6 minute read

«Hyatt setzt vermehrt auf die Ferien hotellerie»

«Hotelier»-Gespräch mit Hyatt-Europachef Peter Fulton über die Folgen der Covid-Krise

«Hyatt setzt vermehrt auf die Ferienhotellerie»

Peter Fulton (64) ist der Chef im Europa-Hauptquartier von Hyatt

in Zürich-Kloten. Er ist für mehr als 130 Hyatt-Hotels in Europa, Afrika,

dem Nahen Osten und Südwestasien verantwortlich. Im Interview

mit Rolf Westermann, Chefredaktor der deutschen AHGZ, spricht er

über den Veränderungsdruck und die Erholung der Märkte.

INTERVIEW Rolf Westermann*

Peter Fulton, die Hotellerie in Europa erwacht langsam wieder. Wie wird sich das Geschäft von der Zeit vor Corona unterscheiden?

Es gibt für mich keinen Zweifel, dass unser Business wieder durchstarten wird, auch wenn es noch das eine oder andere Hindernis gibt. Menschen brauchen Menschen. 19 Monate nach dem Beginn der CoronaPandemie sind die Erwartungen der Gäste hoch. Sie suchen Komfort mit Behaglichkeit, bei dem ihre Sicherheit und Gesundheit gewährleistet ist. Und unsere Aufgabe ist es, darauf einzugehen. So haben wir hart gearbeitet, unter anderem an unseren Hygienestandards.

Haben sich die Gäste verändert?

Wer monatelang im Lockdown war (siehe Deutschland), möchte etwas Besonderes erleben. Das macht die Hotels kreativer und innovativer. Die Gäste wollen den Aufenthalt auf ihre eigene Weise umsetzen. Da spielt auch Technologie eine grosse Rolle. Viele nutzen digitale Apps zum Check-In, weil sie nicht an die Rezeption kommen möchten.

Manche sagen, die Menschen vergessen schnell.

In zahlreichen Ländern sehen wir, dass die Menschen wieder in ihre Gewohnheiten zurückkehren, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Das ist ja auch das Ziel, für das wir alle arbeiten. Die jetzige Situation wird noch einige Zeit andauern, aber die menschlichen Verbindungen sind nicht zu ersetzen.

Wie wandelt sich die Bedeutung von Luxus? Geht es um mehr Raum, Zeit und Individualität?

Individuen definieren Luxus für sich selbst. Luxus betrifft ganz unterschiedliche Hotels, kleine und grosse Häuser oder auch Hotels mit einer sorgfältig über Jahre herausgearbeiteten Story. Die Menschen suchen personalisierte Aufenthalte und Luxus ausserhalb ausgetretener Pfade sowie Erlebnisse, die den Unterschied machen. Es sind unsere Mitarbeitenden, die diese Angebote entwickeln und anpassen.

Wo läuft es in ihrer Region schon besonders gut, wo geht es erst langsam los?

Das ist wirklich interessant. Wir hatten lange in Indien ein gutes Geschäft, bis die zweite Corona-Welle kam und dafür sorgte, dass kaum eine Familie nicht davon betroffen war. Derzeit läuft es im Nahen Osten gut, etwa in Dubai. Die Resorts, etwa das Hyatt Regency in Sotschi am Schwarzen Meer, laufen unglaublich und endlich können wir in Westeuropa wieder starten. Hier geht es etwas langsamer voran. ➤

Peter Fulton

Heutige Position von

Peter Fulton: Group President EMEA South West Asia Hyatt Hotels Corporation (seit 2011).

Stationen: Seit 1985 bei Hyatt in unterschiedlichen Funktionen (u. a. General Manager Grand Hyatt Dubai, Hyatt Regency Delhi, Hyatt Regency Acapulco).

Ausbildung: Kellogg Executive Education, Hotelmanagement (Napier College).

Geboren: 1957 in Neuseeland.

02

Wie ist Hyatt bisher durch die Krise gekommen und bis wann rechnen Sie mit einem Niveau wie vor der Krise?

Hyatt und die ganze Hospitality-Branche hatte 2019 ein grosses Jahr. Daran wollen wir wieder anknüpfen. 2021 wird zwar ein weiteres schwieriges Jahr, aber wir sind optimistisch, dass wir 2023 oder 2024 wieder positiv dastehen werden. Die Hotellerie ist die am schwersten betroffene Branche, der Effekt wird einige Jahre andauern.

Hyatt hat eine starke Expansion in Europa angekündigt. Wo liegen die Schwerpunkte und wie viele Hotels sind geplant?

Wir planen mehr als 20 Hotels bis Ende 2023 in Europa. Das Wachstum liegt in den kommenden Jahren bei mehr als 30 Prozent und die Pipeline ist stark besetzt, mit Neueröffnungen etwa in Tschechien, Zy pern, Island, Georgien, Polen, Albanien, Estland oder Finnland.

