech.net | Strategie. Kommunikation. Design. · Bildnachweise: Mirko Hertel (1, 12, 23), Lucie Eisenmann (2, 21), Kristian Hahn (4), Archiv Wendt & Kühn KG (5, 11, 14, 15), Wendt & Kühn (5-7, 9, 11, 17, 20, 22), Brennerdesign (8, 9, Postkarte), Juliane Mostertz (10, 14, 16, 18), Privat (19), Farknot Architect / stock.adobe.com (20) · Druck: Gutermuth, Grünhainichen

ENGEL AUF PODEST, 1 PAAR (8 cm)
ENGEL AUF PODEST, 1 PAAR (8 cm)
ENGEL AUF PODEST, 1 PAAR (8 cm)

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.