Schönried & Saanenmöser In alten Ansichten alten Ansichten (Kurzvorschau)

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Wir haben für das vorliegende Buch Gespräche mit zehn Zeitzeugen geführt. Es sind ältere Menschen, die heute über 80 oder 90 sind und sich an die «guten alten Zeiten» im Saanenland erinnern. Was haben Sie von diesen Zeitzeugen gelernt? Ich habe sehr viel Respekt für sie. Einer der Zeitzeugen, Edmund Schwenter, ist in der Zwischenzeit leider verstorben. Viele der Aussagen haben mich tief beeindruckt. Mir ist aufgefallen, dass alle Interviewten mit innerem Stolz über die Sonnenterrassen Schönried und Saanenmöser gesprochen haben. Diese Leute haben harte Zeiten durchgemacht, sie lebten zum Teil unter widrigen Lebens- und Wohnbedingungen. Und trotzdem sind sie zufrieden mit ihrem Leben. Sie sind dankbar und strahlen eine gewisse Demut aus. Ihre Augen glänzen, wenn sie ihre Geschichten erzählen. Sie sind dankbar, dass sie ihr Leben hier in dieser wunderbaren Gegend verbringen dürfen.

langjährigen Freundin, Elsi Frautschi, wusste ich, dass sie seit vielen Jahren alte Postkarten und Fotos sammelt. Ich habe sie darauf angesprochen. Neben den Postkarten sollten im Buch ältere Menschen aus Schönried und Saanenmöser zu Wort kommen. Es sind Zeitzeugen, die sich an die «guten alten Zeiten» erinnern können. Die Postkartensammlung ist ein Zeitdokument und dokumentiert, wie die Bäuerten Schönried oder Saanenmöser vor 50 oder mehr Jahren ausgesehen haben. Wie haben Sie, Bruno Kernen, die Entwicklung und Veränderung der «Dörfer» erlebt? Ich kann mich aus meiner Kindheit noch gut erinnern, dass es damals fast gleich viele Häuser wie heute hatte. Damals waren aber viele kleinere Scheunen und Ställe überall auf den Wiesen verteilt. Viele wurden durch grosse Scheunen ersetzt – und die «Heu-Schürli» wurden teilweise abgebrochen. Als der Tourismus in den 60er-Jahren für den ersten grossen Aufschwung in der Region sorgte, war ich dabei. Ich erinnere mich gut an den Bau der Rellerlibahn oder an den Neubau der Horneggli-Sesselbahn Mitte der 80er-Jahre.

Das Saanenland ist Ihre Heimat. Wenn Sie Schönried oder Saa­ nenmöser einem «fremden» Touristen kurz erklären müssten, wie würde dieses Kurzporträt lauten? Schönried und Saanenmöser sind Orte – nicht Dörfer wie Saanen oder Gstaad. Beide Orte liegen auf einer Sonnenterrasse mit guter Sicht auf unsere schöne Bergwelt. Es herrscht hier mehr Ruhe als in Gstaad. Schönried und Saanenmöser sind der ideale Ausgangspunkt zum grössten Skigebiet in unserer Region.

Haben Sie machmal etwas nostalgische Gefühle, wenn Sie die alten Postkarten anschauen? Motto: «Früher war die Welt noch in Ordnung» … Ja, natürlich werden da viele Erinnerung geweckt. Unsere Vorfahren haben in den letzten 60 Jahren vieles erreicht: Wohlstand, Arbeitsplätze im Berggebiet und eine gute Infrastruktur. Auch Schönried, Saanenmöser und ich haben davon profitiert.

Zwischen Saanen und Gstaad einerseits und Schönried und Saa­ nenmöser andererseits gab es in den letzten 100 Jahren immer wieder Reibereien oder gar Konflikte. Warum waren sich die beiden Parteien oft nicht einig? In alten Zeiten gab es in der Tat kleinere und auch grössere Grabenkämpfe zwischen den erwähnten Orten. Hartnäckigkeit, Durchhaltewillen und Konkurrenz haben die Leute hier bis heute geprägt. Noch

Warum machen Sie und Elsi Frautschi die Postkartensammlung nicht öffentlich zugänglich, zum Beispiel im Hotel Kernen, wo man ein kleines Dorfmuseum errichten könnte? Darüber werden Elsi und ich sicher noch sprechen. Mir gefällt Ihre Frage. Sie bringt meine Fantasie schon wieder in Wallung …

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