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Musik: Interview mit Melanie Oesch

«Musik verbindet unsere Familie auf eine schöne, manchmal fast magische Art und Weise»

«Heut lassen wir uns verzaubern und singen alle mit.»

Im Dezember 1997 steht Melanie Oesch erstmals zusammen mit ihrer Familie als «Oesch’s die Dritten» auf der Bühne. 20 Jahre und unzählige Tonträger und Konzerte später sind «Oesch’s die Dritten» immer noch so frisch wie eh und je und versprühen auf der Bühne eine unglaublich mitreissende Energie.

Konzerte zu geben und neue Ideen zu verfolgen. Es ist in der Musikwelt nicht anders als im Leben: Es gibt zu viele Kopien und zu wenig Originale. Deshalb haben wir stets versucht, unseren eigenen Weg zu gehen, auch wenn wir manchmal gegen den Strom schwimmen mussten.

Du schreibst viele eurer Lieder selber, unter anderem auch mit Hansueli oder Mike. Wie muss man sich diesen Prozess vorstel-

len? Ideen für Neues entstehen bei uns meistens spontan, auf einer Konzertreise oder bei Proben. Die Prozesse sind deshalb unMelanie, mit deiner Familie feierst du als «Oesch’s die Dritten» terschiedlich. Manchmal hat Mike eine Idee und wir helfen ihm, dieses Jahr 20-Jahr-Bühnenjubiläum. Wie behauptet man sich diese umzusetzen, manchmal kommt mein Vater mit einer Melo20 Jahre lang im Musikbusiness und woher nimmst du die Ener- die und wir versuchen dann, ein passendes Thema für den Text zu gie, immer wieder von neuem deine Sachen zu packen und mit finden. Ab und zu holen wir uns auch Rat und Unterstützung von «Oesch’s» auf Reisen zu gehen? Melanie aussen. Das hat schon oft die nötige Distanz Oesch: Die Musik ist unser Lebenselixier. Sie «Wir haben stets ver- zu einem Song gebracht, wenn wir im verbindet unsere Familie seit bald fünfzig Jahren und drei Generationen auf eine sucht, unseren eigeSchreibprozess nicht weiterkamen. schöne, manchmal fast magische Art und nen Weg zu gehen.» Deine Texte sind geprägt von einer Art HoffWeise. Wir haben immer noch genau so viel nung und Streben nach den schönen Sachen Spass wie vor 20 Jahren und ich glaube, dass die Freude und Lei- im Alltag, dass man immer wieder die Kraft findet, Ängste zu denschaft «fürs Musige» uns die nötige Energie gibt, immer wieder überwinden und nach Rückschlägen aufzustehen, und von der

Mit «Jodelzirkus» feiern «Oesch’s die Dritten» ihr 20-Jahr-Bühnenjubiläum.

Wichtigkeit des Zusammen- und Miteinanderseins. Wo holst du mit Fans auf der ganzen Welt verknüpft. So erhalten wir immer dir die Ideen für deine Texte? Es sind meine persönlichen Überzeu- wieder Anfragen aus Amerika, Kanada, Brasilien oder aus dem hogungen, die je nachdem bewusst oder unbewusst in die Texte ein- hen Norden. Bis jetzt konnten wir sehr wenige davon wahrnehmen, fliessen. Es kommt auch vor, dass sich meine weil es meistens zu kurzfristig war und wir Fantasie mit realen Erlebnissen mischt und «Ich bin sehr froh und keine ausreichend grossen Zeitfenster mehr dann zu kleineren Geschichten zusammenwächst. Das gefällt mir. Je älter ich werde, dankbar, dass wir die frei hatten. Kürzlich hat mich jemand auf die berühmte Grand Ole Opry in Nashville angedesto wichtiger ist es mir, dem Publikum, Spielfreude über all sprochen. Da einmal auf der Bühne stehen nebst den oftmals für sich sprechenden Melodien, auch über meine Liedtexte persönliche die Jahre hoch halten zu können, wäre natürlich ein Geschenk. Gedanken und eine Art Botschaft mitzugeben. konnten!» Wie erholst du dich von den unzähligen

Auftritten? Wie sieht ein perfekter freier

Zurück zum 20-Jahr-Jubiläum von «Oesch’s die Dritten»: Was Tag für dich aus? Ein terminfreier Tag ohne Verpflichtungen ist hat sich in 20 Jahren auf der Bühne verändert? Was vermisst du selten und deshalb schon fast wie Urlaub. Da schätze ich es auch, am meisten von früher und was überhaupt nicht? Als wir vor 20 mal ohne Zeitplan zu leben, mich draussen zu bewegen, Sonne Jahren unsere ersten Auftritte wahrgenommen haben, waren und frische Luft zu tanken, ein Buch zu lesen oder mir eine alte Mike, Kevin und ich noch Kinder. Über viele Sachen haben wir uns Schallplatte anzuhören. gar keine Gedanken gemacht und auch nicht machen müssen. Das ist heute anders. Die Vorbereitungen für ein Konzert sind Und zum Schluss: Wie sehen die nächsten 20 Jahre für «Oesch’s heute, vor allem wegen der vielen administrativen Aufgaben, auf- die Dritten» aus? Das steht in den Sternen. Ich hoffe aber fest, wendiger geworden. Das nervt manchmal und bringt uns an zeitli- dass wir alle gesund bleiben und uns die Musik, wie auch immer, che Grenzen. Andererseits bietet das Rundherum uns Jungen Ein- auch durch die nächsten 20 Jahre begleiten wird. blicke in Bereiche, die wir sonst wohl nicht kennen lernen würden. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir die Spielfreude über all die Interview Renate Hodel, Werd & Weber AG Jahre sehr hoch halten konnten und uns auf jedes Konzert so Bilder Diego Moroder, Nadja Frey freuen können, als wäre es unser erstes.

Du warst mit «Oesch’s die Dritten» schon auf der ganzen Welt: Europa, Amerika, ja sogar Asien. Was war für dich bis jetzt der speziellste und exotischste Ort, an dem ihr auftreten konntet? Und auf welcher Bühne würdest du gerne noch stehen? Der exotischste Auftritt der näheren Vergangenheit war sicherlich der Auftritt in Schanghai im Rahmen des StreetArtFestivals von SWATCH im Herbst 2014. Man sagte uns, dass wir die erste Band seien, die je auf dem berühmten Bund habe spielen dürfen. Und das auch nur, weil unsere Musik und das Jodeln genügend neutral waren. Texte in Deutsch oder auch Englisch ohne vorherige Übersetzung wären nicht erlaubt gewesen. Dank der sozialen Medien sind wir

Melanie Oesch

Bereits mit fünf Jahren stand Melanie zum ersten Mal auf der Bühne. Seither begeistert sie das Publikum mit ihrem einzigartigen Zungenschlag. Später machte sie in Thun die Musik-Matura und absolvierte anschliessend eine JBP-Ausbildung bei der Post. Dass sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnte, hatte sie nie geplant, eigentlich wollte sie Tierärztin, später Journalistin werden. Die Musik macht sie unheimlich glücklich, kann zuweilen aber auch eine echte Herausforderung sein. Als offene und aufgestellte Person geniesst sie es als Frontfrau von «Oesch’s die Dritten», mit ihrem Jodelzirkus durch die Welt zu reisen.

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