Welche Pläne gibt es für Deutschland, Österreich und die Schweiz?

Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt und es gibt viele Aktivitäten. Wir sind überzeugt, dass wir in den nächsten sechs Monaten ein Wachstum ankündigen können, derzeit kann ich noch keine Details nennen.

Wird Hyatt mehr auf Leisure Resorts setzen?

Derzeit haben wir noch einen geringen Anteil an Resorts – etwa 16 Prozent vom gesamten Portfolio. Wir wollen mehr Re sorts entwickeln und fokussieren uns auf wärmere Länder mit Standorten an Seen, am Meer, in den Bergen. Da gibt es enorme Möglichkeiten und der Mix zwischen Business und Leisure ist im Kommen. Wir gehen dorthin, wo die Gäste es wollen.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem neuen Hyatt Regency in Zürich, das vor kurzem im neuen The Circle am Flughafen eröffnet wurde – angesichts der Probleme im Flugverkehr und bei Veranstaltungen?

Das ist ein grossartiges Hotel mit Kongresszentrum an einem tollen Ort. Dort haben wir viele Möglichkeiten für grosse Hybrid-Events geschaffen. Das wird ein starker Performer. Die Luftfahrt ist resilient und wir werden darüber hinwegkommen.

Zu den Höhepunkten 2021 gehört die Einführung der Marke «Destination by Hyatt» in Europa. Die Marke umfasst bisher weltweit 17 Hotels und Resorts. Wie kamen Sie auf das erste Objekt auf Ibiza und welche Pläne haben Sie damit?

Das ist eine wichtige Marke im LeisureBereich, mit der wir die Möglichkeit haben, bei den Resorts zu expandieren. Es geht um Entdeckungen, Familie, Authentizität, ex zellente Lage, echten Service und zurückgenommenen Luxus. Es ist eine tolle Gelegenheit und wir sind glücklich, dass wir zum Zug gekommen sind. Leider war ich noch nicht persönlich dort (lacht).

Die meisten Hotels der Marke liegen in den USA. Kommt auch die DACH-Region als Standort in Frage?

Natürlich. In den kommenden Monaten werden wir einige neue Projekte bekanntgeben, eines davon liegt in der Schweiz.

Warum ist es so wichtig für eine globale Hotelkette, eine Marke mit unabhängigen Individualhotels zu haben?

Markenhotels sind weltweit in der Minderheit und es gibt sehr viele extrem erfolgreiche Hotels, die unabhängig sind. Wir möchten den Eigentümern dieser Häuser die Möglichkeit geben, das zu behalten,

03

04

Hyatt-Zahlen

Gründung: 1957, börsennotiert.

Firmensitz: Chicago / USA.

Zahl der Hotels weltweit:

1000 Hotels in 68 Ländern (erstes Quartal 2021).

Zahl der Hotels in Europa:

über 70 Hotels von 9 Marken in 23 Ländern.

Pipeline: 500 Hotels mit rund 100 000 Zimmern (Ende 2020).

Marken: 20 (u. a. Park Hyatt, Grand Hyatt, Andaz).

CEO & President:

Mark S. Hoplamazian.

Geschäftsjahr 2021, Q1: 304 Mio. US-Dollar Verlust.

wofür sie so hart gearbeitet haben, aber gleichzeitig von der weltweiten Distribution einer grossen Marke zu profitieren. Dadurch wird auch unsere Marke aufgewertet.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Kettenhotellerie?

Wir sind sehr resilient, gehen in die Krise und kommen wieder heraus. Die Hospitality ist die älteste Industrie, Innovation gehört zu unserer DNA. Wir werden zu unserer Stärke zurückfinden, auch wenn es noch nicht gleich morgen ist.

Wie lautet die Vision von Hyatt?

Wir möchten nicht die Grössten sein, aber die Besten im Umgang mit Eigentümern, Mitarbeitern, Gästen, Lieferanten. Und wir expandieren in allen wichtigen Regionen. «To care for people so they can be their best», lautet der Leitspruch von Hyatt. Denn es sind die Gäste, die uns zu dem machen, was wir sind. 

* Quelle&Copyright: Bearbeitete Kurzfassung eines

Gesprächs, das AHGZ-Chefredaktor Rolf Westermann im Juni 2021 mit Peter Fulton führte. Copyright: AHGZ, 2021 [01] Hyatt-Manager Peter Fulton. Der 65-Jährige führt seine Hyatt-Hotels von Zürich-Kloten aus.

[02] The Circle Zürich-Airport (Rendering). Hier wurden zwei Hyatt-Hotels mit 550 Zimmern eröffnet.

[03] Derzeit das einzige Hyatt-Hotel in der Schweiz: Park Hyatt Zürich.

[04] Schlafbereich einer Suite im Park Hyatt Zürich.

This article is from: